FÜNFZEHNTER JAHRESBERICHT DES INSTITUTS FÜR RUMÄNISCHE SPRACHE (RUMÄNISCHES SEMINAR) zu LEIPZIG. HERAUSGEGEBEN VON DEM LEITER DES INSTITÜT8 PäOF. Dr. GUSTAV WEWAND, KOMMISSIONSVERLAG VON JOHANN AMBROSIUS BARTH LEIPZIG 1909. Preis 4.50 Mark. Druck von August Pries in Leipzig. meinem ehemaligen schüler und mitarbeiter dr. sextil püscariu c ZU SEINER ERNENNUNG ZUM ORDINARIUS IN FREUNDSCHAFT GEWIDMET. Vorwort und Jahresbericht Aber die Zeit von Ostern 1907 bis Ostern 1908. Das abgelaufene Jahr war in jeder Beziehung hocherfreulich. Seit dem Bestehen des Instituts hat noch nie eine so große Anzahl wohlvorbereiteter Mitglieder gleichzeitig die Seminarübungen mitgemacht als diesmal. Es war ftlr mich ein Vergnügen den großen Eifer, das Interesse und die Sprachenkenntnisse der Mitglieder zu gemeinsamer, fruchtbringender Arbeit zu verwerten. Der vorliegende und der bereits im Drucke befindliche sechzehnte Jahresbericht werden davon Zeugnis ablegen. Nicht wenig hat dazu der Umstand beigetragen, daß drei Herren, die bereits das Doktorexamen hinter sich hatten, an der Arbeit teilnahmen, dann aber auch die sehr vorteilhafte Mischung der Nationalitaten. Von den 20 Mitgliedern waren 7 Deutsche, 4 Rumänen, 4 Aromunen, 4 Bulgaren (darunter eine Bulgarin), 1 Franzose. Im Sommersemester hielten wir im Seminare Übungen ab über volkstümliche Texte und ebenso im Wintersemester, außerdem aber verwandten wir einen Teil der Zeit auf etymologische Übungen. Vorlesungen hielt ich im Sommersemester über Flexionslehre der rumänischen Sprache und im Wintersemester über die bulgarischen und magyarischen Elemente im Rumänischen. Außerdem behandelte ich die albanesische Grammatik in beiden Semestern in einem zweistündigen Kolleg. Das bulgarische Institut zählte im abgelaufenen Jahre 10 Mitglieder: 5 Bulgaren, 4 Aromunen, 1 Deutscher. In den Seminarsitzungen behandelte ich die Flußnamen der Walachei und die Flußnamen lateinischen Ursprungs in Bulgarien, Herr Capidan die Fluß- und Bergnamen in Buzäu. — IV — Im Wintersemester besprach ich die rumänischen Ortsnamen in Bulgarien, Herr Romansky brachte lateinische Elemente in den Balkansprachen, Herr Dr. Dieterich slavische und rumänische Elemente im Griechischen zur Besprechung. In den Vorlesungen im Sommer- und Wintersemester wurde die bulgarische Grammatik besonders auch die Syntax behandelt, während Herr Romansky mit den Anfangern praktische Übungen veranstaltete. Mein linguistischer Atlas des dacorumänischen Sprachgebietes liegt nunmehr fertig in 67 Karten und dazu gehöriger Einleitung vor. Einzelne Sektionen daraus können nicht mehr abgegeben werden, sondern nur das gesamte Werk solid gebunden zum Preise von 50 Mark. Die Abonnenten können auf Wunsch einen Umschlag zum Preise von 6 Mark erhalten. Für solche, die sich an der Verarbeitung des in den Jahresberichten veröffentlichten Materials beteiligen wollen oder sonstige Zwecke verfolgen, stelle ich stumme Übersichtskarten zu 20 P£ das Stück (aber unter 5 Stück können nicht abgegeben werden) zur Verfügung. Da der Atlas natürlich nur auf eine kleinere Verbreitung rechnen darf, habe ich das wichtigste Kapitel aus der Vorrede in diesem Jahresberichte zum Abdrucke gebracht. Jetzt, wo dieses große Werk nach so vielen Jahren der Arbeit zum Abschluß gekommen ist, kann ich manche andere Arbeit, die ich seither zurückstellen mußte, wieder hervorholen, auch die schon längst versprochene Ausgabe des Harap Alb soll sofort nach meiner Rückkehr aus Albanien, wo ich die diesjährigen großen Ferien zu Studienz wecken verbringen werde, in Angriff genommen werden. Die von mir diesem Jahresberichte beigefügte Arbeit über bulgarische Dialekte hat nicht nur ihren Wert für Slavisten, sondern ich empfehle sie auch dem aufmerksamen Studium der „Rumänisten", denn es finden sich eine ganze Reihe auffallender Parallelen, so daß auch auf rein lautlichem Gebiete die nahe Verwandtschaft dieser Sprachen sich zeigt Leipzig, 16. Juli 1909. 6. Weigand. Inhaltsverzeichnis. Seite Th. Capidan, Die nominalen Suffixe im Aromunischen . . . 1—88 Einleitung................, . . 1 I. Teil. Die Suffixe (einzeln behandelt)........ 4 II. Teil. A. Die Suffixe nach ihrer Bedeutung und Funktion 77 B. Die Suffixe nach ihrem Ursprung......81 G. Allgemeine Ergebnisse..........81 Alphabetisches Verzeichnis der Suffixe.........85 Literaturverzeichnis und Abkürzungen.........86 Dr. St. Bomangkj, Lehnwörter lateinischen Ursprungs im Bulgarischen .................. 89—134 G. Weigand, Welchen Zwecken dient der linguistische Atlas des dacorum&nischen Sprachgebietes..........135—154 6. Weigand, Beitrag zur Kenntnis der bulgarischen Dialekte 155—167 6. Weigand, Etymologien..............168 creangä, crtng; broboanä; broboadä Die nominalen Suffixe im Aromunischen ▼on Theodor Capidan. Das Aromunische zeigt mehr Abweichungen von dem Dakorumänischen als das Istrorumänische und Meglen und doch finden sich zu gleicher Zeit wieder überraschende Übereinstimmungen mit ihm. Im allgemeinen ist das Aromunische altertümlicher im Lautstande, aber auch in der Flexion und nicht zum wenigsten bei der Wortbildung macht sich, wie -Ol wir sehen werden, diese Eigenheit geltend. Letzterer Umstand ist insofern wichtig für die Kenntnis der weiteren Entwickelung einer Sprache, als man mit seiner Hilfe erkennen kann, welcher Mittel sich die Sprache bedient hat, um ihren überlieferten Wortschatz zu bereichern. Denn während uns die Laut- und Formenlehre zeigt, wie die Sprache sich in ihrer formalen Gestaltung weiter entwickelt hat, so gibt uns die Wortbildungslehre kund, inwiefern eine Sprache trotz der fremden Elemente und trotz des Einflusses von benachbarten Sprachen ihr eigenes Leben und ihre eigene Kraft den ererbten Wortschatz belebend zu vermehren, bewahrt hat. Trotz der frühzeitigen Trennung vom urrumänischen Gebiete, trotz der absoluten Abgeschlossenheit vom Dakorumänischen hat das Aromunische bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört, ein rumänischer Dialekt zu sein. Es würde eine Untersuchung des inneren Lebens des Aromunischen zeigen nicht nur die Einflüsse, welche die benachbarten Sprachen Weigand XV. 1 — 2 — auf dasselbe ausgeübt haben, sondern vor allem auch die altertümlichen Züge aus dem Urrumänischen. — Und von diesem Standpunkte aus wird die Behandlung der Wortbildungslehre im Aromunischen sehr wertvoll auch für die Beurteilung der übrigen Dialekte sein. Denn, wie wir später sehen werdenr bietet uns dasselbe oftmals Gelegenheit, die Lebenskraft alter Suffixe deutlich zu erkennen. Ich brauche hier nur an manche Suffixe zu erinnern, von deren Funktion im Dakorumänischen heute entweder nur noch spärliche Beste geblieben sind, oder die ganz ausgestorben sind. Beispielsweise flihre ich hier nur das Suffix -ac an, das auch für die anderen romanischen Sprachen so unüberwindliche Schwierigkeiten bietet. Nur aus den wenigen dakorumänischen Beispielen auf -ac, die sich fast alle als fremde Entlehnungen erweisen, die lateinische Herkunft und Funktion dieses Suffixes im Rumänischen beweisen zu wollen, wäre Willkür. Hier kann uns nur das Aromunische klare Einsicht gewähren. Denn die Fülle von rein aromunischen Ableitungen auf -ac und die Funktion des Suffixes, die sich von der desselben Suffixes bei allen benachbarten Sprachen total unterscheidet, zeugt bis zu einem gewissen Grade dafür, daß es dasselbe ist, das einmal im Vulgär-lateinischen vorhanden gewesen sein muß. — Was nun die Anordnung des behandelten Stoffes betrifft, so schien es mir viel praktischer, denselben nicht nach der Funktion und Bedeutung der Suffixe einzuteilen, sondern alle Suffixe zunächst in alphabetischer Ordnung folgen zu lassen, indem ich bei jedem einzelnen Suffixe an erster Stelle die Etymologie angebe, dann habe ich die Ableitungen nach der Funktion und Bedeutung des betreffenden Suffixes angeführt und am Schlüsse und nur, wo es notwendig war, auch kleine Erörterungen über die Schwierigkeiten, welche die angegebene Etymologie bietet, beigefügt — Das bildet den ersten Teil meiner Arbeit. In dem zweiten Teil habe ich der Übersichtlichkeit halber eine Zusammenstellung aller Suffixe A) nach ihrer Bedeutung und Funktion und B) nach ihrer Herkunft gemacht. In einem besonderen kleinen Schluß- kapitel habe ich auch die allgemeinen Ergebnisse zusammengefaßt. In dem ersten Teil habe ich nur diejenigen Ableitungen angefahrt, bei denen man ein Primitivurn von dem Suffixe scharf abtrennen kann. Daher sind Bildungen wie caselä = Koffer gr. xaöiXa, fustanelä«=Fustanela gr. fpovCraviXXa, värelS auch värgelS (über varielä) gr. ßagili und anderes dergleichen, die nur scheinbar mit dem Suffixe -elS gebildet sind, unberücksichtigt gelassen. Denn trotz der angegebenen Ableitungen ist das Suffix -elä im Aromunischen nicht als solches vorhanden; ich habe es darum unter den aromunischen Suffixen nicht aufgezählt Aus demselben Grunde habe ich die lateinischen direkten Ableitungen, deren Suffixe sich im Aromunischen nicht als lebensfähig erwiesen haben, fortgelassen. Für mich kamen nur die lebenden Suffixe in Betracht und nur die sind in meiner Arbeit berücksichtigt worden. Hier möchte ich nur noch eins erwähnen. Da nun meine Arbeit sich nur auf das aromunische Gebiet beschränkt, versteht es sich von selbst, daß das Dakorumänische von mir nur insofern berücksichtigt worden ist, als es mir dazu verhalf, meine Ansichten betreffs verschiedener Erklärungen über die Herkunft oder die Funktion der Suffixe im Aromunischen zu begründen. Und daraus ergibt sich wieder von selbst, daß es hier in demselben Maße wie auch die anderen benachbarten Sprachen berücksichtigt wurde. Eine spezielle vergleichende Darstellung der Suffixe im Aromunischen mit dem Dakorumänischen enthält meine Arbeit nicht Die phonetische Umschrift für das Aromunische ist die von Prof. Weigand, nur habe ich für die g- und u-Laute ä und i angewandt, da hier andere dialektische Unterschiede nicht in Betracht kommen. Die albanesische Umschrift ist die von G. Meyer, die slavische ist die übliche lateinische. 1* I) Teil Die Suffixe. 1. -ak. -ak stammt aus dem Lat und leitet Diminutiva, von denen manche auch pejorative Bedeutung haben a) von Subst. und b) von Adj. ab. a) . dzinir-ak (von dzinire) = Schwiegersohn, fitöur-ak (fitgor L *fetiolus) = kleiner Junge, mlndz-ak (mtndzu) auch minz-ak in Muloviäte = Füllen, dzun-ak (dzone L juvenem) gyn. mit dzunar und dzuneale, entspricht dem dr. voinicel: „Era un-oarfc un gione mugat gi giun-ak ... .u (Bas. Arom. 33212). Hier hat es die Bedeutung mehr von „tapfer" als Adj. Demnach scheint es mir vielmehr eine analogische Bildung von dzone nach dem bulgarischenjunak = Held als eine arom. dim. Ableitung zu sein, bält-ak (baltö) = kleiner Teich, Pfütze, piat-ak (piatü) = Tellerchen, flitur-ak (flitur, fliture auch flitura), heißt nicht kleiner Schmetterling, sondern leichtsinnig und ist die einzige nominale Bildung auf -ak, die pejorative Bedeutung zeigt: „Ca s-lä se umplä caplu a tutulor flituratslor ca nu easte gine ...(Bas. Arom. 16623) sut-aka (sut&)= V4 oka, die einzige weibliche Form auf -ak. b) skurt-ak (scurtu) auch gkurt-ak vom alb. gkurt abgeleitet syn. mit gcurtabec (nach Dal.) = kurz und dick vgl. dr. scund durduliu; subtslr-ak (subtsire 1. subtilis) =dünn, schmal; es wird vielmehr für Personen und dann mit hypo-koristischer Nebenbedeutung angewendet; pstn-ak (putsln = wenig — ptsln und in unbetonter Stellung: psin, daraus auch ein Verbum: psinare und pstniri: „s-psinirä oileM bei DaL) = mager, entspricht dem dr. släbuts. Es kommt nur im S.-Ar. (Süd-Aromunischen im Pindus) vor, im N.-Ar. (Nord-Aromunischen im eigentlichen Macedonien) dagegen ist es so gut wie unbekannt ligur-ak (Figor L levis + Suff. -(u)gor) == leichtsinnig, deckt sich in der Bedeutung mit dem dr. usurel und wird pejorativ gebraucht „Amiräulu avea trei — 5 — fitgori. DoiTi era mintiogi gi alantu tritsea di ligurac" (Bas. Arom. 423. Diese Wendung „tritzea diu ist dr.). Fremde Entlehnungen, die keine aromunischen Ableitungen zeigen, sind folgende: Bulgarisch: kulak (kolak) = Kucheu; pulak (poljak) = Feldhüter; busilak und busulak (bosiljak) auch vasilak eine Kompromissform aus busilak und dem neugr. ßaöiXixog — Basilienkraut; gistak (gestak wie petak, desetak) = ein Sechser (Geldstück). Albanesisch: binakpl. binats (binak) = Zwilling, bur-dulak (burdutak)=Portulake. Türkisch: liiak—Fledermaus, klsnak=Werkzeug zum Aufhängen der Wäsche. Mit Bezug auf die türk. Entlehnungen läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, ob sie direkt aus dem Türk, oder durch Yermittelung der Nachbarsprachen ins Arom. aufgenommen wurden. Neugriechisch: girak=Taubenfalke,pidupinak=Backmulde. Etymologisch undurchsichtig sind folgende: fältak und fultak — Spanne, p&gpakä — Spritze vgl. dr. pu§coiu. Es scheint eine onomatopoetische Bildung zu sein, gunak = Adler, kataflak und kataflik auch katsaflik = klitoris, pirgak = aufgeweckt, schlau. — Die Form dubrak kommt nur einmal vor: „trei-ori gionl'i crutsea g-fac, Ia nainte prin dubraku (V. Cänt. jon. 39). Dem Sinne nach entspricht es dem bulg. d^brava vgl. dr. dumbravä. Die Bildung ist bulg. dibrak Eichenwald", dem serb. ein dubrak entsprechen würde, das ich aber nicht in den Wörterbüchern finde. tslrtsirak=unfruchtbarerBoden. Ist es vielleicht eine durch Wiederholung des Stammes tslr mit der übertragenen Bedeutung von „magertt abgeleitete Form? tstr heißt im Arom. wie im Dr. „Bückling" (gr.). Mit der Frage nach der Herkunft des Suff, -ak im Rum. hat sich Puscariu (Dsuff. 119 ff) befaßt und ans den wenigen dr. Ableitungen, von denen ja fast alle fremde Entlehnungen sind, seine lat. Abstammung festzustellen versucht. Vorher hatte schon Cohn („Die Suffixe -accus, -iccus, -occus, -ucus (uccus) im Romanischen", Ztschr. XX. 335 ff.) eingehende Untersuchungen gemacht, um das Vorhandensein des Suffixes im VlgL nachzuweisen. Die Übereinstimmung in der Bedeutung und Funktion des arom. Suffixes mit denen der anderen rom. Sprachen legt gewiß die Vermutung nahe, daß sie alle auf eine vulgärlateinische Form zurückgehen. Da aber für das Arom. und das Rum. im allgemeinen neben den roman.Sprachen auch die Nachbarsprachen in Betracht kommen, so halte ich es für angebracht, ehe wir auf die lat. Herkunft des Suffixes schließen, eine kleine Untersuchung über die Anwendung des* selben Suffixes in den Balkansprachen zu machen, denen ein Suffix -ak ist auch im Slav., Alb., Türk. etc. vorhanden. Ich fange mit dem Slav. an. Im Ab. (Altbulgarischen) begegnet ein Suff, -ak, das nach Miklosich und Vondrak (V. vgl. Gram. 45, 7—8) a) Nomina agentis von Verben, z. B. prosjakt zu prositi; tezak'L zu tezati eto, b) Adj. oder Subst. der Qualität, z. B. novak'L zu novB; junak'L zu junt ableitet. Hier ist -aki» aus dem auslautenden Stammvokal -a und dem Suffixe -kB entstanden, das ursprünglich nur Nom. agent. und nie Diminutiva bildete. In dieser Funktion und Bedeutung kommt -ak im Arom. nicht vor und damit ist das Ab. für die Herkunft des Suff, im Arom. ausgeschlossen. Das Bulg. (Neubulgarische) leitet mit -ak a) Augmentativa von Adj. und verwandelt sie in Subst. z. B. glup-ak zu glup; gol-ak zu gol; slab-ak zu slab etc. Hierher gehören auch ein paar Ableitungen, die pejorativen Nebensinn zeigen: kriv-ak zu kriv; zdraven-ak zu zdrav; debel-ak zu debel etc., b) Kollektiva von Subst.: dtb-•ak zu d'Lb = Ort, wo viele Eichen wachsen (vgl. lat -etum); sliv-ak zu sliva etc. Aus dieser Bedeutung hat sich später auch die örtliche Nebenbedeutung herausgebildet:] boänjak = einer aus Bosnien; poljak = Feldhüter etc. Von den bulgarischen Ableitungen könnten höchstens die mit pejorativem Nebensinn uns insofern interessieren, als zwei solche Ableitungen auch im Arom. existieren. Doch scheinen sie von keinem Belang zn sein, da die bulg. Pejorativa sich aus den Augmentativen, genau wie die aromunischen aus den diminutiven entwickelt haben. Was die unter b) angeführten arom. Beispiele betrifft, so ist zu bemerken, daß sie dieselbe Funktion wie im Bulgarischen aufweisen. Sie bedeuten den Träger einer Eigenschaft. Also eine Bildung wie subtsir-ak zeigt dieselbe Funktion wie das bulg. slab-ak. Da doch der Ausgangspunkt dieser Funktion für alle beide Sprachen verschieden ist, so ist auch ihre Bedeutung verschieden. Die Funktion des bulg. Suffixes ist eine Fortsetzung der des Altbulgarischen. Denn, wie wir gesehen haben, bildete -ak% neben Nom. Agent, auch Subst. der Qualität Da aber diese Art der Bildung im Bulg. nur zur Vergrößerung dient, so liegt der Übergang zur pejorativen Bedeutung sehr nahe. Im Arom. dagegen ist die ursprüngliche Funktion des Suffixes die der Ableitung von Dim. Ob diese verkleinernde Bedeutung sich auch auf die Eigenschaft bezieht, das ist eine Möglichkeit, die in jedem Dim Suffix liegt. In diesem Falle würde sich die qualitative Bedeutung des -ak als eine regelmäßige Entwicklung der Diminutivbedeutung erklären. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß die bulg. Bildungen auf die entsprechenden arom. keinen Einfluß ausgeübt hätten. Auch das Albanesische besitzt ein Suffiix -ak. Die wenigen Beispiele, die ich in Meyers Alb. Wb. und Pedersens Glossar aufgefunden habe, stammen alle aus dem Slav. und dem Türk.: sadzak (sadfci) = eiserner Topf, aus dem Türk, sadz-ajak, zuerst ins Serb. und Bulg. eingedrungen und von hier aus auch ins Alb.; kartfiak == Krug, altbulgarisch kr'LÖak'LjSerb. krcag, im Alb. durch serb. od.big. Vermittlung. £pjak (SupPaka, SepPaka, äpl'ake) = die flache Hand, und nach G. Meyer aus dem sl. äupli» + akr». Das sind Ableitungen, die mit den arom. Bildungen nichts zu tun haben. Nun kommen aber noch zwei alb. Bildungen auf -ak, deren Bedeutung mit der der arom. Beispiele übereinstimmt. Das sind: tarak = junger Ochse, zu ter. terak wurde durch Vokalh. tarak. Dann kommt auch ferak von fers „Dorn, Dornbusch, Brombeerstrauch" vor. Nach Hahn soll so ein kleiner grauer Vogel, Rohrsperling, heißen. Es ist ein Vogel, der sich auf dem Dornbusch aufhält. In diesem Falle bezeichnet das Suffix nur den Ort und in dieser Bedeutung stammt es aus dem Bulg. oder Türk., wo -ak als Ortsuffix fungiert Für uns kommt also nur tarak in Betracht Bei der Besprechung des slav. -ak haben wir gesehen, daß dasselbe keine Diminu-tiva wie bei unseren arom. Beispielen bildet. Demnach konnte man -ak von tarak vielmehr für ein arom. Suffix halten, oder aus derselben Quelle, dem Lateinischen, stammend. Außerdem kommt für das Aromunische noch das Griechische in Betracht. Im Neugr. haben wir ein Suffix -axrjg, -axi, das zur Ableitung von Diminutiven dient Es existiert auch im Arom. — Zunächst dachte ich, da -ak im Arom. sehr alt sein sollte, es hätte sich vielleicht aus der ursprünglichen Form des griechischen -axrjq ein -ak entwickelt und wäre als solches neben der relativ neueren Form -axfjg beibehalten worden. Das kann aber nicht möglich sein, denn dieses Suff ist ursprünglich aus -iov und einem Teil der auf -a| auslautenden Stämmen entstanden. Also ax + iov wurde im Obliquus zu -axiov und daraus hat sich später ein axtjq herausgebildet: av&Qag-av&Qaxiop. Von hier aus wurde es auch auf die anderen Stämme übertragen und als Diminutivsuffix gefühlt Demnach ist ein -ax als selbständiges Suffix im Griech. nicht vorhanden (Jan.: H. gr. gr. p. 292). Aus der kurzen Übersicht über die Funktion des Suffixes -ak in den Balkansprachen kann man ersehen, daß von hier aus kein Einfluß auf das Arom. Dim.-Suffix -ak ausgeübt wurde. Sein Ursprung muß also im Lat gesucht werden. Hier begegnen uns einige Beispiele, die meistenteils zur Bezeichnung von Pflanzennamen dienen: pastinaca = Möhre, Karotte; verbenaca zu verbena = Eisenkraut; arboraca; dann auch einige Adjektive, wie ebriacus zu ebrius = tüchtig angetrunken; mSracus zu merus = lauter, rein (Diez: Rom. Gram. II, 305.). Die Bedeutung dieser Wörter ist nicht dimi- nutiv. Die einzigen Ableitungen auf -acus, welche verklei-nernde Bedeutung aufweisen, sind die, welche mit dem Suffix -Ülus zusammengesetzt sind: betac-ülus neben betaceus = eine kleine rote Rübe; merac-ülus zu meracns. Hier liegt die verkleinernde Bedeutung in dem Suffix -ülus* Nur die Form lingulaca bietet durch ihre pejorative Bedeutung eine besondere Wichtigkeit. Alle diese Beispiele zeigen uns nur, daß das Suffix -acus (-accus) im Lat vorhanden war. Was aber die Funktion desselben anbelangt, so werden wir uns über die oben angeführten Beispiele — abgesehen von lingulaca — kaum klar, denn sie unterscheidet sich von der Funktion desselben Suffixes im Romanischen. Die Beispiele, die uns im Romanischen begegnen (Siehe Horning 334 ff), zeigen alle verkleinernde oder verschlechternde Bedeutung und damit stimmt das Rum. resp. das Arom. vollständig überein. Wir haben zwar keine direkten Ableitungen auf -acus im Dr., doch ist es nicht unmöglich, daß sie im Urrumanischen einmal existiert haben und nachdem sie produktiv geworden waren, ausgestorben sind. Solche Falle kommen im Rum. auch sonst vor. Ich führe hier als Beispiel das Suffix -ame an. Dieses Suffix war im Urrum. sehr produktiv und ist es heute noch im Arom., wo es zur Bildung von Kollektiven dient Es ist allerdings verwunderlich, daß die direkten Ableitungen auf -ak auch im Arom. ausgestorben sind, und gerade das bildet die Schwierigkeit bei der Frage nach der Herkunft des Suffixes; doch spricht der Unterschied in der Funktion des nun. Suffixes von der des Suffixes »ak in den übrigen Balkansprachen dafür, daß es aus dem Lat stammt. 2) -aki. Es ist kein häufiges Suffix und ist das neugr. -axrjq, -axi. Im Arom. dient es wie im Griech. zur hypokoristischen Ableitung von Eigennamen: G'iorgi (Georg) G'iorg-aki, Gaki Nicola (Nicolaus) Nicol-aki, Colatti, CulaMi, Laki; Mi-hali (Michael) Mihal-aki, Halaki, Laki; Ioan (Johannes) — 10 — lan-aki, Naki; Vasile (Basilius), Vasil-aki, Laki; Con-stantin, Costant-aki, gesprochen Costandaki, Costa, Costaki etc. Im Neugr. bildet dieses Suffix Diminutiva mit hypoko-ristischem Nebensinn von jedem beliebigen Gattungsnamen: jtT7}QaxL,jtaiöaxL xorafiaxi etc., im Arom. dagegen beschränkt es sich nur auf die Eigennamen. Und wenn Ableitungen wie bab-aki (türk. baba), piataki — Tellerchen etc. im Arom. vorkommen, sind sie als direkte Entlehnungen aus dem Neugr. zu betrachten. Im Arom. bildet -aki keine Diminutiva. Dafür dient das Suffix -uä (s.unten): Adam — Adam-uä, Damno; Iani — Ian-uä, Nuö etc. (siehe unten); ebenso bei den Gattungsnamen: cätsäl — cätsSl-uä = Hündchen; drac — dräc-u§ = Teufelchen etc. Nach seiner Funktion und Verbreitung zu urteilen, ist -aki im Arom. neu und nur vermittels der Taufnamen in die Sprache eingedrungen. 3) -at§ (-aciu). -at§ kommt im Arom. selten vor. In den drei Fallen, die ich gefunden habe, dient es zweimal zur Bildung von Nom. agentis: arung-at§ (arunc = wegwerfen) = ein halbkastriertes Pferd (Dal.), fidript-atä (fidreptu== einrichten, aufrecht halten) entspricht dem Dr. tintas und nur einmal zur Bildung eines qualitativen Adj. stlngatä (sttng = link) = linkshändig, ungeschickt. Neue Entlehnungen aus dem Bulg. sind: gumatS türk. gum = blechernes Gefäß, kopilatä = uneheliches Kind; kärpat§= Flicker. Eine Bildung fugatä, wie im Dr., ist mir unbekannt Über den Ursprung des Suffixes -ats haben außer Dietz auch Stefurea, Häsdeu, Meyer-Lübke und Pu|cariu eingehend gehandelt und die Unhaltbarkeit der lat. Abstammung nachgewiesen (Pus.: S. 145, Die tS und ts Suffixe). Für das Arom. liegt die Frage nach seinem Ursprung noch leichter. Ein lat Suffix wie -aceus resp. -acem mußte unbedingt zu -ats, — 11 — genau wie -icius und -icem zu -its und -itse werden. Außerdem stimmt für das Arom. auch die lat. Funktion des Suffixes nicht. Hier dient es zur Bildung von deverbalen Adjektiven (M. L. Born. Gram. § 413), im Arom. dagegen leitet Nom. agent. ab. In dieser Funktion kommt es im Bulg. vor: lovatä (= Jager), bodatä etc., woher das nun. Suffix stammt. 4) -ad*. Es stammt aus dem Ngr. und leitet Abstracta von Nominibus ab. Es wird sehr selten angewendet, und die Ableitungen, die mir begegnet sind, beschranken sich auf die folgenden Beispiele: virgin-adä {zu virginä) = Jungfrauschaft, es heißt auch Jungfrau, wofür im N.-Ar. virgirä, alb. vergeri, geg. virg'ini und so auch im Cod. Dim. 9114, 29b20 etc. mehr üblich ist. gumar-adä (grumur < grumulus = Haufen von Brennholz oder Steinen) mit derselben Bedeutung wie die des Simplex „grämadä de pietre strtnse, stog de pietre strtnse intrun ogora (DaL). Der Ausfall von r, sowie der Übergang von u zu a erklaren sich durch Diss. und Vokalharmonie. Nur diese beiden sind sicher arom. Ableitungen, nostim-adä, dessen Simplex nostim im Arom. sehr üblich ist, kann ebensogut arom. wie griech. Ableitung sein. Die Bedeutung dieses Wortes stimmt mit der dr. nicht überein. Hier heißt es gefällig, drollig, „un bäiat nostim" = ein gefalliger Knabe, „Ce mai nostimade" = was für Drolligkeiten, im Arom. dagegen hat es den griech. Sinn von schmackhaft, Schmack-haftigkeit. Die Form firada (Dal.) = Ritze am Fenster oder an der Tür ist durch Sufixvertauschung aus firidä entstanden, agri-ada (Dal.) — Wildheit, Quecke stammt direkt aus dem gr. ayQiaöa. 5) -alä. Es geht auf das bulg. -alo zurück. Im Arom. kommt das Suffix äußerst selten vor und bildet Deverbalia zur — 12 — Bezeichnung von Werkzeugen. Nur eine einzige arom. Ableitung ist mir begegnet: Suts-alfc (äuts »ich drehe, winde) = Weigerholz, Nudelholz zeigt dieselbe Bildung wie die bulg. sukalo mit derselben Bedeutung. skivalä = Abfall von verschiedenen Sachen, und kufal& = Höhle eines Baumes; sind keine Suffixbildungen, sondern direkte Entlehnungen aus dem Ngr.: öxeßaXov, xowpala. Unklar sind mir die Formen: gängalä = Mutterkorn (W. Wb.)andralä=»Schwindel (W. Wb.). AlbanesischeEntlehnung ist bukuvalä (bukuval^) = eine Art Speise, Brot und Käse mit Butter gedünstet. 5) -aPe (-aPä) und al'u. Es sind keine häufigen Suffixe im Arom. Sie gehen auf das lat. Neutrum Pluralis -alia zurück, das schon im Lat kollektivische Bedeutung bekommen hatte (M. L. Rom. Gram. § 439.)* Neben -alia, das im Arom. wie im Rum. zum Femininum Sing, geworden ist und -ale (alä) ergeben hat, hatte sich schon im Lat. ein -alium herausgebildet, das durch das Vorhandensein des Gen. Plur. -aliorum neben -alium (vgl. auch arom. nämalu, das auf das vli *animalium (Pus. Ztschr. B. XXVII, 747) zurückgeht) und der wenigen romanischen Ableitungen (siehe W. Meyer: Die Schicksale des lat. Neutrums 101) bezeugt wird. Aus -alium ist arom. -alu entstanden. Auf -ale (-alä) kommt nur eine einzige Ableitung mit kollektivischer Bedeutung vor: minutsale aus dem Plur. minuts (I. minuti von minutus) + -alia; im S.-Ar. wird vielfach mintsale und min dzale gesprochen. Es heißt „Kleinigkeiten, kleines Geld": am un aslan minutsale. Im N.-Ar.hat man zu minutsale einen Plural minutsäli gebildet, und es wird nur als solches gebraucht. Diese beiden Formen haben in der Bedeutung mit dem dr. märuntaie nichts zu tun. Eine andere Ableitung mit -alia ist bätale, das direkt auf das vgl. *battalia zurückgeht. In diesem Beispiel dient das — 13 — Suffix zur Bezeichnung vom Werkzeuge. Auch diese Ableitung unterscheidet sich von der entsprechenden dakorumänischen bätaie, die „Schläge, Prügel" bedeutet Im Arom. heißt es „die Mörserkeule, Stampfe, Walkmühle". Eine Nebenform von bätal'e ist bätane mit derselben Bedeutung. Hier liegt eine Suffixvertauschung vor, und es ist durch Anlehnung an kupane, slav. kopanja = Backtrog und Waschtrog entstanden. Fremde Entlehnungen auf -ale sind: dänale und dä-nalä = die Zange der Schuster, aus dem ital danagla. brustalä = Johannisbrot (W. Wb.) ist mir nach Bildung und Bedeutung unbekannt Auf -alu kommen außer nämalu und numalu auch die Bildungen: friptalu = gebratenes Lamm, ein Lamm am Bratspieß, Braten und fit alu = das Gebären und die Werfzeit der Schafe vor. Das Suffix -alu muß einmal produktiv gewesen sein, denn nur so kann man sich die beiden Ableitungen, die als Neubildungen zu betrachten sind, erklären. 7) -ame. Das Suffix -men bildete ursprünglich im Lat Nomina actionis: tegmen (tego) = Bedeckung und Decke; agmen (ago) = der Zug und die Bewegung, dann aber auch die bewegende Masse und, übertragen, auch die Menge im allgemeinen, die sich in der Masse befindet In diesem letzten Sinne zeigt das Suffix -men eine kollektivische Bedeutung und sie tritt mehr bei examen hervor, das zuerst „den ausfliegenden Schwärm von Insekten" im allgemeinen und dann „Bienenschwarm" bedeutete. Dieses Suffix wurde nachher an die verbalen a-, i- und u-Stämme angefügt, woraus ein -amen, -imen, -umen entstand. Später wurde es auch an Subst gehängt und hatte dieselbe abstrakte oder kollektivische Bedeutung, wie linteamen (bei Apuleius), pulpamen (Livius) (M. L. Rom. Gram. §443). — 14 — Mit dieser letzteren Bedeutung hat es sich im Romanischen und am weitesten im Rum. resp. Arom. verbreitet. Hier ist das Suffix sehr produktiv geworden und leitet a) Kollek-tiva von Subst und b) Abstrakta von Adj. und nur vereinzelt von Verben ab. Im Geschlechte zeigt das Arom. dieselben Eigentümlichkeiten wie das Tarentenische, Neapolit Sicilian. und Spanische. Hier wie dort dient -amen zur Bildung von Femininen. a) bärbät-ame (bärbat) = viele Männer, auä-ame (auö 1. avus) = viele Greise, armln-ame (armln) = Aromunentum. vitsin-ame (vitsin = Nachbarn), f&räerot-ame (faröerot = ein aromunischer Stamm), bidukl-ame (piduklu 1. pedi-culum), furnig-ame (furniga für furmicä 1. formica), min-täun-ame (mintSunä = Lüge). b) 1. Ableitungen von Adjektiven: amär-ame(amar), dultse-ame (dultse), urits-ame (pl. urlts von urit = häßlich), liäur-ame (liöor = leicht), minuts-ame (pl. minuts), mutsame (muts pl. von mut = stumm), fukär-ame (fukara türk. = arm) etc. 2) Deverbalia: pläskän-ame (pläskauescu bulg. pleskam) entspricht dem dr. pleznitura, pleznet = Ge-knall. paspur-ame (von pigpuredz „flüstern", das in seiner Form lebhaft an das gleichbedeutende deutsche „pispeln" erinnert und wahrscheinlich onomatopoetische Bildung ist 8) -an. Es stammt aus dem slav. -am.. Im Ab. war es ursprünglich eine Partizipialendung bei den Verben auf -ati: kovati — kovarn»; kajati — pokajant etc. Von hier aus wurde es nachher auch auf die Adj. übertragen. Heute dient es im Bulg. zur Bildung von Augmentativen, Pejorativen und von Eigennamen als Träger einer Eigenschaft. In derselben Funktion kommt es auch im Serb. und Russ. vor. Bulg.: gol — golan, p^rv — P^rvan, vwba — V^rban. Doch scheint es, daß -an im Bulg. heute vielfach durch -ak ersetzt wird. Beispielsweise führe ich nur die Bildung gts-ak an, — 15 — das älteres gask-ain, (s. srb. gusan < ablg. *gasan) verdrängt hat Beide Formen existieren heute im Dr. glnsac in der Moldau und gascan in der Walachei. Im Arom. ist -an ziemlich üblich und bildet in erster Reihe: Augmentativa von Subst, besonders in der weibliche, auch im Bulg. bevorzugten Form. dint-anä (dinte) auch gint-anä (Dal.) und durch Suffix-vertauschung auch dintena (Dal.) = der Schnabel; kärlib-ana (k&rlig) = Haken am Hirtenstab. Von kärlig hätten wir eigentlich kärlig-anä haben müssen. Die Form mit b (kärlibanä) ist durch Anlehnung an tSub an ä = Schöpflöffel (dr. cäuc) entstanden. Das letztere gehört nicht hierher, denn ursprünglich war es „lingurä täubanä" = ein großer Löffel, dessen sich die Schäfer beim Essen bedienten. Das atributive Adj. ist zum Subst geworden. — noldziuk-an, -ä und noldzik-an, -ä = der und die Mittlere, aus noldzukä (1. medius locus) entstanden, tsorligan = einer, der lange Beine hat: „fitsor t&orligan". Es ist eine Ableitung von tfior für tsitSor anstatt Kitöor resp. pitöor (petiolus) und der Endung -ligan, welche von kärlig-anä, als es noch nicht kärlibanä geworden war, übertragen wurde. In der Form gitsanä für gitsauä (vitiSlla) liegt Suffix vertauschung vor; sie hat, so viel ich weiß, keine augmentative Bedeutung. Ebenso girganä = Jungfrau: „S'arsare luna ka girganä" (Fr. II 22. „Donau) für girginä aus virginä (durch Assim.) beruht wieder auf Suffixvertauschung. Eine besondere Funktion von -an ist auch die zur Bildung des Plurals von Fremdwörtern. Ich führe hier die Bildungen an, welche mir im Cod. Dim. begegnet sind: apostlani (apo-stol) 84b13, arKiereani (arKiereu) 124b7, ortodoksani 119b18, Kainitsanli (Kainit far Kananit von Kanaan) 70C20, Fari-seani (fariseu), Iudeani etc. Ob dieses -ani der Plur. von dem Suffix -an ist, vermag ich nicht zu sagen. Seine kollektive Bedeutung ist mir unklar, da es sie auch im Slav. nicht zeigt. Hier könnte man höchstens an das Suffix -ani von den Ortsableitungen für Personennamen wie Tärkäl-ani = Ein- — 16 — wohner von Trikala, Mäläkaä-ani, Däil-ani etc. denken, das aus -eani (sl. -eni) nach palat. Konsonanten und Zischlauten entstanden ist. Aus der Verbindung des Suffixes -an mit den Diminutivsuffixen -ig, -uä, -zä entstehen Suffixverkettungen. Die Bedeutung bleibt bei den meisten als augmentative bestehen und bezeichnet vielmehr den Trager einer Eigenschaft: per-uö-an (peru 1. pilum) — ein junges schlankes Mädchen mit schönen Haaren, kurb-i§-an (korbu = Rabe und übertragen „unglücklich") = ein armer unglücklicher Mann, gul-i8-an (gol lehr, nackt) = nackt, kahl, federlos: pulu guliSan = ein federloser Vogel (Dal.) Daraus wird auch das Verbum guliäinedz für guliäänedz abgeleitet. Bemerkenswert ist bei diesen zwei letzten Ableitungen, daß die Diminutivbildungen gar nicht existieren. — Ein einfaches peruä guliä ist unbekannt. Ebenso kommen andere Bildungen auf -iö + an, wonach man die beiden Ableitungen als nachträgliche Bildungen betrachten würde, gar nicht vor. Es liegt wahrscheinlich eine Suffixvertauschung vor, zumal -i§ mit -u§ sehr oft wechseln. — Auf -zä + an begegnet nur nicuz-an nach nicä-zanä, und hat wie die ihr zugrunde liegende Form dimin, Bedeutung. (8. unter -zä.) Fremde Entlehnungen, die nicht hierher gehören, sind folgende: aruidana (bulg. rodan) Spulrad mit zwei Rädern (W. Wb.) gärgälan (bulg. gärklan) der Schlund. In Arom. zeigt das Wort ein svarabhaktisches a und Konsonantenerweichung, die letztere durch den vorausgehenden stimmhaften Guttural hervorgerufen, kalpuzan (türk. kalpuzan == Falschmünzer) piskätran (bulg. pisa = Pech und türk. katran = Pech) = unglücklich, zdumban und sdumban = stark, kräftig. In dieser Bedeutung kann es von stumbu + an abgeleitet werden. Ferner gutäan für kutäan (Konsonanterweichung) Stengel, gudrovan nackt (W. Wb.) etc. — Anmerkung: Das lat. -anus mit adjektivischer Bedeutung: humanus, mundanus (M.L.Rom. Gram. § 449), das — 17 — in allen romanischen Sprachen, außer dem Rumänischen in derselben lai Funktion produktiv geworden ist, hat sich im Arom. nur in den lat Ableitungen bewahrt wie arm an L romanus, pängän 1. paganus etc. Ebenso ist es mit dem Suffixe -aneus geschehen. Es findet sich nur in den direkten Ableitungen wie kapitänu und kapitinu (capitaneus), käl-känu (calcaneus), kästänu (castaneus für castanea) etc. — 9. -äni. Neben dem Plural mume von mumä anstatt mamä = Mutter, dann tati von tatä = Vater, begegnet im Arom. auch mumäni, tätäni, die alle auf lat mämani, tatani zurückgehen. Schon im Lat. zeigte sich die Tendenz, die Casus obliqui der a-Deklination: -ae, -am, durch -anis, -ani, -anem zu ersetzen. Die Form mama wurde im Acc. mamanem flektiert Später hat sich ein Nom. Plur. daraus herausgebildet, das in die II. Dekl. überging und die arom. Form mämäni ergab. Im Arom. hat diese Art der Bildung nur im PI. Reflexe hinterlassen. Daß es aber einmal auch Singularformen gab, bezeugt das Dakorumänische (0. Dens. H. 1. r. Belege 139 ff.) Analogisch leitete man auch von den Sinnverwandten papä ein päpäni, von dadä—dädäni und sogar von fremden Elementen wie lalä (alb. lale — Onkel) ein läläni ab. Die dakorumänische Bildung fräfäni ist im Arom. unbekannt. 10. -andru. Nur eine einzige Ableitung auf -andru kommt im Arom. vor: Kilandru und Kilandrä entspricht dem dr. copilandru: e§ti Kilandru — est! copilandru (Dal.) Die Ableitung ist mir insofern unklar, als wir aus Kilu + andru eine Form wie Kilandru (mit erweichtem I) erwartet hätten. Das Suffix stammt wie bekannt aus dem Ngr. — 11. -ar. Es stammt aus dem Lat und geht auf -arius und das substantivierte Neutrum -arium zurück. Weigand XV. 2 — 18 - Im Lat. bildete -arius ursprünglich Adjektiva wie: legionarius, librarius, temerarius etc. dann aber auch Subst. und bezeichnete „die Person, die sich mit einem Gegenstande berufsmäßig abgibt, ihn verarbeitet, mit ihm Handel treibt, in der Beschäftigung mit demselben ihren Lebensunterhalt oder ihren Lebenszweck findet" (M. L. Rom. Gram. § 467). Es war ein Substantivsuffix, aber es wurde auch an Adj. wie crudarius, antiquarius etc., anNumeralia: Primarius, centenarius etc., an Präpos.: contrarius etc., an Adv. necessarius etc. und schließlich an Verba: communi-carius etc. angehängt. (Er. Staff: Le Suffixe -arius dans les langues romanes p. 3 Upsala 1896.) Im Arom. ist -arius wie sonst überall im Roman, sehr produktiv geworden und leitet Nomina agentis als l.Deno-minativa und 2. Deverbativa ab. Dieselben sind sehr zahlreich. Ich lasse zuerst die lateinischen und dann die Neubildungen folgen. 1. Denominativa a) Lat direkte Ableitungen: pikurar (pecurarius) kärnar (carnarius) Fleischhändler (in Ochridaüblich), kiptinar (pectinarius) porkar (porcarius), limnar (lignarius), cäprar (caprarius), Kirar (ferrarius) etc. b) Arom. Ableit mit lat Elem.: mitrik-ar und mätrik-ar (von matrix-icem bildete man nach der I. Dekl. ein matrica, das zu mätricä wurde = oaie, caprä, care se mulge In genere la o strungä; iar cänd se mulge acasä, sau se tine acasä numai pentru lapte se numeste muldzarä (Dal.)) = Schäfer „pästor de mitritt" (Dal.); nutin-ar (anoatin 1. anno-tinus = einjähriges Lamm) Schäfer von einjährigen Lämmern, töinus-ar (täinuäe Asche) Aschensammler, kurkubit-ar (curcubita) Kürbisverkäufer, ä bätäl-ar (bätale für bätane) Walker, Tuchwalker = dr. piuar. kää-ar, pusk-ar (1. posca), spät-ar (spatä der Kamm am Webstuhl), vak-ar,but-ar auch bute-ar, t§iri§-ari = Kirschenhändler und Monat Juli; für die letzte Bedeutung siehe -are. c) Arom. Ableit. aus fremden Elem.: kärävän-ar — 19 — und kärvänar (karavanä türk.) parmat-ar (gr.), petäl-ar (gr.), käldärm-ar (türk.), märäz-ar (türk. maraz, einer der an einer chronischen Krankheit leidet), kä§käväl-ar, gumär-ar, täerip-ar (tSireap blg.cerep), ligutsar gr. etc. Folgende Ableitungen können sowohl als arom. wie auch als bulg. betrachtet werden, da dieselben auch im Bulg. üblich sind: tuvlar, täuflik-ar und tsiflik-ar. 2. Deverbalia Hierher gehören lauter Bildungen mit fremden Elementen: gudil-ar, gidilar auch gldil- ar gldilik) Kitzler, gunus-ar (gr.) Verzinner. Die Form plänar = einer, der viel weint, weinerlich, würde hierher gehören, nur wenn es von plängu abzuleiten wäre. Als fremde Entlehnungen auf -ar sind folgende zu verzeichnen: kulindar (bulg.), darvar (bulg.), plnd-ar Feldhüter (bulg.), gärdinar (bulg.), alunar (Juli) auch alunal (Assim.) aus dem Griech. aXcovaQtq — Heumonat, Juli, oder dem Alb. alonar, das wieder auf das Griech. zurückgeht. Wäre es eine Ableitung von dem arom. alunä, wie es zu sein scheint, dann müßte es den Monat Oktober bedeuten. lunar und lundar gr. Xbopöclqi, glrginar synon. mit gärgälan und gärgälean ist dasselbe bulg. Wort gärklan und erklärt sich aus Suffixvertauschung und Dissimilation: gärgälan — gärgänan (Ass.) — gärgänar — gärginar. bikar (türk.) bumbar (bulg.), guätavar eine rote Blume (Krusova) etc. — Unsicheren Ursprungs sind: bular = große Schlange (Dal.), gägänar == gäunos, porös zbärcit cu pete pe fa$ä (Dal.), mäklädar — mämäligä subtire care se män&ncä cu pecmez (DaL), vular = Schilfrohr (Dal.). — Anmerk. stirp-ar (sterpu) = Hirt der unfruchtbaren Schafe ist die einzige Adjektivbildung wenigstens der Form nach, azvärn-ar (azvarna) ist vom Adverbium abgeleitet. In Belits-ar liegt die einzige Ableitung vor, die zur Bezeichnung des Personennamens von Ortsnamen dient Es heißt der Einwohner von Beala — Bealitsa. — In dieser Funktion ist -ar nicht lateinisch (vgl. kon-ar). 2» — 20 — So sehr produktiv ar< arius, so wenig lebendig ist ar Nom* agent von Nominibus und Verben ab, z. B. pek-ari>, lek-arb, dann zlat-art, stol-arB etc. (V. Vgl. SL Gram. 431). In dieser Funktion hat es sich im Bulg. erhalten. Daß auch das bulg. Suffix auf die Produktivität des lateinischen von Einfluß gewesen ist, versteht sich von selbst, zumal im Arom. direkte Entlehnungen aus dem Bulg. wie kolindar, därvar etc. vorhanden sind, in welchen man den Stamm von dem Suffix trennen konnte. Allein es ist nicht so leicht zu unterscheiden, welche von den vielen Ableitungen auf das bulg. -ar zurückgehen, da die beiden Suffixe sich in Funktion und Form decken. — 12. -are. Seiner Herkunft nach geht dieses Suffix auf die lat. -alis und -alia zurück. Im Lat bildete -aus Adjektiva zur Bezeichnung von Zugehörigkeit Verwandtschaft und Ähnlichkeit z.B. aequalisr mortalis etc. Es war dasselbe mit -aris der Fall, welches in dem älteren Latein das Suff, -alis ersetzte, für den Fall,, daß der Stamm ein cl> enthielt; es war also lediglich eine Diss. des 1 zu r (M. L. Rom. Gram. § 437). In dieser Funktion hat es sich im Romanischen bis in das Rumänische bewahrt. Hier wie im Arom. dient -alis nur zur Bildung der — 21 — Subst von Nominibus und Adj. In der Anwendung ist das arom. Suffix nicht so üblich wie in den anderen romanischen Sprachen. Hier beschränkt es sich auf ein paar Ableitungen, die teils schon lateinische Bildungen, teils Neubildungen sind: Der Mangel des Suffixes im Rum. ist, wie Meyer Lübke meint, ein Beweis dafür, daß jene Produktivität in den anderen romanischen Sprachen vielmehr durch die Kirchensprache und die schriftliche Überlieferung, als durch die mündliche vermittelt worden ist. Direkte Bildungen sind folgende: kätenare (1. cate-nalis von catena, das im Ar. zu kätinä — Rückgrat wurde) = Schoß, kääare (1. casealis), skinare (1- spinalis) = Rückgrad, auch ein Rücken voll Ladung. Neubildungen sind: galbinare = die Gelbsucht, auch Eidotter, doch wird für die letztere Bedeutung viel mehr gälbinuä und bei DaL gälbineatsä angewendet, fälkare (daneben fältikare) = Sippe. -are ist wegen seines weiblichen Geschlechtes und durch Angleichung an die zahlreichen masc. Ableitungen auf -ar in folgenden Beispielen zu -ar geworden: dzunar syn. mit dzuneale: Kila tSelniklui Tulikä tse 8-lo vrearea de ku nikä ku un tinir pikurar haide de! tse lai dzunar. (Velu. Cänt. jon.) Ob diese Ableitung direkt auf das lat. juvenalis zurückgeht, oder eine neuere Bildung ist, ist schwer zu entscheiden, da beides möglich ist. mänar in der Bedeutung Schäfchen zum Spielen für die Kinder gehört auch hierher und ist zu unterscheiden von dem dr. mäner, das auf manu arius zurückgeht und den rätselhaften Übergang von ar>er zeigt. lipu-rar = vulturul aurit, vulturul mieilor „lipurarlu nä lo un nel" (Dal.). Diese Bezeichnung des Adlers beruht wahrscheinlich auf der Farbe seiner Federn, die, da sie gelb ist, mit der des Hasen (lepure) verglichen wird. Adler fangen — 22 — auch kleine Hasen, dann würde lipurar zu den Bildungen mit -ar (S. 17) gehören. Auf -aria kommen nur lateinische überlieferte Ableitungen vor: karare (carraria), k&ldare (caldaria) etc. — 13. -arku (-ariku) -earku. Dieses Suffix gehört eigentlich zu -ar, denn es scheint weiter nichts als eine Verkettung von ar + iku> ariku > arku. Ich führe es hier als ein einfaches Suffix an, weil es als selbständiges Suffix gefühlt wird. Dieser Umstand hatte mich veranlaßt, mich zunächst nach einem einfachen lat. Suffix -alicus oder -Tlicus umzusehen, woraus sich den aromun. Lautregeln gemäß ein -arik resp. -earik und nach palai Konsonanten -arik entwickeln konnte. Aber ein -alicus in seiner arom. Bedeutung und Funktion kommt weder im Lat noch in den anderen romanischen Sprachen vor. -arku dient im Arom. zur Bildung von Denominalia und Deverbalia. Die Bedeutung ist adjektivisch, d. h. es bezeichnet die Eigenschaft des zugrunde liegenden Verbums oder Subst In dieser Bedeutung waren alle Ableitungen, die heute als Subst. zu betrachten sind, zuerst attributive Adjektiva und erst nach dem Wegfall des Subst. sind sie zu Subst. geworden. Hier will ich zunächst die Ableitungen einzeln besprechen, um mit mehr Sicherheit über die Herkunft des Suffixes urteilen zu können. purt-arikuund purt-arku(auch adjektivisch gebraucht: „fitgor purtarku") = prim näscut = der Neugeborene (Dal.). Es bedeutet auch die Frau, die geboren hat, und das Tier, das zum ersten Male geworfen hat Der Stamm ist portu ^ protu der erste (ngr.). gudil-arku und gudil-ariku = omul cäruia Ii place de zmierdarea, Ii plac complimentele = einer der sich gerne Schmeichelei gefallen läßt. Der Stamm ist gidilik und gudilik = ich kitzle, woraus sich zuerst ein gudilar, das auch gudilal gesprochen wird, gebildet hat, das dann mit — 23 — dem Suffix -iku und nach dem Abfall des unbetonten i zu gudilarku wurde. ögärn-arku und flgärn-ariku = Trotzkopf, einer der sich immer zankt von figärnä = Streit, Zanken, aus alb. Part Prät. ngrens zu ha = „ich esse" wurde im Arom. ein flgärnesku mit der übertragenen Bedeutung „sich zanken". Im Arom. wie sonst überall im Rum. und den anderen Balkansprachen, hat das Reflexivum vom „essen" den Sinn von „sich zanken". Daher heißt im Arom. mäkäturä, das dem alba-nesischen ngrene entspricht, „Zank, Streitigkeit". Dieselbe übertragene Bedeutung muß wohl auch das alb. Verbum haben. kapritS-arku = eigensinnig, launisch (Dal.). Mir ist die Form unbekannt. Jedenfalls muß sie neu sein, denn das Wort capritöiu ist dakorumänisch. Dal. gibt in seinem Wörterbuch alle Wörter an, die in seiner Heimat üblich sind. Wir müssen indessen genau unterscheiden, welche davon rein aromunisch und welche durch Vermittelung der Schule aus dem Dakorumänischen ins Arom. eingedrungen sind. In den wenigen Ableitungen könnte man annehmen, daß -ariku (arku) aus -ar und dem lat -fcus zustande gekommen wäre. Die Bedeutung von -Tcus ist in diesem Falle genau; wie im Lat. und in den anderen romanischen Sprachen — adjektivisch (siehe M. L. Rom. Gram. § 410). Nun kommen aber auch andere Ableitungen vor, deren Bildung sich nicht so leicht aus der Verkettung von -ar-J-Tcus erklären läßt Dies sind folgende: vitsearku von vits-ear-ku, dessen Etym. Papahagi in seinen „Not Etim." S. 47 in vitium sieht Die Bildung ist mir insofern unklar, als aus vitium + arcu nur ein vitsarcu hätte werden sollen und in keinem Falle vitsearcu, wie Dal. in seinem Wb. angibt Der Diphthong ea<6 wird nur nach ursprünglich palat. Zischlauten bewahrt, wie z. B. in cera > tseara, caepa > tseapä etc., nicht aber auch nach den Dentalen, wo es allemal in a übergeht, z. B. dzeatse > dzatse. Es könnte natürlich auch an die Formen akrearku etc. (siehe im Folg.) angeglichen sein. — 24 — akr-earku von akru-ear-ku = om cäruia nu-i place societatea si este supäräcios (Dal.) = zurückgezogen lebender, verbitterter (akru) Mann. nizearku von niz-ear-ku = cal cu näravuri care face nazuri. Der Stamm ist türkisch. aruziarku von aruzos = noduros, se zice despre scan-durä (Dal.), und wird nur adjektivisch angewendet. In diesen Ableitungen ist der erste Bestandteil der Suffixverkettung nicht mehr -ar sondern -ear. Dieser Übergang von -ar zu -ear läßt sich, wie wir sehen werden, aus der Beschaffenheit des vorausgehenden Kons, erklären, so daß als die ursprüngliche Form des arom. Suff, -arku zu betrachten ist. In dieser Form und in derselben Funktion begegnet es im Ngr. Hier lautet es -aQtxoq, das aus der Verbindung von ~{iaT. Zur Bildung von Familiennamen wie im Dr., wird es gar nicht angewendet Seine Herkunft, (s. Puscariu, Die S-Suffixe S. 199), ist slavisch. Nur wissen wir nicht, aus welcher von den slav. Sprachen es ins Rum. aufgenommen worden ist. Diese Frage ist um so schwerer zu beantworten, da weder das Bulg. noch das Serb., die für das Arom. am nächsten liegen, heute das Suffix -aöcu kennen. Eine bulg. Bildung wie divaSka (div = Wild) mit pejorativer Bedeutung, geht wohl auf atä-ko zurück. Das Bulg. kennt nicht einmal -aä oder doch nur als totes Suffix. Das Serb. dagegen bedient sich desselben zur Bildung von Nom. agent. und hier ist es sehr produktiv (Beispiele dafür sind bei St Novakovid: Srp. Gram. § 221, 222). Der Umstand aber, daß die südslavischen Sprachen das Suff, -aäko nicht mehr besitzen, schließt die Möglichkeit nicht aus, daß es in diesen Sprachen, wovon das Rum. es übernommen hat, einmal vorhanden und produktiv gewesen ist Bezeichnend ist es, daß sowohl Vondrak in seiner vergl. Gram, wie auch Belitf in seiner Abhandlung „Zur Entwickelungsgeschichte des slav. Dim. und Amplif-Suff." bei der Besprechung der ch-Suffixe sich nur mit dem Suffixe -aä in südslav. Sprachen befassen, ohne die geringste Erwähnung von -aäko zu machen. Nur für das Russ. gibt BelitS ein aäbki, -aäbka au, das, wenn das rum. -aäcu nach der Abtrennung des Dr. von dem Arom. im Dr. aufgenommen sein sollte, sich im Dr. -aäcu wiederfindet. In diesem Falle wäre das arom. -aäku entweder auf das Bulg. oder Serbische zurückzuführen. Heute ist -aäko im Fürstentum Bulgarien wie im Mazedobulg. so gut wie unbekannt, und die Namenableitungen wie Nasko, Dimi-trasko etc. werden im Mazedobulg. als aromunisch betrachtet, doch sind Taäko, Raäo — Raäko im Bulg. ganz gebräuchlich. — 26 — Mit -aäku, seiner ursprünglichen slavischen Bedeutung nach, steht das Suffix -as in Zusammenbang. Dieses kommt im Arom. nicht vor. Die wenigen Ableitungen wie kutsit-aä = kleines Messer, das im Arom. üblich ist, und die fremden Entlehnungen .wie tarapaä, kuleaä, abraä sind keine sicheren Beispiele dieses Suff. Wenn kutsit-aä arom. Bildung wäre, müßte es kätsut-aä lauten. Es wäre allerdings nicht unmöglich, daß kutsitaä eine alte Ableitung von kutsit (1. *cötitus) ist, aus der Zeit, wo das Wort im Arom. kutsit lautete. Das wäre aber wieder unmöglich aus dem Grunde, weil aus kötitus nur kutsit wie von catinus kätsln etc. entstehen konnte. Und daß es so war, beweist uns die heutige Form kltsut aus kutsit. In jenem Falle hätten wir ein kutsit-aä haben müssen. Ich halte es, wie auch viele andere Ableitungen, für einen dakorumänischen Eindringling. Anmerk. -aäku mit pejorativer Bedeutung kommt nur in muler-aäku vor. Siehe auch Häjdeu: Etymologicum magnum Rom. Nr. 1956. 15. -at, -ata, -itä, -ut, -utä. Das Suffix -tus bildete im Lat. Deverbativa und hatte die Funktion eines Part. Perf. Pass. Je nach dem auslautenden Vokal des Stammes, woran es angefügt war, wurde -tus zu -atus, -itus, -utus. Alle diese Suffixe konnten schon im Lat. auch an Subst. angefügt werden, z. B. cornutus, nasu-tus etc. Daher auch die große Menge von Ableitungen im Romanischen. Die Bedeutung war für alle drei gleich. Nur ein kleiner Unterschied bestand zwischen -atus, -itus einerseits und -utus anderseits. Während die beiden ersteren besagen, „daß eine Person oder eine Sache mit dem im Stamme zum Ausdruck gebrachten Inhalt schlechtweg ausgestattet, versehen sei, so trägt das Suffix -utus als Bedeutung das Versehensein mit etwas, doch eine solche über das gewöhnliche Maß hinaus, eine sofort in die Augen fallende hervorstehende und durchaus charakteristische Begabung41. Und da die Suffixe im Grunde dieselbe Bedeutung hatten, — 27 - so kam es oft vor, daß das eine das andere ersetzte (Cohn: Die Suffixwandlungen 180 ff.). In dieser Funktion leben dieselben heute noch im Rumänischen. Im Arom. dient -at zur Bildung 1. der Adjektiva und 2. Subst von Verben und Nominibus. Die Adjektivableitungen unterscheiden sich von den gewöhnlichen Part. P. Pass. dadurch, daß die letzteren, durch die Anfügung eines bis jetzt noch nicht befriedigend erklärten ä, alle auf -at& ausgehen, z. B. von alag = ich laufe (1. ad-largum) lautet das Part P. Pass.: alägatä = „am alägatä multu" = „ich bin sehr gelaufen", und das Adjekt. alägat,-ä = gereist: un om alägat und unä mulare alägatä. 1. näirpik-at (näirpikare von äarpe) wütend, rasend, arkur-at (arkurare) = erkältet Von den Subst. werden meistens solche Bildungen abgeleitet, die zur Hervorhebung eines körperlichen Fehlers dienen, fikusur-at (türk. kusur = Fehler) = buckelig verkrüppelt; urinkl-at und urunkl-at und nur vereinzelt die lautlich richtige Form: urikl-at (ureakle) — langohrig übertragen auch: Taugenichts. Der Einschub des n vor dem Guttural ist um so bemerkenswerter als kein Nasal wie im dr. genunku für genuku vorausgeht. Ein Analogon von diesem parasitischen n findet sich im dr. Worte creangä (sl. krakr.). mustik-at für mustäk-at (mustakä, eine neue Singularbildung von dem Plur. mustäts) = mit Schnurrbart versehen, mbuS-at (bu§ = Faust) = zusammengeschrumpft, mit Runzeln im Gesicht auch mit lockigen oder krausen Haaren, gurgul-at (gurgul = rund) =*= abgerundet: „katrä figurgulatä = abgerundeter Stein. 2. fluk-at (flok) — Flocke, Haar, Wolle (auch im kollektivischen Sinne wie beim Suff, -atä) skinär-at und skinir-at (skinare 1. spinalis) Rückgrat, dulat (Fr. Nr. 1. S. 42) ein armer Mann im Sinne von „der arme Mann!" abgeleitet vom Gr. Hier wird es oft gebraucht in den Wendungen wie: rj öol'a 'AkegavÖQa (mündliche Mitteilung von Geagea). Im N.-Ar: ist es unbekannt; hier wird dafür märat gebraucht, furtun-at (furtunä = Gewitter) « der unglückliche. Hierher — 28 — gehören auch brätsat = cät pot cuprinde cele douä bra^e, cät pot purta ambele bra^e (Dal.), auch bärtsat; Bas. Arom. 27229 etc. und färtat für frätat. — Auf -at kommen noch ein paar Ableitungen vor, welche die Herkunft, die Abstammung der Personennamen von den Ortsnamen bezeichnen: Sul-at (Suli), Sämärn-at furSämä-rin-at (Samarina), Pärvul-at (Perivoli), Avdel-at (Avdela) etc. Dieselben können auch mit dem Suffix -ot gebildet werden: Avdel-ot Sämärn-ot etc. Ob wir es hier mit demselben lat Suffix zu tun haben, vermag ich nicht zu sagen. Sicher ist es nur, daß dasselbe in den anderen Balkansprachen fehlt. Hier muß indessen auch der Umstand hervorgehoben werden, daß die Bildungen auf -at und -ot nur im S.-Ar.f wo der griechische Einfluß stärker ist, üblich sind. Ableitungen mit denselben Suffixen von den im N.-Ar. gelegenen Ortschaften sind unmöglich. Also von Bitule (Bitolia) könnte man nie ein bitul-ot resp. bitul-at ableiten. Hier bedient man sich nur des slavischen Suffixes -ean. Von Bitule wird ein bitul-ean, ebenso von den anderen Ortschaften wie KruSova — kruäuv-ean, Magarova — mägärv-ean für mägärov-ean etc. Im S.-Ar. ist hinwiederum die Ableitung mit -ean unmöglich. Von Suli kann man nicht ein sul-ean oder von Avdela ein avdel-ean bilden. Wie bei der Lautlehre, so auch bei der Suffixbildung läßt sich die Einwirkung des Bulg. und Griech. auf das Arom. je nach der Gegend mehr oder weniger intensiv beobachten. Die Suffixe -ata, -utä und -itä bilden Abstrakta a) von Verben und b) von Nominibus. a) imn-atä (imnu 1. ambulo) = das Gehen, skäpit-atä (askapitä 1. *excapitat) Sonnenuntergang u. Westen, vidz-utä (vedu), auäita (ausi =alt werden), apir-itä (apirä= der Tag bricht ab), mutr-itä (mutresku = ich sehe an), män-gatafürmänk-atä (mäkü = esse) = Abnahme: „Tu mängata lunilei = Beim abnehmenden Monde" (Dal.). Nicht von allen Verben werden derartige Abstrakta abgeleitet. b) Die von Nominibus abgeleiteten Abstrakta haben — 29 — kollektive Bedeutung: suts-atä (sots 1. socius) Verein, Gesellschaft, t&elnik-atä(t§elnik =» Besitzer von vielen Schafen). Daneben aber behalten sie auch ihre abstrakte Bedeutung. Also tSelnik-atä heißt es auch „das Gewerbe des tSelnik." Aus dem kollektiven Sinne hat sich auch der örtliche entwickelt und in dieser Bedeutung wird das Suffix -ata in folgenden Bildungen angewendet: umbr-atä (umbrä) =: „la umbrata di kini". bui-atä (bol pl. von bou) = die Scheune oder das Schutzdach für die Ochsen; das letztere konnte auch eine Nachbildung oder Umbildung von bulg. pojata sein. Eine andere Bedeutung der Ableitungen auf -atä ist die, welche das Grundwort als Maßbestimmung benutzt, wie auch sonst im Romanischen: män-atä (mäna) = eine Handvoll, kub-atä = zuerst ein „Mundvoll", dann ein „Stück", (cf. fr. bouchee etc.). Reine Abstrakta auf -atä abgeleitet von Nominibus kommen folgende vor: kluts-atä (klotsa bulg.) Fußtritt, klim-atä (klimä) = Klima; furts-ata (fortsä) = Macht Kraft; nicht zu verwechseln mit der direkten Entlehnung aus dem Türk.: fursate (türk. fursat aus force) = Macht, Kraft, nikukir-atä (nikukir gr. votxoxvQTjg = Hausherr) = Wirtschaft, Hausherrschaft, q u n - a t ä (die einzige Adjektivalableitung)=angenehmes Wetter. An merk. Das Werkzeug, womit die Tätigkeit, welche dem Stamme zugrunde liegt, ausgeführt wird, liegt in der Ableitung tsup-atä (bulg. cep = Spalte, Riß) = Beil vor. Die Formen auf -it wie tehnit, huryanit etc. sind direkte Entlehnungen aus dem Griech. und ebenso direkte Entlehnung ist auch die Form vlähutä, welche Puscariu (Conv.Lit. XXXV. S. 331) für arom. Ableitung hält. — Neben bärbat von barbä kommt im Arom. auch bärb-utä in der Bedeutung von „cä-päflnä de praz" vor. Damit wird das Vorhandensein der vulgarlateinischen Bildung *barbutus, das für alle roman. Sprachen, mit Ausu. des Rum. nachweisbar ist, auch für das Balkanromanische bezeugt. (Cohn: Suffixwandl. 187.) — 30 — Außer -üt kommt im Arom. noch ein unbetontes JUifc, -Lutä vor. Dieses hat, wie auch die Betonung zeigt, mit dem lat. -üt nichts zu tun. Es ist das slav. -ota, das zur Bildung der Subst von Wurzeln, welche einen Schall bezeichnen, diente. (V. Vgl. Sl. Gram. 450 flu) z. B. klopot, hohot etc. Es ist dasselbe Suffix wie dr. -ot in clopot hohot und andere dr. Bildungen. — Im Bulg. kommt häufig -ot vor: vikot, revot, klopot, tropot, öepot usw. und im Serb. ist ebenfalls -ot üblich und sogar sehr produktiv. (Siehe die Beispiele bei St. Novakoviö Srp. Gram. § 187.) Aus dem Bulgarischen stammt das arom. J-ut Hier dient es genau ^\ie in dieser Sprache zur Bildung von Verbalabstrakta: pläng-ut (pläng) = das Weinen, aräs-ut (arid) das Lachen, prosk-ut, wovon auch das Verb, pruskutesku = besprengen, kik-ut und kik-utä (kiku) = Tropfen, plisk-utä = Ohrfeige, syn. mit äupleakä (alb.). Direkte Entlehnungen auf _^-ut sind: Soput = Brunnen eigl. „Rauschen" statt äipot, wie im Dr., kloput = Glocke. — Hierher gehört auch kuköt = der Hahn, aus dem Serb. kokot = junger Hahn. Nicht hierher gehört nikut von nik = klein, sondern zu -uts, denn es ist eine neue Singularbildung von nik-uts (siehe -uts weiter unten). Über das Suffix -at, -atä (-utä) siehe auch Puscariu „Douä Suffixe nestudiate" in Conv. Lit. B. XXXV. S. 831. — 16. -atik. Es stammt aus dem Lat. -aticus. Hier bildete es ursprünglich Diminutiva von Adj. In dieser Bedeutung hat es im Arom. keine Spur hinterlassen und dient nur zur Bildung von a) Verbalabstrakta und b) Nominalabstrakta. a) avin-atik (avin = auf die Jagd gehen) = Jagd amint-atik (amintu = gewinne) = Gewinn, b) ndript-atik (Cod. Dim. 586), heute wird nur ndreptate angewendet, aug-atik (auä = Greis) das hohe Alter, dzun-atik (dfcone 1. juvene) = Tapferkeit. (Siehe Pus. Conv. Lit B. XXXV. S. 830 und Dsuff. § 50). — — 3t — Die alte lat. Bedeutung des Suff, -aticus, die eine Abgabe bezeichnete, (M. L. Rom. Gram. § 482) wird im Arom. nur noch in der Ableitung hän-atik (türk. han = Gasthaus) = die Ausgaben, die man in einem Gasthaus für Bewirtung etc. macht, und im Meglen. afikurun-atik (aükurun — ich traue) „Trauungsgebühren" gebraucht. Die Mouillierung der Nasale in hanatik für hän-atik rührt von dem Plural häni her (nur vereinzelt üblich) das analogisch an die Neutra mit Plur. auf -uri zu hänuri genau wie käluri von kale für käli (dr. = cäi) wurde. 17. -kä. Dieses Suffix ist im Arom. nicht lebendig. Die wenigen Wörter auf -kä stammen alle direkt aus dem Bulg. Hier wird es als Motionssuffix und Dim. angewendet: mamkä (gusa la päsäri) = Yogelkropf, im Mbulg. mamka und im Ostb. mama; gugutökä bulg. gugutäka = Turteltaube, §um-kä = „stratul de frunze uscate ce cade pe suprafa^a pämin-tului in pädure, foisu (Dal.) bulg. sumka; äuökä (bei Dal. Suscä) bulg. äuäka = die Geschwulst; gurkä = das Rohr, wodurch das Wasser aus einem laufenden Brunnen fließt Es kann auch eine arom. Ableitung von dem onomatopoetischen Verbum äuräurä = quellen, sprudeln sein. Im Mbulg. wird gurka genau wie im Arom. gebraucht. — Hierher gehören auch die dim. Ableitungen von den Taufnamen: Fan-kä + inrb besteht, im PL aber -ene hat Der PL Rimlene muß rum. Rimleani werden, und so wird nicht nur altrum., sondern sogar heute noch dialektisch Brofteani statt Brojteni, wie es nach neurumänischer Lautregel heißen sollte, gesprochen. Daß zu einem PI. -eani im Rum. kein -eanin (entsprechend bg. enin) gehören konnte, ist selbstverständlich und es heißt der Sg. -ean. Von ar. Beispielen führe ich nur folgende an: Bitul-ean =Bewohner von Bitule ;KruSuv-eanzu KruSo va; T ä r n o v-e a n zu Tlrnova; Ochridean zu Ochrida; JJizuplean zu Nizopole; Klisur-ean zu Klisura, Moskopol-ean zu Moskopole. — 36 — Oerade wie im Bulg. wird -ean nach Zischlauten, nicht aber nach labialen Konsonanten wie im Dr. (moldov-an für moldov-ean) zu -an: Mäläkää-anzuMalaka§i;Gupiä-anzuGopeS; Amintä-an zu Amintfiu etc. und sogar auch Trikal-ani für Trikal-eani zu Trikala. Bildungen wie Pärleptäan zu Pärleap; GrebintSan zu Gre-bene und andere sind bulgarische Entlehnungen. Im Plural dieser Ableitungen bewahrt das Arom. wie dial. im Moldauischen die alte Aussprache, -ean bildet den Plural -eani, nicht wie in der Walachei auf -eni: Bitulean, PI. Bituleani; Nizupulean, PL Nizupuleani etc. 22) -easä. Auf dem lat. Suffix -issa beruht nun. -easä. Im Arom. wie im Dr. dient -easä als Motionssuffix für Personennamen, doch sind Ableitungen wenig zahlreich: prift-easä (preftu s= Pfarrersfrau), väkär-easä (väkar = Kuhhirte). Es bedeutet auch „femeia groasä si lenese" (DaL). Manche Bildungen sind teils Entlehnungen aus dem Dr. wie kusätoreasä, teils willkürliche Neubildungen wie pikuräreasä, wofür man nur pikuräroane anwendet Im Dr. ist -easä produktiv. Auch hier beschränkt es sich auf die ursprüngliche Funktion und dient zur Bildung von Personennamen, nicht aber von Tiernamen und Abstrakten wie in den anderen romanischen Sprachen z. B. im Franz.: anesse, tigresse, petitesse etc. (M L. Rom. Gram. § 366.). 23) -eatsä (-eadzä) geht auf lat -ftia zurück und dient zur Bildung von Abstrakta, a) von Adj., b) von Subst. und c) von Adv. (nur vereinzelt). a) Direkte Ableitungen sind nur folgende: amäreatsä (1. amaritia), tinireatsä (1. teneritia). Belege für alle beide - 37 — Formen bei 0. Dens. H. 1. r. 159. yiatsäund yatsä (Lvivitia oder wahrscheinlicher yin + eatsä) heute wenig üblich; dafür ist banä eingetreten, aber im Cod. Dim. 24b6, 28b24, 41b8 etc. ist es fast alleinherrschend; greatsä (1. *grevftia) etc., dann neue arom. Bildungen: muäuteatsä und mu&iteatsä aus muSäteatsä (ä>i wegen des vorangehenden Zischl.) Schönheit, liäureatsä auch Iikgureatsä und niksureafsä (Kon-tam. mit nik = klein) Leichtigkeit, aräeatsä (aräu = Bosheit), uruteatsä für urlteatsä (durch Vokalharm.) Schlechtigkeit, läeatsä (lalu = schwarz) nur im übertragenen Sinne: Schlechtigkeit etc.... Bildungen mit fremden Wörtern: käträneatsä (katran türk. Pech) = Unglück und Schlechtigkeit, eftineatsä (eftin billig), anusteatsä (gr. anust geschmacklos) etc. Bei Dal. finde ich eine Bildung: kätratsä „nenorocire" Unglück, was dasselbe mit käträneatsä zu sein scheint b) fitäureatsä Cod. Dim. 19b18 (fit&or, Kind) drum, co-pilärie, ru&uniatsä 3723 (ruSine, Schande, Scham), virgi-neatsä 96b3 (aus alb. virginä) Jungfrauschaft, mintireatsä 588 (mintire, ein Deverbale) = Unruhe, verwickelte Zuständer pängäneatsä IIb12, (pängän, Heide) = Unreinigkeit, das letztere kann auch als Adjektivabstraktum betrachtet werden,, da pängän, -ä als Adj. und Subst. angewendet wird. c) frunimeatsä im Cod. Dim. fruminjatsä 32b9, (gr. (pQOPifiog, vernünftig, verständig, weise, klug) = Klugheit, und gineatsä (gine wohl), das in der Bedeutung mit dem dr. bin et e pl. bineturi = saluts, salutations, compliments (Dam6) nicht zu verwechseln ist. Im Arom. heißt es „Wohlstand". Ich habe nur die Ableitungen, die sich von denen des Drum, gewissermaßen unterscheiden, hier angeführt, sonst gibt es eine Menge, die in der Bedeutung wie in der Funktion sich mit den drum, vollständig decken. Ein anderes Suffix, das nur der Form nach dem -eatsä ähnlich sieht, ist -eadzä. Fast alle Ableitungen auf -eadzä haben eine Nebenform auf -eatsä, nicht aber umgekehrt. väkar-eadzä und väkär-eatsä = staul de boi $i vaci (Dal.) Kuhstall; purkär-eadzä und purkär-eatsä synon. — 38 — mit purkäryö pl. purkäryadzi cote$ de porci, loc mur-dar (DaL) = Schweinestall; käpärl-eadzä und käpärl-eatsä loc unde dorm caprele, cosar de capre (Dal.) Ziegenstall; käkär-eadzä (die Form mit -eatsä ist mir bei diesem Worte unbekannt) = Schaf- und Ziegenmist Die Form sfäreadza, die in Mihäileanus Worterbuch angegeben wird, ist mir wie auch meinen Landsleuten Geagea und Saiacci nicht bekannt Doch konnte eine solche Bildung möglich sein, zumal der Stamm sfurlä existiert (Weigand: Aromunen II, 378; Pap. Din lit pop. a Arom. 122) und das gerollte r, das aus rl zustande gekommen ist, (sfofeazä für sftrleazä) eine Eigentümlichkeit der Sprache aus Ochrida und der Faröärioten, woher Mihäileanu stammt, ist. Daß dieses Suffix nicht dasselbe wie -eatsä ist, ersehen wir nicht nur aus den lautlichen Veränderungen, sondern auch aus der Bedeutung, -eadzä ist Ortssuffix, und in dieser Bedeutung steht es in keinem Zusammenhang mit -eatsä, das nur Abstrakta ableitet Die Nebenformen auf -eatsS» väkär-eatsä neben väkäreadzä, sind durch die zahlreichen Ableitungen auf -eatsä veranlaßt Die Herkunft dieses Suffixes erscheint auf den ersten Blick dunkel. Aus dem Lat. kann es nicht abgeleitet werden, denn ein -idius, -idia, worauf das rum. -eadzä zurückzuführen wäre, gibt es im Lat nicht Io den Balkansprachen kommt ein solches Suffix auch nicht vor. Es bleibt zu untersuchen, ob es sich nicht aus dem Rum. erklären läßt Außer dem Arom. existiert -eadzä auch im Dr. Hier begegnen uns Formen wie speteazä = Stange, Speiche der Wagenleiter, Rücklehne, Weberkamm; sflrleazä = Kreisel; fofeazä = Sprosse, Stangenleiter, Dille; cäcäreazä = Schaf-und Ziegenmist. — In allen diesen Beispielen sieht Ovid Densusianu („Ein albanesisches Suffix" in „Bausteine zur romanischen Philologie". Mussafia-Festgabe S. 477) eine Suffixverkettung -eadzä aus eaeauä (-eao) und dann 8* hätten wir ein käkäreauä haben müssen. Das existiert aber ifc nicht, und wenn es selbst existiert hätte, könnte es in Ver- gji bindung mit -zä nie zu käkäreadzä werden, da -zä ja als $ Dim. Suff, existiert, ein lautlicher Übergang von -zä zu -dzä 0* also ganz ausgeschlossen ist Das albanesische Suffix lautet t überall und ausnahmslos im Arom. -zä, nicht auch -dzä, wie 0 Densusianu annimmt. In Folgendem will ich eine Erklärung $ des Suff -eadzä (dr. -eazä) zu geben versuchen, auf die mieh ^ Prof. Weigand hingewiesen hat. — 40 — In allen arom. Beispielen väkäreadzä, purkäreadzäetcv liegt das Suffix -äreadzä und nicht -eadzä vor. Das kann man auch aus der Bedeutung jener Beispiele ersehen. Ein yäkäreadzä heißt Kuhstall, also der Ort, wo die Kühe wohnen. Sollte es von väkär + eadzä abgeleitet werden, dann müßte auch seine Bedeutung sein „der Ort, wo Kuhhirten wohnen", denn väk-ar bedeudet „Hirt". Danach sind die oben angeführten Beispiele so abzutrennen: väk-äreadzä, purk-äreädzä, käk-äreadzä. Die Form käpärleadzä ist aus käpräreadzä > käpräleadzä (Dissim.) > käpärleadzä (Metath.) hervorgegangen. Demnach haben wir auch bei dieser Bildung ursprünglich die Zusammensetzung käpr-äreadzä. Was nun dieses -äreadzä anlangt, so ist es als ein postverbales Suffix zu betrachten und zwar: Im Arom. existiert neben der Form käkäreadzä auch ein Verbum a käkäridzä in der Bedeutung 1. krähen (die Hennen) z. B. galinle käkäreadzä, semnu kä va s-fakä oaua". Auch im übertragenen Sinne: „I-u käkäridzai un-oarä, tsi s-va las-s-Kibä" = komme was da will, ich habe es ihm ins Gesicht gesagt. Im N.-Ar. ist es sehr üblich und auch im Mihäileanus Wörterbuch wird es angegeben. Doch kommt diese Bedeutung für die Erklärung unseres Suffixes nicht in Betracht. 2. „a face käkäredzi", sagt man von den Ziegen. In Mihäileanus Wb. steht ein Beispiel: „soarisli s-käkaridzaräu, das im Dr. heißen würde: »soarecii au fakut käkarezi". In dieser zweiten Bedeutung wird es im N.-Arom. häufig gebraucht, im S.-Arom. dagegen ist es, wie mir mein Landsmann Chr. Geagea mitteilt, so gut wie unbekannt. Von diesem Verb (2.) bildete man ein Postverbal käkaredzu und zu diesem eine feminine Form käkäreadzä. Solche Bildungen liegen nach Prof. Weigand z. B. auch in den dr. Formen bumburez = Binse und bumbureazä = Hintere, drastische Postverbalia zu bumburez vor. Da man in käkäreadzä zu kak resp. kakare ein -äreadzä resp--eadzä unterscheiden konnte, so konnten beide als Suffixe aufgefaßt und auf andere Wörter übertragen werden. Die ursprüngliche Bedeutung von -äreadzä war kollektiv: der Kot, — 41 — der Kothaufen, dann bedeutete es auch den Ort, wo sich käkäreadzä ansammelt, und gerade diese ortliche Bedeutung hat sich weiter verbreitet. Eine Schwierigkeit, welche dieser Ableitung im Wege steht, ist die, daß das Suffix -äreadzä eigentlich nur in käkäreadzä den verbalen Ursprung zeigt, alle anderen sind im Aromunischen Denominativa. Doch ist das kein unübersteigliches Hindernis, da ja zu käkäreadzä drei Formen gehören: 1. käkare, 2. kakü, 3. kakä (als Nomen). Diese Form kakä, die als Subst. im Arom. ganz üblich ist, konnte sehr wohl den ersten Anstoß zur Bildung von Denominativa gegeben haben. 24) -el, -eauä. Bei Besprechung der 1-Suffixe hat Puscariu in seiner Arbeit auch die arom. Ableitungen auf -el und -eauä herangezogen, so daß eine Wiederholung seiner Ausführungen über Entwicklung und Funktion des lat -ellus, -ella im Rum. hier überflüssig wäre. Ich will nur hervorheben, worin sich hinsichtlich der Funktion des Suffixes das Arom. von dem Dr. unterscheidet und einige neue Ableitungen, die bei Puscariu fehlen, hier anführen. Zunächst sei bemerkt, daß -ellus, -ella im Arom. bei weitem nicht so produktiv ist wie im Dr. und nur noch in den Ableitungen auf -ellus die diminutive Bedeutung deutlich bewahrt hat. Auch fehlen gänzlich die Suffixverkettungen, die sehr selten im Arom. bei -el, -eauä vorkommen. Ich beginne mit -eauä (-eäo). Von den neuen Ableitungen weist nur flntan-eao diminutive Bedeutung auf; die anderen haben teils a) keine bestimmte Bedeutung und bezeichnen lediglich den Sachnamen, teils b) nur eine lokale. a) kundil-eao (kundil auch kundilü gr.) Unterschrift: „ini bägai kundileaua", ich habe mich unterzeichnet (Dal.), trandafl-eao eine Bildung von trandfläu und diese letztere von trandäflä aus trandäfilä = die Rose oder Blume von — 42 — einem trandafleu, das nach Dalametra „arbustul care pro-dnce roze" bedeutet arut-eao (W. Wb. und Dal.) von roatä — Teil am Haspel; dafn-eao von d'afnä aus dafinä, ohne diminutive Bedeutung; aruideauo nach Dal. „cic&ricä cu douä roate" = Spulrad mit zwei Badern ist dasselbe wie aruidanä (siehe -an S. 16) und scheint aus Suffixvertauschung hervorzugehen. b) azvistr-eao (azvestre gr. daßicxog und acßeöxoxexQa Kalk, Kalkstein) = der Ort, wo Kalk gelöscht wird. (DaL) gizir-eao (gizare wahrscheinlich eine neue Bildung von gizä alb. gize = eine Art Käse, der aus der Milch, von der man zuerst die Butter herausgezogen hat, zubereitet wird, nach kääare von casealis (siehe -are S. 21)) = „locul la stänä unde se fierbe zlrul pentru a se face urda" (Dal.). Für Bedeutungsentwicklung des Suffixes in diesen zwei letzten Ableitungen ist es schwierig, den Ausgangspunkt festzustellen, da ein D.-Suffix sich schwer zu einem Ortssuffix entwickelt Sind es vielleicht die fremden Entlehnungen mit lokaler Bedeutung auf -eao, die den Anstoß dazu gegeben haben? Wir haben eine Form pistireao — die Höhle, bulg. peätera, dr. pe§terä, ohne diminutive Bedeutung, wie sonst bei den anderen. Hat man vielleicht nach pigtireao zuerst eine Ableitung azvis-tireao und danach auch gizireao gebildet? Der Plural dieser Bildungen auf -eao ist nicht, wie zu erwarten wäre, -le, sondern -i, als ob sie auf -eu ausgingen. Demnach bildet man von kundileao den Plur. kundilei, trandafleao pl. trandaflei, aruideao pL aruidei etc. Nur aruteao macht scheinbar eine Ausnahme mit seinem Plural auf -le: aruteale. Das war auch zu erwarten, denn, da der Stamm roatä, lat rota, alt war, schloß sieh diese Bildung dem steauo pl. steale zu der Zeit an, wo auch die weiblichen Personal- und Demonstrativpronomina atsea (pL atseale), mea (meale), ta (tale), sowie auch die auf verschiedener Lautentwicklung von -Slla beruhenden Adjektiva (wie nauä pl. nale, arauä pL arale), einen analogischen Plural nach steao — steale gebildet haben. Den Anstoß zu dieser Plural- — 43 — bildung gab gewiß zuerst der Akzent, der in beiden Fallen auf der letzten Silbe des Stammes war, dann aber auch die artikulierte Form, worin man als Stamm stea- und als Artikel -au auffaßte. Derselbe Fall begegnet uns in der neuen Ableitung mit fremdem Element: kirao. Hier haben wir den Plural nicht Kiräi wie bei kundileo pl. kundilei, sondern kirale. Das Wort bedeutet ursprünglich „Frau" im Sinne von dem dakorumänischen „doamnä", fr. „madameu, und es kommt vom gr. xvQa für xvQla (über xvQta). Die Anwendung dieses Wortes ist heute insofern beschrankt, als es nur zur Bezeichnung der türkischen Frauen dient Ein Satz wie: vidzui unä kirauä" heißt „ich habe eine Türkin gesehen". Für das dr. doamnä wird auch im Arom. doamnä angewendet. Der Plural von kirauä ist insofern interessant, als er uns die Zeit erkennen läßt, bis zu der die analogischen Pluralbildungen nach steauo gebildet werden konnten. Die Anwendung des Wortes hat gewiß mit dem Beginn der türkischen Herrschaft auf dem Balkan begonnen. Alle späteren Ableitungen auf -eao haben den Plur auf -i. Ich führe hier nur einige davon an: bileao (türk.) auch bilae = die Plage, das Ungemach, anafurao (gr.) = Gesuch, mäiauä dr. maiä, bidukleao gr. = pedicä la trtntä (Dal.), undreao (türk.) = Strick-, Packnadel, pudeao: yino fikoa fitika meao ku fuSetsle tu pudeao kä noaptea aistä easte arao. (Weigand, Aromunen II S. 152) = Schürze aus dem gr. xodia. pistireao (bulg.) Hohle, filureao = teiu sälbatic (Dal.) gr. yekoÖQvq (?) Korkbaum, ktllmlkeao = miri^te, loc de unde s'au strtns sämänäturile (DaL) = Stoppelfeld, pltireauo = descärcäturä de pusti (türk. potera). mäzeao cosmetic (Dal.) etc. Somit bilden diese neuen Ableitungen im Arom. ein Gegenstück zu denselben des Dakorumänischen. Hier behalten sie sich unverändert nur in ihrer unartikulierten Form z. belea gegenüber bileao, bilden aber den Plural auf -le für -e: belele; im Arom. dagegen wird der unar- — 44 — tikulierte Sing, analogisch auf -eao, der Plural aber regelmäßig wie bei allen Feminina auf -ä, gebildet Der Ausgangspunkt für den Plural auf -i der Neubildungen auf -eao ist in der Doppelform der türkischen Wörter zu suchen, die ja als endungsbetonte Formen an Zahl die meisten sind. Das türk. Wort bela lautet im Arom. beleao und bileaie (Plural regelmäßig auf -i = biläi). Undurchsichtige Bildungen sind: dräskleao = großer Schritt, synon. mit töeapä und dem dr. pas. bräzneao = „iarbä mare care creste in pädure" (Dal.), särmädeao = „un lemn din care se face culoarea galbenä* (DaL). klivl-täreao = „vifa de vie care nu face boltätt (Dal.), pisteao = curea care trece pe dedesuptul coadei calului" (Dal.), armädeauo = äirag de usturoi (Dal.) (gr. aQpafya = Reihe, Schnur). Anm.: Was die lautliche Entwicklung von -ella (auf -lila kommt nur curdeao vor) zu -eauä (-eao) resp. -auä (-ao) (nach palatalen Kons., Zischlauten und dem anlautenden gerollten r) und die rumänischen Doppelformen: stea steao anbelangt, so verweise ich zunächst auf Mussafia (Zur rumänischen Vokalisation). Hier wird zum ersten Male die Entwicklung von -ella besprochen und vermutet, daß „das o aus steaoa (das beinahe wie u gehört wird) wohl nur euphonisch eingeschoben istw (134 § 22 und Anm. 18); dann auf Schuchardt (Vokalismus 2. 492), wo nach einer früheren Deutung von Mussafia erklärt wird, „o könnte 1 wie im sla-vischen ersetzen" und auf Fr. Miklosich (Beiträge zur Lautl. des rum. Dial. Vok. I 32 Vll). Von den neueren Philologen, die sich mit der Lösung dieser lautlichen Entwicklung befaßt haben, verweise ich auf Tiktin (Ztschr. XII 227). Hier wird der spurlose Schwund von -11- und der Einschub eines euphonischen o angenommen; — auf Weigand (III. Jb. S. 220), der sich für die Vokalisation des -11- in -ella zu eauä erklärt; — auf Puscariu (D-Suffix § 113), der dieselbe Erklärung wie Weigand gibt; — auf Tiktin (Ztschr. XXIV 319 u. 489), und schließ- — 45 — lieh wieder auf Weigand (Vollmöllers Krit Jb. B. VI 1899—1901) und neuerdings Puscariu (Ztschr. XXXII 479). Die Ableitungen auf -ella sind nicht zahlreich. Außer den alten Bildungen wie yitsäl (lat. vitellus), purtsel (1. pur-cellus), cätsäl (1. catellus), sufrintsel und sufruntsel (L furuncellus (??) für furunculus Rom. XXXIII 77—78), surtsel (L surcellus), alle ohne diminutive Bedeutung, kommen noch folgende Diminutivableitungen vor: arut-el (das Simplex: aroatä existiert nicht mehr) = Rädchen an der Spindel grämb-el (gramboü und /rambo gr.) Bräutigam; diuneale als Vokat üblich, das ein d2un-el von dzone (1. juvenem) voraussetzt Diese Ableitung ist ein Vokativ, den man auch als Nom. anwendet, z. B. Papahagi, Lit pop. LXXIV. g'angäneaäte un lai dfcuneale Un dzuneale vätämat. Bei Sapkarev (S. 491) ist auch die Form dfcunel angegeben (W. Wb.). Mir ist sie unbekannt kukuts-äl =un fei de floare de munte cu care se Impodobesc fetele la cap In zile de särbätoare la Vlaho-Clisura (Pap. Lit Pop. 906 VII) = eine Art Blume. Ist das vielleicht eine Ableitung vom lat cueutia — „eine mir unbekannte Frucht" Plin. Val. 5. 42 (G.: 1. Wb.)? Lautlich würde sie keine Schwierigkeiten bieten. Der Übergang von e zu ä erklärt sich aus dem Dentallaut t, genau wie bei catellus>cäts&l, vitÖllus>yitsäl etc. garvel = Amsel (W. Wb.) scheint eine durch Suffixvertauschung aus dem bulg. garvan entstandene Bildung zu sein. Fremde Entlehnungen auf -el sind: fäkel (W.Wb.) = Kleine Lampe, alb.; tsermandel = lemn galben, Holz von gelber Farbe, ist undurchsichtig nach Herkunft und Bildung. Anm.: Neben dem dakorumänischen ceroel (1. circellus), das im Arom. ausgestorben ist, kommt im Arom. auch die Form tserklu (L ctrculus) vor, die überall in den anderen rom. Sprachen: ital. cerchio, prov. cercle-s, franz. cercle, span., port. cerculo, existiert Hier muß indessen, wie dies auch die lautlichen Übergänge beweisen, bemerkt werden, — 46 — daß die arom. Ableitung tSirkel und tsirikel = kleiner Backofen zum Kuchenbacken, mit den dr« cercel nichts zu tun hat, sondern eine Ableitung von täireap (sl.) ist. — Die Form miSel, welche Puscariu auch als arom. Bildung angibt, ist weder mir noch den anderen Aromunen aus Epirus bekannt — Das dakorumänische Wort cenghel, das Qnin-tescu (De diminutivis linguae romanicae 10) aus dem lat caucellus ableiten wollte, existiert auch im Arom., aber es kommt aus dem Türkischen. 25) -esku. Das griechische Suffix -laxoq, das im Lat zuerst zur Bildung von Gentilnamen wie libyscus etc. diente, später aber als adjektivisches Suffix in der Volkssprache gebraucht wurde, ist im Arom. wie sonst überall im Rum. sehr produktiv geworden und leitet nur Nominaladjektiva ab. Die Bildungen sind sehr zahlreich. Ich führe hier nur einige davon an: bärbät-esku (bärbat), mulir-eaku (muleare), fitsur-esku (fitäor), armän-esku (armän), arbiniä-esku (arbines), vurgär-esku (vurgär) etc. Nur diese eine Funktion hat -esku im Arom., dagegen sind Bildungen von Gentilnamen wie im Dr.: Petrescu, Geor-gescu, Teodorescu etc. dem Arom. fremd, und wenn sie hier auch einmal vorkommen, sind sie als dakorumänische Entlehnungen zu betrachten. 26) -es. Im Arom. kommen nur zwei Ableitungen auf -e§ vor: koarn-es (cornu) hornförmig, länglich, und beal-e§ (in Muloviste und Gopes: beleS) = hübsch, reizend (bulg. bei). Dal. gibt auch beal-iö an. Hier ist -iä dasselbe wie -eS an unbetonter Stelle. Die Bildung der beiden Ableitungen ist rein aromunisch. Es kann also kein Zweifel bestehen über das Vorhandensein des Suffixes im Arom., da beide Ableitungen — 47 — weder im Balg, noch im fierb. existieren, aber woher sie stammen, ist mir unklar, denn ein Zusammenhang mit dem dr. -e§ (vamej, chipep), das ans dem Magy. stammt, ist ausgeschlossen. Als Ortsname kommt bulg. QoleS, Gopeö vor. 27) -et -etum diente im Lat zur Bezeichnung des Ortes, wo die Pflanzen sich in großer Menge befinden, z. B. pometum, arboretum etc. (M. L. Born. Gram. § 479). In dieser Funktion hat sich das Suffix im Dr. bis heute noch bewahrt: prun-et, fäg-et (dr.). Im Arom. ist das Suffix nicht produktiv, es finden sich nur zwei Beispiele bei Dalametra: arbur-et = Eichenwald, kin-et = Kiefernwald. 28) -ets. Sichere Beispiele auf -ets haben wir außer der einzigen lat. direkten Ableitung diudets-e{, lum-e^ (weltlich) etc. sind gewiss Bildungen auf -icius. Ebenso besteht auch hier das bulg. Suffix -e$rum. ju-nice, meint er, trennte man ein Primii june und ein Suffix -ice ab, welches als D-Suffix erhalten blieb" (§ 83 und 67). Wenn das für das Dr. stimmen würde, bleibt es für das Arom. unhaltbar aus folgenden Gründen: Zunächst hätte das lange i von -itäe die vorhergehenden Konsonanten affizieren müssen, was nicht geschah, denn wir haben hier bukut-itäe, tsupät-itäe etc. Und wenn wir annehmen, diese auf Dental ausgehenden Wörter wären spätere Bildungen aus der Zeit, wo langes i die Dentalreihe nicht mehr affizierte, so würden wir auf eine andere lautliche, nur dem Arom. eigene Schwierigkeit stoßen, wonach die lab oe, oi im Arom. in tse, tsi übergehen, wir also lingur-itse, gur-itse etc. erwarten. Aus diesen Gründen müssen wir uns nach einem anderen nichtlateinischen Suffix umsehen. Im Ab. begegnet -iöe, das gerade wie im Rum. zur Ableitung von Diminutiven dient. Dasselbe hat sich nur im Slovenischen öfters bewahrt, während es in allen anderen — 54 — slay. Sprachen geschwunden ist, im Bulg. aber noch in zwei Bildungen vorkommt: momiöe zu moma = junges Mädchen, und kokiöe (Pflanzenname), die entweder das ursprüngliche -ice oder ein jüngeres sekundäres enthalten. Was nun die Herkunft des arom. -itäe anlangt, so bietet uns das Dr. den besten Aufschluß darüber. Auf -ice kommen hier Bildungen vor wie: gäur-ice (gaurä = Loch); pädur-ice (pädure = Wald), mätur-ice (mäturä—Besen), etc. (Puscariu § 67). Dieses -ice konnte ins Dr. nicht in moderner Zeit aufgenommen werden, denn wir haben hier überhaupt keine direkten Entlehnungen auf -ice, die den ersten Anstoss für solche Ableitungen gegeben hätten. Ich denke, -ice ist ins Bum. aufgenommen worden zu der Zeit, als Aromunen und Dakorumänen noch beisammen wohnten, und danach kann es nur aus dem Ablg. stammen, ist also gerade so alt wie die Wörter muncä, jupin, die auch auf die ablg. nicht auf die mittelbulg. Periode zurückgehen. 32) -itäü. Im Serb. gibt es ein Suffix -id das zur Bildung von Diminutiven dient: brat-id zu brat = Bruder; kral-i<5 zu kralB = König; burf-id zu buk etc. (Belid S. 182 § 77). In dieser Funktion begegnet uns das Suffix im Rumänischen. Die Gründe, warum das rumänische -itäü nicht aus dem Lat abzuleiten ist, sind schon von Puscariu (79, 77. Die ts- und ts-Suffixe) besprochen. Hier mögen nur die arom. Beispiele angeführt werden: gum-itäü (gum türk) = Kupferkrug; ud-itäü (odätürk. = Zimmer); kätsut-itäü (kätsut = Messer); tälär-itäü (gr. talar=Faß); sumär-itäü (sumar=Sattel); kurn-itäü(kornu = Horn) (Fr. I. p. 42); dulm-itäü (türk.: doloma=eine Art Leibrock); yil-itäü, daraus das Verbum fiyilitäa = glänzen (gr. yvXla — die Glätte); gärdin-itäü und grädin-itäü (grädinä = Garten); buväl-itäü (gr. buval); Kiptin-itäü (keaptine L pectenem); sugär-itäü synon. mit sugär-uä von — 55 — sugar = Säugling (auch im Bulg. sugare und sugartäe = kleine Lämmer); mul-itöü von mulä auch mul-ikä; kupil-itSü (das Symplex kopil ist verloren; heute existiert dialektisch noch ein kokiu. Seine Ableitung von köpiT>kokil + lu>ko-killu>koklu und daraus kok abstrahiert, wäre nicht unmöglich, kärn-itöü (karne) = Ledertasche; anakr-itgü (äkru = sauer) = dr acrealä; sfärl-itSü für sfurl-itsü (sfurlä Pap. Din Iii pop. a Arom. 122; Weigand: Aromunen II 378), auch fär-IitSu (W. Wb.) = Stößer im Butterfaß. Ist das letztere viel-leicht eine Ableitung vom bulg. Verbum xBipxa = färla = werfen? askumt-itäü (askumtu P. P. P. von ascundu 1. abscondere (eine verbale Bildung). Die Bedeutung der beiden letzteren weicht von der der anderen ab. In färlitfiü sehe ich ein Nom. actionis. Diese Bildung könnte auch eine Entlehnung aus dem Serb. sein, allein es steht nicht in den serb. Wörterbüchern. Im Macedobulg. ist es mir unbekannt. Undurchsichtige Formen sind: zägärdit§ü =zir ameste-cat(DaL); gärgälitöü = jucärie pentru copii. 33) -fe. Die meisten Bildungen auf -ie sind direkte Entlehnungen aus dem Neugr. Ableitungen mit aromunischen Wörtern finde ich nur vier: irn-ie (von earnä = Winter), dräkur-ie (von drak = Teufel, Teufelei), pävrie (Lum. IIL 350) = Angst und lugurie (lukru = Arbeit) = Ding. Von allen diesen ist nur irn-ie als Bildung klar. Die Form dräkurie scheint mit einem Suffix -urie gebildet zu sein. Ein solches Suffix existiert im Arom. nicht. Eine Ableitung von dem Plural des Simplex drak kann es ebenfalls nicht sein, denn, so viel ich weiß, bildet drak den PI. überall regelmäßig drats und nicht drakurl Ich glaube, daß es nur unter dem Einfluß von lugurie oder der aus dem Griech. entlehnten Wörter wie apurie etc., entstanden ist, das nur scheinbar mit -urie gebildet ist — Was die Form — 56 — pävrie betrifft, so ist sie entweder anf eine vulgärlateinische Ableitung *pavoria von pavor-is zurückzuführen, oder, will man sie für eine arom. Bildung halten, dann muß man von pavorem eine rumänische Form *päoare > *päuarä und mit dem Suffi -ie > päu&rie > päorie > päurie > pävrie bilden. Auch die Form lugurie oder luyurie ist nicht so klar. Sie wird zuerst von Weigand und später auch von Puscariu (Conv. Lit XXXVIII 706) von lukru abgeleitet — lukru -f- ie hat zuerst lukrie gegeben, das durch Konsonanten-erweichung vor r zunächst zu lugrie und durch Swarabhakti zu lugurie wurde. Direkte Entlehnungen aus dem Griech. gibt es viele: apändäEie, pundie, yitrie, ikonomie, vasilie, mamie, misitie, diafurie etc. In der Funktion des griechischen Suff, dient -ie im Arom. zur Bezeichnung der Ländernamen wie Arusie = Bußland, VläHie=Walachei, Vurgärie = Bulgarien, Särbie,Turttie, Fräntsie, Anglie etc. In einem Volksliede kommt auch Bumänie vor: Täudie laie täudie Tse s-featse tu Bumänie Ti nä featä nä dzadie Bägä dzonli tu zälie Hoara tutä tu amärtie. (Pap. Lit. Pop. xxxxm) Es bedeutet aber nicht Rumänien, wie es in Lit Pop. übersetzt ist, sondern Südbulgarien. Das arom. -ie halte ich für neugriechischen Ursprungs. Griechische EnÜehungen sind zu zahlreich und in manchen Formen war das Suffix zu leicht von dem Stamm zu unterscheiden, daß es naturgemäß produktiv werden konnte. Ob daneben auch das slav. Suffix -ije zur Produktivität beigetragen hat, können wir aus den arom. Ableitungen nicht feststellen, denn es sind weder bulgarische Entlehnungen noch arom. Bildungen mit bulgarischen Elementen im Arom. nachweisbar. — 57 — Das einzige Beispiel kup-ie (bulg. kup = Haufen, Menge) ist mit dem griech. Suffix -ia gebildet. — Über -ie im Dr. s. Conv. Iii 38, 689 ff. 34) -ile. Neben -ie existiert im Arom. -ile. Es ist sehr produktiv und leitet 1. Eollektiva von Subsi und 2. Abstrakta von a) Subsi und b) Adj. ab. 1. suts-ile (sots = Genosse) Verein, Gesellschaft; kus-krile (kuskru =Mitsch wiegervater); sukr-ile (sokru=Schwiegervater). 2. a) kän-ile (käne = Hund), uspits-ile (oaspit=Gast) = Freundschaft, avuts-ile (avut = reich), bugäts-ile (bugat = reich), duämän-ile (duäman = Feind), afind-ile (afendu =Herr aus dem Ngr. oder Türk.), lihun-ile (lihoanä=Wöchnerin), liksur-ile (liksur = gefräßig), mäskär-ile etc. b) mär-ile (mare = groß), mintimen-ile (mintimen gr. klug) = Klugheit, anapud-ile und anapudz-ile (ana-puda gr. ™ verkehrt) = Verkehrtheit Der Entwicklung nach geht das arom. Suffix -ile auf -ilia zurück. Ein -tlia (mit kurzem i), wofür Pugoariu außer famllia, das keine lateinische Bildung ist, ein dzukäreale angibt, existiert, wie ich schon bei der Besprechung des Suffixes -ealä gezeigt habe, im Arom. nicht Daß das Suffix -ilia auch das lat -ia verdrängt hat, ist, nach solchen Beispielen wie amirär-ile = impäräfie zu urteilen, in dem -ile in der Funktion von -ie erscheint, selbstverständlich. Doch scheinen mir die von Puscariu angegebenen arom. Beispiele wie porkär-ile (porc-är-ia) und mintäunärile, in welchen -ie durch -ile ersetzt wäre, nicht zutreffend. Eine arom. Bildung wie por-kärile ist mir unbekannt und wird von keinem arom. Wörterbuche angegeben. Sie könnte höchstens eine arom. Nachbildung von dem dr. porcärie sein. — Das geht auch daraus hervor, daß das unbetonte 0 nicht in u übergegangen ist Ebenso entschieden ist mintäunärile nicht aromunisch. — 58 - Auch die Behauptung, wonach „Intr'un singur caz a ramas si la Arämäni vechiul sufix -ärie in cuvlntul cäsärie pästrat de ciobani In munfi" scheint mir unwahrscheinlich, da mir als arom. Wort nur käSare 1. casearia bekannt ist — Die Bildung kurvärile existiert tatsächlich und ist im Cod. Dim. • mehrmals belegt Sie geht aber nicht auf eine ursprüngliche arom. Ableitung *kurvärie zurück, sondern ist einfach aus kurvar + ile entstanden, und kurvar ist wieder keine arom. Ableitung (kurvä + ar), sondern direkte Entlehnung aus dem Bulg. kurvar. In Bezug auf die lautlichen Veränderungen, welche das lange i von -ilia bei dem Stammauslaut hervorgerufen hat, ist zu bemerken, daß nur dann der Kons, affiziert wurde, wenn die Ableitung alt war, wie fräts-ile, avutg-ile etc.; in allen anderen Fällen bleibt er unberührt, wie in kän-ile, afind-ile etc. Der Übergang von 1 zu I muß nach den dent Zischlauten eintreten. 35) -isä. Es stammt aus dem Ngr. und dient als Motionssuffix. Wie fast alle griechischen Suffixe im Arom. ist es wenig produktiv geworden. Im N.-Arom. ist es ganz unbekannt Von arom. Bildungen auf -isä kommt nur eine einzige vor: drak-isä>-draksä, vgl dr. dräcoaicä. Griechische Entlehnungen sind aräpisä(a(>ajr«Jwu — Unsicheren Ursprungs sind: dabina —» eine Art Trauben, „specie de stru-guri bäsicatä" (Dal.), ist wohl bulg. Altana. Es kann sich auf den zusammenziehenden durch Gerbsäure hervorgerufenen Gesehmack beziehen. Dann bugtina und leurbustinä •= funingene „Rußa. 38) -ig. Es kommt aus dem Slav. resp. Bulgarischen und Serbischen und bezeichnet die Qualität und durch Sinnesübergang auch den Ort. — Die Ableitungen sind im Arom. nicht häufig und werden a) von Subst. und b) von Adj. gebildet a) munt-ig (im S.-Arom. mund-ig; nt>nd gr.): kal muntig = Gebirgspferd, kämp-ig: kal kämpig = Pferd, das auf der Ebene gebraucht wird, pädur-ig: om pädurig — ein wilder Mann, ungebildeter Mann, der aussieht, als ob er im Walde gelebt hat, areadzim-i§= einer der am Fuße der Berge wohnt (DaL). — 61 - b) akr-i§ von akru säuerlich. Mit ortlicher Bedeutung kommt das Suffix in folgenden Ableitungen vor: askumt-ig — der Schlupfwinkel, Versteck, dr. ascunzätoare: „intrai tru ascumtig" (Dal), amvälig = das Dach. Mit diminutiver Bedeutung kommt -ig nur in kämpig vor. Die Unhaltbarkeit von Häjdeus und M. Lübke's Ansichten, wonach -iä aus dem Magyarischen oder Lat. abzuleiten wäre, ist von Pufcariu (1. c. 189, 190, 191, 192) dargetan worden. 39) -iSte. Im Vergleich zu dem Dr. ist -igte im Arom. kein häufiges Suffix. Es stammt aus dem Bulg. und bezeichnet den Ort, wo sich der im Stamme genannte Gegenstand befindet. grup-igte zu groapä= der Ort, wo viele Gruben sind; es ist nicht das bulg. grobigta pl. von grobigte, das „Gräber" und „Kirchhof bedeutet; agr-igte zu agru: Acker, Weideacker; käpr-igte ist mir nur einmal in einem Liede begegnet: Nvirdzäsku g-käprigte Ah! muntsl di Mulovigte (Velu. Cänt Jon. 18.) Es bedeutet den Ort, wo sich Schafsund Ziegenmist befindet Darnach, denke ich, ist es eine Bildung von kuprie (gr.) = Mist und nur durch Anlehnung an kapre zu käprigte für kuprigte geworden, kägir-igte (zu kagare) = der Ort, wo einmal die Sennhütte, die Schäferei gestanden hat Alle Ortsnamen auf -igte sind slavische Bildungen und gehören nicht hierher. 40) -its. Im Slav. gibt es ein Suffix -icB, das zur Bildung von Diminutiven dient: agnicB =Lämmchen, kamenict = kleiner Stein (V. Vgl Sl. Gram. 462). In dieser Funktion begegnet — 62 — das Suffix auch im Arom. Die Ableitungen beschränken sich nur auf folgende Beispiele: bu-its (boü) = kleiner Ochs und übertragen auch Dummkopf, dr. prostu$. kil-its (keale 1. peius) = kleineres Fell wie der Schlauch. Die Form gärits für gäruts aus gärnuts (nach dem bekannten Übergang von rn>r) ist durch Suffixvertauschung entstanden. Daß wir hier mit keinem lat. «icius zu tun haben, geht nicht nur aus der Bedeutung des Suffixes, sondern auch aus der lautlichen Behandlung hervor. Das lange i mußte die Form kilits in kilits verwandeln. 41) -itsä. Ich bespreche das Suffix -itsä nicht im Zusammenhang mit -its, sondern allein für sich aus dem Grunde, weil, obgleich es in derselben Funktion zur Ableitung von Dimin. dient, doch anderer Herkunft ist. Im slav. -ica, Fem. zu -ikt, das eigentlich -ika sein müßte, ist nach Vondrak durch eine Verquickung des Suff, -ica mit -ika entstanden und dient hier zur Ableitung von Nom. agen-tis: davica zu davicb, öarodeica zu deicB, kukuvica etc., dann von Diminutiva wie dtätica = tabula zu dtska, de-vica zu deva etc. Es dient auch zur Substantivierung adjektivischer Wörter:krtmilica = nutrix, t&mtnica = Kerker, pijanica = Trunkenbold, stra§ivica = homo timidus etc. (V. Vgl Sl. Gram. 462 ff.). Im Bulg. wendet man -ica mehr als Motionssuffix zur Bildung von Femininen, aber auch als Diminutivsuffix an (W. Bulg. Gr. § 42 und 44). Im Arom. ist -itsa meist als Dimin-Suff. üblich, als Motionssuff, aber wird es selten gebraucht. In dieser letzteren Funktion kommt es oft im Dr. vor. Alle aromunischen Bildungen sind von Subst. abgeleitet: kud-itsä (koadä = Schwanz), purt-itsä (poartä = Tor, Tür), kämis-itsä (kameaäe = Hemd), klitsä (kleae = Schlüssel), — 63 — särmän-itsä von särman (nicht als Femininum gefühlt, sondern nur als Dim.), ud-itsä (odä* = Zimmer), flur-itsä (flurie = Goldstück), sfinduk-itsä (sfinduke « Koffer), gutun-itsä (gutune 1. cotonea) etc. Als Motionssuffix kommt es nur in zwei Beispielen vor: buvulitsft von buval (vielleicht direkt aus dem bulg. bivo-litsa, worauf auch das drum. bivoli^ä zurückgeht) und pul-itsä = die Henne, welche Eier legt, von puL Direkte Entlehnungen aus dem Slavischen resp. Bulg., die keine arom. Bildung sein können, sind: mätitsä = Mutter: Un nat atsea mätitsä Avea tu särmänitsä. Fr. I 76 in einem Gedicht von Const. Belimace, vgl bulg. matica „Bienenkönigin"; käpitsä = kegelförmiger Heuhaufen (bulg. kopica, Dim. von kopa dass.), pärtitsä „banda de pän-zä ce o pun femeile la piept peste cäma§äu (Dal.) (bulg. partica Dim. von parta s. Gerov Beönik). kuditsä « Haar, nur zur Bezeichnung der weiblichen Haartracht, sonst per (bulg. kosica, Dim, von kosa), guöturitsä und yuöteritsä =Eidechse (bulg.guäterica), gasnitsä=Baupe(bulg. g'Bsenica), im N.-Ar. ist dafür nur unidä bekannt gurlitsä = Halskrankheit (bulg. gxrlica). Hierher gehört auch das Wort kanitsä = die Trespe (bromus secalinus), vgl. bulg. pijanica die Pflanze „Lolium temulentum", die sonst bulg. auch „ynoHTexHo ähto" genannt wird. zunitsä=Gürtel ebenso bulg. Undurchsichtige Ableitungen sind: purkuyitsä = die kleinen Blattern, kukuvitsS (fipirig) = der Salmiak, plätitsa = specie de grlu, vermutlich (nach der Form) zu plata gehörig. Über die verschiedenen Ansichten betreffs des lateinischen Ursprungs dieses Suffixes ist Pu|carius Darstellung (§ 92) zu vergleichen. 42) -in dient im Arom. zur Bildung von a) Kollektiven wie armln-iu (armln) = Aromunentum, limn-iu (lemn) — eine große Menge von Holz; multu lim- — 64 — niu easte tu pädure" (Dal.), pärnäriu (pärnäri pL -äri = specie de copae cu frunza dinfatä si spinoasä, DaL eine Schlehen- oder Pflaumenart)=Eine Menge von Bäumen dieser Art, strän-iu (stranu) = eine Menge Kleider, stirpur-iu (sterpu) = eine Herde von unfruchtbaren Schafen („turmä de oi sterpett Dal.), kälär-iu ■» große Menge von Pferden; käprär-iu, väkär-iu = eine große Menge von Ziegen, Schafen etc.; läptär-iu = viel Milch. b) Adjektiva: lärgur-iu (largu) — alles was zu breit ist, Herbur-iu = das, was zu heftig siedet (fierbe), yaryir-iu (von yaryir = Quecksilber, eine Zusammensetzung des arom. Adj. yiu L vivus mit dem neugriechischen agyvQov = Silber, Silbermünze, genau wie das dakorumänische „argint viutt) = quecksilberartig. c) Abstrakta: kän-iu (cäne) nach DaL synon. mit kä-nile; arn-iu auch af-iu von iarnä = Winter. In allen diesen Ableitungen sind zweierlei Suffixe zu unterscheiden: -iu und -äriu resp. -uriu. Die Bildungen mit dem Suffix -iu liegen klar vor, da das Suffix direkt an den Stamm angefügt wird: armän-iu, limn-iu etc. In kälär-iu, käprär-iu, väkär-iu und lärgur-iu dagegen hat man es vielmehr mit einem Suffixe -äriu resp. -uriu zu tun; wollte man die Bildung dieser Ableitungen auf dieselbe Weise erklären wie bei armän-iu, so hätten wir in diesem Falle in -äriu, -uriu eine Suffixverkettung von -ar-iu, -ur-iu, was aber zur Bedeutung des Suffixes nicht stimmen würde. Denn da von vakä ein väkar als Nom. agent. „Kuhhirt" bedeuten würde, müßte die weitere Bildung väkär-iu die Bedeutung „eine Menge von Kuhhirten" haben. Im Arom. aber bedeutet väkäriu „eine Menge von Kühen", das heißt, daß die Ableitung direkt von vakä und nicht von väkar gebildet ist. — Eine Ableitung vom Plural, die zum kollektivischen Sinne sehr gut stimmen würde, ist nicht anzunehmen, da solche Ableitungen, die nach dem Plural der Neutra auf -uri gebildet werden, nicht vorkommen. Ich meine nämlich eine Ableitung wie bei den dakorumänischen Wörtern friguros, deluros, die 1 — 65 — von dem Plural friguri, dealuri abgeleitet sind und wo man ein Simplex frig. und deal abtrennen könnte, ist für das Arom. unmöglich, denn wir haben kein einziges Beispiel, das den Anstoß zu solchen Ableitungen gegeben hätte. Ein Suffix -ariu, -uriu ist nicht nachweisbar. 43) -izmä stammt aus dem Ngr.-und ist ein seltenes Suffix. Es dient zur Bildung von Verbalabstrakten. Es kommen nur zwei Ableitungen vor, von denen nur eine sicher ist. aspar-izmä „Schrecken" von aspar L *expavero. nimusor-izmä = „grämezi de zäpadä strtnsä de vlnt, nämetett (Dal.), Schneehaufen. Es erinnert an dr. ninsoare (Part- P. von ninge, ninsoare). Aber ein arom. ninsoare ebenso wie a ninge sind mir unbekannt, sie werden auch in keinem arom. Wörterbuch angegeben. Es ist nicht unmöglich, daß sie einmal vorhanden waren, und daß ninsoare in ni-musorizmä für nimsorizmä ein Best von lat. ningere ist. Folgende undurchsichtige Ableitungen kommen vor: zvorizmä — for^ä wKrafltt (DaL). Sehr unwahrscheinlich, daß darin s-fortsä steckt. Dann lunizmä — aluviune, adaus de pämlnt ce se face pe marginea unei ape cänd se abate din albia sa (DaL). Beide sind im Ngr. (Epirus) üblich. 44) -Ii. Mit -Ii, das aus dem Türk, stammt, gibt es keine arom. Bildung, sondern alles ist entlehnt aus dem Türk, oder aus den anderen Balkansprachen. Als eigenes Suffix existiert -Ii fürs Arom. nicht. Näheres über die Verbreitung des Suffixes in den Balkansprachen siehe Miklosisch (Einw. d. Türk, auf die Balkspr. 4) und Säineanu (Infi. Orient. S.LV.). 45) -llke. Wie -Ii stammt auch -llke aus dem Türk. Das letztere ist produktiv und dient genau wie im Türk, zur Bildung von Abstrakten. Weigand XV. 5 — 66 — kärbunär-llke (cärbunar = Köhler), pärmäteft-llke (pärmateftu), pädur-like (pädure) etc. Alle anderen Ableitungen wie käläuzlike (caläuzä = Führer), sirsimlike (sirseme = verdrießlich, der sich alles zu Herzen nimmt), spähillke, boktSällke, bät&ktSillke, aht&ilike, ahmak-like, zurbalike, mukaitllke, kälfälike etc. sind direkte Entlehnungen. (Siehe Mikl. op. c. S. 6 und L. Säineanu S. LV.) 46) -mintu. Im Lat. diente -mentum, worauf das arom. -mintu zurückgeht, zur Ableitung von Nomina actionis: vestimentum von vestio, argumentum von arguo, jumentum von juvoetc (Linds. 334 §27, 30). In dieser Bedeutung hat es sich im Arom. nur in zwei Ableitungen behauptet: akupirimintu = Deckung (von %acupiri) und astirnumintu auch aätirnämintu (von aätirna) scoar^a care se pune sub sumarul calului (DaL). Alle anderen Ableitungen sind Verbalabstrakta wie aspärgä-mintu von aspargu = Verderbnis, adävgämintu von adavgu = Vermehrung, dzurämintu von dzuru = Eid. Andere Beispiele außer den bereits lat. Ableitungen wie viSmintu und vismindu (1. vestimentum), märmintu (1. emolumentum) etc., die hier nicht in Betracht kommen, sind mir nicht begegnet. Die Anfügung des Suffixes wird, entweder direkt an den Infinitiv gemacht wie adara-mintu, akupiri-mintu, aStirnä-mintu, oder an den Ind. Praesentis und dann mittels des Bindevokales a, das weiter nichts als der charakterisierte Infinitivvokal der Verba auf -are ist: aspärg-ä-mintut adävg-ä-mintu für die erwarteten Formen aspärdzi-minta vom Inf. aspardzeare und aspardzire etc. 47) -oane (-onü). Das lat. Suffix -one, das in allen romanischen Sprachen so produktiv ist, ist im Bum. durch eine weitere Bildung zu. -onius, -onia geworden. Ob diese letztere in Anlehnung an dem Suffix -toria aus -toriu (M. L. Rom. Gram. S. 495) zustande gekommen ist, scheint unwahrscheinlich, da lat. Beispiele wie Numonius, Petronius, Suetonius etc. dafür zeugen, daß die Weiterbildung des Suffixes -one schon im Lat. vor sich gegangen war. Die Bildungen auf -one waren im Lat. ursprunglich generis communis und da Sie sich auf Personen bezogen, wurden sie zu Subst. personalia. Diese dienten zunächst zur Hervorhebung einer Eigenschaft, dann aber auch zur Ausführung der im Stamme liegenden Tätigkeit Die Ableitungen, welche sich auf achtbare Leute bezogen, wurden einer weiteren Bildung unterworfen, und damit wurden auch die Bezeichnungen für geachtete Menschen verändert So erklären sich die Beispiele Acceronius, Numonius. Später trat eine Differenzierung auch in der Bedeutung des erweiterten Suffixes -onius ein und man bildete mit ihm Ableitungen, die sich auf das Lächerliche, Verächtliche bezogen (Stolz). Damit sank auch die Bedeutung des Suffixes zur pejorativen herab und als solches war es sehr üblich in der Volkssprache. Außerdem die Gentilnamen Arbronius (arbor-is), danach Arbronia gens; Aponius (ap-um), Aponia gens; Fluvonia (fluvius), Floronia (flor-is), und die Deverbativa Fluonia (flu-ere), Cingonia (cingere) (Stolz, ibid.) deuten darauf hin, daß -onius gerade wie -one auch dazu diente, Personalia von Sachnamen, mit denen man sich abgab, oder deren Tätigkeit man ausübte, abzuleiten. In dieser Bedeutung ist das Suffix auch im Arom. üblich, doch seine Funktion ist ein wenig verschieden. Hier bezeichnet-onu den Träger der dem Stamme zugrunde liegenden Eigenschaft und leitet Subst von Verben ab, aber bildet keine Personalia oder Gentilnamen: musk-onu (muskü = beiße) = die Stechmücke; akikäS-onü (akikäsesku = begreife, verstehe) = schlau. Die Affi-zierung des Stammkons, s zu § kann ich mir nicht erklären, muäur-onü und durch Metath. auch äumur-onü, dann auch die Nebenformen mägironü, äämäronu. Alle diese Formen werden von Puscariu mit dem dr. mi§una «mistionem) =in-välmagealä zusammengebracht (Conv. Lit XXXIX S. 324). 5* - 68 — Hierher gehört auch das Abstraktum puv-onü, das auf das bulg. (maced.) puvam — forzen zurückzuführen ist ImN.-Ar. ist es unbekannt, auch das Simplex wird in keinem Wörterbuche angegeben. Hierher würde auch dirmonu = ciur mare gehören (vgl. aber bulg. dxrmon dass.). Bildungen von^ominibus kommen folgende vor: urdzäk-oane (urdzika 1. Urtica) = eine Art Kuchen mit Brennessel zubereitet; töikärik-oane (täikärikä = Haspel) = sftrleazä care se Invärteste gi abia se observä cä se Invärtefte (DaL). Die aromunische Funktion des Suffixes erklärt sich wieder aus derselben des Lateinischen. Ursprünglich leitete -one resp. -onius Sachnamen ab, und von hier aus wurde es auf Personennamen übertragen. Spuren dieser lateinischen Funktion haben sich bewahrt auch darin, daß die feminine Form des Suffixes (-onia) als Motionssuffix dient Diese Funktion ist eigentlich auch die üblichste, denn die Bildungen auf issa>>easä beschränken sich nur auf ein paar Beispiele. Petr-oane (zu dem Eigennamen Petru) = meist die Frau von Peter; Näs-oane (zu Nasi abgekürzt von Atanasi); Tey-oane (zu Te/u neben Tegu); Yurg-oane (zu Yorgu) etc. Alle diese Bildungen sind in Bäiasa üblich. Dann kommen Ableitungen vor wie pikurär-oane (zu pikurar) = Hirtin; lup-oane (zu lup) = Wölfin; piskär-oane (zu piskar) = Fischerin; amir-oane auch amirär-oane (zu amira) = Kaiserin; väsil-oane (zu väsiPä) = die Königin. Wir hätten eigentlich ein väsiP-oane erwarten müssen; muätir-oane zu mugteri türk. = Kunde; tär-oane zu tar = Esel, tsirb-oane zu tserbu = Hirsch; dräk-oane zu drak = Teufel; urs-oane zu ursu = Bär; uspit-oane zu oaspit = Gast (dafür auch das Wort oaspitä üblich) etc. Wenn wir nun einen Vergleich zwischen der Funktion des arom. Suffixes und der des dakorumänischen machen, so finden wir, daß auch im Dr. die feminine Form des Suffixes als Motionssuffix dient. Nur in einem dakorumänischen Unterdialekte hat sich die Form des Suffixes bewahrt so wie sie im Arom. ist. Im Banat begegnen uns Bildungen wie — 69 — späi-oane = Gutsbesitzerin zu dem türk. spahi, das dem arom. späK-oane = die Frau des Spahi, entspricht; ungur-oane, nem^-oane, Strb-oane etc. (Wgd. Bau. Dial. S. 39), worin -oane dem arom. -oane gleich ist. In den übrigen Dialekten des Dr. ist -oane zu -oaie geworden und hat sich nur noch in Verbindung mit dem Suffix -cä: -oaicä bewahrt, z. B. ungur-oaica, nemv-oaicä, rus-oaicä, särb-oaicäete. Die männliche Form -oiü dient zur Ableitung von Augmentativen. In dieser Funktion bietet das arom. Suffix -onu wenige Beispiele. Es kommen nur zwei Ableitungen vor: tsir-onü zu • tsir = Bückling, und brüsk-onü (dr. brosc-oiu) zu broaskä = Frosch. Dann auch zwei Formen auf -oane: mulir-oane (zu mulare 1. mulierem) und pitur-oane (zu peturä = eine Art Euchen). Doch fehlen im Dr. die Denominativa und Deverbativa, die eine im Stamme liegende Eigenschaft oder Tätigkeit (vgl. muökonu) ausdrücken. In den anderen rom. Sprachen begegnet nur das Suffix -one. Seine Funktion ist individualisierend wie die von -onia im Arom. resp. Rum., dann aber dient sie auch zur Bezeichnung handelnder Personen. In dieser Funktion fehlen die Beispiele für das Dr., im Arom. dagegen begegnen uns Ableitungen wie akikääonu (der einzige Personennamen), mu8-konu etc., deren Funktion mit der der anderen Sprachen gegenübergestellt werden könnte. Die Vergrößerungsbedeutung, welche auch die eigentliche Bedeutung des Suffixes im Rom. ist, findet sich auch im Dr. wieder; im Arom. dagegen, obgleich sie nicht fehlt, beschränkt sie sich auf nur vier Beispiele, von denen ja nur eine, mulir-oane pejorativen Nebensinn hat. In dieser Bedeutung kommen die Beispiele im Dr. massenhaft vor. Fremde Entlehnungen im Arom. auf -onu sind: Skiponu (alb.) = Adler; piponu (gr.) = Melone, Zuckermelone, wohl auch dirmonu = eine Art Sieb (bulg. dn&rmon s. oben). 48) -täte. Das Suffix -tas, -tatem bildete im Lat Nominalab-strakta von Adjektiven und Nominibus: bonitas-tatem — 70 — facilitas-tatem, civitas-tatem etc. (Linds. 341 § 42, 46). In dieser Funktion hat sich das Suffix im Rumänischen behauptet. Im Aromunischen ist es nicht so produktiv wie z. B. im Dr. und in den übrigen roman. Sprachen. Direkte lat. Ableitungen sind: uminätate und uminitate lat. humanitatem. Diese lat Bildung von homo ist um so bemerkenswerter, da sie nur im Aromunischen als Erbwort bewahrt ist; in allen anderen roman. Sprachen kommt die Form nur als gelehrtes Wort vor. pängänätate und pängänitate lat. paganitatem (Du Cange Gloss.) mit Einschub von n vor dem Guttural wegen des folgenden Nasals, kriätinätate lat Christian!-tätem, sänätate lat. Sanitätern, vitsinätate lat. vicini-tatem. driptate ist nach Puscariu eine Ableitung von *directatem, einer kontrahierten Form von directitas, das zu directas — directatem, genau wie *aestitas, honestitas zu aestas — aestatem und honestas — honestatem, wurde, tsi-tate lat. civitatem (Cod. Dim. 284 120b19). Folgende Neubildungen kommen vor: singur-ä-tate (singur) = Einsamkeit, strämb-ä-tate (strämbu = krumm) = Unrecht, Ungerechtigkeit, urfän-ä-tate (oarfön) = Armut, eftin-ä-tate (eftin = billig, wohlfeil) = Billigkeit, dzum-i-tate auch dzum-ä-tate (gümes alb.) = die Hälfte. Der Bindevokal ist im Arom. ä, das aus kurzem l entstanden: vicin-i-tate > vitsin-ä-tate. Hier wurde das Suffix als -ätate gefühlt und von hier aus auch auf die anderen Stämme übertragen. — Daß das unbetonte lat. kurze i genau wie im Dr., auch im Arom. zu ä werden konnte, bezeugen uns die Formen: nämalu < *ammalium, stämänafrtuosus, särbätoare *au + n§, enthalt keine Diminutivbedeutung mehr. demu§ aus gleichbedeutendem alb. dem einjähr. Kalb (falsch bei Pu|cariu von de-mu (= von jetzt an, heurig) + u§ (Conv. Lit. XXXVIII, 464—465). Seine Herkunft, wie schon Puscariu angedeutet hat, ist slavisch, und zwar hat es das Arom. aus dem Bulg. entliehen, wo es bei Personennamen ganz üblich ist: Kiruga, Maruäa, Draguga, Maluäa etc. 53) -uts. Nur eine aromunische Bildung auf -uts kommt vor: nik-uts von nik = klein. Eine Nebenform von nikuts ist nik-uz. Es ist eine männliche Form von nika-zä, welche nur durch Anlehnung an nikuts zustandejgekommen ist. zärn-uts = Körnchen, vom bulg. z-Lrno, könnte als eine zweite Ableitung auf -uts betrachtet werden; da jedoch das Simplex nicht existiert, so glaube ich, daß es nur eine Nachbildung nach dem gleichbedeutenden arom. gärnuts und gränuts ist, der einzigen aromunischen direkt aus dem Lateinischen stammenden Ableitung (granuceum). — 76 — 54) -zä ist das einzige Suffix, das aus dem Albanesischen stammt Hier dient es zur Ableitung von Diminutiven, die meistenteils von weiblichen Subst gebildet werden: puls-ze zu pule = kleine Henne; lule-ze zu luls = Blümchen; bebe-ze zu bebe = kleines Kind; dore-ze zu dor« = kleine Hand; nuss-ze zu nuse (Braut) = Wiesel. Es werden auch von Adj. abgeleitet: pake-zä zu pakf = ein wenig; tSike-ze zu töike ete. (G. Meyer: Albanesische Studien L). Im Arom. erscheint es in derselben Bedeutung wie im Alb. und leitet Dim. nur von Adj. ab. Die Bildungen beschränken sich auf folgende Beispiele: nikä-zä zu niku = klein; niKeamä-zä zu niEeamä = ein wenig; es entspricht der alb. Bildung pakm, täikeze. Suffixverkettungen mit -zä kommen folgende vor: riikä-zanä (nikä-zä-anä), danach werden eine männliche Form: nikuzan und nach dieser letzteren eine andere weibliche Form: nikuzanä gebildet; muäitikäzä (muäät-ikä-zä zu muöat = hübsch); nifieamäzikäzä (nifieamä-zä-ikä-zä) und daneben auch nifieamädikäzä. Diese letztere erklärt sich durch Dissim. des z zu 6. Alle beide Ableitungen sind im N.-Arom. unbekannt Dieselben wurden mir von meinem Landsmann Chr. Geagea, der aus Avdela stammt, mündlich mitgeteilt. Direkte Entlehnungen aus dem Alb. sind: äkurtizä = Wachtel, Los; fatäzä, koakäzä und pupäzä. Aus den angeführten arom. Beispielen dürfte wohl kaum das hohe Alter des Suffixes im Rum. erschlossen werden. Bildungen wie nikä-zä, niKeamä-zä etc. können auch in neuerer Zeit zustande gekommen sein. Hätten wir im Dr. mindestens eine von den arom. Bildungen, oder überhaupt Ableitungen auf -zä, einerlei, ob dieselben im Arom. vorhanden sind oder nicht, gehabt, dann wären wir berechtigt gewesen, die Aufnahme des albanesischen Suffixes ins Rum. in das Urrumänische zu versetzen und daraus wieder Schlüße über die — 77 — Beeinflussung des Rum. durch das Albanesische auch hinsichtlich der Wortbildung zu ziehen. Die dr. Formen coacazä und pupazä sind von keinem Belang, da sie sich als direkte Entlehnungen erweisen. Von diesen beiden stimmt auch das erste (coacazä) in der Bedeutung (dies wurde mir von einem •des Albanesischen kundigen Farserioten, Ieromonachul Fotie Balamaöe, aus Eoritsa mündlich mitgeteilt) mit dem entsprechenden alb. Worte überein und pupäzä findet sich bei Ohristophorides p. 338. Dann auch die Bildungen cäcäreazä, späteazä, sftrleazä etc., die teilweise auch im Arom. existieren und in welchen Ovid Densusianu (Ein alban. Suff, im Rum.) eine Suffixverkettung ea + zä sieht, kommen für die Frage nach dem Vorhandensein des Suffixes im Dr. kaum in Betracht, denn wie ich bei Besprechung des Suffixes -eazä (-areazä) nachgewiesen habe, haben wir es hier mit keinem alb. Suffix -zä zu tun. Die arom. Formen lauten alle auf -dzä aus: käkäreadzä etc., das niefit mit dem alb. -zä von nikä-zä zu verwechseln ist. Ich denke, das Suffix -zä ist im Arom. jüngeren Datums. II. Teil. A. Die Suffixe nach ihrer Bedentang and Funktion. 1. Abstrakta. a) Verbalabstrakta: -at: näirpik-at, arkur-at, -atä: imn-atä, skäpit-atä, -itä: mutr-itä, -utä: vidz-utä, -atik: avin-atik, amint-atik, -täune: alävdä-tsune, diStiptä-täune, -ealä: täum-ealä, ayus-ealä, -ame: pläskän-ame, -tSune: alävdä-täune, diätiptä-tSune, -ealä: täum-ealä, ayus-ealä, -izmä- aspar-izmä, — 78 — -mintu: adävgä-mintu, dzurä-mintu, -urä: astilit-urä, ansärit-urä, -ut: pläng-ut, plosk-ut. b) Nominalabstrakta: -ata: suts-atä, t&elnik-atä, -atik: hän-atik, flkurun-atik, -eatsä: fitgur-eatsä Cod. Dim. 19 b13, ruöun-eatsä, -ile: uspits-ile, kän-ile, -ime: kuskr-ime, sukr-ime, -fu: irn-iu, kän-iu, -llke: kärbunär-llke, pädur-llke, -täte: pängänä-tate, kriätinä-tate, -adä: virgin-adä. c) Adjektivalabstrakta: -eatsä: läi-eatsä, urut-eatsä, -ile: mär-ile, mintimen-ile, -ime: lärdz-ime, nälts-ime, -ame: amär-ame "dultse-ame. 2. Konkreta. a) Denominativa: -inä: käpr-inä, purts-inä, -ula: bärb-nlu, -ule: yit-ule, -earku: yits-earku. b) Deverbalia: -arku: gudil-arku. 3. Nomina agentis. a) Denominativa: -ar: mitrik-ar, nutin-ar, -töi (-dzi): gaiak-täi, tutun-dzi. b) Deverbalia; -ar: gudil-ar, -atSü: arung-atäü, ndript-atöü. 4. Nomina actionis: a) Deverbalia: -miutu: akupiri-mintu, aötirnä-mintu, -toare: amväli-toare, -tor: aräökli-tor. — 79 — 5. Nomina actoris. a) Deverbalia: tor: avinä-tor, aviglä-tor. 6. Ortsbezeichnungen, a) Denomihativa: -eadzä (-eatsä): väkär-eadzä, purkär-eadzä, -eauä (-eao): azvistir-eao, gizär-eao, -et: arbur-et, kin-et, -inä: fukur-inä, -iä: amväl-iä, areazim-iä, -i§te: grup-iSte, agr-iöte, kääir-i§te, -atä: umbr-atä. 7. Kollektivs, a) Denominativa: -atä: suts-atä, tßelnik-atä, -ile: suts-ile, kuskr-ile, -inä: u-inä, plu-inä, -iu: armän-iu, limn-iu, -ale: minuts-ale, -ame: aus-ame, bärbät-ame, -ani: arKiere-ani, farise-ani (Pluralbildung), -ie: arbiniä-ie, -äni: mum-äni, päp-äni (Pluralbildung). 8. Herkunftsnamen, -at: avdel-at, pärvul-at, -ean (-an): bitul-ean, mäläkää-an, -ets: gämäl-ets. -ot: dinisk-ot. 9. Diminutiva. a) Denominativa: -eauä (-eao): fäntän-eauä, -el: arut-el, grämb-el, -ik: frät-ik, bärbät-ik, -ikä: dumn-ikä, -itäe: bukut-itäe, lingur-itäe, -tau: gum-itöu, tälär-itäu, -its: bu-its, kil-its, — 80 — -itsä: kud-itsä, purt-itsä, -ak: dzinir-ak, fitäur-ak, -aäku: Dimitr-aäku, Grigor-aäku, -uä: purtsil-uä, kätsäl-uä, -uts: nik-uts, zärn-uts, -zä: featä-zä. b) Adjektiyalia: -ikä: känut-ik, muäit-ikä. 10. Augmentativa. -onu: tsir-onu, -oane: pitur-oane, -anä: dint-anä, kärlib-anä. 11. Pejorativa. -oane: mulir-oane. 12. Hypokoristika (s. auch unter 9). -aki: Dimitr-aki, Stayr-aki, -ak: flitur-ak. 13. Nominaladjektiva. -esku: bärbät-esku, fitäur-esku, -eä: koarn-eä, beal-eä, -iä: munt-iä, kämp-iä, -os: aränros. 14. Substantiyaladjektiva. -eai: mut-eai. 15. Verbaladjektiva. -onu: apikää-onu, -eai: fut-eai, -os: täl-os. 16. Ableitungen durch Motion, -easä: prift-easä, pikurär-easä, -isä: arap-isä, drak-sä, -oane: urs-oarie, pikurär-oane. — 81 — B) Die Suffixe nach ihrem Ursprung. 1.) Lateinisch: 1. -ak, 2. -ale, 3. -ame, 4. -ani, 5. -ar, 6. -are, 7. -arku, 8. -at, 9. -atä> 10. -ut, 11. -utä, 12. -it> 13. -atik, 14. ätäune, 15. -easä, 16. -eadzä, 17. -eatsä, 18. -eauä, 19. -el, 20. -esku, 21. -et, 22. -ets (?), 23. -ile, 24. -ime, 25. -inä, 26. -mintu, 27. -onu, 28. -oane, 29. -täte, 30. -ule, 31. -ulu, 32. -tor, 33. -toare, 34. -urä, 35. -uts. 2) Slavisch: 1. -atö, 2. -alä, 3. -an, 4. -aäku, 5. -kä> 6. -ealä, 7. -eau, 8. -eai, 9. -eä, 10. -ik, 11. -ikä, 12. -itäe, 13. -itäu, 14. -inä, 15. -iä, 16. -iäte, 17. -itä, 18. -itsä, 19. -uä. 3) Neugriechisch: 1. -aki, 2. -adä, 3. -andru, 4. -arku, -earku, 5. -isä, 6. -izmä, 7. -ie, 8. -ani. 4) Türkisch: 1. -täi (-dzi), 2. -Ii, 3. -llke. 5) Albanesisch: 1. -zä. 6) Unbekannten Ursprungs: 1. -iu mit koll. Bedeutung. 7) Lateisch und bulgarisch: -inä, ev. auch -ar. C) Allgemeine Ergebnisse. Von der Wortbildungslehre habe ich nur das Mittel der Sprache behandelt, das im Arom. wie in anderen romanischen Sprachen zur Bereicherung des Wortschatzes am meisten beigetragen hat: die Suffixbildung. Und da nun dieselbe bei Nominibus die größte Wichtigkeit für die genauere Kenntnis des Rumänischen im allgemeinen bietet, habe ich die Verbal-, Pronominal-, Adjektivbildungen etc. von meiner Arbeit ausgeschlossen und mich nur auf die Funktion und Bedeutung, welche die nominalen Suffixe im Aromunischen aufweisen, beschränkt. Dieser Teil der Wortbildungslehre ist gerade für das Rumänische von großem Interesse. Denn eben der überraschende konservative Zug des Aromunischen, der sich auch in der Suffixbildung kund tut, steht im Kontraste zu der Lebenskraft, die das Dakorumänische seit der Abtrennung von dem Aromunischen durch fortwährende Berührung mit den Nachbarsprachen entwickelt hat. Wir haben im Dako-Weigand XV. 6 — 82 — rumänischen nicht nur Suffixe aus dem Slayischen resp. dem Bulg., von denen ja die meisten auch im Arom. existieren, sondern auch eine Tendenz der Suffixbildung, die dem Arom. ganz fremd ist und sich als das Resultat des bulgarischen Einflusses erweist. Ich erinnere an die Diminutivsuffixbildung im Dakorumänischen. Hier haben wir nicht nur zahlreiche Suffixverkettungen, die im Arom. nur selten oder gar nicht vorkommen, sondern auch diminutive Ableitungen wie pafn-isoarä, vini|or etc. (1. panem, vinum), die sich im bulgarischen: hlepöe, v nee, vodica und im neugriechischen ipo/iaxi, vsQ&xi, xQaöaxc wiederfinden, die aber das Aromunische überhaupt nicht kennt. Abgetrennt von dem Dakor. ist das Arom. in der Suffix-bildung nicht denselben Weg gegangen wie jenes, da es sich fremde Einmischungen in seinem Entwicklungsgang viel weniger als das Dakor. hat gefallen lassen. Daher sehen wir, daß außer den lateinischen Suffixen, die ungefähr zwei Drittel der Gesamtzahl bilden, nur ein Drittel slavischen und sehr wenig griechischen, türkischen und albanesischen Ursprungs vorkommt. Dieses Verhältnis zeigt uns schon, daß den Grundstock für die Wortbildung im Arom. von Alters her in erster Linie das Lateinische bildete. Denn nicht nur der Zahl nach übertreffen die lateinischen die fremden Suffixe, sondern auch in der Wichtigkeit der Bedeutung und Häufigkeit der Funktion. Mit lateinischem Suffixe sind fast alle Ableitungen gebildet, die zur Bezeichnung einer Person dienen, die irgend eine Handlung ausführt —Nomina agentis. In dieser Funktion haben wir das lat. -areauä (-eao), das in den anderen roman. Sprachen so produktiv geworden ist und im Arom. nur zwei Beispiele: fäntän-eao, kitrits-eao zeigt, kommt nur noch -ellus> -el mit vier Beispielen, -uceus 6* — 84 - > uts mit zwei und -acus> ac mit mehreren Bildungen vor. Dieses letztere ist am meisten produktiv geworden, aber seine Herkunft ist nicht ganz sicher. Für diese Art Bildung hat das Arom. gerade wie das Dr. vielfach das Slavische benutzt, doch nicht in demselben Umfange wie das Dr., denn diesem letzteren hat es die Diminutivsuffixe -aöcu, -ik [-ikä], -itäe, -itsä, -itäu, -uä entnommen, die alle produktiv sind. Die üblichsten von diesen sind -uä, -ik, -itäe und für Personennamen -aäku. Das merkwürdigste ist nun, daß sie sich nach meinen Untersuchungen mehr als altbulgarischer Herkunft erwiesen haben. Das habe ich daraus schließen können, daß ihre Bedeutung und Funktion im Arom. mit der der entsprechenden altbulgarischen Suffixe übereinstimmt In den heutigen südslavischen Sprachen sind sie seltener, da sie zum Teil in Suffixverkettungen aufgingen, zum Teil durch andere verdrängt wurden. Diese Tatsache, sowie das Vorhandensein derselben Suffixe im Dr. zeigt uns, daß sie schon im Urrumänischen (VII—XI Jh.) vorhanden gewesen sind und damit erfahren wir, daß den ältesten Einfluß von den Balkansprachen auf das Arom. nicht das Griechische, wie oft behauptet wird, sondern das Slavische ausgeübt hat Dieser Einfluß fing an abzunehmen, ab sich die Aromunen von den Dakorumänen trennten und weiter nach Süden, nach Mazedonien, Epirus, Thessalien, zogen. Da erst kamen sie in Berührung mit den Griechen und es ist sehr interessant, aus der Wortbildung zu ersehen, wie gering das Griechische in dieser Beziehung auf das Arom. eingewirkt hat. Das einzige griechische Suffix, das im Arom. produktiv geworden ist, ist -ie. Seine lebendige Kraft erklärt sich aber auch aus seiner Verquickung mit dem lateinischen -ia, das wieder aus dem Griechischen stammte, und das einmal im Urrumänischen vorhanden, gewesen sein muß. Das beweist uns das Dr. Von den anderen Suffixen kommen nur -arku (-ariku), -earku (mit mehreren Ableitungen), -adä (zwei Beispiele), -andru (nur ein einziges unsicheres Beispiel; im Dr. sind die Ableitungen viel zahlreicher, siehe Pus. (§ 199)), -isä — 85 — (ein Beispiel), -izmä (ein sicheres und ein unsicheres Beispiel), -ani und aki vor. Das letztere kommt nur in den direkten Ableitungen aus dem Griechischen vor. Wir haben allerdings viele Wörter mit griechischen Suffixen, aber da die meisten derselben sich als direkte Entlehnungen erweisen, haben sie nicht dieselbe Lebensfähigkeit im Arom. erlangt wie die der lateinischen oder slavischen Suffixe. Ich führe hier als Beispiel das Suffix -aki an, das im Neugriechischen so produktiv ist und auch ins Dr. eingedrungen ist. Wie schon erwähnt, existiert es auch im Arom. und, der Anzahl der Ableitungen nach zu urteilen, möchte man glauben, daß es das beliebteste Suffix im Arom. wäre. Trotzdem ist es für das Arom. ein totes Suffix, da alle Bildungen sich als Entlehnungen aus dem Ngr. erweisen. Von den anderen Balkansprachen hat das Arom. nur vom Alban, ein Suffix -zä bekommen. Daß dieses -zä schon ins Urrumänische eingedrungen wäre, ist sehr unwahrscheinlich zumal dasselbe im Dr. nur einigen direkten Entlehnungen vorkommt Im Aromunischen kann es auch ganz neu sein. Von türkischen Suffixen ist nur -llke produktiv geworden, alle anderen Bildungen sind direkte Entlehnungen aus dieser Sprache. _ Alphabetisches Verzeichnis der Suffixe. -adä 11, -ak 4, -aki 9, -ale (-alä, -alu) 12, -ame 13, -an 14 (35), -andru 17, -ani 15, -änil7, -ar 17, -are20, -ariku, -arku 22, -aäku 25, -at, -atä 26, -atik 30, -atä 10, -atäune, -ätäune 31. -eai 34, -ealä 32, -eale 45, -eale 33, -ean 35, -earku 22, -easä 36, -eadzä 36, -eatsä 36, -eao, -eauä 41, -el 41; -esku 46, -eä46, -et 47, -ets 47. -dii48, -ie55, -ik, -ikä48, -ile57, -ime58, -inä59, -isä58, -iä 60, -iäte 61, -its 61, -itsä 62, -itäe 52, -itäü 54, -iu 63, -izmä 65 (mit 1 s. unter i). -kä 31; -Ii 65, -llke 65; mintu 66; -oane, -onu 66; -täte 69, -tor, -toare 72, -täi 48, -täune 31; -nie -ulu 71, -urä 74, -uä 75, -ut, -utä26, -uts 75; zä76. — 86 — Literaturverzeichnis und Abkürzungen. Ich fahre hier nur diejenigen Werke an, die ich als Hilfsmittel zu Rate gezogen habe und die im Laufe der Arbeit angegeben worden sind. Wörterbücher verschiedener fremden Sprachen und andere dergleichen, die ich als Nachschlagebücher benutzt habe, werden nicht angeführt L Aromunische Texte. Bas. Arom. s. Pap. Bas. Arom. Bafaria N. „Pärävulii" din „Biblioteca Popularä Aromana «Lumina»a. Bucuresti 1903. Beza M. „De la Noitt. Bucuresti 1905. Bojadzi, Michael 0. Romanische und macedowalachische Sprachlehre. Wien 1883. Cod. Dim. = „Codex Dimonie" im I., IV., V. und VI. Jahresbericht des Instituts für rum. Sprache, herausgegeben von Weigand. Dal. = Dalametra J. Dicfionar Macedo-romän. Bucurefti 1906. Fr. = „Fräftla", aromunische Zeitschrift. Bucuresti 1903—1904. Gr. B. = „Graiu Buna, aromunische Zeitschrift. Bucuresti 1906—1907. Lum. = „Lumina", aromunische und dakorumänische Zeitschrift. Bitolia, Seit 1900. Mi kl. Fr. — Fr. Miklosich, Rumänische Untersuchungen. B. 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PhiL XV (1893) S. 100 auf die „zahlreichen romanischen Termini im heutigen Serbischen und Bulgarischen von der Adria bis zum Pontus, die eine sorgfaltige Sammlung und Sichtung verdienen", aufmerksam gemacht Er selbst gab später (Die Romanen in den Städten Dalmatieus L Wien 1903, S. 36—37) eine Zusammenstellung von solchen Wörtern, doch hält er es für notwendig, u. a. diejenigen, die auch im Mittelgriechischen vorhanden sind, besonders anzuführen. Geht man seine Liste der „Fremdwörter rein romanischen Ursprungs" im Bulgarischen und Serbischen durch, so findet man solche, die der Lautgestalt nach ganz junge Entlehnungen aus den Nachbarsprachen sein müssen (furna, furka), andere, die zwar in sehr früher Zeit aufgenommen sind, doch auch in den übrigen slav. Sprachen verbreitet sind, und deren Aufnahme in der neuen südsl. Heimat als verdächtig erscheint Es ist daher zunächst notwendig, die in den südslav. Sprachen vorkommenden Wörter lateinischen Ursprungs einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen, um genauer zu bestimmen, ob Serben und Bulgaren diese Wörter direkt der romanischen Bevölkerung der Balkanhalbinsel verdanken, mit der sie bei der Einwanderung zuerst in Berührung gekommen sind, oder ob sie dieselben erst in späterer Zeit von den Byzantinern, die ja einen starken Kultureinfluß auf Bulgaren und Serben im Laufe der Jahrhunderte — 90 — ausgeübt haben, oder von den benachbarten Rumänen und Albanesen — oder sogar erst durch türk. Vermittlung — bekommen haben; es sind vielleicht darunter auch solche Wörter, die zu verschiedenen Zeiten von Westen nach Osten gewandert sind, die zwar auch in den anderen slav. Sprachen erscheinen, doch in die südsl. Sprachen ganz selbständig eingedrungen sind. Ein Versuch einer derartigen Prüfung der Wörter lateinischen Ursprungs, soweit sie im heutigen Bulgarischen vorhanden sind, ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit Berücksichtigt sind nur die volkstümlichen Wörter, und besonders diejenigen, die auch in den anderen Balkansprachen vorkommen, und deren lateinischer Ursprung oft ohne weiteres anzunehmen ist, für die aber sehr oft die kühnsten Etymologien und Zusammenstellungen vorgeschlagen werden. Eine Vollständigkeit wird nicht erzielt, da in diesem Falle viele moderne Fremdwörter meist aus dem Türkischen (ins Türkische selbst auf verschiedenen Wegen eingedrungen), anch gelehrte Wörter in betracht kommen würden, die für die ältere Kulturgeschichte der Balkanhalbinsel keine Bedeutung haben. Aus demselben Gründe sind ausgeschlossen einerseits die allgemeinslavischen Wörter lateinischen Ursprungs, die sehr früh meist durch germanische Vermittlung aufgenommen, von den Südslaven in die neue Heimat mitgebracht sind (ostlx-asinus, kottta-catinus), andererseits die romabischen Lehnwörter, d. h. diejenigen, die, von einzelnen rom. Sprachen ausgegangen, entweder direkt durch den Handel des Mittelalters, oder durch fremde Vermittlung (meist neugriechische und türkische) ins Bulgarische gelangt sind. Die Behandlung dieser letzteren sowie der Lehnwörter aus dem Rumänischen soll eine spezielle Abhandlung bringen. Ich lasse zunächst die Lehnwörter aus dem Lateinischen in alphabetischer Reihe folgen. I. Alphabetisches Verzeichnis der Lehnwörter. aprll (anpnxi) „April" ist aus der slav. Kirchensprache (anpHAk, anpHAHH) auch in die Volkssprache*) eingedrungen (vgl. Duv. Ger.), daneben ixkko, «ÄHTpiBi (A.P. StoilovinBtlg. Sbirka IX, 623 f.). Ebenso serb. äpril, äprio etc. (s. Rjecnik I, 97), russ. aprel, auch rum. aprilie (neben prier, das ein Erb wort aus dem Lat ist [Puscariu, Et. Wtb. 1381]). Als kirchenslavisch stammt das Wort aus mgr. ngr. äjiQllioq, axQlliq her, letzteres aus lat aprilis (G. Meyer, Ngr. St III, 11). — VgL Mild., Slav. Monatsnamen in Denkschr. XVII, 27, Et Wtb. 3; Vasmer, Izvestija XII, 2 221. aspra (äcnpa) „Asper, kleine Münze = % Para44 Duv. Ger. Es wird als mittelbulg. Silbermünze (6 „aspri44 = 1 Groä) schon 1352 im Handelsvertrag des Johann Alexander mit den Venezianern erwähnt (Ljubic*, Monum. HI, 274, vgl. Jireöek, Geschichte der Bulgaren, Prag 1876, S. 411, Diev im Sbornik I 104). Auch serb. aspra, jaspra ds. auch „Geld44 überhaupt schon seit XV. Jahrh. (Rjecnik I, 116, Vuk3 257); rum. aspra als türk. Silbermünze seit XV. Jahrh. belegt (Bogdan, Docum. Bras. 1,382, über den Wert s. auch Jorga, Gesch. d. rum. Volkes II, 77, Tiktin, Rum. Wtb. 1,114), jetzt asprisor „kleine Münze44 in der Volkspoesie; alb. aspre, aöpere „kleine türkische Silbermünze, Geld überhaupt44 (G. Meyer, Alb. Wtb. 18); türk. aspre „ Art Münze44 (G.Meyer, Türk. St 63). Zuerst aus mlat a s p (e) r u m (s. Ducange: asperi, aspri etc.) mgriech. Soxqov in der Bedeutung „Münze44 aufgenommen, woraus das Adj. aaxQog „weiß41 (Psichari, Mem. Soc. Ling. IV, 312-315, G. Meyer, Ngr. St HI, 12), ist das Wort den Bulgaren, Serben und Rumänen zur Benennung einer bestimmten Münzenart ver- *) Von den lateinischen Monatsnamen sind im Bulgarischen nur anpsji'l (aprilis), Mapri (martius), Mau (inaras) und aBrycT* (augustus) volkstümlich geworden, die auch hier besprochen werden. Die anderen sind nicht volkstümlich, zeigen aber ebenfalls deutlich griechische Vermittlung: $eBpyapn (), <5ochxäk*b „Basilienkraut44 (oeymum basilicum) Ger. Duv., öochaoicb Duv. (nach SiSmanov Sbornik IX, 627 mit Anlehnung an Öocx) läßt sich mit srb.-kr. bösiljak, bösilak, auch bösiok (Vuk), slov. bosiljek ds. auf lat. basilicum (gr. ßaöiXixop) zurückführen, doch die Entlehnung aus it basilico, bassilico (Berneker, Et. Wtb. 77), und zwar in einer älteren Periode scheint nicht ausgeschlossen, denn die Vertretung des unbetonten a durch o, besonders in den venez. und friaui. Elementen im Srb.-Kr. und Slov., ist nicht selten (s. Bartoli, Jagid-Festschr. 40). Aus dem Bulg. stammen alb. bosilök, rum. busiök, busuiök. Uber die weitere Verbreitung des Wortes s. Mikl., Et. Wtb. 19, G. Meyer, Alb. Wtb. 44, Berneker 1. c. buza (Ö^3a) „Wange44 ist sicherlich dasselbe wie alb. buz£ „Lippe; Spitze, Rand, Schnauze eines Gefäßes; Mundart*4 und rum. buzä „Lippe44 (arom. budzä auch „Ufer44, megl. buzä ds.); wegen der verschiedenen Bedeutung vgl. ngr. ßovxxa „Wange44 aus lat. bucca „Mund44. G. Meyer* (Alb. Wtb. 57) glaubt, daß alb. hxxzs eine Deminutivbildung mit dem alb. Suffix -ze sei, und zwar für bus-ze, dessen Stamm buser für urverwandt mit lat bucca hält, Grundform buk- mit palatalem k. Aus dem Alb. sei das Wort ins Rum. und Bulg. übergegangen (vgl. Densusianu, Histoire 352). Puscariu (in Weigands Jb. XI, 48—49, Et Wtb. 242) will das rum. Wort aus einem vlat. Stamm bud- ableiten, der im frz. bouder „prendre un air rechigne en falsant la moue44 steckt; aus dem Rum. soll das Wort dann ins Bulg. und Poln. (buzia „Mündchen, Mäulchen44; buzia „Kuß; Maul, Schnauze; Gesichtchen4'; buziak „Kuß44) übergegangen sein. Man bringt auch andere — 96 — sinnverwandte Wörter zusammen, deren Verhältnisse nicht klar gelegt sind, vgl. neuerdings Berneker, Et Wtb. 104. btbek (ÖÄÖeKrb) „Baumwolle, Baumwollstrauch" (gossy-pium herbaceum) belegt aus BobiSta und Zagoricane in Mazed. (s. Per. Spis. 35, 639, auch Ger.), durch Suffix Wechsel aus ^ÄÖaKx (vgl. BXB4K in zwei rumäno-bulg. Urkunden vom J. 1422 bei J. Bogdan, Docum. Bras. I, S. 18, 20, auch 382) entstanden, zeigt uns offenbar den Reflex des ursprünglichen Stammvokals, denn das Wort stammt aus mlat *bombax, ~acem (durch Kontamination aus bombyx [gr. ßofißvg] und spätlat bambax [gr. ßapßag]), woraus auch rum. bumbäc, das man für Erbwort hält (Puscariu, Et Wtb. 236, Körting5 1498). Daraus auch srb.-kr. bümbäk, bömbäk ds. wohl in jüngerer Zeit, daneben bumbäzina „Charta; Baumwollgewebe" wie slov. bombäz „Baumwolle44 aus dem ItaL Bulg. 6f6&Khf auch ÖyöäÖKt durch Attraktion ans ersterem entstanden {Ger. schreibt dafür (tyÖaicB, ÖydäfiicB; wo hat er aber 6o6aKt in dieser Bedeutung her?) ist aus Mazedonien bekannt (Per. Spis. l c.) und hat wohl ein serb. u statt ä, wie in einigen anderen Wörtern (s. Oblak, Maced. Studien S. 22, 23); wenn der Auslaut wirklich palatal ist, so ist ngr. fixafixaxi zu vergleichen. Aus ngr.fMtafijtaxeQog stammt bulg. Adj. 6a(u)6a-Kepent „baumwollen" undSubst 6a(M)(5aKep,B „Baumwolle44, daneben <5y(M)6aKepeH»B, ki>l (6rhiKrhÄrh) „faßartiges hölzernes Wassergefaß44 Ger., Marinov, Sbornik XVIII, 33. ÖtKea-B ds. Duv., Demin. davon tf'BKjre Marinov ebd. ÖiiciHija „hölzernesWeingefäß44 Marinov — 97 — ebd. 34, auch njocna genannt; 6^Kja ds. 6er.; 6jkärr ds. Per. Sp. 51—52, 952 (ropHo-^ÄyiiaäcKo), Ger.; vgL srb.-kr. büklija ds., Dem. büclica. Das Wort ist auch ngr. fixovxXa „hölzernes Weingefaß", fixovxXtröa (mit Ableitungen, s. G. Meyer, Ngr. St II, 45, III, 16 f., Murnu, Rum. Lehnw. im Ngr. 35), arom. buclft, buclifä „hölzernes Wasser- und Weinfaßchen" und alb. bukli „hölzerner Wasserkrug" (G. Meyer, Alb. Wtb. 52). Daß wir hier überall mit einem und demselben Worte zu tun haben, das rom. Ursprungs ist, ist zweifellos, das Etymon aber, wie auch der Weg der Verbreitung sind noch nicht genau festgestellt Am nächsten stünde lat büccula (bücula), was G. Meyer zum Etymon des ngr. ßovxXa „Spange" aufstellt, da es schon im Lat. auch in der Bedeutung „ein Eochgefaß" belegt ist (Georges I, 816, vgl. auchThes. ling. lat 11,2230). Aus einer vlat Form *bucla des Wortes, und zwar mit einem kurzen ü, könnte ein bulg. *6tLKjLSk entstehen, das uns in ÖtKjiHija und 6%KrhÄrh vorliegt; letzteres ist wahrscheinlich eine Motionsbildung von der Grundform, da eine Differenzierung der Bedeutung stattgefunden hat. Aus dem Bulg. sind sowohl ngr. pxovxXa, liJtovxXitöa, wie auch arom. buclä, büclica (als Erbwort müßte es bukle lauten) entlehnt Eine Bückwanderung des Wortes zeigt bulg. 6yh\ia, ÖyKJHH und srb.-kr. büklija, das erst in neuerer Zeit aus dem Ngr. entlehnt ist Aus dem Bulg. oder Serb. ist alb. bukli entnommen. Die Verbreitung des Wortes würde sich ebenso erklären, wenn man von der kontrahierten Form *bucla, *büticla aus mlat butfcula (s. Weigand, Olympo-Walachen 37) ausginge, was in der Bedeutung besser passen würde. cur (ijapb) ist im heutigen Bulg. die gewöhnliche Benennung für „Herrscher, Kaiser, König" und hat verschiedene Ableitungen: ijapriija „Königin1', ijap^ßaMT» „herrsche", ijäpCTBo, ijäpmHHa „Reich", ij&peBHija „Mais" u. a. (s. Ger., Duv.). Genau in derselben Form und Bedeutung ist das Wort im Srb.-kr. cär (seit XII. Jahrh. s. Rjeönik I, 755f.), davon cärovati „herrschen". Im Russ. wird der Kaiser gewöhnlich Weigand, XV. 7 — 98 — caf genannt, ein Titel, der 1547 von Ivan IV. Groznyj angenommen wurde und von Peter dem Großen nach dem Frieden zu Nystad 1721 mit imperator, dem heutigen offiziellen Titel des russ. Kaisers, vertauscht. In alten russ. und serb. Quellen wird es auch rjBcap* geschrieben (s. MikL LpsL 1109, Et. Wtb. 28), wahrscheinlich nur eine Schreibung, die uns zu der alten Gestalt des Wortes zurückfuhrt: abulg. rjfccap'i, (mit verschiedenen Ableitungen), vgl srb.-kr. cesar, slov. cäsar, russ. (alt) cäsar etc. Wie man schon richtig bemerkt hat (Jireöek, Arch. £ sL Ph. 15,100f., Romanen 1,36), durch cesafb wurde in den slav. Denkmälern des Mittelalters immer der byzant Kaiser von Konstantinopel bezeichnet, und die altbulg. Übersetzungen stimmen damit überein, daß sie immer ßaöi-Xevg durch cesaft wiedergeben (vgl. noch ßaöiXXlöCa: cesa-rica, ßaöiXXela: cesartstvije, ßaöiXevBiv: cesarbstvovati, cesa-revati, s. Jagic* Cod. Mar., Vondrak Glag. Cloz.), sonst aber z.B. in der Bedeutung röm.Kaiser (s.Matth.XXII,21) k ecap b haben, eine literarische Wiedergabe des mgr. xalöag, die im Altserb. den Hoftitel des byz. Kaisers oder Julius Cäsar in der Geschichte bezeichnet und heute als <5esär „der deutsche oder der osterr. Kaiser** im Srb.-Kr. fortlebt. Ebenso wird in alter Zeit Konstantinopel immer IJfccap'b rpajcB, jetzt IJapHrpaÄ'b nicht nur im Bulg. und Srb.-kr., sondern sogar im Cech. Jirecek macht auch auf eine Stelle aus Kedrenos (ed. Bonn. 2, 466) aufmerksam, wo er die Schlacht von Setaina bei Yodena 1017 beschreibt, wie das unerwartete Erscheinen des Kaisers Basilius II. auf dem Schlachtfelde den Sieg über die Bulgaren entschieden hat, indem die letzteren, als sie den Kaiser erblickten, riefen: ßs&lze, 6 r^alöaQ (var. r^öag) bezite, cesart „fliehet, der Kaiser**. So begreift man auch, wie der bulg. Fürst Symeon (888—927), der in seinen Briefen an griechische Patriarchen verlangte, wie bekannt, daß man ihn zum Kaiser der „Romaer" anerkenne, eben den Titel „cesarB der Bulgaren und Griechen" angenommen hat, den alle bulg. Konige später in der gekürzten Form car (ijapt) tragen. Diese Grundbedeutimg des Wortes darf man — 99 — nicht vergessen, wenn man seinen Ursprung im Slav. richtig feststellen will. Uhlenbeck, Arch. f. sl. Ph. 15, 484 hat die Meinung ausgesprochen, es sei aus got. käisar entlehnt, und das wiederholt man bis heutzutage (so auch Berneker, Et Wtb. 127), wenn auch Uhlenbeck selbst seine Meinung schon etwas geändert hat und an Entlehnung aus ahd. kefsar denkt (Et. Wtb.2 92), was Strekelj (bei Peisker in Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 3, 276) für lautlich unhaltbar erklärt; er selbst meint, das Wort „ist entweder gotisch oder griechisch, wahrscheinlich das erstere". Meines Erachtens hat Loewe, E. Z. 39, 330 f. den richtigen Weg eingeschlagen, wenn er an eine Balkanherkunft denkt, doch eine Entlehnung aus einem got *kaisareis (neben kaisar) oder aus „der Sprache eines kleineren balkangermanischen Stammes" ist nicht nur wegen der Bedeutung, sondern auch sonst nicht zu beweisen; ebenso sonstige Entlehnung aus dem Germ. (Hirt, P. B. Beitr. 23, 337, Kluge in Grundr. f. germ. Ph. I2, 335). Aus dem mgr. xalöaQ < lat. caesar (woraus auch deutsch kaisar), als es mit dem Aussterben des Julischen Hauses aus einem Namen zu einem Titel wird (Hahn, Born und Romanismus 226), kann es auch nicht stammen, da xalöaQ nie den byz. Kaiser bedeutet hat (s. Sophocles, Greec lexicon), sondern dafür immer ßaöiXevg gebraucht wurde. Man muß also annehmen, daß cösari» direkt aus dem Balkanromanischen stammt Der Einwand, daß das Wort im Balkanrom. nicht existiert hat, denn die Rumänen und die Albanesen kennen das Wort nicht, sondern haben dafür imperator (rum. lmpärat, alb. mbret) geerbt, ist nicht stichhaltig, denn im Bulg. haben sich auch andere balkanromanische Wörter erhalten, die im Rum. und Alb. nicht direkt aus dem Balkanlateinischen ererbt sind: kxponi, koleda u. a. Vielmehr muß man annehmen, daß im Balkanrom. beide Wörter imperator und caesar nebeneinander existiert haben, indem eine Differenzierung der Bedeutung eingetreten ist, nämlich da imperator den weströmischen Kaiser und Kaiser überhaupt bedeutet hat, wurde caesar benutzt, den 7" — 100 — oströmischen Kaiser zu bezeichnen, was die Slaven nach der Einwanderung auf die Balkanhalbinsel fertig übernommen haben. Dann ist cesart vom Süden nach Norden gewandert (cech. cfsar, poln. cesarz etc.), ebenso wie später kraU „König", worin der Name Karls des Großen steckt, vom Norden nach Süden; beide Wörter sind aus historischen Gründen nicht urslavisch (anders Hirt a. a. 0. 349). Auch der lautlichen Erklärung des cesart < caesar steht nichts im Wege. Die Meinung, in der „abulg. Form hätte k vor folgendem e nur zu c werden können" (Loewe a. a. 0. 331), ist nicht richtig, weil das Wort in einer Zeit aufgenommen wurde, als das urslavische Gesetz der ersten Palatalisation (des Überganges der Gutturalen vor paL Vokalen in breite Zischlaute) nicht mehr galt, wohl aber das Gesetz der zweiten Palatalisation (vgl. Vondrak, Vgl. sl. Gram. I, 268); so haben wir auch ijep»* < cerrus, ItHfap** < Ciabrus etc. Wegen des scheinbaren Suffixes muß sich das Wort gleich bei der Entlehnung in die Reihe der Nom. agentis auf -aft eingereiht haben und wurde wie diese suffixbetont, also cesart, und bei dem häufigen Gebrauch als Titel, z. B. cesärt Simeon* wurde es zu car gekürzt, wie russ. gosudaf zu sudaf u.a. (s« darüber Korsch in Drinov 's Sbornik S. 54; Berneker, Et. Wtb. 126« Bartoli in Jagic-Festschrift 37 u. a.). cer (qep't) „ArtEiche" (quercus cerris, quercus austriaca); auch ijepößo at&pbo, ijepÖBHHa ds. Ger. nep „Art Eiche" r.-ÄxyMaficKo, Per. Spis. 51—52, 952. Jjfep-L „quercus pedun-culata" MajtKo-T'LpHOBCKo, auch 3aropH?aHe, Per. Spis. 35, 656. Es geht wie srb.-kr. cer „Zerreiche", slov. cor, fcech. cer ds., magy. cser ds. auf lat. cerrus „Gerreiche, Zirneiche" zurück. Im Bulg. und Serb. stammt das Wort direkt aus dem Balkanlateinischen (Jirecek, Romanen I, 36), woraus auch alb. kär „Eiche" oder „wohl richtiger Kar für kief" (G. Meyer, Alb. Wtb. 220), ebenso rum. cer „Gerreicbe", auch ar. tser und ir. tser als Erb wort (Puscariu, Et. Wtb. 336, vgL Körting3 2102). — Vgl. Mikl., Et/Wtb. 28, Berneker, Et. Wtb. 122. cerga (*iepra) „grobe Decke; (Zigeuner)zelt" Ger., vgh — 101 - Duv. Bei Ger. noch ijptra, dessen Verhältnis zu qepra aus den Doppelformen: ^epicna — ijp-BKBa, nepenx — upbm etc. klar ist. Es ist ein in allen Balkansprachen verbreitetes Wort: srb.-kr. öerga, alb. (geg.) tserge; tserge, rum. cergä aus türk. tSerge „leichtes Zelt (aus Wolldecken), Hütte" (Mikl., Türk. EL I, 276, IV, 95, Et. Wtb. 32; G. Meyer, Alb. Wtb. 440). Thumb (J. F. XIV, 354 ff.) findet den Ursprung des Wortes im mlat. serica, serga „storea, tegea quia ex panno eiusdem nominis saepius erant" (Ducange), woraus it. sargäno, sargin a, rum. saricä etc. (Körting3 8636). Zunächst ins Griech. übergegangen (nach G. Meyer, Ngr. St. II, 61 aber gr. rötyya aus dem Bulg.), ist das Wort weiter direkt oder durch alb. Vermittelung ins Türk., woraus ins Bulg., Srb.-kr. und Rum. Indem Thumb die Schwierigkeit des Überganges ngr. r jg-), wie auch das Formans machen Schwierigkeit. Den Anlaut könnte man leichter erklären, wenn man *j?gulja als Grundform annimmt, wie MikL 1. c, doch müßte man dann das srb.-kr. und slov. Wort ganz davon trennen. Bei dem Formans könnte man schließlich an Suffixvertauschung denken (wie sich it. aguglia „Ahrenfisch" sonst mit anguilla vermischt hat, s. Schuchardt, Ztschr. f. rom. Ph. XXIV, 414), die rom. Sprachen aber bezeugen für das Vlat. eine Form auf -ulla nicht (s. Körting» 647). faklija ((J)aKjrifl) „Fackel" Ger. stammt mit rum. fäclie „Wachskerze, Kirchenkerze" (auch faclä „Fackel") aus ngr. g>axla „der angezündete dicke Docht der Lampe oder der Kerze" < lat facula, facla (G. Meyer, Ngr. St. HI, 67), wohl von einer deminutivform ayxki „Art eiserner Herd, auf dem bei Nacht ein Holzhaufen angezündet wird, bei der Wacfcteljagd" (in Cerigo). Aus dem — 103 — Lat direkt rum. fach(i)e „Fackel" (Puscariu, Et Wtb. 567; Gandrea-Densusianu Dicf. etim. 539). fasul (acyjn>) „Bohne (phaseolus vulgarus)" Ger. Duv., daneben gewöhnlicher 6o6t>. Vgl noch $acyjH?e „lathyrus tuberosus, la gesse tubereuse" und 4>&c^jH?e „orobus vernus, lorobe printannier" (PanagjuriSte) Per. Spis. XXXV, 640, 641, auch bei Ger., wo noch mapeHi <{)acyjB und i^%pBeHH acyji» „fabaw; öhsb^Ihb^k $2&cfi in ^npnaHCKO (c. Ko-Honqne), Sbornik IX, 3, 227. Zunächst aus ngr. g>aöovXi „Bohne" < lat. phaseolus (gtaöfjXog) (G. Meyer, Ngr. St III, 69). Aus dem Ngr. g>aöovXi, yaöoXi auch türk. fasulja («Jj-Jj, txiya*) (G. Meyer, Türk. St. I, 30), srb.-kr. fasulj, päsulj (über letzteres Vasmer, Izvestija XII, 2, 263; daneben fazol etc. aus dem Ital.), rum. fasole und alb. fasul (fra-Sule direkt aus dem Lat, vgl. G. Meyer, Alb. Wtb. 111). Über die weitere Verbreitung des Wortes s. Mikl., Et. Wtb. 8, Körting3 716. fasa (4>äma) „Lederstreifen" Ger. ist identisch mit rum. fase „Windel" (in allen Dialekten) oder alb. fade „Binde, Windel", letzteres aus it. fascia (G. Meyer, Alb. Wtb. 100), ersteres aus lat fascia (Puscariu, Et. Wtb. 585, Candrea-Densusianu Dic{. etim. 553), woraus auch alb. faöke „Wickelbinde, Windel" und ngr. hjhh) „Schnitte Brot u. ä." Ger. Duv. xBeaica ds. Ger. Es stammt wie srb.-ksl. $fAHU (Mikl., Lpsl. 1085; Rjecnik III, 48; vgl. Vasmer, Izvestija XII, 2, 284), jetzt hvjela, hvjelica „Stückchen" (Rjecnik) aus ngr. g)sXXlhjhh ist nicht nötig von der epirotischen Form ai/r, XBtpjflÄTL— (|)rLpjHM'L etc. furna (^pHa) „Backofen", B^pHa ds. Duv. Ger. x^pHa ds. Ger. (^ipHH ds. Duv. (woher?), (j>^pHfl ds. (Orhanie). Es — 104 — stammt kaum aus türk. furuu „Backofen", wie 6. Meyer, Alb. Wtb. 114 u. a. annehmen, woraus aber bulg. 4)7P7Ha *k Nebenform, srb.-kr.füruna und furüna, vürunaund vurüna „Backofen; Stubenofen" (vgl. G. Meyer 1. c; Murko, SüdsL Haus 106), sondern vielmehr aus mgr. ngr. beeinflußt (Wegen der Verbreitung des Wortes vgL noch Mikl., Et Wtb. 59, Türk. El. I, 298; s. auch Bartoli n Jagiö-Festschrift 53). fortuna («J^pT^Ha) „Schneesturm; Sturmwind", neben 4>opT^Ha Duv. Ger., 4>paT^Ha Ger., auch BT.pT^Ha ebd. durch Anlehnung an B-Bp-ni. VgL srb.-kr. frtüna, vrtüna, daneben förtüna, fürtüna. Das Wort kommt im Mlat. fortuna mit der Bedeutung „Sturm" vor (maris fortuna = maris tempestas bei Ducange, worüber Puscariu, Et Wtb. 686), in der es in allen Balkansprachen verbreitet ist, im Bulg. sogar bei Ortsnamen ($*BpTyHH, $p«LTyHCKHTfe kojhÜh), trotzdem gehört es kaum zu den Resten des Lateinischen auf dem Balkan, wie Jirecek, Romanen I, 36 (darüber Einwände aus lautlichen Gründen bei Bartoli, JagicS-Festschrift 43), sondern erst in neuer Zeit aus dem Italienischen verbreitet Srb.-kr. förtüna, fürtüna „Seesturm" im Westen ist direkt it. ven. fortuna (s. Rjeönik III, 63), frtüna, vrtüna aber wegen des Akzentes aus türk. fertena, furtuna „Sturm", woher das Wort auch ins Bulg. gedrungen ist Dem Türk, wurde wohl das Wort durch ngr. (povQrovva, q>oQ.tovpa „Sturm" aus dem Ital. vermittelt (vgl. G. Meyer, Türk. St. 76, Ngr. St IV, 98), woraus G. Meyer (Alb. Wtb. 144) alb. für-tunc „Sturm" herleitet, Puscariu 1. c. rum. furtunä „Sturm" (auch arom. und megl.), doch kommt vielleicht das türk. auch hier eher in betracht, bei dem letzteren auch das bulg. — (Vgl. noch MikL, Et Wtb. 58; Vasmer, IzvSstija XII, 2, 285). gega (r6ra) „Stab mit umgebogener Spitze" gehört wohl zu rum. ghioagft „Keule, Knüttel", arom. gloagä, cloaga und alb. kloake „Stab mit gebogener Spitze", die etymologisch noch nicht klar sind. Für rum. ghioagft hat Mikl., Cons. II, 57 an slav. glogi» gedacht, Häsdeu, Columna III aber an lat *clova = clava, beides unwahrscheinlich (s. Puscariu, Et Wtb. 719), ebenso wie die Identifizierung des alb. kloake mit it croccia etc. (aus lat crocea „baculus pastoralis" G. Meyer, Alb. Wtb. 192, vgl aber wegen der rumänischen Wörter Körting3 260 u. 261). Weigand, Jb. XII, 109f. geht von einem *clavica (zu *clavicus „schlüsselartig" von clavis) aus, das zu einem Worte, das Stock bedeutet, gesetzt, ein „Hackenstock" oder „Hirtenstock" bedeuten könnte, wobei das Grundwort verloren gegangen ist. Aus diesem clavica, das nach ihm balk. lat zu klauka > kloka werden mußte, versucht er alb. kloka (daraus arom. cloaga, gloagä) und rum. ghioagä lautlich zu erklären, aus dem Letzteren aber kann sich ein bulg. rera ohne weiteres „lautgerecht" nicht entwickeln. gTxk (rp'BK'B) „Grieche", abulg. gr'Bk'B, geht auf eine ältere Form *gri>krL zurück, die durch srb.-kr. grk, öeoh. f ek, russ. grek etc. (s. Mikl., Et. Wtb. 77) bestätigt wird. Es liegt lat graecus zugrunde (Jirecek, Arch. f. sL Ph. XV, 100; Romanen I, 36), ein Name, mit dem die Balkanlateiner die Griechen genannt haben und der bis heutzutage bei den Rumänen grec (Puscariu, Et Wtb. 733) fortlebt, bei den Albanesen aber durch bulg. oder serb. gerK oder it. grek ersetzt wird (G. Meyer, Alb. Wtb. 124). Es gibt eine lautliche Schwierigkeit, wenn man gn»ki von der lat. Form erklären wollte, nämlich die Vertretung des langen lat e durch l. Diese Schwierigkeit — 106 — aber wird nicht beseitigt, wenn man germ. Vermittelung annehmen wollte, da wir auch im Germ, mit einem langen Vokal zu tun haben; ebensowenig wenn man von gr. rQcuxoq ausgeht, das zunächst slav. „*grek%, Gen. *grekä" geben mußte, also von der endbetonten Form des Wortes (Korsch in Drinovs Sbornik S. 54), nicht nur weil die serb. (gr k, Gen. grka) und russ. (grek-L, Gen. greka) Betonung dagegen spricht, was Korsch bewußt ist, sondern auch weil das unbetonte e im Slav. unverändert bleibt. Ein analoger Fall eines slav. h < lat. e liegt auch in ocLtt vor. gngla (r^rjra) „Pelzmütze; Kapuze4* Ger. „kleiner Heuhaufe*4 (Orhanie). Auch srb.-kr. gugla (bei Mikl., Et. Wtb. 146, wo auch bulg. kukliöka „Art Kopfbedeckung; Kappe44 angeführt wird), daneben kükuljaetc. Unwahrscheinlich direkt aus lat. cucullus (Jirecek, Romanen I, 36). Es stammt im Bulg. zunächst aus türk. kukula (aJljjS) „Kapuze, Mantel44, das it. cocolla oder ngr. xovxovXXa aus lat. cuculla ist (G. Meyer, Türk. St. 53). Aus dem Türk, kukla OÜFji) „Puppe44 < ngr. xovxXa (G. Meyer, Türk. St 40) auch bulg. KyKja, aus ngr. xovxovXXi „Cocon der Seidenraupe44 (G.Meyer, Ngr. St. III, 33) aber bulg. KyKyji ds. Ger. — VgL noch G.Meyer, Alb. Wtb. 211; Schuchardt, Rom. Etym. 11,25; Mikl., Türk. El. I, 336; Vasmer, Izvestija XII, 2, 249 u. a, gnllja (ryjHfl), daneben tojcha mit Anlehnung an ro.i'B (Siämanov, Sbornik IX, 628) „helianthus tuberosus; brassica napobradsica; carlina44 Ger., vgl. Duv. t^jikh PL f. „helianthus tuberosus44 Ger. Wie rum. gulie „brassica napus44 und alb. gula PI. „Kohlrüben44 (G. Meyer, Alb. Wtb. 134) aus ngr. yovXl von yovXa „Kohlkopf; Art Kohl44 ^PKa ds. ebd., auch B^pKa und ;f pica ds. Ger. I, 177. Es bezeichnet auch verschiedene Pflanzen (Ger.: xypica). Das Wort ist in allen Balkansprachen verbreitet: rum. (in allen Dialekten) furcä „Spinnrocken, Heugabel" (Puscariu, Et Wtb. 678), alb. furke „Heugabel, Rockenstab, Spinnrocken" (G. Meyer, Alb. Wtb. 114), mgr. ngr. yHHfl, xypira — (ftypaia, yKHa — xyraa etc. Auch der Wechsel zwischen anlautendem f und v ist im Bulg. nicht ungewöhnlich. — Aus dem Griech. yovQxovllxOa „Gabel" (aus lat furcula, woraus auch slov. burklja „Ofengabel" [Murko, Südsl. Haus 15]), stammt bulg. (Ji'LpKyjHija — 108 — „Speisegabel", rum. furculifä ds., alb. furkulitse. — Vgl. auch Mikl., Ei Wtb. 59, Jireöek, Romanen I, 36. kaculft (Kaq^ja) „Kapuze, Haube; Schopf" Ger., Kwfjn» „Schopf (Mütze?); Kapuze" Duv.; bei Ger. auch die Blume convolvulus sepium; der Vogel alauda cristata. jtwfxviL „Kapuze" Duv. Ger. ica^jecT»* Duv., Ka^yjaT-l Ger. „be-schopft". Es ist auch rum. cäciulä (auch arom. und megl. cätäulä, cätfiuä), alb. katäül m., katöule f. „Federkrone der Vögel", katöuler „Haubenlerche", katäulös „lasse die Ohren hängen" (G. Meyer, Alb. Wtb. 191, Alb. St V, 85) und ngr. xaxöovXa „Mütze, Haube", xaxöiovXa „Kapuze", xaxöovXi „Hahnenkamm", xaxöovXtiQa „Haubenlerche" (G. Meyer, Ngr. St III, 29). Mikl., Et Wtb. 108 hat bulg. Kaqyjica mit rum. cäciulä verglichen, das rum. Wort aber bleibt trotz Puscarius(Et Wtb.248) scharfsinniger Ableitung von *catteulla (von *cattea „Katze") noch nicht genügend erklärt. G. Meyers 1. c. Zusammenstellung der Wörter mit koäulja etc. zu lat casula befriedigt auch nicht, ebenso der Versuch Vasmers (Jagid-Festschrift 275), das griechische Wort als Medium für die anderen Sprachen aufzustellen, bringt nichts klares. Man könnte zur Not annehmen, das ngr. xaxöovXa aus lat casula stammt, indem man sich für das auffallende xö *KanHCTpa angenommen ist), letzteres aus lat capistrum (G. Meyer, Ngr. St IU, 26). Das lat. Wort ist auch sonst auf dem Balkan gebräuchlich gewesen, daraus rum. cäpästru (auch arom. cäpestru, cäprestu, mgl. und irum. cäpestru) als Erbwort (Puscariu, Et Wtb. 272, Gandrea-Densusianu Dic^. etim, 243). Aus dem Rum. kL-russ. kapestra etc. (Mikl., Et Wtb. 111). katlna (KaTHna) „Anbängeschloß; Schlüssel" Ger. Ka-THHaprB „Anhängeschloß" Orhanie, Sbornik VI, 3, 233. KaTH-nap ds. Vratza, Sbornik V, 3, 221, vgl. Ger. Aus ngr. xaTtjva „Türriegel, Schlüssel aus Holz", xarrjvaQi „Schlüssel aus Bein", das aus lat catena „Kette" stammt (G. Meyer, Ngr. St III, 28f.). Aus dem ital. catenaccio, doch wiederum durch ngriech. Vermittelung (xarivdröov etc. s. bei Meyer L c.) stammt bulg. KaTäHen> „Anhängeschloß" Ger. (andere Belege: Dibra, Sbornik I, 146. Orhanie ebd. VI, 3, 233. Pirot ebd. VU, 3, 232 etc.), KaTäHie (Demin.) und mit Ablösung des Suff, -eij-B: KaTärix ds. Ger. Aus dem Ngr. auch serb. kätanac ds. (Ungenau Mikl., Et Wtb. 113, Vasmer, Izvestija XII, 2, 241). kellja (kojiba), khjhä „Stube; Mönchszelle" Ger. Auch srb.-kr. <5elija, kl.-russ. keleja, russ. kela; rum. chilie, alb. keli. Aus mgr. ngr. xsXXlov, xsXXl von xiXXa < lat cella (G. Meyer, Ngr. St III, 30). KHJiäp'B, KH*6p-B, Kej^p'B, Kepaj-L „Keller, Vorratszimmer" Ger. aber zunächst aus türk. kilar, kiler (j&f) „Keller, Vorratsgewölbe" von ngr. xeXXaQi (byz. xeXXaQiov) < lat. cellarium (G. Meyer, Türk. St I, 44); aus dem Türk, auch srb.-kr. kllijer, «Sfler, — 112 — alb. Kilar etc. (MikL, Türk. EL II, 110 [vgL Korsch, Arch. f. sl. Ph. IX, 517], Et. Wtb. 114; G. Meyer, Alb. Wtb. 221). klisura(KjiHc^pa) „Engpaß" Ger. kommt auch als Ortsname KjHcypa vor (s. Spisik 143). Aus mgr. ogr. xZeiöovQa, das aus lat clausüra mit Anlehnung an xXelco stammt (G. Meyer, Ngr. St HI, 31). Vgl. Jirecek, Romanen 1,37, MikL, Et Wtb. 119, Vasmer, Izvestija II, 2,242 f., Bartoli in Jagid-Festsohrift S. 43 o.a. kolastra (ico*äcTpa), KyaacTpa „erste Milch nach dem Werfen, Biestmilch" läßt sich mit rum. curast(r)ä etc. (die verschiedenen Formen bei Tiktin, Born. Wtb. I, 413) ds., an curastä ds. auf einbalkanlat *colastra st colostra, Colostrum (vielleicht nach Suffix -aster, Pugcariu, Et. Wtb. 456) zurückfahren. Aus dem Bulg. (nicht umgekehrt wie Puscariu 1. Candrea-Densusianu Dicf. etim. 392) sind die rum. Formen mit -1- entlehnt: drum. colast(r)ä, arom.culasträ, mgl. gulasträ; dann erst kL-russ. kolastra (kuiastra, -ejstra, kuvastra), ung. gulaszt(r)a (angelehnt an gulya „Rind") aus dem Rum., neben kL-russ. kurastra, slovak. kurastva. Ebenso aus dem Bulg. und nicht aus dem Rum. wie G. Meyer, Ngr. St II, 75 £, ngr* xovXiaöxQa „Biestmilch", yovliaöxQa „Milchschwangerer Frauen", xXtdöxga „erste Milch der Ziege", neben xXoCxQa „Biestmilch", xoXoöxQa „Bodensatz" direkt aus lat Colostrum (G. Meyer, Ngr. St III, 31). koleda (kö-ie^a, bei Ger. noch KÖja^a und KÖie^na) ist, neben öoähtb, 6oxhk,b, die gebräuchlichste Benennung der Weihnachten. Ableitungen: Ko*eA[y]BaMr& „singe Weih* nachtslieder von Haus zu Haus", KoaefläpL „ein solcher Sänger" etc. (s. Ger.). Es ist auch in den anderen slav. Sprachen verbreitet (s. MikL, Et Wtb. 123 f.), und alle weisen eine ältere Form koleda auf, die ksl. koüaj^a „Neujahrstag" (daneben liter. Entlehnungen aus dem Griech.: KAAdHi^H PL [Cod. Supr.], KAAfNAiti) belegt ist (MikL, Lpsl. 280, 299). Es liegt eine direkte Entlehnung aus lat calendae vor, nicht aber erst durch griech. Vermittelung (Vasmer, Izvestija XII, 2, 244), da die südsl. Sprachen nur die Bedeutung „Weihnachten" zeigen, in der das Wort aus dem Bulg. ins Ngr. eingedrungen — 113 — ist: xoXiavra etc. (6. Meyer, Ngr. St. II, 32f.), neben xa-Xavöai „Neujahr" etc. direkt aus dem Lat. (G. Meyer, Ngr. St. III, 23, vgl. Hahn, Rom und Romanismus 38). Aus dem Bulg. rum. colindä und alb. kolendre (G. Meyer, Alb. Wtb. 196). Über die volksetymologische Anlehnung des bulg. Wortes an kojih „schlachte" s. Siömanov, Sbornik IX, 563 f. (mit Liter.). Vgl. noch Meillet, Etudes 186; Jirecek, Romanen I, 37; Bartoli, Jagitf-Festschrift 38 u. a. komin (komhh'l) „Rauchfang, Schornstein" Ger.; Marinov, Sbornik XVHI, 12. kymhhkh (Sing. KyMHHKa), KyaiHHLHja „die vier Balken des Rauchfanges" Marinov ebd. Es könnte vielleicht eine altere Entlehnung aus gr. xaficvog sein, doch ist vom srb.-kr. kömin „Herd, Küche, Rauchfang", slov. komfn (8. Murko, Südsl. Haus 16) nicht zu trennen und ist wohl mit ihm aus lat. c am Inus hergekommen (vgl. Jirecek, Romanen I, 37). Das Wort ist weiter auf slavischem Gebiet verbreitet, so slov. noch körnen, kümen „Herd" (Murko L c), öech. komfn neben kamna „Ofen", poln. komin „Rauchfang", russ. komin, kamin etc. (s. Mikl., Et Wtb. 110), doch nicht aus dem Griech., wie Vasmer, Izvestija XII, 2, 238, sondern erst durch germ-lat Vermittelung. — Bulg. noch KaatHHi ds. Ger. aus ngr. ro xaplvi, wie aus fj xapivoq kakeha „qacTBTa otl Optra, Kpaä kohto e flonpfcno ormuneTo" (Marinov ebd. 14) stammt, indem bei der Entlehnung das Geschlecht beibehalten wurde, ebenso wie ksl. kamhna „Küche, Ofen", das wohl literarische Entlehnung ist (anders Vasmer 1. c, Jirecek 1. c), und alb. kamine, kumine „Ofen" (vgl. G. Meyer, Alb. Wtb. 172). komka (Kornea) „Abendmahl" (bei Ger. auch komk&j-imija ds.), komkeb&h^ ce, pf. KÖMKaMX ce „gehe zum Abendmahl", volkstümlich allgemein bekannt, neben kirchlich: npH?ecTB, npn^eoTHBaM'B ce etc. Es kommt schon ab. KOifkiCATH (Euch. Sin., Cod. Supr.) vor und stammt sicher aus lat communicare, das schon früh in christlicher Zeit die Bedeutung „zum Abendmahl gehen" übernommen hat (Densusianu Histoire 188). Es ist direkt aus dem Balkanlateinischen über- Weigand XV. 8 — 114 — Bommen, wo communicare neben der vollen, aber durch Assimilation entstandenen Vulgarform *comminicare (Sohu-chardty Yokalismns II, 193), woraus ram. cumfnec (Puscariur Et. Wtb. 441; OandresrDensusiana Dicfc. et 435), aueh eine andere durch Synkope entstandene Form cöm(ü)n(i)care zeigt (vgl Bartoli, JaguS-Festschrift S. 51 f.), die auch durch alb. cungon (G. Meyer, Alb. Wtb. 214) und teilweise durch arom. cumnic bestätigt wird. Daraus durch Assimilation mn > m ist ab. komikati entstanden, wo -i- als sekundär entstanden wie in oHtart zu betrachten wäre (Bartoli 1. c), nicht aber lautlich aus -ü- durch germ. Einfluß wie Meillet, Müdes 185 f. — Vgl noch Jireöek, Romanen I, 36; MikL, Et Wtb. 126. korOM (Ropöna), Kop^Ha „Krone" Ger. KopyHa „ein Teil des Webstuhles" ebd., in Nord Westbulgarien: Kop^Hba, Kop^MRa (Sbornik XII, 3, 289). KopÖHKa, PL -kh „mapnr HamxBKH Besann Ha xpexa, Ha npicnuKa" Ger. Es konnte mit srb.-kr. köruna etc. (s. MikL, Et Wtb. 133; Bartoli, Jagid-Festschr. 45) direkt auf lat. Corona (selbst aus gr. %0Q*Dvr\ [Walde, Et Wtb. 144]) zurückgehen, woraus rum. cunuaa, curunft „Kranz" (auch arom. megl. curunä) als Erbwort erklärt wird (Puscariu, Et Wtb. 449, Candrea-Densusianu Dic$. et. 447), doch stammt es viel wahrscheinlicher eist aus ngr. xoQc&va, xovQovva „Krone" (aus lat coröna G. Meyer, Ngr. St III, 32), woraus auch alb. korone, kurore (G. Meyer, Alb. Wtb. 200), rum. coroanä (Tiktin) aber wohl zunächst aus dem Slav. oder Buchwort. kosten (köctchx) „Kastanienbaum, Kastanie" Ger., vgl. noch ahb'b KOCTem» „momordica elaterium", uarapemsn KocTee'l „datura stramonium" ebd. Nebenformen: KaoTeHt,. koctoicb, KBoeTeHi, KonjaHT» ebd. (unter: KecTeHi). Schon in ksl. Denkmalern kommt kostani» neben kastani vor (MikL Lpsl. 305, 284), das man aus mgr. xaöxdviov ableiten will (s. Vasmer, Izvestija XII, 2, 248). Auf das Mgr. Ngr. könnte man auch bulg. k<6cTeH*£ zurückfahren, besonder» wenn man volksetymologische Anlehnung an koctl (Siänwuiov, Sbornik IX, 631) annimmt, doch ist lat castanea (aus gr^ — 115 — xaoxavov) auf dem Balkan auch sonst gebräuchlich gewesen (daraus arom. cästinü „Kastanienbaum44, oftsttne „Kastanie", gftstftne bei Kav., megl. c&stpnu, cästpnfi; alb. kt&teua, g£§t*n£ [G. Meyer, Alb. Wtb. 191]), sogar in Maskulinumform *castaneus, das aus arom. cästinu, megL cÄstpnu zu erschließen ist (Pufcariu, Et Wtb. 309, Candrea-Densusianu Dic(. et. 284), und woraus auch das bulg. Wort stammen könnte. Srb.-kr. köstanj, sIoy. köstanj halt man gewöhnlich für it. castagno (Schuchardt, Slawo-deuteches 48; vgl Bartoli in JaguJ-Festschrift 38 Anm.). — Bulg. k^ctoh'b und srb.-kr. kesten sind aus türk. Eestane entlehnt, das x aus Griech. oder Lat stammt (G. Meyer, Türk. St. 31). Aus dem Ngr. direkt bulg. KaoraHT» ds. ebd. — (Über die Verbreitung des ursprunglich arm. Wortes kask „Kastanie", kaskeni „Kastanienbaum", [Schräder bei Hehn, Kultur* pflanzen u. Haustiere7 387f.], vgl außerdem MikL,Et Wtb. 133, Walde, Et Wtb. 103, über die Pflanze selbst auch Hoops, Waldbaume u. Kulturpflanzen 551 f.). kosulja (Ttomfzn) „Hemd" Duv., bei Ger. auch „o6bhb* Kara Ha lianncyxB" ist spezifisch westbulgarisches (mazedonisches) Wort. Es ist sonst in allen slav. Sprachen verbreitet: srb.-kr. köäulj a, slov. koöülj a, öech. koäile, russ. ko äulja etc. (MikL, Et Wtb. 134), auch alb. kesuls „Kopfbedeckung, Haube, Mutze, Nachtmütze" (G. Meyer, Alb. Wtb. 190 f.) und mgr. xaöovla „grobes Kleid" bei Procop. I, 522, 2 (dort wird als lat casula gekennzeichnet; vgl. Sophocles, G. Meyer L c^ Ngr. St III, 29 und Vasmer, Jagil-Festechrift 274, wo die Stelle in Anm. abgedruckt wird). Seither wird dies lat. casula (Dem. von casa), das auch Kleidung „Mantel mit Kapuze" bedeutet, als Etymon verglichen (MikL, G. Meyer), woraus nach Diez5 91 span. easulla „Meßgewand", doch wegen des Hochtons nicht einwandfrei (s. Körting3 1999), auch ags. eisul „Priestermantel" (G. Meyer, Ngr. St III, 29). Die Vermutung G. Meyers für das span. Wort, daß man „vielleicht easulla nach dem bedeutungsgleichen cueuIIa sagte", hat wohl Vasmer L c Anstoß gegeben, span. easulla von 8» — 116 — einer im Ylat. aus casula durch Übertragung des Suff, -ullus entstandenen Form herzuleiten, die er durch den Akzent des Wortes im Griech. und Slav. stützen will Die Erklärung des mgr. xaöovla aus dem Lat ist leicht; ebenso klar ist es, daß alb. kasula wegen -s- und nicht -§- zunächst aus dem Griech. stammt (G. Meyer, Alb. Wtb., wo auch die Bedeutung erklärt ist). Daß die slav. Wörter aus dem Lat direkt stammen, wie auch Yasmer 1. c annimmt ist wahrscheinlich, doch § < s? kuhnja (k^xhh) „Küche" (bei Ger. nur icyxäpi» „Koch", Kyxapriija „Köchin"), das Jirecek, Romanen I, 36 mit srb.-kroat. kühinja aus lat. coquina ableitet, ist, wie schon Murko (Südsl. Haus S. 97, 109) für das srb.-kroat Wort bemerkt hat, ganz junges Wort, nur bei den Städtern üblich, da die Küche bei den Südslaven ein überhaupt moderner Kulturbegriff ist, der allmählich vordringt; nach Murko L c. liegt eine Entlehnung aus dem Germanischen (ahd. chühhina) vor (vgl. Löwe, KZ. 39, 322; Bartoli, Jagid-Festschr. S. 48). Im Bulg. ist r^xhh wohl ein literarisches Lehnwort aus dem Russischen. Über die Verbreitung des Wortes in den slav. Sprachen vgL MikL, Et Wtb. 146. kum (Kyii'B) „Gevatter". KyMamHHi» ds. KyMä, Ky-MHija „Gevatterin". KyM^BaMt „bei der Hochzeit zu Gevatter stehen". KyMCTBo „Gevatterschaft". Es ist ein mehr speziell bei den SüdsL übliches Wort (aber auch russ. und poln.), das auch im Magy. entlehnt ist (koma „Gevatter, Gevatterin" Asböth, Arch. f. sl. Ph. IX, 696), und das mit dem jetzt bei den Nordwestslaven üblichen kmotr, auch ksl. kimotr'B „Pate", k^motra, kupetra „Patin" belegt (MikL, Lpsl. 326; Et Wtb. 154f.), dessen Existenz im Alt-bulg. durch das ins Rumän. entlehnte cumätru, cumäträ bestätigt wird, auf lat compater, commater zurückgeht An deutsche Vermittelung (MikL, Et Wtb. 155) ist kaum zu denken, die Lautvertretung k^motri», kupetra (*kapetra?) < compater, commater aber ist befremdend (vgl. Bartoli, Jagid-Festschr. S. 55). Bei KyM-B könnte man schließlich an die — 117 — beiy den Titelwörtern sehr übliche Kürzung (s. car* < cösart) denken. — Vgl. Jireöek, Romanen I, 36. kupa (K^na) „tiefer Teller" Ger. Demin. davon: k^nima, k^nn^iKa ebd. Es ist zu vergleichen einerseits mit srb.-kr., slov., öech. kupa, andererseits mit rum. (auch arom. und irum.) cupä „Becher, Holzgefaß der Hirten" (Puscariu, Et. Wtb. 450, Candrea-Densusianu Dic{. ei 449), alb. kups „Trinkschare" (G.Meyer, Alb. Wtb. 215) und ngr. xovxa „Becher14 (G.Meyer, Ngr. St. III, 35), woraus türk. kupa „Trinkbecher" (G. Meyer, Türk. St. 50). Sie gehen alle auf lat cuppa, cüpa (Körting3 2693) zurück, doch im Bulg. ist eine neue Entlehnung ans dem Türk, oder Ngriech.: in Orhanie' bedeutet es ein spezielles Glasgefaß zum Servieren von Süßigkeiten (cjtaflKo = dulcea^ä = ylvxö). — (Vgl. noch MikL, Ei Wtb. 147, Vasmer, Izvöstija XII, 2, 250). k*Bponl (KAnoHH) PL „Wage". (Ger. gibt KÄm&Hii, k&naHii, xanaHii an.) Es ist schon ksl. kähona (MikL, Lpsl. 329) und stammt direkt aus lat. camp an a „Schnellwage; Glocke" (s. Schuchardt, Rom. Etymologien II, 9 f.), woraus byz. (bei Duc. und Soph.) xafixavoq und xapxavov „Wage" (danach wohl ksl. Kftnotrk), auch ngr. neben xap-jtava „Glocke" (G. Meyer, Ngr. St. III, 24). Aus Letzterem bulg. KaMÖaHa „Glocke" und mit Suffizvertauschung käm-Öajo ds. Ger., wie aus xafiJtavaQSio „Glockenturm, Kirchenturm" bulg. KaMÖaHapHH ds. Alb. kembone, kumbona „Glocke" repräsentiert die andere Bedeutung des lai Wortes als das Altbulg., doch zeigt es in der Lautform dessen Einfluß (G. Meyer, Alb. Wtb. 186), hingegen rum. cumpSnä „Wage", magy. kompona sind direkt slavisch. — Vgl. noch Jireöek, Romanen I, 37; MikL, Et Wtb. 126; Matov, Sbornik IX, 32; Pogodin, Vollmöllers Rom. Jb. V, 418; Vasmer, Izvestija XII, 2, 251; Bartoli, Jagiö-Festschrift 36. lakerda (aanepAa) „Art Fisch" (in dem Sprichwort: cb aaKepja ve^h s^e); nach Duv. und Ger. „Lachs". Aus türk. lakerda „eingesalzener Thunfisch": ngr. XaxiQÖa ds. (G. Meyer, Türk. St. I, 23), das aus lai lacerta stammt (G. Meyer, — 118 — Ngr. St. III, 37; Bartoli, Das Dalmatische I, 313). Srb.-kroat. lökärda „scomber colias; Makrele" (Dalmatien) dagegen direkt aus dalm.-rom. lacarda (Jirecek, Romanen I, 90; vgl noch MikL, Et Wtb. 173; Bartoli, Jagid-Festsehr. 55). latinin (jbthhhht»), *aTRHen;i „römischer Katholik" Duv. (aus Volksliedern), auch Ableitungen: jaTHH?e, jarri« Henve, jaTHHxa; aaTBHCKH adj. jaTHHa, jaTHHKa heißt noch die Pflanze tropaelum majus (s. Per. Spis. 35, 663). Es ist scbon mgr. aus lat latinus entlehnt (G. Mejer, Ngr. St 111,38), woraus auch alb. lat in, Ist; (G. Meyer, Alb. Wtb. 238f.) und srb.-kr. lätinin, lätin (Rjecnik). Das bulg. Wort ist von dem srb.-kr. nicht su trennen. Aus dem Griech. stammt türk. latin (G. Meyer, Türk. St. I, 67). Über ksL AATHirk s. Vasmer, Izvtatija XII, 2, 252, vgl. noch MikL, Et Wtb. 161. litra (jHTpa) „Maß oder Gewicht 74 Oka (100 Dram)a Sbornik XIII, 8, 250; bei Ger. unbestimmt „irtpa sa poÜHH Hftnja", vgL aber die Ableitungen: mp6 „Art Gefäß 100 Dram", jHTpeHHija ds. Aus türk. litra „Pfund" < griech. XlxQa „ein Maß oder Gewicht" (G. Meyer, Türk. St I, 65), sehr früh aus lat libra (genauer italisch lipra [Ascoli]) entlehnt (G. Meyer, Ngr. St III, 38; Hahn, Rom u. Romanismus S, 4). Auch srb.-kroat. litra, rum. liträ, russ. litra. Srb.-ksL AHTpa aus gr. XlxQa, neben ab. AHBpa aus gr. XißQa (MikL, Et. Wtb. 171; Vasmer, Izvestija XII, 2, 253). In Bulgarien ist jHTT.pi, „Liter" erst seit der Einführung der franz. Maße und Gewichte verbreitet lokanka (lyicäHKa) „Art Wurst" Duv. Ger., das man infolge falscher Etymologisierung (s. darüber Si&manov, Sbornik IX, 618; kaum an Jioua „leccare" angelehnt, wie Bartoli Jagic-Festcchr. 55 glaubt) auch jOKanica (Duv., Marcoff etc.) schreibt. Wie rum. lucanica „Blutwurst", alb. Iekonke „Würstchen", lukanik „Wurst" (G. Meyer, Alb. Wtb. 250) ist jyKamca wohl zunächst dem mgr. ngr. Xovxavixov, Xoxdvixo . „Wurst" entlehnt, das aus lat. lucanicum „Lucanerwurst, geräucherte Wurst" stammt (G. Meyer, Ngr. St HI, 39), kaum direkt aus lat lucanica neben lucanicum — 119 — Q zurück, das aus lat magister stammt (G. Meyer, Ngr. St III, 43), woraus rum. m&iästru ab Erbwort (Puscariu, Et Wtb. 1016). Macropt da Ger. auch arom. mastur, stammt ans ngr. (laöxoQaq, dessen „Schwinden des -*-" (G. Meyer, Ngr. St III, 43) ist nicht „befremdend", da es wohl erat aas it. mastro (Körting3 5799, Canello, Arcb. glot it. III, 390) entlehnt ist — VgL Jirefek, Romanen I, 37; MikL, Et Wtb. 180f.; Vasmer, Izvesttfa XU, % 254. mart (mspt-l) „Marz", volkstümlich gewöhnlich M&pTa fem. (Rupöos, Sbornik Vlllt 3,140, vgL Ger. Duv.), auch 6a6a napTa (Ger. Duv.). MäpTa, h&pTeHnqa, m*pthhkh „bunte Zwirne, die man am ersten Marz um die Arme oder den Hals bindet" (Ger.). Aus dem ksl. UAjrrt, UAjrvrk etc. (schon abulg.), das aus mgr. ngr. paQxiog, fiaQXig < lat martius als eine ältere Entlehnung aus lat. marmor (aus gr. fiaQ/iaQog) betrachten, das den Balkanlateinern bekannt gewesen zu sein scheint: rum. marmurä (arom. marmure) „Marmor" hält man für lat. Erbwort (Puscariu, Et. Wtb. 1033, Körting3 5967). Nach Vasmer, Izvestija XII, 2, 259 „oömeci. "UApMOp'k" aus dem Griech. — VgL Mikl., Et. Wtb. 183; Bartoli, Jagid-Festschr. 50. — 121 — mröna (npina), »ipimca „der Fisch cyprinus barbus" (nach Sismanov, Sbornik IX, 625 volksetymologisch an Aor. upix'l von Mpa angelehnt) zeigt mit srb.-kr. mrena, slov. mrena, cech. mrena, mrinek, poln. mrzana, brzana eine alte Entlehnung aus lat. muraena (gr. fivQaiva); aus dem Abulg. rum. mreanä, magy. marna. Dagegen Mop^Ha, Myp^Ha „accipiter huso" und srb.-kr. möruna sind nicht ans einer „illiro-roman.u Form auf -ona entstanden (Bartoli, Jagiö-Festschr. 54), sondern aus ngr. fiovQovva (von agr. fivQaiva [Vasmer, Izvestija XI, 2, 393]), woraus türk. murina (G. Meyer, Türk. St. I, 24), rum. morun. — VgL MikL, Et. Wtb. 202; Vasmer, Izvestija XII, 2, 258. mule (m^jo) „Maultier" ist wie alb. mui „Maultier" (G. Meyer, Alb. Wtb. 295) und ngr. fiovXog „Bastard", (tovXa „Maultier, Esel", (tovXaQi „Maulesel" (G. Meyer, Ngr. St. III, 45f.) aus lat. mulus (vgl. noch G. Meyer, J. F. I, 322). Im Bulg. hat der Name das neutrale Geschlecht des Eselnamen maräpe (aus ngr. yo/iaQi, worüber neuerdings Vasmer, B. Z. XVII, 111) übernommen. Aus dem Lat. wohl durch gertD. Vermittlung poln. mut, kl.-russ. mul, russ. mui, o.-sorb. mul. (VgL MikL, Et. Wtb. 204, Bartoli, Jagi<5-Festschr. 43, über den lat. Namen u. a. Walde, Et. Wtb. 399, Schräder, Reallex. 534, Hahn, Kulturpflanzen und Haustiere7 134, 580f. und dessen Verbreitung auf rom. und germ. Gebiet Körting3 6392, Kluge, Et. Wtb.6 263.) mura (itfpa) „Labmagen" („leTropTaTa ?acTt y np&khbhh XHBOTHH, kohto e saraiem ct» eAKHa Kpaä Ha KHHraTa, a ott» ApyrHfl h Kpan ce npoTaKan, inpBaTa, abomasum" Ger.) ist identisch mit arom. murä, amurä* „1. Teil des Schafmagens, Lab- auch Blättermagen, 2. Gericht bereitet aus Herz, Milz, Fett, Reis von Schaf oder Ziege" (Weigand, Arom. Wtb. in Zetteln; nach ihm wird „die im letzten Magen befindliche geronnene Milch eines Lammes" von den arom. Hirten nicht amurä, wie Papageorgiu, B. Z. III, 563, sondern artnzä genannt), „Schlund der Tiere" (Puscariu, Et. Wtb. 1133), alb. moh „Magen; Labmagen" (G. Meyer, Alb. Wtb. 289), ngr. — 122 — povXa „Magen" (G. Meyer, Ngr. St. III, 45). Entlehnung des bulg. Wortes aus dem Alb. (G. Meyer, Alb. Wtb.) ist nicht annehmbar, das Verhältnis und der Ursprung der Wörter sind auch sonst nicht erklärt G. Meyer hat richtig afrz. mule „estomac", frz. mulette „caillete de veau; g&der des oiseaux de proiea, franche-mule „quatrieme estomac du bceuf* verglichen, das bis heutzutage für unbekannter Herkunft gehalten wird (Körting, Frz. Wtb. 263: mul[l]e). Frz. mule „Art Pantoffel", it. mula, span. mulilla aber wird allerdings nicht ohne Bedenken aus lat mulleus „rötlich, purpurfarben" abgeleitet, indem man an ein *calceus mulleus „Schuh von rotem Leder" als Medium (vgl. Diez5 219, Körting3 6354). So könnte auch lat mullus „Meerbare, Rotbart" entstanden sein (wenn nicht aus gr. (ivXXog entlehnt ist [Walde, Et. Wtb. 398]), woraus frz. mulet, it mullo (Gröber, Arch. f. lat Lex. IV, 124, Diez5 219, Körting, Lat-rom. Wtb.3 6355, Frz. Wtb. 263). Wenn man nun bedenkt, daß der Labmagen eine rötliche Farbe hat hauptsächlich gegenüber dem Blättermagen, der grün ist, besonders auffallt, so könnte man annehmen, daß dieser rote Teil des Magens als pars mulla bezeichnet wurde, und daraus frz. mule, alb. mule und ngr. poiXa. Nun bietet arom. murä Schwierigkeiten, denn -r- könnte nur aus -1-, nicht aber aus -11- entstanden sein. Ist das Wort von dem anderen (a) murä beeinflußt? Bulg. Mypa könnte als Hirtenwort aus dem Aromunischen leicht entlehnt sein. mist (mcTi) „Most" läßt mit srb.-kr. mäst und cech. mest, G. msta (vgl. aber auch russ. mestt, G. msta) eine ältere Grundform m'Bsti erschließen, das auf lat mustum (Gröber, Arch. f. lat Lex. IV, 126, Körting3 6417) zurückgeht dessen ehemalige Verbreitung auf der Balkanhalbinsel auch durch rum. must, ar. mustu (Puscariu, Et. Wtb. 1140), alb. muät (G. Meyer, Alb. Wtb. 294) und ngr. fiovörog (byz. fiovorop und fiovörog) (G. Meyer, Ngr. St III, 46), alle aus dem Lat, bestätigt wird. Aus dem Ngr. bulg. vfcro „Most" Ger., serb. must — Vgl. MikL, Et Wtb. 207; falsch Vasmer, Izvestija XII, 2, 259. — 123 — fett (o^t-b) „Essig", auch oijeATb (s. Oer.), abulg. ocita, das in den meisten slav. Sprachen verbreitet ist (s. MikL, Et. Wtb. 219), halt man gewöhnlich für eine urslavische Entlehnung aus goi akeit (so UUenbeck, Areb. £ sL Pb. XV, 489, Hirt, P. B. Beitr. XXIII, 338, 341; Bartoli, Jagiö-Festschr. 37), doch das Erscheinen des abulg. -b- ist ebenso schwer zu erklären (vgL licbva < goi leihwan), wie wenn man das Wort direkt aus dem lat. acetum (Jireöek, Romanen I, 36) ableiten woUte; in letzterem Falle ist abulg. grxki aus lat. graecus zu vergleichen. Wegen der Verbreitung des Wortes vgL noch Schräder Realien. 947; Kluge, Ei Wtb.6 99. oltar (ojiTapt) „Altar", schon abulg. aHtar'b, entspricht dem srb.-kr. öltär, ötar, slov. oltär, cech. oltar, poln. oJtarz, osorb. voltar, nsorb. holtaf, kL-russ. oltar, volar, russ. oltar. Alle slav. Sprachen setzen aber nur scheinbar ein allgemeinslav. Grundwort voraus. Da die Slaven erst nach der Trennung mit der christL Religion bekannt wurden, ist es gar nicht richtig eine allgemeinslav. Entlehnung aas dem Germanischen, nämlich ahcl altari (Miklosich, Et. Wtb. 221; Uhlenbeck, Arcb. f. sL Ph. XV, 489), noch weniger aus dem gr. aXxaQii> (Vasmer,IzvestijaXH,2,220), da letzteres {aXxaQWv, aXxttQt) erst aas späteren Quellen (XV. Jahrh., s. Dueange), also ein junges und selten bekanntes Lehnwort aus it. altare (G. Meyer, Ngr. St. IV, 8) ist. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme Jirefeks (Romanen I, 36), daß olütar'* im Altbulg. direkt aus dem Balkanlateinischen (altare, altar) stammt, wie die Südslaven überhaupt bei der Einwanderung auf die Balkanhalbinsel zuerst durch die Balkanlateiner mit dem Christentum bekannt wurden. Das balkanlat. Wort lebt bis heutzutage im rum. altar (auch megL und irum.) (Puscariu, Et Wtb. 68, daneben oltar aus dem Bulg.), und im alb. Iter (G.Meyer, Alb.Wtb.233), neben altar ans it. altare. Aus dem letzteren alb. Worte stammt wohl bulg. ajTap (in Strnga «am Ochridasee, s. Duv. aus Miladinovci, Btlg. nar. pesni S. 55), wogegen abulg. altar' h (Psali Sin.) eine liter. Entlehnung sein muß. Aus abulg. oHtart ist russ. oltar entlehnt, in — 124 — den westslav. Sprachen aber stammt das Wort aus dem Germanischen. — Unbestimmt Bartoli, Jagic^Festschr. S. 37 u. 52. panukla (naH?K*a) „Pest" Duv. Ger. Sbornik IX, 3,136 (Struga). naHyKJHH npa3HHK. Ebd.XVI-XVH,3,26(Ochrida). Aus türk. panukla (Mikl., Türk. El. II, 37) oder mit ihm aus ngr. jtavovxXa < lat. panucula für panicula „Art Geschwulst" (Korsch, Arch. f. sl. Ph. IX, 661; G. Meyer, Ngr. St III, 51, Türk. Si 41). Aus dem Ngr. auch arom. pänukle mit -kle nach den Erbwörtern auf -kle < -cula und nicht direkt aus dem Lat, wie Puscariu, Ztschr. f. rom. Ph. 28, 684, Et. Wtb. 1254. — Vgl. noch Mikl., Et. Wtb. 231, Türk. EL IV, 10; Vasmer, Izvestija XII, 2, 262. patja (naTfl) „leide". naTHJo „Leiden". Es stammt mit srb.-kr. pätiti ds. aus balkanlat patio, -ire (st. patior), woraus auch rum. pat, päfesc (auch arom. undmegL) „dulden, erleiden; sich einem etw. ereignen" (s. Puscariu,Ei Wtb. 1286; Densusianu, Histoire 147) und alb. peson „leide, dulde" (G. Meyer, Alb. Wtb. 335). Aus derselben vlat. Form it. patire „souffrire und span. port padecer (Körting3 6932). Bei Ger. auch n&THMa „Leiden" < ngr. xa&rjfia. — Vgl. Mikl., Et. Wtb. 233; Jirecek, Romanen I, 36. paun (na^H"l), naB^H'b „Pfau". nayHHija „Pfauweibchen" Ger. Duv. Auch Personennamen: Ila^m», weibLüa^Ha. Es gehört mit srb.-kr. paun und rum. päun (auch arom. und megL, Puscariu, Et. Wtb. 1292) zu lat. pavo, -önem. Dagegen naBHi^a „Pfauweibchen" Ger. (wohl zu nasx) mit srb.-kr. pav, sl. pav etc. aus dem Germ. — (Vgl. Mikl., Et. Wtb. 234; anders Vasmer, Izvestija XII, 2, 263f.). pog&nin (noraHHHT»), nor&HeEfB, noraHHiCB „Heide; schmutziger Mensch" (s. Ger. Duv.). noraH adj. „unrein, schmutzig" (Pirot, Sbornik VII, 3, 233, vgl. Ger. Duv.). no-raHeK „Art Krankheit" (Philippopel, Sbornik IX, 3, 138). noraHH ahh „die Tage von Weihnachten bis 6. Januar" (KruSovo, Sbornik XV, 168). öyraHH jeHBe ds. und 6y-rämjH PL „böse Geister, die in diesen Tagen gehen" (Axä-^eieÜB, Sbornik X1U, 3, 20). noram^ „Ratte" (Pirot, Sbor- — 125 — nik VII, 3,233, vgl Ger.: noräneicL, noraHenfB). Bei Ger. und Duv. noch noranH* „Unreinheit44; in Orhani& noraHÄ ce „verunreinige mich", davon mit der Ablösung des als Präffix aufgefaßten no- das Adf. raHMeH „schmutzig" (Sbornik VI, 3, 232). Es ist schon abulg. pogani „Heide" (Cod. Supr., Euch. Sin.), poganyn'ji „Heidin" (Zogr., Mar.) und auch in den übrigen slav. Sprachen verbreitet: srb.-kr. pögan „unrein" etc. (s. MikL, Et Wtb. 254). Es stammt aus lat. paganus und ist im Bulg. und Serb. erst auf der Balkan-halbinsel aufgenommen, wo das lai Wort im rum. pägi'n „Heide; heidnisch" (s. Puscariu, Ei Wtb. 1244) und alb. pegere „unrein; Unrat, Schmutz" (s. G. Meyer, Alb. Wtb. 331) fortlebt. Aus dem Lat. auch byz. xayavoq „Zivilist; gewöhnlich, bäurisch", ngr. „dumm, kindisch" auch „ungetaufbes Kind" (in Epirus) (G. Meyer, J. F. IE, 71, Ngr. St III, 50). Aus dem Bulg. rum. pogan „böse". — Vgl. Meillet, Stüdes 185; Bartoli, Jagiö-Festschr. 37—38; nicht richtig Vasmer, Izvestija XII, 2, 266. polata(nojaTa) „Vorraum im oberen Stocke eines Bauernhauses" (Ger.) kommt in derselben Form schon abulg. polata „Palast" (Cod. Supr.) vor. nojaTHa ds. in Mazedonien (Cvijtä Naselja srpskih zemalja I, S. CXXIII). Bei Ger. noch nojäae ds. Es ist auch srb. pölata neben pölaöa (m Bosnien) und geht wohl zunächst auf mgr. ngr. jiaXar tov, JtaXarc „Schloß, Palast" < lat palatium (G. Mayer, Ngr. St III, 51) zurück. Eine ueuere Entlehnung aus dem Ngr. ist naaaTt „Palast" (Duv. Ger.), vgL alb. palat, rum. palat, arom. pälate. Vgl. MikL Et Wtb. 255; G. Meyer, Alb. Wtb. 319; Jireöek, Romanen 1, 37; Murko, Südsl. Haus 328; Vasmer, Izvestija XII2, 276; Bartoli, Jagitf-Festschr. 36 u. a. pondlla (noHAHja) „Raum in einem einstöckigen Bauernhaus für das Vieh; Untergeschoß" (in Mazedonien, vgL Cvijirf Naselja srpskih zemalja I, S. CXXII, CXXXIH, Murko, SüdsL Haus 328, 100), s. auch Ger. Es stammt aus ngr. JtovrtXa, das in der Bedeutung „eine brückenartige Vorrichtung" in der Mühle belegt ist (s. G. Meyer, Ngr. Si III, 54). Die Be- — 126 — deutung „Viehraum" des bulg. Wortes kommt daher, da£ dar Boden unter dem Vieh aus bretterartigen Balken gemacht wird. Das ngr. Wort, das schon byz. xovtilop „Stück Balken* ist, woraus kal. fwitAUA* (Vasmer, Izvestija XII, 2, 267), stammt aus lat pontilis „zur Brücke gehörig" (G. Meyer, a. a. 0.). fwrta (nopTa) „Tora ist allgemein verbreitet Es ist auch mgr. ngr. xoqxa „Tür" (G. Meyer, Ngr. St DI, 54), alb. port* „Tor" (G. Meyer, Alb. Wtb. 348) und rum. poarti ds. (in allen Dialekten s. Puscariu, Et Wtb. 1348) aus lat. porta. Das bulg. Wort stammt wohl zunächst aus dem Byz., vgL ksL nep-kTa (Vasmer, Izvestija XII, 2, 268). — Vgl. Jirecek, Romanen I, 37. pule (nyje) „Eselein" (Ger. Duv.; bei MiU. Et. Wtb. 267 „Eselsfüllen, Maulesel"!) hält Jirecek (Romanen I, 36) für lat pullus, woraus rum. puiü „Küchlein, Tierjunge" (ar. mgl. pulü) (Puscariu, Et Wtb. 1395) und alb. pu!* „Henne* (G. Meyer, Alb. Wtb. 356 f.). Es stammt aber, wie auch srb. pule, mit n^jxa Küchlein" (Ger.) zunächst aus mgr. ngr. xovXXlo», xovXXl „Vogel, Hähnchen; Küchlein* (im Mgr. „Junge" überhaupt), das Hatzidakie {DaQPaöaq XVIII, S. 1 ff.) von xovX&qi „Füllen" (ans agr. xcbXog) trennt und aus dem Lat. ableitet Ebenso nyaäja, nojäflHija (Ger.) < ngr. xovXaöa. Dagegen n^exa „Truthenne", n^*K*£, n^eir* „Truthahn", auch srb. püjka, ds., ist identisch mit rum. puicä (von pciü mit slav. Suffix gebildet). rakla (paicaa) „Schrank in der Wand; Gewölbe" Ger.; „Kiste, in der die junge Braut ihre Sachen aufbewahrt" (in Drama [Dorf Plevnja], Sbornik VHI 3 , 282; vgl. Ger. Duv.). paKjö „Gewölbe einer Brücke" Ger. Eis ist aus agxla (schon byz.) < lat arcula (G. Meyer, Ngr. St. HI, 11) entlehnt; aus dem Bulg. rum. raclä und alb. rake „Hausmöbel, Hausrat" (G. Meyer, Alb. Wtb. 361). Dagegen abulg. raka „Grabmal" (Cod. Zogr.) (ist paica, paicB „ctoxb, m koSto e BrH$SAe&a nemn^iTa na boaohhtooto BpfcTeno" bei Ger. dasselbe?) ist, wie Murko (bei J. Peisker in Vierteljahrsehr. f. — 127 — Sozial- und Wirtschaft^gesch. III, 250) schon bemerkt, speziell bei den Södslaven üblich (so srb.-kroat räka, slov. raka, [russ. raka aus dem EsL], vgL aber Sech, rakev, dazu kroat. rakva), daher eher direkt aus lat. arca (Jireöek, Romanen I, 36), als erst durch germanische Vermittlung (Uhlenbeck, Arck f. sl. Ph. XV, 490; Hirt, P. B. Beitr. XXIH, 338, 342; Loewe, K. Z. 39, S. 318, 320, 322). — (VgL MikL, Et Wtb. 272; Meillet, Etudes 184; Bartoli, Jagiö-Festschr. 50; unwahrscheinlich Vasmer, Izvestija XII, 2, 271). raso (paco) „schwarzer langer Rock eines Geistlichen", päca ds. Ger. Schon ksl. paed (s. Vasmer, Izvestija XII, 2, 271) aus mgr. ngr. Qaöov) „bestimmte Orte, wo Kranke in dieser Woche gehen, um.Genesung zu suchen4*. pycajKB „Nymphen". (S. darüber ausfuhrlich Siämanor. Sbornik IX, 547 ff.) Schon ksl. pcrtfCdAHH belegt (MikL, LpsL 405 f.), auch in den anderen slav. Sprachen verbreitet (MikL, Et Wtb. 283). Es liegt lat rosaria, rosalia zugrunde, woraus alb. r§ajc, fzaj, räeit „Pfingsten" und mgr. Qovöakia, im Bulg. aber und auch sonst im Slav. erst aus dem Griech. Über den Brauch vgL hauptsachlich MikL, Die Rusalien, (Sitzungsber. d. Wiener Ak. 46, S. 386—406) und Tomaechek, Brumalia und Rosalia ebd.60,35Iff., referiert bei Srömanov a.a.O. S. 544 f. ras (pyct) „blond", auch in den anderen slav. Sprachen (s. MikL, Et Wtb. 283) aus lat russus, woraus rum. rus „rot-blond" von der Kuh (Puscariu, Et. Wtb. 1487) imd ngr. qovcöos „blond" von Menschen (G. Meyer, Ngr. St III, 57). VgL Bartoli, Jagiö-Festschr. 45. — 128 — salamura (cajaM^pa) „Salzlake" wird von Jirecek (Romanen 1,36) irrtümlich für balkanromanisch (lat salmnria) gehalten. Es ist zunächst aus türk. salamura, salamora (ajycbltw, b^yj^Lo), ngr. oaZapovQa „Salzlake" entlehnt das aus ven. salamora (= it. salamoja) stammt (G.Meyer, Türk. St 57, Ngr. St. IV, 79). Rum. salamürä ds. ist selbstverständlich kein lat. Erbwort, wie Körting8 8288. Bei Ger. noch coJOM^pa mit Anlehnung an cojib „Salz". Skala (cKäjia) „Treppe, Leiter". Ger. Duv. CKajnija ds. Duv. Auch srb.-kr. und russ. skala aus ngr. öxdla (schon byz.) < lat. scala (G. Meyer, Ngr. St III, 60). Aus dem Lat. alb. Skale „Treppe, Stufe, Leiter, Amt" (G. Meyer, Alb. Wtb. 406 f.) und rum. scarä (auch arom. und megl.) „Leiter, Stiege" (Pufcariu, Et. Wtb. 1543). Dagegen bulg. ckojä, CKeje „Hafen, Landungsplatz; Gerüst", srb.-kr. skela, 8(Sela „Überfahrt", alb. Skete „Landungsplatz", rum. schelä „Ausladungsplatz", PI. schele „Balkengerüst" aus türk. iskele „Landungsplatz", das wohl aus dem Mgr. bzw. Lat stammt (vgl. G. Meyer, Türk. St. 77). cnapä „Bratrost", auch alb. skars ds. stammt nicht aus dem Rum. (Puscariu a.a.O.), sondern aus ngr. Oxdga (= iöxaQa) „Rost", woraus auch türk. eskara, uskara (G. Meyer, Alb. Wtb.). VgL MikL, Et Wtb. 297; Vasmer, Izvestija XII, 2, 275. skomen (cKÖMem,) „Stuhl" Duv. Ger. (ksL CKOUkirk ist eine ältere Entlehnung wohl erst aus byz. öxafivov, öxafi-viov, ngr. Cxdfivog, oxapvl), das aus lat scamnum stammt (G. Meyer, Ngr. St III, 60), wenn auch letzteres im rum. scäun (ar. scamnu etc.) „Stuhl, Thron" (Puscariu, Et. Wtb. 1546) und alb. Sksrnp „Sitz, Thron; Felsen' Klippe" (G. Meyer, Alb. Wtb. 408) ererbt ist Neuere Entlehnung aus dem Griech. ist srb. skämija, ebenso russ. skam'a (s. darüber Korsch in Dvinov's Sbornik S. 58 £) und skamejka, woraus bulg. liter. cxaM^HKa. Aus dem Griech. wohl ist das Wort auch ins türkiskemle, iskemni „Stuhl" gedrungen (G.Meyer, Türk. St 46; vgl. aber Korsch, Arch. f. sl. Ph. IX, 504), und von dort aus CKeiue, ckcmjih „Stuhl ohne Lehne" (Ger. Duv.), — 129 — cKeMÖje ds.(Duv.),srb.ä<$emija, äöemlija, rum.schemniete. Vgl. noch MikL, Ei Wtb. 297 f., Türk. EL I, 76, 111,48; Vasmer, Izveslija Xu, 2, 276 n. a. spnza (cny3a) „glühende Asche mit kleinen Kohlen gemischt" Ger. n^3a ds. ebd. „xapasa" Veles. Georgov, Sbornik XX, 60. cn^aa „Staub und Rauch, der herauskommt, wenn man in glühende Asche Wasser eingießt" ropHO-^arpiancKo. Per. Spis. XLI—XLI1 595; „ mit Wasser begossene glühende Asche, die man zum Umschlag gebraucht" Orhanie". Es liegt lat. spodium „Metallasche, Ofenbruch, vegetabilische Asche" zugrunde, das durch alban. Vermittlung — geg. alb. Spuze „glühende Asche" (G. Meyer, Alb. Wtb. 415) — nicht nur ins Bulg., sondern auch ins Neugr., Rum. und weiter ins KL-russ. eingedrungen ist. ny3a aus cn^a kann vielleicht dadurch erklärt werden, daß in Fällen, wo ony3a mit der Prap. et verbunden wurde (cb cny3a, gesprochen sr&s püza oder einfach s püza), c- nicht als zum Stamme gehörig, sondern als Prap. empfunden wurde. Im Rum. wurde spuzä „glühende Asche", woraus kL-russ. spuza, spudza, mit dem Vertreter des lai pruna „glühende Kohle" verschieden kontaminiert, und daraus ergab sich arom. sprunä „Asche" bei den01ympowal.(Weigand, OL-Wal. 69), arom. spurä „glühende Asche" (für *spurna?), megl. spruzä „glühende Asche" (neben spuzä ds.), drum, sprujesc = spuzesc „rauh werden (von der Haut)" (s. Pus-carius Auseinandersetzung Conv. Iii XXXIX, 321—322, Ei Wtb. 1630). Dem megL spruzä entspricht genau ngr. OXQov^a (Epirus), öJipov^a (Zagorion) „Asche mit kleinen glühenden Kohlen gemischt" (G. Meyer, Ngr. Si H, 72 f.) und muß danach aus einer Südarom. Mundart, wo die Form sicherlich vorkommt, entlehnt sein; aus dem Arom. auch ngr. öJtovQva „glühende Asche" (G. Meyer, Ngr. St HI, 83 f., Murnu, Rum. Lehnw. im Ngr. 42). Die Herkunft von spuza im Bulg., Rum. und KL-russ. aus gr. öxodia, öxodog (Strekelj, Slav. Lehnw. 59, Vasmer, Zivaja Starina XV, 3, 52) ist nicht wahr« scheinlich (vgL neuerdings Vasmer, Jagitf-Festschrift 278 f.). Steina (mTepna), niTepHÄ „Zisterne" Ger. Es kommt Weigand XV. 9 — 130 — unter derselben Form auch slov. äterna, äternja „Ziehbrunnen, Schöpfbrunnen" und stammt nach Schuchardt, Ztschr. f. r. Ph. XXVII, 100—110, vgl auch Jireöek, Romanen I, 37, aus lat. cisterna über „öbterna wie slov. äteti, serbokr. stiti von Cit-(öatati) u. ä." oder durch Entdoppelung aus [Si]sterna, Aus dem Bulg. ngr. CTiQva(ygh noch Kretschmer, Der heut lesb. DiaL, Sp. 432). "Ober die sonstige Verbreitung des lat. Wortes s. Schuchardt, Ztschr. f. r. Ph. XXVII, 106 bis 110, 623—624, XXVIII, 362—363, 741, XXX, 748—749; Strekelj, Sl. Lehnwörterkunde 22 f.; Berneker, Et Wtb. 137 f. tufa (t^4>a) „kleiner Bund Zwiebel" Ger. Aus lat. tufa „Art Helmbusch" (bei Vegetius; nach Loewe, K. Z. 39, 272 £ aus dem Germ. [ags. £üf], doch unwahrscheinlich), rum. tufä „Strauch, Gebüsch" (auch arom«, megl. tufcä „Blumenstrauß"; s. Puscariu, Et. Wtb. 1769), alb. tufe „belaubter Zweig, Strauß, dichtes Laubwerk, Menge, Haufe" (G. Meyer, Alb. Wtb. 453) und ngr. zovya „kleines Büschel; dichtes Bund Gras; Hochmut" (G. Meyer, Ngr. St HI, 65). Bulg. Ty4>a erst aus dem Ngr. tnhla (rfxzo.) „Backstein" Duv. Lat tubulus „kleine (Wasserrohre" ins ngr. xovßXov „Ziegel" (bei Duc. tov-ßovXov „tabulus, sipho") übergegangen (G. Meyer, Ngr. St Hl, 65), woraus weiter ins türk. tuyla (aüx^fe), tuvla „Ziegel" (G. Meyer, Türk. St. I, 45; nach Mikl., Türk. EL II, 77 aus lat tegula durch germ. Vermittlung). Aus dem Türk, ins Bulg. und auch weiter: alb. tule „Backstein" (daneben tu vif ^tönerne Wasserröhre" aus dem Lat [G.Meyer, Alb. Wtb. 461]). tuniba (T^MÖa) „Menge, Haufe; Erhöhung, Hügel; Ballen" Ger. Aus lat tumba „Hügel, Haufe" stammt ngr. rovfixa „Erhöhung, Hügel" (G.Meyer, Ngr. St. IH,65) und alb. tumbe „Bund, Garbe, Blumenstrauß", tub« „Herde, Schar" (G. Meyer, Alb. Wtb. 452); aus dem Alb. und nicht direkt aus dem Lat (Puscariu, Et Wtb. 1770) arom. mgL tumbä „Grab, Burzel-baum". Im Bulg. zunächst aus dem Ngr. tnrma (Typiia) „Menge; starker Rauch" Ger.; auch srb.-kr. türma, slov. turma, truma, poln. kL-russ. turma. Es — 131 — stammt nicht direkt aus lat turma „Schar, Haufe", woraus alb. türme „Haufe, Menge, Herde" (G. Meyer, Alb. Wtb. 453) und rum. turmä (auch arom. und irum.) „Herde" (Puscariu, Et. Wtb. 1777), sondern Aber mgr. rovQpa, das „eine kleine Reiterabteilung" (Loewe, E. Z. 39, 267, vgl. Hahn, Rom und Romanismus 46) oder „eine Truppenabteilung unter einem tovqIioqxvsu (Jireöek, Romanen I, 37) bedeutet Aus dem Rum. ist das Wort ins KL-russ. und Poln.-gedrungen. Dem rum. turmäc Junger Büffel, der mit einer Herde lauft" entspricht TypMaK'b Junger Büffel von 1 bis 2 Jahre", Typ-MaKHHfl Junge Büffelkuh desselben Alters" (Verf. in Per. Spis. 67, 313). — VgL noch MikL, Et Wtb. 363; Bartoli, Jagid-Festschr. 53. vada (Bä*a) „Mühlgraben" Nordwestbulg., Sbornik XI, 3, 188; nach Ger. „Wasserleitung, Kanal; Bach" ist identisch mit ngr. ßaöa „ein künstlicher kleiner See" Stenimachos (Thrakien), das G. Meyer (Ngr. St H, 16) aus dem Bulg. ableitet, woraus auch (aus dem Verbum b&as, HaBäxA&m'b „tranken") alb. vadfs „tränke, wässere" (G. Meyer, Alb. Wtb. 461). Die Ablautfonn vöd- zu der von Schmidt, Pluralbild. 203 aus anord. vätr, ags. vcet, ab. vödro nachgewiesenen Wurzelform ved-, die G. Meyer darin sieht, befriedigt Vasmer (B.Z.ÄVJL1,116)nicht, und er denkt anEntlehnung aus latvadum „seichte Stelle im Wasser, Furt, Kanal", auch „Flußbett, Bächlein", PL vada. Wenn das Wort wirklich aus dem Lat stammt, braucht man nicht an griech. Vermittlung zu denken, da das Wort auch sonst auf dem Balkan gebräuchlich gewesen ist: daraus alb. vä „Furt; Art Fahrzeug" und rum. vad „Furt, Hafen" (Puscariu, Et. Wtb. 1849). vagllar (Bamaäpi») „ÖaBavL Ha nejreHa^e" etwa „Kinderwärter", ßärataM „tian* neieHaqe" Drama (Dorf Plövnja), Sbornik, VHI, 3, 279. Aus ngr. ßatXaq „Diener" (byz. ßat-ovXog) < lat. bajulus; ßalXevco „schmeichle den Kindern" (G. Meyer, Ngr. St HI, 12£). varka)ßapKa) „Barke" (Ger.) ist ngr. (schon byzantinisch) ßaQxa ds. < lat barac (G. Meyer, Ngr. St. UI, 13). tiapica 9* — 132 — bei Marcoff ist entweder gelehrt, oder tttrk. barka „Barke, großes Boota < it. barca (G. Meyer, Türk. St I, 73). Tino (bhho) „Wein", schon abnlg. vino, ist gemein-slavisch (s. MikL, Et Wtb. 392). Es liegt lat vinnm zugrunde, germ. Vermittlung (got wein) (ühlenbeck, Arch. f. sL Ph. XV, 492; ffirt, P. B. Beitr. XXIII, 338; vgL aber Murko bei Peisker in Vierteljahrsschr. £ Soz.- u. Wirtsch.-Gesch. III 278) aber läßt sich nicht beweisen. Es könnte auch eine direkte Entlehnung aus dem Lat. vorliegen (Jireöek, Romanen I, 36). Über die Verbreitung der Sache und des Wortes s. Schräder, Reallex.943ff.; Walde, Et Wtb. 674£; Kluge, Et. Wtb.6 419 u.a. Ylsokosen (BncoKÖceH'b): BncoKÖCHa (bei Ger. bh-coKÖnraa) roAHHa „Schaltjahr"; auch russ. visokos, viso-kösnyj, rum. visect, alb. visek. Aus mgr. ngr. ßlösxxog „Schaltjahr" < lat bisextus (G. Meyer, Ngr. St 15) ist zunächst ksL visekto, visektos'l, visokos**, visokosttn'l (Mikl., Lps. 64, vgl. Vasmer, Izvestija XII, 2, 224 f.; über die volksetym. Anlehnung an vysokx SiSmanov, Sbornik IX, 593) entstanden und weiter ins Bulg., Russ. und Rum. gedrungen. — Vgl. noch MikL, Et Wtb. 392; G. Meyer, Alb. Wtb. 473. Yula (ß^ja) „Siegel; Erlaubnisschein zur Trauung" Ger. Bf** ByjiöcBÄM T'Brnovo, Sbornik XIV, 3,213. Bei Ger. noch b^ja, ByjHHa „Oblate". Aus ngr. ßovXXa „Siegel" < lat. bulla, häufig im Byz. und Ngr. (G. Meyer, Ngr. St III, 17); ßovXXc&vco „siegle, verstopfe". Aus dem Ngr. auch alb. vul* „Siegel" (G. Meyer, Alb. Wtb. 479). rulgija (ßyjithh) „Ledersack für Mehl u. ä." Ger. Aus ngr. ßovQyla „Sack" < lat *bulgea von bulga (G. Meyer, Ngr. St. III, 17). zgorija (3roprifl) „Schlacke" mit Anlehnung an ropn (Siämanov, Sbornik IX, 643), bei Ger.: croprin, crypnn, cryp-B, crypB f., cr^pn, atr^pa (so in Ejratovo, Sbornik 1,111). Es stammt nicht aus lat scoria (selbst aus gv.cxoQla „Schlacke"), wenn auch letzteres im alb. zgüre „Schlacke" (G.Meyer, Alb. Wtb.387) und dial. rum. scoare „Schlacke von Schmiedeeisen" (Puscariu, Et Wtb. 1556) erscheint, sondern — 133 — aus ngr. oxovQia (das jetzt auch „Rost" bedeutet), woraus schon ksl. skorija, skurija (MikL, Lpsl. 852; Vasmer, Izvestija XU, 2, 276) und alb. skuri „Rost", aber rum. zgurä „Schlacke" auch arom. und irum. durch bulg. oder alb. Vermittlung. — Vgl. Jireöek, Romanen I, 37; MikL, Et Wtb. 304. II. Zusammenfassende Übersieht Die hier besprochenen Wörter geben uns ein ziemlich deutliches Bild, auf welchen Wegen lateinische Wörter ins Bulgarische gelangt sind. 1. An erster Stelle kommt eine Anzahl von interessanten Wörtern im Bulgarischen, die direkt aus dem Balkanlateinischen oder Balkanromanischen, wie man es auch nennt, stammen. Die meisten von diesen Wörtern existieren auch im Rumänischen und Albanesischen, wodurch die Existenz der Wörter im Balkanlateinischen bestätigt wird, aus lautlichen, semasiologischen oder sachlichen Gründen aber müssen sie direkt aus dem letzteren stammen. Es gehören vor allem einige Wörter hierher, die mit dem Christentum, das die Slaven bei der Einwanderung auf die Balkanhalbinsel zunächst von den romanischen Kolonisten auf der Balkanhalbinsel kennen gelernt haben, im Zusammenhange stehen: komka, oltar, patja, kum, poganin, koleda, vielleicht auch abulg. raka. Dann kommen Völkernamen in betracht: grck, vgL auch latinin; auch ein wichtiger Staatsbegriff: car, vielleicht auch koruna (korona). Kultur- und Hauseinrichtungen: banja, Sterna, vada, ktponi, komin; lukarna(?). Gefäße u. ä.: btklica (btlral), bisagi. Pflanzen und Tiere: cer, b'tbek, kosten, bosilek; bivol, mrena, vielleicht auch mule, paun. — Auch kolastra, mator. Getränke: vino, m^st, ocet — Farbenbezeichnungen: rus. — Kleidung: kaöula, koäulja, vgl. kanura. 2. Wenige stammen erst aus dem Rumänischen oder — 134 — Albanesischen und die meisten sind unsicher: buza, hurka, fiaäa, gega, mura, spuza. 3. Die meisten lateinischen Wörter sind durch griechische Vermittelung ins Bulgarische eingedrungen: april, aspra (mbulg.), august, disagi, buklija. faklya, fasul, filija, forna, kukul, guna, kamara, kandilo, kapa, kapistra, katina, kilija, klisura, kamina, korona, kupa, kambana, lukanka, maj, majstor, mart, mesal, polata (palata), pondila, porta, pule, rakla, raso, rusalii, skala, skomen, tufa, tumba, turma, vagilar, varka, vula, visokosen, yulgija u. a. 4. Erst aus dem Türkischen: aspra, öerga, dinar, furuna, gugla, fortuna, kanata, kandil, kupa, litra, maruli, pänukla, salamura, tuhla u. a. Welchen Zwecken dient der linguistische Atlas des dacornmftnischen Sprachgebietes Ton Gustav Weigand. 1. Der nächstliegende Zweck ist die Kenntnis der Aussprache des Bumänisohen im Munde des von der Iiiteraturspraohe unbeeinflußten Volkes. In Deutschland, Frankreich oder Italien wäre es unmöglich Leute ausfindig zu machen, die von der Literatursprache gänzlich unbeeinflußt geblieben sind. Man darf nur nicht glauben, daß es genügt einen Analphabeten zu fragen, um einen natürlich entwickelten Dialekt zu hören. In den kultivierteren Ländern gibt es solche Dialekte überhaupt nicht mehr. Der Wortschatz und die Aussprache sind nicht nur durch die Schule und die Zeitungen, sondern viel mehr noch durch den Verkehr sogar in den entlegensten Gegenden durch die mehr oder weniger künstliche Literatursprache beeinflußt worden. Auf rumänischem Sprachgebiete aber liegen die Verhältnisse wesentlich anders. Die ganze Literatursprache ist noch jung und fangt jetzt erst an von den Städten ausgehend durch den Verkehr, besonders aber durch den Militärdienst in weiterem Umfange in die Volkssprache einzudringen. Der Einfluß der Schule ist noch sehr wenig, außerhalb des Königreiches Rumänien erst recht nicht zu spüren. In ganz Bessarabien, in der Marmarosch, in manchen abgelegenen Gebirgsgegenden Siebenbürgens und des Banats wird wirklich noch reine Volkssprache vom Bauernstande gesprochen. Und es ist geradezu verblüffend zu sehen wie Wörter, Formen und Laute, die aus der — 136 — Literatursprache schon seit etwa zwei Jahrhunderten geschwunden sind, sich dort unverändert bewahrt haben. Daneben freilich kommen auch genug Neuerungen vor, denen gegenüber sich andere Dialekte und die Schriftsprache als konservativ erweisen. Das von mir mit der nötigen Vorsicht gesammelte und in meinen Dialektstudien in den Jahresberichten des rumänischen Instituts veröffentlichte Material ist nur zum Teile auf den Karten verarbeitet worden. Für solche, die eine lautliche Erscheinung weiter verfolgen oder sich beteiligen wollen an den aus den Dialektstudien sich weiter ergebenden Folgerungen, stehen Übersichtskarten im Schwarzdrucke (stumme Karten) zur Verfugung. Wie weit es mir gelungen ist, wirklich objektiv richtiges Material zu liefern, ist eine andere Frage; denn es kommen eine Reihe von Umständen in Betracht, die störend wirken um dies Ziel zu erreichen, z. B. a) Die Aussprache eines Wortes im Munde einer und derselben Person ist gewissen Schwankungen unterworfen; die Aussprache wird beeinflußt 1. von der Gemütsstimmung des Sprechenden (im Affekt Gesprochenes ist nicht nur lauter ev. auch schneller, sondern auch in der Klangfarbe verschieden, weil die Artikulation energischer ausgeführt wird). 2. von seinem Gegenüber (fremden Personen gegenüber wird der Einheimische anders, gemeinverständlicher, deutlicher und langsamer sprechen als mit seinen Dorfgenossen, wodurch auch die gewohnte Aussprache nicht unerheblich beeinflußt werden kann). Nicht einmal, sondern oft genug habe ich feststellen können, daß bei einer zweiten Frage, die Aussprache merklich geändert wurde. Ich bat einmal jemanden mir ein Lied zu sagen, worauf die Antwort lautete: dän&kyn, was ich nicht verstand, worauf ich meine Bitte wiederholte; nun erschallte zurück: dakg nam kun (daca n am clnd). Nun wußte ich Bescheid. Die Normal Wörter sind deshalb so aufgenommen worden, wie sie in affektloser Rede innerhalb des Satzes gesprochen — 137 — werden, ohne daß die Aufmerksamkeit des Sprechenden darauf gelenkt war. b) Es ist unmöglich alle feinen Nuancen der Laute durch die Schrift wiederzugeben. Wenn man z. B. für jeden durch das Gehör noch unterscheidbaren oralen Vokal ein besonderes Zeichen nehmen wollte, müßte ihre Zahl mindestens verzehnfacht werden; es sind so wie so schon genug Zeichen verwandt e bezeichnet also nicht einen einzigen Laut, sondern eine ganze Reihe von Vokalen die zwischen offenem i (i) und mittlerem e liegen. Je mehr Zwischenstufen resp. je mehr Lautzeichen man einfuhrt, desto größer ist die Gefahr einen Fehler zu begehen; bei weniger Zeichen hat man natürlich mehr Spielraum für die Anwendung eines Zeichens. c) Es ist nicht möglich die Laute scharf von einander zu sondern; denn, wie unter b) erklärt wurde, ist ein Buchstabe nur ein Symbol für eine Reihe von Lauten, die Grenze aber zwischen e und e ist schwer festzustellen, es bleibt das subjektivem Ermessen überlassen. Daher kommt es auch, daß Angehörige verschiedener Nationalitäten oft denselben Laut so verschieden auffassen. Ich habe für die drei e-Laute (e e e) die nordwestfranzösische Aussprache von: un esprit allä fest im Gehöre, und darnach ordne ich die e-Laute ein; aber ich zweifle nicht, daß ich auf der Reise in der Moldau von Süden nach Norden wandernd gewiß manches anders bezeichnet habe als von Norden nach Süden; denn wenn man längere Zeit lauter e hört, sowird man sich erst dann entschließen e oder e zu schreiben, wenn man ganz zweifellos diese Laute hört Umgekehrt wird man in Gefahr kommen zulange e statt e zu schreiben, wenn man von Norden kommt, wo man beständig die offenen Laute hört Wenn nun gar noch mehrere Personen sich bei der Dialektaufhahme beteiligen oder gar phonetisch ungeschulte Leute, so werden die Resultate für die Phonetik ganz unbrauchbar. Ich habe deshalb auch nur mit einigen Schülern, die von mir speziell vorbereitet waren, den Versuch gemacht — 138 — mir helfen zu lassen. So haben die Herren Dr. Puf cariu die Orte Nr. 242—260, Dr. Bacmeister die Orte Nr. 150—177, Dr. Byhan 352, 353 untersucht, aber ich hielt es doch für nötig, dieselben Gegenden auch zu besuchen. Am schlechtesten hören die gebildeten Einheimischen, die nur ihren eigenen Dialekt kennen, und ihre Laute mit den Schriftbildern identifizieren, wohingegen der Bauer, der keine Ahnung von Buchstaben hat, ein sehr feines Gehör hat. Unterschiede der Aussprache wie piatrg und p$atrg, auf die der Gebildete gar nicht achtet, ja die er kaum heraushört, wenn man ihn darauf aufmerksam macht, sind dem Bauern schon Gegenstand des Spottes. Die Spottlust der Bauern habe ich oftmals benutzt nicht nur um lokal gebrauchte Wörter ausfindig zu machen, sondern auch um mich zu orientieren über Besonderheiten der Aussprache, die mir sonst vielleicht entgangen wären. Von dem ts-Laute der Nordbukowina, von dem walachischen palatal gefärbten § (in gase), gegenüber dem moldauischen rein dentalen ä, vom geflüsterten u (kapü) hatte ich schon gehört, noch ehe ich in die betreffende Gegend gekommen war, und zwar von Bauern, die sich darüber lustig machten und dabei natürlich übertrieben. 2. Die Kenntnis der dialektischen Formen und ihrer Verbreitung fördert in hohem Grade die Erkenntnis der Spraohentwiokelung. Also vor allem wird die historische Grammatik Gewinn aus dem Atlasse ziehen. Die frühesten uns bekannten Formen der rumänischen Sprache gehen aufs 15. Jh. zurück und sind uns handschriftlich erst aus dem 16. Jh. überliefert Aber fast alles, was wir als sogenanntes Altrumänisch bezeichnen d. h. die Sprache des 15. und 16. Jh. ist bis heute dialektisch bewahrt, selbst die Imperative auf -aretü, das Präs. sem = sintern, die starken Aoriste in der Almag; ja sogar gibt es dialektische Formen, die alter sind als die ältesten überlieferten Formen, wie dedz y^dedi, altrum. schon dädu, neu-rum. dedtil Altes dz = z, dz = j (z), mouilliertes n sind teilweise bewahrt, dagegen Schwund des n durch Nasalierung, sowie Schwund des mouillierten I sind allgemein durchgedrungen, waren es aber auch schon im Altrumänischen. Als die altrumänische Schriftsprache einsetzt, war gerade die Periode, als die Labialen e in harter Stellung zu ä verdunkelten, was dann durchgedrungen ist, aber doch haben wir noch ein großes Gebiet wo peanä, pearä und measä für panä, parä, masä gesprochen wird, ja bei den Pädureni kommt sogar noch per, mer etc. vor. Ich will wenigstens an einem Beispiele zeigen, wie man die Lautgeschichte eines Wortes mit Hilfe des Atlasses klar legen kann, und zwar am 2. Normalworte fäinä. Das Etymon ist farina, woraus sich nach urrumänischer Lautregel fgrfng entwickeln mußte, da unbetontes a zu g wird. Die Form findet sich im Aromunischen bewahrt und scheinbar auch im Dacorumänischen. Wenn wir aber auf Karte 53 sehen, daß dieses Gebiet im wesentlichen sich deckt mit dem von gerunk aus genunk, wo also sicher r für n vor folgendem n eingetreten ist, so werden wir auch hier das r in fgring im Nordwesten des Gebietes als sekundär zu betrachten haben. Aus urrum. fgring hat sich nach dr. Lautregel r — n > n — n (c£ serenus > Benin, Corona > cununä) fgning entwickelt, eine Form, die uns in den Dialekten häufig begegnet, so im Nordosten fgnfnu (woraus fanfng und foninu, mit dialektischer Umgestaltung von vortonigem g > a, und von fg- zu fo- wie auch fokut für fäcut) und dann im Südwesten im Banate, wo n vor i mouilliert wird, also fgning, weit verbreitet. Aus dieser Form fgning könnte man rein mechanisch sehr gut die moderne rumänische Form fging ableiten, aber Karte 53 lehrt uns durch das Verbreitungsgebiet von kun = culü, daß wir nur im Banate berechtigt sind ein mouilliertes n anzunehmen, ein fgning war also nur dort berechtigt Der Schwund des n muß also anders erklärt werden, und er hängt aufs Engste zusammen mit der -r- Form. In fgning war g nasal gesprochen, weil n folgte, also fgning. Dabei fand eine Lockerung des Verschlusses bei n — 140 — statt, der einerseits zu völligem Schwunde des Verschlusses und dann folgender Entnasalierung (s. Jb. XI 188) führte also zu fgfng, andererseits aber nach albanesisch-toskischer Artikulationsweise zu fgring (cf. tosk. süri, geg. süni „das Augeu mit alter Artikulationsweise). fgring findet sich im NW, fgfng ist die verbreitetste Eorm, die auch die literarische Form geworden ist, obgleich sie jünger ist, als faninä. Aus fgfng haben sich foing, das auch direkt auf foning zurückgehen kann, und dann vereinzelt mit auffallender Akzentverschiebung f$ing und faing gebildet (mit Anlehnung an fajp, nicht lautlich, da faing nicht in der Moldau, sondern im SW vorkommt). Übersichtlich stellt sich die Geschichte von farina also folgendermaßen dar: I. Stufe farina > fgrfng Urrum. Arom. IL fgning (foning, faning, fgning). III. a) fgring. b) fging (fofng, %ng, faing)- 3. Die Volksbewegung (Wanderung) spiegelt Bloh in den Dialekten resp. auf den Karten wieder. Wenn man Sektion SW (9—16) betrachtet, so kann man übereinstimmend auf allen Karten beobachten, wie auf dem rumänischen Sprachgebiete in Serbien sich eine scharfe Grenze ziehen läßt, die die aus der Kl. Walachei und aus dem Banate stammenden Bewohner scheidet. Ja bei einer Reihe von Orten kann man sogar die Dörfer angeben, aus denen die Leute stammen z. B. die von Florentin aus der Gegend von Mäglävitä. Das ganze Donauufer abwärts zeigen sich dieselben Merkmale auf dem neubesiedelten rechten Ufer, wie auf dem gegenüberliegenden linken. Im Banate läßt sich deutlich eine dreifache Schicht der Bevölkerung unterscheiden, obgleich gewisse für das Banat charakteristische Merkmale durchgedrungen sind (Palatalisierung der Dentale). Mit Hilfe des Atlasses zeigt sich deutlich, daß die Buffanen aus der Kl. Walachei und zwar aus Mehedinti und Gorj eingewandert sein müssen, und daß die vier Banater s-Gemeinden aus den benachbarten s-Gemeinden in Mehedinti stammen. Die wala- c — 141 — chischen Gemeinden in der Moldau und Bessarabien, und umgekehrt die moldauischen Gemeinden in der Dobrudscha erscheinen deutlich auf der Karte. Aber nicht genug kann hervorgehoben werden, daß doch sehr bald der allgemeine Habitus des umgebenden Dialektes angenommen wird und nur gewisse Besonderheiten bleiben bestehen. Wenn wir in der westlichen Gr. Walachei die Palatalisierung der Labialreihe sehen, so braucht durchaus keine moldauische Einwanderung davon die Veranlassung zu sein, sondern die lautliche Erscheinung selbst hat sich weiter verbreitet, denn die anderen moldauischen Zuge fehlen. Die Sprache in der weiten Ebene ist sonst überaus gleichmäßig, obgleich eine starke Neubesiedelung stattgefunden hat Geradeso wird es in der Dobrudscha werden, wo nach zwei, drei Generationen die bunte Dialektmischung, die jetzt noch dort herrscht, ausgeglichen sein wird. Wenn wir so Wanderungen, die wir auch kontrollieren können, durch die Karten feststellen können, so sind wir berechtigt auch da, wo uns eine historische Kontrolle mangelt, lediglich auf Grund der Aussprache zu konstruieren. So sehen wir auf kleinem Gebiete in der Kl. Walachei die Formen sker = fler. skarä = fiarä, skerb = fterb etc. (s. Karte 9), die absolut nicht zu den umliegenden Aussprachen passen, wohl aber reihen sie sich sehr gut in die Marmarosch ein, wo sJLer, siarä, sierb gesprochen wird, woraus ohne weiteres die obigen Formen sich erklären. Die Wanderung ist weit, aber es gibt noch weitere. Außerdem findet jetzt noch alljährlich Wanderung zur Erntezeit aus dem nördlichen Siebenbürgen nach Dolj statt, es können daher auch sehr leicht Leute aus der Marmarosch gekommen und dort geblieben sein. In der Bukowina, die überhaupt eine Reihe von Zuwanderungen erfahren hat, zeigen sich deutlich die Spuren einer starken Einwanderung aus dem Banat, wovon die südlichste Gemeinde die an der Bistritza in der Moldau gelegene Gemeinde 513 Cälugärent ist, die sich scharf aus der ganzen Umgegend abhebt. Natürlich sind diese Leute dort auch über die Bukowina her ein- — 142 — gewandert Am altertümlichsten sind die in der Nordbukowina bei Czernowitz liegenden Gemeinden, die durch dazwischen liegendes rutenisches Gebiet von dem südlichen Teile getrennt waren, weshalb sie so manche echt moldauischen Weiterentwickelungen nicht mehr mitmachten, dafür aber manche Übereinstimmungen mit dem Dialekte der Gr. Walachei zeigen. Hier handelt es sich also nicht um Einwanderung, sondern um Konservierung älterer Lautstufen. Wir wissen zwar aus der Geschichte, daß die Rumänen aus Siebenbürgen nach Rumänien gewandert sind, aber doch sehen wir ganz deutlich eine großwalachische Rückwanderung nach dem südöstlichen Siebenbürgen. Die von Kronstadt östlich am Südrande des Seklergebietes liegenden rumänischen Gemeinden bis Bretzko hin, sind Siedelungen von der Gr. Walachei aus, die das dort schwach ansässige magyarische Element, das auch ehemals im gebirgigen Teile von Buzäu ansässig war, wie das viele Ortsnamen zweifellos machen, aufgesaugt hat Viele siebenbürgische jüngere Einwanderungen lassen sich ohne Schwierigkeit in Arges, Mujcel und Prahova auf den Karten ablesen, worauf näher einzugehen, hier nicht der Platz ist 4. Fremde Volkselemente, sei es zugewanderte, sei es früher ansässige werden oftmals an dem Dialekte erkannt Bevor ein Volk seine Sprache aufgibt, muß es zweisprachig geworden sein; es läßt dann die eigene Sprache und bedient sich nur mehr der neu erlernten, so daß auch nicht die Spur der alten darin vorhanden zu sein braucht weder im Wortschatze, noch in der Aussprache. Wenn aber schon vor dem Aufgeben der eigenen Sprache aus dieser Elemente in die neue Sprache aufgenommen waren, dann bleiben sie auch später als Lehnwörter erhalten; und wenn das Lautsystem der neuen Sprache so verschieden von dem der alten ist, daß gewisse Laute darin nicht vorkommen, also durch andere ähnliche ersetzt werden, dann läßt sich auch später, nach Aufgabe der eigenen Sprache, das fremde - 143 — Volkselement erkennen. Die in der Walachei einmal vorhanden gewesenen Bulgaren, die im wesentlichen dasselbe Lautsystem wie die Rumänen haben, lassen sich durch einzelne lautliche Erscheinungen im jetzigen Dialekte nicht nachweisen; auch die neuerdings zahlreich in der Walachei angesiedelten Bulgaren sprechen so vollkommen Rumänisch, daß sie nicht von den Rumänen in der Aussprache unterschieden werden können, während man doch die sieben-* bürger Rumänen, auch wenn sie jahrzehntelang in der Walachei ansässig sind, leicht herausfinden kann, weil sie in ihrer Jugend an andere Artikulationen gewöhnt waren, und allerdings auch der musikalische Akzent und die Längenverhältnisse verschiedene sind. Es ist sehr gut möglich, aber schwer zu beweisen, daß manches Eigentümliche im walachischen Dialekte gegenüber dem siebenbürger, von dem er doch abstammt, auf das ursprüngliche, bulgarische Volkselement der Walachei zurückzuführen ist Leicht war es mir in Bessarabien ehemals russische Gemeinden zu erkennen, schon allein an der offenen Aussprache des o z. B. n9d statt n$ us& etc. Doch mit der Zeit verliert sich das; es tritt bei solch kleineren eingesprengten fremdsprachlichen Kolonien eine vollständige Assimilierung an die umgebende große Masse ein. Aber etwas anderes ist es, wenn fremde Eindringlinge sich über ein großes, bereits besiedeltes Gebiet verbreiten, mit den Einwohnern sich mischen und diesen ihre Sprache übermitteln. Dann wird die Weiterentwickelung doch wesentlich beeinflußt werden durch die Artikulationsweise der einheimischen Bevölkerung, auch wenn sich direkt kein lautlicher Unterschied ergibt. Aber mit der Zeit tritt er doch hervor, da die Divergenz erst im Laufe der Zeit merklich wird. So glaube ich, daß der ganze große dialektische Unterschied zwischen — 144 — Moldau und Walachei auf verschiedensprachlicher Basis beruht, die in der nördlichen Moldau kleinrussisch, in der Walachei bulgarisch war. Daß gerade die Milkov, die Putna und der Seret eine scharfe Dialektgrenze bilden, liegt allerdings nicht an den früheren ethnographischen als vielmehr an den späteren politischen Verhältnissen. Gerade die letzteren mit dem sich notwendig nach gewissen Centren richtenden Verkehr, bewirken oft mehr dialektische Differenzierung als hohe Gebirge oder Flüsse. Man sehe z. B. die geringen Unterschiede zwischen den Dörfern 658:659, wo eine starke natürliche Grenze ist, und die großen Unterschiede zwischen 218, 219, 220:221, 226 ff., wo eine ganz unbedeutende natürliche Grenze vorhanden ist Gerade diese beiden Fragen: die Wirkung einer fremdsprachlichen Basis, die durch die Geschichte, Ethnographie und besonders durch die Etymologie der Ortsnamen nachgewiesen werden kann, und dann die Bildung der Dialektgrenzen durch politisch-soziale und geographisch-ethnographische Verhältnisse, können mit Hilfe meines Kartenmaterials jetzt eingehender untersucht werden, als das früher möglich gewesen wäre. Die wesentlichen Ergebnisse, freilich ohne näheres Eingehen auf die Ursachen, habe ich schon im 3. Kapitel zu den Dialektkarten geliefert. Ich möchte hier nur noch bemerken, daß für den Banater-dialekt wegen der Laute ts «= serb. h und dz = serb. 1) nicht auf serbische Beeinflussung, sei es als ethnographische Basis, sei es durch Berührung, geschlossen werden darf, denn diese Erscheinung hat sich organisch entwickelt, sie zeigt sich schon in der Kl. Walachei: frate > frat$e > fratie > frat'Ke >fratse, das ist die Banater Aussprache, während nördlich des Banats fratie > frat'e > frake wurde. Im Serbischen sind -te, -ti überall bewahrt, aber die ki sind zu ts geworden, auch in moderner Zeit: tk. kibrit > tsibrit 5. An letzter Stelle möchte loh als Zweck des Atlasses die Klärung prinzipieller Fragen der Linguistik hinstellen. Mir persönlich lag dieser Zweck bei der Dialektforschung ebensosehr, wenn nicht mehr am Herzen als die früher ge- — 145 — nannten. Es mußte aber aus rein technischen Gründen sehr vieles von dem, was ich persönlich an Erfahrung gesammelt habe, auf den Karten dieses Atlasses unberücksichtigt bleiben, immerhin lassen sich auch genug Ergebnisse allgemeiner Natur aus den Karten und mit Hilfe der Jahresberichte ableiten, die ich versuchen werde in Form von Leitsätzen mit kurzen Erläuterungen darzustellen, da es hier unmöglich ist, eine eingehende Begründung zu liefern, die allein den Raum eines Buches beanspruchen würde. Zudem müßten < die auf rumänischem Gebiete gewonnenen Resultate auf einem andern, wo die Bedingungen ähnlich günstig liegen, nachgeprüft werden. Ich habe bereits damit auf bulgarischem Gebiete begonnen, wo ich nur in meinen Anschauungen bestärkt wurde, und werde meine Dialektforschungen auf alba-nesischem Gebiete, wo die Bedingungen bei dem Mangel einer Literatur- oder Gemeinsprache noch viel günstiger liegen, fortsetzen. Wir müssen uns überhaupt, wenn wir die Fragen der Sprachveränderung, der Dialektbildung, der Dialektgrenzen,1 der Dialektmischung etc. lösen wollen, von der Betrachtung der Schriftsprachen freimachen. Die Entstehung der Schriftsprache ist eine Sache für sich, die auf jedem Gebiete besonders zu behandeln ist, da besondere Umstände herrschten, die klar zu legen sind. Aber ganz verkehrt ist es, wenn man Fragen prinzipieller Natur, wie z. B. über die Ausnahmslosigkeit der sogenannten Lautgesetze auf Grund des aus der historischen Grammatik gewonnenen literarischen Materials lösen will, da wir ja fast nie wissen, wo und wann die Formen entstanden sind, wie weit ihr Verbreitungsgebiet war, ja wir sind bei der Unvollkommenheit des gebräuchlichen, traditionellen Alphabetes gar nicht in der Lage, genauere Angaben über die Aussprache machen zu können; das lateinische Alphabet, wie es für die romanischen Sprachen früher angewandt wurde, verbirgt eher den wahren Charakter der Laute, als daß es ihn enthüllt. Man denke z. B. nur an den Gebrauch von c oder ch auf französischem Gebiete. Weigand XV. 10 — 146 — Jeder Linguist, auch wenn er sich noch so sehr mit der historischen Grammatik beschäftigt hat, muß sich auch einmal eingehender mit Dialektstudien, wenn auch nur auf kleinem Gebiete, befaßt haben, sonst hat er meiner Meinung nach kein Recht über die prinzipiellen Fragen der Sprachforschung mitzureden. Über folgende Punkte glaube ich mir auf Grund meiner Beobachtungen Klarheit verschafft zu haben. I. Jedes Wort hat seine eigene Geschichte. Schon wenn man das einsilbige Wort fter < ferrum betrachtet, so findet man dafür nicht weniger als 15 Reflexe: §er, fer, fKer, fier, ser, ser, §er, ser, sier, sker. ft'er, fker, fter, Eer, tsier (es ist wohl nur Zufall, daß nicht auch t'er belegt ist). Das zweisilbige chee < clavis zeigt wenigstens 20 verschiedene Formen. Für ursprünglich dreisilbiges deget < di-gitus finden sich sogar an 50 Formen. Je größer die Zahl der Bestandteile, desto größer die Zahl der Varianten; es herrscht eine solche Fülle an Formen bei jedem einzelnen Worte, daß es unmöglich wäre, die Formen nach bekannten allgemeinen Regeln zu konstruieren, wenn man auch noch so gut mit den Lautregeln der Dialekte bekannt ist. Die Wirklichkeit in ihrer Mannigfaltigkeit übertrifft bei weitem die kühnste Phantasie des Linguisten. Aus ferrum ein sker! Wer würde wohl a priori eine solche Konstruktion wagen? Ein zweiter Gesichtspunkt ist der, daß der Bau mancher Wörter oft gleich scheint, so daß eine gleichmäßige Ent-wickelung erwartet wird, aber bei näherem Zusehen findet man, daß das ganz und gar nicht der Fall ist Wenn man z. B. das Verhalten von e vor e studieren will, so findet man, daß piscis > pegte oftmals eine andere Form zeigt, als viridis > verde oder digitus > deget und ich habe deshalb in den Jahresberichten manchmal bei einer Form den Zusatz gemacht: „trotz dieser oder jener Form", die damit im Widerspruch steht oder zu stehen scheint Man sieht» daß der Charakter eines Vokals verschieden beeinflußt wird — 147 — durch die vorausgehenden und auch durch die darauf folgenden Konsonanten. Und wenn wir auch in der Schrift peöte, verde schreiben, so sind in Wirklichkeit die geschlossenen e nicht gleich, die dialektische Weiterentwickelung kann sich daher auch ganz verschieden gestalten. So erklärt sich auch, warum nicht überall in den Orten, wo gase gesprochen wird, auch ein äapte erscheint; denn s in gase hat auf vorausgehendes ursprüngliches e anders eingewirkt als das pt von äapte, ganz abgesehen von den Orten, wo auslautendes -se zu -sg wurde. Das sind aber Feinheiten der Artikulation, die in der Schrift gar nicht zum Ausdruck kommen können, die aber hinreichen, um zu bewirken, daß mit der Zeit sich größere Divergenzen einstellen, daß eben jedes Wort seine eigene Geschichte hat. Selbst bei vollständiger Übereinstimmung der Laute zweier Wörter, also bei Homonymen, braucht die Entwickelung nicht gleich zu sein, weil ein bedeutungsverwandtes Wort das eine in andere Bahnen lenken kann, oder weil sie verschiedenen Wortkategorien angehören, deren Satzwert verschieden ist und dergl. mehr. In dieser Beziehung vergleiche man die Behandlung von „dina und „ttnär" (Karte 52) die durchaus nicht parallel gehen, ebensowenig wie das Vorkommen von t'ept (= piept) sich mit t'atrg (= pfaträ) oder ptsept mit ptsatrp deckt Oder man vergleiche Jb. V1U p. 262 die Behandlung der e in mere, lemne, verde oder in „Dialekten der Bukowina und Bess-arabiensu p. 43 unter 70 peste mit vespe. Aber ganz auffallend ist, daß douä und nouä, die fast ganz gleich gebaut sind und derselben Wortkategorie angehören, nicht übereinstimmen (s. Jb. VIH p. 269 unter 88). vin — Wein stimmt nicht zu vin — ich komme, wo die Etyma verschieden gebaut waren, was aber in andern Fallen keinen greifbaren Unterschied hervorruft, da i (vinum) dieselbe Wirkung erzeugt wie ie (venio), also muß hier der Umstand, daß das Verb vin mit endbetonten Formen vorkommt, wo v erhalten blieb (venim, venit), verantwortlich gemacht werden (s. Jb. VHI p. 264). 10* — 148 — II. Die lautlichen Veränderungen gehen Ton einzelnen Wörtern ans. Als ich vor einer Reihe von Jahren in einem alt-rumänischen Texte, der die Labialreihe intakt bewahrt hatte, die Form Ki für fi fand, machte ich dazu die Bemerkung, daß der Verfasser sich dadurch verraten habe, auch die übrigen Labiale müßten in die entsprechenden Palatale verwandelt werden. Das war aber, wie ich mich später überzeugt habe, durchaus verkehrt. Gerade die Form Ki dringt auch heute noch in Gebiet ein, wo die Labiale sonst bewahrt werden. Gerade so ist es mit yin = Wein, gegenüber vin = ich komme. Ich habe im Jb. III p. 225 eine Zusammenstellung von Wörtern, die dz enthalten, gemacht, aus der hervorgeht, daß der lautliche Übergang von dz > z, der ja auf dem größten Teile des rumänischen Sprachgebietes durchgeführt ist, durchaus nicht so zu stände gekommen ist, daß alle dz gleichzeitig zu z abgeschliffen wurden, sondern daß im Inlaute vor dem Tone der Vorgang zuerst eingetreten ist (vgzut aber vedz), dann im Anlaute, während die auslautenden dz, die als stimmlose Lenes zu sprechen sind, im dortigen Grenzgebiete noch bewahrt sind. Aber noch etwas anderes, worauf es hier ankommt, geht aus der Liste hervor, nämlich daß die Wörter innerhalb derselben Gruppen durchaus nicht gleich behandelt sind, dumnizgu ist weiter verbreitet als vgzut; zuk und zijug sind bereits weiter verbreitet als zese (zece). Warum? Wahrscheinlich weil zui (zic) viel häufiger gebraucht wird. Hier im Grenzgebiete von dz und z können wir sehr gut beobachten, wie eben das einzelne Wort, oder wohl richtiger einzelne Wörter, den Vorgang zuerst durchmachen, daß aber die Gesamtheit der gleichgebauten und gleichbetonten Wörter erst ganz allmählich folgt Wäre dieser Vorgang bereits in alter Zeit durchgedrungen wie etwa der von I > i, so würde man einfach als „Lautgesetz" aufstellen: jedes dz wird zu z, obgleich, wie wir sahen, ein derartiges Gesetz gar nicht existiert haben kann. Schon über 300 Jahre dauert der Kampf zwischen dz- und z-Formen, — 149 — und niemand vermag zu sagen, ob die z-Formen durchdringen werden, ja die dz-Formen haben sich sogar im Banat neues Gebiet erobert aus den fremden z-Formen, wovon an anderer Stelle (unter IV) die Rede sein wird. Jedenfalls ist die Sache auch in solchen Fällen, wo fürs Ohr kein besonders auffallender Unterschied in der lautlichen Weiterentwickelung eintrat, in derselben Weise vor sich gegangen. Jetzt heißt die Regel: lat. ce > tse. Die einzelnen Stufen waren ke ;> Ke > t'e > tse. (dialektisch weiterentwickelt zu tse, tse, tse und se). Derselbe Vorgang hat sich in jüngerer Zeit wiederholt clavis > chee, das zu Keie, t'gie, tsjie wurde. Was wir aber nicht mehr sehen können, ist, wo und bei welchen Wörtern zuerst die Stufe ts erreicht war. Wir stellen gleichmäßig caelum, quaero, quid, cervus nebeneinander als Kein, Kero, Ked, kerbu > cer, cer, ce, cerb, aber es ist doch ganz sicher, daß die jetzige tse-Stufe zu sehr verschiedener Zeit von den einzelnen Wörtern erreicht wurde, wie sie ja auch schon wieder auf einem Teile des Gebietes bedeutend überschritten worden ist. III. Die lautlichen Veränderungen gehen vom Einzelnen aus. Ehe eine lautliche Veränderung ein ganzes Sprachgebiet erfaßt, war sie in einem Dialekte verbreitet, vorher in einer bestimmten Mundart, in einem bestimmten Orte und auch da im Anfange nicht gleichzeitig bei allen Individuen, sondern nur bei einzelnen, vielleicht auch einmal bei einem einzigen, wahrscheinlicher aber ist, daß eine Neuerung vielmals bei einzelnen Personen auftreten muß, bevor sie sich auf die Umgebungweiter verbreitet. Daß es gewisse Sprechgewohnheiten in manchen Familien gibt, ist oft genug beobachtet worden. Aber nur dann, wenn in anderen dieselben Neuerungen auftreten, ist Aussicht, daß sie allgemein werden. Ich wende also den Ausdruck „Einzelner" nur deshalb an, um ihn in Gegensatz zur „Gesamtheit" eines Ortes zu stellen. Im Dr. wird r als Zungen-r gesprochen, im Bezirk Vilci im Oberlaufe des Öltet und im T&rliatale hörte ich — 150 — bei einzelnen, und dann auch in ganzen Familien uvulares r sprechen (s. Jb. VII p. 47 unter 2). Es ist das eine Erscheinung, die an Umfang gewinnt, ob sie aber durchdringt, ist fraglich, dagegen ist sie bei einem Stamme der Aromunen, bei den Farscherioten und zwar nur bei diesen tatsächlich durchgedrungen; das von diesen gesprochene r findet sich bei keinem der benachbarten Völker, es muß also notwendig individuellen resp. multipliziert individuellen Ausgang haben. Die Aussprache des lat ce als tse ist bekanntlich aromunisch, sie ist aber auch in einigen Dörfern in Siebenbürgen bekannt wo von aromunischer Einwanderung keine Rede sein kann, sie ist offenbar zuerst individuell von tse > tse gebildet worden, konnte aber keine weitere Verbreitung finden (s. darüber Jb. VI p. 31 und Jb. VIII p. 273). IV. Die lautlichen Veränderungen werden nur dann allgemeiner, wenn sie in der Richtung einer geläufigen Artikulationsbewegung liegen. Es gibt gar keinen Zweifel, daß in jedem Dialekte sich ein gewisser Sprechmechanismus herausbildet, der auf Ererbtes allmählich immer größeren Einfluß gewinnt; und dem in vielen Fällen auch neuaufgenommenes Sprachgut sich einordnet, falls es volkstümlich wird. Ich fragte z. B. einst in Rumänien nach der Wohnung eines Herrn „Zell" (nach deutscher Weise gesprochen ts$l). Der Angeredete sagte, er kenne einen solchen Herrn nicht Darauf fragte ich nach dem Besitzer des vor uns liegenden Hauses, worauf er sagte: da wohnt Herr tsgl (nämlich der gesuchte „Zell"), tsel paßt nicht in die dort geläufige Artikulationsbewegung, also wird daraus sogleich „tspt". masinä wird maäuno; usw. aber sie-benb. „germän" statt „german" ist eine gelehrte Bildung, denn „-man" ist ein häufiges Suffix. So erklärt sich auch, warum man so oft Ausnahmen trifft von der Regel, daß die Lautregeln nur auf eine gewisse Zeit beschränkt seien, was ja auch im allgemeinen richtig ist Wörter wie persoanä, coroanä etc. zeigen Brechungen von o > oa vor ä, und doch sieht der Linguist sofort, daß es moderne Aufnahmen sind. — 151 — Der magyarische Ortsname Ayud wird von den Rumänen in Siebenbürgen, wo beständig die magy. Korrektur bestand, nach magy. Weise gesprochen, ein zweites Ayud in der Moldau dagegen ist genau wie ein Erbwort zu Adzud (Adjud) geworden. Auf solche lautmechanische Übertragungen habe ich schon früher z. B. Jb. VII p. 49 aufmerksam gemacht In der Kraina und teilweise im Banate, wo dz (zic) gesprochen wird, sind auch die slawischen z zu dz geworden, also pgdzesk für päzesc, dzähgr = £ax<*Qt, sogar ovgdz für 0Y9Z aus ovgs. Ganz derselbe Lautmechanismus liegt vor, wenn in Gegenden, wo piatrg als pkatrg, albinp als albging gesprochen wird, nun auf einmal auch cu cheea (ku Meia) „mit dem Schlüssel" zu „ku pkeia" wird (s. Jb. VIII p. 257). Der Sprechende hat natürlich keine Ahnung, ob er es mit primärem oder sekundärem k zu tun hat pk ist ihm geläufig, und so entschlüpft ihm auch hier ein pkeia. V. Was nicht in der geläufigen Artikulationsbewegung liegt, bleibt auf ein kleines Gebiet beschränkt und schwindet allmählich ganz; dasselbe ist der Fall mit Neuerungen, die ein Wort unkenntlich machen, oder die die Spottlust der Nachbarn erregen. Wenn diese Prinzipien nicht hemmend auf die Weiterverbreitung dialektischer, örtlicher Formen wirkten, würden sich die Sprachen bald so von ihrer primitiven Form entfernen, daß sie gar nicht wieder zu erkennen wären. Wie oft habe ich hören müssen: ja, mein Vater (oder Großvater) hat noch so gesprochen, aber wir sagen so. Auf der Wanderung, beim Verkehre mit Nachbarn und Fremden merkt man erst, wie nötig es ist, sich gemeinverständlich auszudrücken, man greift also zu den Formen, die die weiteste Verbreitung haben und das sind natürlicherweise auch meist die ursprünglichen, denn die Neuerungen brauchen Zeit zu ihrer Verbreitung. In manchen Familien haben sich für gewisse Dinge Kurzformen eingebürgert, aber die Familienmitglieder werden sich hüten dieselben auch im Verkehre zu — 152 — gebrauchen. Es ist das dasselbe wie bei Kurzformen gewisser Stande. Ein Kellner, der ans Büffet kommt, bestellt 3 Münch (d. h. Münchener Bier) 2 Schock ( tSo, tl > ts, k > ts, e — ä> ea — ä, en > in, an > In etc. sehen wir auf dem ganzen rumänischen Sprachgebiete verbreitet, da sie sich ganz allmählich und zwar schon in urrumänischer Periode entwickelt haben. Dagegen die Veränderung der Labialreihe p b v f zur Palatalreihe k g y K ist nur dialektisch; dieser Übergang ist nicht allmählich vor sich gegangen, ein pi konnte sich bei allmählichem Weiterschreiten der Enge nur zu ph* entwickeln (aus i > y resp. E nach Stimmlosen, aber nimmer ein k). Es konnte sich pi entweder nur durch einen auf Organassimilation beruhenden Lautsprunge zu k umgestalten — und diesen Weg hat das Aromunische (auch das Neapolitanische) eingeschlagen (pfcträ > katrä, Mine > gine etc.), — oder aber der Abstand von dem Labialen zu dem folgenden palatalen i wurde überbrückt durch einen geläufigen explosiven Palatalen, sei es nun t' oder k (pt'aträ, pkaträ, - 153 — ft'ier, fker, bd'ine, bgine woraus dann t'aträ, katrä etc.) oder auch durch eine palatale Liquida wie I wie im Slawischen und darnach auch im Istrischen pierdu > plerdu, fier > fler etc. oder n (mler > mner). Ganz sporadisch, oft von Ort zu Ort wechselnd, ja sogar in demselben Orte nicht durchgedrungen, zeigen sich solche lautliche Veränderungen, die durch Assimilationen entstanden sind. Da kämpfen die historischen Formen mit den jüngeren: pärete : perete; trämit : trimit; cämeasä : Kimeasg; sträin : striin; umbju : umblu; pärumb : porumb; rächitä : richitä etc. etc. Die Schriftsprache zeigt bald die historische, bald die neue Form, oder auch beide Formen sind zulässig. Man kann da nur sagen, wie so oft, es besteht die Tendenz in der Sprache die bequemeren Formen zu bevorzugen, ob sie aber durchdringen werden, vermag niemand zu sagen. Wenn sie aber in vorhistorischer Zeit durchgedrungen sind, was ja recht gut möglich ist (im Rumänischen z. B. ist ja die Assimilation zweier unbetonter vortoniger Vokale fast zur feststehenden Regel geworden), so spricht man von „Lautgesetzen"! Daß ich nicht nötig habe nach dem Vorhergesagten mich über „Lautgesetze" auszusprechen, ist selbstverständlich. Für mich gibt es nur „Lautregeln", von denen sich nur aus der Erfahrung sagen läßt, ob sie durchgedrungen sind, oder nicht. Daß damit keineswegs der Willkür in der etymologischen Forschung Vorschub geleistet werden soll, brauche ich nicht erst zu versichern, die Lautregeln müssen gerade so respektiert werden, als seien es „Lautgesetze". Aber durch dieses Wort bekommt namentlich der Anfanger eine ganz falsche Vorstellung von dem wirklich erfolgten Vorgange und außerdem gestattet die Betrachtungsweise, wie ich sie gegeben habe, eine größere Bewegungsfreiheit in der Kritik eines gegebenen Falles. Wenn die semasiologische und reale Kritik mit der lautlichen in Unstimmigkeit ist, dann holt der Banause sein „Lautgesetz" hervor, und für ihn ist der Fall erledigt; der Forscher dagegen wird erst recht versuchen den Fall zu klären, wozu ihm die Einsicht — 154 — in die wirklichen Verhältnisse der sprachlichen Vorgange, von denen ich wenigstens einige kurz darzustellen versucht habe, die Möglichkeit bietet Daß ich hier nichts Vollständigeres bieten konnte, liegt an dem Orte, in dem diese Ausführungen erscheinen; daß ich nichts Vollkommenes zu bieten vermag, ist selbstverständlich, ich hoffe vielmehr durch Forscher, die auf anderen Gebieten tätig waren, in meinen Erfahrungen und Schlußfolgerungen sei es bekräftigt sei es bekämpft und verbessert zu werden. Beitrag zur Kenntnis der bulgarischen Dialekte von Gustav WeigancL Im 13. Jahresberichte S. 1 ff. habe ich bereits die im Jahre 1905 durch Bulgarien unternommene Studienreise geschildert und die auf die Rumänen und Aromunen bezuglichen Resultate mitgeteilt. Ich habe aber damals die Gelegenheit benutzt und auch den bulgarischen Dialekten meine Aufmerksamkeit gewidmet und nach der von mir für das Rumänische befolgten Methode, über die ich mich in der Vorrede zu meinem jetzt vollständig erschienenen linguistischen Atlas des daco-rumänischen Sprachgebietes ausgesprochen habe, Material gesammelt. Wir sind zwar schon durch die Arbeiten Zonefs und besonders in letzterer Zeit durch die vortrefflichen Untersuchungen Miletics ziemlich orientiert, aber doch glaube ich, daß es für die Slavisten von Interesse ist, auch die von einem Nichtbulgaren gemachten Aufzeichnungen kennen zu lernen und mit den andern zu vergleichen. Ich hatte auch Gelegenheit den Dialekt von Rakitovo im Gebiete von Cepino zu hören und fand die von Miletiö in Ilep. GnncaHHe 66, 1905 gemachten Angaben vollauf bestätigt, obgleich manches wie z. B. palatales 1 vor Kons, (volk = bmicb etc.) so ganz unbulgarisch anmutet Bei der Aufnahme der Dialekte kam mir sehr zu statten, daß mein mich begleitender Schüler Herr Dr. Michoff die Fragen stellte, so daß ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Aussprache und sorgfaltige Niederschreibung richten — 156 — konnte. Nur Nr. 5 ist von mir allein, und Nr. 11 von Herrn Michoff allein aufgenommen worden. Die Aussprache von Nr. 22 (Orhanie) habe ich erst in Leipzig mit dem von dort stammenden Herrn Dr. Romanski untersucht Liste der untersuchten Gemeinden. 1. Gtarci, westl. von Widdin. Gewährsmann Savel Nikoloff, 70 Jahre. 2. Belogradzik, zwei alte Frauen, von denen die eine, eine Hebamme, sich mehr nach der Schriftsprache richtete, während die andere, wie sie selbst sagte „no npocTo" (rum. prostegte) sprach. 3. Gorni Cerovene im Agosto-Tale. Torna Ivanßeff. 4. Berkovica, Gjorgje Stojanceff, 76 Jahre. 5. Dimitru Hristoff, 19 Jahre, Hirte aus der Gegend zwischen Vraca und Berkovica, aufgenommen in Mezdra. 6. Izvor, südlich von Radomir, Frau von 20 Jahren, im Han von Klisura aufgenommen. 7. Umgebung von Küstendil oberhalb nach der Grenze zu, verschieden von unterhalb der Stadt. 8. Umgebung von Dupnica. 9. Govedarci, südlich von Samokoff. 10. Lozen, östlich von Sofia. 11. Görna Banja, südwestlich von Sofia, aufgenommen von Herrn Michoff mit Mladenka Lozanova, 60 J. und Spasa Gjorgjeva, 63 J. 12. Eostenska Banja, Peter Hristoff, 67 J. 13. Radovo bei Peätera, llye Gjorgjeff. 14. Tränito bei Gabrovo, Ivan Nestroff. 15. Manoia bei Drenovo. Trufena Stanöu Petroff. 16. Resen bei Tsrnovo, Ivan Cvetkoff. 17. Gigen, westl. von Nikopol an der Donau, Dimitru Staikofl^ 70 J. 18. Selanofci bei Rahovo, Värban Minoff, 35 J. 19. Bukoftsi bei Rahovo, Velcu Velöoff. — 157 - 20. Staro Selo bei Tutrakan, Jeniu Jenieff. 21. Vetrin bei Silistria, Petku Radeff. 22. Orhanie, Herr Dr. Romanski. Bemerkungen zur Schreibung. Um nicht zu viele Unterabteilungen machen zu müssen ist manche Feinheit in der Aussprache in der Darstellung unberücksichtigt geblieben z. B. eine leichte Veränderung in der Artikulationsstelle der 1-Laute, die sich aber nicht weiter bewegt nach der palatalen (I) Seite, als wie im Deutschen. Eigentlich palatale 1 sind in den von mir untersuchten Gemeinden fast nicht vorhanden, also ein nojuraa ist pulgang, nicht etwa pulang zu sprechen; aber selbst bei ia braucht 1 nicht mouilliert zu sein, in der deutschen und meist auch in der bulg. Aussprache bleibt lj, Ii, dagegen ist I ein ganz einheitlicher Laut, dessen Eigenart sich schon deutlich in dem Charakter des vorhergehenden Vokals bemerkbar macht, ein pulang klingt wie puiliang, und dieses echte I ist ein sehr seltener Laut auch in den bulg. Dialekten. 1 dagegen ist sehr häufig, in den westlichen Dialekten kann man ihn sogar vor £ hören: Wen, Jep, lep. Eine besondere Bedeutung hat diese Aussprache (J) nicht, ich habe sie angemerkt, wo sie besonders auffallend war. Die silbigen 1 sind allemal 1, nie mittleres L Palatales n dagegen findet sich noch häufig: kon. In 16 besteht die Neigung die auslautenden Konsonanten zu mouillieren, daher nicht nur ein krgif, das auf altes K^pm» zurückgeht, sondern auch ein tsumik = eqMHiCL. Unter v verstehe ich den labio-dent. unter w den labio-labialen stimmhaften Spiranten; in 16 ist er anlautend vor Vokalen fast ij gleichzusetzen wglk oder i}glk. Wenn er aber nach s steht, gilt er als stimmlos: swinea. ? wird durch palat ts, durch mittleres ts, durch rein dentales breites tö wiedergegeben, eine scharfe Scheidung ist natürlich nicht immer möglich; auch läßt sich keine lokale Abgrenzung vornehmen; jedenfalls ist ts der häufigste Laut — 158 — (s. icy?e 39), am seltensten beobachtete ich tS; geradeso ist es mit di, wo dz noch häufiger zu sein scheint als ts. Anders aber steht es mit §, z; hier sehen wir deutlich, daß der pala-tale Charakter verloren geht, und £, 8 die folgenden i zu i umwandelt, was nur dann möglich wird, wenn die Zunge aus der vorderen hohen breiten palat. Artikulierung in eine mehr hintere tiefere schmale Lage zurückgezogen wird, daher aarro > zitu und gar zuiu; üoTymn klingt meist botuäi oder botu§[u; seAeHX > zgden. Weiter wurde unterlassen das nachtonige § von 9 zu scheiden; es genügt zu bemerken, daß das Westbulgarische immer $ hat, im Osten aber herrscht 9: z.B. gabpr-.gabar; 9go/n:9£an; metäkg: metska., manchmal fast metäka. Ganz gleich verhält es sich mit auslautendem 0, das im Westen geschlossenes o wird, im Osten fast u in der Enge erreicht Zum Westen gehören 1—12, 17—19, 22, zum Osten 13—16, 20, 21, bei 13 ist allerdings ein gewisses Schwanken zu beobachten. Liste der Normalwörter. 1. ropa I gpra 1—12, 22. II gurä 13, 17. III gur$ (zuweilen eher gur£) 14—16, 18—21. 2. oraift I 9ggn 1,14,17—21. II uoggn 15,16. III 9gin 2—13. S. ääÖ'b I dgp 1—5, 10, 13—21; d?p 11. II dap 6—9, 12, 22. 4. raÜxp-B I gäbgT 1, 2, 3, 5, 7, 8, 14—17, 21. II gäber 4, 6, 9, 10—13, 18—20. 5. HoenTL I läsen 1—13, 22. II u]9sen 14, 15, 17—21. III upsgm 16, 6. Krim, I klen 1, 3, 5—12, II klin 20, 21. III klen 13—16, 22. IV k8ln 2. Oft schien der Name HBop'l unter der Form iaur 1, 3i 4, 5, 18, 19, 20, iafur 9 geläufiger zu sein. — 159 — 7. Öpicra I bres 1—5, 8—13, 18, 19, 22. brjst 6, 7. II brgs 14-17, 20, 21. 8. öptoa, breza 3, 4, 13 meist unbekannt «. b*Bp6a I vrba 1—8, 10, 11, 22. II vgrbi 13. vgrb$ 14—19. III vorb$ 21. IV ugrb$ 20. V frgba 9, 12. 10. e*xa Erle I igte 1—3, 5, 13. igla 4; ig*$ 20. n ihl$ 14; elh$ 15; ehla 8. III ela 9, 12, 22. iela 10. Ob nicht ela Edeltanne mit von Einfluß gewesen ist, vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls ist unter den oben angeführten Formen immer die Erle verstanden, für die Nadelhölzer sind tfop'b und warb üblich, aber meist mehr von Hörensagen oder durch das Holz, als durch Anschauung. 11. buk* I vglk 13, 15, 17, 20, 21. wglk 16. vlgk 14. H vgk PL vglki 1. HI vuk PL vutsi 2, 6, 7—12. vuk PL vgltsi 18. IV vlk PL vltsi 3, 4, 5, 22. 12. Metnca, m^tökg 1—22. In 11, 16 ist f lang gesprochen. 18. 3aeiTB I zajgk 1—5,8,10,12,16—19,22. zaeak 6, 7,9,11,13. H zaits 14, 15, 21. 14. exewb I iglen 1, 2, 4. ielen 3, 5, 6, 7. n eWn 8—13. Sonst rugats* üblich. 15. cjaseä I slavei 4, 6, 14, 15, 18, 19, 22. U slave 1, 3. HI slgv$ 2, 5, 11,17. slav$ 6, 7, 8, 9,10,12,13, 17. 16. koot, I kgs 13—15, 17. H kos 2, 3, 4, 5, 7, 22. K6sg[o]vets 1, 6, 8,10—12, 20. 17. ruuL&h I g$lgp 1, 3, 4, 5, 13—20. gulgp 11. H gglup 2, 21 (ebenda bedeutet gglgp — Mais). HI galap 6—9, 12, 22. 18. opeis I orel, PL örli 1, 2, 5—12, 17, 18. — 160 — II urel PL urli 13, 14, 15, 16, 20, 21. orel PL orlf 3, 4, 19, 22. 19. CTpixa I streg 1—4, 11, 18. II strea 6—10, 12—15, 17, 22. III strjho 16. strec9 19. stre'g 20, 21. 20. täcks I g$sko PI. g$ski 3—5, 10, 13—19, 21. PL goSK 1, 2. gusko; 11. n gaskg 6-9, 12, 22. In 14, 15, 16 20 ist das gewöhnliche Wort für Gans = patkg, während für Ente ratsg üblich ist. 21. ÜyxajL Uhu, bühgt 13, 15. bügl 4, 22. büel 6, 7, 11, 12. büü 8, 9, 10. Sonst erweiterte Formen: buleS 17, 18, bulgk 19, bulek 3, bulfng 2, bumbgl 14. 22. KyicyM^BKa Kauz I kukum|fkg 5, 14, 15, 21, 22, kuku- mgwkg; 16, kukumäfkg 6, 11, 12. II kukumefkg 1, 2, 3, 13, 17, 19. kuku- mewkp; 4. III kukumei 18. 23. kphjo I kritö PI. krilä 9, 10, 13—15, 17—19, 21, 22. II kri'lo PI. knlä 2-4, 6—8, 11, 12. IU kri'lo PI. hfl» 1, 5. IV kirlö PL kirla 16, 20. Eine reine i-Aussprache nach kr- habe ich nicht gehörig sondern sie ist gedeckt, wie rum. diaL i in griu für grn\i = grlu. Auf die Aussprache des auslautenden o, im Osten u ist nicht Bücksicht genommen. 24. xB'LpK&TL I f$rkgt 11, 12,14—16, 21. f$rkci; 17. \Srkgt20. H frts§t 1,3-5. fortSat 8. frtsät22. frtset 18,19. Sonst räTarL üblich. 25. ähto I zfto 4, 6, 7, 9—13. II zi'to(u) 1—3, 5, 8, 14, 15, 20—22. ^tu 16. Wie r, so haben auch i und p Einfluß auf die Aussprache — 161 — des i. In 16 sogar u:, was ich anderwärts nicht gehört habe, von Herrn Michof aber auch aus 11 gemeldet wird. 26. prora rgö 1—21. rS 22. 27. OBec-l uvjs 1, 2, 3, 13, 14, 15. oves 4—12, 17, 18, 20, 22. uves 16, 18, 21. 28. eqeMHKB 1 ietsmfk 1—6. H ttsimik 8—13, 18, 19, 22. HI itäumik 14, 15, 20, 21. utöumik 17. IV tsumfk 16. iatämen 7. 29. Mais wurde bezeichnet durch tsarevitsa (6—10), kukurüs (1—5), misir (16), gplp/P (20, 21) (c£ rum. porumb), pgpür (14,15) (wegen der Ähnlichkeit mit echtem papur — Schilf). 30. Öpanrno I brgänö 14—17, 20. II braSnu 1—5, 8, 11—13, 18—22. HI bräsno 6, 9, 10. 31. xA&h I (J)lep 13—16, 20, 21. H (l)lep 1—12, 17—19, 22. 32. Kpasa kravg 1—22. In 17 scheint daneben travg vor- zukommen. 33. Öhbojtl bfvol 1—14, 22. bfvol 18, 19. bfol 15, 17. bful 16, 20, 21. 34. cbhha I svinä 1—4, 22. H swinä 6,7,17,18,19. swinea 12—16,20. swin$e 21. HI shnä 5, 9. 35. kobj, I kon 1—9, 11, 12, 15, 16, 20. H kon 10, 13, 14, 17, 18, 19, 21, 22. 36. mj£ko I mlekp 1—12, 18, 19, 22. H mleku 13—17, 20, 21. 37. Macjio mäslo(u) 1—21. 38. cnpeHe I sfrene 3—9, 11, 12, 17, 18. H sfreni 1, 2, 10, 13—16, 19, 20, 21, 22. Das nachtonige e scheint manchmal #e, ig zu sein, manchmal scheint es ganz zu schwinden: sirne. Weigand XV. 11 — 162 — 3». KT** I Irftgi 14, 15. II kutt[e 1—5, 8—13, 16, 17, 22. HI kutse 6, 7, 18—21. 40. Kosa I koza 1—5, 7, 8, 10—12, 22. II kfcjf 6—9. HI kuzjj 15—21. 41. npvn I prgtS 8, 14, 18. II pgrtä 10, 12, 15—17, 19, 20, 21. IE prts 1—6, 9, 22. 42. K*ma 1 k$ät§ 1—5, 10, 13—21, kuätg 11. n kaätg 6, 8, 9, 12, 22. III kaKa 7 (nach Osten). 43. rpaaraa I grgdfng 1—5, 9—21. II gradina 6—8, 22. 44. ÄÖi-jKa I iäbglkg 1- 5, 10, 13—20, abglkg 21. II iaboka 6—8, 9, 11, 12 aber PI. jabulkL Hl iabolka 22. 45. lepema I tsireöfe 1, 3—12, 16, 18—21, 22. II tsurefy 13. täirefy 14, 15, 17. III tsreäng 2. 46. ciHBa slfvg 1—22 (16 sliwg). 47. Bimma I vfäng 3, 5—7, 10, 13—15, 20—22. II visng 1, 2, 4, 8, 11, 12, 16—18. 48. Boaa I vgdg 1—5, 9—13, 18, 19. vgd» 6—8, 22. II wud$ 14, 15. vod$ 17. IE ud$ 16, 20, 21. 49. Äeaeir* I zeden 1,2,4,6—16,18—21 (z vielleicht in 11,12). n zgden 3, 5, 17. HI zaden 22. 50. uhr pfem 1—12 pfig 13—22. pies piieä pie piie, pijjg pieme PU^m — 163 — piete piiöte piet (piat 7, 9) pijet 51. m iedem 1—5 iad£m 7 iam 13—22 iedes iadeg jedes jede lade jede iedeme i&deme iedem iedSte iadete jedete jed^t jßdgt ied^t 52. 3ä0t> I zop 1, 3, 4, 5, 10, 11, 13—21. II zup 2, 7 (westlich). HI zap 6, 7 (östlich), 8, 9, 12, 22. 53. p*ica I rok$ PI. rotse 14—16, 20; rok$ PI. r$tsi 13, 17, 21. II r$ko PL r$ki 1; r$ko PI. r$tsi 3-5, 10, 18, 19; $rk9 PL §rtsi 11. HI rdkg PL rüki 2, 7 (westL). IV rakg PL ratsi 6, 7 (östl.) 8, 9, 12, 22. 54. nfio I g$rlo[u] 4, 5, 8, 10, 12, 14—21. II gflo 1—3, 6, 7, 9, 11, 22. gcrglan 12, gprkleta 13, drpklün 17. 55. esiiro I iezfk 1, 2, 4, 17. jg(g)zik 5, 11, 18, 19. II iezüt 15, 16. III ezfk 3, 6. izfk 12—14, 20. iziK 21. IV jazik 7, 9, 10, 22. jfcgk 8. 56. npicra I prgs 5, 8, 13—18, 20, 21, 22. II pgrs 10, 12, 19. III prs 1—4, 9, 11. prst 6, 7. 57. xiua I zfl§ 4, 6, 7, 9—13. H Ulfa) 1-3, 5, 8, 14, 15, 17, 18, 20, 21, 22. HI zglg 16, 19. 56. KpwL krgf 5, 7, 8, 13—15, 17, 20, 21, 22. kr^jf 16. kgrf 10, 12, 18, 19. krf 1—4, 6, 9, 11. W. lepaan. I tle[9]rren 1—5, 10, 12—18, 20, 21, 22. n tservgn 19. DI terr&i 6—9, 11. 11* - 164 — 60. (fcjTB I bei 13—17, 20, 21. H bei 1—12, 18, 19, 22. 61. 3e*eH% ze(i)len 1—21. 62. 3Ktm I zeit 5, 10, 12, 13, 15—21. II %t 14. HI alt 1-4, 6, 9, 11, 22. IV zijt 8. zut 7. 63. nwa I p]tSelä 1—5, 8-13, 17, 22. ptsela 6, 7. n ptäil$ 14, 15. tsilg 16. ptäel^ 18. päelg 19. in piälg 20. optgelg 21. 64. BOCMCL I v^sgk 1—5, 10, 13, 14, 17—19, 22. U v9'sok 6—9, 11, 12. HI spsgk 15, 16, 20. ösgk 21. 65a. ijBiTe I tsveti PI. tsvitea 14—16, 20, 21. H tsveke 1—12, 17—19, 22. HI tsveteg; 13. Der Übergang von d' > g findet sich entsprechend, so grozge (= grozdie) in 8—12, 18, 19. 65b. JjpiTh I tsvet 1—12, 17—19, 22. H tsvgt 13—16, 20, 21. 66. eflHo I jednö 1—3, 5 (auch iennö). n ednö 4, 6—13, 17—19, 22. IU inö 14—16, 20, 21. 67. ab* dve 1—22. tri 1—22. 68. ^exiipH ts[ts]eti[e]ri 1—20, 22. tSeter 21. 69. nert I pet 1—14, 17—19, 22. II pet' 15. petl 16, 20, 21 (t geflüstert). 70. mecTL äes, äes 1—22. 71. ceAeirB I sedem 10, 20, 21; sedem 17; sedigm? 14—16, 21. II sfdom 1—5, 9, 11, 12, 13, 18, 19. III sedum 6—8. 72. oceirL I 9sem 17, 20, 21; osjpm? 14—15, 21; uosyjm 16. U 089m 1—5, 9—13, 18, 19. HI osum 6—8. — 165 — 78. Aecer* I d<§set 1—12, 17—10, 21, 22. desigt? 14, 15. II desgt 13. III desit' 16 (ebenda pindiset' = neTAecera) 20. (edinäis 1—3. edinaise 4, 22. edinaist etc. sind gebräuchlich für 11.) (dvaisfe, dvaiset, dvaist für 20.) 74. Hom& I ng§ 1, 3—22. (no§Kem in 4 gehört.) II nots 2. noke 7. 75. cna I spg 17—20. spgj 21. spp 16. spga 14, 15. spga 13. II spim 1, 2, 4, 12. spiem 3, 5, 7, 10. 76. 3B*3Aa I dzvezda PI. dzvezdi 1—5, 12, 22. II zvezda PI. zvezdi 6—7; dzvezda PI. dzvezdi 8—11, 18. III dzvigzda PI. dzvgzdi 13. IV dzvezdg PI. dzvezdi 16, 17; dzvigzdg PI. dzvigzdf 14, 15, 20. V dzvezdg PI. dzvezdi 19, 21. 77. He6e I nibe 14—16, 20, 21. II nebo (art. neböto betont) 2, 3, 5—13. IE neb$ 1, 4, 17—19. 78. ofaain, I gblgk 1—5, 10—15, 17, 19—21. uöblgk 16, 18. U gblak 6—9, 22. 79. MOTJia I mgglg 13—16, 20, 21. magig 17—19. n mgglä 9, 11, 12. in maglä 1—5, 8, 10, 22; magla 6, 7. 80. ffLHA'b I dg§ 1—5, 10, 13—21; duS 11. II daä 8, 9, 12, 22. HI dast 6, 7 (du§t oberhalb der Stadt). 81. crörL I snek 13—16, 20, 21. U snek 1—12, 17—19, 22. 82. jea* let 1—22. 88. rp'bmt» I grgm 7, 8, 14—16, 22. grgmeä 13. II ggrm 10,12,18,19. ggrmel 20,21. ggrmeä 5,17,19. HI grm 2, 4, 6, 9, 11. grmeä 1, 3, 7. — 166 — 84. **ra I dogg 14—16, 20, 21. dag? 17—19. II dag& 1, 22. daga 7. III dofiga 3; damgä 4, 5. Diese Formen zeigen Reflexe der alten Nasalvokale. Oft unbekannt, dafür zung 14, 15; zunitsg 6, 8—10; dzu-nitso 11, 12; poios 13; opos 20. 85. cBinp. I sweä (w stimm! Bilab.) 13; sfeä 5, 9. swe&t 6, 7. II sveä 1, 4, 8, 10—12, 14,15,17—19; sweä 16,20,1. UI svStsa 2, 3. 86. timho I tgmno 7, 13, 15, 17, 18, 21; tgvno 1, 2, 14. U temno 5, 8—10, 12, 19, 20; tfvno 3, 4, 6,11, 22. UI timnö 16; tomnö 17. 87. HTM I iglg PL iglf 14, 15, 17, 20; iglg PI. igli 13, 16, 18, 19, 21. n igla PL fgli 1-5, 12, 22 (mit Art. häufig iglfte). UI fgla PL fgli 6—11. 88. npea^a prezdg 1—15, 17—22. prezdo 16. 89. BXJHa I vglno 5, 10, 13—15, 17—21. wglno 16. U vlno 1—4, 11, 22. IE vüno 6—9, 12. 90. *ewh I len 1, 3—15, 18, 19, 22. II Ion 2. UI len 16, 17, 21. 91. naMyKi I pomük 1, 2, 4—8, 10—15, 17—20. U pomük" 16, 21. in pamuk 3—5, 9, 11, 22. 92. KOHon% I konöp 1—4, 10, 17, 20. könop 12. U kunöp 6, 7, 13, 15, 16, 21. UI konöp 13. konap 5. kanäp 9. Zuweilen durch rptcme ersetzt. 93. naMHa I pulano 1 (pojano 17 durch das Rumänische ver- anlaßt). U po(u)leano 2—16, 18—21. UI poleDa 22. Das Pronom pers. „ich" lautet ia im Westen, az im Osten, iaz kommt auch vor. — 167 — Der m. Artikel lautet: im Nordwesten a, manchmal reines a (1—3, 5, 17—19, 22); u 4. im Nordosten gt 14; g 15; 0 20, 21; u 16. im Südwesten o 6—12. im Südosten 9 13. Es kommen also vor a, a, 9, 9t; 0, u. In keinem der untersuchten Orte ist ein Unterschied zwischen Nom. und Akk., wie man ihn jetzt in die Literatursprache einzuschmuggeln versucht. Wohl aber bewirkt der Artikel ta, to, te eine Verschiebung des Akzentes im Südwesten, aber auch nördlich des Balkan; Herr Romanski meldet auch aus Orhanie nebo gegenüber neböto. Bei Küsten dil, Dupnica, Samokof ist das die Begel z. B. in 9 Hand = räkg : rgkata, PL ratsi: rgtsete; zip (3ä6t>) — zabo PL zäbi:zabfte; fgli:iglfte usw. Die Puturbildung im Westen nach der Grenze zu geschieht vermittels tse, tse, im Centrum mit 5te, im Osten von 13 ab mit 8g. Ein sicherer Best des alten Nasalvokals a sind die unter 84 III angeführten Formen, dagegen scheint mir pindiset' (unter 73 HI) eher aus pitdiset', piddiset' (also mit langem Konsonanten) entstanden, als auf nAUJk beruhend, wie Miletiö*) glaubt, ebensowenig gehört das von demselben angeführte gri(e)ndä hierher, das offenbar ein rumänisches Lehnwort ist; denn Balken werden aus Rumänien massenhaft als Floßholz auf der Donau eingeführt, deshalb konnte in Rus&uk recht gut rum. grindä eindringen. *) Südslav. Dialektstadien, in Schriften der Balkankommission p.80. Etymologien Ton Gustav Weigand. creangä „Zweig", crfng „Gebüsch", creangä ist big. rpamca Zweig, Dim. zu rpana, das auch im Serbischen und Slowenischen erhalten ist. ea für a ist durch die weiche Aussprache des r (auch 1) nach Konsonanten hervorgerufen wie in bratstvo>*brasvä>breaslä; Strang>streang; arom. gras > greas; grai >> greai etc. (flandra > fleandurä etc.). Die Er-härtung g > c kann durch das gleichbedeutende crac, craca (Dolj creacä) hervorgerufen sein, oder big. grancä wurde direkt rum. cranga. Das Adj. dazu lautet regelrecht crängos oder cr&nguros d. h. voll Äste, buschig, woraus ein crlng „Gebüsch, Busch" gezogen wurde. broboanä „Beere" stammt aus big. "öp'LÜOHa, von dem die Dim. üpxooHKa, (tapäonica, dial. ÖpoÖomca „Beere" erhalten sind. Die Form ÖoooHKa „Beere" weist auf üofo „Bohne1*, doch bleibt dann das r unerklärt. broboadä „Kopftuch, Kopfbinde" (pröbodä, propoadä etc.) ist ein Deverbale zu brobodesc, modern imbrobodesc „einhüllen" wozu auch brobodealä „Oberkleid" gehört Für diese Wörter ist auszugehen von big. noflüpaKflaM'L, pf. noflÖpaAÄ wörtlich „unterkinnen" d. h. eine Binde, Band, Tuch unter dem Kinn befestigen, dann allgemeiner „den Kopf umhüllen". Dieses Verb mußte podbräd-esc > pobrädesc > pobrodesc werden, woraus sich ohne Schwierigkeit die mannigfaltigen rum. Formen ergeben. Aucb im Bulg. existieren dazu gehörige Subst. „noAÖpaAica, noflüpaAHinrL, saopaAKa" mit ähnlichen Bedeutungen.