m ZEHNTER JAHRESBERICHT DES INSTITUTS FUß RUMÄNISCHE SPRACHE (RUMÄNISCHES SEMINAR) zu LEIPZIG. HERAUSGEGEBEN VON DEM LEITEfR DES INSTITUTS Prof. De. GUSTAV WEIGAND. COMMISSIONSVERLAG VON JOHANN AMBROSIUS BARTH LEIPZIG 1904. Vorwort zum X. Jahresbericht Rückschau und Ausschau. Mit dem vorliegenden Jahresberichte wird die erste Dekade der Jahresberichte des Instituts für rumänische Sprache zu Leipzig vollgemacht, so daß es wohl angebracht ist, bei dieser Gelegenheit einen Blick nach rückwärts und nach vorwärts zu werfen und über den Betrieb im Institute zu berichten. Als ich von meinen Reisen auf der Balkanhalbinsel zurückgekehrt war und mich in Leipzig habilitiert hatte, da sah ich bald, daß auf dem Gebiete, auf dem ich zu arbeiten angefangen hatte, noch so außerordentlich viel zu tun sei. noch eine solche Menge von Vorarbeiten zu lösen, daß es notwendig sei Mitarbeiter, sowohl Deutsche wie Rumänen, zur Bewältigung dieser Riesenarbeit heranzuziehen, was am besten durch Errichtung eines Seminars geschehen könne. Der erste, dem ich von meinem Plane Mitteilung machte, war Häjdeu. Votre idce est excellente" begann er in seinem Antwortschreiben vom 16. Mai 1892 und wies mir die Wege, wie der Plan zu verwirklichen sei. Ich gewann die rumänische Akademie, den Rektor der Bukarester Universität Titu Maiorescu. sowie den damaligen Unterrichtsminister Tache loneseu für mein Vorhaben, der dann die Errichtung des Instituts mit einer jährlichen Unterstützung von 6000 Lei (von 1895 ab auf 1.0 000 Lei erhöht) durchsetzte, und am 21. April 1893 konnte ich die erste Sitzung im Seminar mit 11 Mitgliedern abhalten, hatte ich doch schon durch Vorlesungen bei einem kleinen Kreise von Studenten das Interesse für Rumänisch geweckt. Mein*1 A ersten Hörer im Sommersernester 1892, also ein Jahr vor Eröffnung des Seminars, waren Paul Dach seit, Hermann Springer. Karl Kiesow, Gregor Patriciu, Nicolae Anastasiu, Nikolas Viskovski, Hugo Schlemüller und Demitri Matorf f, aus denen der Stock des Seminars sich rekrutierte, wenn auch nur einer von ihnen eine Arbeit auf rumänischem Gebiete gemacht hat, während von den 9 Hörern, die die erste Vorlesung nach Errichtung des Seminars besuchten, nämlich Dachselt, Schlade- | bach, Bacmeister, Byhan, Dunker. St, Nanu, v. Sanzewitsch, Schlemüller, Burckhardt, mit Ausnahme der beiden letztgenannten, sich sämtliche übrigen auf dem Gebiete der rumänischen Philologie betätigt haben. Betrachten wir die in den zehn Jahresberichten veröffentlichten Arbeiten, so sehen wir, daß sie so ziemlich allen Grebieten der rumänischen Philologie und einigen Nachbargebieten entnommen sind: Lautlehre: Byhan, e vor Nasalen, Jb. III 1; die alten Nasalvokale in den slavisehen Elementen des Rumänischen, Jb. V 298; Storch, Vokalharmonie im Rumänischen, Jb. VII 93; Ge-heeb, Prosthetisches a und s im Rumänischen, Jb. V 1. Flexionslehre: Bacmeister, Kasusbildung des Singular, Jb. IV 1; Thalmann, der heutige Stand der Pluralbildung, Jb. IV 82; Weigand, die Bildung des Impf. Futuri, Jb. III 139 und IV 298; S*treller, das Hilfsverbum im Rumänischen, Jb. IX 1: Neumann, das Personal- und Possessivpronomen, Jb. VII 176. Syntax: Stinghe, pre als Akkusativzeichen, Jb. III 183 und IV 228; Kurth, der Gebrauch der Präpositionen, Jb. X 465; Sandfeld-Jensen, der Schwund des Infinitiv im Rumänischen und in den Balkansprachen, Jb. IX 75. Wortbildungslehre: P u s c a r i u, die Diminutivsuffixe im Rumänischen, Jb. VIII 86. Stil: Schladebach, der Stil der aromimischen Volksliteratur, Jb. III 71. Etymologie: v on S an z e w its ch, die russischen Elemente romanischer und germanischer Herkunft im Rumänischen, Jb. II 193; Borcia, deutsche Sprachelemente im Rumänischen, Jb. X 138, Byhan, istro-rumänisches Glossar, Jb. VI 173: Weigand, Nachträge zu Byhans Glossar. Jb. VI 397: Weigand, zum Wortschatz des Istrischen, Jb. II 215; Moser, der Ursprung der rumänischen Präpositionen. Jb. X 409; 1 Heibig, die italienischen Elemente im Albanesisehen, Jb. X 1; auch die Arbeiten Geheebs in Jb. V 1. und Byhans in Jb. III 1 und V 298 sind wesentlich etymologischer Art. Dialektisches: Weigand, Istrische Texte I 122; Papa-\ ( hagi, Sammlung aromunischer Sprichwörter und Rätsel, Jb.il 1 N 147; S a i a k d z i und We i g a n d, aromunisch« Texte aus Monastir, Jb. III 162; Weigand, Beitrag zur Kenntnis des Meglen. Jb. V 145; Puscariu, der Dialekt des oberen Olttals, Jb. V 158; Wreigand, Banater Dialekt, Jb. III 198; Körösch- und Maroseh-Dialekte, Jb. IV 250; Samosch- und Theiß-Dialekte Jh. Vi 1; Dialekte der Kleinen Walachei, Serbiens und Bulgariens, Jb. VII 1; Dialekte der Großen Walachei, Jb. VIII v 234; Dialekte der Moldau und Dobrudscha, Jb. IX 138; Stinghe, die Sehkejer oder Trokaren in Kronstadt, Jb. VIII 1. Textausgalbe und Kritik: Weigand, der Codex Dimonie in Jb. IV 136, V 192, VI 86: Dachselt, die Predigt des hl. Antonius, Jb. I 1; Dunker, der Grammatiker Bojadsehi, Jb. II 1. Altrumänisch: Papp, Beiträge zum Studium des Altrumänischen, Jb. III 170; Lacea, Untersuchung der Sprache der ..Viata si petreacerea svintilor*' des Metropoliten Dosoftei. db:V5L Literatur: a) Volksliteratur: Schladebach, die aro-munische Ballade von der Artabrücke, Jb. I 79. Außerdem enthalten die Dialektforschungen des Herausgebers ein reiches folkloristisches Material, ebenso die Arbeiten von Stinghe, Jb. VIII 1; Puscariu, Jb. V 158; Papahagi, Jb. II 147. b) Literaturgeschichte: S cur tu, Eminescus Leben und Prosaschriften Jb. X 254. (Eine Arbeit über das Theater und die dramatische Literatur bis auf Alexandri ist dem Abschluß nahe). Ethnographie: Weigand, über den Ursprung der s-Gemeinden, Jb. IX 131; über die fremden Elemente (Russen. Juden, Sekler, Tschango, Gägäuti) in der Moldau, Jb. IX 154; bulgarische Siedelungen in Rumänien, Jb. VIII248; rumänische Siedelungen in Serbien und Bulgarien, Jb. VII 12, VIII 252; Stinghe, über den Ursprung der Sehkejer, Jb. VIII 49. Die einzige auffallende Lücke besteht im Fehlen der Metrik, aber auch diese hat bereits in A. Bogdan einen Bearbeiter gefunden; doch konnte die Arbeit, die seit eifern halben Jahre fertig ist, wegen Platzmangel in diesem Bande keine Aufnahme mehr finden. \ ■ Die Ausbildung der Teilnehmer geschah a) durch Verlesungen, und zwar las ich 1. Einleitung in. das Studium des Rumänischen, früher einstündig, neuerdings zweistündig, da ich auch einen Uberblick über die moderne rumänische Literatur hinzufügte. 2. Lautlehre, zweistündig. 3. Flexionslehre, zweistündig. 4. Wortbildungslehre und Syntax, zweistündig, 5. Praktische Grammatik früher zweistündig, jetzt durch zwei Semester hindurch zweistündig mit besonderer Berücksichtigung der Syntax. 6. Methode der Dialektforschung, zweistündig. 7. Neugriechisch und Albanesisch in ihren Beziehungen zum Rumänischen, zweistündig. 8. Neugriechische Gramm., zweistündig. 9. Albanesisch (Laut-, Flexionslehre und Syntax), durch drei Semester hindurch je zweistündig. 10. Bulgarisch, durch» zwei Semester hindurch je zweistündig. 11. Magyarisch, durch zwei Semester hindurch zweistündig Alle diese Vorlesungen waren unentgeltlich; außerdem hatte; die Mitglieder des Seminars Gelegenheit meine Privatvor lesungen über „Einführung in das Studium des Romanischen' (besonders Vulgärlatein) dreistündig, Italienisch und italienische Dialektologie, dreistündig, Spanisch und Textinterpretation dreistündig, altfranzösische Lautlehre, Flexionslehre und Textinterpretation durch zwei Semester hindurch je zweistündig, neufranzösische Syntax zweistündig zu hören. b) durch Seminarsitzungen, einmal wöchentlich zweistündig, in denen abwechselnd altrumänische, dialektische und folkloristische Texte interpretiert und die in den Vorlesungen erworbenen Kenntnisse praktisch angewandt und befestigt wurden, c) durch — VIT - Einzelbesprechungen, einmal wöchentlich zweistündig, seit Sommersemester 1897 eingeführt, in denen diejenigen, die mit einer Arbeit beschäftigt waren oder sich damit beschäftigen wollten, Anweisung erhielten, in welcher Weise am besten ein Thema in Angriff zu nehmen und methodisch richtig auszuführen sei, eine Einrichtung, von der sehr gerne Gebrauch gemacht wurde, und die sichtliche Früchte getragen, hat. Über die Bibliothek habe ich zuletzt im I.V. Jahresberichte im Jahre 1897 berichtet; seitdem ist die Zahl der Bände auf mehr als das Doppelte angewachsen, nämlich von 1050 auf 2452 Bände, die sich folgendermaßen verteilen: 1. Rumänisch: Grammatik 104, Dialekte 65, Volksliteratur 87, Lexika 45, Altrumänische Texte 80 (darunter 24 Bände, zum größten Teile Drucke aus dem 17. Jahrhundert, von der rumänischen Akademie geschenkt, wofür auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei), Geschichte ! 83, Zeitschriften gemischten Inhalts 61, moderne Literatur 65 (diese Abteilung ist neu angelegt worden), Bibliographie und literarische Kritik 39 (war früher unter Varia zerstreut), Varia 175. Ein besonderes Verdienst um die rumänische Abteilung hat sich Herr Scurtu erworben, einmal durch Neuordnung der Bücher, dann auch durch billige Beschaffung von moderner Literatur. 2. Balkan-Geographie und Ethnographie 131. 3. Albanesisch 38. 4. Slavica 184. 5. Neograeca 63. 6. Romanisch: Latein 29, vergleichend Romanisch 92, Italienisch 63, Spanisch 42, Rhaetoromanisch 11, Portugiesisch 7. 7. Ungarisch und Türkisch 33. 8. Indogermanische Sprachwissenschaft 43. 9. Phonetik 18. Das sind 1652 Bände, die im Seminare selbst untergebracht sind, dazu kommen noch 800 Bände, die sich zum größten Teil auf französische Sprache beziehen und in meinem Studierzimmer aufgestellt sind, da sie weniger von den Seminarmitgliedern gebraucht werden, die ja, soweit sie Deutsche sind, auch Mitglieder des romanischen Seminars sind und dort die aufs Französische bezüglichen Hilfsmittel wie auch die Zeitschrift Romania zur Hand haben. Auf folgende Zeitschriften und Lieferungswerke habe ich abonniert: 1. Zeit- I — VLI1 — schrift für romanische Philologie. 2. Literaturblatt für germanische und romanische Philologie. 3. Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Philologie. 4. Archivio glottologico italiano. 5. Archiv für lateinische Lexieographie und Grammatik. 6. Archiv für slavische Philologie. 7. Indogermanische Forschungen. S. Thesaurus linguae latinae. 9. Convorbiri literare. 10. Sämänätorul. 11. Revista bibliograficä. 12. Luceafärul. Der Aufwand für diese Zeitschriften beträgt jährlich etwa 170 Mark. Außerdem erhalte ich, oder das Seminar noch eine ganze Anzahl von Zeitschriften und Tageszeitungen gratis: 13. Archiva von lasi. 14. Sezätoarea von Folticeni. 15. Transilvania. 16. Albimi, revista popularä. 17. Familia von Groß-Wardein. 18. Revista invätätorilor si invätätoarelor din Rominia. 19. Scoala si familia, c c c <■ c ^ ' Kronstadt. 20. Gazeta Säteanului, Bukarest. 21. Universy, Bukarest. 22. Telegraful romin, Hermannstadt. 23. G^ta Transilvaniei, Kronstadt. Ich fühle mich verpflichtet, allen Spendern dieser Zeitschriften im Namen des Seminars herzlichen Dank abzustatten, zugleich auch im Namen der Leser, die nicht Seminarmitglieder sind, und sich gerade der Zeitschriften wregen häufig im Seminar einstellen, hm verwende für die Bibliothek (Neuanschaffungen, Abonnement, Buchbinderarbeit) 500—600 Mark jährlich, außerdem fallen der Bibliothek auch die Werke zu, die ich als Mitglied eh rumänischen Akademie, der Asociatiunea transilvana, dj Khhskobiio APpRecTBo in Sofia und als Rezensent erhalte son^ ließe sich auch die starke Vermehrung der Bibliothek nicht erklären. Wenn wir so auch eine schöne Bibliothek zur Verfügung haben, so sind doch noch empfindliche Lücken da, so fehlen namentlich die älteren Jahrgänge der Convorbiri literare. Die Columna lui Traian und ähnliche Zeitschriften, die oft nur eine Existenz von kurzer Dauer hatten und schwer oder gar nicht im Buchhandel aufzutreiben sind, fehlen gänzlich. Wenn wir da nicht einmal von privater Seite durch Erbschaft bedacht werden, weiß ich. überhaupt nicht, wie wir in den Besitz dieser Zeitschriften kommen sollen. — ix — Verzeichnis der seitherigen Heminarniitglieder nach der Nationalität alphabetisch geordnet, wobei durch Sternchen raigegeben wird, wer eine größere Arbeit gemacht hat: a) Deutsche: 1. ^Bacmeister. 2. Bartsch, 3. Behr, 4. Bode, 5. Burckhardt, 6. *Byhan, 7. *Dachselt, 8. *Dunker, 9. Engler, 10. Funke, 11. *Geheeb. 12. Günther, 13. Haferbier, 14. Hansel, 15. *Helbig, 16. Hetzer, 17. Kunze, 18. * Kurth, 19. Möbius, 20. "'Moser, 21. Neu, 22. *Neumann, 23. Persch-mann, 24. >:\Piekenhayn, (Seine Arbeit ..Uber den Gebrauch des Konjunktivs im Rumänischen4, ist als Dissertation separat, Leipzig 1903, erschienen.), 25. Richter f, 26. Riedel, 27. ''Schäfer (seine Arbeit wird im XII. Jb. erscheinen), 28. "'Schladebach, 29. Schlemüller, 30. Schmidt, 31. Schneider, 32. *Schreyer (Arbeit wird im XL Jb. erscheinen), 33. Sonnenkalb, 34. Steeger, 35. *Storch, 36. *Streller, 37. Szymank, 38. *Thalmann, 39. Thenau, 40. Weise, 41. -Zille (Arbeit wird im XII. Jb. erscheinen), 42. Zwicker. b) Rumänen: 1. Bärbulescu, 2. *Bogdan Alex. (Arbeit wird im XL Jb. erscheinen), 3. *Boreia, 4. Brätescu, 5. Frl. Cernavodeanu, 6. Conduratu, 7. Cristea, 8. Dragomirescu f. 9. Dumitrescu, 10. Grumäzescu, 11. *Lacea, 12. Mäghet. 13. Mehedinti, 14. Mihälcescu, 15. Moian, 16. *St, Nanu, 17. *Pap, 18. Pascan, 19. Päträscoiü, 20. Gh. Popp, 21. Pop (Hateg), 22.Popescu, 23. Josif PopovicT, 24. Praja, 25. Predescu, 26. *Puscariu, 27. Rädulescu-Pogoneanu, 28. Sachelarie, 29. Savescu f, 30. *Scurtu, 31. ^Stinghe, 32. *Stoian (Arbeit wird im XII. Jb. erscheinen), 33. Sulica, 34. Tufli. c) Aromunen: 1. Bubulica, 2. *Papahagi, 3. *Saiakdzi. d) Bulgaren: 1. Matoff j, 2. Kalpaktschieff, 3. Petkotf. e) Dänen: 1. Benedix, 2. Sandfeld-Jensen, 3. Schütte. f) Engländer: 1. Carter, 2. Jefferys, 3. Nichols (Amerikaner). g) Russen: 1. von Sanzewitsch. h) Spanier: 1. Juderia-Loyot. Im ganzen also besuchten das Seminar von 1893—1903 90 Studierende und zwar brauchten die meisten mindestens acht Semester, um ihr Studium durch das Doktorexamen zum Abschluß zu bringen, während diejenigen Rumänen, die schon anderwärts eine entsprechende Studierzeit hinter sich hatten, bedeutend schneller fertig wurden. Viele der deutschen Mitglieder gehörten dem Seminare so lange an, bis sie einigermaßen Rumänisch lesen konnten, manche fielen auch schon im Anfang ab, als sie die Schwierigkeiten zu groß fanden, einige Herren aber waren schon mit ihren Arbeiten ziemlich lange beschäftigt, bis sie auf meinen Rat hin von ihr abstanden, weil sie der Aufgabe nicht gewachsen waren. Von 42 Deutschen haben 15 das Doktorexamen im Rumänischen gemacht, 12 haben nur 1 oder 2 Semester dem Seminar angehört, die übrigen haben ganz schön Rumänisch erlernt. Unter den 34 Rumänen haben nur 7 eine Dissertation geliefert, allerdings ist die große Mehrzahl der übrigen überhaupt nicht in das Seminar gekommen, um sich speziell dem Sty dium des Rumänischen zu widmen, sondern lediglich aus jiiteress' für ihre Muttersprache, und ich glaube, daß auch bei diesen Herren der Gewinn nicht unbedeutend war. Der Besuch in den einzelnen Semestern gestaltete sich folgendermaßen: Jahr: 1893 94 95 96 97 98 99 1900 1901 1902 S.-S. 10 15 15 18 17 21 14 11 15 11 W.-S. 12 17 17 19 15 17 14 19 18 10 Bei manchem meiner Kollegen hat die hohe Zahl Seminarmitglieder und Dissertationen in einem Fache, doch außerhalb der gewöhnlichen Bahnen liegt, Verwundert erregt. Der Hauptanziehungspunkt, darüber bin ich mir klar, liegt in dem Umstände, daß die Dissertationen vollständig gratis geliefert werden, außerdem "erhielten die deutschen Studenten auch noch Gratifikationen von 100 Mark, die erst jetzt in Wegfall kommen werden oder vielmehr müssen. Ich glaube, daß auch noch ein anderer Umstand, den ich nicht unerwähnt lassen will, mit zum Blühen des Institutes beigetragen hat, nämlich der gesellige und freundschaftliche Verkehr zwischen dem Leiter und den Mitgliedern des Instituts — XI und auch zwischen den letzteren untereinander. Nach der Seminarsitzung, die immer abends stattfand, versammelten wir uns in meiner Wohnung oder in einem Gartenlokale im Sommer, im Winter regelmäßig in einer Kegelei. Den Glanzpunkt im Jahre bildete das Sommerfest, das in einem eintägigen Ausfluge, in der Hauptsache auf Seminarkosten, bestand; so waren wir 1901 in Naumburg, Rudelsburg, 1902 in der Frohburger Schweiz, 1903 in Grimma, Kloster Ninib-schen. Außerdem habe ich seit vier Jahren in der städtischen Turnhalle einen zweistündigen Turnkursus für Studenten ins Leben gerufen und geleitet, an dem zu meiner großen Freude auch besonders die rumänischen Studenten mit großem Eifer teil genommen haben. Auf diese Weise wurden persönliche und freundschaftliche Beziehungen angeknüpft, die ohne den Zwang eines Vereins, ohne leidige Statuten einen festen Zusammenhalt der Mitglieder des Instituts untereinander und mit dem Leiter desselben gewährleisteten. Was die Zahl der Mitglieder betrifft, so wäre es genügend, wenn dieselbe nicht mehr als 8 betrüge, denn dabei würden, eine vierjährige Mitgliedschaft vorausgesetzt, jährlich zwei Arbeiten fertig werden, was das Erwünschte ist. Da aber nicht alle das Ziel erreichen, so darf die Zahl auch auf 10 bis 12 steigen. Aber mehr ordentliche Mitglieder, d. h. solche die auch eine Arbeit übernehmen, ist nicht wünschenswert, da dann die Druckkosten des Jb. so hoch werden, daß die Kosten meine Mittel übersteigen, wie z. B. bei dem vorliegenden Jb., der vier umfangreiche Dissertationen und eine kleinere Arbeit von Moser, der Rumänisch seit Jahren aus Liebhaberei betreibt, enthält. So gerne ich wenigstens meine Arbeit über die Dialekte der Bukowina und Bessarabien, wozu das Material seit zwei Jahren fertig liegt, aufgenommen hätte, war es der Kosten wegen unmöglich. Um eine ähnliche Überfülle für die Zukunft zu vermeiden, habe ich einmal die Zahl der neuen deutschen Mitglieder in den letzten Semestern absichtlich zurückgehen lassen vor allem dadurch, daß ich — xii --- keine Anfänger aufnahm, und dann habe ich die Bestimmung getroffen, daß die Dissertationen künftig nur bis zu vier Druckbogen Umfang gratis geliefert werden; was darüber ist, geht auf Kosten des Verfassers. Das hat außerdem das Gute, daß die Studierenden sich auf das Notwendige beschränken, denn gerade bei Anfängern macht sich oft eine unangenehme Weitschweifigkeit breit. Auf den Inhalt der Dissertationen selbst einzugehen, habe ich keine Veranlassung, da ich als Referent für den Voll-möllersehen Jahresbericht Gelegenheit habe, mich dort über dieselben auszusprechen und meine häufig genug abweichenden Ansichten darzulegen. Nur bezüglich der Arbeit Helbigs sei bemerkt, daß, wenn sie auch nicht direkt sich auf das Rumänische bezieht, sie doch indirekt damit zusammenhängt, da es sich doch darin um das Albanesische handelt, das in so naher Beziehung zum Rumänischen steht, und das näher zu untersuchen, in Zukunft ganz unerläßlich sein wird. Ist die Arbeit überhaupt doch nur gedacht, als Hilfsarbeit für die von mir vorbereitete Abhandlung üW" die lateinischen Elemente im Albanesisehen un:1' Wan anknüpfend über die dem Alba-nesischen und Rumänischen gemeinsamen Elemente. Wir müssen, darüber besteht kein Zweifel, wenn wir in der rumänischen Sprachgeschichte und Ethnographie weiter kommen, zur tieferen Einsicht und Erkenntnis gelangen wollen, mehr als seither geschehen ist, unser Augenmerk dem vergleichenden Studium der Balkansprachen zuwenden. Freilich besteht hier die große Schwierigkeit, daß die Seminarmitglieder als Romanisten, also vom iateini^c* |i Standpunkte aus, an das Rumänische herantreten und wadi *Jeit noch Neigung haben, sich mit den übrigen Balkansprach . zu befassen. Ich selbst habe, wie schon erwähnt, Übungen für Bulgarisch und Magyarisch mehrere Semester lang, ferner Vorlesungen über Neugriechisch und Albanesisch gehalten, die Beteiligung war aber immer sehr gering. Im Albanesisehen betrug die Hörerzahl im I. Semester 6, im II. S. 4, im 1IT. S. nur noch 2. Immerhin durfte ich zufrieden sein, daß Helbigs Arbeit daraus her- — XIII — vorgegangen ist. Ich werde also notgedrungen im rumänischen Institute auf dem seither beschrittenen Wege weiterfahren müssen; besonders aber auch das Studium des Altrumänischen, für das wir ja jetzt ein reiches Material besitzen, veranlassen, um so auch für die Geschichte der rumänischen Literatursprache die nötigen Vorarbeiten zu schaffen. Für das vergleichende Studium der Balkan sprachen wäre es das beste und einzig Erfolgreiche, wenn in Verbindung mit dem Institute für Rumänisch ein solches für die Balkansprachen ins Leben gerufen würde, in dem Angehörige der Balkanvölker auf wissenschaftlichem Gebiete miteinander wetteifern könnten. Natürlich müsste ein derartiges Institut auch die materielle Unterstützung der betreffenden Regierungen haben, und wenn es auch nur in soweit wäre, daß junge Leute mit einem Stipendium bedacht würden. Oder sollte sich ein reicher Gönner finden, der die nötigen Mittel dazu hergibt!? Jedenfalls werde ich mich bemühen, in der angedeuteten Richtung tätig zu sein; vielleicht gelingt aber das Unternehmen erst dann, wenn einmal Ruhe auf dem Balkan geschaffen ist, die aber nicht eher eintreten kann, als bis die jetzigen Gewalthaber vollständig kalt gestellt sind. Dann wird es auch an der Zeit sein, meine Beschäftigung mit dem Aromunischen, das ich einige Jahre habe liegen lassen müssen, wieder aufzunehmen. Habe ich doch in der Hauptsache die Durchforschung der clakorumänischen Dialekte beendet, so daß auch der Atlas, von dem soeben die V. Sektion erschienen ist, in etwa drei Jahren vollständig vorliegen wird. Mit meiner im vorigen Jahre erschienenen praktischen Grammatik des Rumänischen glaube ich den Fachgenossen und den Studierenden ein Hilfsmittel an die Hand gegeben zu haben, mit dem sie auch in die Geheimnisse der rumänischen Volkssprache einzudringen vermögen, was mit den bekannten Lehrbüchern für Deutsche nicht möglich war. Zu einem Handbuch des Rumänischen, das in der Sammlung von Niemeyer in Halle erscheinen soll, habe ich zwar schon Material genug gesammelt, aber an die Ausarbeitung bin ich noch nicht ge- xiv — — x v — kommen, da ich mit anderen Arbeiten gerade genug beschäftigt war. Zum Schlüsse drängt es mich, der rumänischen Regierung, die das Institut auch in den Zeiten schwerer Krisis mit ungeschmälerter Unterstützung bedacht hat, meinen warmen Dank auszusprechen. Möge die in den zehn Bänden des J ahresberichtes aufgespeicherte Arbeitsleistung ihr Beweis dafür sein, daß die Kosten des Unterhaltes nicht vergeblich gewesen sind. Leipzig, den 23. Januar 1904. Gustav Weigand. Zur Kenntnisnahme. Nach der Ablegung meiner Doktorprüfung habe ich sowohl hinsichtlich des zweiten Teiles meiner Arbeit, der die Dichtung und die ästhetisch-philosophische und sprachliche Würdigung der Werke Eminescus enthalten soll, wie auch zum Zwecke einer größeren rumänischen Monographie des Dichters beinahe ein ganzes Jahr hindurch spezielle Nachforschungen an Ort und Stelle in Rumänien getrieben. Bei verschiedenen Freunden und Bekannten Eminescus in Bukarest und lassy, wie auch aus manchen anderen Quellen (Archiven. Zeitschriften und Zeitungen u. dgl. mehr) habe ich das biographische Material, über das ich schon verfügte, kontrolliert und bereichert. Dann habe ich die politischen und sonstigen Aufsätze unseres Schriftstellers im Curierul de lassi (1S70 bis 1877), Timpul (1877—1883), Fäntäna Blandusiei (1888—1889) und Conv. literare (1870—1883) inbetreff ihrer Paternität festzustellen versucht und sie studiert. Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich den -Jl Heften, die E.s nachgelassene Papiere enthalten, gewidmet, woher ich für sein Leben*) und seine WTerke wertvolle und reiche Auskunft und erhebliche Bereicherung bekam. Ich dachte in einigen Nachträgen meine Promotionsschrift mit den neuen Ergebnissen womöglich zu vervollständigen und, wo es Not tut, auch zu berichtigen. Leider war aber die Zeit dafür allzu fortgeschritten; die Arbeit war bereits gedruckt und neue Beiträge konnten nicht mehr angenommen werden. Daher mußte ich auf meine Absicht und Pflicht vorläufig verzichten. Selbst die beabsichtigte Bibliographie, die die ich erst hier in Bukarest, wo mir die nötigen Quellen zugänglich waren, verfaßt habe, mußte ausbleiben. Ich benachrichtige infolgedessen meine Leser, daß der zweite Teil meiner Arbeit auf Grund meiner allerletzten Forschungen geschrieben wird, und daß er auch Nachträge zum ersten Teil und eine Bibliographie enthalten soll. S. 273, Anm. Zeile 3 lies 1868 statt 1869. S. 357 Z. 8 v. unten lies kriecherischsten statt kriegerischsten. loan Scurtu. *) Z.B. eine große Anzahl Briefe, deren Entwürfe aufbewahrt worden sind: auch andere Briefe, unter denen die zwischen dem Dichter und V. Miele gewechselten, die noch nicht in die Öffentlichkeit gehören, konnte ich lesen und benutzen. Inhaltsverzeichnis. Seit»- Robert Helbig> Die italienischen Elemente im Albanesisehen 1—137 Vorwort..................... 1 I. Geschichtlicher Überblick über die Beziehungen Italiens zu Albanien................... 4 II. Lautlehre: A. die betonten Vokale (a 20, e 29, i 35, o 37, u 42, au 45)............10 B. die unbetonten Vokale (a 45, e 48, i 51, o 53, u 57)...............45 C. die Konsonanten (k 58, g 60, k\ g 62, p 64, b 06, t 68, d 71, f 73, v 73, s 74, s 78, Spirantenwechsel 78, 1 81, r 86, m 88, n 80, ts, dz, ts, dz 94).............58 D. Labialisiemng; Vokalharmonie.....95 III. Ergebnisse der Lautlehre.............97 IV. Ergebnisse aus dem Wortschatz . ,........103 V. Italienisches Wörterverzeichnis........... .110 VI. Literatur und Abkürzungen.........., . 136 Ion Borcia, Deutsche Sprachelemente im Rumänischen . . 138—253 Einleitung....................138 I« Teil: Deutsche Elemente in der rumänischen Umgangssprache 139 A. Kulturgeschichtliches.............139 I. Siebenbürgisch-sächsische E2nflüsse.........141 1. Beziehungen der Siebenbürger Rumänen zu den Sachsen 142 2. Beziehungen der Walachei und Moldau zu den Sachsen 15< > II. Österreichisch-deutsche Einflüsse (Heerwesen 158, Verwaltung 163, Kaufleüte, Handwerker, Wirtsleute 165, Bergbau 168, im Banat 169, in der Bukowina 171, auf die gebildeten Klassen 172).................156 B. Glossar...................176 — xvtt -- Seite II. Teil: Rumänische Dorfnamen sächsischen Ursprungs . . . 219 A. Geschichtliche Vorbemerkungen........ 219 B. Glossar................... 224 III. Teil: Phonetisches (Vokale 240, Konsonanten 242, Silbenausfall 245, Volksetymologie 246, Auslaut 246, Zusammensetzung 248)..................... 239 Literatur und Abkürzungen............. 251 Ioan Scurtu, Mihail Eminescus Leben und Prosaschriften 254—408 A. Eminescus Leben und öffentliche Tätigkeit. I. Biographische Quellen. Es. Zeitalter, Abstammung und Familie.................. 254 II. Kinder-, Schul- und Wanderjahre......... 266 III. Studienjahre in Wien und Berlin........< 274 IV. E. und die literarische Gesellschaft „Junimea" .... 282 V. E. und Veronica Miele............. 287 VI. Es. Tätigkeit als Bibliothekar in Jassy....... 293 VII. Tätigkeit als Schulinspektor........... 297 VIII. Tätigkeit als Journalist. Aufenthalt und literarisches Schaffen in Jassy und Bukarest (1876—1883) .... 301 IX. Wahnsinn und Krankheit (1883—1887)....... 307 X. Scheinbare Genesung. Die literarische Arbeit Es. in dieser Zeit (1887—1888)............... 315 XI. Die letzte Katastrophe und Tod......... 322 XII. Es. Persönlichkeit.............. 324 B. Eminescus Prosaschriften. I. Allgemeine Betrachtungen über die Werke E.s, ihre verschiedenen Arten und Ausgaben.......... 337 II. Größere politische Abhandlungen......... 346 III. Die politischen Aufsätze im „Curierul de Iassi" . . . 354 IV. Die politischen Aufsätze im „Tiinpul"....... 358 V. Kritische (polemische) und philosophische Aufsätze . . 367 VI. Literarische Aufsätze (über Theater und Volksliteratur) . 374 VII. Novellen: 1. Sermanul Dionis........... 378 2. Cesara.............. 391 VIII. Märchen und kleinere Erzählungen........ 402 Literatur und Abkürzungen.............. 406 Hans Moser, Der Ursprung der rumänischen Präpositionen 409—464 A. Rumänische Präpositionen............. 413 B. Fremde Präpositionen.............. 454 X Y I U Verzeichnis de, besehenen Präpositionen Literatur 467 472 475 4.77 Seite ......461 Literatur............. ......463 ; Richard Kurth, Der Gebrauch der Präpositionen im Rum. 465—639 I. Kapitel, Allgemeines. 1. Material und Bildungsweise der rum. Präpositionen 2. Artikulierung und Nichtartikuiierung des folgenden Subst. 3. Wiederholung der Präpositionen......... IL Kapitel« Die eigentlichen Präpositionen. Einfache Präpositionen............. Die zusammengesetzten Präpositionen. 1. Feste Zusammensetzungen.......... 2. Lebendige Kompositionsbildung........ a) Komposition mit de, I. örtliche und zeitliche Verwendung .... II. übertragene Verwendung ....... ß) Komposition mit pe. I. örtliche und zeitliche Verwendung .... II. übertragene Verwendung....... y) Anhang: andere Kompositionen ...... III. Kapitel. Die uneigentlichen Präpositionen IY. Kapitel. Die substantivischen Präpositionen . Erklärung der Abkürzungen............ Alphabetisches Verzeichnis der besprochenen Präpositionen >54 583 594 598 605 607 608 618 635 638 Die italienischen Elemente im Albanesisehen von Robert Heibig. Vorwort. Im Wintersemester 1899/1900 begann Herr Prof. Weigand eine Vorlesung zur Einführung in die alb. Sprache, worin er besonders die lat. Elemente und die lautlichen Veränderungen, die sie im alb. erlitten haben, eingehend behandelte. Aber sehr bald zeigte es sich, dass mit den vorhandenen Vorarbeiten — es kommen nur die Darstellungen von G. M. in Gröbers Grundriß und von Miklosich in seinen alb. Forschungen in Betracht — es unmöglich sei, sowohl die lat. Lehnwörter von den it. Lehn- und Fremdwörtern in allen Fällen zu scheiden als auch die Dauer der wichtigsten Lautwandlungen einigermaßen festzustellen. In beiden. Punkten soll nun durch eine eingehende Untersuchung der it. Elemente die vorliegende Arbeit möglichst Abhilfe schaffen. Jedoch ist sich der Verfasser wohl bewußt, das gesteckte Ziel nicht immer erreicht zu haben, ein Mangel, der sich zum Teil aus der geringen Anzahl von Quellen, zum Teil aus ihrer Unzulänglichkeit und Ungenauigkeit erklären läßt. Um die Möglichkeit einer Einwirkung von Seiten der Italiener auf die alb. Sprache und. Kultur darzulegen, ist in einem ersten Abschnitte versucht worden, die Beziehungen Italiens und besonders Venedigs zu Albanien im Zusammenhange mit der weiteren alb. Geschichte in Kürze darzustellen. Es hat dabei nicht die Absicht bestanden, auf die geschichtlichen Quellen zurückzugehen, einmal weil der Verfasser sich Weigard, 10. Jahresbericht. 1 I i 9 nicht eingehend mit geschichtlichen Forschungen befaßt hat. und weil zweitens dieser Abschnitt nur zur Erläuterung des Folgenden dienen, nicht aber zur Hauptsache werden sollte. Es ist daher nur aas zweiter Hand geschöpft worden und zwar wurde hauptsächlich benutzt ..Die Geschichte des byzantinischen Reiches von Hertzberg", ergänzt in der älteren Zeit durch ..Mommsens römische Geschichte*' und in Bezug auf Venedig und sein Verhältnis zu den Küstenländern der Adria durch ..Lenels Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der Adria". Sonstige angezogene kleinere Schriften sind unter dem Texte vermerkt. Bei der lautlichen Untersuchung, die den zweiten Abschnitt umfaßt, wurden, nicht nur die in das to. und geg. eingedrungenen it. Elemente berücksichtigt, sondern auch die aus nahe liegenden Gründen außerordentlich zahlreichen Wörter it. Herkunft im cal. und sie. sowie im gr. alb. Dialekte, obwohl die Zeit nicht mehr zu fern liegt, in der diese alb. Sprachinsel?! in de a sie umgebenden Sprachen gänzlich auf- Es sind die Dialekte mit in die Untersuchung weil besonders das cal. und gr. alb. :er gehen werden. hereingezogen worden, —----- , i u „i„ manche lautliche Erscheinung länger beibehalten haben als das alb. im Mutterlande, und weil aurci die Auswanderung das aio. im muiucixu^^o. der Albanern für die Zeitbestimmung der Lautwandlungen ein wichtiger Anhaltspunkt gegeben ist. Die Wiedergabe der Laute erfolgt mit Hilfe des im Jahresberichte des rumänischen Instituts zu Leipzig gebräuchlichen phonetischen Systems, über das man das von Weigand im Banateraialekt eingangs Gesagte vergleichen möge, das im Wesentlichen mit dein von G. M. gebrauchten übereinstimmt, nur ist im Anschluß an G. M, und Ped. der gedeckte Kehllaut durch ..c" (bei Weigand = o) wiedergegeben worden, lediglich um die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren. Wie im Rumänischen gilt auch im alb. die Regel, daß stimmhafte Konsonanten, sobald sie in den Auslaut treten, stimmlos werden, die im allgemeinen auch durchgeführt ist, nur J., Ro. und noch mehr Bla. belassen zuweilen den stimmhaften Konsonanten auch im Auslaute. Im übrigen vergleiche man über die phonetische Schreibung auch G. M/s kleine Grammatik des alb. §§ 1—21, nur sei erwähnt, dass die in § 13 gemachte Unterscheidung von stark gerollten hinterem und nicht gerollten vorderem alveolaren r nicht zutreffend ist. Nach mündlicher Angabe* Weigands handelt es sich um ein stark gerolltes vorderes alveolares r, und um weniger gerolltes r. mit gehobener Zunge, sodaß r : r == 1 : I sich verhalten. Abweichend von G. M. wurde nur der Nasal durch ..tv bezeichnet; es sei hierbei zugleich darauf hingewiesen, daß im ganzen geg. Gebiete alle Vokale mehr oder weniger nasal ausgesprochen werden und zwar so allgemein, daß kein Gege im stände ist einen reinen, nasalfreien Vokal zu artikulieren. Über den Charakter dieses Nasals cf. Dozon S. 329. Das der Untersuchung zu Grunde gelegte Wortmaterial stützt sich zunächst auf G. M/s E. W., das durch die Wörterbücher von Bla.. Hahn, Ro., Doz. und J. nachgeprüft und ergänzt wurde. Von den in Ro/s Vocabulario angeführten Wörtern it. Herkunft konnten, wie dies schon von G. M. geschehen ist, die meisten vernachlässigt werden, vor allem die wissenschaftlichen Ausdrücke besonders der Grammatik, von denen J. zu Beginn seines Wörterbuches eine kleine Zusammenstellung in alb. Sprache gegeben hat. Aufgenommen wurden jedoch alle Wörtei, die sich auf den Gottesdienst und die priesterliche Kleidung beziehen, und solche, die voraussichtlich einmal allgemeines Sprachgut v/erden. Entgegen der von G. M. (E, W S. VIII) gemachten Bemerkung, daß „an Form und Bedeutung der von Ro. gegebenen Wörter fortwährend Kritik geübt werden müsse", soll hier bemerkt werden, daß durch Ver-gleichung mit dem von J. verfaßten Wörterbuche des scut. Dialekts fast alle jene Wörter, denen G. M. durch den Zusatz Ro. den Stempel absoluter Fragwürdigkeit aufdrücken wollte, sich als durchaus richtig erwiesen haben; nur zuweilen kommt es vor, das Ro. die ältere Lautform und J. die jüngere, weiter entwickelte anführt. Über die merkwürdige Behandlung des e-Lautes im scut. durch G. M. ist unter II § 10 das nähere 1* gesagt. Einige Ergänzungen des Wortschatzes sind ferner der kleinen Grammatik der alb. Spr. von G. M., dem 5. Hefte seiner alb. Studien und dem Glossar von Ped. entnommen worden. Im dritten Abschnitte sind die Ergebnisse des vorangegangenen zusammengefaßt und dabei der Versuch gemacht worden, die Zeitdauer der einzelnen Lautwandlungen und deren Aufeinanderfolge, so weit dies möglich ist, festzustellen, wenn auch nur in relativen Zeitangaben. Der vierte Abschnitt behandelt die in das to. und geg. eingedrungenen Lehn- und Fremdwörter in ihren Beziehungen zur Kultur, wie weit ihre Einbürgerung durch Kirche, Schule, Handel und Wandel bedingt und gefördert wurde, und was aus ihrem Vorhandensein auf die Kultur des Landes und ihren Fortschritt geschlossen werden kann. Hierauf folgt schließlich das it.-alb.-deutsche Wörterverzeichnis und die Zusammenstellung der benützten Hilfsmittel und Abkürzungen. L Geschichtlicher Überblick über die Beziehungen Italiens zu Albanien. Zu den ersten Kolonien des römischer» Reiches außerhalb Italiens gehörte neben Sard'uien und Dalmavien auch Albanien resp. damals Illyrien. Den Anlaß zum Eingreifen in die Verhältnisse Albaniens bot die im 3. Jh. v. Chr. immer mehr überhand nehmende Seeräuberei der illyrischen Einwohner die sich nicht damit begnügten, die Handelsschiffe jeder Nationalität zu kapern, sondern auch die Küstenstädte der Adria: Lissa, Lesina, Durazzo, Appollonia bedrängten und belagerten, ja ihre Raubzüge bis Korfu und in das griechische Festland hinein erstreckten. Von verschiedenen Seiten um Hilfe angegangen, mußten sich die Römer endlich entschließen, energisch gegen die illyrischen Räuber vorzugehen, nachdem sie auf diplomatischem Wege nichts erreicht hatten. 229 v. Chr. wurde eine Flotte mit einem Landungsheere ausgerüstet, die Sicherheit auf dem Adriatischen Meere wieder hergestellt und zugleich die Ostküste besetzt. Skodra wurde den Römern zinspflichtig. 158 v. Chr. nach dein Sturze des makedonischen Reiches wurde das noch bestehende illyrische Reich des Genthiu^ in drei kleine Freistaaten aufgelöst, die den Römern ebenfalls tributpflichtig waren. Daß es den Römern aber nicht gelungen ist, die freiheitliebende Bevölkerung des Landes gänzlich zu unterwerfen, zeigt schon die Thatsache, daß heute noch das Illyrische in der Sprache der Albanesen weiterlebt. Ein großer Teil der Stämme, welche im Innern des Landes auf ihren schwer zugänglichen Gebirgen hausten, haben ihre Selbständigkeit gewahrt oder höchstens einen Tribut an die fremden Eroberer gezahlt. Die erste Kolonisation, deren man nach sprachlichen Zeugnissen mit Sicherheit zwei annehmen kann, hat schon in früher Zeit eingesetzt, da in den lat. Lehnwörtern des Albanesisehen nicht nur c und g vor e, i den gutturalen Laut erhalten haben, sondern auch kurzes u und o noch auseinander gehalten werden. Wie weit die Kolonisationsbestrebungen der Römer vorgeschritten sind, läßt sich durch sprachliche und geschichtliche Untersuchungen kaum sicher feststellen, vielmehr müßte hierzu zu eingehenden archäologischen Forschungen an Ort und Stelle geschritten werden. Wieviel gerade auf diesem Wege zu erhoffen ist, zeigt Degrand in seinem interessanten Buche über Hochalbanien an verschiedenen Stellen, wenn die türkische Regierung ihre den Nachforschungen bisher feindliche Haltung aufgeben würde. Sicherlich ist Albanien hinter den übrigen Kolonien, besonders Dalmatien, zurückgeblieben, da die Statthalterschaft von Makedonien, unter deren Verwaltung Albanien stand, diesem Lande nicht das gleiche Interesse zugewandt hat, wie dies in Dalmatien von Seiten der vorgesetzten Behörde in Oberitalien geschehen ist, die es sich angelegen sein ließ, das Land durch Besiedelungen zu heben und durch Anlegung von -..... <> — Verkehrsstraßen in das Innere nach Möglichkeit zu erseh ließen, wenn auch diese Bestrebungen wegen der schwierigen örtlichen Verhältnisse später liegen gelassen wurden. Dieses Verhältnis hat vermutlich auch in dem Gegensatze des kaiserliehen und des Senat-Regiments fortbestanden, unter dessen Verwaltung später einerseits Dalmatien stand und andrerseits die illyrisch -makedonische Küste. „Damit wird weiter zusammenhängen, 'laß die illyrische Nationalität sich in den Bereiche der makedonischen Statthalterschaft besser behauptet hat als ie dem der dalmatinischen."*) Wenn uns mitgeteilt wird, daß um die Mitte des 5 Jh. das Latein in den Ländern zwischen dem Adriatisehen. Asfäi sehen und Schwarzen Meere als Amts- und Haussprache galt>,:*\ S" erhellt aus Folgendem, wie wenig dies gerade in Albanien der Fall war: Ais Amissprache fällt da« Lotein hier schon "tL. * ^1 leste die einzelnen -Jb. ununterbrochen bis in di< Zeh unter de" Kbin\erfa^sung gestanden hohen, und c:>n>> andere rds die X tinr, iLprache an ut!i Hau^pnvdn* fj;e\ TJ h wie oben schon gesagt, der Machtbereich dpi* Rom t V1 \ \ » »venig über da* Küstenland hinous erstreckte. h'd 'Ii-Latein auch nur an der Küste einbürgern können., v »e e- dem» auch in Dalmatien geschehen ist. wo sich infole'ode^t'n c'n" besondere romanische Sprache bilden konnte. D«-. a die alb. Küste ehr unzugänglich und hafenarm ist, da he"' dler-weise ungesand, so war der Gebrauch der lat. Spiaeh«- iuf die wenigen, von den römischen Kaufhuten besuch! er Hafer:-platze und die von den Römern besetzten Ort::cl oft *r; beschränkt, die sich im Innern des Landes nur VdnQ> der c<-'oße-: Durchgangs- und Heeresstraße von Durazzo nach Make-dove»-befanden, von vier Strabo als via Eu'natia sn&t. daß <|h- = *) Mommsen, Rom. Gesch. V, 184. **) G. M., Essays u. Studien I, 64. ***) Uber die Klau Verfassung cf. v. Hahn, Alb. Stud. — 7 — Epiroten von den Illyriern trennt.*) Unter diesen Umständen konnte es nicht zur Bildung einer neuen romanischen Sprache kommen, sondern es blieb bei der Aufnahme einer großen Anzahl von lat, Lehnwörtern. Es ist das weniger ein Beweis für die Assimilationskraft der lat. Sprache (wie G. M. an oben angeführter Stelle meint), als vielmehr ein Beweis für die Unzugänglichkeit des Landes infolge der hohen Gebirgszüge ie Herrschaft der Römer eine :en zu können. Denn es wäre und für
  • die Gothen haben o< ohne jedoch merkhr zu haben; erst 5'>f und Nordalbanien. Durch die Volk in dem Völkergoraise Völker, besonder; dl mählich die gan/e H; weise von ihnen bes trotz der oben erwähnten Heeres-» eme direkte Verbindung mit Italien da diese mangels an Schiffen nicht Dabei ist dos Land, von zahlreichen itten, deren niedrigste Pässe nicl.it t Meeresspiegel liegen, dem Durea-i-se:e. außerordemlicn hin m Jahre lang Alban nr- da' Irlich. Nur "<*n .eral-^n ^) ;p-eh, ^rU..l:QoU^ ,,,TI,fi' "»r ^b- f.:n , a" "i^^t-rp^on: die yl ' * lernen 11 s» 1 ue M^cht ,7o U' d'U'cJ ;;:ra^r fußen nun alle ferneren B j>tre- - 11 — hangen Venedigs, das dalmatinische Küstenland in seinem Besitze zu erhalten, namentlich gegenüber den Ungarn, die es im Anfange des 12. Jh. bis auf Zara und die Inseln Arbe, Veglia, Ossera, die bei Venedig verblieben, unter ihre Herrschaft brachten. Erst um die Mitte des 12. Jh. begann die Republik planmäßig vorzugehen, um ihre Vorherrschaft ander Adria zu begründen, indem sie ganz Dalmatien .1155 in kirchlicher Hinsicht dem Patriarchen von Grado unterstellte und in der Verwaltung dazu überging, die einzelnen Gebiete durch Einsetzung ven. Grafen möglichst in Abhängigkeit von Venedig zu bringen. Ferner gelang es der Republik, die thatsächliche Vorherrschaft in kommerzieller Beziehung an der Adria im Laufe des 13. Jh. zu erlangen und so ihre Stellung immer mehr und mehr zu festigen. Die eigentliche Quelle des Reichtums und der Macht beruhte jedoch, für die Republik nicht auf dem Handel mit dem italienischen Festlande und der Ostküste der Adria, sondern vielmehr auf den zahlreichen und alten Beziehungen zum byzantinischen Reiche und der Levante, denn neben dem Handel mit dem griechischen Reiche hatten die Venezianer es sich :>.ngolegen sein lassen, den Verkehr mit den mosle-mitischen Völkern des Morgenlandes soweit zu pflegen. als dies nur irgend möglich mit dem griechischen Staafsinteresse zu vereinigen war. Der Handelsverkehr hatte sich im 10. Jh. außerordentlich gesteigert. Schon 992 wurde von der Republik unter Peter II. Orseolo mit dem Kaiser Basiiios II. ein Vertrag abgeschlossen, der neben anderem auch die Landungs-g|r^ühren der venezianischen Handelsschiffe im griechischen Reiche vorteilhaft regelte. Es stand der Republik also AIImmen, soweit es jeweilig in griechischen Händen war, zu Hanüelszwecken offen, und daß die Venezianer hiervon reichen Gebranch machten, zeigt die oben erwähnte Thatsache. daß schon 1082 eine venezianische Niederlassung in Durazzo bestand. Man wird in der Annahme nicht fehl gehen, daß e,s solche Handelsniederlassungen auch in den übrigen Hafen-jdätzenAlbaniens gegeben hat. — 12 — Den 4. Kreuzzug nützte Venedig, das damals von dem sehlauen und thatkräftigen Dandalo geleitet wurde, nach Kräften aus, indem zunächst 1202 durch die Kreuzfahrer Zara erobert wurde, das von Venedig an Ungarn abgefallen war und sich mit den Pisanern verbündet hatK Die Stadt wurde bis auf den Grund zerstört. Auf der Weiterreise nach Korfu. dem Sammelplatze der Kreuzfahrer, fiel 1203 noch Durazzo in ven. Hände. 1204 wurde Konstantinopel erobert. Den Venezianern fiel als Beuteanteil unter anderem auch das gesamte Küstenland der Adria von den Jonischen Inseln und den ätolischen Lagunen bis Durazzo zu. Inzwischen hatte aber Michael (Angelos Komnenos), ein illegitimer Vetter des Kaisers Alexios IL, das selbständige Despotat Epirus gegründet, das sich von Naupaktos bis nach Durazzo hin ausdehnte, wodurch die Landerwerbung der Venezianer an der alb. Küste südlich von Durazzo so ziemlich wertlos wurde. Nur diese Stadt und ihre nächste Umgebung konnten sie 1205 in dem kleinen Dukat Durazzo zusammenfassen. Um den Schein zu wahren, nahm Michael seine neue Gründung von Venedig zu Lehn und schloß 1210 mit der Republik einen Vertrag ab, der ihrem Handel in seinem - Machtbereiche volle Abgabenfreiheit gewährte. Trotz dieser friedlichen Regelung entriß aber sein Nachfolger Theodor 1215 Durazzo der Republik und brachte bald darauf auch die Insel Korfu in seinen Besitz, nachdem diese 1206 von Venedig erobert worden war. Glücklicher waren die Venezianer in Morea, wo sie 1206 die wichtigen Hafenplätze Mothone und Koron in Besitz nahmen und 1209 von Villehardouin, Fürst von Achaja. wichtige Freiheiten in Handel und Verwaltung zugesagt bekamen. Noch stärker wurde aber die Stellung der Republik im Ägäischen Meere, indem sie die von Natur so reiche Insel Kreta für mehrere Jahrhunderte zum Stützpunkt ihrer Macht in der Levante machte. Durazzo verblieb rivdnf ^ger als 15 Jahre bei den; Despotate von Ep' *is Theodor von Epirus 1229 den ..... 13 — Angriffskrieg gegen die Bulgaren eröffnete, wurde er 1230 so gründlich von diesen geschlagen, daß sie ganz Albanien mit Elbassan bis nach Durazzo hin erobern konnten. 1256 ging dann die Stadt auf diplomatischem Wege in griechischen Besitz über, von denen es 1257 Manfred von Sicilien und 1272 die Angiovinen eroberten.*) 1333 ging die Stadt und die übrigen Besitzungen der Angiovinen an Johann von Gruvina über, bei dessen Hause sie verblieben, bis es 1368 Karl Thopia gelang, die Stadt zu erobern**), während 1386 die Venezianer Korfu bleibend an sich brachten, das sie auch später gegen die Angriffe der Türken erfolgreich verteidigten. Allmählich waren nämlich die Türken unter geschickter Ausnützimg der inneren Streitigkeiten auf der Balkanhalbinsel vorgedrungen, bis sie 1389 durch die siegreiche Schlacht auf dem Amselfelde die südslavischen Reiche tributpflichtig machten; nur der südliche Balkan vermochte vorläufig noch seine Selbständigkeit zu bewahren. Zu Beginn des 15. Jh. (1402—6) hatte es Venedig durch glückliche und kraftvolle Ausnützung der politischen Verhältnisse erreicht, das ganze nordöstliche Italien unter seiner Oberhoheit zu vereinigen. Dazu kam das Streben, diejenigen Gebiete der Balkanhalbinsel wieder zu erobern, die nach Errichtung des lateinischen Kaiserreiches der Republik zugefallen, aber wieder verloren gegangen waren, d. h. an der Küste des Adriatisehen Meeres besonders Albanien. Es gelang ihnen dies, und schon seit 1392 stand Durazzo unter der Verwaltung dö,r Venezianer***), denen es nebst Skodra und später auch An^Avari von den albanesisehen Herrschen als Pfand überlassen worden war, um so diese Besitzungen gegen die Angriffe der Türken sicher zu stellen.!) *) cf. S. 9. **) cf. S. 9. ***) cf. Hopff: Chroniques Greco-Romanes, Berlin 1873. S. 390 führt er die Namen der venezianischen baili e capitani di Durazzo von den Jahren 1392—1500 an. t) cf. v. Hahn, alb. Stud. S. 325. — 14 Aber auch der östliche Teil der griechischen Gewässer wurde dabei durchaus nicht außer Acht gelassen. Trotzdem nun bei diesen Erwerbungen die Venezianer mit großer politischer Schlauheit und diplomatischem Geschick verfuhren, um ihren Handelsbeziehungen zum osmanischen Reiche möglichst wenig zu schaden, konnten sie doch den Krieg mit den Türken auf die Dauer nicht vermeiden. 1416 kam es zur Seeschlacht bei Kallipolis, in der die türkische Flotte so vollständig vernichtet wurde, daß der Sultan zu einem für die Venezianer durchaus vorteilhaften Frieden genötigt war. Nun hatten aber die Türken inzwischen 1392—1412 in Albanien selbst festen Fuß gefaßt und sogar 1415 das fed 98 kam es zu neuen Kämpfen in Albanien mi 7v~ Gelang es den Türken 1501 Durazzo zu nehm _..^uerten die Venezianer Alessio — 17 — und zerstörten Megara vollständig. In dem 1503 abgeschlossenen Frieden gab die Republik Lepante und die messenischen Städte und in Albanien Durazzo auf. Als sie 1506 auch Alessio den Türken überließ, hatte die Herrschaft Venedigs über das albanesische Küstenland ihr Ende erreicht. Doch ist der Einfluß, den die italienische Sprache auf das Albanesische ausgeübt hat, weniger abhängig von der Besetzung des Landes als vielmehr bedingt du^ch die seit alten Zeiten gepflegten Handelsbeziehungen und die infolgedessen entstandenen Handelsniederlassungen in allen bedeutenderen Orten der albanesisehen Küste, an der übrigens auch der gesamte Verkehr Venedigs mit dem Osten sich hinzog. Dazu kommt ferner, daß Albanien im Norden von dem romaniscuen Dalmatien begrenzt wurde, das frühzeitig, wenigstens teilweise unter italienischer Verwaltung und der it. Kultur offen gestanden hat. Dem südlichen Teile ist die Insel Korfu vorgelagert, die seit Ende des 14. Jh. dauernd in venezianischen Händen, auch mit dem Festlande in regem Verkehre stand und so die Aufnahme italienischer Fremdwörter vermitteln konnte. Auf Korfu und den übrigen Jonischen Inseln hatte die italienische Sprache so festen Fuß gefaßt, daß man noch heute im Verkehr mit der Bevölkerung allein mit der Kenntnis des Italienischen auskommt. Auch nachdem die Türken der Republik das ganze albanesische Küstenland entrissen hatten, verblieb doch der Handel ausschließlich in den Händen der Venezianer; nach wie vor liefen ihre Schiffe die Häfen Albaniens an. Ferner wurde in Nordalbanien der italienische Einriß auch nach der türkischen Eroberung durch dierömisch-kathclische Kirche resp. durch die Congregatio de Propaganda fide gefördert.*) So wenig nun der Einfluß der italienischen Sprache auf 'das Albanesische durch die türkische Eroberung unierbrochen worden ist, so wenig gilt dies von dem des Bulgarischen :.nd Serbischen. Die Albanesen standen mit diesen Völkern als *) cf. hierzu unter IV. Weiga* u, io. Jahresbericht. •> - - 18 - ihren Nachbarn immer in regem Verkehre, aber die Aufnahme einer großen Anzahl von slavischen Lehn- und Fremdwörtern wurde besonders dadurch begünstigt, daß die Albanesen auf slavischem Boden allmählich vordrangen unter gewaltsamer Verdrängung oder Aufsaugung der angesessenen Bevölkerung, Dieses, ich möchte sagen, systematische Vordringen der Albanesen hat Jahrhunderte hindurch gedauert und dauert, wie die jüngsten Ereignisse an der serbischen Grenze beweisen, noch heute fort, so daß Altserbien, das früher eine rein serbische Bevölkerung hatte, heute vorwiegend von Albanesen bewohnt ird. Die Verschiebung der albanesisehen Sprachgrenze hat aber nicht bloß nach Nordosten hin stattgefunden, sondern auch in Östlicher Richtung*) Daß von diesen gewaltsamen Verschiebungen an der bulgarischen Sprachgrenze in unserer Presse nichts oder so gut wie nichts erscheint, hat seinen Grund allein in dem Umstände, daß hier das Vordringen der Albanesen auf türkischem Boden stattfindet, und die türkische Regierung ein Bekanntwerden der Vorgänge zu verhindern sucht. Entschieden zurückgegangen ist aber die albanesische Sprache in Epirus zu Gunsten des Neugriechischen, unter dessen Einfluß sie stetig gestanden hat und noch steht. Ubersehen wir nun am Schlüsse noch einmal, welche Völker über Albanien oder Teile desselben geherrscht haben und wie lange: Längs der Küste des Adriatisehen Meeres stand Albanien zuerst unter dem Einflüsse römischer Sprache und Kultur und zwar vom 2, Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. Während der Völkerwanderung haben die Gothen etwa 130 Jahre (bis 535) in Nordalbanien gesessen. 395 fiel Albanien an die Griechen, deren politische Herrschaft mit Jahrhunderte langen Unterbrechungen etwa bis in die Mitte des 14. Jh. reichte. Machte sich dieser Einfluß besonders von Süden aas geltend, so kam der slavische von Nord und Nordosten. Die Bulgaren hielten — 19 — Südalbanien während des 10. Jh. und der ersten Hälfte des 11. Jh., während die Serben ihre Herrschaft in Nordalbanien bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. aufrecht erhielten. Ende des 14. Jh. bis zu Anfang des 16. Jh. stand dann das Küstenland unter Oberhoheit der Republik Venedig, die schließlich von den Osmanen abgelöst wurde. Der thatsächliche Einfluß der italienischen Sprache jedoch, vermittelt durch die wirtschaftlichen Beziehungen Venedigs zu Albanien und durch die römisch-katholische Kirche hat mehr als ein Jahrtausend angehalten, vom 10. Jh. bis zum heutigen Tage. IL Lautlehre. Bei der Untersuchung der lautlichen Erscheinungen soll im allgemeinen so verfahren werden, daß zunächst ein Uberblick über den Lautwandel gegeben wird, dem die lat. El. im alb. unterworfen gewesen sind, wobei ich mich auf die von Herrn Professor Weigand in seinem College vorgetragenen Resultate stütze. Dann folgt die Darstellung der Laute und ihrer Veränderungen in den it. El. Diese selbst sind, bis auf jene Fälle, in denen einfach das Wörterverzeichnis zu Hilfe genommen werden kann, vollständig zusammen gestellt worden, wobei die alphabetische Reihenfolge beibehalten wurde, um das Auffinden einzelner Wörter zu erleichtern. Nur in einigen Fällen ist aus besonderen Rücksichten die Anordnung nach Dialekten erfolgt. Ergiebt sich das it. Etymon ohne weiteres aus dem alb. Worte, so ist von dessen Angabe abgesehen worden. Der Stoff ist in der Weise eingeteilt worden, daß zunächst die betonten Vokale behandelt worden sind, dann die unbetonten und schließlich die Konsonanten und Konsonantenverbindungen. Hieran schließen sich einige Worte über Labialisierung und Vokalharmonie. cf. die Sprachenkarte in Weigand's Aromunen T. 20 — A. Die betonten Vokale. a in oraler Stellung, den lat. Lehnwörtern ist betontes a in oraler rum. coapsä); vielleic Toter wie gedeckter Stellung im allgemeinen erhalten: pacem = „Friede"; arcus > ark = „Bogen'". Umlaut zu e zeigen die Endungen -tatem: civitalem > kutet = „Stadt": sanitatem > sendet = ..Gesundheit": und -arius: februarius > fruer = ..Februar"; cellarius ?> Iceler ~ ..Keller"; ferner ist der Umlaut in einigen Substantiven eingetreten: caria J> kere = „Kopfgrind"; Scabies > zgebe — ..Aussatz, Krätze"; in der ältesten Zeit auch durch vorangehendes i: tiiiastrus > #jestre = „Stiefsohn", und bei der Pluralbildung: kunat = ..Schwager", pl. kunetere; maskul ..Knabe", pl meskuj. Diesen pluralischen Umlaut, von dem es übrigens nicht fest steht, ob er nicht. lediglich auf der Analogie mit den entsprechend umlautenden Substantiven indogermanischen Ursprungs beruht, nimmt G. M. auch in draco ^> drek „Teufel" an, während er über das e in den folgernden drei Wörtern keine Vermutung ausspricht: braca > brekt = „Hose"; gr. in Kransidhi = reke; miracula > mrekufe = ..Wunder"; Imperator >> mbret to; mret geg. = „ Kon ig, Sultan". In allen vier Beispielen hat r nach cons. zunächst ein i entwickelt, und dieses hat dann den Umlaut des a > e bewirkt (cf. oben #jestre und die rum. Beispiele S. 25). Nur in einem Falle scheint a nach cons + r erhalten zu sein, wenn fräsen = „Esche" to. geg. auf lat. fraxinus zurückgeht. Der vorliegende Unterschied in der Entwicklung erkläU sich dadurch, daß die vier oben genannten Wörter zur ersten Schicht lat. Lehnwörter im alb, gehören, während fräsen erst später eingedrungen ist, was besonders durch die Behandlung des x als s >s wahrscheinlich wird, da x in der älteren Periode analog zum rum. sich über e>s zu fs entwickelt hat ieoxa >- -■ 21 — *kopse > kofse = „Hüfte, Schenkel", ist es auch it. Herkunft.*) Vor mouilliertem 1 ist a in einer Anzahl von Wörtern ebenfalls zu e geworden: gallus < gel = „Hahn": galbus > gelp-bi= „gelb". In den it. El. hat die immerhin noch große Wandlungsfähigkeit des a in den lat. Lehnwörtern außerordentlich abgenommen; betontes a in freier oder gedeckter Stellung ha: sich bis auf wenige Ausnahmen erhalten und zwar in allen Dialekten, wie die folgenden Beispiele zeigen: abbate > abät geg; abbecedario > abetare J: afa >• afe cal; agliada > lade gr; ven. agro > ager; neap. ajero > ajer geg. cal; alabaster Ro; altar to; apalto sie. Xyl; neap. apolo > apul cal; arbore > arvur cal; arbur scut; armata > rmat Bla. Ro; sparag J; asso > as gr; mbi + atto >> mbiatu cal; cal. babbu > bab cal.; bagascia > bagäs gr; balata ^> bayate sie; ballo >> vale; balsamo > baltsem, balsem scut; barbe gr.5 bark scut; barke gr. Porös; base > bas-zi gr; bastärt; ven. beeazza > bekatse gr; *befficare ^> bofikar gr. Rhd; bilard Ro; boare > boär Rada; bokale gr; ven. bonazza ^> bunatse; bravo > brävoni; breviäl Ro; buttarga > putärg scut; ven. caenazzo > kainäts Ro; kalendär, kalennär scut; kalvär Ro; kanäl; kanär Ro; kapäf scut; kapafe; capo ^> kabo gr. Rhd; kape; karater Ro; kardinal Ro; carnevale > karnoväl scut. Ro; kalivar cal; cal. carriare >> kafare cal; karte; cal. cascia > kas cal; ven. catarata > katafät Ro; celata > tselät Ro; tsenakul Ro; cal. chiater > kater cal; cal. chiazzu > katse cal; neap. ciaule > tsäule cal; codardo > kovarde Xyl: collare >kular Musakja; kulare J; colocasia > kelkaze; compare > kumbare to; kumär scut; konfesionäl Ro; korporäl Ro; cor-sare>kusär to. scut; kursär Ro. gr; kosäk Ro; cosciale > kusal cal; cal. criata > kriate cal; kristal; danaro > danär, denär, dnar; data > dat Ro; diascolo > djaskal cal; donnaccia >danats Tirana; dukät geg. cal; farre > faf Ro; fascia > *) cf. unter n > r § 30. fase geg. cal; fave gr; ven. filtrar > tlMr scut; fortsat; fort-sade J; frappa >> #rape gr; fras-za Ro; frat geg: gaggia >> gadze cal. (= Käfig); gaggio ^> gadze cal. (= Rache); caraffa >> garafe; garaf cal; gas Ro; graduäl Ro; grascia > gras Ro; intaccare >> ndake cal; jacolo > jakul cal: lasca Iaske Ro; cal. lattara > latare cal; legät Ro; limaccio > Imask scut: lombarda ^> Iumbar# scut; lunär Ro; madia ^> mage; madze J; rnancato ]>• maugät geg; marinär scut; briaco > mbriak cal; rnedaje Ro: musaik Ro; moscajo muskäi J; muskaje Ro; mustacchi > mustäk scut. to; minoläj; muliniir Ro: notär Ro; occhiale >> kal Mitk; cal. pagliazzu ^> palatse cal: palazzo >> pal äs, peläs, plas; puyäs cal; palla > pale cal: pap J: papagäl Ro; cal. passaru ^> pässare cal; pastoräl scut: pafata >> batate gr; patriärk scut; cah per-scattusu >> peskät eal: ven. pescada ^> peskade gr; piatto > pjat tsam; portulaca J> bur-duläk; prefäts Ro; prelat Ro; pugnale ^> pinäl geg; raso > ras-zi; rasta ^> raste: razza > fats(r- cal: ritrat Ro: rituaf Ro: rosario ^> ruzare Prop. scut: sägute gr: sak- cal; salff gr: soiancato >> sankat cal: schiatta > sklatn tsam; skohir .): skohir Ro; skohir cal; neap. sderrenato >> zdernat cal; sea'na-lato > sinalat cal: segnale > senä# gr; sensäl Ro; sfilatso gr: sigär, tsigrir Ro; smacco > zinak sie: soldat scut; suldat cal: spago >> spak Ro; spago gr; *specehiale >> spekäl cal: labako: tabernakul Ro; tabarro ^> tabär scut; taeco gr; cal. taccia ^> tatse cal; teater Ro: tehir scut; ven. terazzo ]> taratse to: derase, drase, rase to. geg; tombaeco >> tumbäk, tumak geg. scut; travaje Prop; traväi J; trave > traf sie: teriaca > triake; sie. tumazzu ^> tumäts cal. sie; tumatse gr; cal. vaiju va,T cal; a. it. vapa > väpe; vap J; a. ven. varda ^> vard?- gr; cal. vastasu > vastäs cal; viaggio > viats J; vikilr geg. s?rrt: zaffo > tsaf Bla. Gegenüber dieser großen Anzahl von Beispielen sind nur wenige Ausnahmen vorhanden, von denen es bei einigen zudem noch zweifelhaft ist, ob sie nicht zu den lat. Eh zu zählen sind. Sicher ist dies bei dem ersten der beiden folgenden Wörter der Fall: teh teji = „Schneide des Messers" scut; bei J. auch in der Form tef-i und ngel = „festhaken (von Dornen)" mit dem Passiv ngalem == „verhindert, abgehalten sein". J. hat ngel in der Bedeutung = „sich aufhalten, steckenbleiben", ngelis = „einen Eindruck machen" und das Verbalsubstantiv ngelisun = „Eindruck". Von Ableitungen kommt noch in Betracht: ngalöj, ngaiohem = „ich bin an den Füßen gelähmt"; ngalahäk — „hinkend, lahm" geg; ngalös == ..ich gerate hinein" cal. It. taglio und incagliare sollen nach G. M. den alb. Wörtern zu Grunde liegen, also mit Umlaut des a > e. Der Umlaut von a > e. bewirkt durch folgendes i kann jedoch keinesfalls noch in der Zeit wirksam gewesen sein, in der cli^ it. El. in das alb. aufgenommen wurden, denn nicht einmal alle lat. Lehnwörter haben jenen Umlaut mitgemacht (faj, kal). sondern nur die der ersten Schicht angehörenden Wörter wie gelb, belbere, gel, seile, kelk; alle späteren haben a erhalten. Es sei damit nichts gegen den Umlaut gesagt, der durch den Plural hervorgerufen wird, da dieser, wie schon oben angedeutet, auch nach Analogie älterer, lautgerecht umlautender Substantive gebildet werden kann. Man ersieht dies deutlich aus dem seiner Bedeutung nach erst spät aufgenommenen frat (it. frate), das aber trotzdem im Plural umlautet: treten oder fretna. Dasselbe wiederholt sich bei dem noch jüngeren soldat pl. soldeten, dessen Plural „e" auch in den Singular eingedrungen ist: sohlet, wenn sich Ro. nicht geirrt hat. .1. kennt nur soldat. Ist also nach Vorstehendem der Umlaut bei Wörtern it. Herkunft ausgeschlossen, so ist zur Erklärung des e in teh das lat. Stammwort heranzuziehen, das auch dem it. tagliare, fr. tailler, rum. taia zu Grunde liegende taliare. It. incagliare stellt G. M. zu *in-coagulare (rum. inchieg = „gerinnen machen"). Besser ist es it. incagliare = „stecken bleiben, hindern, hemmen, auf den Strand laufen" mit it. scagliare = „schleudern, werfen, flott machen" (nicht scagliare = »abschuppen") zusammenzubringen und beide von callis = »Weg"' abzuleiten. Die Bedeutung von *in-calleare = ..in - 24 - 25 - den Weg treten, hineinsinken" leitet zu den übrigen ..stecken bleiben, gehindert sein, testgehalten werden" u. s. w. über, und entsprechend ergeben sich von *ex-calleare = „aus dem Wege treten*4 die weiteren Bedeutungen „aus dem Wege schaffen, werfen, aus dem Wege gehen", dann überhaupt ..gehen, treten" und weiter „übertreten, verachten". Da *ex-calleare (in der ersten Periode aufgenommen) als skel = „treten, Übertretern, verachten" auch in das alb. übergegangen ist, liegt es nahe, auch ngel auf *in-calleare zurückzuführen, was auch möglich ist. Da aber die mit ngel verwandten Wörter, ja sogar das Passiv, a erhalten haben, ist die Aufnahme erst in der zweiten lat. Periode erfolgt oder auch aus dem. it. Die Formen mit e haben sich durch Anlehnung an skel eingestellt.*; Von besonderem Interesse ist zdzof = „Schuppe, Baumrinde", da dieses Wort vielleicht das einzige ist, von dem man denken könnte, daß es direkt durch die Goten übermittelt worden sei. Das gotische skalja = „hohler Dachziegel" (ahd. scala, mhd. schale, nhd. Schale) ist frühzeitig in die romanischen Sprachen eingedrungen: fr. ecaille, it. scaglia, zum zweiten Male durch Vermittlung des a. fränk. scala in das Französische als ecale. Da das Wort aber im alb. ganz allein steht, ist es wahrscheinlicher, daß es nicht direkt aus dem Gotischen, sondern aus dem it. übernommen worden ist. Die lautliche Entwicklung wäre vielleicht folgende: nachdem in scaglia = skalia sk >> zg erweicht war (cf. zgebe, zgüre), trat Metathese des i ein, und intervokalisches -1- wurde zu 1: zgiafe* Im scut. hat sich nun in moderner Zeit g > dz ent-w ickelt, und durch dieses dz, also durch eine Art von Labia-liderung wurde a > o: zdzol. In skertfets = „Butterfaß" geg. aus scardasso = „ Woll-krämpel", wenn diese Ableitung richtig ist, und in trevete = „palco" Ro. aus travata liegL Suffix vertauschung mit -ezzo *) cf. hierüber E. W. unter skel\ Skalen ist fernzuhalten, kann nicht auf *ex-calleare /airückgehen. da lat. 11 V ergiebt, nicht 1. und -ete vor, bezw. bei letzterem Worte Angleichung an die Endung -teh'; in verteil, sendete u. s. w. Auch bei den auf it. binato zurückgehenden Wörtern binak, binäk, biriöke = ..Zwilling- scut. Ro. u. J. ist Suffix-vertauschung mit den häufigen -ak, -ok eingetreten. lt. Herkunft ist auch binar = „Zwilling" gr. (von it. binario = „ans zweien bestehend"), das G. M. von lat. binarius ableitet. Da aber, wie eingangs gesagt, in der lat. Endung -arius der Umlaut eingetreten ist, sich also *biner hätte ergeben müssen, ist von dem lat, Stammworte abzusehen. In den folgenden drei Beispielen liegt es nahe, an den Einfluß des r zu denken, der in den früher erwähnten breke, mrekule, mbref und drek vorliegt; es sind dies it. grappo > grep im == ..Angelhaken, Haken". Dazu kommen als weitere Ableitungen: krähe, geg. kerabe, cal. geräb f. = „Haken. Hirtenstab", krab-i m. = „Hirtenstab" J., ferner der Ausdruck zi krap = „mit einem raschen Griff ergreifen4' und die Yerben grap —■ „ergreifen, fangen, angeln" gr. und graps — „kneifed, mit den Nägeln zwicken" gr. it. raspare > respöj === „raspeln"; respe == „Raspel" scut. it. frasca >■ freske = ..Eichel des männlichen Gliedes" gr. Daß r nach cons. wirklich einen gewissen Einfluß vor folgendem a ausüben kann, zeigen auch folgende Beispiele aus dem rum., wo a ^> ea, ia sonst nicht vorkommt: gras rum. > grias, greas arom; brat rum. >> breatu, briatsu (Dimonie); gram rum. > griau, greau (Dim. Kay.); man vergh ferner Barcianu: rum.-deutsches W. B.: streaf, frant und freant. streang, strajä und streaje. Untersuchen wir jedoch, wie sich die übrigen Wörter it. Herkunft mit gleicher Lautfolge verhalten, so erhalten wir ein ganz anderes Ergebnis: it. grascia > grase = ..Lebensmittel" Ro: K frappa > #rape =^ „Franse" gr: r frate >- frat = „Katholischer Geistlicher" geg; ven. Franza > Frants J. (hier steht a vor Nasal); - 26 — — 27 — it. rasta >> :aste = ..Harke", wenn dieses Wort nickt lat. Ursprungs ist. was wegen des anlautenden r möglich ist, Aber trotz der beiden zuletzt genannten Beispiele ergiebt sich aus den übrigen mit Sicherheit, daß an einen Einfluß des r auf folgendes a in it. El. nicht gedacht werden kann. Eine einheitliche Erklärung für diese Spaltung in der Behandlung des a nach cons -f- r bez. nach einfachem r zu geben, ist kaum möglich; versuchen wir daher, jeden Fall einzeln zu erklären. Bei grappo >- grep ist eine lautliche Erklärung schon ausgeschlossen, weil im to., geg., cal. und gr. die oben angeführten Formen mit Erhaltung des a vorkommen. Das e hat sich zunächst im Plural durch analogischen Umlaut eingestellt und ist dann auch in den Singular eingedrungen. Es liegt diese Erklärung nahe, da sich e nur beim Substantiv findet und nicht auch bei den Verben. In den geg. Formen mit a hat eine Metathese derart stattgefunden, daß für g und p im it. k und b, also für die Media die Tenuis und umgekehrt, eingetreten ist. Dabei wurde das Auftreten von b noch dadurch begünstigt, daß in den weiblichen Formen der stimmlose Konsonant durch Anfügen des e stimmhaft wird. Auf diesen Grund allein ist b in gefäb cal. zurückzuführen. Das scut. respe = „Raspel" ist nicht vom it. Substantiv raspa herzuleiten, sondern zunächst von respöj aus it. raspare, dessen vortoniges a regelrecht zu e wird. Unklar bleibt e nur in freske, wenn die Ableitung von it. frasca = „Ast, belaubter Zweig" sicher ist. Die Bedeutung ließe sich vermitteln (cf. das deutsche „Rute" und ferner kafem = „Rohr, Rebe, männliches Glied", auch masur = ..Rohrstück zum Garnwickeln; männliches Glied"). Auf it. lacca = „Schenkel, Kniekehle; tiefer Grund. Tal" gehen entsprechend diesen Bedeutungen zwei Wörter zurück: l'ake f. = ..Tal" cal. Sani; „tiefe Stelle, tiefer Grund, Vprtiefung, Thal" gr. Rhd. N. und leke f. = „Bein" gr. cal; to. pl. = „Knieflechse"; auch lekeze = „Knieflechse". Das e im zweiten Worte aus lautlichen Mitteln zu er- klären, ist schwierig; vielleicht ist es mit aus dem Bedürfnis hervorgegangen, beide Wörter auseinander zu halten, da beide in denselben Dialektgebieten vorkommen. Von den übrigen lautlich ähnlichen Wörtern unterscheiden sie sich durch das Schluß „e" oder durch das Geschlecht: lak m. = „Schlinge, Schuhriemen", bei Mitk. auch lek, die aus dem Plural in den Singular eingedrungene umgelautete Form, mit dem Übergange von k ;> ts im scut. auch lets; J. hat lak, pl. leise (lat. *laquus); ferner lek m. = „verborgener Platz" gr. sie. und leke, scut, letse f. = „Fleck, Sommersprosse" (tü. leke). #jestre = ..Stiefsohn" stammt nicht von ven. fiastro: da das Wort in allen romanischen Spr. vorkommt (afr. fillastre. sp. hijastro, it. figliastro, rum. fiastru u. s. w.). also im Vulgärlatein durchaus gebräuchlich war, und es zudem auch in allen alb. Dialekten vertreten ist, ist es bereits in der lat. Periode und zwar, wie schon oben gesagt, in der ersten Schicht in das alb. aufgenommen worden (cf. S. 20). Das von Bla. verzeichnete rape = „Rübe" geht auf it. rapa zurück, während repe von se. repa, und reve = „weiße Rübe" gr. von ngr. (>tßa stammen. Unklar bleibt nach den gemachten Ausführungen nur das e in freske und weiter in fetske = ..Schweineschnauze. Elefantenrüssel", wenn dieses auf it. faccia zurückgeht. § 2. a vor Nasal. In den lat, El. ist a vor einfachem wie vor gedecktem Nasale zu £ geworden: damnum >> dem = „Schaden": pamis > pi-ri = „Faden", Im geg. erscheint häufig für i- vor Nasal ein e oder a: dam, pe-ni. In den Wörtern it. Herkunft ist a vor freiem Nasal fast ausnahmslos und vor gedecktem bis auf einige Ausnahmen erhalten: ven. balanza ^> paiantse; bagno > ban scut; banco > bango; banda ^> bände; campana >> kambane to; campo santo > kaposänt Ro. Erizzo; kapitan: catalano > katalä scut: ciancia > tsantsa (pl.) Bla. Ro; dama >> dam J: dragomanno 28 — — 29 >- drogomän geg; inganno ;> gann J; levänt gr: loeanda y> lokande scut; malanno > motan Ro; mulaJ: mändorle Mitk; manica >> mang J: partigiano > patersane scut; propagand J; publikän; rancio > rantse gr, Rhd; sakrestan J; scrivano skrivä scut: spranga >> prange Ro., J; stampa ^> stamp scut; stambe; stanga > stange Bla; stag Ro; stag J; stang geg: ven. vardamano > vardamane. amo > am sie. cal; campana ^> kampän cal; kampare S. Marz; cal. chiano > kan cal. Variboba; fogliame >> fjam sie; cal. ranu > ran cal; grano > grane Campobasso; panzana pandzan cal; vampa > vampe cal. Aus den zuletzt angefühlten Beispielen des sie. und cal. alb. ist ersichtlich, daß auch in diesen Dialekten a vor freiem Nasal durchgängig und einmal auch vor gedecktem Nasal (vampe; erhalten ist. Im allgemeinen ist aber a vor gedeckten] Nasal im cal. alb. zu. e geworden, wie die folgenden Beispiele zeigen: neap. sie. valanza ^> vhntse cal: calaudra >• kalendre cal. Rada: cal. rugagnu > rügen cal; scandalo > skenda'l cal. sie; speranza > sprents cal; tidanzo >* fidents cal. Rada; neap. lanza > lents cal; manco > mengu cal; mengu Frasc; mandra y> mendre cal; ven. panza >> pjents cal; mandola > menduh miendul March, ist beeinflußt von neap. ammennola. In einem Falle kommt a > e auch vor freiem Nasal vor: puttana > putere cal., welches aber schon im gr. alb. neben putane als putene (Porös, Rhd.) vorkommt und in dieser Lautform in das cal. alb. übernommen wurde. Zudem zeigen auch die übrigen Dialekte die Neigung a vor gedecktem Nasal zu i werden zu lassen: banda >• bende gr; stampa>stembe neben svambe gr; ven. mandola >> mendule Bla, manco >> menk geg; gambo. ven. gamba > gern, gern f. scut; gern m. J; canto > kant geg. auch Krist; kent to; granzo>ger# gr. N; rame > ram, to. auch rem, rembe Ro; reme J. Aus den genannten Beispielen ergiebt sich, daß die alte Lautregel a vor Nasal zu e werden zu lassen, auch bei dien ältesten it. Lehnwörtern noch in Geltung war, daß sie aber. schon abgeschwächt, sich vorzugsweise auf die Fälle oe~ schränkte, in denen a vor gedecktem Nasal steht. Daß dieser Wandel wenigstens im gr. Dialektgebiet noch Ende des 15. Jh. vor sich ging, zeigt sein regelmäßiges Auftreten im cal. alb. bei Neuaufnahmen. § 3. e in oraler Stellung In den lat. El. des alb. ist noch streng zwischen offnem und geschlossenem e geschieden. Wie im rum. geht offenes e in ie über ausgenommen, wenn es vor gedecktem Nasal steht: medicus > miek; venit > vien jedoch mente >> ment. In einigen Fällen v ird dieses ie unter dem Einflüsse eines folgenden 1 oder r zu ia weiter entwickelt: sella > sale; eeria >> karte, und in einigen Fällen durch den Einfluß eines folgenden Palatals oder einer Doppelkonsonanz zu i: gregem > grig: presbiter > prift. Das geschlossene e ist als e bewahrt: esca > eske; regem > rek. Durch einen benachbarten Labial hat sich in einigen Wörtern auch Labialisierung des e > o eingestellt: mekmi > mole. In den it. El. zeigt sich ein Unterschied zwischen offenem und geschlossenem e bei ihrem Ubergange in das alb. nicht; e ist in freier und in gedeckter Stellung als e erhalten; agresto >> greste; alfiere >> alfjer Bla; cal. arcera>> artsere cal; bandiera>bandjereFlagge; neap.bannera>baimertBüschel Rada; cameriere > kamarjer cal; caneveta > kanavete; celia > tsel scut; celliere >> tseler; cerehio *> tserke Hahn; tserke Rada; cerro > tser Ro; certo ."> tserte J; cesta/> tseste Ro; scherano >> skere cal. Sant; ciera >> tse're cal; koler J; collegio > koledz J; credo > kred cal. Sant; sie, crucetta0> kurtsete sie. Cam; difesa >> difeze cal; disepul d. geg; erede, rede >» rede cal. Frasc; eremo >> crem cal: ven. fe i> fe geg. J; neap. fella >> #ele; feie J; festa >> feste ges;. Prop; fresco > fresk J; galea>>gald; giannizzero >> clzanitser geg; ginestra >> dzi-nest Ro; godere > guder gr. Rhd: greco > grek; ven. grego — 30 — > grey gr; interesse ^> nderes cal. Frasc; neap. jetto > jetuk-cal; legi > lege cal. Rada; legge > ledze cal. Frasc; lettera letre; cal. mbero > mber cal. Rada; mestiere> bestjer cal; metro > metr scut; molesto > monest Rada; ven. moneda > monede; pasteca > basteks gr. Rhd; predica > predk J; cal. prieju > prej cal. Rada; profet J; regule; resto ^> rest; neap. revera > revere gr. cal; ribello > rebel; ven. salterio > salter Ro; sakriledz J; neap. sciabeeco > sabek cal; secebia > seke; seeco >> tseke geg. J; secolo >> sekuf geg; sella >> sei cal; serie>ser sie. Plana; sere J; sesta>seste; sete> setek Rhd; spera ^> spere cal; ven. spezie ^> spets; *sregolo ^> sregul J: a. sie. sterilster sie; tagliere > tajer geg; taverna> tavefes Bla; taverne scut; tornese ^> tufes cal. Frasc; trecca ^> trege; vela ^> vele Bla; vel scut; venedico ^> venedik Cihac; Regg. ventrera > vandere sie; verro ^> vef Ro; vespro > vespre Ro; desper cal; sie. visera >> vizere sie. Sant.; zecca>> zek# geg. J. gr. Auch in den Endungen -etto, -etta, -eto, -eta ist geschlossenes wie offenes e als e erhalten; buffetto > bufet cal; canneto > kanet Ro; confetto ^> kufet tsam; fogiietta flete; pieghetta > pjete gr; cal. scu-petta ^> skupete cal; sonetto > sunet cal. S. Marz; stiletto > skület Bla; sület Ro; trombetta > trumpet J; drombete gr. N. Eine längere Wandlungsfähigkeit könnte man für das offene e in der Endung -ello, -ella annehmen, in der es teilweise als ie erscheint, wenn hierbei nicht Sufflxvertauschung bez. Beeinflussung des Suffixes -iel aus älteren El. in Betracht zu ziehen wäre. Jedenfalls kommt ie noch in Worten vor. in denen der Wandel von s > s schon nicht mehr wirksam war, wie die Beispiele kastjel cal. und rastiel scut. beweisen, neben denen auch die Formen mit s vorhanden sind: kestjel, kstjel scut. und rastjel. Hierher gehören außerdem: barella > varjele gr. Rhd; batello > batjel Bla; cannello > kanel geg; kanel J; kenel Hahn. geg. ist ein Versehen für kenel; campanello > kamaniel cal. Rada; cardicello ^> rsjel gr. cal; coltello > kultiel Ro: trivello > terviel J; lat. Herkunft sind jedoch turiel J; turjele, trujele Hahn. — 31 - Die übrigen Wörter behalten auch hier e bei, sind also jüngerer Aufnahme: bardella > mardele cal; ven. burelo > murello gr. Rhd; cannella > kanele gr; capitello > kapetel: cappella >> kapel Ro; cappello > kapel Ro; sie. cartella ^> kartele gr; cassella ^> kaseh to. Doz; *cialdella > tsaudele cal: cordella >> kordele: kodeh gr. Rhd; fac[iol] + elo > fatsef J; ven. fanela > fanel scut; ven. gabela > gabel scut; gradella ^> grade! scut; gredele; ombrella >> umrel J; petrosello pjetrosel; sardello ^> sardele; sie. tavedda > tavele sie. botsiel, bei J. butsel = ./Radnabe" von *mozzello, der Verkleinerungsform von mozzo, und murjele, bei J. mrel = „Bremse" von morello, zeigen sowohl ie als e, sodaß entweder diese Wörter zu verschiedenen Zeiten in das alb. aufgenommen worden sind, oder der Einfluß des älteren -iel in dem einen Dialekt länger angehalten hat als in dem anderen. Die Diphthongierung von e >> ie hat sich weiter noch in zwei Wörtern erhalten, von denen es zunächst zweifelhaft ist ob sie zu den it. oder den lat. El. zu rechnen sind. Aus mehreren Gründen wird aber das erstere der Fall sein. Es sind dies: it. finestra, das als fnestre nur im scut. vorkommt, in viel späterer Zeit als finestre auch in das cal. eingedrungen ist, und it. tegolo', tegola. auf die scut, tiegul, geg. tiegule, tsiegule (Hahn) zurückgehen. Würden beide Wörter zu den lat. El. gehören, so würden sie wie diese mehr oder weniger über das ganze alb. Sprachgebiet verbreitet sein; statt dessen ist fnestre auf das scut. beschränkt und tiegule auf das geg. mit Einschluß des scut,. während in den übrigen Dialekten die entsprechenden gr, und tü. Ausdrücke gebraucht werden. Das allein kann kein Grund sein, ein türk. El. kann ein lat. verdrängen, so daß fnestre doch lat. sein könnte. In tiegule müßte aber, wenn es lat. Herkunft wäre, ti über ts zu s sich entwickeln; nach Hahn ist nun zwar tsiegule vorhanden, die Form mit s aber fehlt, während doch alle lat. Eh ti zu s werden lassen: puteus>pus und vortonig: meson aus invitiare. Das von Ro. gegebene indermjets = ..Vermittler" leitet von intermezzo ab. also ebenfalls mit Diphthongierung G. M. 82 — — 33 — des e zu ie. Die Erhaltung des anlautenden unbetonten i verweist nun die Aufnahme des Wortes in die neuere Zeit, die Diphthongierung jedoch in die ältere, und dazu, kommt noch der Bedeutungsunterschied, denn Intermezzo heißt nichts als „Zwischenstück, Zwischenspiel". Nun giebt J. als Vermittler" nnermiets an, das geg. ndermjetes lautet. Durch \ er-quickung dieser Wörter, die auf die Präpositionen nnermiet, nderiujet (= „in der Mitte, zwischen"') zurückgehen, mit dem w'u. intermediär!o ist dann indermjets entstanden. Einige Schwierigkeiten macht die Erklärung des geg. tHrtfc f. = ..Kichererbse". Im lat. sind zwei Formen vorhanden: cicer ciceris n. und cicera-ae f. cicer müßte kiksr m. ergeben und. auf diese Form geht auch scut. tsitser m. J. zurück, cicera ergab kikere f. (Hahn, Ped.) nicht nach G. M. kiken. Auf cicer ciceris gehen auch it. cece, arom. tseatsire fr. chiche, sp. chicharo zurück. Ausgeschlossen ist jedoch die Ableitung von fririis von demselben Etymon. Auer, das Diminutiv cieercula, auf das it. cieerehia, sp. cicercha verweisen, ist unannehmbar als Etymon, wenn auch die Endung -ulus in der ersten Zeit des lat. Einflusses bis auf die Mouillierung des vorangehenden Konsonanten schwinden kann: masculus > maske. Wahrscheinlicher ist die Herkunft von ven. siserchia, dessen e zu ie und durch das folgende ■ zu i ■ \ urde, sodaß sich *sisirke ergab, das über sirke recht gut zu frirke werden konnte (cf. s > § 26). In %'ivul = „schwach" sie. aus it. fievole erklärt sich das i durch den Einfluß des y'. Wie wir oben gesehen haben, ist im allgemeinen das geschlossene e als e erhalten. Nur ganz wenige Abweichungen lassen sich feststellen, und bei diesen ist es noch zweifelhaft, wieviel auf sl vischen und gr. Einfluß zu setzen ist. Von it.greppo = ,.Abhang,Rand eines Grabens" stammt krep, skrep = „Abhang",dem das geg.zgrip=„Kante,Rand" entspricht. Ven. carega ist das Stammwort zu scut. karig Ro, karig ♦I. — „Stuhl", die von kroat. katriga beeinflußt sind, auf das auch katrige Bo. Erizzo zurückgeht. Capestro hat mit Metathese des r und Abfall des dadurch in den Auslaut tretenden t im geg, die Formen kopres, kspres = „Halfter" ergeben. Die unzweifelhaft jüngeren Formen kapistre = „Halfter, Galgenstrick" geg. cal. auch bei Doz; kapisträn m. kapisträl m. = desgl., gehen sämtlich auf ngr. xccJciöTQi zurück. In den folgenden Fällen ist e infolge Sufflxvertauschung durch einen andern Vokal ersetzt worden. Es zeigen Sufflxvertauschung mit der Endung -är: vudzar, vutsär cal. = „Fleischer" von cal. vuecieri; -i: dzudi, dzuli Ro. dzudi J. = „Jude" von it. giudeo; -ir: murtir gr. = „Mörser von ven. morter; pantsir, petsir Bla. Ro. = „Panzer" von ven. panzera. -ür£ « lat. -ura): mendüre; mnür scut; mendire cal. = „Art, Weise", cal. auch = „Bild" von it. maniera. Labialisierung des e zu o, u liegt vor in nos gr. Rhd. = „Dummkopf" aus it. nescio und in dzutts (Santori) = „Schmeichelei" aus civetta = „Kokette". Letztere Ableitung, die G. M. mit einem Fragezeichen versieht, ist nicht unmöglich. Man vergleiche nur die Redensart: far la civetta = „kokettieren, schön tun mit Männern", die zur Bedeutung „Schmeichelei" hinüberleiten kann. § 4. e vor Nasal. In den lat. Lehnwörtern ist das geschlossene wie offene e vor Nasal zu £ oder i geworden. Im geg. geht der gedeckte Kehllaut in ä oder e über: lat. tenta >> to. t£nd£, geg. fände scut. tänn „ gentem > „ gint, „ ginde, „ dzinn „ arena ^> „ rer£, „ rans „ frenum >> „ fr£-ri, „ fre-ni, „ fre-ni. In den it. EL hat sich offenes und geschlossenes e vor Nasal bewahrt: sie. abbentu > bent sie; sie. annujamentu > nujament sie; avvento > avent scut; balena > balen Ro; cenna >> tsen cal; degno >> den scut; dei geg. J; embolo > embul gr; Weigand, 10. Jahresbericht. 8 34 — — 35 — indecente> disents cal; licenza, ven. lisenza > lisentse, lesentse, litsentse gr; cal. menza menzt cal; neap. nnozente >> nuzent cal. Sant; ponente /> ponent, punent; patena > potent Ro; quarantena ^> karantene Ro; remo ^> rem, rembe Bla, scut; sacramento ^> sakramenn J; scena > sen cal. Rada; sen J; sempre ^> sempri cal; neap. stra vient > stravient Rada. Es ist augenscheinlich, daß die genannten Beispiele erst in jüngerer Zeit in das alb. übergegangen sind, so auch mente = „Minze" Plana von it. menta, während die früher aufgenommenen, wie die lat., e vor Nasal zu e werden lassen: mendreze cal; mamerf geg. ebenfalls von menta (über die Stammerweiterung cf. G. M. alb. Stud. I. 55); seje geg. = ..Zeichen, Narbe, Orden"; se, sej scut. = ..Zeichen"; s£n.£ to. = „Strahl" von it. segno. Zu vringul = „Lappen" cal. March, fügt G. M. als Erläuterung neap. vrenzola = „Lappen" bei. Es giebt nun im it. neben brandello = „Fetzen" die Formen brindello und brincello = „Stück, abgerissener Teil, Fetzen bes. von Kleidern", mit denen vielleicht das cal. Etymon von vringul zusammenhängt. Es kann übrigens auch neap. vrenzola ganz gut im cal. als *vrinzula angesetzt werden. Auf einem sehr geschlossenen e bez. einer sehr offenen Aussprache des i in sie. lemmu = „großes Tongefäß" und cal. limba = „tönernes Küchengefäß" beruhen die folgenden Wörter: /emp-bi sie; lemp-bi cal. = ..Napf"; limbe gr. = „Becken" und Jims geg. = „Teller". Im cal. alb. ist trotz des Nasals das vorangehende offene e in zwei Wörtern in den Diphthong ie übergegangen: neap. ammennola ^> mendul, miendul = „Mandel" March, -nd- ist eingetreten durch den Einfluß des it. mandorla. contento > kutient cal. Rada, während J. können, kunnen hat. In pjono == „voll" cal. aus pieno ist o durch Labialisierung entstanden, begünstigt durch das erhaltene Schluß-o. Auf it. flenama = „Schleim" (= ngr. (p/Jijf/a) geht scut fl'ame, bei J. flam f. zurück; die Bedeutung hat sich auf alle Krankheiten erstreckt, die Schleim oder Feuchtigkeit absondern: Schnupfen; fallende Sucht und der weibliche Dämon, der sie erzeugt; Epedemie unter Tieren; Krankheit der Traube." Von Ableitungen kommen noch in Betracht: flamisem „ich erkälte mich" und flamosure = „besessen". Das a ist durch Nasalierung des e vor Nasal entstanden, da auch das scut, als Unterdialekt des geg. alle Vokale nasalisiert, § 5. i. In den Entlehnungen aus dem lat, ist langes betontes i als i erhalten, gleichviel ob in oraler Stellung oder vor Nasal: ficus > fik = „Feige"; lima > limf — „Feile". Das kurze i wird, wie in den romanischen Spr. als geschlossenes e behandelt: piscis > pesk === ..Fisch". Auch in den it. El. ist betontes i in oraler Stellung und vor Nasal als i erhalten: amitto /> amit Ro; sie, anitu ^> anit sie, cal; arkif Ro; artikui scut; asilo ^> nasil Rada; abruzz. bali ^> vali cal. Rada; ven. bandido > bändig to. bandil geg. stammt aus dem to; südit bannito ^> bannit cal. Sant; battista ^> tista cal. Frasc; ven biso "> bize Bo. Erizzo; bottiglia > botile; calamita > kala-mite Ro; capitolo /> kapituf Ro; neap. cardacia /> kardazi cal; cal. cattiva > kative cal; caviglia /> kavile gr; sie. cista ^> tsiste cal. Rada; sie chica > kiks sie; chilo ^> kif; kiu gr: cica ^> tsike; ciccia, ven. eizza, zizza^> dzidze, dzidze; sie. eippu tsip Rada; coccodrillo >kokodrif, korkodil; conizza^> kunitse Ro; consiglio > kunsile cal. Cam; sie. currivu /> kufif sic% Plan. Pap; cal. curtili > kurtil cal. Rada; effigie >> fidze sie; ven. fadiga > vdig scut; fedige; cal. fidili > fidü cal. Rada; cal. forise >> furis cal. Spezz. Alb; gentile > dzentil geg, Ro; giglio >> dzije sie; ischio>isk£; isoIa>>izul cal. Rada; lettica > litik cal. Rada; libro >> libr Ro; über J; lisca > lisk Ro; mantile > mandile; vandile cal; martir J; cal. micciu > mits cal. Frasc; mitra "t> miter J; naviglio ^> navil scut; obrizzo >obrits scut; offizio >> fits cal; ofits scut; ovile>>ovibs Leake; panico > penik; panik Ro; paradiso > paris geg; paradfs cal; partikui J; perikul Ro; per-viso > pervis Ro; neap. pivolo > 36' — — 37 — pijul cal. March; pipita >- pepite gr; cal. pisa > piz, u . L ven. pizzolo > pitsere; cal. pizzu > pits cal; sie. prisa ^ wizf cal. March; cal. rimito >> ranit cal; riso > ris, Held1 -üz: rissa > ritss; rits J; sie. schifu >> sKif cal; servizio > v:t>ia pl. gr; sigillo > sidzil Bla. Bogd; spieco > spik J; s;»%V-r> >> spif. J; spiglio > spin cal; sie. stizza >> stitse s;c: "a stitse Ro; tisica > ndisk scut; neap. trebeto, ph tr> vesil cal. March; visciola ^ ■. "1 scut; visita > vizite Ro; neap. vorzillo > vrrjil Fiam. 1 11; abruzz. zirra > ndzire sie. cal. abonesina /> abonesina Sant.; bima > biim : «W eapitinula /> kaptfndule cal; casino > kazino tsam; < w. • n >> kin cal. Rada; it. china>>kin£; crespino > grespin Ro: \-n. cusinad> kusi geg. J; kusi to. cal; eucina>kuzina Bo, Ervzu, cal. dignu ^> dinu cal; dozzina > duzine gr; fingere ^> &im S. Marz; gelsomino > tselsomin Ro; cal. grigna ^> grin* <- 1: ven. grinta > grindem; grinza ^> grintse Ro; limbo ^> h'rnh; makine Fräser; ven. merlin > madi gr; ven. minga ^> mim:«» gr. tsam; cal, ntinna > ndin cal; pellegrino > pul[-?ri * *ut: pino > pin cal; porrina /> pori J; propinquo > pa'bmb cal. March; raphna > repine scut; scrigno > skrins geg: --u., stim Ro; tamburino > tumbarine cal: tigna > tbw> Ro: o l. timpa > timp cal; it. tina >> tins geg., cal. Frasc; ti, tini J: trina ^> trins; trin J; violino ^> djoli gr. violi N; rosmarino > rosmari gr. Heldr. In pergamil pl. Rada aus pergamina ist Suffixvertauschung mit -il (= it. -iglio) eingetreten. Dasselbe hat auch in batere f. Hahn. = ..Batterie, Gewehrsalve" aus batteria stattgefunden, indem i durch die Endung -e nach r ersetzt wurde, die auch in köre, bare, /are erscheint. Auf milza gehen zurück: meltsi, multsi = „Leber" und mults-dza J. — „ventricolo". Durch Antritt der betonten Endung -i ist das i des Stammes tonlos geworden und dann in den gedeckten Kehllaut bez. durch Labialisierung in u übergegangen, welchen Vorgang auch mults zeigt. Die Verschiebung in der Bedeutung erklärt sich daraus, "daß an- gebildete Völker über die Lage der inneren Organe und deren Wirken sehr unklare Vorstellungen haben. tseng-a f. J. ist von ven. cingia cigna abzuleiten, das auch mit e und, wie scheint, häufiger vorkommt: cengia (cf. cengiä, cengiäl, cengiär; it. cinghia), sodaß dieses das Etymon zu tseng darstellt. Das Wort bedeutet einen „Streifen oder ein Band aus Bindfaden gewebt", das in verschiedener Weise, besonders als Sattelgurt verwendet wird. Das andere für „Sattelgurt" gebrauchte Wort mit Erhaltung des i: kingfle f. geht auf lat. cingulum zurück. Unklar bleibt o für i in nokre sie. = „klein"' aus sie. nicaru. § 6. o in oraler Stellung. Wie bei e ist auch bei o in den lat. El. zwischen einem offenen und einem geschlossenen Laute zu scheiden, o erscheint vor cons. f voc. als o: socius ^> sok = „Genosse"; coba > kove = „Schöpfgefäß". Im Anlaut hat o dieselbe Entwicklung durchlaufen, wie im it. uo) und im sp. (> ue), nur daß das alb. bei ue nicht stehen bleibt, sondern über ue bis ve fortschreitet, das vor 1 und r auch als va erscheint: opra > vepre = „Tat, Werk"; olium >> vaj = „Öl"; voj geg. Dieselbe Entwicklung hat o auch in den Endungen -ol und -OY durchlaufen, nur daß hier u seinen vokalischen Charakter behielt: capriolus >> kaprual; die Endung -torem -tuar. o in offener Silbe geht in langes e über: honorem > ner, nder „Ehre"; hora>here= „Zeit, Mal"; in geschlossener Silbe wird es zu u: cortem > kurt = „Hof"; cocceus > kuk = »rot". Die Endung -on hat sich zu -ua to., -ue geg. entwickelt: cotonem > ftua to., ftue geg. = „Quitte", während sonst o vor Nasal zu u wird: contra > kundre = „gegen". In den it. El. zeigt sich der Unterschied zwischen offenem und geschlossenem o nicht mehr: jedes betonte o in oraler Stellung ist im allgemeinen, wenn nicht besondere später zu erörternde Fälle vorliegen, als o bewahrt: — 3S — agosto >* gost Halm; apostuf scut; ven. artw; artitsök geg; biscotto l> herskdt geg; biotto >- bioia boccia > botss geg; bosso 4- ts > bost; botta "> bcif ..Stoß, Schlag": bofte >> bots = ..irdener Wassevkr; engem Halse": ven. bozza >> botss; brocca >> proks: e "> karotss: cicoria skone Iio; neap. eoeoiera ~> tsiko cio».'Co > tsok; coccio-a >> kots. kotsf cal; coecola > £es>: coecola d'occhio ~> kok^rdcTi' to. ixeic. cal. ar: \ic ; c^noscere . - konn'w J; eorda > kor#; eorpo > ko: eo>te > korwe Ro; co-wia > kos >'; coLr ^> kof Rc; t krok cal: doga /> dog6; figlioccio /> filots: foglio \ Rada: forma „> forme; forte "> fortf; forza > fort.se: fosss: sie. sabbillotv. gabilot sie; «'abslot cal: ve.w : '<0| <-\'; (_ I. wa m Lwl: cvol« > gole, :ori.w uot L.e... .. i.'l, hJ..o^llo t- mb.eL. ,d. cal. h..,,; ' . LkorLoL.. , X: I anj,.u,.i Lm.'s£,>r, Lww u*e... : i.)k ..,..l y ,.,:.: \.ä m:i1; i>i!<> - h>,. Lte m;:i.. > > müh ...... !.{.. :.. K.v !:..,- ^ n.tt .d.. .1: ,.....a o.oc: o.Vwe ~\ o. t.< w :..... wmd.ot<< .,w:....... p.....steh,. ... h rL .. .. ; t.ost.L > >w.,l .1, \..... , ,,.w. .. f------£: n..,\ . . ,e,. . .« iwaw rollo "t- roL jal. ...w. .-_.ee j^iu.. > .........._......... : po; >:ie. Cum; tomo "> tv/i>; abbr '-':ww :.d. IL:7t: tc'A^lij ^ t..:^:. ::-*.'^ So; ' rin ' '. '< '.''ii ..ic: cal rrop,'.. V 'rofr cal; -ic: r viulez«; Ro: vioiw J; vors ^t- F . ,.l------1 • d: i ;« Endum. < 7 1 -u! -imnr e ii li scldo ^ ^ce' 'iJb" ]"q • 11 • i" 'f. . n * flen' . Sil'> » 1 Ti ^i ur in 'ün_ ^ ' j,( il »r i - — 39 — fischiare + olo>fiskarüI cal. Rada; cazzo olo>katsii? gr. Rhd; auf ven. fasolo geht fasül -oli J. zurück, während die Formen mit r: frasule geg; frasnal Bo. Erizzo; frasuel Bla. von lat. phaseolus stammen (cf. sp. frisuelo). fasül Dan. ist das ngr. (paöovlt. agrigno + olo > akrinole cal; casa + olo^kesol'^ ksole, kasoTe, katsole; ven. mazzola > matsole gr; cal. pajjo + olo >paj6I ph Rada; pistole Hahn, pistöl J; pistott, piskolY: gr: neap. stagnarole > stanarole cal. Sant: bei karavöl = ..große Schnecke" gr. Rhd. und karaköts = .. Schnecke - Bo. Erizzo geht der erste Bestandteil auf it. caragollo, ven. caraguoh; zurück, wobei vielleicht auch tü. kara = .schvarz- mitgewirkt hat; der zweite Teil ist auf volksetymologischem Wege zustande gekommen (cf. die zahlreichen Formen E. W. out^r katsamil). pittore > pitür-ori J; pescatore ^> peskadür L; piskedure tsam; traditore > traditür cal; tra^-tür geg; tra^tuar Krist; tesoro ^> tezür scut. Ro; tesör; tersuar, tersor Frasc. u. Pian; cianciatore > tsantsatuer Bla. Ro; spillid'oro ^> pilura; vapore > vapör, papor Ro. gr; papuar tsam; colore > koior gr; mortorio > mortör scut. Wie ersichtlich wird gewöhnlich das geschlossene -<>r durch -ur, -or wieder gegeben. In denjenigen Fällen, in deiiHii -uer, -uar erscheint, kann nicht mehr von lautliche]' En -wicklung die Rede sein, sondern hier liegt, wie die gleichzeitig vorkommenden Formen auf -ur, -or z ei Ten, mir Aw-gleichung an die Endungen -uar, -uer der lat. El. vor In muratär „Maurer" von muratore und in i^'l ,.sorta di tela" J. von ven, faciol ist Suffix•.•:echsel ■är bez. it. -ello eingetreten. Einen großen Raum nehmen tsutul, tsütulze Rada; cal. ^ic. coibi kol. i - I doppia > dubbie pl. gr: polveiv > },n\htv vv \ . burbule S. Marz: sciroppo > äinip .1: mj- - r m., auch mustre. Letztere Form führt (. M. tirA sK a.b.. cai • - 40 - 41 — zurück; es ist dann nicht ersichtlich, warum im alb. s steht und nicht s. Da im Alb. it. o nicht zu oa und weiter zu a werden kann, wie im Rum. (cf. lat. foras > dacor. afarä), so ist die Ableitung von date = „plötzlicher Schrecken" (= arom. data) und von saltse = „eine Art gesalzene Sauermilch" geg. aus it. dotta und solcio sehr unwahrscheinlich. In der Bedeutung „Ball zum Spielen" führt Mitk. zwei lautlich verschiedene Formen an: tsok-gu und sak-gu. Bei der Ableitung kommen zunächst in Betracht: slov. zoga = ..Band, Ball zum Spielen" und ven. soga = „Band, Riemen, btrick". Auf dieses soga oder besser lat. soca geht soke = ..Frauengürtel"; sok-a = „Band, Gürtel" J. zurück. Das vom tu. saka = „Scherz" stammende geg. sake, scut. sak-a == ..Scherz, Witz, Spaß" hat nun die von Mitk. gegebene Form sak beeinflußt, tsok = „Ball" ist aber wahrscheinlich nur % eine Verwechselung mit tsok-gu = „Fußfessel, Spannstrick, Knöchel" (Hahn, Doz.j von it. ciocco; die richtige Form dürfte *sok-gu lauten. Von it. colostro stammen scut. kulostre, kuloster Ro: kühlster, koloster J; kloistre gr. Rhd; ferner keiostre, klostre gr. = „Biestmilch". Das u in kuluster ist durch nachfolgendes s entstanden. Außer den genannten Wörtern sind auch solche lat. Herkunft (von lat. colostra) gebräuchlich: knmeste to; kumst geg. scut; klumsst gr; glumst sie. Hieran im Anschluß ist noch die Endung -uolo zu besprechen, die sich in älterer Zeit zu -uel entwickelt hat: pignuolo > pinuel Ro; lenzuolo > lentsuel Bla. neben modernem luntsöl Rada; orciuolo > urtsuel Bla, neben rdzul scut. J. Hat die Aufnahme in jüngerer Zeit stattgefunden, so geht -uolo > -ul bez. -ol über. Außer den schon genannten Formen vergleiche man noch vajuLs gr. aus tovagliuola. Denselben Übergang von uo > u macht auch cal. guorfu ;> guter cal. mit als das einzige Wort, das den Diphthong uo im S'amme hat. § 7. o vor Nasal. Wie schon in § 6 erwähnt ist in den lat. El. jedes o vor Nasal in der Stammsilbe zu u geworden; auch in den it. El. wird o vor Nasal zu u, jedoch nur vor gedecktem Nasale: bomba > bume J; bronzo ^> brunts; cionco > tsunk; secondo > sikundre; sikunna cal; ven. sponza > spüze scut; spunz, spuz J; stomaco > stumk Bo. Enzzo; console kusute, das in Bezug auf die Lautgestalt auch lat. Herkunft sein könnte. o vor einfachem Nasal in der Stammsilbe ist o geblieben: coeömero > kokömare Tirana (Hahn); 6. M. giebt den Accent nicht an; er muß jedoch wie im it. auf der drittletzten Silbe ruhen, da „er" nur in tonloser Stellung zu „ar" werden kann, sprone ^> spron Ro; bisogna > bezorh- cal. Fra; kautsirona cal. Ungleich häufiger steht o vor Nasal in der Endung -one, die je nach der Aufnahmezeit des betreffenden Wortes verschieden behandelt wird. In den der älteren Periode angehörenden Wörtern ist für -on in der unbestimmten Form to. -ua, geg. -ue eingetreten, neben denen teilweise auch -on erhalten ist: Iimone > Imue — Imoni J; limon Ro; timone>> tomua tomöj Musakja; temön; capone >> kapua-oni, kapön; balkone > balkue Bla; pagone, pavone ;> pagua, palua-öi; pavöd-a J. mit Sufflxvertauschung: stagnone ^> stagua-göi, -göri; dragone > drague-oni J; drangua-öi. Es erscheint ausgeschlossen, dnß -ua, -ue noch Ergebnisse desselben Lautwandels sind, der in den lat. El. wirksam war: vielmehr sind -ua, -ue in den it. Eh nur Analogiebildungen zu den Wörtern lat. Herkunft, was besonders durch die gleichzeitig auftretenden Formen mit Erhaltung des -on zur Gewißheit wird. In den Wörtern jüngerer Aufnahme ist die it. Endung -one unverändert in das alb. übernommen worden: cannone > kanön: koladziön J; divodzion J; leone > leön Krist; processlone ^> protsesiön J; pertsiön cal. Rada; neap. ascenzione > sidzone cal: sie. cunsulazioni > kunsu/atsiön — 42 sie. Pian. Pap; cassone kasdn gr; mazzoca -f- one >• mat-sakdn gr; entsprechend auch ven. colona ^> kolont. In einigen Fällen erscheint außer den bereits genannten Endungen für das it. -one auch die Endung -un: coticone >> kotikün Rada; sie. garzuni > gradzün cal; gardzün sie: maccherone >> makarunde gr. Rhd; piecone > pikün gr; verdone > vardü-oni J. = ..Grünling. Goldfink"; sapone ^> sapün-i J; sapua-6i geg. Was die cal. Wörter angeht, so tritt die Endung - me schon im it. Dialekte unter gewissen Umständen em: >eem<> gbbJ ar\ daß dh> ^ndunir, -iom orhalten bPih^: pzion<\ comu-i) oiit: ^ "wi <^rvgv'i> d i mit «lern vom^e m " K< .1-sonan^eii \er^c' md J. r Uc -i >re > onp 1 ir !, od- r !l -Lmi mix üb'M-h'Mi, 1 iru -one L ut°t u l,r die n -une üb^r: ra^ium'. l.reum* E- kui'-*' >hu demn ' n vir' co^ieom1 cel \ cjt'rum uo I f'ic*' F >rrr ^ h im ngr w< 1. - >n 1 Da < i z1 nr i o , - ) m dh v ''t W'"r er? 1 > Li» <, , » - 1 r v me,i-P\ > Ii" ^....... !1> ! w nei" chl 7* ig«*:« - 1 ri ! *n/ m * ''ü-o1 x o *. \ pou>r/^ 1 eg«u E»1 (I 1 , > L>«d ue'en 1 her. L «rn. -^ u tU^vhV' ,ri. - t oc1 < >j 1 In.li- c fuo d 1- c 1 da- "\ or 1 ia . i'^iuFdle {ü -w Sc .u « ^' .tdeclT' L\ * »' --it \lb. üüo ' c ra ui A ' l ' «miiicn »or« au Vieh 1 -ue "'b ^ü'e . * m. > F Vlll f»'' 1 T 1 d \' ' i. *" " ' *' 1 i u u. ' ' ' u 1 r *M iv > u • 1 für «-1 ',6 nie .<*■ n ^ud'ud Lut • b 1 r «v> nl i ] \ ^ dal «v ^ o 1 rb ti UP«' u 1*1 ' ^ O" '1U l\.^d 'L In vlon la:. Eh. ist kurzes betontes .uch im rum.; — 43 — furca >- furkf; rum. furcä; fundus > funt; rum. fund. Langes u ist in älterer Periode zu ü, im gr. alb. und dialektisch im to. zu i geworden, was sicherlich erst eine sekundäre Erscheinung ist; in jüngerer Periode ist es als u erhalten: brunia > brürm . brims ==• ..Reif": cupa > kup£; murus > mar. Vielleu'ln »n eruir- \\'6vl\ r opi iüll« < n fo« 1,1 auf das i". /uiu" : m Zuccmöm'lL ^'f im em/. 1 1 r al Sicherb ei jc*vi. d1"-. durf k^um möub^u sei . Mb ilL uu m), iu it. El. geme,ent, ■• • e rn 'hm späterer; ,!at. Em Cut Nasal \ ir» In die" v Lehn^öt' " C. 1. r im. Ro; br .c Hahn: <'a; cal. f 1 1 daJule * XT > duk< • • d .!k . padTu^: " cal: fr , • > fus f m cal. Fr : i ■ gr. R..u . * ». > m'icc1 io h u\ -musco VGL. J ( burclii. ui" 1 , s ven. ^ in > VUCCO s'1 t ^> SU^ L . ; tllfo ^ -' ' ' ^ 1 1 T • hozutt': "-u- u ,1 T 4 * .'i- »Ul ». u vi: I? 'l j - vucfc cal; cal. vutu > vute cal; zufolo suful scut; ven. zurlo > tsurle J. aluno > alün Ro; cal. ciuncu > tsunk cal; cornarnusa > karamundz6 gr; karamuniss cal; fortuna > furtum-; grumolo ;> grumul; guagnune > gamin cal; cal. muzzicune > mitsikün cal; punto > punt Bla; sie, putruni > putrün sie. Pap; scum-i skumt, skumbs; sie. tumminu > turnen sie. Pitre 290. Die wenigen Ausnahmen beruhen sämtlich auf Suffix-vertauschung oder auf Vermischung verschiedener Formen. So ist die Endung -ün- in natür scut; nautürt, natürt Bla, Prop. von natura und in kreatüre Ro. von creatura die alte Endung -ms der lat. Eh: detürt, gümtüre, üntürt u. s. w. marotsfc cal. = „Schnecke" geht auf cal. maruzza zurück, das unter Anlehnung an die Silbe -ozzo (abbozzo, indozzo. aeeozzo, pargozza, gavozza u. s. w.) wahrscheinlich schon im cal. auch marozza lautet, womit sich volketymologisch rozzo = ..roh, ungeschickt, plump" verknüpfen mag. Von cal. vuecula stammen vbkuk cal. Rada und vukuh* sie. = .,Kreis, Ring". Da u in vuccula sehr offen ist infolge der Abstammung von bocca, konnte der Übergang zu o im alb. Worte leicht stattfinden. Suffix vertauschung liegt vor bei miseuglio > miskile gr. mit -ile (= it. -iglio). In opor. apor Bla. Ro. = „oder" aus it. oppure ist der Accent auf die erste Silbe übergegangen, vorauf die zweite unbetonte sich vokalharmonisch der ersten anglich, a in apor ist alb. a =-„oder" (= lat. aut). Die Darstellung der Abkömmlinge von lat, scutum und ir. seudo im E. W. ist sehr unvollständig. Alle Wörter gehören nur dem scut. Dialekte an und sind in der Form stark: von einander abhängig: Bla. skut == scutum; skut$ = scu-bulum; skndelle = scutella; Ro. skut, skut = „Thaler''; süt. sül, skül == „Schild"; J. skut, skut = „Taler"; süt = „Schild". Die regelrechte lautliche Entwicklung von scutum ergiebt zunächst *sKüt, das in moderner Zeit über *stsüfc in süt übergegangen ist; it. seudo ergab je nach der Aufnahmezeit skut "der skut. Alle übrigen Formen erklären sich dadurch, daß die lautlich richtigen Formen it. mit solchen lat. Herkunft gemischt wurden, was um so leichter geschehen konnte als it. seudo sowohl den Schild als auch die Münze bezeichnet. 1 geht zunächst auf ö zurück in der bestimmten Form *skudi aus it. seudo, das später durch das aus dem lat. stammende t ganz verdrängt wurde.*) Bla, schreibt zwar seine Wörter mit sk, da er aber s und s sehr oft nicht auseinander hält, kann hier sehr wohl der letztere Laut angenommen werden. § 9. au. In den lat. El. ist der Diphthong au in der älteren Periode zu a geworden, während in der jüngeren u konsonantischen Charakter angenommen hat: aurus > ar = ..Gold": causa > kafss = „Sache, Tier"; laudare J> lavdön. Von beiden Entwicklungen ist in den it. El. nichts mehr zu bemerken: der Diphthong hat sich erhalten, steigend oder fallend, je nach seinem Charakter im it.: baule > baül Ro: neap. abruzz. ciaula > tsäule cal. Auf ven. inauro (it. maduro) führt G. m. das geg. Adjektiv burms = „vollkommen reif" zurück. B. Die unbetonten Vokale, § 10. a. Unbetontes a im Anlaut fällt in den lat. Eh durchgehend« ab: amicus > mik: altare > her, Ifter. Inlautend geht es in jeder Stellung in den gedeckten Kehllaut über: salvare sslbön; sanitatem > sendet. Auslautendes a wird zu s geschwächt: esca^eske; arma > arms; nur in der Endung -ia wird es ursprünglich zu e (wie im rum.), geht aber in den Verbindungen -lia, -sia. -nia in s über: facia >> fake: familia > femile. In den it. El. ist unbetontes a im Anlaut in der älteren Periode geschwunden, in der jüngeren als a erhalten. * cf. über d > 1 § 26 ku# und kul. 46 - 47 — Unbetontes n im Anlaute fällt ab: neap, abbollo | astro bal'astri cal; sie. abbentu bent sie; cal. aceuchiare > kukarin cal. Sant; cal. affucare > fukarin cal; ven. agliada > fadf gr; agosto > gost Halm; agreste > greste; neap. appe-dare > pedarih cal; armata^>rmats; arrosare> rontsärin cal. Rada; neap. ascenzione > sidzone cal; asciuttare > sutarin cal: asparago > spare g J; sie, annujamentu > nujameut sie. Unbetontes a im Anlaut ist erhalten: abbate > abät geg. scut; abbecedario > abetare scut; cal. abisare > abisön cal; cal. abonisina > abon^sina cal. Sant; cal. addunarsi ^> adu-narem cal: adorare > adurön to; adröj scut. geg; adoraren cal; agrigno ^> akrinole cal; sie. aicula > aikuys sie; alabaster Ro: alfiere > aTfjer Bla; altane ^> altane gr. N; aluno ^> aluu Ro; altare ^> altar Kr»st. to; autar cal; amare ^> amarin cal; ammitto amit Ro; sie, anitu ^> anit sie, cal; apostul scut; apalto sie, Xyl; cal. arcere > artsere cal; arkif Ro; ven. arti-cioco ^> artitsök geg; artikul scut; avvento avent Ro. Miklosich nimmt an, daß das unbetonte anlautende a vor seinem Abfalle erst zu s geworden sei,*) Da aber in den it. El. außer den beiden besprochenen Fällen eine Zwischenstufe mit Erhaltung des a als e nicht vorkommt, ist auch ihr Vorkommen in den tat. El. unwahrscheinlich. Ist im Anlaute ein 6 erhalten, so ist es durch die folgenden Konsonanten bedingt. Im Inlaute, vor- oder nachtonig, erscheint unbetontes a in der älteren Zeit als £, im scut. als e, kann aber auch gänzlich schwinden. Bei einigen Wörtern finden sich außerdem noch Formen mit Erhaltung des a. In den El. jüngerer Aufnahme ist unbetontes a in jeder Stellung erhalten. Wegen der großen Anzahl dieser jüngeren Wörter ist auf deren Wiedergabe verzichtet worden, und nur diejenigen sind angeführt worden, in denen a eine Veränderung erlitten hat: cal. astracu > astsrk cal; neap. valanza ^> vlsntsf cal; cas + ola > kgsols, ksofc, kasole; castello > kestjel Ro; kstiel J; kastjeT cal. Rada; konsakröj, konsekröj Ro; ven. *) Alb. Forschungen II 73. fadiga > fedigs; vdig J; frastaglia >> frestelids gr; gradella ^> gredels, gradel; lasciare > Issön, Tetsön; lisöj geg; Isoj J; lasön gr; rapina ^> repine scut; cal. saccariare ^> sakerdirin cal; travata > trevete Ro: cambiare > kemben; cannello > kmel; kanel geg; canuto > kernte Hahn; dannare ^> denön; dnöj J; ingannare 1> gsnen to: ngenej Pro]); ngnüj d; maniera ^> m£ndür£; mnür scut; mendirs cal: panciera ^> petsir Bla. Ro; panico >> penik. In einigen Fällen ist unbetontes a durch Labialisierung in o, u übergegangen: barrare (?) ^> mburön schützen; cap-puccio ^> koputs, kuputs Pulj; fascia > fosi geg; fosnsri; patena > potent Ro; mancare ^> mungöj 4. neben sonstigem rnengdii. Das unbetonte a im Auslaute wurde, wie in den lat. Eh, allgemein zu t und zwar bis in die neueste Zeit, verstummt aber gewöhnlich im scut., das in dieser Hinsicht lat. und it. El. vollkommen gleich behandelt. Eigentümlich ist hierbei das Verfahren G. M.s in seinem E. W. An alle scut, Wörter, deren it. oder lat, Etyma im Auslaut ein a haben, hat er bis auf ganz wenige Ausnahmen ein e angefügt, obgleich Ro. ein Schluß-e nur selten setzt. Bla. kann hierbei nicht herangezogen werden, da er gewöhnlich die bestimmte Form an-giebt. Eine sichere Kontrolle über Ro. ist jedoch J., der auslautendes unbetontes e bis auf besondere unten zu erörternde Fälle fast immer wegläßt. Dazu kommt noch ein zweites: G. M, ersetzt auch inlautendes unbetontes e im scut. nach Willkür zuweilen durch e, zuweilen läßt er e stehen, ohne daß in seinem Verfahren eine Regel zu erkennen wäre. Nun kennt aber schon Bla. nur den e-Laut, nicht den gedeckten Kehllaut, und dasselbe gilt von Ro. und J., sodaß der Schluß berechtigt ist, daß im scut. einer von den beiden Lauten fehlt, oder daß einer in den andern übergegangen ist. Es ist das leicht möglich weil geg.. also auch scut., alle Vokale nasal ausgesprochen werden, dedenfalls steht fest, daß im scut, nicht zwei besondere Laute bestehen, sondern nur einer, den Bla. Ro. und J. übereinstimmend mit Me" 48 bezeichnen. Dem entsprechend sind eile dem E. W. «urw nommenen Wörter berichtigt .vordem Im Südgeg. von Elbassan wird e und e auseinandergehalten. Auslautendes a nach halbvokalischem i ist in den it. EL wie in den hat., zunächst zu e geworden, das sich teils gehalten hat, teils in das gewöhnlich im Auslaut stehende ; übergegangen ist. Dieses e nach i hat sich auch im scut. gehalten, wenigstens bei Ro. J. allerdings zeigt die Weiterentwicklung, indem er es in einigen Wörtern bereits verstummen läßt. Man vergleiche hierzu die folgenden Beispiele: bottiglia/>boti!e; cavaglia ^> kavile gr. Rhd: ven. siserehia ftirke geg; cicoria > skorie Ro; colocasia ^> kslkazs; kelkaz-a d: madia ^> mage; madze J; medaglia ^> medaje Ro; medai. d: metraglia metraje Ro; ostia >> oste J; pastocchia "w pastoke cal; scuftla ^> skuf]£ sie; secchia ^> seke; seke J; tigna > tine Ro. Ist i in der Endung -ia betont, so ist a vollkommen geschwunden, da man dieses betonte i gleich der Endung -i setzte: abbazzia abatsi geg. scut; barberia ^> barbari; neap. cardacia ^> kardazi cal; carestia > karasti cal; moria L> mori: profedzi J; neap. sporchia > purki cal. March. Hieran schließt sich noch furi, obgleich it. furia auf der ersten Silbe betont wird. § 11. e. Schon im vlt. sind die Lautwerte von e und i in unbetonter Silbe zusammengefallen, und demgemäß ist auch ihre Behandlung im alb. im Anlaut schwinden sie immer: eclesia >> kise; imperator > mbret; und im Inlaute sind sie teils ebenfalls geschwunden, teils als s erhalten, je nach den entstehenden Konsonan tenverbindungen: miraculum ^> mrekul; certare ^> karten. Auslautendes e hat sich als e erhalten, ist aber auch oft verstummt, besonders im scut.: gentem ^> ginde; gint to; dzinn scut; pacem >> pak, Im it. sind unbetontes e und i getrennt, wenn sie auch in den Mundarten etwas durcheinandergehen. Die lautlichen — 49 — Veränderungen, die sie im alb. erlitten haben, sind teils übereinstimmend, teils von einander abweichend, sodaß sich die besondere Behandlung jedes einzelnen Lautes notwendig macht. Unbetontes e im Anlaute fällt in den folgenden beiden Wörtern ab: effigie > fidzs sie; erede > rede cal. Frasc; als e ist es erhalten in epistul Ro. aus epistola und als je in jeremi scut. aus eremita, wozu G. M. die Bemerkung fügt, daß j slavische Lautgewohnheit sei. (E. W. 162.) nazil, asil = ..Verbannung" cal. Rada geht nicht auf esilio zurück (E. W. 18. 298), sondern es liegt Verquickung mit nasil cal. Rada = ..Zufluchtstätte" (aus asilo) vor, indem ein und dasselbe Wort sowohl .. Yrerbannung" als auch ..Zufluchtstätte" bezeichnet. Es ist das eine Übertragung von dem alb. Ausdrucke: zuri m&lebt ,.er (nahm) floh in die Berge"; wenn jemand gezwungen ist in die Berge zu fliehen, so ist er dahin so gut wie verbannt, aber zugleich gewähren sie ihm den nötigen Schutz. Die schon in § 10 erörterte Tatsache, daß das scut. nur e nicht s kennt, macht sich hier besonders deutlich bemerkbar. S > ist unbetontes e im Inlaut vor Nasal gewöhnlich zu £ geworden, im scut. aber als e erhalten: eremo ertm cal; lenire >> lenöj geg; segnale >> st.mifr gr; spendere > spendöh to; tentare > tsndöj geg. Dagegen: calendario >> kal'endär. kalennar scut; tsenakul Ro: contentare ^> konenöj scut; deg-nare >> denöj scut; gentile > dzentil geg. Ro. In einigen Wörtern ist für e vor Nasal ein a eingetreten und zwar infolge Nasalierung: en > en >> an: calendario > kalandär Ro; Regg. ventrera vandere sie: immenso > *emenso ^> amensöj Ro; amesoj Bog;d. Unbetontes e in oraler Stellung fällt aus, wenn die entstehenden Konsonantengruppen leicht sprechbar sind, oder wenn e zwischen mut. -j- Inj. steht: neap. sderrenato ^> zdsrnät cal; neap. seburcu, it. sepolcro > zbulk cal: disperare ^> dis-pröj scut; lettera>retr£; leter J; liberare > Fevrön cal; levrih gr; libröj J; per or* > prore Ro; speranza ]> sprtnts cal; Weigand, 1.0. Jahres!»erii'ht. 4 50 terazzo ^> cltfase, drase to. geg; neap. trebeto, tribete tri])t cal. March; teriaca ^> triakf. In einer Anzahl von cal. alb. Wörtern ist it. unbetontes e in i übergegangen, ein Wandel, der sich jedoch nicht aus dem alb. sondern aus dem cal. erklärt, da hier unbetontes e sehr oft als i erscheint: neap. caucerogna ^> kautsiroiia crd; carnevale ^> kai'ivar cal: neap. cecojera > tsikojgr cal; inde-cente>disents Rada; lettiga>litik Rada: segnalato > sinedai cal. Sant. Unbetontes e vor einfachem oder gedecktem r wird vielfach zu a, sowohl vor als nach dem Tone. Die Erscheinung ist nicht auf das alb. beschränkt, sondern zeigt sich, wie in den übrigen romanischen Spr. mit Ausnahme des rum., auch im it. dialektisch z. B. im ven. (tarina = terina; tarmoto, terre-rnoto) und im cal. (quarela, povaru, mascara, jennaru), den beiden hier in Betracht kommenden Murt1 arten (cf. Meyer-Lübke, Gram. I § :*28, 866). Daß der Wanuei auch dem alb. eigentümlich ist, nicht bloß aus dem iL übernommen wurde, zeigt augenscheinlieh scut. vardü-oni J; da it. verdone wegen des inneiiegenden Begriffs ..verde'1 nicht zu '-wardone werden konnte. Auch das ngr., durch dessen Vermittelung das Wort in das alb. eingedrungen sein könnte, hat e erhalten: Von Interesse ist es, daß die meisten Beispiele noch ein a enthalten, sodaß es nicht unmöglich ist, daß Vokalharmonie den Wandel begünstigt hat. Den Beispielen, die meist dem cal. alb. angehören, sind auch die ven. und cal. Formen, soweit sie belegt sind, hinzugefügt worden: barberia >> barbari; it. carnera (ven. camara. camera) > kamar cal; it. cameriere (ven. camarier) > kamarjer c. I; it. cateratta, ven. catarata > katarat, katarrik Ro; iL maecheroni, (crd. maccaruni) ven. macaron > makarunds gr. Rhd. Sptzzia; it. mercato (ven. marca, mercä) >> markat otr; it. passera (ven. passara). cal. passaru > pässarc cal: it. ter-razza > taratst to: it. verdone > vardü J; it. cocomeso > kokdmare Tirana uach Hahn; iL pergola > pat-guTe sie: — 51 — abruzz. totera > totare cal. Rada; iL libertä > *Ievarda > laverdä J; angheria > angari Ro. In allen übrigen Fällen ist inlautendes unbetontes e in oraler Stellung als e, scut. e bewahrt: neap. ajero > ajgr cal; neap. astrecu > asterk cal; gher-mire >> gsrmön; germoj J; ven. merlin > merli gr; mestiere > b^stjer cal; ven. persuto >> bersrit, psrsrit geg; ven. pescada >> psskacfe gr; ven. parecchiar ^> pareköj scut; neap. appedare > petfärin cal; ven. becazza ^> bekatse gr; beffardo > befardis gr; breviäl Ro; canterina > kanderie Ro; celliere ^> tseler; ven. cerfogio > tserfös Ro; koledzäl J; kreatüre Ro; gelso-mino ^> tselsomin Ro; zesemin J; guvernöj Bla; interesse > nderes eal. Frasc; medaje scut; meritön to; meritöj geg; metraje Ro; pegola > pegolöj geg; pergamina > pergamil ph Rada; perikul Ro; prediköj, perdiköj scut; pregön cal; protse-siön J; sakrestän J; servitsia pl. gr; *specchiale >> spekal cah Sant; telaro > telär scut. Unbetontes e im Auslaute ist im to. und geg. im allgemeinen geschwunden, besonders in den Endungen -one und -ale, im scut, durchgängig. Nur in den folgenden Wörtern meist jüngerer Aufnahme hat sich auslautendes e erhalten: cah arcere >> artsere cal; neap. ascenzione > sidzone cal: mantile >> vandile cal; mandile; bime >> bims gr; bokak gr. N; botte >> böte; cal. carriare >> kafars cal; consule >> kusutg; effigie > fidzs sie; erede > reös cal. Frasc; filare > filare cal. Rada; forfore > förrmls; fort; legge > ledzt cal. Frasc; ovile > ovik. § 12. i. Uber unbetontes i in den lat, El. vergleiche man den Anfang des § 11. Auch in den it. El. fällt unbetontes i im Anlaute, das nur in den Vorsilben -im -in vorkommt, regelmäßig ab. Da dieselbe Aphärese auch im cal. it. stattfindet (mparare = im-parare, mbitu = invito), so liegen den cal. alb. Wörtern schon diese verkürzten Formen zu gründe. Wie aus den Beispielen 52 — zu ersehen ist (cf. Wörterverzeichnis unter i), gehört die größere Anzahl derselben zum cal. alb., aber doch auch einige zum scut. und to. Über indermjets cf. g 3 S. 31. Unbetontes i im Inlaut ist in zweifacher Weise behandelt worden: 1) es ist zu e, scut. e geworden, und zwar besonders ; e« ist /m c, jv«t. ^ _____ gern, wenn es in völlig tonloser Silbe steht, in der es dann nicht selten ganz ausfällt: 2) es hat seinen Lautwert bewahrt. 1) Unbetontes i > e, e: cal. abönisina ^> abonesine cal: bisogna > hezone cal. Frasc: capitano > kapidan, kapedän: rapitare > kapetdh: kaptöj J; capitello > kapstel; cicoria ^> skorie Ro: diluvio > delu# cal. Rada: Bla: diluv Ro: dispe-rare ^> desperehem to; despröj, dispröj Ro; dispröj J; divinare > divenoj geg: divnbj, ndivnöj Ro: duplicare > diüpekbn: firmano ^> ferrnän scut: firmän Ro; cal. judice ]> jüdets cal. Frasc: iiber^-e ^> levrön cal: Tevrin gr: libröj J; licenza >-lesentse gr; Iisentse, litsentse gr. Rhd: limaccio >> Imask seid; limone ^> limön Ro: Imue d; limosina ^> limdsene. Tembsne; Imose geg: lemös d; manica mang J: partigiano > pater-kme Bla; pipita ^> pepite gr: pizzicare > pisköii, pitskön; predica > predik, predik Ro: predk d- ribello ^> rebel: cah rimitu > remit cal; riparo > feparin cal. Rada: sie. saecosima ^> sakozm/; sie: tisica j> ndisk scut: trifoglio > terföj, triföj Ro: terföin d: sie. trimoja > termol'e sie: trivello > tervieT d; sie. tumminu^>turnen sie; cal. I' urtimu^>l'urtm cal. Frasc: immenso > *emenso > amensöj (cf. S. 49). 2) Unbetontes i ^> i: ven. articioco ^> artitsdk geg: aspide > aspi.V- Ro: cal. abisare ^> abisön cal: befflcare ^> bofikar gr. Rhd; binato > binak Ro; kardinal Ro; kastigöj scut; cal. chicare > kikarin cal; coticone ]> kotikun Rada; cal. criata > kriate cal: kristal; difesa >> difez*- cal; diskaröj Bla; dise-pul geg. scut: dispetto > dispetisem sie; fidanza > tidents cal. Rada; cal. fidili >> hdil cal; figlioccio > filöts; filare > filare cal. Rada; fildj scut: ven. filtrar ^> fiTtur scut; finestre cal; — 53 — fischiare > fiskarül cal. Rada; fisico fiziki cal; hssare fism cal. Rada; giannizzero > dzanitser geg: ginestra > dzinest Ro; sie. lastima > lastimfs cal; likorno gr. N. Rhd; ven. liga-dura > li/adure gr; limön Ro: leinrone gr: cal. litraru > liträr cal. Sant; marinär Bla. scut; ven. mariner > mariner Ro; meritön; milordo > mildrdeze Rada: miseuglio > miskile gr; misiön scut: musike; cal. muzzieune ^> mitsikiin cal; sie. nchinari > nkinarm sie. Plana; ninnare >> ninui'e gr. cal: patriärk scut: piccare ^> piköj d; pignuolo > pimrel: pistole Hahn, pistöl scut.. pistole gr: pitur scut: profittare > fitem: fitöj scut; publikän; rigöj scut; sirüp J: skrivan Ro: skriva scut; ven. slilazzo > sfllatso gr. Rhd; sigiiio > sidzi'T Bla. Bogd; spillid'oro >> pilura; trillare >> trilöj J: cal. trivulu > trivuli cal; vikdr geg. scut; vigliacco > vilakös cah Frasc: sie. visera > vizere sie. Sant; visita >> vizit Ro; sie. visitusu > vizituze cal. Rada. Durch Labialisierung hat unbetontes i in den folgenden Wörtern eine Veränderung seines Lautwertes erfahren, wobei der Grad der Veränderung augenscheinlich durch vokalharmonische Einflüsse bestimmt wird: rimburchio >> rumbiiik Bla: figura>>i&gave neben flgurr; sciroeco > sirök scut; sorök, serök gr; timone > temön; tomua. § 13. o. In den lat. El. ist unbetontes o im Anlaute geschwunden: oblate ^> blate, und im Inlaute zu u geworden: leporem > lepur; die Vorsilbe con- > ku-. In einigen Wörtern ist jedoch auch 8 eingetreten: cornutus > kernte. In der älteren Zeit des it. Einflusses ist auch in den it. Eh anlautendes unbetontes o abgefallen, während es in späterer Zeit als u oder o erhalten ist: occhiale > kal Mitk; offizio > fits cal; ofits scut; ufits Ro; orciuolo > rdzul scut. J; urtsuel Bla; ombrella > umrel J; obrizzo > obrits scut: ospizio >> ospits Ro; ovile > ovik Leake. — 54 — — 55 - Im Inlaut hat sich unbetontes o je nach der Zeit der Aufnahme verschieden entwickelt: in der älteren Periode ist es zu u geworden, in der jüngeren als o bewahrt. 1) Unbetontes o im Inlaut >u: adorare ^> adurön to; neap. apolo > apul cal; arbore > arbur scut: bollare >> bulatis; borbogliare > burbulet; boria + ame ^> burgäm cal; brontolare > vrundulis cal; collare >> kular Musakja; kulare J; coltello > kultiel Ro; corsare kusar scut. to; kursär Ro. gr. Rhd; eosciale ^> kusal cal; eostare > kustön; dolare > dulärai cal; dozzina ^> duzine gr: cal. forise > iuris cal. Spezz. Alb: godere > guder gr. Rhd: guvernöj Bla; lombarda > Tumbarde Ro: monaca > munake^ Ro: munges scut; morello ^> nrurjele; ven. morter ^> murtir gr; musaik Ro: mostardo ^> musträk J; neap. nnozente ]> uuze\d cal. Sant; pegola >> pegulöj geg; penzolare >> pezuldj scut; pergola ^> pargule cal. sie; portulaca > burduhik; pozzo-lana > putsuhin Ro; roncare^> rungon cal. March; ro sign uolo ^> fusinual cal; scolare ^> skulom Rada; cal. scoppare ^> tsuppar cal; suTckit cal: *sopporta > supporta pl. cal. Rada: sorbire > surböh: neap. sporchia >* purki cah March; tom-baeco ^> tumbak, tumäk geg: tornese > tu res cal. Frasc: tropea "> trupi cah 2) Unbetontes o im Inlaute ^> o: cah abonisina ^> abonesine cal; arrosare ^> rontsarih cah Rada: adorare ^ ad'o raren cal; bokale gr. N; bottiglia^> botile: camposanto > kaposant Bo. Erizzo: katolik scut: coccodrilh» ^> kokodrii, korkodil Ro: cocomero ^> kokomare Tirana; corlardo kovarde Xyl; koladziön scut; koler scut; koledz scut: kolone; koldr gr; komet Ro; kosäk Ro; kotikiin Rada: diakon Ro; divodzion scut; dotor Ro: forzato ]> fortsat; fort-sade J: gelsomino ^> tselsomin Ro; intonare > ndonate cal; irom Ro; lokande scut; molesto >> monest Rada; ven. moneda > monede; moria ^> niori; mortorio > mortör scut; notar Ro : pastoral scut; petrosello > pjetrosel; poeta ^> poetar to; por-rina >> pori J; profet scut; propagand scut; regolare ^> ngo-läreh cah Sant; romano > ronwik Ro, skolar cal; skohir Ro: sfoderare > sfoderärin cal. Rada; soldat scut; sonet Ro; sottane Ro; toccare > toköj Jarnik. scut; tonatsel Ro; tonsür Ro: violino > rfjoK; violi gr. N; volatico > volatik Kav. Es giebt nun eine Anzahl von Wörtern, von denen Formen mit Erhaltung des unbetonten o und solche mit Wandel desselben zu u belegt sind: colostro > kuloster, kulostre, koloster scut. Die dritte Form ist die jüngste, da sie im Gegensatze zu den beiden andern vortoniges o bewahrt hat. 1 und s in diesem, wie 1' und s in dem vorangehenden Worte, erklären sich durch gegenseitige Beeinflussung des älteren kuloster und des jüngeren koloster, das auch den später zu behandelnden gr. alb. Wörtern zu Grunde gelegen hat. kurore, korone; kunore7 konun geg: kunör scut. führt G. M. sämtlich auf ngr. xogeova zurück, das selbst romanisches Lehmwort ist. kurorf kann ebenso gut aus dem lat. (-n- > r) stammen und auch bei den übrigen Formen ist romanische Herkunft nicht unmöglich. rosario > ruzare Prop. J; rozar, rtizär Ro. sottile + accio ^> sottolas, sutilas Ro. ven. bonazza ^> bima/tse, bonatsf; bunäts. bonäts J; mortale > moriar geg. J; mortär, murtär, mortäl Ro; moscajo L> muskai J; muskaj^e, moskaje Ro; *rnozrello (von mozzo) > botsiel; butsel J; ponente ^> ponent, punent; provare ^> pro von, pruvöri Prop: provöj scut; trombetta trumpet J; trombet Ro; gr. auch drombete K. Wie schon in den beiden ersten Beispielen kann man die Bewahrung des unbetonten o auch in den übrigen damit erklären, daß sie zu verschiedenen Zeiten in das alb. eingedrungen sind, oder zu einer Zeit, in der der Wandel von unbetontem o > u im Erlöschen war. Dabei ist aber zu beachten, daß bei den zuletzt genannten 7 Beispielen der Wandel zu u auch durch Labialisierung bewirkt sein kann. Wie schon in den lat. El. unbetontes o neben u in einzelnen Fällen auch s ergeben hat, so auch in den it. El. Nicht selten ist dann e, neben dem sich zuweilen u oder o gehalten hat, gänzlich ausgefallen. Dabei befindet sich in fast allen Beispielen it. wie lat. Herkunft ein r oder ein palataler Laut 56 in unmittelbarer Nachbarschaft des e, sodaß der Wandel von o'> e durch die genannten Konsonanten, wenn auch nicht bewirkt, so doch begünstigt wird. Man vergleiche die Beispiele: adorare "> adroj geg; colocasia ^> kelkaze: colostro ^> kloistre, keTostre, klostre gr. fornire > hrndn, furnön cal: fogliame > fjam sie Pitre; foglietta >> Heb-: forfore > fdr-Tm-fe; gonfiare > Dguföj scut; guföj J; ngefoj ßo; orca " orgün, regün; posare > pusön, pusöj; pesoh gr; rosmarino ^> rosmarin, resmarfn Ro: rosmari gr; scopare ^> *skepbn > pe-skdn Hahn; soffrire > sgfreii; surren, cah Barile; sufrireh Frasc; vorzillo >> verpl Fiam. Arb. 1 11; bei pertsidn cah Rada aus processione (scut.: protsesiön) ist ebenso wie bei den beiden folgenden Wörtern die Vorsilbe pro- durch per- ersetzt worden: propinquo >> perbmk cal. March, und promettere > *permetöj ^> premtöj, premptöj scut. Prop. Die Vorsilbe con- oder com-, die in den lat. Lehnwörtern zu ku- geworden war, hat sich in den älteren it. El. ebenfalls zu ku- entwickelt, in den jüngeren aber den it. Lautstand bewahrt: confetto ^> kufet tsam; conizza J> kumfcs Ro; confine > kufi geg; consiglio ^> kunsile cal. (Jam; compare ^> kumar. komär scut; kumbare to: contento ^> kutient cal. Rada; konen. kunen J; contentare konenöj, kunendj scut. Prop; conoscere ^> konostis scut. Jarn; konosti Doz; konnös, kunnös J; con-fessionale ^> konfesionäl Ro; consacrare ^> konsakröj, kon-sekröj Ro. Anders ist es bei der Endung -olo, die in allen it. Eh als -ul erscheint. Lautlich hat sich jedoch der Wandel nur bei den älteren it. El. vollzogen: bei den jüngeren ist -ul durch Anlehnung an dieselbe Endung in den lat. und it. El. eingetreten. Man vergleiche hierzu: apostul scut; artikul scut; capitolo > kapitut Ro; cenacolo > tsenakul Ro; ciottola >* tsutul Rada; diseepolo > disepul geg. scut; embolo >> embut gr; epistul Ro; hevole > #ivul Schiro; grumolo ^> grumul; isola izul cal. Rada; jacolo ^> jakul Rada; neap, jetto -f olo^>jetulf cal; ven. mandola, neap. ammennola > menduh miendul cal. March; mendule Bla; mussolo musul scut; — 57 — musul Ro; partikul scut; penzolo > pezul scut; perikul Ro: popolo > popul scut; postola > püstul J; regul scut; regule, regute Kul; sagola > sagule gr. Rhd; secolo > sekul geg. scut: sregolare > *sregolo > sregul J. Nur in den folgenden drei Wörtern ist -olo durch die Endung -ere ersetzt worden, und zwar ohne ersichtliche Ursache a. ven. pizzola > pftsere = ..klein"; lupolo > luva* = „Hopfen" gr. N. Rhd; coecola > kökere geg, koker J. ===■■ „Kern, Beere". In zwei Wörtern ist vortoniges o in a übergegangen: ven. brosa >> brazim = „Reif" ljap; und toccare > toköj = „gebühren" cal. darn; = „sich ereignen, zu teil werden" scut: takön to. geg. = „begegnen; betreffen, angehören". Wahrscheinlich liegt bei diesem Worte Beeinflussung von se. takunti = „berühren" vor; bei ven. brosa hat offenes o den Übergang in a vermittelt. o im Auslaute ist, wie man schon aus den Beispielen auf -olo ersehen kann, durchgehends abgefallen. Nur in ganz wenigen Wörtern hat sich das Endungs-o erhalten, die sich dadurch schon äußerlich als sehr junge Fremdwörter der alb. Spr. ausweisen: appalto sie; cabo/gr. Rhd « capo) ilk)rno gr. N. Rhd; pjono «pleno) cal; skändalo to; takko gr. Rhd. «taeco); murello gr. «ven. burelo); loto. lote Mitk «lottoi. § 14. u. In den lat. El. ist unbetontes u im allgemeinen als u bewahrt, nur vor dem Tone ist es in einigen Wörtern in e übergegangen: judicare > gukön; luctare> Mtöri, luftdn. Im Auslaute ist es immer geschwunden: amicus > mik; cavallus >kal. In den it. El. ist u in unbetonter Stellung als u erhalten: cal. addunarsi > addunärem cal; cal. affucare > fukariri cal. Frasc; cal. aceuchiare > kukärin cal. Sant; sie. aicula > aikuye sie; sie. annujamentu > nujament sie; cal. arbule > arvur cal; asciuttare > sutärin cal; ven. burelo > murello gr. Rhd; buffare > burfuat; buffetto > bufet cal; cal. bunnari > 58 — — 59 — bunaren cal; buttagra > putärg scut; cal. capitinula >> kaptin-dule cal; kaputsm Ro; cbiudere > kudoj; cal. culuri >> kulür cal; sie. cunsulazioni kunsuyatsiön sie; cal. curtili ^> kurtfl Rada; sie crucetta > kartsete sie. Cam; ven. cusina ^> kusi geg. J; kusi cal; eucina >> kuzina Bo. Erizzo; sie. currivu > knnf sie; ducato ^> dukät geg. cal; duplicare > dulpekdh. dulbukds; cal. furtuna > furtune cal; cal. frusculu > fruskul cal; fuga >> fugoj cal; funeräl Ro; furia >> furi; giudeo > dzudi scut; lustrare ^> lustri Doz; lunario ^> Innär Ro; muli-nar Ro; muratore ^> muratär; murare ^> muröj Ro; sie. nkiu-vari ^> nkudiren Rada; piturdj scut; portulaca > burduläk; publikan; sie. putruni ^> putrun sie. Pap; puttana ^> putam gr. Hahn; putene gr. Porös; putere cal; cal. rugagnu ^> rügen cal; cal. scupetta > skupete cal; cal. sunetto >> sunet cal; neap. strusciolo > struselären cal; strupare > strubir cal; studjdj scut, Lecce; cal. trivulu > trivuli cal; sie. tumazzu ^> Imnats cal. sie; tumatse gr. Rhd; cal. vuecieri ^> vutsar cal; cal. vüecula ^> vdkule cal. Rada; vdkule sie; vulcano ^> vulkan Ro; ven, znrlo ^> suruläs, surhis. In einigen Fallen ist unbetontes u auch in o, i übergegangen; cullare >> kolarin cal. Rada. = „vacillare"; pugnale > pinäl = ..Dolch" geg; usura > hozure = „Zinsen, Interessen"; purgatorio "> purgatur scut; in pergatuar cah ist pur-durch die Vorsilbe per- ersetzt worden. Im Auslaut ist unbetontes u auch in den it. El. gesehwunden, wo es aber erhalten ist, wie in dinu cal. « cal. dignu) und in dupu cal. « cal. dopu) ist es das Zeichen jüngster Entlehnung. C. Die Konsonanten. g 15. k. In den lat, El. ist k im Anlaut und intervokalisch als k vor dunkeln Vokalen (a, o, u) und als k vor hellen Vokalen (e, i, ü) erhalten: cavailus > kal'; centum >> kint; buca > büke; pacem >> pak. Die Verbindungen et, es kommen für die it. El. nicht in Betracht, da im it. ct>tt und cs>>ss assimiliert worden sind. Die Verbindungen kl und nk werden unter 1 und n behandelt. In den it. El. ist k = it. c vor dunkeln Vokalen und vor Konsonanten immer als k bewahrt. Man sehe die Beispiele im Wörterverzeichnis unter c, sowie für k im Inlaut die folgenden, wobei die cal. sie. und gr. alb. Wörter nicht mit angeführt wurden. ven. articioco > artitsök geg; artikul scut; balcone >* balkue Bla; barka >> harke gr. scut; ven. beeazza > bekatse gr; biscotto > bersköt geg; brocca >- proke; cenacolo > tsenakul Ro; cica > tsike; cicogna > kanuse Ro; cicoria > skorie Ro; kore J; tsicojer cal; köreze gr; cioeco > tsok: diaeön Ro; duca > duke cal; duk J; ducato > dukät geg. cal; duplicare > dulpekön; fabrik Ro; fresco >• fresk, fresk scut; greco > grek; lacca ^> leke cal. gr. to; lake cal. Sant; lasca > lask Ro; lisca > lisk Ro; ven. macaron >> makarön Ro; monaca>munakes Ro; musco^>musk, mosk; müsike; panico > panik Ro; penik; partikul scut; parrucca ^> pafük Ro; patriärk scut; per + cuna > perküu scut; per -f- cullare > perkül J; perikul Ro; pizzicare ^>/piskön; portulaca ]> 1 ur-duläk; predica^>predk J; publikan; ven. sachetär ^>sakerdzöj J; sacramento > sakramen scut; scalmare > skalmöj scut; scandalo > skandul geg; scardasso > skerdets geg; it. dial. scuma ^> skume; sciroeco >> sorök gr; sirök scut; scogiio > sköj scut; ven. scola > skole geg; scopare > pesköh Tirana: scrigna > skrine geg; scrivano >> skrivän Ro; seeco > tseke; sekolo >> sekul geg; secondo >> sikundre; spiccare > spik <1: stomaco >> stumk Bo. Erizzo; tabako; tabernakul Ro; tisica > ndisk scut; toccare > toköj; tombaeco > tumbak geg: teriaca >> triake; viatico > vjatik scut; vikär geg; volatica >• volatik Kav; vulkän Ro; zecca ^> zek& geg. gr. In rsjel gr. cal; rsül J. = „sonchus eiliatus, eine Distelart", ist der Guttural gänzlich geschwunden, wenn die Ableitung von cardicello richtig ist. Als Bedeutung von rsül giebt J. übrigens nur an: una sorta di erba. — 60 - — 61 — Neap. abruzz. cannacca erscheint als anak cal. Das Schwinden des k ist bereits im cah vorbereitet: hannacca. Zu gavits =-- ..Weinfaß" setzt G. M. ein it. *caviccio von cavo an. Aus den übrigen Formen mit anlautendem ga- go-als gavfts-dzi = „cappa del Camino'* J; gaver ..Öffnung. Loch" scut: gdvere = „Grube" sie. govate = ..Tragbutte für Mörtel, Trog, Mulde, Kahn" und govät-da — „Kufe" J. er-giebt sich, daß die Annahme eines besonderen it. Etymons nicht not,;endig ist, daß vielmehr alle diese Wörter Ableitungen von lat. cavus sind, was für govate (= lat. gavata r- - „Schüssel") mit ebenso viel Berechtigung gilt wie für govere; eine Vermittelung durch tü, kavata, kuvata = ..Holzschüssel" wird dadurch überflüssig. Das o in der ersten Silbe beruht wie in prt. covo = hohl, cova = Höhle, sp. cueva —-Höhle auf Labialisierung. k > g ist schon im Vulgärlatein eingetreten (cf. gamba, gamella, gavea; ferner it. gavone). grespin m. = ..Gänsedistel" Ro. geht auf it. crespino zurück, das in den Wörterbüchern in der Bedeutung „Berberitze , Sauerdorn" verzeichnet ist. Nur Michaelis führt auch grespignuolo an = „Gänsedistel, Saudistel", sodaß wahrschein-lich mundartlich im Anlaut auch gr. gesprochen wird, das dann in das alb. eingedrungen ist. Bei trek-gu = „Höcker", trek-ga == ..Höckerin" scut. ist es besser auf asl. trr.gi,, se. trg zurückzugehen, von dem auch tregöj, tregtar, trektär, tregtöj stammen, als auf it. trecca. Über skarköj, sgarköj cf. unter nk > ng § 30. § 16- g- In den lat. Lehnwörtern ist g im Anlaute in harter Stellung als g erhalten, in weicher als g: gaudium ^> gas — ^qauU- fcfcj1 „Freude"; geniere > gembh = „seufzen". : Intervokalisches g schwindet in der älteren Periode. 1 während es in der jüngeren seinen Laut wert bewahrt: augu- rare >> urön — „ glück wünschen"; sagitta > segete = ..Pfeil". Auch in der Verbindung ng ist g zuweilen geschwunden: angelus > eng^i to. geg. cal; eil scut. = „Engel"; expungere ^> spon = „durchbohren, durchbrechen". fn den it. El. ist g (= it. g vor a, o, u, vor Konsonanten und gh) fast immer als g erhalten. Für anlautendes g siehe das Wörterverzeichnis unter g, für g im Inlaute die folgenden Beispiele: agosto >> gost Hahn; ven. agresta > greste: ven. agro > ager; angheria > angari Ro; asparago > sparag J; briga > brigöj J; burgo>burg J; buttarga> putärg scut; ven. carega > karig Ro; karig J; castigare > kastigöj scut; doga>doge: dragone > drague J; dragomanno > drogomän; ven. fadiga > fedige; fango > fang J; gonflare > nguföj, guföj scut; in-gannare > genen to; inganno > gann J; ob. it. ingattiar > ngatfön, gaterofr, latuge Kav. N; legato > legät Ro; ven. minga > mingo gr. Rhd; tsam; pagano >> pegani Ro; pagare > pagöfi; papagallo > papagäl; pegola > pegulöj geg; pelle-grino > puligri scut; podager Ro; propagand scut; purgatorio > purgatur scut; pergatuar cal; rigare >> rigöj scut; ruga > fuge scut; ven. seguro, it. sicuro ^> segür, sekür Ro: sigaro > sigar Ro; spago > spak-gu Ro; spago gr; spiegare >> spjegöj Ro; spranga >> prang Ro; sregolare> sregul J; stanga >> stange Bla; stag Ro; stag J; voga > vöge cal. Obwohl nun g im allgemeinen seinen Lautwert beibehalten hat, ist doch gr in den folgenden Fällen wenigstens dialektisch in kr übergegangen: agrigno > akrinole cal. = „sauersüss"; gris[ola] + eta> gerset = „Flechte, Flechtwerk, Zopf"; kersete = „Haare" Bla; kreset gr. Rhd; keset, kset, set = „Haarflechte" cal. sie. Bei den letzteren Formen mit k liegt vielleicht Beeinflussung von kreste = „Mähne, Borste" vor. greppo > zgrip = ..Kante Rand" geg. scut; sonst krep, skrep = Abhang. Hier kann k durch Assimilation an das inlautende p bewirkt worden sein. Uber kr in den Ableitungen von grappa cf. S. 26. pagone, pavone ergab pagua und im scut. pavön Ro: pavöd J; auch mit Übergang des v in ä und weiter in 1: palua (cf. § 26 Spiranten). — 63 — Geschwunden ist intervokalisches g in pjete = ..Kleider-falte" gr (it. pieghetta) und in malaure = „Eule" cal. Stier (it. malagurio), hier durch den Einfluß von urdn. = ..glück-wünschen" bewirkt, da auch bei den Albanesen die Eule ein Unglück bringender Vogel ist. Im gr. alb. ist in einigen Fällen für g das dem ngr. geläufige / eingetreten: ven. grego >> gre/ gr; ven. ligadura > li/adure gr. Rhd. § 17. K, g. In den lat. El. haben sich k, g (aus c, g vor e, i, ü) in allen alb. Dialekten erhalten, nur im scut, haben sie sich zu ts, dz weiter entwickelt: lat. caelum > kel, kiel to. gr; kie# Piana: kil geg; tsil scut. Derselbe Vorgang zeigt sich auch in indog. Eh: ke# = ..scheren"; tse# J. Lat, gallus > gel to. geg. gr. cal; gel sie; scut, gel und nach J: dzel. Indog.: garper to. gr. garpengeg; galper sie; gnrperüscal; dzarpen scut. Der Explosivlaut hat sich im scut, gehalten in kis « cc-clesia), kumste « colostra) gist = ..Finger" (indog.), wegen des folgenden s, in kan— ..weinen, klagen" zur Differenzierung von tsaii = ..spalten". In den it. El. ist k, g nur in drei Beispielen in ts, dz übergegangen: stiletto /> skület Bla > sület Ro: il mucchio Imuk = „Haufen" scut. Jarn; Imuts = ..durcheinander" (adv.) J; und scaglia >• *zgialf >> zdzot= ..Baumrinde, Schuppe" Ro. Alle übrigen Wörter haben k. g bewahrt, auch im scut,: archivio > arkit'Ro; cerchio >> tserke Hahn; tserke Rada; ven. siserchia ;> {jidis geg; coecola d'oechio ^> kokerdök to. geg. gr. cal; kokerfdk-u J; dischiare > diskaröj Bla; machina > matine Fräser; occhiale kal Mitk; rimburchio ]> rum-biiik Bla; seeeida >> seke; seke-ia J; tabacchiere >> taba-kere Do/. Man ersieht hieraus, daß der Ubergang von k > ts nur in alten Lehnwörtern stattgefunden hat, nicht aber in den Wörtern, die noch als Fremdwörter gefühlt werden. Möglicher Weise- ist mage it. Herkunft, bei d: madze ~ „Mulde, Trog" aus madia. Die dentale Media wechselt mit der palatalen, vielleicht von gr. per/ig beeinflußt, cf. Mikh, Alb. Forsch. II 37. Legen wir uns die Frage vor, wann der Wandel von k, g>ts, dz eingetreten ist, so zeigt uns das Schwanken zwischen der alten und neuen Form, sowie der erhaltene Explosivlaut vor i bei Ro. und J., daß die Entwicklung noch nicht abgeschlossen und durchgedrungen ist, sodaß sie jungen Ursprungs sein muß. Man vergleiche z. B.: skeptore und sep-tore J.; ganner, dzanner J.; kirne, tsüme J. Ro; kerp meglio tserp Ro; kir meglio tsir Ro; kef meglio tsef Ro; kitser meglio tsitser Ro u. s. w. Nach der Angabe Guagliata's: nelle sillabe chi- e ghi- la h a un suono cosi schiacciato e sottile, che si avvicina al ci-e gi-*)", ist es wahrscheinlich, daß zu seiner Zeit, in der ersten Hälfte des 19. Jh., die Entwicklung noch nicht bis zu ts, dz fortgeschritten war, die sie Ende des 19. Jh. zweifellos erreicht hat, wie denn J. sie den it. ei, gi vollkommen gleich setzt, cf. J. S. VII. Nach Seite 5 in Uda e seites krüts vom Jahre 1862 scheint damals die Aussprache ts, dz auf die Stadt Skcdra beschränkt gewesen zu sein, während im Gebirge noch k, g gesprochen wurde. Wie weit das noch heute zutreffend ist, wäre erst durch Dialektuntersuchungen festzustellen. Aus dem Gesagten ergiebt sich, daß Bla. unmöglich diesen Lautwandel schon gekannt hat, wenn dies auch auf den ersten Blick so scheint, da g bei ihm die Explosiva bezeichnet und zugleich die Affricata dz wie sicherlich in gi gante = dzigante = „Riese" (aus dem it.) und in logike = lodzike ..Lattichaus se. locika zu lesen ist. Damit werden auch die Aufstellungen G. M/s, in denen er auf die Assibilierung von k, g > ts, dz bei Bla. fußt, hinfällig; so kann eimech = ..Wanze" nicht auf kimek zurückgehen, sondern ist von dem it. eimice *) cf. Miklosich, All). Forsch. I 13; Guagliata's „Dottrina christia card. Bellarmino" erschien 1845. 64 entlehnt unter Veränderung der Endung in das tü. -ek (cf. termek, dzüvelek, atsiklek, ailek u. s. w.). Auch das moderne tsimer Ro. J. geht auf dieses Etymon zurück unter Anfügung der Verkleinerungssilbe -er, to. -ere, während das in Ro. Erizzo gebräuchliche kimk auf se. kimak zurückgeht oder auch auf lat. cimicem, dem lautlich nichts im Wege steht, 8 18. p. In den lat. Lehnwörtern ist p anlautend und intervokalisch vor und nach dem Tone als p erhalten und ebenso pp: paucus > pak = „wenig"; ripa >* fip = „Abhang": cappa> > kape = „Mantel, Kappe". p gefolgt von s oder t geht in f über: kift aus accipiter. Steht p im Anlaut unbetonter Silben, so stellt sich bei der Artikulation desselben nicht selten ein m ein, das p zur stimmhaften Lenis abschwächt und im geg. diese noch zu m assimiliert: per-intus > *mprent > mbrenda, brenda to; mrenda geg. scut.— ..darinnen, hinein"; patiare ^> pesön; mesbj geg. scut. = „leiden, dulden". Dieselbe Entwicklung zeigt sich natürlich auch bei mp; imperator ^> mbret to. gr. cal. geg; mret scut. = ..König, Sultan". In den it. El. ist p wie pp in jeder Stellung im allgemeinen als p erhalten. Die Beispiele mit sp im An- und Inlaute cf. unter s, die mit p im Anlaute im Wörterverzeichnis unter p und mit p im Inlaut die folgenden: appaltoapalto sie; apostui scut; caparra > kapafe, kapar: kapär scut; capestro > kepres, kopres geg: capitano > kapitän, kapidän, kapedan: capitello > kapetel; capitolo > kapitul Ro; cappella > kapel Ro; cappello > kapel Ro: cap-pone > kapön, kapua; cappuccio > kopiits, kuputs Pulj: kaputsm Ro: copia > kopie Ro; corpo ^> korp geg. J; kor-poräl Ro; diseepolo > disepul geg; frappa >> frrape gr; greppo > krep, skrep; zgrip geg. J; oppure >> opor, apor Bla. Ro; rapa >> rape Bla; rapina > repine scut; rappa >* rap Ro; ven. salupa ^> salupo gr. Rhd: sapone > sapun; sciroppo > sirup J; seppia > sep Ro; spranga > prang scut; strapazzare ^> — 65 — strapizoj Prop; strapatsöj Ro; alt-it. vapa > vape; vap J; vapore > vapör Ro. gr. Bei einigen gr. Wörtern ist p im An- und Inlaut in b übergegangen, ohne daß eine lautliche Vermittlung durch m stattgefunden hätte: portulaca > burtulake, burdulak, vurduläk gr. v in dieser Form ist durch Assimilation an ö hervorgerufen worden. Das sp. verdolaga kann nicht zur Erklärung herangezogen werden, weil diesem Worte der erste Teil durch verde = „grün" ersetzt worden ist. pasteca > basteke gr. Rhd; patata>batate gr. N; batake gr. Porös; polvere > bulber gr. N; burble, burbule S. Marzano. Auch in einem geg. Worte wechselt p mit b: ven. per-suta >> bersüt, persüt geg. scut. Ruaze = „Perle" gr. Rhd. führt G. M. auf perla zurück unter Anfügung der Verkleinerungssilbe -ze. Nach Synkope des e (*prlaze) und nach Vokalisation des l >> u läßt er p schwinden und erhält ruaze. Da sich aber das spurlose Schwinden des p sonst nicht findet und die Anhängung der Verkleinerungssilbe -ze eine Accentversehiebung sonst nicht verursacht, ist diese Ableitung nicht aufrecht zu erhalten. Purgatorio, das für gewöhnlich im scut. als purgatur vorkommt, lautet bei J. auch burgatur, dessen b durch volksetymologische Vermengung mit burk-gu = „Gefängnis, finsterer Ort" zu erklären ist. Im Wortinnern ist p > b geworden in: capo ]> kabo gr. Rhd; doppia > dubbie pl. = „Dublone" gr; lupolo > luver = „Hopfen" gr. Rhd. N; propinquo > perbink cal. March; duplicare > dulpekön, dulbukös gr; strubir = „verschwenden" cal. geht besser auf strubbiare = „abnützen, abtragen, verderben" zurück, als auf strupare = „schänden". Da lat. pt im it. zu tt assimiliert worden ist, konnte pt in den it. El. nur durch Synkope entstehen, das dann aber immer als pt erhalten bleibt: sie. capitaniu > kapterte sie. Plana; capitare > kapetön; kaptöj Bogd; cal. capitinula > kaptindule cal; strepitare > reptöj, feptöj scut; capo > Captine geg. Weigand, 10. Jahresbericht. r> ' — 66 — Hat auch p im Anlaut unbetonter Silben die Fähigkeit, ein m vor sich zu entwickeln, in den it. El. verloren, so ist mp wenigstens in den älteren it. El. immer noch zu mb, geg. m geworden: campana ^> kambane to; kampän cal; kampare S. Marz; campanello > kamaniel cal; campanile > kampanar, kamanär Rada; compare > kum.ba.re to; komär, kumär scut; alt-it. scempiare >> semp, semböri; sem geg; semptöj J; semdh Schirö; sempre ^> sempri cal; stampa > stambe; stamp scut; stambe, stembe gr; cal. timpa ^> timp-bi cal; vampa ^> vampe cal; vamni gr; cal. zampajjune tsampane cal. Frasc, In einem Falle ist in der Verbindung mp das m geschwunden: campo santo ^> kaposänt Bo. Erizzo. Das Auftreten von ki für toskanisch pi in einigen cah alb. Wörtern hält G. M., fußend auf Mikl. Alb. Forsch. II 3S, für eine dem cal. alb. eigentümliche Lauterscheinung. Der Lautsprung von p' > k (cf. kan, kantön, kater, katse) gehört jedoch bereits der cal. Mundart an, worüber man Scerbo p. 32 sehe. § 19. b. In den lat. El. ist b im Anlaut vor betontem Vokale als b erhalten, vor unbetontem Vokale aber, analog zu p zu mb und m geworden: bucca > büke — „Brot"; barire > barirori, mbariron ~= „brüllen". Intervokalisches b ist wie im rum. ausgefalleii: caballus > kal (rum. cal). Hat sich br- im Anlaut erhalten: bruma > brüme = „Reif", so ist im Inlaut Assimilation zu r, r eingetreten: labruscum ^> Iefüsk= „wilder Wein"; delibero > delir = „befreien, reinigen". In den it. Eh ist b im An- und Inlaute im allgemeinen als b bewahrt. Cf. die Beispiele im Wörterverzeichnis unter b sowie für b im Inlaut die folgenden: abbate ^> abät geg. scut; abbecedario >> abetare J; alabaster Ro; debolo >> deblöi, deblfm Ro; gabbare >> gaböj; ven. gabela>> gäbet; pubblicano > publikan; ribello > rebel; roba. ^> fobe, fobe to; lohe cal; rnbbio > ruh Ro; tabacco > tabako; tabakere Doz. tobernakul Ro; tabarro > tal*ar scut; sorbire surböm — 67 — Cal. arvur = „Baum" ist hiervon keine Ausnahme, da es von sie. boves. arvulu beeinflußt ist. scut. arbur = „Mast" leitet G. M. von se. arbur ab, was aber unnötig ist, da it. arbore ven. alboro, arbore allen Anforderungen genügen. In tript = „Dreifuß" cal. March., das auf den pl. tribete von neap. trebeto zurückgeht, ist p durch Assimilation des b an t entstanden. In einigen Wörtern erscheint anlautendes b in v übergegangen zu sein. Da sich aber neben den .it. Formen mit b auch gr. mit v finden, so sind die betreffenden Wörter wahrscheinlich durch diese Spr. dem alb. übermittelt worden, was höchstens bei den ersten Beispielen nicht zutrifft: abruzz. bali> vali= „öffentlicher Ausrufer" cal. Rada; valis= „öffentlich ausrufen"; ballo > vafe = „Tanz", auch bei J. in der Bedeutung: „Chor,Schar,Menge";balzare>valtsöj = „tanzen" J; variele gr. Rhd. = „kleines Faß" mag von it. *barrella kommen, ist aber sicherlich von ngr. ßagsXt beeinflußt, das auf dasselbe it. Wort zurückgeht. Das gleiche Abhängigkeitsverhältnis liegt vor bei botse = „Flasche" (arom. botso = „Flasche", Weigand, Olympoval. 33); votse, voze == „Flasche, Faß"; bos== „Salzfaß" sämtlich scut; bots, botsü-üni J; vozg-a = „Faß, Tonne", die teils auf ven. bozza, teils ngr. fijcoxöa, ßoröa zurückgehen. Man vergleiche auch it. barca >> bark scut; barke gr. Porös; ngr. ßagxa > varke to; ven. bora > bore = „Schnee"; ngr. ßoQEioq > vore = „Nordwind". Anlautendes b vor unbetontem Vokale hat abweichend von p in derselben Stellung in den it. El. ein m vor sich entwickelt und ist dialektisch ganz in ihm aufgegangen: bard-ella>mardele cal; barrare>mbufön; bastare>mbastöj geg; mastöj scut; bastardo>bastärt und basto, mbasto; ven. burelo > murello gr. Rhd; buffare > burfuät gr. Rhd; mufas; mbriak cal. von it. briaco ist von neap. mbrejaco beeinflußt. In zwei Wortern ist es in derselben Stellung in p übergegangen: buttarga > putärg scut. (Assimilation des p an t) und ven. balanza > palantse = „Wage, Schnapp wage" (arom. balantsä) — 68 — Die Verbindung mb ist in allen Dialekten bewahrt mit Ausnahme des scut.. der den Verschlußlaut schwinden läßt; steht mb im Auslaut, so tritt für b der stimmlose Verschlußlaut ein: cah limba, sie. lemmu > lemp-bi cal; /emp-bi sie; limbe gr; I'ime geg; ombrella >> umrel J; tombacca > tumbäk. tumäk geg. scut; tromba > trum J; trumbe; cambiare >> kemben; cambiale > kambiäl Ro; embolo > embul gr; im-broglio >> mbrola pl. cal. Frasc; limbo >> limb Budi; lom-barda > lumbarde Ro; tamburino > tumbarine cal; cah mbero > ruber cal; rimburchio > rumbüik Bla; tomba > tomb Ro tombolo > tumbu! Ro; trompetta > trumpet J; trombet, trompet Ro; drubete, trumbete; gr. auch drombete N; bei diesen Formen haben sich anlautendes tr- und inlautendes mb gegenseitig beeinflußt. Anlautendes br- ist wie in den it. El. als br- erhalten: bravo > brävoni; breviäl Ro; briga > hrigoj J; brusco > brüsk gr; ven. brosa ^> brazim; brocca > broke gr. N; proke, auch gr., mit Assimilation des Anlautes an den Inlaut. In vrundulis cal. von brontolare ist sonach vr- nicht alb. sondern cal. Lautgewohnheit (Scerbo S. 42). Im Inlaut ist -br- in der älteren it. Periode zu vr geworden, sodaß man diese Konsonantengruppe als Vorstufe zu dem in den lat. El. erscheinenden f, r ansehen kann. Hierher gehört liberare >> levrin gr; levron. cal. In den jüngeren El. ist br erhalten: liberare > libröj J; fabrica > fabrik Ro; libro > libr, über scut: liberi, libreri Ro; obrizzo > obrits scut, 55 20. t. In den lat. El. ist t im An-, In- und Auslaute sowie tt als t bewahrt: timorem >> tmer = „Furcht"; debitare > detdri = ..schuldig sein"; civitatem >> Mutet = „Stadt". Ebenso ist tr unverändert geblieben: trabem > tra = „Balken"; quattuor ^> katre === ..vier". rt nach dem Tone ist als rt bewahrt, vor dem Tone in der älteren Periode zu r# geworden, in der jüngeren als rt erhalten: cürtis > kurt == „kurz"; spörta^>Sporte = „Korb"; — 69 — inverto > mber#en = „zuknöpfen"; maritare > martön = „heiraten". In den it. El. ist t in jeder Stellung und ebenso tt als t bewahrt. Die Beispiele für t im Anlaut cf. Wörterverzeichnis unter t, im übrigen die folgenden: abbate > abät geg; ammitto > amit Ro; armata>rmat Ro; batteria> batare Hahn; biscotto >bersköt geg; botta>bote geg; bottiglia > botile; buttagra > putärg scut; calamita > kalamit Ro; kalamiter J; ven. caneveta > kanavet scut; canneto > kanet Ro; canuto > kernte Hahn; carattere > karater; catalano >> katalä scut katolik scut; celata > tselät Ro; ven. colonnata > kolonate komet Ro; confetto > kufet tsam; coticone > kotikün Ro cotta > kot Ro; creatura > kreatür Ro; data > dat Ro, dottore > dotor Ro; ducato > dukät geg. cal; foglietta >> flete; frate>frat; frittata>>frität Ro; gazzetta >gadzet Ro; gotto > got geg. scut; ob. it. ingattiar > ngaterön, ngatfön; italan Ro; lattugo > latuge Kav. N; legät Ro; letanie > letni Ro; lotto > lote, loto Mitk; maritozza > maritots Ro; matu-rare > mataroj geg; meritare > meritöj scut; meritön to; muratore > muratär; natür scut; notar Ro; permettere >per- metqj Ro; ven. persuto > ptrsüt geg; piatto >> pjat tsam; pilöt Bo; pittore >> pitur scut; poeta ]> poetar to; prelät Ro; profet scut; profittare > fitön; promettere >> premtöj scut; purgatorio >> purgatur scut; puttana > putane, putene gr; putere cal; sete > setek Rhd; soldat scut; suldät cal; sonet Ro; cal. sunetto > sunet cal; sotane Ro; sottile > sottoläs Ro; vermüt Ro; viatico > vjatik scut; visita > vizit Ro; volatica > volatik Kav. In zwei Wörtern ist intervokalisches t durch den Einfluß des ven. zu d, ö geworden: capitano > kapitän, kapidän; pes-catore, ven. pescaor > peskadür L; piskadure tsam; man vergleiche hierzu ven. pescada > peskade = „Fischfang". tr im An- und Inlaut ist als tr erhalten. Man vergleiche Wörterverzeichnis unter tr, sowie die folgenden Beispiele: oberit. ingattiar > ngatfön; ngatröj J; lettera > letre; Teter- — 70 — tra J; metraglia > metraje Ro; rneter-tri scut; miter-tra scut; patriärk scut; petrosello > pjetrosel Bla. Ro; ritratto > riträt Ro; scatarrare > skatröj J; strano ^> tranöj; trenöj J; über trompetta cf. 68. Da also in den lat. und it. El. tr in jeder Stellung erhalten ist, geht auch ludre — „Fischotter" nicht auf lat. lutra zurück, sondern auf oberit. ludria, ven. lodra. lunerz-a = „Fischotter" J. geht direkt auf it. lontra zurück (nt >> nd > n cf. § 30 und Suffix -ze). Eigentümlich ist die Entwicklung des tr- in terrazza > de rase, drase, rase to. == „Steinplatte (auch zum Decken der Häuser verwendet Doz.), Tafel, Schreibtafel"; geg. auch „Brett" und scut. nach J. = „Tisch, Steinplatte, Stein". Daneben giebt es im to. noch die Form taratse = „Dach, Turm, Warte des Feldhüters, Balkon". rt hat nur in zwei it. Wörtern eine Veränderung erfahren; libertä > Taverda J. und portulaca > burduläk, vurduläk neben burtulake gr. Im allgemeinen ist es aber als rt bewahrt: ven. articiocco artitsok geg; artikul scut; carta > karte; certo > tserte J: corte > körte Ro; forte ^> forte; fortuna > furtune; martire ^> martir scut; mortale ^> mortär geg; mortorio ^> mortör scut; ven, morter > mortir gr; parte >> partas Xyl; parti J; pärtikul scut; pianoforte >> pianfort Ro. Hatte t schon in den lat. Lehnwörtern zum Zwecke der Dissimilation mit k gewechselt (terrae motus > terrnek), so findet sich derselbe Vorgang auch in Wörtern it. Herkunft: patata > patake gr. Porös; batate gr. N; ven. catarata ^> kataräk Ro; bei binäk, binök Ro., binoke J. (it. binato) liegt Sufflxvertauschung mit -ak, -ok vor, die sich auch sonst bei Geburtsausdrücken finden: dsstak = „Frühgeburt"; brenäk = ,. Fehlgeburt". In der Stellung st — 1 ist ein k an Stelle des t getreten: stiletto > skület Bla. > sület Ro; pistola > piskole gr. neben den Formen mit Erhaltung des t. — 71 §21. d. In den lat. El. ist d im Anlaut bewahrt: dirigere > dergön = schicken"; intervokalisch ist es in der älteren Periode geschwunden, in der jüngeren zu 6 geworden: desiderium > desir; haedus>e#-di=„Bock"; in]-cudo>ku#-di= „Amboß": wenn dieses Wort nach G. M. it. Herkunft wäre, hätte in-nicht spurlos schwinden können, sondern hätte wenigstens den Übergang von k > g bewirken müssen. In der Verbindung rd ist d in die Spirans übergegangen: lardum >Iar#-cri; surdus > sur#-di. Über nd cf. unter n § 30. di im Inlaut ergab dz, z, während es im Anlaut erhalten ist: gaudium>gas-zi; meridiare>merdzen; merzej geg., aber diabolus > dial. In den it. El. ist d im Anlaut allgemein erhalten, wie die Beispiele im Wörterverzeichnis unter d zeigen. Nur im cal. alb. ist bei einigen Wörtern anlautendes d in 6 übergegangen, eine Eigentümlichkeit, die durch gr. Einfluß zu erklären ist. Es kommen hierbei in Betracht: difesa > difeze cal; dolare > dulären cal; de-fissare^> difis cal. Sant; diascolo ^> djaskal cal. Sant. Man vergleiche hierzu: durön, derön = „schenken, verzeihen" neben durön aus lat. donare, wobei ebenfalls gr. Einfluß vorliegt. Intervokalisch es d ist verschieden behandelt worden, je nach der Aufnahmezeit des betreffenden Wortes. In der älteren Zeit wurde es zu d, im Auslaut # und in der jüngeren ist es als d erhalten; über die weiteren Schicksale des 6 (Übergang in v, I) cf. §26. a) Intervokalisches d > d, #; adorare > adurön to; adröj geg; adorären cal; it. agliata, ven. agiada > lade gr; neap. appedare > pedarin cal; aspide > aspi# Ro; ven. bandido > bandi#-di to; bandil geg; cialda > tsaudele cal. Var; crocco-dillo > korkodil; coecola d'oechia > kokerdök to. geg. gr. cal; kokerlök J; codardo > *kodarde > kovarde Xyl; erede>red; cal. Frasc; falda > faudi cal; fidanza > fidents cal; cal. fidili — 72 -~ >> üöil cal; giudeo > dzudi, dzuli scut; godere >> goder gr. Rhd; guadagnare >> *gadenen >> gavnen. cal; cal. judice >> judets cah Frasc; ven. ligadura >> li/adure gr. Rhd: ven. moneda monede; in odio ^> nodi cal. Rada; paradiso ^> paradis cal* pafis geg; ven. pescada > peskade gr; über seudo cf. S. 44 sfoderare ^> sfoderarin cal. Rada; traditore > traditür cal tra#tür geg. scut; tra#tuar Krist; ven. vida viefc gr; cal. vuda > vude cal. b) Intervokalisches d^>d: cal. addunarsi ^> adunärem cal: chiudere > kudöj; credo > kred cal. Sant; ven. fadiga > fedige; gradella >> gredel, gradel scut; graduäl Ro; madie >> maide cal; maidenä sie; medaglia >> medaje Ro; pödager Ro; neap. sderrenato >> zdernät cal. Frasc; studiare > studjöj Ro. Lecce. Sowohl d als 6 zeigen die Ableitungen von predicare: prediköj, perdiköj scut; predikären cal. Frasc; predk J; predik, predik Ro. In einem Worte ist intervokalisches d zu t geworden: abetare J. von it. abbecedario. Intervokalisches -di- ist im it. sehr selten, da lat. di hier zu dz wurde: meridiare > meriggiare; ist aber doch it. -di-in das alb. übergegangen, so ist es als di erhalten: bandiera >> bandjere; diacon Ro; über madia > mage cf. S. 62. Die Verbindung dr ist im An- und Inlaute als dr bewahrt: dragone > drague J; drangua; dragomanno > drogomän; ven. lodra > ludre Ro; mandra > mmdre cal; coccodrillo ^>koko-dril Ro. War rd in den lat. El. immer zu rd geworden, so tritt der Spirant in den it. El. nur noch in der älteren Periode auf, während in der jüngeren rd unverändert bleibt. a) rd^>rd: bastardo > bastär# Bla; bestar#-di gr; bastart; codardo > kovarde Xyl; cordovano>kurduvän; bombardo > lumbarde Ro; sardella > sardele; scardasso > skerdets geg: a.-ven. varda varde gr. Kul; sbalordire > *zbaurdire cal. > *zbaurdir > zbaudirtur Rada; b) rd > rd: bard-ella >> mardele cal; beffardo > befardis; bilärd Ro; neap. cardacia > kardazi cal; cardellino > ngardulike — 73 - cal; kardinal Ro; milordo > milördeze Rada; nord > nord, nort Ro; ven. vardaman > vardamane gr; verdone > vardü J. § 22. t: In den lat. wie it. El. ist f in der Regel erhalten: lat. facies > fake; lat. factura >> fütüre. Die it. Beispiele mit f im Anlaut vergleiche man im Wörterverzeichnis unter f, mit f im Inlaute die folgenden: alflere >> alfjer Bla; beffardo > befardis; *befficare >> bofikär gr. Rhd; buffare >> burfuat gr. Rhd; mufäs; ven. cer-fogio>tserfös Ro; confetto>kufet tsam; confme>kufi geg; konfesionäl Ro; gonfio > nguföj scut; offizio > fits cal; ofits scut; posta fatta>postafatte Ro; prefazio>prefäts Ro; profet scut; profittare > fitoj scut; ven. sfilazzo > sfilatso gr. Rhd; soffrire > srfren; sufren cal. Barile; trifoglio > terföj Ro; terföin J; tufo > stuf; J. stuf; zaffo > tsaf Bla; zufolo > suful scut. Ro. In einem Falle ist f zu v geworden, bewirkt durch Assimilation an d nach Synkope: ven. fadigo > ffdige, jedoch bei J: vdig-a= „Anstrengung, Arbeit". Über den Übergang von f > # cf. unter § 26 S. 7J. § 23. v. In den lat. El. ist v im Anlaut erhalten: vadum ]> vä — „Furt"; viridis > ver# == „gelb". Durch Assimilation nach Synkope ist es auch in f übergegangen: vieinus > fkin = „Nachbar". Inlautendes v schwindet wie im rum.: cavallns > kal (rum. kal). In den Verbindungen lv, rv geht v in b über: salvare > selbön „erlösen"; servire >> Serben „dienen". In den it. El. ist v im Anlaut als v bewahrt. Die Beispiele vergleiche man im Wörterverzeichnis unter v. Nur in einem Falle ist v durch Assimilation an den Inlaut zu p geworden: vapore > papuar, pampuar tsam; papör, pampör Mitk; daneben jedoch auch vapör Ro. gr. Über den Übergang von v > d vergleiche man § 26 S. 80. — 74 — Auch inlautendes v ist als v erhalten, wird aber im Auslaut zu f: arkif-vi Ro; arrivare > arvön, fevon cal; avvento > avent Ro; bravo ^> brävoni; ven. caneveta ^> kanavet scut; carnevale > kalivär cal; karnoväl Ro; divinare >> divenoj geg; ndivnöj, divnöj Ro; divodziön scut; fava >> fave; governare guvernöj Bla; naviglio >> navil scut; ovile ovik Leake; pavone pavön Ro; provare > provön Prop; prov scut; scri-vano >> skrivä scut; skrivan Ro; taverna tavefes Bla; tra-vaglio ^> travaje scut; travata ^> trevet Ro. Gehalten hat sich v im Gegensatz zu den lat. El. in den Verbindungen lv, rv: calvario > kalvär Ro; salvare >> salvön cal. Frasc; servizio > servitsia pl. gr; arrivare ^> arvön cal. neben fevön; per-viso > per-vis Ro; trivello > terviel J; die übrigen Formen turiel J; turjele, trujele, trel gehen auf lat. *terebellum (von terebrum) zurück. Eine Ausnahme machen die G. M. Alb. Stud. V. 71 angegebenen Worte für „Schießpulver": bulb^r gr. N; burbk San. Marz; burbuk, sämtlich von it. polvere. § 24. s. In den lat. El. hat sich s in jeder Stellung zu s entwickelt: sagitta ^> segete; sessus ses „Ebene"; ecclesia y> kise. In einigen Wörtern ist es auch in z übergegangen; Scabies zgebe = „Aussatz"; erscheint ein z, so ist zunächst s ^> s geworden und dieser Laut dann erst zu z: vestigare ^> *vesi-gön > vezgön. Uber den Ubergang des s zu # cf. § 26 S. 79. In den it. El. zeigt s in der älteren Periode denselben Wandel von s ^> s, dem auch die lat, Lehnwörter unterlagen; in der jüngeren behält s seinen Lautwert. Eine größere Anzahl von Wörtern schwankt zwischen s und s, sei es daß in einzelnen Dialekten der Wandel von s > s länger angehalten hat als in anderen, oder daß die Wörter zu verschiedenen Zeiten in das alb. eingedrungen sind, oder zu einer Zeit, da der Lautwandel bereits im Erlöschen war, sodaß teilweise s, — 75 — teilweise s gebraucht wurde, und beide Formen sich neben einander halten konnten. Die folgenden Beispiele sind gemäß ihrer Aufnahmezeit getrennt angeführt: s im Anlaute > s: scalcare> sklakonem sie, Piana; scalmare> skalmöj scut; scardasso > skerdets geg; scatarrare >> skatröj J; scherano > skere cal. Sant; scolare >> skul, skulm J; skulöm Rada; sco-pare > peskön Hahn; cal. scupetta >> skupete cal; secchia > seke; secolo > sekut geg; segno > seje geg; sene to; segnare > senöj scut; senön to; sete > setek gr. Rhd; soglia + ze > soiz scut; solcio >* saltse geg; sparare > sparen cal. Rada; sparlare > spralöj J; spiccare > spik J; spiegare > spjegöj Ro; spigliare > spin cal. Rada; ven. sponza > spüz scut: sporre >> spof J; sregolare >> sregul J; neap. struscio >> strus cal. s im Anlaut > s, s: scandalo>skandul geg; skannul scut; skändalo to; sken-dal, skenda^ sie; skendal cal. scaricare > skarkön, tsarkön; sgarkoj J; skarköj, skarköj Ro; it. dialekt. scuma > skume, skumb, skumön; Ro. auch skum, skumöj; ven. scola > sLiole, skole geg; skol scut; skolar cal. J; skolop, skolar Ro; scri-vano >> skrivan Ro; skrivä scut; über seudo cf. S. 44. sesta, sesto >> seste f; sest m; sestön; J: sest, sest f; sestöj sestöj; soffrire>S£fren; sufren cal. Barile; sufrirsn cal. Frasc; stampa >> stambe; stamp scut; stambs, stembe gr. stanga >> stange Bla. scut; stag Ro; stag J; stima > stim, stim, stimöj, stimöj Ro; tsimön Tirana; stola >> stol, stol Ro; strapazzare > stra-patsöj Ro; strapitsöj Prop; provare > sprovöj Prop; sprovöj J; tufo > stuf; J: tuf. s im Anlaut = s: Die Beispiele cf. Wörterverzeichnis unter s. st im Inlaut >> st: agosto >> gost Hahn; ven. agresta >> greste; bastardo >> bastärt; bestärk gr; bosso + ts > bost; frastaglia> frestelidf gr; altven. maistro > maströj J; maströn, maiströn; mastar, — 76 — maistär sie; mestiere > bestjer cal; pasteca>basteke gr. Rhd; restare > rest; restöj, rest J. st im Inlaut ^> st, st: castello > kestjel scut; kastjel cal. Rada; castigare > kastigöj scut; Ro. auch kastigöj; colostro > kuloster, kulostre scut; klostre, kelostre, kloistre gr. pistola >> pistöl scut; pistole Hahn; pistole gr. neben piskote; posta > poste geg; post J; rasta ^> faste; rastrella > fastjel; rastjel scut. st im Inlaut ^> st: alabaster Ro; apostul scut; bastare>mbastöj geg; mastöj scut; castrare > krastis Leake; cesta > tsest Ro; costare > kustön, kostis gr; kristäl; festa > feste geg; fest Ro; fusta > fuste; ginestra > dzinest Ro; lustrare lustri Doz; mostac-chio > mustak scut. to; mostardo >> musträk J; mostra >> mostre; ostia > oste scut; pastoräl scut; sakrestän scut; sesta ^> seste; sest, sest J. sp im Inlaut ^> sp: disperare ^> dispröj, despröj Ro; desperehem to; dispröj d; raspare > respöj, respe scut. sp im Inlaut > sp: aspide > aspi# Ro; asparago > sparag J; crespino >-grespin Ro; dispetto > dispetisem sie; ospizio > ospits Ro: ruspo > rusp; J: ruspe; vespro ^> vesper Ro; desper cal. sk im Inlaut > sk: fischiare >> fiskarül cal. Rada; frasca >> freske gr; cal. frusculu >> fruskul cal; ischio > iske cal; lasca > laske Ro; miseuglio >> miskile gr; pescatore > peskadur tsam; piskadure L; cal. rascare ^> faskärin cal; fresco > fresk, fresköj Ro: fresk J; freskon cal; moscajo > muskaje Ro; muskaj .]. sk im Inlaut > sk: biscotto >> berskot geg; dischiare > diskaröj Bla; lisca > l'isk Ro; musco > musk; ven. pescada > peskade gr; tisica > ndisk scut. Intervokalisches s, ss > s: ven. busso > bus J. Mitk; bus Ro; campo santo ^> kapo-sant Bo. Erizzo; flusso > perflüs; gris[ola| -f- eta > gerset; — 77 — keset, kset, set cal. sie; limosina > limösene, lemosne; Imose geg; posare > pusön; pusdj J; p£äön gr; rosignuolo > rusi-rrual cal; vessillo > vesil cah March; messale > mesäl, mesäl Ro; diese Form ist von mese (lat. missa) beeinflußt; immenso >amensöj; amesöj Bogd. s, ss im Inlaut > s: casja] + ola > kesole, ksole, kasole; ksol J; cassare > kasöj Bla; cassella > kasele Doz; konfesionäf Ro; konsakröj Ro; corsare > kusär to. scut; kursär Ro. gr; kosak Ro; ven. cusina>>kusi geg; kusi cal; fantasi Ro; ven. fasan> fasandue Bla. Ro; fossa > fose Bla; gas Ro; gelsomino > tselsomin Ro; zesemin J; massare > masaröj Bla; misiön scut; musaik Ro; mussulo > musul scut; ven. persuto > persüt geg; pje-trosel Bla. Ro; rosmari gr; rosmarin Ro; tonsür Ro; vassallo > vasali J. In einigen Wörtern ist s auch in ts übergegangen, ohne daß eine Ursache zu sehen ist: seeco > tseke geg. scut; rissa > ritse; rits J; cas + ola > katsole (neben kasole, kesole, ksole); arrosare > rontsarin, ronts cal; pisello > pizel gr; pitsel Sami geht aber auf ngr. jiiC^iXi zurück. Z, das stimmhafte s im it., ist im alb. anlautend wie im Inlaute bewahrt: sbalordire > zbaudirtur Rada; sbarrare >> zbafisin Rada; neap. sderrenato ^> zdernät cal. Frasc; neap. seburcu zbulk cal; smaeco > zmak sie. Piana; in zuber gr. N. ist z durch den folgenden stimmhaften Konsonanten bewirkt (it. suvero). ven. biso >> bize Bo. Erizzo; bisogna > bezone cal; ven. brosa > brazim; casino > kazino tsam; colocasia >> kelkaze, cresimare > krezmöj J; fräse > fraz Ro; isola > izul cal; paradiso>paradis cal; pafis-zi geg; cal. pisa>*pize cal; prisa > prlze cal; raso > ras-zi; riso >> ris-zi; rosario >> ruzare scut; sie. saecosima > sakozme sie; sie. visera > vizere sie; visita >> vizit Ro; sie. visitusu >> vizituze cal; usura >> hozure. Sowohl z als s findet sich in korzul, korsuf Ro., bei J. kordzul (it. console); ferner in tesör, tezur scut. Ro. (it. tesoro); terzuar, tersör Frasc. und Piana (cal. trisuoru). — 78 — — 79 — Vom it. müsica stammt miisike; bei den übrigen Wörtern muzik, muzik, muziktär, muziköj Ro. ist es zweifelhaft, wie weit sie von ngr. ftovöixrj beeinflußt sind. mesate = „Tischtuch, Tisch, Gastmahl"; msal = „Handtuch, Wischtuch" leitet G. M. von lat. mensalis ab, das aber *inesale ergeben hätte. Das alb. Wort geht vielmehr auf bulg. mesal = „Tisch, Abwischtuch" oder ngr. fiEöaXL zurück. § 25. s. Wie aus dem vorangehenden Paragraphen ersichtlich, ist s, hervorgegangen aus lat, und it. s, immer erhalten geblieben: das gleiche gilt auch von s = it. sce, sei. Über s im Anlaut cf. Wörterverzeichnis unter sce, sei, für s im Inlaut die folgenden Beispiele: conoscere ^> konnös J; konostis scut. Jarn; coscia ^> kos J; diseepolo > disepul geg; disipul sie; fascia ^> fase geg. cal; fasciola ^> fasül J; fasciare ^> fas J; grascia ^> gras Ro; lasciare > lesdn, letsdri: lisöj geg. l'asön gr; visciola > visul scüt. Der Übergang von s > z in gzoi, gzit J. aus it. guscio ist auf Assimilation des s an den Anlaut nach Synkope zurückzuführen; gesute stammt von ven. gussa. § 26. Spirantenwechsel. Eine Eigentümlichkeit der alb. Artikulation besteht in der Fähigkeit, alle Spiranten in einander übergehen zu lassen: f>K, f>h>j, f>#, s>#, s>f, #>f; v>d, d>v und außerdem 6 > 1. (cf. Miklosich, Alb. Forsch. II 84.) Selbstverständlich sind diese Ubergänge nicht auf die romanischen El. beschränkt. f >> Ii findet sich nur in fievole > #ivul sie. Xyl. f>h/>j: lat. levis > lef, lefte cal; leb, lebete to; Ie. lete geg. Oft wechselt h mit f und zugleich mit'j: teh-ji scut; tef •I. (lat, taliare); indoü\ rah, raf geg; raj Kav; (indog.) kreh to. J; kref geg; kre# Ro; doch scheint j lediglich Gleitlaut zu sein, hervorgerufen durch die artikulierte Form, also teji =-teh + i; raj Kav. = rah + i. f > #. Das letzte indog. Beispiel zeigt auch den Übergang von f > der auch in lat. wie it. El. vorkommt: lat. femur > #embre = „Ferse"; fragminare > Sermon. = „zermalmen". In einigen Wörtern kommen # und f neben einander vor: lat. *fabarium > fjere, #jere. Von it. El. kommen nur drei in Betracht: it. dial. fella (it. fetta)>#ele, feie = „Scheibe, Schnitte"; fei = „Wabe" Ro; fingere > #ina = „ich stellte mich" San Marz; frappa > #rape = „Franse" gr. s >> #. Nicht so häufig wie der vorhergehende Wandel ist der von s > #: lat, sica > #ike = „Messer, Schwert"; lat. secale >> #e'kere to; #e'kene geg. It. Herkunft sind: #irke■.— „Kichererbse" von ven. siserchia, und ger# gr. N., ger#ije = „Taschenkrebs" von ven. granzo, vegl. gruns. s >> f. Der Wandel von s > f oder besser von s > # > f ist in folgenden Fällen eingetreten: lat. sica >> #ike to. geg. > fik = „Tafelmesser" Syrm; und tü. varis>varif = „Erbe". Bei dem Wandel von f und s >> # fallen zwei Umstände auf: 1) Gegenüber der großen Zahl erhaltener s (bez. s) und f ist die Zahl der Übergänge zu # eine geringe. Offenbar hängt das mit dem zweiten Umstände zusammen, daß 2) der Wandel in lat. und it. El. besonders gern vor e, i und ie erfolgt. In den it. El. mit Erhaltung des f steht dieses nicht ein einziges Mal vor ie, sondern nur je zweimal vor ja und io: fjale, fjam und fjole, fjoj; fievole hat sich zu pvul entwickelt, Auch die Übergänge von f > # im arom. in Wörtern lat, Ursprungs finden vor i, e statt: ficatus > *#ikat > i#kat (Vlacho-Livadhon); Kikat arom., fikat dr. mit femininus > #iamenu (Kav. 196. Weigand, Olympoval. 48). # > f. Daß auch der Wechsel von /> und f vorkommt, beweisen folgende Beispiele gr. Herkunft: ngr. -d-aZ\ua> #agnu — 80 — — 81 — = „Wunder" geg; #avmäs, favruäs, farnäs sie; ngr. dgovog ^>fron, #ron Dan. cal. = „Stuhl, Schemel, Kirchenstuhl". Man vergleiche auch; ü#ule; uful scut; oftul Pulj. = „Essig"': bu#tön, buftön = anzeigen cal; ngr. xagcpog>kär#ele, kär$je = „Brennholz, Scheit, Reisig". v > d: diluvia >> delü#-di = „Überschwemmung" Bla. Rada; deludin. = „in Strömen fallen vom Regen" Rada; diluv-i Ro. ist modernes Fremdwort, violino > djoli, vjoli gr. N: vespro >> desper cal. „Abendbrot"; vesper Ro. = „Abend". Zweifelhaft ist der Gang der Entwicklung in nkudirefi = „verfolgen" Rada; entweder geht es auf sie. nkiuvari zurück — dann wäre v >> d geworden —, oder auf it. inchiodere, in welchem Falle die Erweichung von d > d vorläge. Ein Beispiel lat. Herkunft wäre gden = pino Ro; das auf *gven aus vgen zurückgeht, wenn das Grundwort abiegnum von abies ist, wie G. M. in Alb. St. II 40 meint. 6 ^> v. Was nun die umgekehrte Erscheinung d ^> v betrifft, so ist in den it. Eh, die intervokalisches d > d werden lassen; dieses d in einigen Fällen weiter zu v entwickelt worden, bez. wechselt es mit ihm: adorare >> adurdn to; adorären cal; adröj avröj geg. scut; codardo ergab zunächst *kodarde und dies kovarde Xyl; hier hat Dissimilation von dem folgenden rd den Wandel bewirkt, da auch das sp. Wort, das wie afr. coart und das it. von coda stammt, an Stelle des Dentals einen Labial treten läßt: cobardo. gavnen cal. geht über *gadenen auf it. guadagnare zurück. Auch dieser Wandel zeigt sich in Wörtern indog. und gr. Herkunft: Mit d in demje = „Raupe" Kav; demize, dimize = „Fleischmade*' wechselt v in vem = „Raupe" Leake 319; verne = „Made" Hahn, und veme-ja = „Fliegeneier auf in Fäulnis übergegangenem Fleische, Gewissensbiß": derselbe /Wechsel zeigt sich bei drom to. gr. sie, und vrom geg. = ..Weg, Straße"; Ro. = „Platz" von ngr. ÖQOftog, und bei holevre = „Schnupfen" von ngr. #o^ed(m. Nach den gegebenen Beispielen zu urteilen wird v mehr in den geg. Dialekten, besonders dem scut. bevorzugt, d dagegen mehr in den to., sodaß man die Erhaltung des d sehr gut auf griechischen Einfluß zurückführen kann, der sich im Süden Albaniens der Lage gemäß stärker fühlbar machen mußte als im Norden. Denselben Einfluß zeigt das aus Vlacho-Clisura belegte arom. dimt, das über vimt auf ventus zurückgeht (Weig. Meglen 6). d >> f. Als letzte nicht weniger interessante Erscheinung in diesem Zusammenhange tritt schließlich noch der Wechsel von d und 1 auf, der sich ebenfalls auf alle Elemente der alb. Spr. erstreckt, dabei aber keineswegs durchgeführt ist. In den roman. El. ist d erst aus d hervorgegangen und wechselt dann mit 1: ineudo > ku#-di to. geg; kul scut; ven. bandido>>bändig-di to; bandil geg; coecola d'oechio>koker-dök to. geg. gr. cal; kokerfök J; giudeo > dzudi J; dzudi, dzuli Ro. Man vergleiche ferner: gele; gede geg; dzel scut. = „Speise"; mbül; müd scut. = „verschließen"; ude; ule geg: ud scut. = „Weg, Reise". Auch hier ist der umgekehrte Fall, der Wechsel von 1 >* d belegt: segnale > *senal > senä^-di = „Zeichen" gr. Alb. Stud. V 101. Dieselbe Entwicklung zeigt das aus ngr. CevXa hervorgegangene zgede, zjede, dzjede = „Ochsenjoch", von dem J. außer zged auch die von G. M. nur angesetzte Übergangsform zgel in derselben Bedeutung anführt. Aus den gegebenen Beispielen ergiebt sich mit Sicherheit, daß nur im geg. und scut. der Wandel von d > \ in einzelnen Fällen eingetreten ist, während in allen anderen Dialekten 6 erhalten bleibt. §27. 1. In den lat. El. ist anlautendes 1 durchweg zu I geworden: largus > large, leporis > lepur. Intervokalisches 1 ging dagegen in 1 über: scala > skale, während 11 und 1 vor i sich zu I und in einzelnen Fällen weiter zu j entwickelten: caballus > kal; ilia > ile cal; ije = „Weichen, Lenden", Ausnahmen von dieser Regel sind unter anderen: *trevella > turjels: Weigand, 10. Jahresbericht. 6 — 82 — eonsilium > ksik. 1 vor cons. wird stets zu T, ein Vorgang, der sehr früh eingesetzt hat, da diese Mouillierung in den ältesten lat. Eh den ürolaut von a > e bewirkt hat: galbinus "> gelben- (cf. § 1). 1 nach cons. ist ebenfalls in I, teilweise ; übergegangen: sckvus > skia: ecclesia > kise; plumbura ';.:> plump. Dissimilation von 1 ^> r ist eingetreten, wenn in dem betreffenden Worte noch ein 1 vorhanden war. ein .Fall, rhu* in den it. Eh nicht in Betracht kommt: lat. fluctulare > f Tut arom Auch in it. Elementen ist anlautendes 1 zu I geworden: cf. Wörterverzeichnis unter 1. Im cal. alb. steht in euwm Worte 1, das, wie die sie. Form zeigt, auf einem schon im Etymon vorhandenen 1 beruht: cal. limba, sie. lemnu ^> lemp cal; yemb sie: Doz. hat 1 anlautend in lustri von lustrare. Daß anlautendes 1 in gr. alb. Wörtern nicht von Mouillierung frei ist, zeigt G. M. Alb. St. V 3. In scut, lokande und in lote. loto Mitk. ist i nicht näher bestimmt; wahrscheinlich werden auch diese Wörter, obgleich wohl in neuester Zeit aufgenommen, mit I anlauten. Das mouillierte 1 = it. gli hat sich im alb. teils erhalten, teils zu j weiter entwickelt: it. agliata, ven, agiada > lade gr; bilärd Ro; borbogliare>burbulet: bottiglia>botile; foglieita flete; medaglia > medaje Ro; metrag]ia > metraje Ro; naviglio > navil scut; scoglio >> skoj Ro; soglia -f- ze > soiz scut; tagliere > tajer geg; tovagliuola > vajule gr; travagiio rravaje Prop. scut; trifoglio > terföj, triföj Ro; terfoin J. In dem Verhalten von 1 vor cons. ist im Laufe der Ent-svickelung eine Wandlung eingetreten: in den älteren it. EI. wurde es noch zu I, in den jüngeren jedoch zu 1. Die von ..Bla. gegebenen Beispiele sind durchweg mit I zu schreiben. ' da sie wegen der Abiässungszeit des Buches nicht mehr der modernen Zeit angehören können: alfiere > alfjer Bla; balkue Bla; per -f- balzare > per-bakse scut; calvario >■ kalvar Ro; colocasia>>kelkaze; coltello > kukiel Ro; ven. filtrar > filtär scut; gelsomino>tselsomin Ro; milzji j> melts], muTtsi; ven. salterio salter Ro; salvare — 83 — > salvön cal. Frasc; salvöj J; scalcare > *skalkön > skk-konem sie. Piana; neap. seburcu, it. sepolcro > zbulk cal: solcio > saltse geg; soldat scut; suldät cal; vulkän Ro. Im it. ist 1 nach cons nur in wenigen Fällen erhalten, so stets nach r und in einigen Wörtern meist gelehrten Ursprungs. In ihnen wird beim Übergange ins alb. 1 nach cons. immer zu I: colostro > kloistre gr; debolo > deblöj Ro; Hemma > flame; flusso > perfltis; mändorle Mitk; ven. merlin > merL gr; publikan; ven. zurlo > dzurle J. sklata = „wie" (Adv. der Art und Weise) tsam. führt Ped. auf it. schiatta = „Geschlecht, Art, Gattung" zurück. Da aber k nicht zu kl werden kann, ist auf a. ven. *sclata zurückzugehen. Ergebnis einer Vermischung von a. ven. *splenza (n. ven. spienza) = „Milz" und ven. panza = „Bauch" ist plendes; plandes geg; plants-dzi J. = „innerer Bauch, Zwölffingerdarm". Daneben kommen noch vor blendze und pjents cal. Rada — „ventriculus". Nur auf ven. panza geht pense = „Bauch" zurück. Anm. 1. Beispiele für Erhaltung des 1 nach cons. im ven. bringt Ugo Levi in „I monumenti piu antichi del dialetto di Chioggia." Venezia 1901. § 32. Einzelne Formen mit Mouillierung des 1 zeigen jedoch, daß zur Zeit der Abfassung dieser monumenti (13. Jh.) 1 bereits nicht mehr gesprochen wurde, sondern sich nur noch in der Schreibung hielt. Die Erhaltung des 1 erklärt sich durch die Abhängigkeit, in der das ven. vom Friaulischen stand, das heute noch 1 nach cons. bewahrt. Anm. 2. Das von G. M. angeführte plank-gu = „Brett" Ro. würde ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören. In der dem Verfasser vorliegenden Ausgabe von Ro/s Wörterbuch konnte er aber nur plank-gu = „Habe, Vermögen" auffinden und ebenso bei J. plank-gu = „doinicilio, residenza", sodaß ein Irrtum G. M.'s vorliegen dürfte. 11 ist in den it. El. allgemein zu I geworden, nur in aller neuester Zeit besonders in der Endung"-ello auch zu h Im 6* 84 — — 85 — cal. und sie. alb. wird dabei südit. -dd- als -11- behandelt: sie. tedda > kartole Rhd; cal. scioddn > soh cal; sie, I im Wortstammt tavedda ^> tawele sie. Ais Beispiele zu 11 vergleiche man die folgenden: bolla > buL'- Kri.d; cavalleria>kavaien; tsei scut; tseler Ro; kokodril Ro: collare > kular Musakja: kulare .1; koleuz scut; sidzfl Bogd. Bla; spilli d'oro >> pilura; vasali J. Auf it. balla == ..Hodei: gehen zurück: bot, bo! Ro; mhole Hahn. Das Schwanken zwischen 1 und I bei Ro. ist nur Ungenau igkeit. Auch in vah? J. = Chor, Schar, Menge", Hahn = „Tanz" aus it. ballo ist 1 nur Versehen, da die bestimmte Form auf -ia ausgeht, also die Mouillierung anzeigt. Das gutturale I in papagäl Ro. ist durch Anlehnung an die Endung -al entstanden. Die Beispiele zu -ello. -ella cf. S. 30, 31. Wenn einige von diesen sowohl 1 als I zeigen, so hat sich 1 durch Dissimilation zu vorhergeliendem I .oder j eingestellt, in kapeteh kasele, fatsel, sardele aber infolge ihrer Aufnahme in jüngster Zeit. intervokalisches 1 in den it. El. erscheint in den Endungen -olo, -uolo, -nie stets als I. Die cal. und sie, alb. Wörter, die nur 1 zeigen, sind überall, wo nicht I sicher bezeugt ist, mit 1 geschrieben worden. Dabei geht 1 in diesen Dialekten durch gr. Einfluß oft in / über: sie. aicula ^> afkuye sie; balata > ba/ate sie; sie. cunsu-lazione > kunsu/atsiön sie; palazzo > puyas cal; scandalo ^> skendal, skenda^ sie. Die Beispiele für 1 in den Endungen -olo, -uolo cf. S. 39, für 1 in -ale die folgenden: bokale gr. N; breviai Ro; kam-biäl Ro; kanai; kardinal Ro: karnoväl Ro; korporäl Ro; kusäi cal; funeral Ro: dzeneräl Ro; graduäl Ro; mestil, mesäl Ro; kai Mitk; pastoral scut; pinal geg; ritnal Ro: rusinuäl cal; skandalo to; skendal cal; sensäl Ro; spekal cal. Santos. Im Vergleiclie zu dieser großen Anzahl von Beispielen bleiben die folgenden, in denen die Formen zwischen I und 1 schwanken oder nur I haben, sehr in der Minderzahl: *casola > ksol J; kesole, kasole; mussolo > musul Ro; musul scut; penzolo >> pezul scut; J. auch pezul; pistola > pistole Hahn; pistöl geg; pistole gr; tovagliuolo > vajule gr; visciola > visul scut. Über die Vertauschung von -olo mit -ere cf. S. 57. In größerem Umfange als in den eben genannten Beispielen hat sich I aus intervokalischem 1 in der Stammsilbe entwickelt, nachdem die alte Entwicklung zu 1 allmählich zurückgedrängt worden war, das nur in wenigen Beispielen erhalten ist: ven. balanza > palantse; katalä scut; kil, kiu gr; ven. malän >> molän, mulän; molinajo Z> minotäj; pahis, pehls; plas Ro; burduläk; sparlare > spralöj J; telär scut; zelo >> zel, zeltär, zelöj scut. Das allmähliche Verdrängen der alten Entwicklung zeigen die folgenden Doppelformen, die in der Zeit des Schwankens zwischen 1 und I aufgenommen worden sind: baül, baül Ro; colostro > kulostre gr; kuloster scut; diluvio > delü#- cah Rad. Bla; dilüv Ro; filare > filare Rada; filöj J; scola >-skole geg; skole geg; skol scut; stol, stol Ro; viola + ze ^> vjoles Ro; vjöleze Bla; violts scut. Den Wandel -1- > I haben die folgenden also jüngeren El. mitgemacht: alabaster Ro; alün Ro; apostolik J; kalamit Ro; kalamiter J; kalennär scut; celata > tsaTät Ro; koladziön scut; kolone; kolor gr; fazzoletto > fatsolet Ro; farsulate Durazzo; gole, goje to; gole J; mulinär Ro; pilöt Ro; put-sulän Ro; prelät Ro; saluppo gr; sfilatso gr; stiletto > skület Bla. > sület Ro; vele Bla; vel scut. Vor betontem e, i und in der Endung -ilo ist stets I eingetreten: apostoli J; abruzz. bali > vali Rada; valfs cal. Santos: it. bali > vali J; katolik scut; pergola > pargulö cah sie; galea>gale; skület Bla; sület Ro; balenRo; koler scut; cal. trivulu > trivuli cal; violino > rfjoli, violi gr; zelo > zeli geg. asilo > asfl cal; nasil, nazil Rada; mantile > vandile cal; mandile; skemandiT cal; skamandil J. sie; cah fidili > fidiT Rada; dzentil geg. Ro; ovile Leake. - 86 — — 87 Der Übergang von 1 > u vor cons., wie er sich im Altfranzösischen findet, hat sich in derselben Stellung auch im cah und sie. it. abgespielt, deren Formen dann in das alb. übernommen wurden (cf. Scerbo 31): it. altare > autar cal; otar Piana; it. ciald-ella > tsaudelV cal. Var: it. falda > faudf cal; it. poltrone, sie. putruni > putrun sie. Pap; it. sbalordire> zhaudirtur Rada. Dazu kommt noch chilo > kil; gr.: kiu. Tatsächlich scheint im gr. alb. der Übergang von 1 > u auch noch in anderen Wörtern vorzukommen: puäreze = „Erzählung, Märchen", das zu den von lat. parabula abgeleiteten Wörtern prale, perale; pu/are sie. gehört; in der sie. Form ist nach Metathese des r das 1 > y geworden und e durch Labialisierung zu u; pumbe gr. aus plmbe bei Pulj; pelemhe to; peläine geg; plam scut, = „flache Hand" aus ngr. jtaldfi?]. Auf die vorstehenden Beispiele stützt G. M. seine Etymologie von ruaze = ./Perle" gr. von perla -f- ze; vgl. jedoch s. ori. Über Metathese des 1 cf. § 28, S. 88. ' §28. r. . In den lat. El. ist anlautendes n als r gesprochen worden: rosalia > fsaje = „Pfingsten". Einfaches r im Inlaut bleibt r: laurus > lär; -rr- ergiebt f: garrire > gafis. in Verbindung mit cons. ist r bewahrt geblieben, nur die mit ihm verbundenen cons. sind häufig einer Veränderung unterworfen gewesen, über die bei den einzelnen cons. gehandelt worden ist (cf. br, rb. rd, dr, rt. tr, rn). Nur in der Verbindung ri ist r vollkommen in i aufgegangen: coreum > kua -~ kuja. koja -..Brotrinde, Schorf auf einer Wunde". Anlautendes r i i den it. El. ist im allgemeinen als r bewahrt (cf. Wörterverzeichnis unter r), nur diejenigen älterer Aufnahme zeigen wie die Lehnwörter aus dem lat. f: wwe. ra stiel neben rastjel scut: rissa > fitse; rohe to; hige neben scut. rüg: rufe neben, rufe, scut. ruf. Wie in anderen Punkten hat auch hier das cah alb. die alte Lautgewohnheit länger beibehalten als die übrigen Dialekte, einige Wörter ausgenommen, die erst in neuerer Zeit aufgenommen worden sind: cal. rahare > fahärin Santos; cal. ras-care > faskärin; fatse Frasc; fatsime; rede > rede Frasc; cal. rimitu > femit; riparo ^> fepärin Rada; neap. rollo > role Cam; fusinual; cal. ruzza ^> fudze; dagegen: neap. revera ^> revere; roncare > rungön March; cal. rugagnu > rügen. Intervokalisches r, besonders häufig in den vom it. Infinitiv auf -are gebildeten alb. Verbalformen auf -ären, -ärih (adorären, kukäriri, pedärin etc.) hat sich als r erhalten. Das gleiche gilt auch von r vor i: abbecedario > abetare; variele gr. Rhd; kamarjer cal; kamerjer Bla; kanär Ro; kalvär Ro; cal. carriare > kafare cal. Frasc; carriuola > karjole gr; feria >> ferie Ro; lunir Ro; malagurio > malaure cal; marjöl; murjele; rosario > ruzare scut; ven. salterio >> salter Ro; serie >> ser sie; sere J; teriaca > triake. kofe = „Cichorie" leitet G. M. von lat. cicoreum ab; die Bildung ist jedoch eine moderne, da vortoniges o als o bewahrt ist. kofe stammt, wie auch die folgenden Wörter, von it. cicoria ab: skorie Ro; kore-ia J; köreze gr; rkore Bla. Ro. It. -rr- ist meist als f in das alb. übergegangen, in einigen Fällen erscheint auch r, das aber wahrscheinlich auf mangelhafter Wiedergabe beruht: arrivare > arvön, fevöri cal; arro-sare > rontsarin Rada; barrella> variele gr; caparra > kapafe; kapär scut; abruzz. zirra > ndzire sie; barra > bare; sbarrare >zbarisin cal; bar rare > mbufön; cal. carriare > kafare Frasc; cerro > tsef Ro; sie. currivu > kufif sie; cal. garrafa > gafäf cal; garafe; cal. murra > muf cal; porrina > pofi J; savorra > sayofe Kav; sporre > spof J; tabarro > tabar scut; verro > ver Ro; über terrazza cf. S. 70. In einzelnen Wörtern lat, wie it. Herkunft ist r unorganisch eingeschoben worden, in anderen wieder ausgefallen. Von lat. Lehnwörtern vergleiche man z. B. frasule von phase-olus (sp. frisuelo). Von it. El. kommen in Betracht: fazzoletto>fatsolet = ,.Taschen-. Halstuch" Ro; farsiilate SS - — S9 - = ..Hais-, Kopf-. Schnupftuch" Durazzo; buffare > raufas: Iwrfuät gr. Rhd; toccare > toköj cah Jnrn. J; trokft Ro: in diesem Worte ist r vielleicht durch trokön == ..vernichten" veranlaßt; biscotto > bersköt geg. Auch Ausfall des r findet statt, besonders wenn noch ein r in dem Worte vorhanden ist, also gleichsam als Dissimilation: lat.*carputio>kepüs = ..abpflücken"; cristianns>kestere = „Christ". Von it. El. vergleiche man: corsare > kusar scut, J. Bla. to: kursär Ro. gr; das se. gulsar neben gusar zeigt deutlich als Grund des Ausfalls die Dissimilation; ven. filtrw >> filtär scut; Regg. ventrera > vandere sie; rimburehio > ruinbuikBla; it. rastrello > rastiel; rastiel scut. (sp. rastrillo: jedoch fr. räteau, ven. restelo). In zbulk cal. Barile Pap. aus sepolcro und in dzinest Ro. aus ginestra ist r im Auslaut nach cons. ausgefallen, ie f. rum. fereasta noastä etc.) Metathese von 1 und r, die in den lat, Lehnwörtern sehr oft eingetreten ist (placere ^> pelkdfi, pulverem > pluhur. fricare > frrkön, turma ^> trume), hat sich auch in den it. Eh, wenigstens was r angeht, häufig eingestellt: carnevale ^> *careval > kalivär cal: scalcare > sklakonem sie. Piana; duplicare > dulbukös; castrare > krastis Leake; sie crucetta > kurtsete sie: partigiana > patersan scut; kor-kodil; predicare >> prediköj, perdiköj scut, d; sparlare >> spralöj J; garzone > gradzün cal; gardzün sie; ven. granzo vegl. gruns > ger# gr. N; cal. guorfu >> gufer cal; cal. ncarricare >> ngrakön cal; nglakön sie; trifoglio > terföj, triföj Ro; sie. trimoja ^> termole sie; trivello ^> terviel J. § 29. m. In den lat. El. ist m im Anlaute bewahrt: missa ^> niese, maritare ^> marlon; im Inlaute ist es teils als m erhalten, teils hat es ein b nach sich entwickelt: grumulus > gruniul grumbul; scamnum > skani, skamp-bi geg. Auch in den it. El. ist m im Anlaute bewahrt (cf. Wörterverzeichnis unter m nur zwei Wörter haben es vor unbetontem. Vokale über mb in b übergehen lassen: mestiere ^> bestjer cal. und mozzello > botsiel; butsel scut. = ..Radnabe". Bei diesem Worte ist vielleicht butsel = ..kleine Tonne" (von bozzello) von Einfluß gewesen, da die Radnabe in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer kleinen Tonne hat. Im Wortinnern hat sich m allgemein bewahrt, nur in einem Worte ist es in mb übergegangen: remo > rem, rembe scut, Über mp, mb cf. S. 66, 68. §30. n. In den lat. El. ist n im Anlaut als n bewahrt: numerus ^> numer; nodus > ne. Jedes intervokalische n im Wort-innern ist im to. zu r geworden, im Auslaute dagegen und im geg. ist n geblieben, jedoch auslautend in beiden Dialekten früh geschwunden: sanare > serdn. to: snos scut; virginem > vergeri to; virgini geg; panus >> pe-ri to; pe-ni geg. Wenn nun fräsen to. geg. = ,.Esche" und resine to; resi-ni geg. = ..Harz" aus dem lat. stammen würden (fraxinus, resina), müßten sie ebenfalls den Wandel von n r mitgemacht haben. Sein Unterbleiben kann auch nicht durch das schon im Etymon vorhandene r verursacht sein, da vergeri, remer (romanus), rere (arena), vere'r (venenum) ebenfalls r für n zeigen. Beide Wörter gehören also mit großer Wahrscheinlichkeit zu den it. El. Der Wandel von n ^> r ist unterblieben bei geminiertem n: gunna > gune: canna >> kane; und ebenso bei mouilliertem n (aus ne, ni), das n, j ergab: tinea ]> tene to; tene geg; tej scut. = „Motte". n in Verbindung mit k, t bewirkt deren Übergang in die Media: nk >> ng, nt > nd; im scut. kann nd zu nn assimiliert werden: canticum > kenge = „Gesang"; cantare>>kentön to; knnöj J. Auch in der Verbindung rn hat Assimilation stattgefunden, hier jedoch das n an r zu f: furnus > iure, für. In den it. El. ist n im Anlaut als n bewahrt (cf. Wörterverzeichnis unter n). Bei einigen mit Vokal anlautenden Wörtern des cal. alb. ist das n der Präposition „in" mit dem Stamme verschmolzen, wie dies mit dem Artikel il bei Imuk geschehen ist: in amore > iiamlir Sant; in asile >> nasil Rada; in odio >> nodi Eada. Vor g und d im Anlaut kann n (Vorsilbe in) schwinden: ingannare >> ngenej Prop; ngtuie J; geneh ro; oberit. ingattiar >> ngatröh, gateröii; indecente > disents Rada. Umgekehrt kann aber auch n unorganisch vortreten: gonfiare >> gutöj, ngufdj scut; cah gioca > nclzoke Vena, Da intervokalisches n in den it. El. stets als n erhalten bleibt (bonatse, kambane, konosti, monede etc.). kann auch kernte Hahn = „kahl" nicht auf it. canuto zurückgehen. Das mouillierte n = it. gn ist meist als n erhalten, nur in einigen geg. und scut. Formen zu j geworden: bagno bau scut. J; cicogna > kamise Ro; degnare > denöj scut; degno >> den geg; dei scut; pignuolo >> pinuel Ro; pinül J; pugnale > pinäl geg; regnare >> renöj Ro; scrigna >> skrine geg; segnale >> seuia/> gr; segno > sehe to; seje geg; tigna > tine Ro. In den Verbindungen nk, nt ist wie in den lat, EL die Media eingetreten und zwar bei nk stets, bei nt nur in der älteren Periode; in der jüngeren bleibt es als nt, nd ist als nd bewahrt; im scut. jedoch ist der Dental häufig durch Assimilation in n übergegangen. nk > ng: banco > bango, bang-u, bange; mancare > mengen; manco > merk-gu geg; mengu cal; mengu Frasc; mancato > mau;ad geg; mangui J; manica > mang-a J: uionaoa ew ^> muueke-- Ro: munges scut; cal. incarricare > ngrakdi' cd: ivnc-in» ;> rungdh cal. March; seiancato - - nk? Fra-e. ngar-?* in. d sscu g %ieh ru"h auf s ml: scut. > im: avvento >> avent-di Ro; mantile > vandile cal; brontolaro > vrundulis cal; canterina >> kanderiu Ro; Carito>kant-di geg; Krist; kent-di to: conteuto>kutient cal. Rada; kondend Bla; können J; ven. grinfa >> grindem: intaccare > ndake Rada; Interesse ^> n de res cal; intonare > ndonate cal; levante > levänt-di gr; mantile> mandile; menta ^> mente Piana: mend Bla; mendere to; mennere geg; inenner J; me'ndreze cal: cal. ntinna ^> ndin cal; sacramento > sakra-menn scut; tentare >> tendöj, tundöj Ro. geg; tunnöj J; tenndj Ro; in-tisica > ndisk scut; Rcgg. ventrera ^> vandere sie. nt > nt: cal. chiantare > Kanton cal; fantasia > fantasi Ro; gentile > dzentil geg. scut; quarantena > karantene Ro. nd > nd; scut, im: banda > bände; bende gr; ven. ban-dido > bändig- to; bandet geg; bandiera ^> bandjere; calandra ^> kalenclre Rada; calendario > kalendar Ro; kalennar scut; indivinare > ndivnöj Ro; lindo > linde Rada; locanda y> lokande scut: mandorla > mändorle Mitk; ven. mandola ^> mendule lila; mandra^>rnendre cal; propagand scut; scandalo ^> skändalo to; skendal sie. cal; skandul geg; skannul scut; spendere ^> Spendern to. Die Behandlung von -rn- ist je nach der Aufnahmezeit der Wörter eine verschiedene: in den älteren it. El. ist die Assimilation zu r noch wirksam gewesen und zeigt sich auch im cal. alb. in einigen nur diesem Dialekte angefiörigen Wörtern; in den jüngeren El. hat r seine Assimilaiionskrafi: verloren, sodaß rn erhalten ist. rn > f: Inferno > fef geg. J; carnevale > kalivär cal. Sant; scherano > ske're cal. Sant: cornamusa > kafamuntse cal; taverna ^> tavefes Bla ; tornese ^> tures Frasc: torno>tore. rn > rn: fornire > fernön, furnön cal; guvernöj Bla; neap. sclerrenato > zdernät cal. Frasc; tabernakul Ro. {5 31. ts, dz. Entsprechend dem Wandel von lat. ti >> ts > s und. di > dz >> z (puteus > pus, gaudium > gas-zi), sind auch in den älteren it. El. ts und dz = it. z. zz in s und z übergegangen, in den jüngeren El. jedoch als ts und dz bewahrt, ts > s: palazzo > paläs, peläs; p-las Ro; pu/as cal; ter-razza>>defase, drase. raae; jedoch: taratse; ven. panza > pense: — 92 — Yen. panza + alt ven. splenza■ ^> blendze; plants-dzi J; plandf> geg; pjents Rada; pizzicare > piskdn neben pitskdii. dz z: dozzina ^> duzine gr; penzolare ^> pezoldj, peziit scut; ven. sponza ^> spüz scut; spunz d; trarnezzarc > tra-mezoj geg; zelo >> zel scut; zeli geg; zecca >* zek# geg. J. gr In suful Ro; sufarine, fufarine (it. zufolo) ist s durch Angleichung an f entstanden, wie die dritte Form mit anlautendem f zeigt. ts für ts erscheint in meltsi, multsi: melsi gr. von milza: in tumatse gr. Rhd. neben tumäts cal. sie. aus sie, tumazzu: in katsül gr. Rhd. von cazzo und in matsakon gr. aus ven. mazzoca. Sonst vergleiche man noch kets, kats = ..Ziege"; kets geg; Kits gr. IS!". Bei giannizzero > dzanitser geg. is: ts auf den Einfluß von tü. jenitseri = „neue Miliz"' zu setzen. Ein Versehen dürfte in strapizöj Prop. von strapazzare mit z aspro vorliegen, da Ro. nur strapatsöj mit ts kennt, und ebenso in orfse gr. = „Backbord" von orza mit z doice, das also besser ordze zu schreiben ist. In allen übrigen Fällen ist z aspro oder dolce im alb als ts oder dz bewahrt: abatsi geg. scut; carrozza ^> karotse; cah chiazza ^> kats/ cal; kolatsidn scut; sie. cunsulazioni ^> kunsu/atsiön sie; di-votsiön scut; forza ^> fortse; grinza > grintse Ro; cal. lanza >> lents-dzi cal; lenzuolo >> luntsol Rada; licenza > litsentse gr. Rhd; cal. maruzza ^> marotse cal; maritozza ^> maritbts Ro; ven. mazzola > matsole gr; cah muzzicune > mitsikiin cal; obtizzo "> obrits scut; offizio ^> flts cal; offts, ufils scut: ospizio ^> ospfts Ro: ven. panzera > pantsir; altven. pizzola y> pitsere; cal. pizzu pits cal; prefäts Ro; profetsi scut; razza > ratse cal. Frasc; servizio ^> servitsia pl. gr; ven. sii-lazzo > sfilatso gr. Rhd; speranza > sprents cal; ven. spezie > spets, spetse; sie, stizza >> stitse sie; stizzo > stits Ro:. zafTo >> tsaf Bla: cal. zampajjune > tsampane cal. Frasc: cal. zirru > tsuril cal. Sant. garzoue gradzün cal; gardzun sie; gazzetta > gadzet Ro; gonzo > zgendze gr. Rhd; ven. lezer > ledzöj Prop; neap. 93 panzana > pandzän cal; cal. ruzza > fudze cal; zero > dzer Ro; abruzz. zirra > ndzire sie; cal. zirra > ndzereps cah §32. ts. Im alb. ist ts = it. c vor e, i immer bewahrt worden: cf. Wörterverzeichnis unter ce, ci sowie die folgenden Beispiele: cal. arcere > artsere cal; ven. articioco > artitsök geg; boccia>botse sie; boccio>bots geg; cappuccino > kaputsin Ro; neap. caucerogna > kautsirona cal; sie. crucetta > kutt-sets sie; donnaccia >> danäts Tirana; ven. faciol > fatsel scut: limaccio > Imask scut. J; cal. micciu > mits cal. Frasc; pan-ciera>petsir, cal. taccia>tatse cal; tonacella>> tonatsel Ro. In einigen Fällen, die im alb. ts für it. ts haben, ist dieser Wandel nicht im alb. vor sich gegangen, sondern bereits im it; besonders in den beiden hier in Betracht kommenden Dialekten, dem ven. und dem cah ist ts starken Veränderungen unterworfen gewesen: Im ven. geht ce, ci anlautend in ts über, im Wortinnern in s, nur cce ist auch in dieser Stellung ts geblieben: certo > tserto, voce > vose, cacciare > catsar. Im cal. kann lat. c vor e, i als ts, dz, ts, dz und s erscheinen (Scerbo 39). Die nun in Bezug auf ts vom Toskanischen abweichenden alb. Formen gehen entweder auf ven. oder auf cal. Formen zurück, die soweit möglich im Folgenden mit angeführt worden sind: capuccio, ven. capuzzo >> kopüts, kupüts Pulj; cionco > tsunk-gu; tsungel-i = „Pfosten, Stützbalken" J; tsunk#-i =-..Weidengerte, Binse J; wenn auch ven. *zonco nicht belegt ist, so ist der Anlaut aus ven. zompo, zonfo = „verstümmelt" zu ersehen. flglioccio, ven. fiozzo > filöts m. -tse f. gr. Rhd; it. rancio > rantse gr. Rhd., das auf ein ven. *rantso neben ven. ranchio zurückgeht. lesentse, lisentse und litsentse sind zu verschiedenen Zeiten in das gr. alb. übergegangen, wobei die beiden ersten Wörter von ven. *lisentsa stammen (in der älteren Form mit s > s) und litsentse von it, licenza. 0 i — tsen cal: tsoiöre Rada geben auf en dem neap. zinuo entsprechendes cal. Etymon zurück. J. hat von cenno tsenoj = „verspotten". Auch kots, kctse cal. (it. coceio, coccia -wird ein cal. Etymon mit ts zu Grunde liegen. Dasselbe gilr von pertsiön Rada (it, processione "> protsesiön scut,). nuzent cal. Sant. (z wahrscheinlich ein Versehen für ts stammt von einer cal. Form, die dem neap. nnozente entspricht. Da ce, ci im cal. auch zu s werden können, so gehen kardazi cal. und disents Rada (neap. cardacia. it. indecente) auf entsprechende cal. Formen zurück. Erweichung von ts ^> dz ist eingetreten in vudze cah Frasc. von cal. vuce; vudzar neben vutsär cal: vudzari cal. von cal. vuccieri, in diesen Wörtern durch Angleichung an den Anlaut; ferner in rdzul J. aus orciuolo, hier wahrschein-lich durch das vorangehende r bewirkt; urtsuel Bla. stammt von einem ven. *orzuolo. Eine starke Kürzung haben rsjel gr. cal; rsül J. erfahren, wenn sie auf cardicello zurückgehen. In den Ableitungen von cicogna und cicoria ist die erste Silbe, wenigstens in einigen Formen, ganz geschwunden: kanuss Ro: skorie Ro: kore J; kdreze gr. kofe. § 33. dz. Im alb. ist dz = it, g vor e, i stets als dz bewahrt; cf. Wörterverzeichnis unter ge, gi sowie die folgenden Beispiele: collegio >> koledz scut; koledzal scut; effigie >> fidze sie; gaggia > gadze cal; gaggio > gadze Rada; legge >> ledze cal. Frasc; lindo + leggiera >> lindzere gr. Rhd; viaggio > viats-dza J. In tselsomm Ro. = „Jasmin" (it, gelsomina) ist die erste Silbe durch volksetymologische Anlehnung an tsel scut, — ..Himmel" entstanden; J. hat zesemin mit Verstummen des Dentals. partigiana ist als patersan in das scut. übergegangen, neben welcher Form Ro. auch paterzane verzeichnet. Dieser Übergang von dz z, der sich auch in tserfös-zi Ro. von 95 Y,n cerfogio und in partäs-zi Xyl. von partaggio findet, gehört jedoch schon den it. Mundarten an: altit. bastagio > ven. bastaso, cal. vastasu; it. fagiano > ven. fasan. D. Labialisierung; Vokalharmonie. Bereits mehrfach ist im Laufe der Darstellung auf den Einfluß hingewiesen worden, den labiale Konsonanten und s, das mit vorgestülpten Lippen gesprochen wird, also geradeso wirkt wie die Labialen, auf den unmittelbar benachbarten Vokal ausüben können. Am häufigsten zeigt sich Labialisierung bei unbetonten Vokalen. Betonte Vokale sind nur in folgenden Wörtern durch Labialisierung verändert worden: nescio > nos gr. Rhd; civetta >> dzutte Sant; pieno > pjono cal; colostro >> kuluster J; holla >> bule Krist; cardicello > rsjel gr. cal; rsül J. Die Beispiele zum Übergange von unbetonten Vokalen in o, u infolge Labialisierung cf. S. 47: a >> o, u und S. 53: i >> o, u, außerdem noch die folgenden: capestro > kepres, kopres; ven. malän ^> molän, mulän; pagare > pagon, pogön; befficare >> bofikär gr. Rhd; pelle-grino>puligri scut; carnevale >karnoväl Ro; milza> meltsi, multsi; mulsi gr. Daß der Übergang nicht auf it. El. beschränkt ist, zeigen die folgenden Beispiele: lat, machina>mökere = „Mühlstein"; lat. familia >> femile; fumi Bo. Erizzo, (cf. rum. fumee neben femee); lat. cavus > govate, govere (cf. S. 60); tü. dolama > dolomä; ngr. {lovaöxrjQL >> monostir cal. Auch im Rum. ist Labialisierung durch labiale Konsonanten so ,vie durch s und ts eine häufige Erscheinung. Betrachtet man die Wörter sorök von sciroco, monostir cal. und dolomä, so ist augenscheinlich, daß in ihnen nicht nur Labialisierung gewirkt hat, sondern zugleich Vokalh ■rmonie. im ersten Worte regressiv, in den beiden andern progressiv. Wäre das nicht der Fall, so hätte unbetontes o zu u werden müssen, wenigstens in monostir, da dieses s für s zeigt und — 96 — 97 — der Übergang von unbetontem o > u sieb langer vollzogen hat als jener. Im alb. wirkt also die Vokalharmonie progressiv und regressiv, und nach beiden Wirkungsweisen sollen ohne weitere Einteilung die folgenden Beispiele aus den it. El. angeordnet werden. 1) Progressive Vokalharmonie: ven. caneveta > kanavet«'-: carestia > karasti cal; gelsomino > zezemin J; maturare > mataröj geg; mazzoca -j- one > matsakdn gr; sottile -f- accio j> sutilas, sotoläs Ro. 2) Regressive Vokalharmonie: celata > tseiat, tsatät Ro; cornamusa > karamuntse cal; donnaccia >> danäts Tirana: dragomanno > drogornan; cal. muzzicune >> mitsikün cal; sigurare > suguröj geg; tremare > frama rin cal. Rada. Vokalharmonie tritt also im Alb. wie im Rum. in erster Linie in vortonigen Silben ein nach dem Schema: ä e x' > a ä x oder e e x'. \\ ie die Labialisierung ist auch die Vokalharmonie nicht an eine bestimmte Zeit und an gewisse sprachliche Elemente gebunden; sie erstreckt ihre Wirkung auf alle Wörter, die in das alb. eingedrungen sind. Man vergleiche z. B. von den verschiedenen Formen von dalndüs* (E. W. 59] besonders delendüs Bla,, dalanduse gr; ferner tü. destimal > destemel: kalakude N aus ngr. xokoiaxovöa. Wenn Storch in seiner Abhandlung über die Vokalharmonie im Rumänischen*) sagt, daß die Vokalharmonie im Rumänischen eine Erscheinung sei, die dieser Spr. als ihr besonderes Eigentum zukomme, und daß man nicht annehmen könne, daß die Spr. umliegender Völker, etwa das Türkische oder Ungarische den Anstoß dazu gegeben hätten, so !;->? gegenüber der Tatsache, daß im alb. wie im rum. die Vokalharmonie progressiv und regressiv vorkommt, darauf hinzuweisen, daß die Vokainarmonie im alb. wenn auch nicht den Anstoß zu derselben lautlichen Einwirkung im rum. gegeben *) Jahresbericht des rum. Inst. VII, >S. 171. hat, so doch neben vielen anderen Übereinstimmungen beider Spr. in lautlicher, lexikographischer und syntaktischer Beziehung ein neuer Beweis ist für den gemeinsamen Geist, der die früheste Entwicklung beider Spr. belebte, und dessen Nachwirkungen noch heute deutlich zu Tage treten. IIL Ergebnisse der Lautlehre. Im Folgenden soll nun versucht werden, die Ergebnisse der Lautlehre kurz zusammen zu fassen und die zeitliche Ausdehnung der einzelnen Lauterscheinungen soweit möglich festzustellen. Nach dem geschichtlichen Überblicke sind besonders zwei Zeitpunkte von Wichtigkeit: der Beginn des it, ven. Einflusses im 10. Jh. und die Auswanderung der Albanesen nach Süditalien in der zweiten Hälfte des 15. Jh. Durch diese Auswanderung wird die ganze Zeitdauer des it. Einflusses in zwei ziemlich gleiche Abschnitte geteilt, von denen wir den vom 10.—15. Jh. währenden als die ältere it. Periode bezeichnet haben. Eine genaue Verteilung auf beide Perioden ist jedoch nicht durchzuführen, da, wie aus dem Vorangegangenen und dem Folgenden zu ersehen ist, einige Lauterscheinungen mehr oder weniger aus der älteren in die jüngere hinüberreichen. Vokale. Betontes a in oraler Stellung ist bis in die neueste Zeit unverändert geblieben; der noch in den lat. El. wirksame Umlaut des a durch folgendes i ist gänzlich erloschen, während der Umlaut nach Analogie bis in die neueste Zeit wirksam gewesen ist: ngel, grep, die Plurale: treten, soldeten. Betontes a vor Nasal ist, wie rtm, putaie zeigen, in den ältesten it. El. noch zu e geworden, ein Wandel, der sich vor gedecktem Nasal im gr. alb. bis in die Zeit gehalten hat, in der noch s > s wurde (Beginn des 16. Jh.), wie stanbg neben stambf zeigt, und der im cal. alb. noch darüber hinaus Weigand, 10. Jahresbericht. 7 — 98 — — 99 — wirksam war: skendal, sprents. Nach vampe cal. zu urteilen ist aber auch dieser Wandel in neuerer Zeit erloschen. Bet ontes e in oraler Stellung ist als Stammvokal in den ältesten it. El. noch zu ie geworden: tiegul, fnestn, in allen übrigen jedoch als e bewahrt; in der Endung -ello hat sich die Diphthongierung, lautlich oder durch Suffixbeeinflussung, länger gehalten und tritt noch nach Erlöschen des "Wandels von s > s ein: kastjel cal; rastiel scut. Vor Nasal ist e in den älteren Eh zu e geworden, in den jüngeren als e bewahrt. i hat in oraler Stellung wie vor Nasal seinen Lautwert unverändert gelassen. Betontes o in oraler Stellung ist als o bewahrt, in den Endungen -olo, -ore in der älteren Zeit zu u geworden: aber auch hier schwindet die Wandlungsfähigkeit vor Abschluß des Übergangs von s >> s: pistole gr. Vor gedecktem Nasal ist o in der Stammsilbe in u übergegangen, vor freiem Nasal aber ist o erhalten; die Endung -one ist in der älteren Zeit analog den lat, Eh zu -ua, -ue geworden, daneben auch als -on erhalten und dies immer in den jüngeren Eh und in der bestimmten Form. In einigen Wörtern ist an Stelle von -one auch die gr. bez. cah Endung -un getreten. Das betonte u in oraler Stellung wie vor Nasal hat immer seinen Lautwert bewahrt, und das gleiche gilt von au. Die unbetonten Vokale im Anlaut erleiden in der älteren Zeit Aphärese, in den jüngeren El. sind sie erhalten, jedoch o als u. Dabei ist a noch abgefallen nach dem Aufhören des Wandels von s > s: balastri cal; sparag J. Im Inlaut ist unbetontes a in der älteren Zeit zu scut, e geworden, das noch schwinden kann, welcher Übergang ebenfalls den von s > s überdauert hat: asterk cal; kesoh. ksole, konsekröj Ro; saksrdirin cal. Unbetontes a im Auslaute ist allgemein zu s geschwächt worden, nach i auch zu e und kann in beiden Fällen im scut. verstummen. Inlautendes unbetontes e erscheint als £, scut, e in oraler Stellung wie vor Nasal, im cal. alb. zuweilen als i, das dann auf entsprechende cal. Formen mit i zurückgeht. Vor r ist es auch in a übergegangen. Unbetontes e im Auslaut ist allgemein geschwunden, nur in einzelnen jüngeren El. hat es sich als e oder s erhalten. Unbetontes i im Inlaut ist oft in £, scut. e übergegangen und auch ganz geschwunden, wenn es in völlig tonloser Silbe stand, im übrigen hat es seinen Lautwert bewahrt, Unbetontes o im Inlaute wurde in den älteren El. zu u, selbst noch nach dem Aufhören des Wandels von s > s: furis cal; kusär; musträk J; suldät cal; surböri; aber auch seine Wandlungsfähigkeit war schon erloschen als noch intervokalisches d in 6 überging: adorären cal; korkodil Ro: kovarde; monerfe. In skolar cal. und skolar Ro. ist o durch das Simplex skole, skol gestützt worden. In den jüngsten El. ist o erhalten. Der Übergang von unbetontem o >> £ hat unabhängig von der Aufnahmezeit in lat. wie it. El. stattgefunden. Die Endung -olo erscheint stets als -ul. Auslautendes o ist allgemein geschwunden, nur in modernen Fremdwörtern ist es mit in das alb. übernommen worden. Unbetontes u im Inlaut erscheint fast immer als u; im Auslaut ist es verstummt. Konsonanten. Die gutturalen Konsonanten k, g und die palatalen k, g haben im allgemeinen ihren Lautwert bewahrt, nur im scut. sind k und g von der ersten Hälfte des 19. Jh. an in ts und dz übergegangen. Die labialen Verschlußlaute p, b sind als p, b erhalten, auch in Verbindung mit anderen Konsonanten; nur mp ist in mb, geg. m übergegangen, und in einigen gr. und cal. alb. Wörtern p in b. b im Anlaut unbetonter Silben kann zu mb, m werden und mb im geg. zu m. Der Übergang von D im Anlaut in v, der zumeist in Wörtern gr. Ursprungs sich zeigen muß, ist auch in vale, valtsöj, valis eingetreten und zwar — 100 • in neuerer Zeit, da vertoniges a bewahrt ist. Intervokalisches br ist in älterer Zeit in vr übergegangen, in der jüngeren als br erhalten. Dentale, t ist in jeder Stellung, auch in Verbindung mit r, unverändert geblieben: die beiden Wörter katarak und patake, die t mit k wechseln, gehören wegen Erhaltung des vortonigen a der neueren Zeit an. Anlautendes d ist bis auf die Ausnahmen im cah (difese. dularai, d'iffs, djaskalj als d bewahrt, Intervokalisch aber und in der Verbindung rd setzt es in den älteren it. El. die Lautentwicklung der zweiten hat, Periode fort und geht in 6 über, was noch stattgefunden hat, als unbetontes a, o ihren Lautwert nicht mehr veränderten: adüröh to; adorärefi cal; kor-kodil: inonede: tra/ltür; kovartfs, sardele. In den jüngsten El. ist in beiden Fällen d erhalten. Die labialen Spiranten f und v haben für gewöhnlich hren Laut wert bewahrt, Der Ubergang von s >• s ist der einzige, der innerhalb der it. Periode entstanden und auch geschwunden ist, sodaß ihn nur die älteren it. El. mitmachen konnten. Die in das rum. aufgenommenen Elemente zeigen s. Zur Zeit der Auswanderung der Albanesen nach Italien, dauerte der Wandel von s > s noch fort, da cal. Dialektworte noch s >> s werden lassen: cal. scupetta> skupete cal; cal. frusculu >-fruskuf cal. Daß auch in Albanien zu Beginn des 16. Jh. der Wandel noch lebendig war, zeigt s in stamp scut; stambe, staube gr., gleichviel ob diese Worte dem alb. durch das gr oder das ven. übermittelt worden sind. Da aber 1483 Sultan Bajesid II. die Buchdruckerei in seinem Reiche bei Todesstrafe untersagte, ist mit größerer Wahrscheinlichkeit die Kenntnis von Druckwerken und Verfahren und damit auch des Wortes von Venedig ausgegangen, das Ende des 15. Jh. etwa 250 Druckereien besaß, sest neben sest J. macht es wahrscheinlich, daß der Wandel zuerst im Inlaut vor Konsonanten unterblieben ist. jedoch auch im Anlaut bald darauf erlosch. s = it. sei, see hat seinen Lautwert bewahrt. — 101 — Was den Übergang von f > K, f>h>j, f>#, s > #, s > f; # > f, v > d, d > v und von 6 > 1 angeht, so diene zur Charakterisierung dieser Eigentümlichkeit folgende Äußerung Dozon s (S. 339) über das alb. im allgemeinen: „En fait, plus d'un mot chkipe semble, pour ainsi dire, na-voir pas atteint un etat de fixite complet; en outre, certaines lettre«, principalement les consonnes fortes et faibles, se remplacent entre elles, et certaines prefixes ou prostheses varient presque ä l'infini ou se suppriment." Was nun die Zeit dieser Übergänge betrifft, so sind sie zu allen Zeiten eingetreten, wie denn auch die den verschiedenen Spr. angehörigen El. von ihnen betroffen worden sind; nur der Übergang von s > d muß natürlich vor dem von s > s eingesetzt haben. Ferner scheint der besonders dem geg. und scut. angehörende Übergang von 6 >> v und von ö >> I neueren Ursprungs zu sein, weil ö in beiden Fällen meist erst auf intervokalisches d zurückgeht und bei Bla. noch als 6 erscheint, während s und f bei ihm schon durch d ersetzt sind. Anlautendes 1 ist bis in die neueste Zeit in I übergegangen; das mouillierte 1 = it. gli hat sich als I erhalten oder ist dialektisch zu j geworden, ohne daß hierbei die Zeit der Aufnahme von Einfluß gewesen wäre. 1 vor cons. ist ir I übergegangen, in modernen Fremdwörtern jedoch in 1, von denen übrigens nur drei in Betracht kommen: aftär Krisf; valtsöj J; salte gr. 1 nach cons. ist stets zu I geworden. Auch 11 hat diesen Wandel mitgemacht, ausgenommen die jüngeren Eh. die in der Endung -ello ein I zeigen. Das intervokalische 1 in den Endungen -olo, -uolo und -ale ist allgemein in I übergegangen, in der Stammsilbe jedoch nur in den älteren Elementen und zwar etwa ebenso lang wie der Wandel von s > s angehalten hat (cf. kuloster scut., kulostre gr; skole, skole geg; stol, stol Ro.). 3n den jüngeren El. ist intervokalisches 1 in I übergegangen, doch ist I stets eingetreten vor betontem e, i und in der Endung -ilo. De — 102 — — 103 — Wandel von 1 > u ist nicht alb. sondern cah bezw. gr. Lautgewohnheit. Anlautendes r ist in den älteren Elementen zu r geworden, doch bleibt es in Albanien noch vor Abschluß des Wandels von s >> s als r erhalten: rest, respöj; nur im cal. alb. ist die alte Lautgewohnheit länger lebendig geblieben: faharin, ras-karin, rudze. Intervokalisches r, auch vor i, hat sich stets erhalten, und rr ist als f übernommen worden. In einzelnen Fällen ist r eingeschoben worden, in einigen auch ausgefallen, dies fast immer zum Zwecke der Dissimilation. Die Nasalen m und n haben im An- und Inlaute stets ihren Lautwert bewahrt, und das gleiche gilt von n = it. gn. k und t werden durch vorangehendes n zur Media erweicht: in modernen Wörtern wie fantasi, karantene bleibt t jedoch bewahrt. Im scut. wird t, d nach n diesem assimiliert, umgekehrt in der Verbindung rn in den älteren El. n dem r. sodaß sich r ergiebt; in den jüngeren El. bleibt rn erhalten. ts und dz = it. z, zz sind in der älteren Periode zu s und z geworden, wobei aber s ebenso wenig wie das aus lat. ti hervorgegangene in s übergeht, also anzunehmen ist, daß der Laut wert s j/ts, ti erst erreicht wurde, als die primären s bereits eine breitere Aussprache hatten. In den jüngeren El. sind ts und dz bewahrt bis auf die wenigen besonders gr. alb. Wörter, die ts für ts zeigen. ts und dz = it. c, g vor e, i haben allgemein ihren Lautwert bewahrt, wo aber ts und z für sie erscheinen, gehen diese auf ven. bez. cah Formen zurück. Es erübrigt nun noch eine kurze Übersicht zu geben: Von den in den it. El. auftretenden Lautwandlungen v»aren in den indog. El. schon wirksam der Übergang von betontem a vor Nasal zu 6, von betontem e zu ie, von rn>r und von ti>ts>>s; dazu kommt noch die Unterscheidung von I und 1*) und von r und f.**) *) cf. G. M. Alb. Stud. III. ^ 123, 104, 42, 100 letzter Abschnitt. **) ct. desgl. $ 09. Aus der lat. Periode wurde in die it. übernommen der Übergang von betontem o vor gedecktem Nasal zu u, die Aphärese der unbetonten Vokale, der Wandel von unbetontem a, e, i >* £, von o >* u, sowie der von intervokalischem d und rd zu 6 und rd*) Innerhalb der it. Periode hat der Übergang von s > s stattgefunden, während die übrigen Lautwandlungen allmählich erloschen. Im Scut. sehen wir in neuerer Zeit den Übergang von nt, nd > n und den von k, g > ts. dz. IV. Ergebnisse ans dem Wortschätze besonders in kultureller Hinsicht. Das behandelte Wortmaterial geht auf rund 1000 it. Grundwörter zurück, von denen etwa 75 dem ven. Dialekte und 150 den süditalienischen Dialekten angehören. Was die Verteilung auf die einzelnen alb. Dialekte betrifft, so steht das scut. mit rund 465 Wörtern an erster Stelle, ihm folgen das cal. und sie. alb. mit 360 und die alb. Dialekte in Griechenland und auf den gr. Inseln mit etwa 115 Wörtern. Die wenigsten it. El. haben das geg. (mit Ausschluß des SCut.) und das to aufgenommen: etwa 85 sind in das geg. und 75 in das to. eingedrungen. Was nun die kulturellen Beziehungen zwischen Italien und Albanien angeht, so ist schon am Schlüsse des geschichtlichen Überblicks auf den Einfluß hingewiesen worden, der von Seiten der katholischen Kirche im nördlichen Albanien ausgeübt worden ist und noch wird, denn so oft auch die politischen Herren Albaniens gewechselt haben, die Kirche ist, .wenigstens im Norden, immer die römisch-katholische geblieben. *) Der in den indog. El. wirksame Übergang von d > 6 ist bereits erloschen gewesen, als die ältesten lat, El. in das alb. eindrangen, da diese intervokalisches -d- auch im Auslaut schwinden lassen. — 104 — 105 — Nach Ausweis der lat. Lehnwörter wie blak, kestare, kiw-, krestna, kungön, iter, messt, prift, sant und der christlichen Eigennamen Mn, Gon hat das Christentum schon in sehr früher Zeit in Albanien Eingang gefunden und sogleich feste Wurzeln geschlagen. Schon im 4. Jh. wird ein Bischof von Skutari mit Namen Bassus genannt (Degrand S. 289). Bei der Trennung der griechischen von der römischen Kirche hielt d^r Norden desLandes zur römischen, der Süden zur griechischen; Außerordentlich schwierig gestaltete sich die Lage beider Kirchen durch die Eroberung Albaniens durch die Türken. Es kann nicht verwundern, daß viele der schwer bedrängten Bewohner sich entschlossen auszuwandern oder zum Islam überzutreten. Treu zum Glauben ihrer Vorfahren haben nur die Miricliten gehalten, die noch heute mit aller Strenge gegen die vorgehen, die ihren Glauben verleugnen, oder nur ein christliches Mädchen an einen Muselmann verheiraten (Degrand S. 154). Bei ihnen allein besteht auch die Geistlichkeit ausschließlich aus Landeskindern, während in den übrigen Landesteilen schon frühzeitig it. Geistliche tätig waren, da das Land selbst nicht den erforderlichen Bedarf decken kann. Durch diese it. Geistlichen ist nun allmählich eine große Anzahl von it. Wörtern dem alb. vermittelt worden, die sich mehr oder weniger auf die Kirche und das kirchliche Leben beziehen. So bezeichnen die folgenden einen Stand oder eine geistliche Würde: abät, ahm, apostut, diakon, disepul, frat, kapelän. kardinal, patriärk, komär, munakesa. profet, vikär. Der größte Teil der hierher gehörigen Wörter bezieht sich jedoch auf den Kultus: altär, adurön to., adröj geg: amft, avenf, artikul, breviäl, fe, feste, funeräl, kalvar, kambana, kapela, ofi'ts, pastoräl, protsesiön, potent oder paten, predk, prediköj, ruzare, sakramenn. stol oder stol, vjatik. Außerdem gehören noch hierher: tsel, purgatur, mrrlir, abatsf, dzentil, fei", kapitul, tsenakuh zeh Die folgenden Wörter hat Kristofiridhis in seiner Bibelübersetzung dem it. entnommen: poetar, publikan, timouer und trafrtuar. Besonderen Umfang nahm aber der Einfluß der it. Spr. an, als das Wirken der Propaganda einsetzte. Eine besondere Form der Mission, geht sie mit dieser auf Anregungen Raymond Lulle's zurück, der zu Beginn des 13. Jh. lebte und zuerst die Ausbildung der Missionare auch auf sprachlichem Gebiete forderte.*) Die Tätigkeit der Propaganda erstreckte sich nicht auf die Heiden, sondern die christlichen Akatholiken besonders die Protestanten. Es begann ihre Tätigkeit^Anfang des 17. Jh. mit der Neugestaltung der sogenannten Nationalkollegien in Rom und anderen Städten, deren erstes, das deutsche, schon 1552 gegründet worden war, und deren Hauptaufgabe darin bestand, Einheimische der betreffenden Nationen aufzunehmen und zu gefügigen Werkzeugen der Mission unter ihren Landsleuten auszubilden. So wurden schon in früher Zeit auch alb. Kollegien in Rom, später in Loretto und Fermo und Mitte des 19. Jh. in Skutari gegründet. Die Wirksamkeit dieser Kollegien war jedoch nicht mit der Ausbildung der Missionare beendet, sondern ihnen lag auch die Übersetzung von religiösen Schriften und Katechismen in die fremden Spr. ob, und dieser Seite ihrer Tätigkeit verdanken wir die ältesten sprachlichen Zeugnisse des alb. sowie das Wörterbuch von Blanchus (1630). Auch die Jesuiten dehnten ihre Tätigkeit auf Albanien aus. Von ihnen sagt die Notizia Statistica von 1843: „In Scutari vi e una Missione de' P. P. Gesuiti, ove sono 3 Sacer-doti ed un fratello. Questi P. P. hanno apperte delle scuole, ed avranno ancora la direzione del Seminario Diocesano, che or si tratta di stabilire." (Otto Meyer, Die Propaganda I 51sd Ob allerdings die hier erwähnten Schulen gediehen sind, erscheint nach Degrand (S. 305) sehr zweifelhaft, der von Scutari berichtet: „II ne possede encore ni höpitaux ni ecoles" und von dem Lande der Miriditen (S. 168): „II nexiste aucune ecole en Mirditie". Es werden sich daher die Ausdrücke: koledz, skole, skolar, studjöj, ledzöj, Tiber, letra nur auf die *) cf. Saint-Marc Girardin: Origines de la question d'orient"; Revue des Deux-Mondes 1864; und Otto Meyer: ..Die Propaganda u. s. w." I. S. 89 f. ' - 106 — — 107 — Priesterseminare beziehen. Volksschulen fehlen noch ganz, und so wird es verständlich, wenn nach Degrand keiner von den christlichen Abgeordneten Skutaris im Stande ist zu lesen, was man ihm zum Unterzeichnen vorlegt (Degrand S. 304). Über die Ausbreitung der it. Spr. sagtDozon: ,.Les missio-naires etrangers enseignent l'italien aux Guegues septentrio-naux. tout en se servant pour les besoins religieux de l'idiome national qu'ils corrompent" (Dozon S. 170). Der Einfluß der it. Spr. geht jedoch nicht nur von den Geistlichen italienischer Nationalität aus, sondern auch von den einheimischen Priestern, da in den Priesterseminarien ,.independamment de Falbanais et du latin tous parlent et ecrivent l'italien" (Degrand S. 280). Dazu kommt noch, daß auch die Frauen und Mädchen vornehmer Häuser italienisch verstehen und sprechen, eine Fertigkeit, die sie sich in der Pension erwerben mögen, die sie bis zum 12. Jahre besuchen. Ist es nun noch gestattet, einen Blick auf den Erfolg zu werfen, den die römisch-katholische Kirche mit einer mehr als 1500jährigen Arbeit in Albanien erzielt hat, so ist ohne weiteres zuzugeben, daß das Volk weder moralisch noch kulturell gefördert worden ist. Die Hauptschuld an dem wirtschaftlichen Darniederliegen trifft allerdings die türkische Regierung, aber daneben stehen Blutrache, religiöser Fanatismus, Un. wissenheit, Aberglaube mehr denn je in Blüte, der Glaube ist zu bloßer Formsache herabgesunken, und das Weib gilt wenig mehr als eine Ware. Nächst der Kirche ist der Handel und die Schiffahrt der Venezianer ven Einfluß auf Albanien gewesen, und Kaufleute und Matrosen haben den Wortschatz der alb. Spr. wesentlich bereichert. Abgesehen von den technischen Ausdrücken der ven, Schiffersprache, die sich in dem Albanesisch der gr. Handelsflotte und Marine eingebürgert haben (cf. kavile, matsok, matsakön, merli, murello, navil, ortse, rantse, sägule, saluppo, slilatse, spago, takko, varde, vardamane, vitfe), ging auch eine Anzahl von Wörtern in das alb. des Mutterlandes über. Von diesen wären als Bezeichnungen für Fahrzeuge zu nennen: bark, batjel, faste, gale, vapör mit seinen Ableitungen. Dazu kommen Schiffsteile und Ausrüstungsstücke: arbur, rem, rembe. prope, timön, vel, weiter Nahrungsmittel, wie sie auf Schiffen üblich sind, also besonders Hülsenfrüchte: bersköt, bersüt, bize, #irke, fasül, fave, penik oder panik, ris-zi. Daneben fehlen auch die Ausdrücke für Wind und Wetter nicht, wie fortün; bonäts; sorök, serök gr; sirök scut; sufarine; schließlich sei noch marinär erwähnt. Von den Wörtern, die durch den Handel Eingang fanden, sind die am zahlreichsten, die sich auf den Geldverkehr beziehen: bango, danär, denär, dukät, frank, kambial, monede, rusp, skut, skut, auch kustim, hozure und ferner die Verben: fitön, fitoj, genen, kustön, kemben, pagön, pagöj, spendön. Weiter sind zu nennen als Bezeichnungen für Maß und Wage: meter und palantse, sowie für den Schützer und die Vermittler des Handels: korsul, korsulät, Sensal, drogomän. Von Waren tragen it. Bezeichnungen: fanel, spets oder spetse und liber. denn die Kaufleute, die Waren der Levante nach Venedig und anderen Häfen brachten, nahmen auch Bücher in ihre Heimat zurück. Beim Binnenhandel spielen neben Wegen und Beförderungsmitteln (fuge, viats, kafotse) auch die Gasthäuser eine Rolle: lokande, tavefes, Ausdrücke, die aber ebenso gut durch ven. Söldner eingeführt sein können. Während der militärischen Besetzung des Landes durch Venedig sind folgende Waffenbezeichnungen in das alb. eingedrungen: burble, bulber, kanön, lumbarde, patersän. pimd, pistöl, petsir, pantsir, skület Bla; sület Ro; sül oder süt, stits. trumbe, trumbete, tselät oder tsalät. Von anderen militärischen Ausdrücken ist noch zu erwähnen: bandjere, batare, duke, dzanitser, kapare, kestjel, kepres oder kopres, rmat, soldat. spron. Für das von Bla. gegebene alfjer = ..Fahnenträger" wird jetzt allgemein das tü. bairaktär gebraucht. Was nun schließlich noch das Haus und seinen Bau betrifft, so ist es merkwürdig, daß von den zahlreichen indog» Wörtern der alb. Spr. nur zwei sich darauf beziehen: dere = — 108 — 109 — ..Türe" und kep — „Steine bebauen", sodaß man leicht meinen könnte, daß die Albanesen ursprünglich den Hausbau gar nicht gekannt hätten. Dem widerspricht aber die Erwähnung von Städten bei den alten Illyriern und die Erwägung, daß diese, mit den Pelasgern nahe verwandt, in kultureller Beziehung nh'ht so weit hinter jenen zurückgestanden haben, daß sie nicht einmal feste Wohnungen hätten bauen können. So ist auch die turmähnliche Gestalt des alb. Hauses, die an das keltische erinnert, ein Zeichen für dessen hohes Alter. Es ist also auf diesem Gebiete auf philologischem Wege ein Ergebnis nicht zu erzielen, da die indog. Wörter bis auf die oben genannten zwei allmählich durch lat. und it. sowie verhindert hätte. slavische, gr. und tü. El. ersetzt worden sind. Die meisten Wörter sind romanisch, und zwar gehören die folgenden zu den lat. EL: kalkere = ..Kalk" (*calcaria von calx); kaltser scut; tra — trau, travi, träni — ..Balken" (trabem); stepi = ..Haus" (hospitium): kulm = .,Dachfirst,Dach" (culraen); kepar, kepra—..Dachsparren" (caper, capra); kisa = ..Kirche" (ecciesia). Lat. wie it. Herkunft können sein: mür = ..Mauer"; muröj = ..mauern" Bo: porte = ..Tor": skala = ..Treppe, Stufe" (scala), dessen Bedeutung „Hafen" erst durch die Venezianer nach dem Orient gebracht worden ist. Zu den it, El. sind zu zählen: tsel, tselez, trevet, balkue, fnestra; tieguta, tsieguta = ..Dachziegel": tiegula pl. = ..Dach" scut: paläs, patäs, plas: tseler, kolona, drasa, rasa = „Steinplatte zum Decken der Häuser": taratsa = ..Dach" to. Der Vollständigkeit halber seien auch die El. aus den anderen Spr. genannt. So sind slavischen Ursprungs: prak = „Schwelle": strebe = „Dach": sindra = „Dachschindel" (so. sindra, deutsch ..Schindel"). Auf das ngr. gehen zurück: keli ,,Kämmerchen, Zelle"; pli#är „Ziegelstein": pata. pat = „Stockwerk": para#ir = „Fenster"; pirk = ..Turm": kera-mide = ..Dachziegel" : pustrum = „Dach". Aus dem tü. stammen: pendzere = „Fenster"; kilär = „Keller, Speisekammer": tula = ...Backstein"; kerpfts = ..Lehmstein": kanare = „Fenster" Doz. — 111 — V. Wörterverzeichnis. In dem Wörterverzeichnis sind nur die aus dem it. unmittelbar übernommenen Formen enthalten, Ableitungen nur bei lautlichen Unterschieden. Wenn die Bedeutung des all). Wortes von der des it. Etymons abweicht, ist sie angegeben worden. abballo -f- astro neap. — balastri cal. Sant. Tumult, abbate — abät geg. J. abbazia — abatsi geg. J. abbecedario — abetare geg. scut. abbentu sie. — bent sie. Ruhe, abonisina cal. — bonesine cal. Wahrheit, aceuchiare — ku Karin, cal. Sant. aufhäufen, addunarsi cal. — addunärem cal. bemerken, adorare — aduröri to; adröj geg; adröj, avröj scut; adorärencal. afa — afe cal. Hauch, Seele, affucare cal. — fukäriii cal. Frasc. würgen. lade agliata it., ven. agiada gr. Knoblauchbrei, agosto — gost Hahn, Monat August. agresta, gresta ven. — greste unreife Traube. agrigno — akrinole cal. sauersüß. agro ven. — ager. aicula sie. — aiku/e sie. Adler. | ajero neap. — ajer cah Luft, ! Wind. alabastro — alabaster Ro. alfiere — alfjer Bla. Fahnenträger. altana — altane gr. Rhd. Terrasse, Söller, altare — altär Krist. to; autär cal; otär Piana. alunno — alün Ro. Zögling, amare — amärin cal. ammitto — amit Ro. Linnentuch beim Messelesen, amo — am sie. cal. amure cah — namur cal. Sant. angheria — angari f. Ro. anitu sie. — anit sie. cal. ane- thum segetum. annujamentu sie. — nujament sie. lange Weile, apolo neap. — apul cal. March. weich, zart, apostolo — apostul scut. appalto — apalto sie. Xyl. appedare neap. — pedärin cah verfolgen, jagen, arbore — arbur scut. Mast; arvur cal. Baum, arcere cal. — artsere cal. Schnepfe, archivio — arkif-vi Ro. armata — rmat-a Ro. Bla. = Flotte, aroma — arom-a Ro. arredo — orendi = Gerät Krist. Gen. 4,22. arrivare — arvön, fevön cal. arrosare — rontsärin cah Rada. überschwemmen, ronts See, Pfütze. articioco ven. — artitsök articolo — artikul scut. Gelenk, Glaubensartikel. ascenzione neap. — sidzone cal. Himmelfahrt Christi. ascinttare — sutärin cal. trocknen. asilo — nasil Rada. Zufluchtsstätte, asparago — sparag J. aspide — aspi#-tfi Ro. Schlangenart, asso — as gr. astracu cal. — asterk cal. Rada. Estrich. mbi + atto — mbiatu cal. sogleich. avvento — avent-di Ro. avvisare it. abisare cal. — abisöfi cal. anzeigen'*. babbu cal. — bab cal. Dummkopf. bagascia — bagäs gr. Lustknabe. bagno — ban scut. J. balanza ven. — palantse. valanza neap. sie. — vlentse cal balata — ba/ate sie. Steinplatte balcone — balkue Bla. Fenster bale ven. — hol, hol scut. Ro mbole geg. = Hode. hol gr Kugel. balena — balen Ro. bali, balive abruzz. — vali cal. Rada. öffentlicher Ausrufer, valis cal. Sant. öffentlich ausrufen. I ballo — vate Tanz. ! balzare — valtsöj d. tanzen: ! perbaltse scut. Kampf. i banco — bango Wechselbank. ; Kirchenpult; bang-u: bangt ! Bank, Schulbank. ibanda — bände to; bende gr I Seite, Reihe. — 112 — 113 — bandido ven. — bandi^-di to bandil geg. Taugenichts, bannito südit. — bannft cal Sant, Straßenräuber, bandiera —■ bandjere. bannera neap. — banne rt pl. Rada. Maisbüschel, barba — barbe gr. Oheim, barbaria — barban. barbaro -f- ese — barbares-zi. barca — bark scut: barke gr. Porös. fiaQxa ngr. — varke to. bard-('ascia) ella — mardel'e cal. Mädchen. Geliebte, barra — bare Pfahlramme, sbarrare — zbarisih cal. Rada. die Dämme wegnehmen, barrare — mbiirori verteidigen. schützen. *barrella — variele gr. Rhd. kleines Faß. base — bas-zi gr. Bodensatz, Materie, bastare — mbastöj geg; niastöj scut. J. bastardo — bastanV, bastardöj Bla: bestärk-di. bastärt: basto, mbasto. battello — batjef Bla. Nachen. Witterda — batare Hahn. Batterie, Gewehrsalve. battista — Jane tista cal. Frasc. Johannes d. Täufer. baute — baül, baut Ivo. becazza ven. — bekatse gr. Schnepfe. . beflardo — befardfs gr. Rhd. verspotten, befficare — bofikar gr. Rhd. verspotten, bigliardo — bilärd Ro. bime — bime gr. junge Sau. binario — binär gr. Zwilling. ! binato — bimlk, binäk Ro: binoke scut. Zwilling. : biotto — biota pl. gr. (Schiffer-; ausdruck). ; biscotto — berskot geg. Schiifs-: Zwieback. | biso ven. — bize Borgo Erizzo. Erbse. I bisogna — bezone cah Frasc. I boare — boäf Rada. Gebrüll. I boccale — bokale gr. N. große i Flasche. I boccia — botse sie. runder Kör})er, Ball. I boccio | Kastanienschale. ; bolla — bule Krist. Siegel. ; bollare — bulatis J. stempeln. ■ siegeln. : bomba — bume J. i bonazza ven. — bonatse, bunaist ' Windstille, bonäts J. = bo-naccia; bunäts J. aqua stag-naute. ! bora ven. — bore Schnee. ' borbogliare • burbulet die Fasten brechen machen. bots geg. Röhrchen, borelo, burelo ven. — murello 2r. Rhd. hölzerner Keil. boria -|- ame — burgäm cal. Vermessenheit, borsa — burse gr. bosso -f- te — host Spindel, Achse. botta — böte geg. Stoß, Schlag. botte — böte irdener Wasserkrug. bottiglia — botile. bravo + ni — brävoni bravo! bozzaven. — botse scut.Flasche: bos scut. Salzfaß; botsü-üni J. gr. Flasche. i breviale — breviäl Ro. ! briga — brigtrj J. schelten, i zanken. I brocca — proke Gabel: gr. Rhd.; = Kreuzweg, broke gr. N. i kl. Nagel, Schuhnagel. | brontolare — vrundulis cal. j pfeifen (v. d. Kugel). ! bronzo -— bruntse Bla. Erz. | brosa ven. — brazim Ijap. Reif, i brusco — brüsk gr. herb. j buffare — burfuät gr. Rhd. auf- j gedunsen, mufäs aufweichen. ■ buffetto — bufet Rada. Schach- ; brett. ' bunnari cal. — bunareh cal. j überschwemmen. ; burgo — burk-gu Keller, Ge-1 fängnis. busso ven. — bus J. Mitk: bus Ro. Buxbaum. Weigand, 10. Jahresbericht. buttagra, buttarga — putärg scut. getrockneter Fisch- cacca — kake. caenazzo ven. — kainäts, kai-nitse Ro. Riegel. calamita—kalamit Ro. Magnet, Blitzableiter. calandra — kalendre cal. Rada. Art Lerche. calare — kalariii cal. herablassen. calendario — kalandär, kalen- där Ro; kalennär scut. calvario — kalvar Ro. cambiale — kambiäl Ro. cambiare — kemben. camera — kämar cal; kämere gr; kamer Bla. cameriere — kamarjer cal; kamerier Bla. campana -— kambane to: kam- pän cal; kampare S. Marz, campanello — kamaniel cal. Rada. campanile — kam})anär, kama- nar Rada. campo santo — kaposant Bo. Erizzo. canale — kanät Brunnenröhre, Quelle, canario — kanär Ro. caneveta ven. — kanavet scut. Schublade, Kassette, cannacca neap. sie. — cal. Kan- — 114 — — 115 — nacca anäk cal. Halskette. cannella — kanele gr. Zimmt. cannello — kenel Brunnenhahn; kangele scut; kanel geg; kanel J. Spund, canneto — kanet Ro. Röhricht, cannone — kanön. *canterina — kanderie Ro. Heuschrecke, canto — kant-di geg. to; kent- di to. canutus — kernte Hahn. kahl, caparra — kapafe, kapäf Handgeld. capestro — kepres, kopres geg. xaJtlötQi ngr. — kapistre geg. cal. capitaniu sie. — kaptene sie. Piana. capitano — kapitän, kapidän, kapedän. capitare — kapetön; kaptöj Bogd. über etwas springen, capitello — kapetel Bock des Packsattels, capitinula cah — kaptindule cal. = Wirtel. capitolo — kapitul Ro. capo — kabo gr. Rhd. ein Würfelspiel. kaptine geg. Tierkopf, cappella — kapel Ro; kapelän. cappello — kapel Ro. cappone — kapön, Hahn auch kapua. cappuccino — kaputsin Ro. capuzzo ven. — kopüts, kupüts Pulj. caragollo — karavöl gr. Rhd. gr. Schnecke, karaköts Bo. Erizzo. Schnecke, carattere — karater Ro; kara- teritsöj Ro. cardacia neap. — kardazi cal. Herzeleid, cardellino — ngardulike cal. Stieglitz, cardicello — rsjel gr. cal. rsül J. eine Distel, cardinale — kardinal Ro. carestia — karasti cal. carnevale — kalivar cal; kar- noval Ro. carriare cal. — kafare cal. Frasc. Weg. carrozza — karotse; kafotser tsam. carta — karte. cartetlda sie. — kartele gr. Rhd. Handkorb. casa + ola — kasole, katsole, kesole, ksole; ksol-a J. = Hütte, Hundestall. casino — kazino tsam. cascia cal. — kas cal. partie du metier ä tisser. cassare — kasöj Bla. auslöschen. cassella — kasele Doz. Kasten, Sarg. cassone — kasdn or. castello — kastjel cal. Rada; kestjel, kstiel scut. castigare — kastigöj scut. castrare — krastis Leake. Baume beschneiden, catalano — katala Ro. = Heide. J. = Riese, Ungeheuer, catarata ven. — katafäk, kata- fät Ro. Schleuse, katriga kroat. — katrige Bo. Erizzo. cariega a. ven. — kafig, karig scut. Stuhl. cattiva cal. — kative cal. Witwe. cattolico — katolik scut. caucerogna neap. — kautsirona pl. cal. macerie. cavalleria—kavaleri cal.Treppe. caviglia — kavile gr. Rhd. eiserner Pflock. cavus lat. — gavits Weinfaß. cazzo — katsül gr. Rhd. Geschlechtsglied beiSäuglingen. celata — tselät, tsalat Ro.Helm. cella — tsel scut; tselze J. Bienenzelle. celliere — tseler Ro. Milchkammer. cenacolo — tsenakul Ro. cenno — tsenöj J. verspotten, zinno neap; cal. zinnare — tsen cal. Zeichen, Gebrechen; tsenöre Rada. = Beschimpfung. ceremonia — tseremonie Ro. cerfogio ven. — tserfös Ro. ' cerro — tsef Ro. Zerreiche. | certo — tserte J. Sorte, Art. | cesta — tsest Ro. arpa. Chiana cal. — kän cal. Hobel, chiantare cal. — kantön cal. Cam. pflanzen, chiatru cal. — kater cal. Eisplatte. chiazza cal. — katse cal. Platz, chica sie. — lake sie. eleganter Wurf d. Kleides, chicare cal. — kikärin cal. falten, chilo — Kit, gr. kiu Milchsaft, china cal. — km cal. Rada. Strom, Menge, china — kine Chinarinde, chiudere — kudöj Bla. obsti- nare, offirmare. cialda -f- ella — tsaudele pl. cal. geröstete Brotschnitten, ciancia — tsantsa pl. Possen. tsantsatuerBla.Ro.Schwätzer. ciaula südit. — tsäule cal. Krähe, cica — tsike Funke, Bischen, cicerchia — tsitserk-i m. Ro. siserchia ven. — dinks geg. cicogna — karruse Ro. Storch, cicoria — skorie Ro; kore-ia J; köreze gr; kofe. cecojera neap. — tsikojer cal. ciera — tsere cah Miene, cinghia, ven. cengia — tseng-a J. Gurt, cioeco — tsok Fußfessel, cionco — tsunk-gu Stamm, Stumpf; tsungel-i J. Pfosten. 8* IG von. zonfo. zompo — Pfosten: tsunk#J. Weidengerte, Binse. ciottola — tsutul Rada. Schädel; tsütulzs Rada. Zither. eippu sie. — tsip Rada. Stamm, Stumpf. cista sie. — tsiste cal. Rada. Korb. ciuneu cal. — tsunk cal. Frasc, schwach, ciuotu -f- ca^co — tsotiasur cal. Sant. erstaunt. civetta — dzutte cal. Sant, Schmeichelei, coccio, coccia — kots, kotsa cal. Schädel. Gipfel, coccodrillo — kokodri! Ro: korkodil. coecola — kdkere geg: koker J. Kern, Beere, coecola d'oechio — kola-rdök, kakerdok to. geg. gr. cal. Augapfel, kokerldk J. Eidotter. cocomero — kokomare Tirana. codardo -— TWhovO Xyl. coffa cal. sie, cal. Korb. colazione — koTatsiön scut. colera — koler scut. collare — kulär Musakja J. gebogenes Holz zum Anschirren der Ochsen. collegio — koledz sc od. colocasia — kelkaze. kovarde Barbar kofe sie: kufe colona. colonnata ven. — ko- Tone: kolonate. colore, cal. culuri — koldr gr; kulür cal. colostro — kelostre, klostregr: kloistre gr. Rhd. kulostre. koloster, kuloster scut. coltello — kuftiei Ro. cometa — komet Ro. , compare — komär, kumär scut; kumbare to. confessionale —konfesionäl Ro. confetto — kufet tsam. confine — kufi-ni geg: kuffn Ro. Grenze, Grenzstein, conizza — kunits Ro. Flöhkraut. conoscere — konnostfs scut. Jarn. bekannt werden, ko- nostf Doz. Kunde, i consacrare — konsakröj, kon- sekröj Ro. ; consiglio — kunsih cal. Cam. Rat, ; console — kusule: korzul, kor- dzul; korclzulät scut. ; contentare — kunenöj, konenöj ! scut. Prop. contento — kutient cal. Rada; kunen. konen J. kondend Bla. copia — kopie Ro. Exemplar, bes. v. Büchern. corda —- kor#- Darm. cordella — kordele gekrümmt; kodele pl. gr. Rhd. Windungen. 117 cordovano — kurduvän. cornamusa —■ karamundse gr. Sackpfeife, kafamuntse cal. Schalmei. Corona — korone Kranz, Brautkranz, corpo — korp geg. J. corporate — korp oral Ro. corpu (it. colpo) sie, — kor- pane sie, Pitre heftiger Schlag, corsare —■ kusar scut. Bla, to: kursär Ro. gr. corte — körte Ro. curti, cur tili cah — kürt je cal. Frasc. Judicium; kurtil cal. Rada. atrio. cosaco — kosäk Ro. coscia — kos-a J. = Schenkel, Keule. cosciale — kusäl cah Sant. Rada, Tasche. costare — kustöu to. geg: kustöj Ro; kostis gr. coticone — kotikün Rada. ostinato. cotta — kot Ro. Oberkleid. cottimo — kote cal. Abgabe; kuöt Ro. Akkordarbeit. creatura — kreatür Ro. credo — kred cal. Sant. Augenblick. cresimare — krezmöj J. krez-möj Ro. crespino, Michaelis: — gres-pignolo — grespmRo. Gänsedistel. cristallo — kristät. croeco — krok cal. Haken. crucetta sie. — kurtsete sie, Cam. Halskette, cullare — kolärin cal. Rada. schwanken, cunsulazioni sie. — kunsu/at- siön sie. Piana Pap. currivu sie. — kufif sie. Piana. Pap. Zorn, Groll, cusina ven. —- kusi geg. scut: kusi to. cal. Hängekesseh dania — dame Ro. dam J. Damenspiel. danaro, denaro — danär, denär, dnar, dinär. dannare — denön; denöj Ro. dnoj J. data — dat Ro. datura — datule N. gr. Stechapfel. degnare — denöj scut. de-fissare —■ difis cal. sie. aufmerksam betrachten. debolo — deblöj Ro. schwach werden; deblim Schwäche. degno — den scut; dei geg. J; dene Bla, dignu cal. —■ dinu cal. diacono — diakon Ro. diascolo — djaskal cal. Sant. Teufel! difesa — difeze cal. Sant. diluvio — delü^-di Rada. Bla., dilüv Ro. Überschwemmung, — 118 — — 119 — discepolo, sie. diseipulu > dise-pul geg. scut. disipul sie. Jünger. diskaröj Bla. er- dischiare klären. disfare —sfarin cal. Sant. auflösen. disperare — dispröj, despröj Ro. dispröj J. desperehem to. dispetto — dispetisem sie. zornig werden. divinare—divenöj geg; divnöj, ndivnöj Ro. wahrsagen, divozione — divotsiön scut. dolare — dulären cal. glätten, polieren, donnaccia — danäts Tirana, Geliebter, dopu cal. — dopu cal. nachher, dotta? — date plötzlicher Schrecken, dottore — dolor, dotores Ro. dozzina — duzine gr. dragomanno — drogomän. dragone — drague-goni J; drangua-oi. duca — duke cal; duk J. ducato — dukät geg. cal. Bla. duplicare — dulpekön, dulbu- kös gr. effigie — fidze sie. Antlitz, embolo — embul gr. ein Schiffsseil. epistola — epistul Ro. erede, rede — rede cal. Frasc. eremita — jeremi scut. eremo — erem cal; jeremilek J. ernia — rendzön einen Bruch machen, esilio — nazil cal. Rada; asil cal. Rada. Verbannung (die Wörter gehen besser auf asilo zurück). fabrica — fabrik-a Ro. faccia — fetske. fac[iol] + ello ven. — fatsel J. eine Art Tuch. fadiga ven. — fedige; vdlg-a J. fango — fang-u J. unfruchtbarer Ort; fang Bla. Ebene. falda — faudi cal. Schürze. fallare — falis J. närrisch werden. fanela ven. — fanel scut, farre — faf Ro. Roggen. fasänven. — fasandue-oiBla.Ro. fascia — fase geg. Ro. cal. Binde, Windel, fosi geg; fosne to. J. Wickelkind. fasciare — fas, fasit J. beruhigen. fasolo ven.—fasül-oliJ. Bohne. fava — fave to. gr. Bohne, Bohnenbrei. fazzoletto — fatsolet Ro. Tischtuch, Flandtuch. farsulate Durazzo. Hals-, Kopf-, Schnupftuch. fe ven. — fe geg. scut. fella it. diah, it. fetta— #ele; feie J; fei Ro.Stücken,Scheibe. feria — ferie Ro. Feier-, Festtag, festa, festare — feste geg. Prop; fest-a, festöj Ro. fidanza — fidents cal. Rada; Waffenstillstand, fidili cal. — fidil cal. Rada. treu, fievole — ^'ivul Schiro. fiozzo ven., it. figlioccio — filöts m. -otse f. gr. Rhd. figura — figure; Ro. auch fugür; J: fugure Bild, filare — filare cal. Rada Reihe; filöj scut. anfangen, filtrar ven. — filtar scut. Fläschchen. finestra — fnestre Bla; finestre cal. fingere — $ine S. Marz, sich stellen. firmano — fermän scut; firmän Ro. fischiare + olo — fiskarül Rada. Flöte. fiscina + ar sie. — fisnär Kav. Fischgabel, Harpune. fisico — fiziki cal. ingegno. fissare — fisin. cal. Rada anstarren. Hemma — flame Schnupfen, fallende Sucht, flusso — perflüs austreten (v. Flüssen), fogliame — fjam sie. Pitre erbaggi. foglietta — flete; flet J. Blatt, Papierblatt, Flügel. foglio — fol cal. Rada. Blatt, forfore — furfulöj abschuppen (Fische). + forma — förmele=Schuppe, forise cal. — furis cal. Spezz. Alb. Diener, forma — forme, fornire — fernön, furnön cal. beendigen, forte — forte; fort scut. fortuna — fortün-a Ro. Bogd. Sturm. furtuna cal. — furtune Sturm, Glück cal. forza, forzato — fortse; fortsät, J. fortsade Kraft, Gewalt, fossa — fosse Bla. franco — frank-u Ro. Franza ven. Fränts J. frappa — #rape gr. Franse, frasca — freske gr. Eichel d. männlichen Gliedes, fräse — fraz; frazär Ro. frassino — fräsen geg. to. scut. frastaglia + Ida — frestelide gr. dünne Scheibe, Schnitte, frate — frat geg. scut. pl. fretna, freten (J.) fresco — fresk J; fresk, fres- köj Ro; fresköj cal. frittata—frität Ro. Eierkuchen, frusciu sie. — frusul cal. Rada. Geräusch, Getöse, frusculu cal. — fruskul cal. Tier, Raubtier, frusta — früste cal. Angriff. - 120 — — 121 — frutto — frut cal. fuga — fugöj cal- laufen, funerale — funeral Ro. furia — furi, auch J. Heftigkeit, Ungestüm, Wut. fusta — friste Art Schiff. gabbare — gau°j betrügen; gäbe Lüge; gabim Betrug. gabbillotu sie. — gabilot sie; gabeföt cal. Zolleinnehmer. gabela ven. — gabel scut. Zigeuner, Bereiter, Kürschner. gaggia — gadze cal. Käfig, gaggio — gadze cah Rada. Rache. gaiso neap. — gaifl- cal. Rada. palco, loggia. galea — gale (gole) Galere. gajoffe friaul; ven. gagiofa — galofe Cam. Tasche, gallone — gajunisur cal. Sant. mit Borten besetzt, gamba ven. — gern, gern f. u. m. scut. Zweig, garrafa cal. — garafe, gafäf cal. Glasflasche, garzone — gradzün cal; gard- zün sie. Diener, gazzetta — gadzet-a Ro. gelsomino — tselsomin Ro; zesemin J. generale — dzeneräl Ro. gentile — dzentil geg. Ro. Heide, gesuita — dzezuit J; dzesuit Ro. ghermire — germfs J. abfleischen; germofi, germdj reizen, graben, aushöhlen. glandula lat. — gändere geg; ganner, clzanner J; gendere to. gre'ntfele gr. giannizzero — dzanitser geg. gigante — dzigante Bla. gibbo -f- grumbe gr. > dzumbd gr. bucklig. gigliu sie. = it. giglio — dzije sie. Lilie. ginestra — dzinest Ro. gioja — dzoj cal. schön. giudeo — dzudi, dzuli scut, juoco cah, fem. gioca — ndzoke Vena in Cal. ein Tanz. godere — guder gr. genießen, sich freuen. gola •— gole, goje to. Mund; gole J. Gewölbe. gonfiare — guföj J; nguföj scut. ngeföj Ro. keimen, sprossen. gonzo — zgendze gr. Rhd. Wildling, ungeputzter Baum. gorga — gorge Höhle, Baumhöhlung. gotto — got geg. scut. Becher. governare — guvernöj Bla. gradella — gredele; gradel scut; gredel Ro; Rost, Feuerrost. graduale — graduäl Ro. granu sie, cal. ranu — grane sie; ran cal. kl. Münze. granzo ven., vegl. gruns — ger# gr. N. Krebs; ge'r#ije f; gr: geriete f. Taschenkrebs. grappa — grep Haken, Angelhaken, Anker; krab scut; kerabe geg. Haken, Hirtenstab; gefab cal. Hirtenstab. grascia — gras Ro. greco — grek. grego ven. — gre/ gr. Rhd. Nordostwind, grembo — gremb Leküresi Ped. Hüfte. greppo — krep, skrep Abhang; zgrip geg. Kante, Rand, grigna cal. — gri/ie cal. Zorn, grinta ven. — grindem sich streiten, grinza — grintse Ro. Falte, Runzel. gris-[ola] eta — gerset Flechte, Flechtwerk, Zopf; kreset gr. Rhd; kersete Bla, Haare; keset, kset, set cal. sie; Haarflechte; gersetdn flechten. grutta sie. -— grut cah Frasc. Höhle. guadagnare — gavnen cal. gewinnen, erobern. guagnune cal. — gamin cal. Knabe, Jüngling. guorfu cal. — gufer cal. Rada, Abgrund. gussa ven. — gesute Abfall beim Sieben. guscio — gzoi-a J. Schale j von Nüssen u. s. w.). gzit J. ; von den Schalen befreien. I imbroglio — mbrola pl. cal. Frasc. Gerätschaften. immenso — amensöj, Bogd. amesöj ewig machen. incagliare — ngalem verhindert sein; ngel festhaken; bei J. sich aufhalten, stecken bleiben; ngelis J. eindrücken, drücken; ngalos cal. hineingeraten. incaricare — ngarkön, ngalkön to; ngarköj J. ncarricare cal. — ngraköfi cal: nglaköii sie. indecente — disents Rada verbrecherisch. indivinare — ndivnöj Ro. inferno — fef geg. J. ingannare — genen to: ngenej Prop; ngnüe J. inganno — gann J. Fehler, Mangel, Versehen. ingattiar oberit. — ngatefdm ngatfön, gatefön; ngatrqj scut. verwirren Ro: verändern. intaccare — ndake Rada Ritze, Spalte. Interesse — nderes cal. Frasc, Zinsen. intermedario — indermjets Ro. Vermittler, intonare — ndonate cal. Ruhm, Ruf. r 122 — ironia — ironi Ro. ischio — iske cal. Wald, Ufer- gebüsch. isola -— izul cal. Rada. italiano — italän Ro; talän Bla, jacolo — jakul, jafcul cal. Rada. Pfeil. jetto + olo neap. — jetute cal. Band. judice cal. — judets cal. Frasc. Richter. lacca — leke gr. cal. Bein. to. pl. Knieflechse, lacca — lake cal. Sant; gr. N. Rhd. Tal, tiefer Grund, lanza neap. — lents-dza cal. March, lasca — lask Ro. Barbe, lasciare — lesön, letsön to; lisöj geg; Isöj J; Tasön gr. freilassen, verlassen, befreien; lasonem gr. gehen, lastima sie. — lastimis cal. Frasc. quälen, lattara cal. — Tatare cal. Rada. Amme. lattovaro — varvarotta Rada. Latwergen, lattuga — latuge Kav. N. lega — lege cal. Rada. Menge, Volk, legato — legat Ro. legge — ledze cal. Frasc. lenire — lenöj geg. erleichtern. lenzuolo — luntsöl Rada; lent-suel Bla. leone — leön Krist. lettera — letre; J: leter-tra; Brief, Papier, Karte. lettiga — litik cal. Rada. Sänfte. levante — levänt-di gr, Ostwind. lezer ven. — leclzöj Prop. lesen, liberare — levrön cal; libröj J; levrin wegkehren gr. libertä — Taverda J. libro — libr, über scut. Buch, licorno — likorno gr. Rhd. N. Einhorn, Weihkreuz, licenza, ven. lisenza > lisentse, lesentse, litsentse gr. ligadura ven. — li/adure gr. Rhd. Art Seil, limaccio — Imask scut. J. limbo — limb unterirdisches Gefängnis, limo — lim Ro. Schlamm, limone — limön Ro; Imue — Imoni J; leimone gr. limosina — Ximösene, lemosne, Iniose geg. Totenmahl; Temös J. Almosen, limba cal. — lemp-bi cal; /emp-bi sie. Napf, lemmu sie. — lime geg. Teller; limbe gr. Becken, lindo — linde cal. Rada. aufrichtig. + leggiere — lindzere gr. Rhd. hübsch, nett. — 123 lisca — lisk Ro. Kornspitze, Grannen. litanie, letanie — letni Ro. litraru cal. — liträr cal. Sant. Vielfraß. locanda — lokande scut. locco — lok cal. March. Dummkopf; Toke Mitk. närrisch. ludria oberit., ven. lodra — ludre, luder Ro. Fischotter. lontra -f- ze — lunerz-a J. logna cal. — lanuzi cal. Frasc. Schmutz, lombarda für bombarda ^> !umbar#-da Bla. Ro. Bombe, lotto — lote, lofco Mitk. Loos. lunario = lunar Ro. Kalender, lupolo — luver gr. N. Rhd. Hopfen, lustrare — lustrine Doz. von Lack, glänzend. ma — ma geg. cal. macaron ven. — makarön, makerön Ro. maccheroni — makarunde gr. Rhd. u. auf Spezzia, macchina — makine Fräser, madia — mage Mulde, Trog; madze J. madie, madiö — maide cal. maidenä sie. auf mein Wort! maestria — maströn, maiströn betrügen, maistro a, ven. maströj J. malagurio — malaure cal. Stier. Eule. malän ven. — molän, Ro. auch mulan Sehnsucht, Herzeleid, mulä-äni J. male — malafräk cal. Sant. birboncello. mancare — mengön; scut.: mungöj, mengöj; mangari efa gr. Rhd. = der Wind hat sich gelegt. mancato — mangät, mangüt geg. scut. mangelhaft, weniger. manco — menk-gu geg. mangelhaft, mengu cal. nicht einmal; mengu cal. Frasc. mancina — mandzine cal. Frasc. links. mandorla — mändorle Mitk. mandola ven. — mendule Bla. ammennola neap. — mendul, miendul cal. March. mandra — mendre cal. Schafstall. manica — mang-a J. Ärmel. maniera — mendüre; scut. mnür Art, Weise; mendire cal. Bild. mantile — mandile; skemandil cal; skamandil sie. J. Hals-, Kopf-, Schnupftuch; vandile cal. Fahne (über v cf. ven-netta u. mennetta neap.). mariner ven., it. marinaro ^> marinör Ro; marinar Bla scut. 124 — maritozza — maritdts Ro. ein Festgebäck. mariuolo — marjöt Schelm, schelmisch. maruzza cal. neap. — marotse cal. Schnecke. massare — masardj Bla, aufhäufen. maturare — matardj geg. bestellen, ausführen, mauro, maduro ven. — burme geg. reif? mazzoca -j- one ven. — matsa- kön gr. Hammer, mazzola ven. — matsofe gr. hölzerner Hammer, mbero (= verso) cal. — mber cal. Rada anstatt, namens, mbrejaco neap., it. briaco — mbriäk cal. Trunkenbold, medaglia — medaje Ro; medäi- ja J. menta — mendere; mennere geg; menner J. mendreze cal; mente Piana; Minze. (Über die Stammerweiterung cf. G. M. Alb. Stud. I 55.) menza cal. — menze cal. Frasc. Maß. mercato — markät otr. meritare — meritön to; meritö scut. merlin ven. — m&rli gr. Faden, mesal bulg. — mesale; J: msalj Tischtuch, Handtuch, messale — mesäl, mesäl Ro. mestiere — bestjer cal. Feld, Feldarbeit, metraglia — metraje Ro. Kartätsche. metro — mehr, meter-tri scut, micciu cal. •— mits cal, Frasc. Docht. milordo — milördeze Rada. hochmütige Frau, milza — meltsi, multsi Leber; gr. mulsi. minga ven. — mingo gr. Rhd. tsam. Bezeichnung für kleine Kinder. miscuglio — miskile gr. Gemisch. mitra — miter-tra scut. mo — mo Ro. eben, jetzt. molesto — monest Rada. Last, Beschwerde. monaca -f- ese — munakes Ro; munges scut. moneda ven. — monede. morello — murjele gr. Pferdefliege; mrel J. Fliege. moria —• mori Pest; bei J. Sterblichkeit, Menge. mortale — mortär geg. scut; murtär, murtät Ro. m orter ven. — murtir gr. Mörser. mortorio — mortör scut, Leichenbegängnis. mosaico — musaik Ro. moscajo — muskai-ja J. Stechmücke; muskaje Ro. mostacchio — mustäk scut. to. — 125 mostarda — musträk-a J. eine Pflanze. mostra — mostre, Ro.: muster Beispiel, Muster. mozzo + ello — botsiel Radnabe; butsel scut, mucchio — Imuk scut. Jarn. Haufen; Imuts .1. durcheinander. mulinaro — mul'inär Ro. molinajo — minoläj Müller, murare — muröj Ro. muratore — muratar; Bla. mu-ratore. murra cal. — muf cal. Herde (Schweine, Stuten), musco — musk, mosk. Moschus, musica — miisike; muzik scut; muzikd. muziköj Ro; musike tsam. mussolo — musul; musul scut. muzzicune cal. — mitsikün cal. Biß. natura ■—■ natür scut; natura, nantüra Bla, Prop. naviglio — navfl scut. Fahrzeug. nchinari sie,, it. inclinare ^> nkinarm sie. Piana. schwach. nkiuvari sie, it. inchiodare > nkudireh Rada-, verfolgen. neseio — nos gr. Rhd. Dummkopf. nicaru sie. = klein ■— nokre sie. klein. nieo neap., it, neo. — nie# cah Fleckchen, Muttermal. ninnolare — ninule gr. cal. Wiege. nnozente neap. — nuzent cal. Sant. unschuldig. i nord — nord, nort Ro. ! notaro — notar Ro. ; ntinna cal. — ndin cal. Segelstange. ( o, oppure — o, opor, apor Bla. Ro. oder. ; obrizzo — obrits scut, reines Gold. I occhiale — kal Mitk. Fernglas, j odio — nodi cal. Rada Haß. ! offizio — fits cal; ofits scut, Gottesdienst, ombrella — umrel J. ora ■— öre, auch cal; or scut. Stunde. per ore — pror Ro. häufig, oft, orciuolo — rdzui scut. J. kl. Krug. *orzuolo ven. — urtsuel Bla. Gefäß. orza ven. — ortse gr. Backbord, ospizio — ospits Ro. ostia — oste-ia 4. Hostie, Oblate, ostro — austro — ostre, ostrele gr. Südwind, ovile — ovile Leake. Schafstall. pagano — pegani Ro. Heidentum. 126 pagare — paguan, pagon, pog- uän, pogön; pagöj J. spagöri vergelten, rächen, pajjo cal. — pajöl pl. cal. junge Knaben, pagliazzu cal. — palatse cal. Decke, Streu, pagone, pavone — pagua, palua; pavod J. pavön Ro. palazzo — paläs, peläs; plas scut; pu/as cal. palla — päTe cal. Ball, Kugel, panzera ven., it. panciera pantsir, petsirBla. Ro. Panzer, pane cotto —■ panikote gr. ge- backenes Brot, panico — penfk, panik welsche Hirse. panza ven. = Bauch -f- *splenza a. ven; spienza n. ven. = Milz — pense, bl'endze Bauch; plants J; plandes geg; plen-des to. Magen, Zwölffingerdarm; gr. auch Magen der Wiederkäuer, pjents Rada. ventriculus. panzana neap. — pandzän cal. Lüge. papa — pap J. papagallo — papagäl Ro. paradiso — pararfis cal; paris-zi geg. Bla. J. parechiar ven. — pareköj scut. zurüsten, vorbereiten Ro. parte — partäs Xyl. Teilung; parti .1. Teilung, Teil. particola — partikul scut. partigiana — patersän scut. Bla; paterzane Ro. Bla. Lanze. parrucca — parük-a Ro. passaru cal. — pässare cal. Spatz, kl. Vogel. pasteca ven. — basteke gr. Rhd. ein Holz im Segelwerk. pastocchia — pastoke cal. Lüge. pastorale — pastoräl scut. patata — batake gr. Porös; batate gr. N. Kartoffel. patena — potent, paten Ro. Kelchdeckel. patriarca — patriärk scut. pegola — pegulöj geg. verpichen. pellegrino — puligri-ni scut. pinnaghia sie, it. pendaglio ^> pindäj sie Piana. Ohrring, penzolare, penzolo pezulöj scut. hängen; pezul scut. Gehänge, per-cuna — perkün scut. J. einschläfern, einwiegen, pergamina — pergamil pl. Rada. pergola — pargule cal. sie Weinlaube, pericolo — perikul Ro. perla? — ruaze gr. Rhd. permettere — permetöj Ro. per-scattusu cal. — peskät cal. zum Trotz, persuto ven. — bersüt, persüf geg. scut. Schinken, per-viso — pervis Ro. m ach en, nach äffen. nach- 127 — pescada ven. — peskade gr. pescaör ven., it. pescatore - pesdkadür Leküresi; piskadure J tsam. petrosello — pjetrosel Bla. pianoforte — pianfort Ro. piatto — pjat tsam. Teller. piecone — pikün gr. eiserner j Hammer. ; pieghetta — pjete gr. Falte des | Kleides. j pieno — pjono cal. ! pignuolo — pinuel Ro; pinül j J. Sprößling, Sprosse. piguliare cah, neap. pivolo > pijul cal. March. Wehklage. pilota — pilot Ro. pino — pin cal. Fichte. pinto — pindiksi cal. Sant. Gemälde. pipita — pspitfi gr. Hühnerpips, pisa cal. = it. peso — pizs cal. Gewicht von 3 j/2 kg. pisello — pizel gr. Erbse (ngr. jit^ili > pitsel Sami). pistola — pistole Hahn. Jagdflinte; pisnole geg. Pistole; pistöl scut; pistole u. piskole (alb. Stud. V 99) gr. pittore, pitturare — pitür-ori; pituröj scut. pizzicare — pitskön, ])iskc3n zwicken, pizzolo a. ven. — pitsere. klein; pitseröfi verkleinern, pizzu cah — pits cal. Schnabel. podagra — podager-gra Ro. poeta — poetär to. Krist. polizza — polits-a J. Zettel, Schein. polvere — bulber gr. N. burble, burbule S. Marz, ponente — ponent, punent-di Westwind, popolo — popul scut. porrina — pofi-ini J; auch pufi-ini. portulaca — burduläk; vurtfu- läk, burtulake gr. posare — pusön. to; pusöj J; pesön gr. posta — poste geg. post J. posta fatta — postafatte Ro. a bella posta. :pozzolana — putsulän Ro. predica — predk J; predik, predik Ro. predicare — prediköj, perdi- köj scut; predikären cal. Frasc. prefazio — prefäts Ro. pregare — pregön cal. Molise; pergärin Spezz. Alb. prelato —- prelät Ro. prieju cah = it. pregio — prej cal. Rada. Wert, prisa sie = it. presa — prize cah March. Wegnahme, processione — protsesiön scut; pertsiön cal. Rada. profetn, }>rofezia — profet scut; orofetsi scut. 128 profittare — fitön; fit(5j scut.! gewinnen, promettere — premtöj, premp tdj scut. Pro]). Propaganda — propagänd scut. propinquo — perbink cal. March. nahe. prova ven., it. prora — prop. pror-a Ro. Schiösvorder-teil. provare — provöii; pruvdjProp; provdj scut; prov, sprov-a scut. Versuch; auch sprovöj, sprovöj scut. versuchen. pubblicano — publikan Zöllner. pugnale — pinal geg. Dolch. purga — purge gr. Abführungsmittel. punto — punt Bla, Punkt, purgatorio — pergatuar cal. purgatur-ori scut; J. auch burgatdr. putruni sie, — putrün sie Pap. Faulpelz, puttana — putane gr. Hahn; putene gr. (Alb. Stud. V 100); putere cal. quarantena — karanten Ro. rahare cal. — fahäriii cah Sant. schleppen, rame — ram; to. auch rem; reme J. Kupfer, Gegenstand von Kupfer; ramet Ro. Kupfer, ramte kupfern. rancio, ven. ranchio — rantse gr. Rhd. Matrosenbett. rapa — rape Bla. (se. repa >> repe; ngr. (n'ßa >> reve g4 rapina — repfn Ro. plötzliches Unwetter, rappa — rap-a Ro. Mauke (Pfer d ekr ankh ei t). rascare cal. — faskarin cal. kratzen, raso — ras-zi Atlas (Stoff), raspare, raspa — respöj, resp scut; Bogd. respe steinigter Boden. rasta — faste Kehricht schaufei. rastrello — fastjel, J: rastjel Harke. razza — ratse, fatsime cal. Geschlecht. regnare — renöj Ro; reni Regierung. regola — regule; regul scut; fegule Kal. regolare — regulöj Ro; ngo-lären cal. Sant. remo — rem, remb scut. resina — rsine, fsine; geg. auch si; er sin J. restare — rest verweilen, zurückhalten; restem sich entfernen, fallen (vom Wasser). revera neap. — revere gr. cal. Strand, Küste. ribello — rebel unbeständig, unruhig;. 129 rigare — rigoj tröpfeln; rig scut. Sprühregen. rima — rime Ro. rimburchio — rumbüik Schlepptau Bla. rimitu cal. — femit cah Einsiedler. rimondare? — rendön Bäume beschneiden, riparare — fepärin cal. Rada, sich wohin begeben, riso — ris-zi (rüz Heldrungen) Reis. rissa — fits, rits scut. Streit, ritratto — riträt Ro. rituale — rituäl Ro. roba — fobe, robe to. Kleid. lobe cal. Hemd, roncare — rungön cal. March. jäten. rollo neap. — fole cal. Cam. Wurfscheibe, role-a Bogd. disco. romano — romäk Ro. rosario — ruzare Prop. J; rozär, ruzär Ro. rosignuolo — fusinual cal. rosmarino — rosmari gr. H eldr; rosmarin^ resmarin Ro. rubbio — rub-i Ro. Malter, ruda ven. — rude Bla, (rüts-dza J.) Raute, rufa ven. — rufe, fufe, J.: ruf Schnupfen, Erkältung, ruga altit. Gasse — fuge Gasse. fugits-a J. schlechte Straße. Weigand, 10. Jahresbericht. rugagnu cal. — ruge'n cal. Gefäß. ruspo — rusp, J. ruspe eine Goldmünze, ruzza cal. — fudze cal. Rost. saccariare cal. — sakerdiriri cal. erforschen, durchsuchen, saeco — sakene gr. Rhd. Sack, saecosima sie — sakozme sie. kl. Strick, sachetär ven. — sakerdzöj J. schlagen, treffen, sacramento — sakramenn scut. sacrestano — sakrestän scut; sakresti scut. sagola—sägule gr. Rhd. dünnes Seil. sala — sale cal. Rada, salterio (da putei) ven. — salter Ro. Abc, Alphabet, salto — salte gr. Kul; auch: saltari Sprung. salupa ven. — saluppo gr. Rhd. salvare — salvön cal. Frasc. erlösen; auch salvöj J. verfolgen ? sapone — sapun-i J; sapua-öi geg- sardella — sardele, sardeie. savorra — savofe Kav. Sand, Kies. sbalordire — zbaudirtur Rada mit Füßen getreten, scaglia — zdzol Ro. Baumrinde, Schuppe. 9 1/ 130 scaliare sie. — skaldn cal. Frasc. erforschen, scalcare — sklakon em sie. Piana. einbrechen, scandalo — skandalo to; sken- dal, skenda^sic; skendal cal; skandul geg; skannul scut. scardasso — skerdets geg. Butterfaß, scaricare — skarkön, tsarkön; J: sgarköj; skarköj, skarköj Ro. seatarrare — skatröj J. verderben, zerstören, vernichten. scempiare altit. — semp, sem-bönwund machen, quetschen, prügeln; sem geg; semön Schirö zerstören; semöj geg. schnaufen, schnauben: sem-ptöj J. zerstören. scena —■ sen cal. Rada Schauplatz. scherano — skere cal. d^mone, demonio. sehifu sie, cal. seifu — skif cah Bauch, Mutterleib. *sclatta a. ven., it. schiatta — sklata tsam. wie. sciabeeco neap. — sabek cal. Brot. sciancato — sankät cal. Frasc. lahm. sciapidire? — sap Ro; sapaköt geg. Tölpel, Einfaltspinsel. sciodda cal. -— soIe cal. Einsturz. Untergang. Abgrund. sciroeco — sorök, serök gr; sirök scut. j sciroppo — sirüp J. | scoglio — skoj scut. Felsen. ! Klippe. | scola ven. — skole, skole geg; skol scut. scolaro — skolar cal; skolar Ro; skolar J. skolöp Ro. Schulmeister, scolare, sie. sculari — skulöni Rada. Schaum; skul, skulm J. Welle, scopare — peskön Hahn reinigen, abwischen, scoppare cal. — tsuppär cal; tsuppärin cal. Spezz. Alb. ausbrechen (von Krankheiten u. s. w.). scrigna — skrine geg. Kasten, scrivano — skrivä Bla; skrivan Ro. Schreiber, Sekretär, i seuffia —- skufje sie Haube, j scuma it. diah, it. schiuma — I skume, skumb; skumön, sku-mezön; Ro. auch skum, sku-möj. '] scupetta cal. — skupete cal. | Flinte. j scutum lat., it. seudo — skut Bla. Schild; skül, süt, sül Ro; süt J. Schild; skut, skut Ro: | skut, skut J. Taler. j sderrenato neap. — zdernät cal. I Frasc. schwach, seburcu neap., it. sepolcro > 131 - — zbulk cal. Barile Pap. Grab. secchia — seke, sekeze; seke-ia J. hölzernes Milchgefäß. secco _ tseke geg. seicht; tsek J. niedrig. secolo —sekul geg. scut; seku-lar scut. secondo — sikundre geg. to; sikunna cal. wie. sikunderse J. gemäß. segnalato — sinalät cal. Sant. Dummkopf. segnale — senä#-di gr. Zeichen. segno — seje geg. scut; sene to. Zeichen, Narbe, Orden. segnare — senöj scut. zeichnen^ bezeichnen; senön to. aufzeichnen, strahlen. seguro ven., it. sicuro — siguro; sugur, sikür, segür, sekür Ro; suguröj geg. versichern; seguröj, suguröj Ro. sella — sei cal. Sattel. sempre — sempri cal. Sensale — sensäl Ro. seppia — sep Ro. Tintenfisch. serie — ser sie Piana Ge- schlecht,Nachkommenschaft; sere J. Reihe, Einteilung, Ordnung, servizio — servitsia pl. gr. die Arbeiten, sesta, sesto — seste; Ro.: sest, J. auch sest Zirkel, Umriß; sestön skizzieren; sestöj, sestöj J. abzirkeln, sete — setek Rhd. heftiger Durst. sfilazzo ven. — sfilatso gr. Rhd. Art Tau. sfoderare — sfoderärin cal. Rada enthülsen (Getreide); sfodera pl. die leeren Hülsen, i sigaro — sigar, tsigar Ro. I sigillo — sidzil Bla; auch si-dzilöj. | smaeco — zmak sie Piana. i Schimpf. ; soffrire — sefren; sufren cal. Basile; sufriren Frasc. (soga ven.); zoga slov. Band, Ball; saka tü. Scherz — sak-sagu, tsok-tsogu Mitk. Ball; sak-a J. Scherz, Spaß. | soglia + ze — soiz scut. Scholle ! (Fisch). jsolcio? — saltse geg. Art ge-I salzene Sauermilch, soldato — soldat scut; suldät cal. sonetto, cal. sunetto — sonet Ro; sunet cal. S. Marz. *sopporto — supporta PI. Bogengänge Rada. sorbire — surböri, geg. surj» schlürfen, sottana — sotane Ro. sottile + accio — sottoläs, suti-läs Ro. berrettino sotto la berretta. — 132 — — 133 — spago — spak-gu Ro. Bindfaden; spago gr. spajo, sparire — spavem cal. Rada. verschwinden. sparare — spafön zerstreuen; spare leer cal. Rada, sparlare — spralöj J. verleumden. *speechiale — spekä! cal. Sant, Spiegel. spendere — spenddn to. spera cal. Strahl — spere cal. Strahl. speranza — sprents cal. spezie ven. — spets m. spetse f. Pfeffer. spiccare — spik J. losmachen. spiegare — spjegöj Ro. er- j klären. j spigliare altit. — spm cal. Rada wegnehmen. spilli d'oro — pilura pl. Stachelginster. sponza ven. — spüz, spunz scut. Schwamm, sporchia neap. — purki cal. March, erste Knospe der Pflanze. sporre —- spof J. losmachen, entfernen, spranga — prang scut. Riegel, Block zum Fesseln, sprone — spron Ro. sregolare — sregul J. Schaukel, stagnone — stagua-goi, -gön Teller. ! stagnarole neap. —- stannrole cah Sant. Flintenkugeln. | stagnare — tanären Rada,(Blut) stillen. stampa — stambe; gr. stambe, | stembe; scut. stamp. I stanga — stang Bla, scut; 1 Hebebaum, Richtholz; stag Ro; stag J. Stock, Dreschflegel. steri alt. sie. — ster sie. Piana. Schirö atriuin, castello. stiletto — skület Bla; sület Ro. stima. stimare — stim, stim, stimöj, stimöj Ro; tsimöii Tirana. stizza sie. — stitse sie. Krümchen, Bischen. stizzo — stits Ro. Schwert. stoccare cal. — stok cal. Stück. stojavueco neap. — stiavuke cal. Rada, Serviette. stola — stol, stol Ro. stomaco — stumk Bo. Erizzo Magen. strano — tranöj, J. trenoj närrisch machen, strapazzare — strapatsöj Ro; strapizöj Prop. stra vient neap. — stravienfc Rada, Mittagsseite, strepitare? —■ reptöj scut lärmen. strijja cal. — strajfs cal. striegeln, struscio neap. — strus, sfruse cah Geräusch. stmsciolo neap. — sdraselaren. cal. Frasc. hinauswerfen. strupare — strubir cal. verschwinden. studiare — studjöj Ro. Lecce. suso, neap. susere — sus gr. aufheben. suvero — zuber gr. N. Korkeiche, Kork. tabacchiera — tabakere Doz. tabaeco — tabako f. tabarro — tabäf scut. Mantel mit Ärmeln. tabernacolo — tabernakul Ro. tacca, taeco — takko gr. Rhd. Schiffszwieback. taccia cal. — tatse cal. Schuhzwecke. tagliere — tajör geg. Teller; Bla. Eßtisch. taliare lat. — teh-teji scut; J. auch tef Schneide des Messers. tamburino — tumbarine cal. tavedda sie. — tavelle pl. sie. Falten im Kleide. taverna — tavefes Bla. Weinhändler; (taverne scut.). tavutu cal. — tavüt cal. Totenbahre. teatro — teater Ro. tegola — tjegule, tsjegule Hahn; tjegul scut. telaro — teiär scut. tentare — tendöj, tunclöj geg; j tennöj, tnöj, tunnöj scut. terrazza, ven. terazzo (piem. trassa) — taratse to. Dach, Turm, Balken, Warte des Feldhüters, Balkon; derase, drase, rase to. geg. Steinplatte (auch zum Decken des Hauses ver wendetDoz.), Tafel, Schreibtafel; bei J. = Tisch. Steinplatte, Stein: geg. auch Bett, tesoro — tesör, tezÜT scut. Ro; terzuar, tersor Frasc. Piana. tigna — tine Ro. Motte, timpa cal. — timp-bi cal. Fels, timone — timön Ro; temön; tomua-möj Musakja. tina — tine geg. = gr. Wein-! kübel; cal. Frasc. Kelter. tinär geg. Bottich, ti-tini J. j Butterfaß. jtisica — ndisk scut. Lungen-! Schwindsucht. Ititolo — titul Ro. | toccare — takön. to. begegnen: ! geg. betreffen, angehören; toköj cal. Jarn. gebühren scut. sich ereignen, zu teil werden. toccu sie. Schnitte, it. tocca Seide, Tüll > toke sie. Cam. Stück Tuch oder ähnliches, tomba — tomb-a Ro. Grab, tombaeco — tumbäk, tumäk geg. scut, Messing, tombolo — tumbu! Ro. ein Kartenspiel. 134 — — 135 — tonacella — tonatsel Ro. trifoglio — terfoj, triföj Ro; tonsura — tonsör Ro. terfoin J. Klee, tornese — tufes cal. Frasc. kl. j trillare — tritöj J. erfinden. Münze. torno — tofe Umkreis, Umlauf. tore, torne Mitk. Straße, totera abruzz. — tötare cal. Rada. ein Musikinstrument, tovagliuola — vajule gr. Handtuch, Serviette, traditore—traditur cal; tra#tur geg. scut; tratfiuar Krist; dazu tra#tön, tra#töj, trede- töj verraten, tramezzare — tramezdj geg. mengen, kneten, tramuta — tramp, tram Ro; tramp, trampt J. Tausch, trappare cal. — trapös sie. säumen. trimoja sie. cah — termole sie. Mühlrumpf. trina — trine Hürde, Flechtwerk; Ro. Floß, trin-a J„ Flechtwerk, Egge; trinoj J. eggen. trivello — terviel J. Bohrer. trivulu cal. — trivuli cal. Drangsal. tromba — trum-a J. Wirbelwind, Sturm, Trompete, Pumpe; trumbe Trompete. trombetta — trumbete, drubete; J. trumpet; Ro. trombet, trompet, gr. auch drombete N. Trompete; im scut, auch Trommel. travagliare — travajöj Prop.! troppa cah, sie, troffa — tropr plagen; J. arbeiten. cal; trofe sie. Pflanze, Ge- travaglio — travaje Prop. sträuch, Rasen. Widerwärtigkeit; traväj J. j tufo — stuf; J. stuf Bim-Arbeit. j stein. trave — traf-travi sie. Piana.! tumazzu sie. — tumäts cal. sie travata — trevet-a Ro. palco. trebeto neap. pl. tribete — tript cah March. Dreifuß. trfKg?K a. slav.. it. trecca — treg-a f. trek m. Ro. Höckerin, Höcker. tremare — tramärih Rada zittern. triaca = teriaca — triake Theriak. Nudeln; tumatse gr. Rhd. Blätterteig, tumminu sie — turnen sie. Pitre 29 Haufen. urtimu cal. sie — Turtm cal, Frasc, letzter. usura — hozure Zinsen, Interessen. vajju cal. Hof, Stall — val cal. Frasc. Hof; väule cal. Sant. Schafstall, vapa altit. — väpe; scut. vap-a Hitze, Mittag, vampa — vampe cal; vamni grr. warmer Dunst, vapore — vapör Ro. gr. Dampf, Dampfer. papör, papuar, pampuar tsam; pampör Mitk; karavapör-i J. Eisenbahn, varda altven. = guardia — varde gr. Kuh Wache, vardaman ven. — vardamane gr. Handschutz, vassallo — vasali J. vastasu cal. — vastäs cal. March. Lastträger, velo, vela — vele Bla. Hülle; vel-i scut. Segel, vennetta neap. — venete Molise Rache. mennetta neap., sie. vinnitta, it. Vendetta >mindite cal. Frasc; Spezz. Alb; vinditte Rada. ventrera Regg. — vandere sie Schürze, verdone —■ vardu-oni J. vermut ven. — vermüt-i Ro. verro — vef Ro. Eber, vespro — vesper Ro; desper cal. Abend, vessillo — vesil cal. March. junger Baum ohne Zweige, viaggio — viats, -dza J. Weg, Fußsteig. viatico — vjatik scut. vicario — vikär geg. scut. Bla. vida ven. — virfe gr. Schraube. vigliacco — vilakös cal. Frasc. schwächen. vilakosur cal. Frasc. Schwäche. vijjare cah — vjon cal. sie bewahren. viola + ze — vjöles-za Ro; vjöleze Bla; violts-dza J. Ro. violino — djoli, violi gr. N. visciola — visul scut. Weichselkirsche. visera sie, it. visiera — vizere Sant. visita — vizit Ro; vizitöj Ro. visitusu sie — vizituze cal. Rada. in Trauerkleidung. voga — vöge Dunst, vogen rauchen, dampfen cal. Rada; vog, vok erwärmen, vokt warm, Wärme J. volatica — volatik Kav. Hautflechte. vorzillo Frasc. Neap. — verjfl Fiam. Arb. I 11 Geldbörse, vrenzola neap. — vringul cal. March. Lappen, vuecieri cal. — vudzär, vutsär cal. Fleischer, Henker; vud- zari cal. Gemetzel, vuecula cah — vökule cal. Rada: vükule sie Ring, Kreis. vuee cal. — vudze cah Frasc, Stimme. — 136 — 137 — Yuda cal. sie. — vude cal. Meergras, vulcano — Vulkan Eo. vutu cal. — vute cal. Gelübde. zafib altit. = sbirro —■- tsaf Bla. Scherge, zampajjune cal. — tsampane cal. Frasc. Mücke, zelo — zel Eifer; zelöj eifern, zeltär eifrig scut: zffi geg. Neid, Eifersucht, zecca — zek# geg. scut. gr. Stechfliege. zero —- dzer-i Ro. zirra abruzz. — ndzire sie. Krug. zirra cal. — ndzefeps cal. erzürnen, ndzefarem cal. aufgebracht werden. zirru cal. — tsuril cal. Sant, Haarflechte. zufolo — suful scut. Ro. Sackpfeife, sufarine, fufarhu Sturm mit Regen. zurlo ven. = ein Spiel, suru-läs, surlas umdrehen. VI. Litteratnr und Abkürzungen. Blanchus: Dietionarium latino-epiroticum Rom 1635 = Bla. Boerio: Dizionario del dialetto Veneziano. Venezia 18673 = Boe. Bogdan (cf Junk's W. B. Anhang) = Bogd. calabrisch = cal. A. Degrand: Souvenirs de la Haute-Albanie, Paris 1901. Dozon: Manuel de la langue chkipe ou albanaise. Paris 187S = Doz. Element = El. E. W. cf. Gustav Meyer = E. W. Frascineto (Calabria citeriore) = Frasc. gegisch = geg. griechisch = gr. v. Hahn, Albanesische Studien, Jena 1854 = Hahn. Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des osmanischen Reiches bis gegen Ende des 16. Jh. Jak Junk, Fialur i vogel stsüp e Itinist, Scodra 1895 ==== d. Kristopheridis — Krist. Leküresi (cf. Pedersen) = L. Lenel: Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der Adria. Straßburg 1897. Gustav Meyer: = G. M. — — Kleine Grammatik der alb. Spr. Leipzig 1888. — — Etymologisches Wörterbuch der alb. Spr. Straßburg 1891 = E.W. --Die lateinischen Elemente im Alb. in Gröbers Grundriß der rom. Spr. I. S. 804. — — Albanesische Studien 1—VI. --Essays und Studien. Otto Mejer: Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht, Göttingen 1852—53. Miklosich: Albanesische Forschungen. Wien 1870. Dr. Nerutsus-Bey (cf. G. M. Alb. Stud. V 5) = N. Pedersen: Albanesische Texte, Leipzig 1895 = Ped. Piana dei Greci (Sicilia) = Piana, Propaganda = Prop. Reinhold, Noctes pelasgicae. Athen 1855 == Rhd. Rossi da Montalto: Vocabulario clella lingua epirotica-italiana. Roma 1875 = Ro. Scerbo: Sul dialetto calabro. Firenze 1886. scutarinisch = scut. serbisch = se. sicilianisch = sie. Spezzano Albanese (Calabria) = Spezz. Alb. Santori (Antonio) citiert nach G\ M. Etym. Wb. = Sant. toskisch = to. türkisch = tü. tsamisch (cf. Pedersen) = t>am. venezianisch = ven. L - 139 — Deutsche Sprachelemente im Eumänischen von Jon Borcia. Einleitung. Vorliegende Arbeit ist ein Versuch, die zerstreuten Spuren, welche mannigfaltige Berührungen des rumänischen Volkes mit Deutschen in der Sprache jenes zurückgelassen haben, zu einem einheitlichen Bilde zusammenzufassen. Die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten lagen zunächst in der Mannigfaltigkeit und Zerstreutheit des Materials, das erst gesammelt und gesichtet werden mußte. Vor allen Dingen kam es darauf an das Unechte durch andere Sprachen (Slavisch, Magyarisch) vermittelte auszuscheiden, da dies nicht in den Bereich der Aufgabe gehörte, die sich diese Arbeit gestellt hatte. Dabei konnten mir die vorhandenen Arbeiten indes nur unvollkommene Dienste leisten. Sehr fühlbar war ferner auch der Mangel eines siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuchs, das noch in Vorbereitung ist. Sein Erscheinen wird gewiss über manchen noch unklaren Punkt Aufschluß bringen. Vollständigkeit konnte ich daher nur in relativem Sinne, in den durch die vorhandenen Quellen gesteckten Grenzen erstreben. Schließlich wolle man nicht vergessen, daß die Ursachen, deren Wirkungen hier besprochen werden, zum großen Teil auch heute noch fortbestehen und beständig neue Wirkungen hervorrufen. Erster Teil. Deutsche Elemente in der rumänischen Umgangssprache. A. Kulturgeschichtliches. Vorbemerkungen. Die Rumänen sind zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten in mehr oder weniger enge Berührung mit Deutschen gekommen. Stellenweise, wie in Siebenbürgen, war diese Berührung von Jahrhunderte langer Dauer, an anderen Orten — man denke etwa an die deutschen Kaufleute und Handwerker in Rumänien — war sie eine nur flüchtige und auf ganz enge Lebensgebiete sich erstreckende. Eine Berührung ganz eigentümlicher Art ist ferner z. B. die durch das deutsche Heer in Österreich-Ungarn hervorgebrachte. Es ist daher unbedingt nötig, alle die Beziehungen, die auch einen Einfluß der deutschen Sprache auf die rumänische zur Folge gehabt haben, näher kennen zu lernen, wenn man jenen Einfluß richtig verstehen und beurteilen will. Schon aus dem bisher Angedeuteten kann man vermuten, dass das Bild des deutschen Spracheinflusses ein überaus buntes und kompliziertes, in manchen Beziehungen auch schwankendes sein werde. Dieser Einfluß hat ja ausschliesslich nur den Wortschatz des Rumänischen betroffen, da handelt es sich aber oft um dialektale und dialektalste Ausdrücke, deren genaue Fixierung Schwierigkeiten macht, zumal sie verschiedenen deutschen Dialekten entlehnt sind. Trotzdem werden sich wohl alle diese Einflüsse in geschichtlicher Beziehung unter zwei grosse Gesichtspunkte zusammenfassen lassen, die dann sowohl zeitlich als auch insbesondere sprachlich ziemlich scharf geschieden werden können, ohne indes völlig getrennt zu sein, da sie schließlich zeitlich 140 — — 141 - zusammenlaufen und auch die sprachlichen Kriterien nicht immer ausreichend sind. Das erste historische Ereignis, das Rumänen mit Deutschen in engere Berührung brachte, war die Einwanderung der moselfränkischen Sachsen nach Siebenbürgen im XII. Jahrhundert. Diese erste Berührung als die ältere und engere hatte natürlicherweise auch einen grösseren und fester wurzelnden Einfluß im Gefolge, der sich auf mannigfaltigere Lebensgebiete erstreckte. Auch dieser Einfluß ist ja eng begrenzt: er bezieht sich unmittelbar nur auf Siebenbürgen und auch da nicht auf das ganze Land, sondern auf verschiedene kleinere Teile desselben. Hier war es aber allerdings ein viele Jahrhunderte langes Zusammenleben zweier Volksstämme auf demselben Gebiet, das nicht ohne beiderseitige Beeinflussung bleiben konnte. (Über die rumänischen Lehnwörter im Sieben-bürgisch-Säehsischen vgl. E. Grigorovitza, Romänismele in dialectul german al Sasilor din Transilvania: Nona revista romänä, II. 250 ff. und 341 ff). Aus diesen engeren Gebieten hat sich aber der deutsche Einfluß auch weiter in die rumänischen Länder hinein verbreitet, teils durch die Sachsen selbst, teils wohl auch durch die Rumänen, so daß er auch in die beiden rumänischen Fürstentümer eindrang. Das zweite historische Ereignis, unter welches ich eine Reihe verschiedenartiger deutscher Einflüsse zusammenfasse, die in der That in letzter Instanz darauf zurückgehen, ist die Ausbreitung der österreichischen Herrschaft über Ungarn und Siebenbürgen seit dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts nach Vertreibung der Türken, und schließlich auch über die im Jahre 1775 von der Moldau abgerissene Bukowina. Das Bild dieses Einflusses gestaltet sich wie kulturell so auch sprachlich höchst bunt. Er bezieht sich auch diesmal zunächst und direkt nur auf die diesseits der Karpathen und in der Bukowina wohnenden Rumänen, aber nicht auf alle und in allen Stücken in der gleichen Weise. Man wird unter den verschiedenen Ausläufern dieses Einflusses zunächst zwei Gruppen unterscheiden können, von denen die eine unmittelbar von der österreichischen Regierung ausgeht und ihren Ausdruck vor allen Dingen im Heerwesen und in der Verwaltung findet. Eine andere Gruppe hat ihren Ursprung in den durch die Regierung eingeführten Kolonien. Dahin gehört der besondere Einfluß des Deutschen im Banat und in gewissem Sinne der in der Bukowina. Ihrem Charakter und Ursprünge nach als ein Mittelglied zwischen den beiden genannten Gruppen erscheint die Beeinflussung der rumänischen Bergmannssprache durch die deutsche im siebenbürgischen Erzgebirge. (Für die Banater steht kein Material zur Verfügung.) An diese schließt sich der Einfluß der deutschen Kaufleute, Handwerker und Wirtsleute an, der mit dem siebenbürgisch-sächsischen zusammenläuft und daher von diesem schwer zu trennen ist. Dieser greift dann in verhältnismäßig starkem Maße, besonders seit Ende des XVIII. Jahrhunderts auch nach den rumänischen Fürstentümern hinüber. Endlich werden wir auch des deutschen Einflusses auf die gebildete Klasse der Rumänen in Siebenbürgen, die mit dem XVIII. Jahrhundert sich zu entwickeln beginnt, gedenken müssen. Fassen wir das Gesamtbild des deutschen Einflusses nochmals ins Auge, so werden wir sehen, daß vor allem Siebenbürgen am stärksten davon betroffen worden ist, sodann die übrigen rumänischen Länder Österreich-Ungarns, besonders das Banat und die Bukowina. Die Moldau und die Walachei haben, abgesehen von vereinzelten Ansiedlungen der Siebenbürger Sachsen einen Einfluß nur durch Handelsbeziehungen und von eingewanderten Handwerkern, Kauf- und Wirtsleuten erfahren. I. SiebenMrgisch-sächsische Einflüsse. Die kulturgeschichtlichen Beziehungen der Rumänen zu den Siebenbürger Sachsen sind erst in jüngster Zeit durch die ausgezeichneten Arbeiten N. lorgas in ihrem ganzen Umfange und ihrer ganzen Bedeutung bekannt geworden. Ihnen schließe ich mich in allem Wesentlichen an. ! 142 — 143 1. Beziehungen der Siebenbürger Rumänen zu den Siebenbürger Sachsen. Dem Rufe des ungarischen Königs Geisa 11. folgend, der die Grenzen seines Reiches zu schützen und zu erweitern gedachte, waren um die Mitte des XII. Jahrhunderts Deutsche aus den Rhein- und Mosellanden aufgebrochen und hatten sich in Siebenbürgen niedergelassen. So entstand in den Jahren 1141—61 die größte unter den drei Kolonien der Siebenbürger Sachsen, die nach ihrem Hauptorte als die Hermannstädter Gruppe bezeichnet wird. Vielleicht schon vor Geisa war die Bistritzer oder Nösner Gruppe im Norden des Landes entstanden. An diese beiden schloß sich dann später als dritte die Kronstädter oder Burzenländer Gruppe im Südosten an, die unter Andreas II. in den Jahren 1211—25 vom deutschen Ritterorden begründet wurde. Daneben haben wir kleinere Gruppen oder solche innerhalb der Hermannstädter Provinz selbst. Diese sind: der ..Unterwald" westlich von Hermannstadt, Sehässburg - Reps und die zwei Stühle (Mediasch-Schelk), sodann die nicht auf ..Sachsenboden"' liegenden Gemeinden. (Vgl. F. Teutsch, Die Art der Ansiedln ng der Siebenbürger Sachsen; in Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde herausgegeben von A. Kirch -hoff, IX. 8f.). Das Land, welches der unter Beda III. gegründeten Üister-zienser Abtei Kerz am linken Altufer geschenkt wurde, wird in einer etwas späteren Urkunde vom Jahre 1223 als „terra exempta de Blaccis" bezeichnet. (Urkb. I, 27). Die neuen deutschen Ansiedler wohnten also in der unmittelbaren Nachbarschaft der Rumänen, die als Ackerbauer und Hirten unter ihren Knesen und Vojvoden lebten ohne politische Organisation (lorga, Sate, S. 93f.). Die Beziehungen der beiden Völker müssen daher sehr frühzeitig begonnen haben. Sie sind von Anfang an nicht immer friedlicher Natur gewesen. Die deutschen Ansiedler bauten zu ihrem Schutze überall ihre Bargen und Kirchenkastelle. Wörter wie turn und saut mögen wohl, auch nach ihrer Verbreitung zu schließen, zu den ältesten Entlehnungen gehören, die die Rumänen von ihnen machten. Auf die Frage, wie sich das Zusammenleben der beiden Völker auf demselben Gebiete im Laufe der Zeit und unter Einwirkung der mannigfaltigen historischen Ereignisse gestaltete, gehe ich hier nicht ein, da ich ihr an anderer Stelle eine eingehendere Betrachtung schenke. Es sei hier nur soviel erwähnt, daß die Rumänen, indem sie allmählich, durch irgend einen Umstand veranlaßt, sich in den sächsischen Dörfern niederließen, meist auch den deutschen Namen des Dorfes übernahmen und sich mundgerecht machten. Die Sachsen hatten bei ihrer Einwanderung vom ungarischen Könige große Rechte und Privilegien erhalten. Desgleichen erlangten mit der Zeit ungarische Ritter, Kirchen und Burgen ausgedehnte Gebiete auf siebenbürgischem Boden und gewisse Vorrechte über die alten Bewohner des Landes. Noch in Urkunden aus dem XIII. Jahrhundert findet sich die Bezeichnung terra Blacorum (1222, Urkb. I, 20 etc.) und an den für ganz Siebenbürgen maßgebenden Versammlungen nehmen noch 1291 neben den Adligen der Sachsen und Sekler auch die der Rumänen teil. Auch im XIV. Jahrhundert standen sie im allgemeinen auf derselben Stufe mit jenen. Der Niedergang der königlichen Gewalt nach Matthias Corvinus' Tode und die drohende Türkengefahr brachten es mit sich, daß der Adel immer mächtiger wurde und die Rechte des gemeinen Mannes gering achtete. Die rumänischen Knesen waren zum großen Teile in die Reihen des ungarischen Adels eingetreten, in dem sie schließlich vollständig aufgingen. Als durch die Schlacht bei Mohacs im Jahre 1526 Ungarn unter die Herrschaft der Türken kam, bestand in Siebenbürgen dasselbe Verhältnis zwischen Adel und Hörigen wie in den übrigen europäischen Ländern und da das rumänische Volk Torwiegend ein Volk von Bauern war, bestand die Hauptmasse der Leibeignen im Gegensatz zu den Adligen und den privilegierten Sachsen eben aus Rumänen. (Vgl. lorga. Sate, 95-96). — 144 — - 145 — Wir wollen hier bloß die Verhältnisse der in den sächsischen Stühlen lebenden Rumänen an der Hand der Studien lorgas näher ins Auge fassen, insofern sie für uns in Betracht kommen. (Iorga, Sate S. 98 ff.) Iorga bezeichnet die Geschichte des rumänischen Siebenbürgens an einer Stelle recht treffend als „eine Geschichte yon Dörfern und Pfarrern". (Iorga, Sate S. 8.) Auf kirchlichem Gebiet war die trennende Kluft der verschiedenen Konfessionen eine zu große, als daß sich irgend welche inneren Beziehungen hätten bilden können. Wenn wir jedoch die lange Reihe von Bestrebungen verfolgen, die Rumänen ihrer Konfession zu entfremden, die sich durch die ganze siebenbürgische Kirchengeschichte hindurchziehen, so sehen wir auch die Siebenbürger Sachsen daran beteiligt. Nachdem sie zur Reformation übergetreten waren, versuchten sie es, die Lehren Luthers auch unter die Rumänen zu verbreiten und auf ihre Veranlassung erschienen zu diesem Zwecke die ersten rumänischen Drucke: der Hermannstädter Katechismus vom Jahre 1544, der Kronstädter von 1550 und die Bibelübersetzungen Coresis in Kronstadt. Von diesen nenne ich das neue Testament, welches 1560—61 auf Kosten des Kronstädter Bürgers Hans Benkner oder, wie er im Epilog genannt wird, Hanask Beagnerk gedruckt wurde, und das Evangelium von 1580—81, für dessen Druck ebenfalls ein Sachse, der Kronstädter Richter Lukas Hirscher (lucack hrkjilk) die Kosten trug. (Vgl. I. Bianu si N. Hodos, Bib-liografia romänesca veche, Bucuresci 1898, I, 43 ff. und 85 fd Von den Sachsen haben die Rumänen später die Buchdruckerkunst gelernt und es finden sich unter den hierher gehörigen Ausdrücken in der Tat zahlreiche deutschen Ursprungs, die ein jüngeres Alter aufweisen. Außer dem aus dem Jahre 1632 belegten, nicht ganz sicheren drucar, scheint nur noch jetuesc (setzen) schon in früherer Zeit entlehnt zu sein. Coresi hat auf anderem Wege die Druckerei erlernt. Dem kirchlichen Gebiete gehört endlich in gewissem Sinne auch das besonders in Kronstadt aber auch sonst verbreitete gociman an, das vielleicht in den Beziehungen zum Rate der Stadt seinen Ursprung hat, der mitunter die Streitfragen der Kirche schlichten mußte. Viel mannigfaltiger gestaltet sich das Bild der anderen Lebensbeziehungen zwischen den beiden Völkern, wenn sich auch manche Züge desselben historisch unseren Blicken entziehen und sich nur eben aus den Lehnwörtern erraten lassen. Schon Gaster bemerkt in Gröbers Grundriß (I, 413), wo er über die Lehnwörter des Rumänischen spricht, daß die sächsischen „zu derjenigen Terminologie, die der Bezeichnung von Erscheinungen der ältesten Staatenbildung Rumäniens dient, beigesteuert haben/' Von den beiden Wörtern, pirgar und pärcälab, die er anführt, ist jedoch nur das erstere eine direkte Entlehnung aus dem Sächsischen, während das letztere, dem allerdings das deutsche „Burggraf" zu gründe liegt, durch das Magyarische vermittelt ist. Das Wort pirgar, die Bezeichnung für die dem Dorfrichter zur Seite stehenden Gemeinderäte, hat sich auch^nach der Moldau und Walachei verbreitet, während die Benennung für den Richter, offenbar die ältere und zum Teil lateinische, verschieden ist. Daß das Wort in der That leicht entlehnt werden konnte, beweisen die Beziehungen, die zwischen Sachsen und Rumänen auf dem sogenannten Königsboden bestanden. In der Umgebung von Kronstadt, Mühlbach, Reps, Hermannstadt, Bistritz etc., überall da befanden sich auf sächsischem Stuhlboden rumänische Dörfer, die ihre eigenen selbstgewählten Richter und Ortsgeschworenen hatten. Doch waren sie von der betreffenden Stadt abhängig und mußten an den Rat der Stadt bestimmte Abgaben zahlen. Interessant sind die Mitteilungen, die Iorga über das große rumänische Dorf Säliste bei Hermannstadt und die benachbarten Gemeinden nach Urkunden vom Ende des XVI. Jahrhunderts macht (Sate, 121 f.). Für diese Dörfer, die einen besonderen rumänischen Stuhl bildeten, wurden vom Rate der Stadt zwei „Stultzrichter' gewählt, die ein jährliches Einkommen genossen. Von ihnen werden auch für die Wahl des rumänischen Richters, der an der Spitze eines jeden Dorfes Weigand, 10. Jahresbericht. 10 146 — — 147 stand, genaue Bestimmungen getroffen. In einer solchen für Säliste vom Jahre 1649 heißt es, daß „iedveder vierte Theil" der Gemeinde je II Leute aus seiner Mitte wählen solle, die dann ihrerseits die Richterwahl vollziehen, damit ein zu großer Andrang in der Kirche vermieden werde. Aus solchen Verhältnissen mag wohl das Wort ferdelä (Vierteil = die Nachbarschaft in einer Gemeinde hervorgegangen sein. Im Repser Stuhl nahmen die Rumänen im Vereine mit Ungarn und Sachsen an der Wahl des Stuhlrichters Teil. (lorga, Sate, S. 106—7.) Frühzeitig finden wir dann die Rumänen auch in den sächsischen Städten selbst ansässig. Im XV. Jahrhundert bevölkern die sogenannten Schkejer oder Trokaren die Kronstädter Vorstadt Schkej. (Vgl. Stinghe, Schkejer, S. 57.) Auch in Mühlbach finden wir eine „walachische Vorstadt" oder .Blochay" wie sie in Steuerbüchern des XVIII. Jahrhunderts genannt wird (1. Wölfl, Dorf- und Stadtnamen. S. 22). Um dieselbe Zeit oder später werden sich Rumänen auch in den anderen sächsischen Städten niedergelassen haben. Sie haben meist eigene Richter, sind aber nur geduldet und müssen an den Rat oder Magistrat der Stadt bestimmte Abgaben zahlen. Aus diesen Zusammenhängen sind Lehnwörter wie maier mit seinen verhältnismäßig zahlreichen Ableitungen: mäierean, -eanä, -itä. -iste, ferner, gleichsam als Gegensatz dazu burgar, die Bezeichnung des sächsischen Bürgers, und maghistrat hervorgegangen. Auch macht die ganze Einteilung der Vorstadt Schkej zum Beispiel in vier Nachbarschaften (vecinii), wie sie bei Stinghe (Schkejer, S. 2) geschildert ist, so recht: den Eindruck, daß sie ganz nach sächsischem Vorbild geschaffen ist. Die Bezeichnung tatä de vecin scheint eine, wörtliche Übertragung des sächs. Nachbarvater oder Nachbarhann zu sein. Reste dieser alten Organisationen haben sich bis auf den heutigen Tag in Oster» und Weihnachtsvergnügungen erhalten, wie in Kronstadt in den Osterspielen der Juni? (vgl. Stinghe, Schkejer, S.9ff.) und der ähnlichen Volkssitte „uagatul cu junif' in Gurariulu? (Muntean Mon. S. 144ff.). Frühzeitig müssen auch Wörter wie chiborean und gäbur zur Bezeichnung des sächsischen Bauers entlehnt worden sein und nicht minder teh (= Grenzstein), das auf die unaufhörlichen Grenzstreitigkeiten zwischen Rumänen und Sachsen hinzudeuten scheint. Mit diesen Wörtern haben wir bereits den einigermaßen festen historischen Boden verlassen und wenden uns nunmehr zu den aus verschiedenen Lebensbeziehungen stammenden, über deren Alter uns nur die lautliche Gestalt einen meist recht ungenügenden Aufschluß zu geben vermag. Hier werde ich sie nach den verschiedenen Lebensgebieten, denen sie angehören, zu gruppieren versuchen und nur da, wo sichere Anhaltspunkte vorliegen, auch auf das ungefähre Alter der Entlehnung hinweisen. Lehnwörter, die auf engere geistige Beziehungen schließen ließen, fehlen vollständig. Es ist das auch begreiflich. Es waren nicht allein die Unterschiede der Konfession, die solchen hindernd im Wege standen, sondern auch politische und soziale. Diese wurden noch verschärft durch die vollständige Abgeschlossenheit der Sachsen, in deren Dörfern die rumänischen Bauern nur geduldet waren. Denn es kam nicht selten vor, daß sie dieselben, wenn sie ihnen gefährlich zu werden schienen, mit Gewalt daraus verdrängten und ihre Häuser niederrissen, wobei es nicht ohne ernstliche Konflikte abging. So ist es wohl auch zu keiner Mischung der beiden Völker gekommen und deutsche Namen, wie sich solche z. B. unter den Rumänen in Gurariulu? bei Hermannstadt linden (vgl. Munt Mon. S. 208 ff), stammen offenbar aus späterer Zeit und von vereinzelten deutschen Handwerkern, die sich in den rumänischen Dörfern niedergelassen haben. Eigennamen wie Grlajer (Glaser) und Fieser (Fleischer) haben sich erst auf rumänischem Boden gebildet. Weitaus die Mehrzahl der Lehnwörter sind den verschiedenen Handwerken entnommen, ein Charakteristicum der Entlehnungen aus dem Deutschen, dem wir auch später noch begegnen werden. Die Deutschen, waren nicht nur für die Rumänen, sondern auch für die Slaven UD-d Magyaren die Lehrmeister in sehr vielen Handwerken. 10 * — 14S — 149 — Die Entscheidung, oh da ein Ausdruck direkt aus dem Deutschen oder aus der Sprache eines von den genannten Völkern stammt, macht daher oft die größten Schwierigkeiten und wird sich in manchen Fällen nur durch sachliche Gründe fällen lassen. Gleich die Bezeichnung für den Meister Handwerker: mester ist auf einem Gebiete wenigstens gewiß direkt der sächsischen Mundart entlehnt. Besonders zahlreich sind die Entlehnungen, die sich auf Sägewerk beziehen, das ja bei dem starken Waldbestand Siebenbürgens auch heute noch für viele rumänische Gemeinden eine hervorragende Bedeutung besitzt. Schon in den Jahren 1528—34 finden wir Rumänen als Leiter einer Sägemühle bei Herrnannstadt, die als mola Walachornm bezeichnet wird, während der Müller Bobes (Bobes) genannt ist (vgl. joagär im Glossar). So mag denn joagar schon eine frühzeitige Entlehnung sein: ebenso sindilä mit seinen Ableitungen: sindilar, -esc; ferner clot und clotariü. Hierher wird man wohl auch oblu und oblesc stellen können. Daran reihe ich die Ausdrücke für Ziegelbrennerei: tiglä, -ar, -ärie, zu denen wohl auch bacolt, letiü und cahalä(?) gehören. Zahlreich sind auch die Wörter, die sich auf das Maurerhandwerk im engeren Sinne und auf das Haus beziehen: cafer, gang, lat, lätuesc, -uitor, moldä, rast, Sie beweisen für Siebenbürgen wie urkundliche Belege für die rumänischen Fürstentümer, daß die Rumänen darin manches von den sächsischen Handwerkern lernten. Der Glaserei ist glaje entlehnt, das zahlreiche Ableitungen geschaffen hat, die auch auf das Alter der Entlehnung schließen lassen: gläjaresc, gläjer, gläjitä. Eine unter diesen glajärie ist besonders interessant, weil sie zum Namen mehrerer Dörfer geworden ist, die sich offenbar um die Glashütte gebildet haben. Ein höheres Alter scheinen auch fieser, -ie und suncä zu haben, die dem Fleisch er handwerk entlehnt sind. Auf Klempnerei weisen pleü, pleuar. ferner clucsa und etwa noch grin-span hin. Die Weißbäckerei hat Ausdrücke wie: beicher, croapanä, dont, die Korbflechterei: corfä, corfar, corfitä, techira geliefert. Auf den Wagen beziehen sich cobärä und jet. Zum Schlüsse lasse ich noch vereinzelte dem Handwerk, oder der Industrie entlehnte Wörter folgen wie: moldä, steand, sveblä, teler, troacä(?). Bemerkenswert ist das Wort streang, das indes, wie seine Bedeutung und seine Ableitungen: strengar, strengärie etc. beweisen, nicht dem Seilerhandwerk entlehnt sein kann,^sondern aus derselben Quelle stammen muß wie hingher, hingheresc, tucaos und vielleicht auch straf oder strof. Ich füge sie an dieser Stelle ein, da ich ihnen keinen rechten Platz zu geben weiß. Eine besondere Beachtung verdienen die Ausdrücke für verschiedene Kleidungsstücke in weitem Sinne, die zugleich mit diesen von den Sachsen entlehnt worden sind, in Bezug auf das Alter der Entlehnung lassen sich wieder nur relative Angaben machen. Zu den ältesten gehört jedenfalls laibär, wie schon aus seiner großen Verbreitung (selbst in Rumänien vereinzelt) und seinen Ableitungen laibärac, läibärel, läibäricä hervorgeht. Es findet sich 1788 zum erstenmal belegt, ist aber jedenfalls älter. J. Pop Reteganul beklagt allerdings, daß der laibär den rumänischen pieptar verdränge (vgl. Pop Rom. 19), in einem Volksliecle (Tribuna Poporului X, 169) aber wird er gegenüber neuen magyarischen Eindringlingen als zur alten Tracht gehörig hingestellt. Ein größeres Alter scheinen außerdem noch: androc (dazu andro-cea), clichina, lecar oder recal und sort zu haben. Daran schließen sich: bandora, fleandorä, furament, ghilt, spental, strimp. Diese Ausdrücke entstammen jedenfalls dem regen Handelsverkehr, der zwischen den sächsischen Kauf- und Gewerbsleuten und der Landbevölkerung bestand und noch besteht. Der Handel war ja neben dem Handwerk früher noch in höherem Grade als heute eine Haupterwerbsquelle der Siebenbürger Sachsen. Durch ihre Kaufleute sind gewiß auch unmittelbar Wörter wie: ort, taler (dazu tälerei, täferior, täleras), flnic, grositä im Volke verbreitet worden, von denen finic und grositä nur noch in Redensarten fortleben. Ebenfalls dem Handel entstammen einige Bezeichnungen für Maß und Gewicht: cop, ferdela, pund. - 150 — In diesen Zusammenhang hinein gehören zum Teil wenigstens auch eine Anzahl Bezeichnungen von Naturprodukten, die ja auch heute einen Gegenstand des internationalen Austausches auf den städtischen Märkten bilden: erihin, crumpäna, erdäpane, lurbär, paradais. rozinchinä, spinal, teler. Die Stellung von bruncrut ist mir zweifelhaft. Zum Schlüsse lasse ich noch den Rest von Entlehnungen folgen, die sich zu keiner festeren Gruppe zusammenfassen. Sehr verbreitet ist stuc (dazu stuesor, stuculet), ebenso das verwandte frustuc (dazu frustucuesc), zweifelhaft broc; näher zusammen gehören brulinc und snep als einzige Bezeichnungen für Tiere; sehr verbreitet ist auch surä (dazu surariü); ob hac hierher gehört, steht nicht ganz fest. Interessant ist endlich auch Hont als typischer Name für den Siebenbürger Sachsen im rumänischen Volksmunde. 2. Beziehungen der Walachei und Moldau zu den S i e b e nb ü rg e r S a c Ii s e n. Eine Anzahl Sprachelemente aus dem Siebenbürgisck-Sächsischen sind teils durch sächsische Niederlassungen, teils durch den Handel, teils vielleicht auch durch Siebenbürger Rumänen auch in die rumänischen Fürstentümer eingedrungen, wie ich das bereits gelegentlich erwähnt habe. Die deutschen Ritter, die im Jahre 1211 auf den Ruf des ungarischen Königs Andreas II. nach dem Burzenlande gekommen waren, um die Grenzen des Reiches gegen die Kumanen zu festigen, waren bis in das Gebiet dieses Volkes selbst in die große Walachei vorgedrungen und hatten jenseits der Berge bei dem heutigen Cimpulung eine ihrer Kreuzburgen errichtet. Unter dem Schutze der Burg sammelte sich eine Kolonie katholischer Sachsen und Ungarn an in Cimpulung selbst und vielleicht auch an anderen Orten, wie in Rucär dessen Name deutschen Ursprungs zu sein scheint. Die Kolonisten verblieben, auch nachdem der König den deutschen Ritterorden vertrieben hatte, gingen aber später vollständig in der rumänischen Bevölkerung auf, die sich dort mehr und — 151 — mehr verdichtete. Bis auf den heutigen Tag aber haben sich in Cimpulung die Ruinen eines katholischen Klosters erhalten, das die Ritter neben der Burg errichtet hatten, um von dort aus den katholischen Glauben unter die heidnischen Kumanen und wohl auch unter die orthodoxen Rumänen zu verbreiten (vgl. lorga Studii, I—II, S. VI—XIV). Die Ruinen aber heißen auch heutigen Tages im Munde des Volkes: Cloaster (Vgl. Marele dictionar geograflc al Rominiei, II, Bucuresti 1899. S. 787) (Clostir in einer Urkunde von 1656, Archiva XIII, 179). Auch in den rumänischen Urkunden dieses Klosters finden wir das uns schon aus Kronstadt bekannte gotman. nur in noch durchsichtigerer Form, und der Zusammenhang ist bei der nahen Nachbarschaft und Gründung der Kolonie vom Burzenlande aus unschwer zu erkennen. Diese Niederlassungen haben nächst dem angrenzenden Siebenbürgen mit dazu beigetragen, daß die deutschen Sprachelemente im judet Muscel vielleicht zahlreicher sind als sonst in der großen Walachei. Dasselbe gilt auch für die Moldau oder besser für einen Teil derselben. Unternehmende Bistritzer Kaufleute drangen gewiß schon bald nach Begründung der Nösner Kolonie durch die nahen Gebirgspässe in die benachbarte Moldau, um dort ihre Waren abzusetzen. (Vgl. lorga, Doc. Bistr. I, S. I.) Manche blieben auch und siedelten sich unter den Rumänen an oder gründeten sogar selbständige Städte und Dörfer. So entstand die „Stadt Molda", das nachmalige Baia, das die ersten moldauischen Vojvoden, die von der Maramuräs aus das Land in Besitz nahmen, vielleicht schon voffanden. (lorga, Doc. Bistr. I, S. I; Studii S. XXXI.) Außerdem waren besonders noch in Siret (lorga, Studii, S. XXV) und Suceava (Doc. Bistr. I, S. I), heute beide zur Bukowina gehörig, ferner in Neamtu, dessen Name noch heute ein beredtes Zeugnis spricht, und zumal in CotnarT bedeutendere Kolonien von Siebenbürger Sachsen (vgl. V. A. Urechiä, Codex Bandmus, Bucuresti 1895, S. 66 und 78), wenn ich auch an die Etymologie des Bandinus nicht glauben kann, der in seiner Visitatio vom Jahre 1648 Cotnari vom Personennamen ..Gutnar — 152 — — 153 — = bonus stultus" oder „Gutnor = bonus ventus" ableitet (eb. S. 79). Auch in anderen moldauischen Städten lebten zahlreiche aus Siebenbürgen eingewanderte Sachsen, sie waren aber schon zur Zeit des Bandinus im Niedergang begriffen. Sie waren katholisch, ebenso wie die in der Moldau ansässigen Magyaren (Cfangäi) und hatten ihren geistlichen Mittelpunkt in Cotnari. Ich kann an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, daß Despot Voda Ereticul, der 1561—63 die moldauische Herrschaft führte, zum protestantischen Glauben übergetreten war, den er in Wittenberg im Verkehr mit Melanchthon und dessen Schwiegersohn Gaspar Peucer kennen gelernt hatte. Als er dann Fürst der Moldau wurde, begünstigte er die Befbrmationsbestrebungen, die sich auch unter den katholischen Sachsen und Magyaren in seinem Lande geltend machten. Er ließ auch in Cotnari durch Johann Sommer, den er aus Pirna in Sachsen berufen hatte, eine Schule errichten und trug sich mit dem Gedanken um, sie mit Hilfe Peucers und anderer zu einer Art Hochschule zu gestalten, doch ließ ihm seine kurze Regierung dazu nicht Zeit. (Vgl. M. N. Burghele, Despot Voclä Ereticul Domnul MoldoveT: Convorbiri literare XXXI, Nr. 6ff.) Das Ansehen, das di-Sachsen auch hier zu Lande genossen, mußte bewirken, dai> ein gewisser Einfluß von ihnen auch auf die rumänische Bevölkerung ausging. Vielleicht noch wichtiger und einflußreicher als diese doch nur vereinzelten deutschen Niederlassungen sind die engen Handelsbeziehungen gewesen, die lange Zeit zwischen den Siebenbürger Sachsen und den beiden rumänischen Fürstentümern bestanden haben. Auch hier ist es wieder das Verdienst iorgas, diese aufgedeckt und eingehend studiert zu. haben. Im Süden waren Hermannstadt und besonders Kronstadt die großen Handelsplätze, die den Verkehr mit der Walachei vermittelten. Fast noch enger aber waren die Handelsbeziehungen der Moldau zu der Stadt Bistritz im Norden. Das XIV.. XV. und auch noch das XVI. Jahrhundert ist ein- große Blütezeit des sächsischen Handels und Handwerks gewesen. Die sächsischen Kaufleute beherrschten zeitweilig ein ausgedehntes Handelsgebiet im Orient, das bis nach Konstantinopel reichte. Überaus rege war der Verkehr mit den rumänischen Fürstentümern, über dessen gewiß sehr alte Anfänge die Nachrichten fehlen. Von diesen unsicheren Anfängen an wuchs der Verkehr der Kronstädter Kauf- und Gewerbsleute mit der Walachei und zu einem, wenn auch geringeren Teile mit der Moldau bis zum XVI. Jahrhundert stetig an, erhielt sich auch in diesem auf seiner Höhe, wozu die zahlreichen flüchtigen Fürsten und Bojaren, die ihren Wohnsitz meist in Kronstadt oder Hermannstadt wählten, nicht wenig beitrugen, und verfiel dann in der Folgezeit rasch, doch nicht völlig, indem das Verhältnis der rumänischen Fürstentümer zu Konstantinopel und zum Orient immer enger wurde (vgl. Iorga, Soc. Bras. S. 3 ff.). Die von Iorga veröffentlichten Stadfhannenrechnungen und rumänischen Briefe der Fürsten und Bojaren an den Rat der Stadt enthüllen ein äußerst interessantes und wechselvolles Bild vom regen, täglichen Verkehr der Rumänen mit der sächsischen Handelsstadt. Besonders häufig sind die Bestellungen auf Stricke (vgl. eb. S. 138, 139, 140 etc.) und auf Tuch (S. 139, 140, 145 etc.). Ferner verlangen die Fürsten oft Handwerker vom Kronstädter Rate, besonders auch Goldschmiede, und bestellen auch sonst allerlei Luxusgegenstände, Kleider und anderes mehr in Kronstadt (eb. S. 147 ff). Die Kronstädter ihrerseits nehmen die Fürsten und Großen des Nachbarlandes, wenn sie, sei es als Flüchtige, sei es als Gäste in ihre Stadt kommen, gut auf und ihre Stadthannenrechnungen sind überreich an Ausgaben für Geschenke („Ehrunk"), die jenen angeboten werden. Es werden ihnen unter anderem auch „Sehmel und Pretzell, Meth, Bier, Rothbirn, Paradeis Apfel etc. offeriert'' (eb. S. 144). Ganz ähnlich nur noch viel enger waren die Beziehungen zwischen Bistritz und der Moldau. Die sächsische Stadt hat samt ihrer Umgebung auch längere Zeit unter der Herrschaft — 154 — 155 — des moldauischen Vojvoden gestanden, dem Johann Zapolya nach der Schlacht bei Mohacs in dem darauf folgenden Thronstreite mit Ferdinand von Osterreich sie geschenkt hatte, (lorga, Doc. Bistr. I, S. XXIX.) Weit wichtiger sind aber auch hier die überaus engen Handelsbeziehungen, über welche lorga ein reiches Material aus den Bistritzer Archiven zu Tage gefördert hat. Sie beginnen jedenfalls schon im XIII. Jahrhundert, w^enn auch die Urkunden für diese Zeit fehlen. 1353 erhält Bistritz vom ungarischen König Ludwig von Anjou ein Jahrmarktsprivilegium und die Bistritzer Jahrmärkte werden von den Moldauern stark besucht. (lorga, Doc. Bistr. I, S. III Ich erwähne in diesem Zusammenhange auch das moldauische Wort larmaroc, das aber auf slavischem Wege in das Rumänische gedrungen zu sein scheint Auch hier lieferten die Sachsen vorzüglich Tuch, während die Moldauer Wein brachten, der ja um Cofcnari so trefflich gedieh. Man wird darum kaum irre gehen, wenn man das nur moldauische fascutä (Fäßchen) auf diese Verhältnisse zurückführt. Im Laufe der Zeit wird dann der Verkehr ein immer regerer, die Mannigfaltigkeit der Handelsartikel beständig eine größere. Im Jahre 1522 verbietet der siebenbürgische Vojvode den Bistritzern den Export von Waffen nach Rumänien (lorga, Doc. Bistr. I, S. XII), aber schon 1561 verlangt der moldauische Fürst Alexandra Lapusne-anu von der Stadt wieder Büchsen und anderes Kriegsgeräte (eb. S. L). Doch scheinen Wörter wie puscä und flinta auf slavischer Vermittlung zu beruhen. Häufig sind auch da die Bestellungen auf Strick, Eisen, und besonders auf Schindeln und Schindelnägel (sindile, cuie de sindilä) (vgl. eb. S. LXIX, XCVI etc. und sindilä im Glossar), auf Latten oder Dach-sparren (vgl. lat, leat im Gl.), und andere Sachen zum täglichen Gebrauch (z. B. Seife und Werkzeuge eb. S. 23 Nr. 29 etc.). Außerordentlich oft verlangen die moldauischen Fürsten von den Bistritzern Handwerker und Handwerksgeräte. Schon 1529 verlangt Petru Rares einen Steinarbeiter für seine Festung. Cetatea Neamtului (eb. S. XXI), 1543 ruft er abermals einen Bistritzer, ihm eine Festung zu bauen (eb. S. XXXIX). Als er 1545 eine Kirche errichten will, wendet er sich wieder an Bistritz um einen Baumeister, „nicht damit er selbst daran arbeite'', wie es in einem Briefe heißt, „sondern damit er den andern Anweisungen gebe, denn die unsrigen können nicht nach eurer Art bauen" (eb. S. XLII). Dieselbe Bitte wird fast buchstäblich ein Jahrhundert später (1643) vom Fürsten Vasile wiederholt, der zwei Baumeister und zwei Ziegelbrenner verlangt, um ein Haus in Suceava zu bauen (eb. S. 74 f. Nr. 100). Solche Forderungen wiederholen "sich beständig. 1564 verlangt Lapusneanu Dachdecker, da er ein Kloster mit Ziegeln decken lassen will, ..wie es in andern Ländern geschieht"' (eb. S. LXVIII). Die Fürsten verlangen auch andere Handwerker, so 1560 derselbe Lapusneanu einen Uhrmacher (eb. S. L), ein Fall, der sich dann öfters wiederholt, 1564 zwei Bierbrauer (eb. S. LXIX): ein anderer Fürst, Vasile, verlange 1634 „Sägen, womit Bäume gesägt werden" (eb. S. XCV), und im folgenden Jahre einen Weißbäcker (eb. S. XCVI). Ich habe nur einige Beispiele aus der großen Fülle herausgegriffen. Auch Bistritz war übrigens wie Kronstadt und Hermannstadt eine Zufluchtsstätte der landesflüchtigen Bojaren (eb. S. XIV). Auch hier werden dem benachbarten Fürsten oft Geschenke dargebracht, besonders Messer und Kirschen, Edelsteine und anderes (eb. S. XLIV, XLIX etc.). Ob clinoi 1 (Kleinod) hierher gehört, wage ich indes nicht zu entscheiden. Jeder einzelnen Entlehnung ihren bestimmten Platz in einem der angedeuteten Zusammenhänge anzuweisen, isf natürlich nicht möglich und lag auch nicht in meiner Absicht. Ich wollte bloß ein Gesamtbild der Beziehungen geben, aus denen die Lehnwörter hervorgegangen sind. Diese sind nun in ihrer Gesamtheit: androc(Ialomita), fascutä (Moldau), flustuc (Muscel). gaiig, hingher, hingheresc. jet, joagär (Muscel), jogar (Gorj) und giogar (Prahova) (= sieb, joagär), laibär, laibärac, lat, lätuesc, lätuitor, mester, molda(?), ort, paradais. pirgar, plev (Suceava), sant, säntuire, säntuesc, sindilä, sindilar, sindilesc. streang, strengar, strengärie, strengäresc, stuc (Muscel), suncä, - 156 — — 157 — surä (Moldau), taler. täleras, tälerei, tälerior. turn, tiglä, tiglar, tiglärie. Mit Ausnahme von fäscutä kommen sie sämmtlich, wenn, auch zum Teil in anderer'Gestalt auch in Siebenbürgen vor. Sie lassen sich kulturgeschichtlich aus dem bisher Gesagten leicht erklären. Schlußbemerkung. Ich habe etwas länger bei den sächsischen Elementen verweilt, weil sie die älteren und auch kulturhistorisch interessanteren sind. Auf Vollständigkeit können sie übrigens selbstverständlich keinen Anspruch machen, da die Quelle der Entlehnung bei vielen hier in Frage kommenden Wörtern nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, und überdies gewiß ein großer Teil des Materials noch nicht aufgezeichnet ist. Der Sprachschatz der dakorumänischen Dialekte ist ja überhaupt noch nicht genügend erforscht und wir haben es hier eben meist mit dialektalen Wörtern zu thun. Außerdem besteht die Wechselwirkung des Rumänischen und Sächsischen auf einander in Siebenbürgen auch heute noch fort, heute vielleicht noch in größerem Maße als früher, da die sozialen Unterschiede geschwunden sind und die Sachsen überall mit Rumänen vermischt leben. IL Österreichisch-deutsche Einflüsse. Vorbemerkungen. Im Jahre 1687 drangen die Österreicher in Siebenbürgen ein und nahmen es in Besitz. (Iorga, Sate, S. 89.) Die Zeit der selbständigen siebenbürgischen Fürsten erfuhr damit ihr Ende und das Großfürstentum wurde zu den übrigen hahs-burgischen Kronländern gefügt. Die Eroberer waren natürlich darauf bedacht, sich den neuen Besitz möglichst fest anzugliedern und dazu waren die geeignetsten Mittel das Heen\ die Verwaltung und auch die Schulen. Dasselbe gilt für das Banat, welches 1716 unter österreichische Verwaltung kam und dann 1718 im Frieden von Passarowitz formell von der Pforte abgetreten wurde. Hier ging die österreichische Politik noch einen Schritt weiter und bevölkerte das Land mit deutschen Kolonisten. Ähnliches geschah mit der 1775 von der Moldau losgerissenen Bukowina, wenn auch die Kolonisation hier keine so starke war. Die Österreicher suchten auch die natürlichen Schätze der neuerworbenen Länder auszubeuten, vor allem den Goldreichtum Siebenbürgens. So entstanden im siebenbürgischen Erzgebirge und auch an anderen Orten ganze deutsche Bergwerkskolonien. Hand in Hand mit alledem ging natürlich eine Flut von deutschen Kauf- und Gewerbsleuten, die sich über die neuen Besitzungen ergoß und seit Ende des XVIII. Jahrhunderts auch in die beiden rumänischen Fürstentümer, die unter türkischer Herrschaft standen, einzuströmen begann. An diese schließen sich dann auch die Juden an. Alle diese Ereignisse haben auch einen Einfluß der deutschen Sprache auf die rumänische im Gefolge gehabt, Wir müssen sie daher darauf hin näher ins Auge fassen. Die einzelnen Gebiete, auf denen diese verschiedenen Einflüsse wirksam gewesen sind, lassen sich nicht immer vollkommen von einander scheiden. Ich werde zuerst den Einfluß des deutschen Heerwesens als den bedeutendsten und interessantesten behandeln; er erstreckt sich auf sämtliche rumänische Provinzen der österreichisch-ungarischen Monarchie; sodann den Einfluß der deutschen Verwaltung, wovon in Siebenbürgen nur noch Reste vorhanden sind, mehr dagegen in der Bukowina, woselbst das Deutsche auch heute die Verwaltungssprache ist; ferner den ebenfalls allgemeineren Einfluß der deutschen Kauf- und Gewerbsleute zunächst in Österreich-Ungarn und im Anschlüsse hieran in Rumänien. Je ein besonderes Kapitel wird der Bergmannssprache im siebenbürgischen Erzgebirge, sowie dem Einflüsse der deutschen Kolonisten im Banat und anhangsweise in der Bukowina — 158 gewidmet sein. Zum Schlüsse mögen dann noch einige Bemerkungen über den deutschen Einfluß auf die gebildeten Klassen folgen. 1. Einfluß des deutschen Heerwesens. Die Österreicher fingen gewiß schon frühzeitig an, auch aus den neuerworbenen rumänischen Provinzen Soldaten, auszuheben. Doch sind diese einzelnen von keinem Belang. Überaus wuchtig dagegen und ein Ereignis von weittragender Bedeutung für das rumänische Volksleben ist die Schöpfung der Grenzregimenter in Siebenbürgen und im Banat gewesen, die unter Maria Theresia in den Jahren 1761—73 vollzogen wurde. (Vgl. G. Baritiu, Parti alese din istoria TransilvanieT, Sibiiu 1889. I, 368—377; V. Sotropa, Istoria scoalelor näsä-udene, Transilvania XXXIII, 60ff.; H. Schwicker, Geschichte des Temescher Banats, Pest 1872, S. 366 ff.). Sie geschah zum Teil aus militärischen Gründen, zur Verteidigung der Grenzen, zum Teil aber auch, damit die Regierung ein Gegengewicht gegen die Übergriffe des Adels hätte. Das Banat hatte schon seit seiner Eroberung aus den Händen der Türken eine streng militärische Verwaltung gehabt. Als diese 1750 in eine zivile verwandelt worden war. wurde in den Jahren 1764—1.768 die Militärgrenze ausgeschieden, organisiert und 1773 in ein rumänisches, illyrisches (serbisches) und deutsches Grenzregiment eingeteilt. (Schwicker a. a. 0.) 1765 wurde in Siebenbürgen das erste rumänische Grenzregiment aus 13 Dörfern des Fogarascher Comitates gebildet. Diese waren: Vad, Sinca, Ohaba. Märginem, Sebes, Copäcei, Bucium, Desanl, Lisa, Netot, Posorita, Arpas und Vaida-recea. Dazu kamen aus dem Burzenlande: Tohan und Tintari, ans dem Hermannstädter Comitat: Orlat, der Sitz des Oberkommandos, Vestem, Jina, Racovita, aus dem Brooser Comitat: Cugir, und aus dem Hnnyader die Gemeinden bis Hateg. In Näsäud befand sich der Hauptsitz des zweiten Grenz-re^imentes, das 1763 aus den 21 Gemeinden des Eodnathales — 159 — und zwei Dörfern aus Valea Sieului, Nusfaläü und Sintioana, im nördlichen Siebenbürgen gebildet worden war. Dazu kamen 1764 aus Valea Sieului noch: Monor, Gledin, Sieut, Budacul romin und Ragla; aus Valea Muresului: Murareni und Rusii munti; und endlich 1783 noch die Gemeinden Birgäul de sus und Birgäul de Jos. Mit der Zeit wuchs dann die Zahl der Grenzergemeinden auf 44 an. (Transilvania, XXXIII, 62 f.) Ein drittes Regiment Dragoner war infolge Mangels an Pferden nur von kurzer Dauer und wurde den anderen einverleibt. Die Bedeutung dieser Schöpfungen lag darin, daß die Bewohner der Grenzgemeinden, insofern sie nicht schon Freie waren, von der drückenden Leibeigenschaft befreit wurden, ein Umstand, der die Bauern meist freudig zu den Waffen greifen ließ. Sie haben überhaupt viel zur Weckung des Selbstgefühls im rumänischen Bauern jener Zeit beigetragen (vgl. lorga, Sate, S. 306). Die bevorzugten Stände aber leisteten begreiflicherweise einen heftigen Widerstand gegen diesen Verlust an Sklaven und so ging die Sache nicht ohne Konflikte von statten. Die Grenzgemeinden waren natürlich auch kulturell unvergleichlich besser gestellt, da auf Anordnung Maria Theresias an allen Mittelpunkten deutsche Normalschulen errichtet wurden, Die bedeutendste unter diesen war die zwischen 1770 und 1777 gegründete Normalschule in Näsäud, seit 1784 eine dreiklassige „Oberschule" oder „Normal-Hauptschule, aus der das heutige rumänische Gymnasium hervorgegangen'ist, In enger Verbindung mit dieser Schule stand ein von Joseph IL begründetes Militärerziehungshaus, welches 1784 mit 50 Schülern in Näsäud eröffnet wurde. Die Zöglinge gehörten von ihrem zehnten bis zu ihrem achtzehnten Jahr der Anstalt an und traten dann in das Heer ein. So ist es begreiflich, daß eine Wiener Zeitung die „Nova Viennensia" -orn 13. Nov. 1789 schreiben konnte: „Die Unteroffiziere dieses Regiments können so gut deutsch sprechen, lesen und schreiben, daß man sie kaum für Rumänen halten sollte/' (Transilvania XXXT1I, 69.) — 160 - Wir werden noch an anderer Stelle auf diese Schule zu sprechen kommen. Wie tief all dies auf das rumänische Volksleben einwirken mußte, leuchtet ein, besonders wenn man seine überaus geknechtete Lage von damals in Betracht zieht. Eine jährliche Festlichkeit der Anstalt wurde zu einem wahren Volksfeste (vgl. a.a.O. S. 71). Die Grenzregimenter wurden erst 1851 aufgehoben. Die Freiheit der Grenzer hatte aber auch auf die Leibeigenen einen tiefen Eindruck gemacht. Als Joseph IL im Jahre 1784 seine Regimenter durch Werbung ergänzen wollte, strömten die Rumänen in Scharen zu den Fahnen, während der Adel sie aus Leibeskräften zu hindern suchte. (Baritiü a, a, 0. S. 483). Das war mit ein äußerer Anlaß des rumänischen Bauernaufstandes von 1784. Das Losungswort, mit dem die Führer desselben die Bauern zur Erhebung aufforderten, war ja gerade, daß vom Kaiser Befehl ergangen sei, sie alle von der Leibeigenschaft zu befreien und für seinen Dienst zu bewaffnen. Doch sah es bei weitem nicht überall so aus wie auf dem Gebiete der Grenzgemeinden. Die Linienregimenter mußten durch die Munizipien ergänzt werden. Das geschah auf höchst barbarische Weise. Die Burschen wurden mit der Leine eingefangen oder mit Hilfe der Dorfhunde. Wenn dann die Munizipien die Stellung von Rekruten verweigerten, was oft geschah, blieb den Militärbehörden als einziges Mittel die Anwerbung Freiwilliger, die jedoch nicht immer ergiebig war. Denn der Dienst war überaus hart und infolgedessen von den meisten gefürchtet und gehaßt. Er war lebenslänglich oder so lange man Waffen tragen konnte. Infolge der grausamen Disziplin waren Desertierungen sehr häufig; die gefangenen Fahnenflüchtigen aber wurden der Strafe des Spießrutenlaufens unterworfen, die oft mit dem Tode ausging. Die Rekrutenjagden führten manchmal zu blutigen Konflikten, in denen nicht selten Schulzen oder Dorfgeschworene ihren Tod fanden, und die Todesfeindschaften erbten von einem — 161 — Geschlecht auf das andere fort. Erst 1847 wurde die Rekrutierung durch das Los und nur achtjährige Dienstzeit eingeführt, 1868 die allgemeine Wehrpflicht. (Vgl. Baritiü a. a. 0. S. 663 und 771.) Welch tiefen Eindruck diese Verhältnisse auf das Volksleben gemacht haben und noch heute machen, geht daraus hervor, daß aus ihnen ein neuer eigenartiger Zweig der Volks-litteratur erwachsen ist: die sogenannten Soldatenlieder (Cintece catänesti). (Zur Litteratur« darüber vgl. außer dem in der Bibliographie angegebenen auch I. Chendi, Zece ani de miscare literarä in Transilvania. 1890—1900. Familia XXXVII, 14f) Es sind meist schwermütige Lieder, in denen sich das ganze Gefühlsleben des Rumänen während aller Phasen seines Soldatenlebens wiederspiegelt von dem Augenblicke an, da er zur Stellung einberufen wird. Nur selten bricht ein froherer Ton durch und es ist das auch begreiflich, wenn man die eigenartigen Verhältnisse in Betracht zieht, die völlig fremde Umgebung, die weite Ferne, in die er oft geschickt wird, die harte Disziplin besonders der früheren Zeiten. Es würde zu wreit führen, wollte ich diese Lieder hier eingehend besprechen: ich muß mich begnügen, das zu ihrem Verständnisse notwendigste zu sagen. Die hervorragendsten Motive sind, in einer ersten Phase, der Trennungsschmerz beim Abschied von Mutter und Geliebter, von Haus und Hof und Pflugschar. Das Mädchen begleitet den scheidenden Geliebten mit ähnlichen Tönen des Schmerzes und schwört, ihm die Treue zu bewahren. Nun bricht der Soldat auf; denn „des Kaisers Befehl ist zwar hart, aber er muß erfüllt werden", in der Fremde überfällt ihn Sehnsucht nach all dem Lieben, das er daheim zurückgelassen hat, und sie drückt sich oft iu ergreifenden Tönen aus. Bisweilen klagt er die Mutter an, daß sie ihn so schön und kräftig geboren, oder meint, daß sie ihn verwünscht hätte, und flucht ihr gar. Dann schildert er die Qualen und das Elend, das er erdulden muß. Daheim singt das Mädchen in gleicherweise ihre Sehnsucht nach dem Geliebten. Weigand, 10. Jahresbericht. 1J 162 163 So oft aber die Rede auf den typischen „Neamt" kommt, wird ihm geflucht, denn er sei es, der die Burschen unter die Soldaten führe. Das Wort ist hier gleichsam zum Eigennamen einer Verkörperung aller der unbegreiflichen Umstände geworden, die den Burschen zum Militärdienst zwingen. Auch Dorfschulzen und Notare werden verwünscht und ihnen die Schuld an allem zugeschoben. Die Fremde spielt eine große Rolle und sehr häutig werden in den Liedern die Länder genannt, in denen der rumänische Soldat unter Österreichs Fahnen gekämpft hat: so Bosnien (Bosnia). Böhmen (Tara Ceului), Rußland (Tara Muscaluku), Preußen {Tara PraisuluV) und besonders italien (Italia oder Italea). Es gibt auch kürzere und längere Gedichte erzählender Natur, allerdings meist von geringer poetischer Schönheit, in denen ganze Schlachten aus den Kriegen mit Italien und Preußen mit genauen zeitlichen und örtlichen Beziehungen geschil.dert werden. Es ist begreiflich, daß in diesen unter so eigenartigen Verhältnissen entstandenen Volksliedern eine Menge deutscher Wörter enthalten sind. Sie sind daher auch meine Hauptquelle für die dem Soldatenleben entlehnten Ausdrücke gewesen, da sie gewissermaßen ein Kriterium für deren Volkstümlichkeit abgeben. Es gibt daneben noch zahlreiche andere, die aber meiner Meinung nach nicht als Lehnwörter bezeichnet werden können. Die Grenzen sind natürlich fließend und können verschieden gezogen werden. Wörter wie ibrisung = Überschwung, laibrima == Leibriemen, mindoc = Mündung habe ich nicht in das Glossar aufgenommen. Dagegen will ich unter den zahlreichen, oft recht humoristischen Volksetymologien doch wenigstens eine hier anführen, nämlich. Cine-cret = Königgrätz, welches St. 0. Josif auch in einem Gedichte verwertet hat, (Familia XXXVIII, 1.17.) Unter den übrigen läßt sich mit ziemlicher Deutlichkeit eine Anzahl solcher ausscheiden, die schon im XVI11. Jahrhundert entlehnt worden sind. Diese sind: aristo, cäprar, ghenerariü oder ghinarar, glant, gläntuesc, granatir, lagär oder loagär, matratä, oberster, obsit, obsitar; diese sind schon bei Molnar (1788) oder im L. B. (1825) oder in noch älteren Dokumenten belegt (vgl. Glossar). Besonders interessant ist bärbunc = Werbung. Daß es ebenfalls alt ist, beweist schon seine Bedeutung und sein Vorkommen in einem offenbar älteren und auch kulturhistorisch interessanten Soldatenlied (vgl. Glossar); dann auch die Entwicklung neuer Bedeutungen und die vielen Formen und Ableitungen in denen es vorkommt: värbung, verbunc, verbuncas, vorboncas, verbuncesc. verbuesc, letzteres auch bei Molnar belegt. Es ist auch nach Rumänien gedrungen. Die meisten unter den erwähnten Wörtern sind auch volkstümlicher als die folgenden, die zum größten Teile nur auf die Soldatenlieder und das Soldatenleben beschränkt sind: broteac, comis, egzitir, filär, forgat, forpost, glid, haptac, hubitä, iagar, legman, maior, manegura, mitca, mustra, mus-truesc, ofitir, päträntas, patrulä, plencher, porton, potrocol, Prais, prezentir, priciü, rägutä, rast, räteresc, rostung, rucuesc, spital, strapatie, saibä, silboc, stab, straifa, vahmaistru, viclibus, vicsuesc. Doch sind auch davon einige wie Prais, rägutä, rast, spital, strapatie volkstümlich geworden. Zweifelhaft in Bezug auf ihren Ursprung sind mir: falcer und lozinca. 2. Einfluß der Verwaltung. In Siebenbürgen hat die österreichische Verwaltung nur ganz geringe Spuren deutschen Einflusses hinterlassen, Die Sprache der Verwaltung war ja die lateinische. Joseph IL versuchte zwar die deutsche Sprache als Staatssprache einzuführen, doch scheiterte dieser Versuch am Widerstande der Bevölkerung. So blieb die lateinische Amtssprache auch fernerhin bestehen. Seit 1825 begannen die Bestrebungen der Magyaren ihre eigene Sprache an die Stelle der lateinischen einzuführen. Das geschah zunächst mehr in unbemerkter Weise in den Komitats- und Stadtämtern. Auf den folgenden Landtagen aber wurde die magyarische Sprache auch durch — 164 — das Gesetz'zur Amtssprache erhoben (vgl. Baritiü a. a. 0. 1, 621 ff.). In siebenbürgisch - rumänischen Aktenstücken aus dem XVIII. Jahrhundert finden sich im Wortschatz verhältnismäßig selten spezifisch deutsche Einflüsse. Die amtlichen Ausdrücke sind meist lateinisch, gubernium, conzistorium etc., und werden oft in irgend einer Weise mundgerecht gemacht, z. B. aghent, printip, prezedent, rezelutie etc. (Stinghe, Doc. I, 216). In vielen Fällen mögen diese Bezeichnungen allerdings durch deutsche Beamte vermittelt sein, doch läßt sich dies schwer entscheiden und ich habe sie daher auch nicht in das Glossar aufgenommen. Viel deutlicher läßt sich dagegen die magyarische Vermittlung erkennen an den magyarischen Suffixen, mit denen die betreffenden Wörter erscheinen, z. B. secretaris, comunicaluesc, publicaluesc etc., besonders zahlreiche lateinische Verba mit dem magyarischen Suffix -äl-. Daneben erscheinen auch sehr oft magyarische Ausdrücke wie varmeghie, solgäbiraü etc., deutsche seltener, z. B. steanclrecht (Pusc, Doc. 183), tuhtaus (Stinghe, Doc. II, 168), Quittung (rein deutsch) (eb. S. 201) etc. Auch diese habe ich, da sie nicht als Lehnwörter betrachtet werden können, nicht in das Glossar aufgenommen. Ein Einfluß deutscher Verwaltung konnte sich endlich auch noch zur Zeit des Absolutismus, (1850—60), der auf die Revolution von 1848 folgte, geltend machen. Doch mußten auch dessen Spuren bald durch den magyarischen verwischt werden. Reste sind noch Wörter wie betirc, cantelist, halta, luneär, loz, print, steier, stempal und der nicht uninteressante, meist adverbiell gebrauchte Ausdruck supa, cu oder de-a supa, der auch in das benachbarte Muscel Eingang gefunden hat. Bedeutender mußte dieser Einfluß natürlich, wenn er auch da viel jünger ist, in der Bukowina sein, die ja auch heutigen Tages deutsche Verwaltung hat. Doch scheint er auch hier nicht tiefere Wurzeln geschlagen zu haben, wie denn solche Einflüsse meist vorübergehenden Charakter tragen und nur an der Oberfläche haften. Ich habe daher nur die verbreitetem! — 165 — Wörter, die schon ihrem ganzen Habitus nach als solche erkennbar sind, in das Glossar aufgenommen: aisenbanc, banhof. betircrictu, betircricter, fester, fosmaistru, foster, ghiric, respun-dentä, Stempel, vehter. 3. Einfluß der deutschen Kaufleute, Handwerkerund Wirtsleute: a) in Siebenbürgen. Es ist begreiflich, und ich habe es bereits kurz angedeutet, daß gleichzeitig mit der österreichischen Herrschaft und parallel zu den deutschen Kolonisten auch eine große Anzahl deutscher Kaufleute und Gewerbetreibender sowohl nach Siebenbürgen als auch nach der Bukowina und dem Banate kamen. Man strebte darnach, die erworbenen Länder auch für den Handel und die Industrie zu gewinnen, denen ja hier ein weites, ergiebiges Feld offen stand. So gesellte sich zu den sächsischen Kauf- und Gewerbsleuten, die bis dahin fast ausschließlich die Bedürfnisse des Landes gedeckt hatten, eine große Anzahl deutsch-österreichischer, die sich in den Städten niederließen. Auch die allmählich sich entfaltende Industrie befand sich und befindet sich auch heute noch vorwiegend in den Händen der Sachsen und Deutschen. Die Städte tragen, insofern sie nicht magyarisches Gepräge angenommen haben, zumeist deutschen Charakter. Aber auch auf den Dörfern sind häufig fremde, fast immer deutsche Ge^ werbsleute anzutreffen. Einzelne von diesen sind im Laufe der Zeit in der rumänischen Bevölkerung aufgegangen; daher solche Namen wie Radiär, Friedrich, König, Heuchert Rictär (aus Gurariului bei Hermannstadt, Muntean Mon. S. 208ff.), die sich noch vermehren ließen. Es ist nun klar, daß gerade diese Verhältnisse Anlaß zu zahlreichen Entlehnungen geben mußten, da es sich um tägliche Berührungen und tägliche Bedürfnisse handelte. Dieser Einfluß dauert auch heute noch fort. Der rumänische Bauer ist auch heute meist auf den deutschen Kauf- und Gewerbs- 166 mann angewiesen und der rumänische Handwerker geht oft zum deutschen in die Lehre und gebraucht bisweilen statt der fehlenden rumänischen eben die deutschen Ausdrücke, Auch hier läßt sich daher keine ganz scharfe Grenze zwischen wirklichen Entlehnungen und fremden Ausdrücken ziehen. Aus dem Gesagten geht auch das schon hervor, daß die einzelnen Wörter nicht so recht fixierbar sind für ein bestimmtes Gebiet: einige sind auf einem weiteren gebräuchlich, viele, wie wir noch sehen werden auch in Rumänien, andere nur auf einem sehr engen (vgl. darüber Glossar). Auch das sei hier noch angemerkt, daß eine Scheidung zwischen sieben-Inn-giscb-sächsischem und deutschem Gute hier nicht mehr möglich ist. Die Wörter haben in ihrer lautlichen Gestalt nichts spezilisch Sächsisches an sich, können aber sehr wohl durch die Sachsen vermittelt sein. Das nur dem Banat oder nur der Bukowina angehörige blef [> *blev] > bleu). (Vgl. auch pleü). (Anm.: bleaü, bleav, Wal.; bleah, Mold. und deren Derivata scheinen auf slav., speziell russ. Vermittlung zu beruhen. Vgl. Tiktin 200, Cihac II 16, Jb. II 198.) blevais, Ban.; Bleistift. Nf. plavais. Wg. Jb. III 313, 324. _ Et. d. Bleiweiß („steht auch für „Bleistift" Grimm II 103). (Anm.: die sieb. Formen pleivas, pläivas, plevas, pläibas stammen aus dem Magy., nicht aus dem D. wie Sain. II 303 angibt. Vgl. Lumtzer-Melich 205.) bortä f., Sieb.; Borte. Molnar 370. Bar. — Dazu das Dim. bortitä, Viciü 49: bortitä de märgele. — Et. d. Borte (vgl. ein perlen borten 1505. Sprdm. 158). brac m. und braica f., Bracke (Hundeart). Dame I 154. Sain. I 501. — Et. In braica liegt vielleicht Analogie zu den fem. Tiernamen auf -oaicä vor. brif n., Buk.; Brief. Dug.-Op. broc n., Sieb.: Välcele Essen. Bib. Pp. 464: du-te -acasa de fä broc. — Et. Vgl. ss. änbrökn, än-ga-bröktsel n. Kisch NW 25; brök f. (das Weiche des Brotes) Beitr. XVII, 364. broteac n., pl. -teace, Sieb.: Soldatenausdruck; Brotsack. Munt. 100 Dome, 42 (46): Si n broteace färä pitä. brulinc oder bruling m., Sieb.; Frischling. Bar., Molnar 380. Clemens 271. — Nf. burlan (Sain. II, 55), burlinc (mit Metathese) und die Dim.: burlincas, -cut. L. B. 75. — Et. ss. brelenk, Frischling. Haltrich 40. (Vgl. d. brüling m., porcus anniculus. Grimm II 426.) Das rum. geht auf eine altss. Form zurück. Auch im Althochdeutschen gibt es Nebenformen mit u: friuscing, frunscing, fruscing, Kluge. Direkte Ableitung von d. Frischling geht nicht an. bruncrut m., Sieb.; Brunnenkresse (Nastortium aqua-ticum); oo de grädinä, Gartenkresse (Lepidium hortense). Sain. II, 51. Nf. bruneut, Dame I 159; bruneutä, Tiktin 220. — Et. d. Brunnenkresse, gesprochen wohl Brunnkress. Bei der Entwicklung der rum. Form kann sowohl progressive Vokalharmonie (Jb. VII 104) als auch Anlehnung an das rum. Dim. 12* ^- 180 — suff. -ut, -utä gewirkt haben. Aus bruncutä hat sich, wie man annimmt, durch Anlehnung an brinca weiterhin eine Form brincutä entwickelt. (Tiktin, 220.) budincä f., Puding. Bar. burgar m., Sieb.: um Kronstadt; Bezeichnung für den sächsischen Bürger. — Zorca 75: Mai de demult .. . [Vlädä-renii] venind spre casä incärcaü buti de vin noü (must) pentru crismarii si burgarii din Brasov. — Et. altss Bwrger 1494. Sprdm. 136 und sonst sehr oft (neuss. berjr, birjr. Scheiner Ma, 173.) cafeiü m., Sieb.; Kaffee. Molnar 404: voesti sä-mi da! cinste a bea cu mine cafeiü. — Et. d. Kaffee (schriftrum. cafea aus dem Türkischen). cafer m., Sieb.; Dachsparren. Dame I 176. Molnar 372: „caferi die Gesperr. (Vgl. auch Munt. Mon. 59, Fr.-C. 98). — Et. ss. käfer m., Dachsparren aus Tannen- oder Fichtenholz. Kramer 56. (Es wurd von Kiefer abgeleitet.) Vgl. keffer (Plur.). 1494. Sprdm. 140. cahala f., Sieb.; Kachel; cuptor de cahale, Kachelofen. Bar. — Nf. calä, pl. call, Kronstadt. (Stinghe, Schkejer 82). — cahlä f., nördl. Mold., Buk.; Rauchfang, bes. des Bauernofens. Dazu das Dim. cählitä f., Suceava; Stürze, mit der das Rauchrohr des Ofens bedeckt wird, damit die Wärme nicht entweicht. Tiktin 256. — Et. d. Kachel, (mhd. kachel, kachele, ahd. kachala. Kluge 180); ss. kco2cxl Beitr. XII 125. Die ahd. Form wird man indes schwerlich heranziehen dürfen. Cahala beruht vielmehr auf Anlehnung an rum. Wörter mit dem Sufi. -alä, -ealä. (Vgl. auch cahala, Cihac II 37, woraus cahala). (Daneben kommen auch magy. und slav. Formen in Betracht. Vgl. Cihac, Tiktin). candel, (zahär) ^ Kandiszucker, Zuckerkand. — Et, d. Kandelzucker. Tiktin 275. cantelist m., Kanzleischreiber. — Et. d. Kanzelist. Tiktin 277. Molnar 394. capelmaistru m., Kapellmeister. Tiktin 282. cäprar m., Sieb., Buk.: Soldatenausdruck; Korporal. Säin. — 181 — II 65. Molnar 64. Dug.-Op. — Et. d. Korprai, Kaprai in der Soldatensprache mit volksetymologischer Anlehnung an caprä. cartof m., Rum., Sieb.; Erdapfel, Kartoffel. Bar. — Nf. fem. -fä und -flä. Tiktin 301. castin n., pl. e, Sieb.: Hermannstadt, — Kasten. Dazu das Dim. cästinel. chelner m., Rum. Sieb.; Kellner. Wg. Jb. VII 84. — I. L. Caragiale, Teatru, las! (Saraga) II, 116: Catindatul (bätind in masä): Chelner! chelneritäfv Zimmerfrau,-mädchen in Hotels. Tiktin 334. chiborean m., Sieb.; „ein sächsischer Bauer". Molnar 48. Et. ss. gabauör m. (mhd. gebür, ahd. giburo). Keintzel NL 48. Vielleicht aus einer älteren Form des Wortes, an die das rum. Suff, -ean getreten ist: vgl. den Personennamen Valentin gebur (1462—1484). Sprdm. 73. (Siehe auch gäburl). chifla f., Mold., Sieb.; Hörnchen, Kipfel. — Nf. chiflu n., pl. -fle, Sieb. — Et. d. Kipfel. Tiktin 339. chiflar m., Sieb.; Bäcker. (Rum. Ableitung von chifla). chinorosm., Wal.; Kienruß. — Mold.: chindros, chindrus. — Et. d. Kienruß. Tiktin 341. (Zu den mold. Formen vgl. auch magy. kindrüsz aus dem D. Lumtzer-Melich 149). chirvai la berbece, ein Fest das sowohl die rum. als die deutschen Minenarbeiter in einigen Ortschaften des sieb. Erzgebirges (Säcärimb, Hondol, Bäita) an bestimmten Tagen des Jahres feiern. (Die Beschreibung des Festes siehe bei Fr.-C. S. 39 f.) — oo! lautet auch der Ruf der Tanzenden beim Feste (a. a. O. S. 40). — Von da scheint sich das Wort auch weiter verbreitet zu haben, da es auch sonst in Sieb, noch vorkommt: chirvai = Belustigung. — Et. d. Kirchweih. cioflingar m., Wal.: bes. in Muscel; Landstreicher, Bummler, Lump. Wg. Jb. VIII, 318. Tiktin 357. — Nf. ciofligar, cioflegar, cioflengar, Mold. (Tiktin); ctuflicar = Ohrenbläser, Sieb. Wg. Jb. IV, 332. — Et, Wg. Jb. VIII, 318: scheint „Schuhflicker" zu sein. — Man könnte auch österr. Schübling heranziehen und an eine Kontamination mit rum. ciuf = struppig oder ciof = bouffon (Dame) denken — 182 — — 183 — (Die Et. von Cihac II, 55 und Tiktin scheinen mir unhaltbar). clavir n., pl. -e, Sieb.; Klavier. Bar. Molnar 424: cind atinge clavirul, atunci umple toate cu uimire. cleapsä f., pl. clepse, Buk.; Klapps (Schlag mit der Hand), S. Fl. Marianü, Inmormintarea la Romäni, Buc. 1S92. S. 204: de nu-1 nimereste mai capätä o cleapsä. — Et, ,.Zu d. Klapps" Tiktin 374. ' clem, Klemmholz der Sattler. — Et, d. Klemme. Tiktin 374. clenoduire f., „alt", Dame I, 259. Juwel, Kleinod. Dame führt folgende zwei Stellen aus Sinkai an ohne nähere Angabe: A luat coroana cu toate clenoduirile, und: A dat si coroana cu toate clenoduirile sub tutela lui Frederic III. — Et, Es ist vielleicht eine bewußte Rumänisierung des d. Kleinod. (Vgl. aber auch clinoid.) clepsesc v., Buk.; schlagen, einen Klapps geben. S. Fl. Marianü, Inmormintarea la Rom. S. 204: el trebue sä caute pe cel ce la clepsit. Part, clepsit, 1) geschlagen, geohrfeigt: 2) beschränkt, blöde (a. a. 0., Fußnote). — Et. Rum. Ableitung von cleapsä, w. s. clichinä oder clechie f., Sieb.: Bistritz; Jacke der Bauern. — Nf. clichin n., dass., in der Umgebung von Hermannstadt: clicin, Vlädeni bei Kronstadt, Zorca 77: Peste acestea aveaü alt minecar de pänurä alba, numit dupä säseste clicin (die alte Tracht). — Et. ss. klicl oder kled (= Kleid) (Keintzel Hk., 35) + Dim.-suff. -chen; klid-chen mußte clichin ergeben. Für d, t + chen tritt ss. auch ts ein z. B. metsn (Mädchen). Vgl. Scheiner Ma, § 32, 1; auf diese Weise erklärt sich clicin aus *klitsn; clechie beruht auf kled-chen mit Substituierung der rum. Fem.-endung. clinoid n., in einem Volkslied aus Brostem, juch Suceava in Rum. Familia XXXVII, 211: I-a trimis im clinoid j Sä se läse de mbit. Die Bedeutung scheint „Edelstein, Kleinod" zi sein. — Et. d. Kleinod (vgl. auch die Note des Aufzeichners): sieb, kleynodt 1493. Archiv des Vereins für sieb. Landeskunde, N. F. XXIX. 315. cliompfar m., Ban. Klempner. Wg. Jb. III, 318. clot n., Sieb.; Klotz, Holzklotz. Molnar 56. Hierher gehört vielleicht auch: clot n. (Prahova) chevillette (retenue par une courroie ou une chainette, et c_mi sert ä relier le timon du chariot avec le joug). Dame I, 263. — Et. ss. k'löts. Beitr. XII, 131. clotariü m., Sieb.; Schindelmacher. Molnar 397. — Et. zum vorigen. clucsä f., Sieb.; Falle, Mäusefalle. Molnar 99. — In Hermannstadt habe ich die Form cluscä (mit Metathese) gehört, — Et. ss. klux f., eiserne Mäuse-, Ratten-, Fuchs- u. dgl. Falle. Haltrich 16. coastan aber coastin n., Sieb.: Kronstadt; 1) Kasten, 2) der Tisch der Epitropen in der Kirche. ConvorbirT literare XXXVI, 555: apoi merge la caldarea cu apa mai catre altar inainte in biserica, tot in dreapta pe podisor linga coastin. —-Et. ss. kostn. Kisch NW, 80. (Vgl. auch * castin.) cobära f., Sieb.: Seliste; Kutschverschlag. Wg. Jb. IV, 328. — Et, ss. kob9r m., Dach des Wagens. Keintzel NJ 62. coh, Sieb. Erzgeb.: Bergmannsausdruck; Hüttenwerk („uzinä", Fr.-C, 41). — Et. vom d. Kochofen. (Vgl. aber auch magy. koh, Schmelzofen aus dem D. Lumtzer-Melich, 151.) comis n., Ban. Sieb.: Soldatenausdruck; Kommißbrod. Hodos Pp. 227 (597): Dimineata cind mä scol | Io minc co-misul tot gol. (Cäväran im Ban.) — Et. offenbar aus meiner Abkürzung „Kommiß" für K.-brot in der Soldatensprache. cop n., pl.-uri; Sieb.: Umgebung von Hermannstadt; ein längliches Hohlmaß aus Holz, Metall oder Ton. Munt. Mon. 145: ducindu-le drept cinste cite un cop de vin. — Et, ss. köp, m., Kanne, ein langes irdenes Gefäß (= Kopf). Kramer 70 f; köp m., hölzerne Wasserkanne. Haltrich 87. corfä f., Sieb.; Korb. Bar. L. B. 139. Dame I, 290. — Et. Ich halte es für = ss. kV2rf. Beitr. XII, 132. Dafür spricht auch die geringe Verbreitung des Wortes, das in Rum. unbekannt zu sein scheint, Jedenfalls kann es aus lautlichen — 184 — - 185 — Gründen nicht zu lat. corbis gestellt werden, wie Körting (Wb. S. 221) tut. corfar m., Korbflechter. Bar. corfitä f., Körbchen. L.B. Dame. Bar. cotofleant (kotof lents) m., Ban.; Spottname der Deutschen. Wg. Jb. III, 318. — St Mangiuca erzählt (vgl. HEM 3183), daß die Kinder auf den Dörfern den Deutschen spottweise nachrufen: Neamt! Neamt! Goto-Freant!, wozu Wg. die Bemerkung macht, daß das Wort von M. falsch zitiert sei. — Et. d. Kartoffelpflanze (vgl. Wg. a. a. 0.). cozondrac n., pl. -T (-ile) (Dame I, 294) (nach Säin. II, 108: cozondraci m. pl.); Rum.; Hosenträger. — Nf. cozondroc. Dame. — Et, d. Hosenträger. creitar m., Sieb., Ban., Buk.; Kreuzer. — Nf. cretar, critar (Wg. Jb. III, 319); gritar (Dame II, 84). — Foaia Popo-rului IX, 42: Si la mine in serpar | Eü sä n'am nici un creitar. Hodos Pp. 220 (577): Ci-s tocmai sase cretari. — Et. d. Kreuzer' vgl. auch ss. krejzer (Haltrich 56). Doch ist die Ableitung von magy. krajczär ebenso berechtigt, für die Formen graitso, kraitsar (Wg. Jb. VI, 76) sogar ausschließlich. crigäl n., pl. -e, Kl. WraL; Wirtshausausdruck; Krügel, Krug. Wg. Jb. VII, 84. — Auch in Sieb, vereinzelt und auch in der Form criglä; so auch in der Buk. (Dug.-Op.). crihin m., Sieb.; „Krichenbeere". Bar. (hier crichin geschrieben). — Et. ss. kräichen pl. f., die Krieche, prunus in-sititia, eine runde, wilde Pflaume; krachen in Hermannstadt (Krämer 71). Die rum. Form muß auf eine ältere ss zurückgehen. croapänä f., Sieb.: Kronstadt; Krapfen. — Et. ss. kräp f.. pl. kräpen. Haltrich 104. Die rum. Form ist aus dem Plur. entstanden. crontaler m. (= 14 lei), altes Geldstück. (Vgl. A. Stefu-lescu, Incercare asupra istoriei Tirgu-Jiului, Buc. 1899. S.XIV.) — Et. d. Krontaler. crump m., Ban.: Caras-Severin (Viciü 28), Topoloveti, Lugoj (Wg. Jb. III, 319); Kartoffel. — crumpänä f. Bar. Sieb.; (crumpenä? L. B., 149). — crumpir m., Ban. (Dreptatea 1894, passim). — Säin. II, 112 führt ein crumpirä f. an. — Et.: d. Grundbirne, ss. krumpirn pl. f. Haltrich 74. cufär n., pl. -e; Rum., Sieb., Buk.; Koffer. Säin. II, 113. Dug.-Op. — Et. d. Koffer, „Kuffer". Molnar 373. dont n., pl. -tun, Sieb.; „das Ausgelaufene vom Brot". L. B. 195. Brotranft. Säin. II, 133. — In Hermannstadt habe ich auch die Form dot gehört, — Et. ss. dözen m., Auswuchs am Brot, der beim Backen im Ofen sich bildet. Haltrich 10. dril, Rum.; Drillich. — Et. d. vgl. Säin. II, 135. drucar m., imprimeur. (Gaster, Gloss. 426.) Eb. 78: tarä fiind om intelept, si desavirsit cärturar bun, fu ales de fu mai mare drucar (,l,po\*Kap) ce sä zic(e) fu dascal, si mai mare prespre tinariü (! 1. tip-) unde sä tipärea cärtile. (Evstratie biv logofet, Pravilä aleasä 1632; Epilog). — Et. Das sonst nirgends belegte Wort muß wohl auf d. Drucker zurückgehen. egzitir oder igzitir n., Ban., Sieb.: Soldatenausdruck; das Exerzieren, die Exerzierung. Hodos Pp. 227 (597): Mä scoate la egzitir. Pop. Rom. 57: Si lunea la igzitir. Aus der Buk. teilt mir Herr Dug.-Op. die Formen: jitariü, jitircä mit. erdäpane f., pl., Sieb.: Valea Jiului (Viciü 30). (Ungewiß, ob erd- oder ierd- zu lesen); Kartoffeln. — Et. ss. ierdäpel pl. m., Haltrich 72, mit dem rum. Suff. -anä. fäer n., (volkstüml.) Verweis, a da cuiva un <^>, jem. ausschelten. Säin. II, 147. I-a tras un faer, il lui a donne un savon. Dame II, 8. (In Sieb, ist das Wort meines Wis&ens unbekannt.) — Et. nach Säin. d. Feuer. fain, adj., in Sieb. u. im Ban. allg. verbreitet (Wg. Jb. III, 315); auch in Rum. bekannt (Säin. II, 147), für Suceava belegt (Sez. II, 24). — Bedeutung und Gebrauch sind mannigfach: hübsch, gut, schön etc. Die eigentl. Bedeut. „fein" ist selten, Molnar 410: unde sä gaseaste hirtie fainä holandizascä. Eb. 419: träsurile obrazulm ei ceale faine. — Et. d. fein. fälcerm., Sieb.: Körösch-u. Maroschdiah; Arzt (Feldscher). Wg. Jb. IV, 327. — Et. für Sieb, deutsch (für die Mold. mas die Ableitung vom Russ. richtig sein, Jb. II, 203). — 186 — — 187 — fältuesc o., Rum.; falzen, die Papierbogen zusammenlegen. Säin. I, 501, II, 148. — Dame II, 10 führt außerdem noch an: faltuialä, fältuire und faltuit. farbä f., Ban.; Farbe. („Dies ist das gewöhnliche Wort, manchmal auch fatso in demselben Sinne gebraucht".) Wg, Jb. III, 315. fascutä f., Mold.; Fäßchen. Säin. II, 149. — Et, vgl. i » 7 7 3 7 L- fasken 1562. Sprdm. 224. ferdelä oder (mit Metathese) felderä f., Sieb.; 1) das Viertel (altes Getreidemaß), 2) ein bei Schafökonomen gebräuchliches Wollmaß, 3) Abteilung, Nachbarschaft in einer Gemeinde. (Bar., Transilvania XXXII, 242.) — Bei Molnar 91: feardelä, das Viertel zum Messen. (Bei Säin. II, 154 falsch betont ferdelä.) ■— lorga, Sate 289: 2 ferdele de grau; eb. 290: ferdele de mazäre (Sieb, um 1764). ■— Fr.-C., 225: V'as da multi galbeni pe el, | Galbenii cu chivara, | Talerii cu ferdelä (aus Ponor, sieb. Erzgeb.). — Zur Bedeutung 3, vgl. Munt. Mon. 145: Feciorii din sat se mrpärteaü in trei ferdele, (aus einer Beschreibung des alten Brauches „bägatul cujunii").— Et vgl. ss. fyrdel, Hermannstadt XV. Jhdt. Sprdm. 96. Bedeutung 3, erklärt sich aus der Einteilung des Dorfes in vier Teile. fester m., Buk.; Förster. Dug.-Op. filär m., Sieb.: Soldatenausdruck; Zugsführer, Sergeant. — Bib. Pp. 458: si cu ochii tot la filär. — Et. d. Führer (mit Dissimilation des ersten r). finic m., Sieb.; Pfennig, Heller, vgl. die Redensart aus Risnov: cun finic tot calic (I. Cristea, Proverbe). — Et. cl. Pfennig vermittelt durch das Ss., vgl. fennik, 1485 (Hermannstädter Schneiderzunftbuch), fennyck, 1536. Sprdm. 96, 201. fispont n., pl. -uri, Sieb.: Bergmannsausdruck; fixer Punkt beim Messen. Fr.-C. 42. — Et. d. Fixpunkt, flanelä f., Rum., Sieb.; Flanell. Dame II, 28. In Sieb, auch flanel m. — Zorca 78: androace fäcute din flanel. flasnetä f., Flaschnett; — -ar m., Flaschnettenspieler. Säin. II, 155. fleandurä f., Siek, Rum.; 1) Lumpen, Fetzen, Lappen. L. B. (2) Dirne, Dame). — Nf. fleandärä, Polysu. — Dazu das Adj. flenduros, zerlumpt, zerfetzt. — Et. vgl. ss. ninder flander, ganz zerfetzt (Sächsisch Regen). Haltrich 29. An eine Entlehnung aus dem Czechischen darf nicht gedacht werden, wrie Cihac II, 109 will. (Die übrigen slav. Formen, die Cihac anführt, haben nur die Bedeutung 2, die dem L. B. gänzlich unbekannt ist.) fieser m., Sieb.; Fleischer. Bei Molnar 395: flesear. — Besonders in Hermannstadt und Umgebung ist das Wort sehr gebräuchlich. In H. wird z. B. die sog. „Fleischergasse" von den rum. Bauern ulita fleserilor genannt. — Fieser komnü auch als Pernonenname vor. — Et. ss. flesar, Kisch NW, 47. Vgl. auch Flescher gassen, Herrn. 1462. Sprdm. 72. fleserie f., Fleischbank. (Rum. Ableitung von fieser.) floastär n., Ban., Sieb.; Pflaster (der Straße). Wg. Jb. IV, 327. — Eb. IX, 12: su tot o dat ku iel dze flostor su dze porets (Lipova). — Davon abgeleitet: flostorar m., Gurariului; Pflasterer. Munt. Mon. 128. — In einem Volksliede finde ich auch das Part, flostärit = gepflastert, das zu einem Verb, flostäresc gehören muß. Pop. Rom. 49: Drumu-i lung si flostärit. —Et. d. Pflaster. Vgl. auch ss. fluWr. Beitr.XII, 125. flos n.; Sieb.: Välcele; Flachs zum Spinnen. Bib. Pp. 462: sa-i dea tatä-säü si flos. — Et. d. Floß (Bib. a. a. O.). vgl. auch Floßgarn für Flachsgarn. forand, am ~} Ban.; ich habe die Vorhand, das "Vorrecht. Wg. Jb. III, 315. foremet n., Ban.: Caransebes; Vorhemd. Wg. Jb. III, 315. forgatm., Sieb.: Soldatenausdruck; Vergatterung, Trompetenzeichen zum Versammeln der Soldaten. Bib. Pp. 460: Cind de ziuä s'o cräpat | cu forgatu o räsuflat. — Et. offenbar eine Verstümmelung des Wortes „Vergatterung". forman m., Buk.; Fuhrmann. Dug.-Op. — Die Form firman, Buk., stammt aus dem Ruth, oder direkt aus dem Jüd.-Deutschen. forpost n., pl. -uri, Ban.: Soldatenausdruck; Vorposten- \ — 188 — Hodos Pp. 209 (546): La forposturi ne punea | Si de moarte ne gätea (Caransebes). fosten n., pl. -e, Sieb.: GurariuluT; Pfosten. Munt. Mon. 59. fosmaistru m., Buk.; Forstmeister. Dug.-Op. foster, m., Buk.; Vorsteher. Dug.-Op. fotragäf., sieb. Erzgeb.: Bergmannsausdruck; ein dickes ausgehöhltes Stück Holz, mit dem das Gestein fortgeschafft wird. Fr.-C. 42. — Et. Wahrscheinlich geht es auf d. forttragen oder ein davon gebildetes Subst. zurück. fraht n., pl. -uri, Rum., Sieb.; Frachtbrief (Dame II, 36) (nach Sain. II, 159 Fracht). frantoz m., Sieb.; Franzose. Molnar 388. Bar. — Dazu das Adj. frantozesc und Adv. frantozeste, französisch. ■— Liuba-lana 13: Insemnarea pentru (ca sä se stie) citi feciori aü luat in cätane (cind aü fost bätaie) la Frantoz (1785). Iorga. Ist. lit. rom., 337: Intimplärile räzboiului Frantozilor etc. (Titel eines Buches von 1814, Buda). frustuc n., pl.-uri, Sieb., Ban.; Frühstück. Molnar 404: Eü incä nam luat astäzi frustuc (gustare). — Wg. Jb. III, 301 (LIX): atuns umporotsesa mi-s dziisea, kund frustuku adusga. — Nf. frustiuc, Buk., Dug.-Op.; flustuc, Rum.: Muscel. Räd.-Cod. 32. — Et. für Sieb, und Muscel ss*. frustuck, Haltrich 202. Vgl. auch Frustuk (Stadthannenrechnung 1604). Iorga, Soc. Bras., 10. — Für Ban. und Buk. dial. Formen des d. Frühstück. (Vgl. auch magy, frustuk. Lumtzer-Melich 107). frustucuesc v., Ban.; frühstücken. Wg. Jb. III, 316. (Rum. Ableit. vom vor.; vgl. aber auch magy. frustukolni.) furament n., Sieb.: Kronstadt; Stickerei aus Goldfäden und Seide, die zur Verzierung der Brust an Mädchenhemden dient. (Vgl. Stinghe, Sehkejer S. 7). — Et. wahrscheinlich aus einer ss. Form des d. Vorhemd. gäbur m., Sieb.: Kronstadt; Bezeichnung für den sächsischen Bauern. — Et. ss. gobauar. Keintzel NI, 48. Vgl. auch den Personennamen: gebur (1462—84). Sprdm. 73. (Siehe auch chiborean!). gang n., pl. -uri (wohl fast gemeinrum.) 1) Geländer- — 189 — gang, 2) Toreingang, 3) Erzgrube. Dame II, 54, Sain. II, 165. Bar. — Et. Cihac leitet es vom Slav. ab (II, 114). Ich halte es für eine direkte Entlehnung aus dem D. oder Ss. gapläf., sieb. Erzgeb.:Bergmannsausdruck; Goppel. Fr.-C. 42. — Et, d. Gapel, Gappel = Goppel. Grimm IV, I, 1, Sp. 1311. || ghenerariü, siehe ghinärar! gheroc n., pl. -uri, Gehrock. Tribuna XVIII, S. ?: Poetul era imbräcat cu un gheroc lung, negru si vechiü (Päun, Bolin-tineanu). gheseft n., pl. -uri, Rum. u. Sieb, in Schrift- und Umgangssprache (im Volke selbst kaum bekannt); unlauteres Geschäft. Dame II, 65: bonne affaire, gain illicite, plur. tripo-tages. — Et. d. Geschäft. gheseftar m., einer, der überall seinen materiellen Vorteil sucht, Spekulant. — M. Eminescu, Culegere de articole, Buc. 1891, S. 86: Daca in adevar tara n'ar fi compusa de cit . . . din gheseftari. gheseftärie f., unlauteres (unehrenhaftes) Geschäft. — Tribuna XIX, Nr. 22: de aici ajungerea la ripä a gheseftäriilor. ghift m., Sieb.: Poiana; Gicht. Wg. Jb. IV, 327. — Nf. griff, Gurariului. Munt. Mon. 143 (mit rätselhaftem r). — Et, d. Gicht. ghilt n., Sieb.: Clopotiva; Filz; pälärie de ghilt, Filzhut. Viciü 32. — Et. d. Filz wahrschein, durch Vermittlung des Ss. ghinärar m., Sieb.: aus der Soldatensprache; General.— Nf.: Stinghe, Doc. I, 155: comendir ghenäraliul; eb. 157: ghe-neralul comendant; eb. 162: ghinäraliul und ghinärariul neben einander (1733). Später wird die Form auf -ar die ausschließliche. Molnar 64 und L. B. 237 haben ghenerariü. — Pop. Rom. 49: Sä se ntepe ghinärarii. ghips n., pl. -uri, Sieb.; Gyps. Dazu das adj. ghipsos. gypsartig = hältig. Bar. ghiric n., Buk.; Gericht. Dug.-Op. ghiscan n., Ban.: Seciani; Gießkanne. Wg. Jb. IV, 327. glaje oder glajä f., pl. gläji (in Sieb, wohl allg. verbreitet); 1) Glas (im allg.); 2) Flasche; 3) Trinkglas (Clemens — 190 — 392; Wg. Jb. VI, 76). — (Vgl. ferner Molnar 377; L. B. 238; Wg. Jb. IV, 324 etc.) — Fr.-C. 262: Ileana Costinteana locu-este intr' on munte de glajä unde om pämintean nu poate sä calce (Ribita, sieb. Erzgeb.) Eb.: on munte tat de glajä. I. Popu-Reteganul, Chiuituri (ed. 2), Gherla 1897, S. 50 (144): Crismäritä, lele dragä, | Ada-mi vinu n glaje neagrä. (De pe Sonies). — Et, d. Glas aus dem Ss.; vgl. Sprdm. 171: glas 1520 (modern ss. glu'2az, glcez. Beitr. XII, 125). gläjer m., Sieb.; Glaser. Glashändler, Bar.; bei Molnar 395: gläjariü. — Es sind meist Leute aus dem Volk, die. ihren Glaskram auf dem Rücken, durch die Straßen ziehen und sich durch lautes Rufen zum Ausbessern der Fensterscheiben anbieten. — Gläjer kommt auch als Personenname vor. — Et. rum. Ableit. von glaje (vgl. auch Sprdm. 172: Glaser 1520). gläjeri oder gläjari, a se v. refL, Sieb.; einen gläsernen Glanz bekommen. gläjerie oder gläjärie f., Sieb.; 1) Glashütte; 2) Glashandlung, Glasmagazin. Bar. Wg. Jb. VI, 76: ..sehr verbreitet". — Gläjärie ist auch der Name dreier rum. Dörfer in Sieb., in denen Glashütten sind. gläjitä, gläjutä £, Dim. von glaje, Sieb.; bei Bar.: „Gläschen", mir nur in der Bedeutung Fläschchen bekannt. Foaia Poporulu! X, 145 (Nr. 13): Sä-ti daü gurä din gläjutä Sa sti ca ti-am fost draguta (Somfaläü). 'glant n., Sieb., (Rum.?);" (Stiefel-)Glanz. Säin. II, 171; bei Dame II, 71: eclat, brillant, lustre, poli; piele de glant euir vernis. — Et. Cihac (II, 121) leitet es vom Slav. ab (poln. glanc). In Sieb, mindestens stammt es direkt aus dem D., vielleicht aus der Soldatensprache. gläntuesc v., Sieb.; glätten, wichsen. Molnar 261. (Rum, Ableit. vom vor.) glid n., glidä f., Sieb. Soldatenausdruck; Reihe, Glied. — Nf. gl'edo, Ban. Wg. Jb. III, 316. — Pop. Rom. 73: Cind ese in glid afarä | Cäpitanu-1 viziteazä. — I. B. 306 (613): Strigä Neamtu iar la ei: | Statt in loc copiii ratet! | Statt in glidä — 191 — cum v'am pus. — Wg. Jb. III, 298 (LIX): tiiotse (sei. kotanüV gledo le fosea (Ramna, Ban.). goetman, guclman oder gotman m. (die erste Form in Kronstadt bei den Schkejern gebräuchlich, die zweite aus Orästie, die dritte aus Cimpulung belegt); Kirchenvater, dem die Sorge für das Vermögen der Kirche anvertraut ist. — In alten Akten der Kirche des heil. Nikolaus zu Kronstadt überaus häufig, z. B. Stinghe, Ist. Beserecei Scheilor, Bras. 1899, S. 18: Intracastä vreme fhnd goemant la acastä sf. besereca Pätru Marca si Väsit Nein tu, si flind toate ale sfintet beserect pe sema acestor doi goemant etc. (1. Hälfte des 18. Jhdts.) — lorga, Sate 285: puind si scotänd guetmanii; eb. 305: si goct-manü eine 1-aü pusü nu stim (Orästie um 1764). — lorga. Studit I—II, 274 (IV): si uncheasul Gaspar gotman (Cimpulung 1630); eb. 280 (XIV): Ieu Iacob gozmanu (mit deutschem z = ts) (Cimp. 1679). — Die Et. scheint mir durch die letzteren Belege insbesondere, die Akten aus dem Archiv des ehem. kath. Klosters in Cimp. entnommen sind, sichergestellt, nämlich d. Gottsmann. Das sieb, goeiman erklärt sich offenbar durch die breitere Aussprache des s im Ss. (Vgl. auch ss. ts > ts. Scheiner, Ma. § 31, 2). (Magy. göcsmäny, nur im Krönst. Com., mag ebenfalls dem Ss. oder Rum. entlehnt sein. Lumtzer-Melich 116.) goglistat n., Kronstadt; Kegelbahn. Stinghe, Schkejer 82. — Et. d. Kugelstatt f. Grimm V, 2545. Vgl. auch die Nf. von Kugel: Kogel (a. a. O. 2534). Das anlautende k ist im Rum. zum folg. g assimiliert. granatir m., Sieb.; „ein Granadier oder Granatier". L. B. 242. grinspan n., Sieb.; Grünspan. Clemens 287. — Et. d. c^. wahrscheinlich durch Vermittlung des Ss. (Die Form crispantu, L. B. 148, ist durch magy. krispän, Lumtzer-Melich 119, vermittelt.) gris n., Sieb.; Griess. Munt, Mon. 11: E si o moarä de sitä (de ales fäina si grisul). grositä f., Sieb.; Groschen. (Vgl. Dame II, 86). — 1. B. — 192 Gloss. 116: autrefois trois kreuzers d'Autriche. I. B. 404 (156/: Mergind seara pe ulita, | Mä ntilnii c 'o copilitä | Cerui gurä de-o grositä. — Fr.-C. 114: acum tacl cä eü am pus grositä; vom vedea ce va da legea; Redensart aus dem sieb. Erzgeb.: sie bedeutet etwa: „nun soll das Gesetz zwischen uns beiden entscheiden." Die Redensart stammt aus einem alten Brauche der Gerichtsbarkeit in den rum. Gemeinden. Der Ankläger hatte nämlich an den Gerichtsdiener (jurat de ulita, gornici. der den Angeklagten vor Gericht lud, einen Groschen als Taxe zu entrichten, welchen ihm im Falle einer Aussöhnung der Angeklagte zurückerstatten mußte. (Fr.-C. 114.) Darauf scheint auch folg. Ra. zurückzugehen, die E. Cristea (Proverbe, Sibiiü 1901) aus Hermannstadt mitteilt: A pus grositä (ca sä vorbeascä). — Et. d. Groschen aus dem Ss., vgl. Sprdm. 194: grosschen 1536, + rum. Dim.-suff. -itä. grund n., Grundfarbe, Sain., Dich univ. 367: grund pentru träsuri. hac oder hiac n., pl. -uri, Sieb.; Reisig, Reiser, abgehauene Baumäste. L. B. 251. Bei Dame II, 92: heacuri s. n. pl. dass. — Et. zu d. Hackholz, vgl. ss. hakn (hacken). Beitr. XII, 126. halba f., Sieb., Rum.: Wirtshausausdruck; Halbe, halbes Maß (Bier). Sain. II, 178. Wg. Jb. VII, 82; calbo (Kl.-Wah). Libertatea I, 7: Bäete, o halbä. (Caragiale, Momente.) (Siehe auch hoalbä!). haltä f., Sieb.; Haltestelle, Station (auf der Eisenbahn). Tribuna XVIII, Nr. 208: In ziua de 18 1. c, diniineata la 8 ore, se afla trenul la halta Besimbav. haptac, Sieb., Ban.: Soldatenausdruck: „Habt Acht!" ein Kommando im österr. Heer, (entspricht dem reichsd. „Stillgestanden"). Hodos Pp. 227 (597): Dederä-mi un comänac Si mä puserä haptac (Cäväran). — (Zur Et. vgl. auch magy. habtäk dass. Lumtzer-Melich 128.) hatuf n., Buk.; Heizofen. Dug.-Op. hei er m., Buk.; Heller, Dug.-Op. herb er g n., Ban.; Herberge, in der die stellesuchenden Handwerksburschen sich zusammenfinden und woher die Meister sich die Gesellen holen. Fop.-Bän. 88. Eb. 35: se rätaci si numai tirziü ajunse la herb erg. berincä oder hirinca f., Sieb.; Häring. Bar. hingher oder hengher m., Sieb., Wal.; 1) altrum. Henker. Dame II, 103; in einem hs. Wb., das um 1600—30 von einem Großwal. verfaßt sein soll. (Hasdeü, Cuvente den batruni, L 284.) — 2) Schinder. — Nf. henghir (Mold.), Dame, hegher (Hasdeu a. a. O.), engher (Sieb.). Cihac II, 506. — ConvorbirT literare XXXVI, 61: — De capu-ti, potae! O sä te dam la hingheri. — Et.: ss hoenger m., in Sachs. Regen, 1) Henker. 2) Abdecker. Keintzel NI 57; — Henker, Schinder (Scheltwort), Lumtzer-Melich 134. (Daneben käme noch magy. henger. Scharfrichter, Galgenstrick etc. in Betracht, das auch aus dem -Ss. entlehnt ist und nur in Sieb, vorkommt. (L.-M. a. a. O.) hingheresc v., Sieb.; „schinden (Menschen)". Molnar 298. hoalbä f., Ban.; Flasche. — Nf.: olba (Custeli). Wg. Jb. III, 323; holbä. — Tribuna Poporului, 1901, Nr. 29: Vinu-T & tare, hoalba-i mare, | Birtäsita birtas n'are. Eb. Nr. 28: Cä ! cina mi-o fost In casä, | Si hoalba de vin pe masä. (Räcäsdia. comit. Caras-Severin.) Hodos Cb. 53 (68): Si tu numeri hol-bele. — Et.' d. Halbe. Hont m., Hans, typischer Name für den Sieb. Sachsen in der rum. Volkslitt. Siebenbürgens. Interessant ist folg. Spottliedchen, das die rum. Aussprache des Sieb. Sachsen nachahmt, I. B. 472 (360): Chite Honti cu sisme man, | Toate hoate si tilhari; | Chite vomini de pudure, | Toate vomenile bune! — Sex. Tih, Snoave, Brasov 1897, S. 1: Hont isi aco-peri plesuvia capulm cu o pälärie de cele nemtesti. — Et. ss. Honnes; Hannes; Honz (Michelsberg), Haltrich 51, 52, 54. hubitaf., Sieb.: Soldatenausdruck; Haubitze. — Bib. Pp. > 460: Cind a dat cu hubita | fäcea drum ca ulita. — Baritiü, Ist. Trans. II, 507: hobite dass. — Et, d. Haubitze, Hubitze (vgl. Bib. Pp. 461). ; tagär m., Sieb., Buk.: Soldatenausdruck; Jäger. Dug.-Op. — Et. kärtn.-östr. jager (vgl. auch magy. Jäger\ Lumtzer-Melich 142. Weigand, 10. Jahresbericht. 13 194 luncär m., Junker, Kadett, Dame II, 238. Bar. izänban n., Eisenbahn, in einem Volksliede aus Heren-desti im Ban., Hodos Pp. 135 (320): De ne-ar sti maica divanu | Ne-am duce ca izänbanu. jet oder jit n., pl. -uri, Sieb., Wal., Mold.; 1) Lehnstuhl, Armsessel, Thron. 2) gepolsterter Wagensitz. Bar., Dame IL 245. Wg. Jb. VIII, 311. — Nf. sit, Bar.; sit, Lugoj im Ban., Kutschbock, Sitz. Wg. Jb. III, 326; zit, Sieb., vgl. Pop Pov. 216: dar Fat frumos de mult era in zit de cind punea cocisul hamurile pe cai. — Vgl. auch jätiü = fauteuil, Hasdeu, Cuv. den batruni I, 286. — Gaster II, 130: si supt dinsul era un iätiü mare de aur curat (1783). — Et. d. Sitz, vgl. auch ss säts f., gepolsterter Wagensitz. Kisch NW 129. — Ob auch die Formen jilt, jelt (Cihac II, 159) hierher gehören, kann ich nicht entscheiden. Hasdeu (a. a. 0.) erklärt das 1 einfach durch Epenthese. Cihac leitet das Wort vom Slav. ab, wobei man indes auf unüberwindliche lautliche Schwierigkeiten stößt, je tu esc v., Ausdruck der Buchdruckerei: setzen. Säin. I, 501;'II, 319. Dame II, 245. joagär n., yd. -e oder -i; Sieb.; Sägemühle. Bar., Munt. Mon. 54, 55 etc.: —joagär n., Muscel; „große Säge, mit Hilfe deren die Baumstämme zu Brettern zersägt werden; zwei Menschen sägen damit." Räd.-Cod. 44. — jogar n., Gorj; scierie mecanique (niise par une chute d'eau). Dame II, 248. — giogar n., Prahova; scie pour debiter des troncs d'arbres, scie ä deux. Dame II, 70. — Et, Ich leite das Wort von einer altss. Form sag oder sog, Säge ab. In einer Hermannstädter Stadthannenrechnung vom Jahre 1528 heißt es: per-cepta ex mola Walachorum circa sag; — Bob es molitor paravit unum noum gestel ad molam sog [siel; — Bobes molitor circa sag parauit eyn new wasser reedth ad molam sag pro fl. 2. — Sthr. von 1534: In kwmen von der milier: bay der sagen. (Vgl. Das älteste Hermannstädter Kirchenbuch, herausgeg. von G. Seiwert, Herrn. 1874, S. 388.) Vgl. auch Sprdm. 139: Sager 1494 (öfters). Noch heute wird eine Gasse in Herrn, die Saggasse genannt. jo gäre an im, Sieb.; der Säger, Sägemühlenbesitzer. Bar. Vgl. Munt. Mon. 3: strada Iogärean in Grurariului. — Nf. jogärariü. Laur.-Mass. 336. lac n., Sieb.; Firniß, Lack. Bar.; auch schon bei Molnar 422: lacul sä fie pre dinsul in fata granatului. lachiruesc v., Sieb.; lackieren, mit Lack, Firniß überziehen. Bar. lagär n., pl. -e, Sieb., Ban. (Rum.); Lager. Bar., Säin. I, 500, II, 222. — Nf. loagär, Molnar 416. — Häufig in Soldatenliedern, z. B. Pop Rom. 76: Plumbii in lagär pica. G. Cätanä, Povestile Bänatulüi, Gherla 1893, II, 30: Locul acesta ar fi bun de un lagär pentru catanele noastre. — Fr.-C. 302: Pe drumul Clujului | Mergea oastea lancului | Incärcatä de bucate | Duc la loagär de mincate. — Et. für Sieb, und Ban. d. Lager aus der Soldatensprache. In Rum. kann es auch aus dem Russ. stammen. (Vgl. Cihac II, 163). laibär (vereinzelt auch laiber geschrieben) n., pl. -bäre oder -bere; Sieb., Ban., Buk.; Leibel, Jacke, ein westenartiges Kleidungsstück der Weiber oder Männer, gewöhnlich aus schwarzem oder blauem, bisweilen auch aus wTeißem Tuch, oft auch mit Sammt und Stickereien verziert. — Schon bei Molnar 407: laibär (pieptariü) si nadragi imi lipsesc, Weste und Hosen gehen mir ab. — Vgl. auch Moldovan, S. 56, 67, 69, 129. Wg. Jb. III, 320. — Fr.-C. 35: motul cu tandra lui scurtä si alba, cu laiberul (giletca) de postav vinät. — Häufig in Volksliedern z. B. I. B. 213 (451): Laibär subtirel l-as coase | Tot cu fir si cu mätase. Eb. 426 (211): cä s-a mea drägutä vinev| Cu laibär si cu pieptar | Cu pieptar cu buzunar. — Pop Rom. 26: Cä fetele-s toate doamne, | Poartä laibär de barsoane. — Das Wort hat sich aus Sieb, auch nach Muscel verbreitet aber mit etwas veränderter Bedeutung: Räd.-Cod. 45: laibär (oder Jabirtat), ein schlecht gearbeitetes nicht anpassendes Kleid. — In^eTMold. hat es nach Dame II, 257 die Bedeutung: houppelande (des juifs). — Et. für Sieb. ss. leibel n., die Weste, das Wamms. Kramer 80; Haltrich 100. Für das Ban. d. Leibel. Die Bedeutung in Muscel erklärt sich vielleicht da- 13* 1.96 durch, daß man es mit läbirtat, lache, fiasque etc. (Cihac II, 162) in Verbindung brachte. laibärac n., Sieb., Kl. Wal. (Gorj); Leiber, Spenzer. Wg. Jb. VII, 85. (Die Bedeutung ist dieselbe wie bei laibär). I. B. 74 (164): Zis-a maiea cä ml-a face | Un pieptar s-un läibärac | Si m Ta da dupä diac. — Et. Es ist, wie schon larnik (Gloss. 153) ansetzt, eine rum. Ableitung von laibär mit Dim.-suff. -ac. Es ist kein Grund vorhanden und widerspricht auch der Bedeutung des Wortes, eine Et. aas d. „Leibrock" anzunehmen, wie S. Puscariü (Jb. VIII, 118) tut, wahrscheinlich verleitet durch Sain., der dasselbe fälschlicherweise mit ..Leibrock" übersetzt. laibärel n., Hermannstadt und Umgebung: Dim. von laibär: Bedeut. dies. läibäricä f., Dim. von laibär; Bedeut. dies. Vgl. Zorca 78: Peste camasä poarta si feineile läibäricä. laintoc n., Ban.; Leintuch Wg. Jb. III, 320. lat oder leat m. und n., pl. -i, -uri; Sieb., Ban., Mold., Wal.; Latte, Dachsparren. Bar. Dame II, 263. Räd.-Cod. 45 (Muscel). L. B. 346. Molnar 56. — Iorga, Doc. Bistr. I, 52 (67): sk cumpere no^dzeci de mii de cue de sindile si de leature. (1634). Eb. II, 15 (188): Deci noi cumpurkm . . . miia de cue de leaturi ckte doi florinti. — Pop.-Bän.: orl le acata in cuiele primblelor si latilor giur de giur. — Fr.-C. 61: Cei din Albac fac scinduri, laturi. — Et. ss. laz f., die Latte, Kramer 79: latsnuagol m., großer schmiedeeiserner Nagel, Keintzel NI 64. — Vgl. auch Sprdm. 140: Item vor laczen: lacznegel (öfters) 1494. In Sieb, und der Mold. liegt direkte Entlehnung aus dem Ss. vor, hier, wie auch die Belegstellen beweisen, durch den Handelsverkehr mit Bistritz vermittelt. Nach Muscel und dem Ban. wird es wohl aus Sieb, gelangt sein. (Vgl. auch magy. lec = bair. letz Lumtzer-Melich 168. Cihacs Ableitung vom poln. klr. lata ist nur für die Formen lata und vielleicht noch leata berechtigt.) lätuesc v., Sieb.: Muscel; latten, belatten. Sain. II, 224, L.B. 346, Räd.-Cod. 46. - Bei Molnar 275: letuesc. — 197 — lätuitor, Muscel, eine Art Bohrer, mit welchem die Latten (lati) durchgebohrt werden. Räd.-Cod. 46. lecär n., pl. -cäre, Sieb.; Jacke der Bauern, meist aus schwarzem, blauem oder braunem Tuch. Das Wort ist in der Umgebung von Hermann st adt, besonders in Räsinari gebräuchlich. Die Form l'ekpr hörte ich von einem Bauern aus Clugudiü. — Nf. lecru, Alba. lulia, Moldovan 374; im sieb. Erzgeb., vgl. Fr.-C. 247: avem un lecru (vestä) pe care daca-1 imbraci, au to mai vede nimeni (Criscior). — Et. ss rekol (röckel) n., Männerjacke aus Wolle. Kisch NW 124: rekol ergab auch rum. recäl (siehe dort!), aus welchem durch Metathese lecär entstand. legman m., in einem sieb. Soldatenlied, I. B. 300 (600): Cind bätea ceasul la zece . . . | Nici un legman nu mä ntrece! S. 349 (N. 92) wird es als „Lieutenant" erklärt. — Et. unklar. letiü m., 1) der Ton, Letten; 2) ein langsamer, träger Kerl. Dazu das Adj. letios, tonig, tonartig, lettig. L. B. 361. — Et. d. Letten = Lehm. Kluge 238. lot m., Sieb.; das Lot. Bar. loz n., pl. -uri, Sieb.; das Lotterielos. Bar. lozincä f., Losung. Dame II, 289. — Et. Es geht offenbar auf cl. Losung zurück und entstammt vielleicht der Soldatensprache. Doch macht die Erklärung des i Schwierigkeiten, luft, Ban.: Remete; Luft, Klima. Wg. Jb. III, 320. luminat, Buk.; Limonade; Dug.-Op. —- Et. d. mit volks-etym. Anlehnung an luminat, lurbär m., Sieb.; Lorbeerbaum, Lorbeer. Bar. Nf. liurbär, L. B. 356; lorbar Hermannstadt; liurben, L. B. — Et. ss lurberböm m., der Flieder, Kramer 83; lirberböm dass. Haltrich 74. maghistrat n., pl. -uri; Sieb.; Magistrat, Stadtrat, Molnar 52. Clemens 76. — Stinghe, Doc. II, 48: vom fi siliti prin slavitul maghistrat a face (Sibii 1791). — Et. d. Magistrat in den sächs. Städten Siebs. maier, Sieb.; 1) masc.: Gutsbesitzer, Meirer. L B 368 Clemens 331, Wg. Jb. IV, 329. 2) neutr., pl. -e oder -T; — 198 — — 199 — Meiergut, Meierei, Meierhof. Bar. Der Flur, von 2, maiere oder maieri dient zur Bezeichnung der rum. Vorstädte in den sächs. Städten Siebenbürgens. Vgl. lorga, Sate 290: loan din M[a]erile Sibiiului (um 1764). Auch in Bälgrad (Alba-Iulia) heißt eine rum. Vorstadt so, vgl. Moldovan 371; lorga, Studii IV, 66 (62): Dat-am lui Die täbacul din Maeri 12 galbinT (Bäkrad 1698). — Et. d. Meier. Kluge 253. Vgl. Sprdm. 157: Meierhof 1505. mäierean m., Sieb.; der Meier. Bar. Bezeichnung für die rum. Vorstadtbewohner, meist Landwirte, in sächs. Städten. Vgl. Moldavan 117. — (Et. maier + ean.) mäiereanä oder mäieritä f., Sieb.; die Meierin. Bar. (Fem. zum vor.) mäieriste f., Sieb.: Ci'ucea; sieb. Erzgeb.; Gut. Wg. Jb. IV, 329, Fr.-C. 102. — (Et, maier + iste.f maior m., Sieb., Bau.; Soldatenausdruck; Major. Hodos Cc. 33 (64): Frunza verde de mohoru | Bäte, Doamne, pe maioru, | Pe maioru din Lugoj. maistar m., maistru m., Sieb., Bau.; Meister, Handwerker. Pop.-Ban. 40: ii spu.se cä maistärul e piine de om. Eb.: lar maistrul Dinu pleca multumit. — 1. Pop. Reteganul, TrandafirT si Viorele 17: Mai maTstere, mäistärel. — Et, d. Meister, eine neuere Entlehnung neben mester. manegre pl. oder manebre oder manegurä f., Sieb., Buk.; Soldatenausdruck; Manöver. (Dug.-Op.) — Et. d. mit volks-etym. Anlehnung an negre und negura, marca f.. Marke, Postmarke (marca postalä). Dame III, 23. — Et. in dieser Bedeutung offenbar d. Marke. Vgl. Säin. II, 241. matratä f., Sieb.: Haarbett, Matratze. Bar. Bei Molnar 374: madratul. matroz m., Sieb.; Matrose. Bar. mester m., gemeinrum.; Bedeutung: altrum.: Handwerker, Meister, auch: Schöpfer, neurum.: der geschickte Gewerbsmann: als Adj. geschickt. -Vgl. Mändrescu 172.) Das Wort taucht schon in sehr alten rum. Urkunden auf, z. B. lorga, Doc. Bistr. I, 62 (83): ce am inteles de oamenii demital[e] cum acolo la dumneavoastrk simt mesteri buni (1638). Eb. 75 (100): ne afl;frndu-sk mesteri buni la noi in tarä, ca sk poatk lucra biue la usi si la ferestri si la bolte, cum stim ck lucriiadzk mesterii dumüevostre etc. Die rum. Fürsten verlangen überaus häufig Handwerker von den Stadträten in Bistritz und Kronstadt, — Et. Durch den erwähnten sachlichen Grund wird die Annahme einer Entlehnung aus dem Ss. sehr wahrscheinlich. Sie stößt auch auf keine lautlichen Schwierigkeiten. In alten sieb. Zunftbüchern und -artikeln findet sich bis gegen Ende des XV. Jhdts. ausschließlich die Form „mester", deren s ohne Zweifel mehr breite Aussprache hatte. 1487 finde ich zum erstenmale Mayster neben mester (Sprdm. 109). Um die Mitte des XVI. Jhdts. beginnt die Form mit ei ausschließlich zu werden. (Vgl. Sprdm.) — Cihac II, 104 leitet es vom Slav. ab, Mändrescu 171 vom Magy. Lautlich ist es möglich, sachlich jedoch nicht wahrscheinlich. Doch kann die Entlehnung auch zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Sprachen stattgefunden haben. rnet m., Ban.; ein Hohlmaß = 56 Liter. (Vgl. Convorbiri literare, XXXV, 839.) — Et. d. Metze; im Oberdeut, niasc. Kluge 256. mitcä f., Buk.: Soldatenausdruck; Mütze. Dug.-Op. molda f., Sieb., Kl.-Wah; Mulde, Trog. Bar/ Wg. Jb VII, 85. moldä f., pl. -zi, Sieb.; „das Malter". Molnar 87. — Et. d. Malter, wahrschein, aus dem Ss. musträf., Sieb.; 1) Form, Muster, Modell. 2) Musterung (Soldatenausdruck); in sieb. Soldatenliedern häufig, z. B. Pop Rom. 51: Sä väd plugurile arind, | Pe badea mustiä facind. — I. B. 312 (624): Sä väz frunza cum se' ngustä } Si pe badea scos la musträ. — Et. zu 1, d. Muster; zu 2, d. Musterung. Mustern aus der Militärsprache. (Über die Form musträ vgL Mändrescu 91 f.; Jb. II, 205.) mustruesc v., Sieb.: Soldatenausdruck; exerzieren, mustern. Bar. — 200 — nit n., pl. -un, die Niete. Dame III, 129. — Davon abgeleitet nituesc v., nieten, vernieten; nituire f., nituit n.. die Vernietung. (Eb.) oberster m., Sieb.; Soldatenausdruck; Oberst. Stinghe. Doc. II, 70: iata si tuturor ghinararilor si obersterilor si la toate alte tistori sä porunceste (1792). — Modern kommt eine Form obister vor. — Et. Oberst, Oberster. (Vgl. auch magy. öbester.) oblu m., Sieb., Ban. (Rum.?); Hobel. Bar. Liuba-Iana 121. Dame III, 140. — Et. d. Hobel, ss. hobol, Kisch NW 70, vielleicht mit Anlehnung an rum. oblu = eben, gerade. oblesc v. hobeln. Sain. II. 274. obsit (obsit) oder opsit n., pl. -uri, Sieb., Buk.; Abschied, Urlaub/ L. B. 456. Dug.-Op. Dame III, 142. — Nf. hopsit. L. B. — Et.: d. Abschied aus der Soldatensprache. (Vgl. auch magy. obsit, opsit dass. Lumtzer-Melich 186.) obsitar (h)opsitar m., Sieb.: Soldatensprache; ausgedienter, verabschiedeter Soldat. — Pop Pov. 36: lata cä-T vine inainte un opsitar bätrin si-'i zice. — Et, obsit + ar (vgl. ss. obsitar aus dem Rum. entlehnt. Kisch NW 110). ofitir in., Sieb., Ban.: Soldatenausdruck; Offizier. — Hodos Ce, 49 (105): Ofitirii merg cintind, | Cätanile merg plingind. olandä f., Rum.; (feine) Leinwand. Sain, II, 278. — Et. nach S. d., wahrscheinl. mit Holland zusammenhängend. ondroc, siehe androc! opsas n., Mold.; Stiefelabsatz. I. Creangä, Op. compl. V si VI, 35: colbul adunat pe opsasul incältarii. — Et. d. Absatz. ort m., altrum. allg.: 1) der vierte Teil einer Münze. 2) als Maß: der vierte Teil von 100 = 25 Stück. (Vgl. Sain. II, 281 f. Cihac II, 230.) — Iorga, Doc, Bistr. II, 96 (355): 2 orti skrmk (Ende des 17. Jhdts.). — Modern rum. kommt es in der Bed. 1, nur noch in Redensarten vor, wie: a da ortu! popei (= sterben). Für die Bed. 2, gibt Cihac (IL 230: als Bsp.: un ort de racT. — Et, d. Ort ..ein Maß" aus mhd. ort „vierte Teil von Maß. Gewicht, Münze". Kluge 276. In ss. Rechnungen überaus häufig, vgl. G. Seiwert, Zwei Rechnungs- — 201 — fragm. Eb. S. 419 die Bemerkung: „es hat sieh aber auffallenderweise diese Benennung nur bei Krebsen und Froschschenkeln erhalten, welche heute noch auf dem Markte in Hermannstadt mit dem Ort, ä 25 Stück, verkauft werden. (Vgl. auch magy. ort, dass. und egy ort räk. Lumtzer-Melich 187f.) paradais n., pl. -e (nach Dame (III, 183) in.); Sieb., Ban., Kl. Wal.; Tomate, Paradeis. Sain. II, 289. Wg. Jb. III, 323. — Et. d. dial. Paradeis; ss. paredeisapel m., der Liebesapfeh Kramer 100. parizer, Pariserwurst, Convorbiri Iii XXXVI, 63: Asa Cräciun bogat de mult nu väzuserä: suncä, parizer, cartabos, purcel fript, vin rosu. paur oder paure (paure) in., Ban.; Bauer. Wg. Jb. III. 323. (Nach Dame III 198: ouvrier agricole habitant dans les villes.) Ich erinnere mich auch die Form paor gelesen zu haben. — Davon abgeleitet paorat, Lipova, Landbau. Wg. Jb. IV, 330. , päträntas m., Sieb.: Soldatenausdruck; Patrontasche. — Nf.: patrontas; Buk.; Dug.-Op. Sain. I, 500; pätrontas, pätrin-tas. I. B. 349 (N. 93). — Pop Rom. 42: Fiti feciort cu voie bunä, | Ca hnpäratul ne cununa, | Päträntas | Ne-a fi nänas. — I. B. 303 (607): Pusca si otelele | Alea-mi mincä zilele; 1 Pa-trontasu mijlocul | Si vitelu tot trupul. patrulä f., Sieb.; (Soldatensprache); Patrouille. Sain. II, 293. paucä f., (Sain. II, 294), pauce s. f. pl. (Dame III, 197). Mold.; Pauke. petersil, Ban.: Pecica; Petersilie. Wg. Jb. IV, 330. picsä, Ban.: Caransebes; Büchse. Wg. Jb. III, 323. pmcäl n., Sieb.; Bezeichnung für den Zwerchsack der fremden Wanderburschen (vändräläi). Pop Pov. 214. Eb. 31: far Alexandra Cenusotca se fäcu un vandraläü cu pincälu in spate. — Et. d.-östr. pinkl. (vgl. auch magy. pinkli. Lumtzer-Melich 202). pirgar m., Sieb.; Mold., Wal; 1) der Ortsgeschw orene. Gemeinderat (altrum.); ein Amt in der früheren Verwaltung der rum. Gemeinden auf dem genannten Gebiete. An der Spitze der Gemeinde stand der Richter, der in der Mold. soituz, in der Wal. judet, im südl. Sieb. Jude genannt wurde. Diesem zur Seite standen die pirgari, deren Anzahl nach der Verschiedenheit der Gemeinden geschwankt zu haben scheint, in der Mold. z. B. zwischen 6 und 12 (vgl. Mändrescu 183). In Sieb, war ihre Zahl auch geringer. (Vgl. lorga, Sate 119 f.) — Das Wort kommt bereits in den ältesten Urkunden sehr häufig vor, z. B. A. Stefulescu, Incercare asupra istoriei Tirgu-JiuluT, Buc. 1899, S. 38: si denaintea judetulüi cu 12 pirgari (1591). — lorga, Doc. Bistr. I, 2 (4): Seriem inchin^ciune si uralte skn^;tate Domnului Budachi lanksu, birkul de cetatia BistSr]iteei, si prkgariior si prkcklabului si la tot svatul dorn-nitale (1594—95). — Eb. 4 (7) Soltuz si 12 prkgari scris-am la Bistrit[k]: etc. — In der Bedeut. ..Bürger44 kommt es in der Bibelübersetzung von 1648, Kap. 21, V. 39 vor: eu säntü omü jidovü tarsenü pargariu a ilnui örasü nu mitiutelü. — 2) neurum. bedeutet pirgar ..Gerichtsdiener". Vgl. Munt, Mon. 00. Die alte Bedeutung hat sich nur noch in Volksbräuchen erhalten, z. B. in Gurariului, im alten Brauch „bägatul cu junii", vgl. Munt. Mon. 145, wo neben den pirgari auch pir-gärese genannt werden. — Et. altss. purger (neben burger), lass., vgl. Sprdm. 94: geschworn purger (Hermannstadt 1481), auch sonst sehr oft belegt: eb. 95: Den Fursichtigen Ersamen vnnd Hochweysen Herren, dem Richter vnnd geschworen purgern der Statt zw Cronn etc. (Aufschrift eines Briefes von 1481). (Man vgl. damit Zitat 2). — In Hermannstädter Urkunden vom Ende des 16. Jhdts. erscheinen die pirgari von Siliste geradezu als .,Burger". während der Jude gleichfalls als „Sude" bezeichnet wird. (lorga, Sate 119, 122 Note.) Demnach scheint die Et, vom Ss. gesichert. (Vgl. dagegen Mändrescu (183), der es vom magy. polgar ableitet.) plat n., Ban.: Platz. Wg. Jb. III, 324. Vgl. auch Liuba-lana 3: sfäntuialä f., le fait de soutirer de l'argent ä quelqu* im. Dame. sfäntuitor m., Gelderpresser. Laur.-Mass. Gl. 532. sfintie siehe sfant! sit, Ban.; siehe jet! soburä f., Sieb.; Schlagsahne. L. B. 652. Bar. — Et scheint aus d. Süßobers entstanden zu sein (vgl. auch Laur.-Mass. Gl. 544). somot n., Bau.: Bolvasnita; Sammet. Wg. Jb. III, 326. Vgl. auch Liuba-Iana 19 (für Mäidan belegt). spatiresc, mä v. refl., Sieb., Mold. (Suceava); spazieren gehen. Sez. V 126. I. B. 246 (513): Eü es si mä spatiresc. i Vgl. auch S. 346, N. 79). spinat n.. Sieb.; Spinat. L. B. 662. S^in. II, 365. spital n., pl. -uri, Spital. Säin. II, 365. spit n., pl. -uri, Rum.; Spitze (dentelle au crochet. Dame IV, 93); — pl. spituri broderie ä jour (eh.). — spitärat adj,. brode ä jour (eb.) (siehe auch spiturä!). stämpuesc siehe stempuesc! stofä oder stofä f., wohl gemeinrum.; Stoff, Zeug. — A. Stefulescu, Incercare asupra ist. Tirgu-Jiului, Buc. 1899? S. 135: 1 rochie de stof(ä) galbin(ä) (1778). N. Filimon, CiocoiT vechi si noi (Bibl. p. toti), III, 8: Pe peretele despre rasarit eraü douä icoane asezate pe o bucata de stofä. — Et. d. Stoff. — Cihac (II, 394) und Sanzewitsch (Jb. II, 210) leiten es vom Russ. ab: stofü. C. Litzica behauptet dagegen, das Wort sei älter als die russ. Elemente, daher stamme es aus dem Handelsverkehr Rums, mit den sieb.-sächs. Städten oder mit Leipzig. (Vgl. Convorbiri Iii. XXIX, 963.) strapata oder sträpatie f., Sieb.; die Beschwerde, Strapaze. Bar. Fr.-C. 254: Dupä mari sträpatie ajunge Ionitä la Sinta Vineri si bäte hi poartä. (Ribita, sieb. Erzgeb.) — Et. d. vielleicht aus der Soldatensprache. stufä f., Sieb.: Bergmannsausdruck; die Stufe (Goldes), Bar. Im L. B. 682: stufä. sädvasär n., Ban.; Scheidewasser. Wg. Jb. III, 328. saibä f., Sieb., Buk.; Soldatenausdruck; Schießscheibe» Dug.-Op. — Bib. Pp. 457: eü mä duc sä pusc la saibä. saitroc n., Bergmannsausdruck, sieb. Erzgeb. und an den Flüssen, wo Gold gewaschen wird, bes. in Pian; — Scheidetrog, in wrelchem das Gold durch Schütteln von den übrigen Stoffen geschieden wird. Fr.-C. 42; Moldovan 394. — Et. d. Scheidetrog. sant n., pl. -uri; gemeinrum.; 1) Schanze, Verschanzung (Festung, Clemens 172). 2) Graben, Straßengraben. Gaster L 150, Z. 7: nu-i puturä dobändi, cä era inchis in santuri (1650;. — N. Filimon, Ciocoü vechi si noi, (Bibl. p. toti) III, 41: Dupä ce asezä ostirea in lagär fortificat cu santuri. — G. Cosbuc. Balade si Idile, Buc. 1897, S. 178: In negura pädurü castelu! ingrädit | Cu santuri uriase, stä trist mucigäit. — In der Bed. 2. I. Popovici-Bän., Un sfirsit jalnic (Foaia ilustratä): Caü in-täritati smicnira cocia ce cu un uruit surd se rostogolise in sant. — Sant ist auch der Name eines sieb. Dorfes im Rodna-paß; ss. sänts (Neu-Rodna) „nach den einstigen Verschanzungen benannt". Kisch NW 136. — Et, ss. schanz m., Schanze, Graben. Wolff, Vorarb. 614; — sonts (Bistritz) 1) Abzugsgraben längs des Fahrwegs. 2) „die alte Schanze" in Bistr. Kisch NW 136. — (Daneben käme noch magy. sänc in Betracht, dem aber die Bedeut. 2) abgeht, vgl. Lumtzer-Melieh 232). Vgl. auch altss. Schantzkorff (1603). lorga, Soc. Bras. 7. s än tu es c v., verschanzen. Bar. Bei Molnar 302: sentuesc. santulet n., Bar. Dim. von sant. sif n., Buchdruckerausdruck; Schiffi Säin. I, 501. silboc oder selboc n., pl. -boace, Sieb., Ban., Buk.; Soldatenausdruck; Schildwache, Schildwachhaus. — Wg. Jb. IV. 305 (4): o dat la selboase, s-or bout rakie su or adurmit. — I. B. 313 (625): Cätana nu stä pe loc, (Fär' numai cind stä silboc! — Hodos Pp. 209 (545): Toti aü casä, toti aü loc, Numai io stau la silboc. -— (Zur Et, vgl. auch magy. silbak. Lumtzer-Melich 235.) sinä f., Sieb., Rum.; Eisenstange, Eisenschiene, Rad- — 208 — — 209 — schiene, Eisenbahnschiene. (Vgl. L. B. 644. Bar. etc.) Sez. V, 126: sini (Suceava). — Et. d. Schiene, vgl. altss. Schyn (1494). Sprdm. 140. (Sain. II, 378 leitet es vom Deutschen ab. Cihac (II, 388) zieht skv. und magy. Formen heran. Vielleicht ist es auch das Bichtigere, eine Entlehnung aus verschiedenen Sprachen anzunehmen.) sinar n., Mold.: Nagel an der Radschiene, Dame IV, 66. — (Et. zum vor.) sindilä f., Mold., Sieb.: Schindel. (Dame IV, 66 etc.) — Iorga, Doc. Bistr. I, 11 f. (14): sk cumpere cue de sindile de rraba cetktii (Anfang des 17. Jhdts.) — Eb. 24 (30): sk cumpere cu bani gata cui de sindilk etc. (sehr oft). — I. B. 287 (578): Frunza verde trei sindile. —- Eb. 106 (230): Foaie verde pe sindile. — Et, aus einer älteren Form des ss. Sandel (Schindel), Kisch NW 135; mit Anlehnung an rum. Wörter auf -iiä. sindilar m., Schindelmacher. Bar. sindilesc v., schindeln. I. B. 139 (305): Drumul ti-l-as sindiii | Tot cu sindile de fag. — (Rum. Ableit. von sindilä). sinuesc v. mit Eisen beschlagen (Bar.), ein Rad bereifen (Dame); car sinuit (Suceava) ein eisenbesehhigener Wagen. Sez V. 126. (Vgl. sina.) slafianc (llafiank) n., Ban.; Schlafjacke, Wg. Jb. III, 327. slag n., Sieb.: Gurariului; Waldschlag, Bezeichnung für den Teil des Waldes, der jährlich zum Fällen bestimmt wird. (Munt. Mon. 58.) — Et. d. Schlag (vgl. auch magy. släg dass. Lumtzer-Melich 237 slaifär m.. Ban.; Scherenschleifer. Wg. Jb. III, 327. slapi pl. f., Ban.: Lätunas; Schuhe ohne Absätze, Schlappschuhe. Viciü 50. — Et. d. Schlappe f. = Pantoffel. Kluge 325. slefuesc oder slifuesc v.. Sieb., Rum.; schleifen, polieren. Bar./ Sain. Dict. univ. 752. — Et.: d. schleifen. (Vgl. aber auch Cihac IL 390.) slep n., pl. -uri; Rum.: an der Donau; großer Schleppkahn! Familia XXXVIII, 166: Ni se arätä cum douä slepurl incärcate cu piaträ, rastoarnä intr 'un moment in mare toatä povara lor. — Et, d. Schleppkahn]. slic n., pl. -uri; Sieb.: Bergmannsausdruck; Schlamm. Schlick (pulveres minerarum). L. B. 647. slingherai (slingeräi) n., Ban.; Schlingerei, eine Art Häkelei. Wg. Jb. III, 328. — Hodos Cb. 70 (118): Cä-si face cämasä nouä, | . . . | Pe la gurä slingherai. sneaps n., Mold.: Suceava, Schnaps. Sez. III, 89; sniapt dass. Buk.; Dug.-Op. snep m., Sieb., Buk.; die Schnepfe. Molnar 380. Bar. — L. B. 652, Sain. II 379 haben daneben auch: sneap. — Et, ss. sncep. Beitr. XII. möstschnäp m. Heerschnepfe, stockschnäp m. Regenschnepfe. Haltrich 66, 67. Für die Buk. d. Schnepfe. (Cihac II, 528 leitet es fälschlich von magy. sneff ab.) snit n., pl. -un; KL-Wal.: Wirtshausausdruck; Schnitt (Bier). Wg. Jb. VII, 87. snitäl n., Ban., Kl.-Wal.; Wirtshausausdruck; Schnitzel. Wg/Jb. III, 328; VII, 87. snur n., pl. -uri, Sieb., Rum.; Schnur, Randschnur, Einfassung. (Bar., Dame IV, 78). — Iorga, Soc. Bras. 23: e atirnatä de un snur rosu-alb-albastru-verde. — Et. d. Schnur (vgl. Sain. I, 501). (Vgl. aber auch Cihac II, 391.) snuruesc v., schnüren. Bar. Dame IV, 78: 1) garnir d une ganse, d'un galon, d un lisere. 2) passer une ganse dans une registre perfore. snuruialä f. Verschnürung. Bar. soter n., Ban.: Mäidan; Schotter. Liuba-Iana 48. spaltn., pl.-uri; Rum.: Buchdruckerausdruck; Kolumne. Sain. II, 380; epreuves non paginees. Dame IV, 88. — Nona Revista Rom. III, 288: Dar la inceput era, pe spalturile" cari reproduceaü manuscriptul. — Et. Spalte (Sain.).' spani m. pl., Mold.: Suceava; Holzscheite aus denen die Schindeln verfertigt werden. Sez. III, 89. — Et. Vielleicht d. Span. spatir, merg la cv>, Ban., Buk.; spazieren gehen; Wg. Jb. III, 328. L. B. Dng.-Op.: spatir. (Vgl. auch spafiresc.) ° spent n., Ban.; Jacke (Spenzer). Wg. Jb. III,'328; — spentel n., ein wollenes, meist buntes Jäckchen der Kinder. Weigand, 10. Jahresbericht. 14 — 210 — — 211 — Liuba-Iana 14; — spentluri pl., Bezeichnung für die Kleidungsstücke, die ursprünglich nicht zur rum. Tracht gehören. Liuba-Iana 19. spentäl n., Kronstadt: Rock, Spenzer. Stinghe, Schkejer 84. spiturä f., pl. -uri; Sieb,; Spitze (an Kleidern etc.). — Zur Et.: die Form spiturä hat sich aus dem pl. spituri neu gebildet. (Vgl. Jb. VIII, 184.) (Vgl. auch spit.) sp ogot n., Ban.; Bindfaden, dial. Spagat. —Wg. Jb. III, 328. sprit n., Ban.; Gießkanne, Spritze. Wg. Jb. III, 328. st ab n., pl. -uri, Sieb.; Stab, Generalstab. Bar. — Mol-dovan 137: La mars^inea sesului Cibinului se aflä satul rominesc Orlat, unde mai nainte era stabul primului regiment romin de granitä. — Et. für Sieb, sicher d. aus der Soldatensprache. (Vgl. auch Cihac II, 393.) stälog oder stalonc n., Ban.; Stall, Stallung. Wg. Jb. III, 328. 1000 Doine 240: Mie cinä si luminä, | Tie-un staloo-de odihnä. (Torontaler Com.) — Et, d. Stallung (vgl. auch serb. stalogü. Miklos. 342). steamp n., pl. -uri, Sieb.: Bergmannsausdruck; 1) die Stampfe (Werkzeug), der Pfahl, das Stämpeholz. 2) pl. steam-puri, die Stampfmühle, das Pochwerk, in welchem das goldhaltige Gestein zerrieben wird. Fr.-C. 37, 43. L. B. 669. Bar. hat daneben noch die Formen steamp und stamp. — Dass. Wort im Ban. in der Form sceamp (Mäidan), die Münzpresse; pl. sceampuri, Goldgießerei oder -Wäscherei. — Coasta Sceam-purilor, Name eines Hügels bei Mäidan, an dessen Fuß sich Spuren einer ehem. Goldgießerei finden. Liuba-Iana 47. — Et. d. Stampfe. steand oder steand n., pl. -uri, Sieb.; Ständer, Bottich, Butterfaß; steand de brinzä, Käseständer. Molnar 41. L. B. 669. Bar. — Et, ss. stand und Ständchen n. ein kleines längliches Holzgefäß. Haltrich 88. steangä f., Stange. L.B. 669. steier n., Arader Gegend; Steuer. Wg. Jb. IV, 331. stempäl n., pl. -pale, Sieb.: Gurariului; Stempel. Munt, Mon. 128; — Stempel, stimpel, stimpil, Buk.; dass. Dug.-Op. stempar in., Sieb.: Bergmannsausdruck; an der Stampfmühle angestellter Arbeiter. L. B. 668. Fr.-C. 35. — In einer Satire über das Leben der Bergleute, Versu Kotranczi, im Jahre 1818 von einem gewissen Petru Furdui dela Abrudfalva verfaßt und mit magy. Orthograhie geschrieben, heißt es: Sze ne mai venim äminte | Sze szkriem si de stempäri etc. (Gaster II, 223). (Interessant ist, daß diese Satire zum Teil in die Volkslitt. übergegangen ist. Vgl. Fr.-C. 35.) — Et. Rum. Ableitung von steamp, w. s. stemparitä f., Sieb.: Bergmannsausdruck; Frau des Stampfmühlenarbeiterts. — Fr.-C. 35: Stemparitä cit de rea \ Vinde aur pe la vecini. (Vgl. auch Versu Kotranczi, Gaster II, 224.) — (Et. zum vor.) stempuesc (stämpuesc, Bar.), v. stampfen, mit der Stampfmühle arbeiten. Molnar 302. — Nf. stämperesc. — Gaster II, 225: De mai stemperea un änu | O vedeäm si ku vigan (Versu Kotranczi 1818). — Et. Rum. Ableitung von steamp, w. s. sterc n., pl. -uri, Sieb.; Mehlstärke, die zum Stärken der Wäsche dient. L. B. 670. Bei Bar. sterc. stifla f., Sieb.; Stiefel. Molnar 407: neamti poartä strimfi si papuci si stille. stift n./pl. -uri; Mold., Wal.: Muscel; — Stift, Nagel ohne Kopf, dessen sich die Schuhmacher bedienen. Dame IV, 105. — Räd.-Cod. 71: stifturi pl. (Muscel), dass. stil n., Ban.: Lugoj; — Stiel. Wg. Jb. III, 328. stipuesc v., Sieb.; steppen; Molnar 302. L. B. 672. — Zorca 78: Cioarecii fäcuti tot din pänurä alba sunt stirjuiti cu horas negru. — Et. d. steppen. |tiurt, Sieb.: Bergmannsausdruck; „Ort, wo das Gestein verteilt niedergelegt wird". Fr.-C. 43. — Stiurt, eine Ortsbezeichnung im sieb. Erzgeb., in Berichten über die Kämpfe der Revolution von 1848 oft erwähnt, (Vgl. Baritiü, Istor. Trans., II, 531 ff.) — Et. d. Stürze. stocfis m., Stockfisch, Kabeljau. L. B. 675. (Vgl. auch magy. stokfis. Lumtzer-Melich 243.) — 212 — 213 - stolnä f., Sieb.: Bergmannsausdriick; Stollen. Fr.-C. 43. L. B/672: stiolnä. (Vgl. auch magy. stolna.) straf, streaf oder strof n., Sieb. (Rum.); Strafe. L. B. 680.' Sez. III, 89. Dam6 IV, 111. — Iorga, Sate 309: strof vlädicesc (um 1764). — Et. Nach Cihac II, 394 slavisch, nacli Sanzewitsch (Jb. II, 210) russisch. C. Litzica hält es für direkt deutschen Ursprungs. (Convorbiri lit. XXIX, 963). In Sieb, wahrseheinl. ss., vgl. Sprdm.: straff 1487, strofft 1508. (S. III. 164.) (Vgl. aber auch magy. strof, Lumtzer-Melich 244.) straifä f., Streifen; in einem sieb. Soldatenlied, Pop Rom. 70: Una dä de straifä alba. streang n., pl. -uri, gemeinrum.; Strang, Strick. Bar., Dame IV, 114 etc. — Besonders in der Bedeutung „Strick zum hängen" gebraucht. Vgl. Iorga, Doc. Bistr. II, 5 (166): Stäpinul säü il descumpärä, il scoate de la streang (nach einem Briefe von 1635 wiedergegeben). — N. Filimon, Ciocoii vechi si -noi (Bibl. p. toti): III, 12: la spune-mi, cum il chiamä pe acel hot de streang. — In der Bedeut. „Strick zum Fesseln": Gaster I, 359: il' legarä cu streanguri (Rimnic 1705). — Et. d. Strang (vgl. auch Sain. I, 501), wahrscheinlich schon aus dem Ss. strengar m., Gassenbube, Galgenstrick, Taugenichts. Bar. etc. strengar esc v., herumstreichen. Bar. strengärie f.,Bubenstreich,Spitzbüberei;Herumstreichen, Vagabundieren. Bar. stricuesc v. Ban.: Timisoara: stricken. Wg. Jb. III, 328. strimf m., Sieb., Ban.; Strumpf. L. B. 679. Wg. Jb. IV, 331;°III, 328. — Nf: strimf, strimf (Molnar 368, 407); strif (Ban. Wg.); strinf (L. B.), strimp (Stinghe, Sehkejer 84); strunf (Laur.-Mass. Gl. 550). — In Rum. strumf, vgl. V. A. Urechia. Societatea sub I. G. Caragea, Buc. 1901, S. 104: cinci perechi strumfi (1815). — Et. Die Formen mit u gehen auf den Sing. „Strumpf", die mit i auf den Plur. „Strumpfe)" zurück; strimp beruht auf dem Plur. strimp von ss. strump. Beitr. XII, 132. Strudel n., XI.-Wal.: Wirtshausausdruck; — Strudel, (Gebäck). Wg. Jb. VII, 87. stuc oder stiue n., pl. -uri, Sieb., Wal.: Muscel; Stück. L. B/ 673, 682. Bar. Wg. Jb. VIII, 318. Besonders gern gebraucht in den Verbindungen: Stück Brot und Stück Land, Ackerland. Molnar 378: un stuc de pine. Clemens setzt es geradezu in Gegensatz zu bucatä = Stück Fleisch (S. 385). Stinghe, Sehkejer 71: un stuk de kitp. — Gazeta Transilvaniei LXV, Nr. 85, S. 7: Un stiue de pämint uscat, — Dim. stuesor in der Bedeutung „Stück (Ackerland)" in einem Testament vom Jahre 1702 aus Tälmaciü bei Hermannstadt: Iorga, Sate 128: Si am lasat Neagäi un stuesor de ocinä. — In Herrn, habe ich auch stuculet in beiden Verbindungen gehört. — Et. für stuc altss. stuck, stwck 1485. Sprdm. 103. Für stiue d. Stück. suf in., Sieb.: Välcele; Schuh, Fuß (Maß). Bib. Pp. 471: Inima gorunului [ din fata pamintului | de nouä sufi de lungä ( pentru trupul lui s' ajunga. — Et. d. dial. Schuch für Schuh. suflä f., Buk.; Schaufel. Dug.-Op. suncä f., Sieb., Rum.; Schinken. Bar., Dame IV, 129 etc. Nf. sunc „Schunke". Molnar 379. — Et. d. Schunke (Kluge 324), ss. sunk f. Kisch, NW 151. — (Vgl. aber auch Cihac II, 397.) 1) supä f., Wal.: Muscel; ein Stück (Weges), z. B. mai e o supä pinä la cutare. Räd.-Cod. 71. — Et. d. Schub. 2) supa, cu, Sieb.; in Verbindung mit Verben der Bewegung: auf den Schub setzen, per Schub befördern. Tribuna XIX, 223: a fost escortatä din Budapesta cu supa. 3) supa, d'a, Muscel; in Eile, z.B. am mincat da supa, Räd.-Cod. 71. supertäl n., Ban.; Schuhbändel, Schnürriemen. Wg. Jb. III, 328. — Et. d. Schuhbörtel. surä f, Sieb., Mold., Ban.; Scheuer, Scheune. L. B. Dame IV, 131, Bar. etc. — Stinghe, Doc. II, 34 (22): 60 de surf (1790). - I.B. 78 (172): Aide, mindrä, de-mi dä gurä, ! Ca-ti daü tot ce am in surä. — Hodos Pp. 41 (39): Cucule — 214 — — 215 - cu peanä surä, | N'am vorbit gurä cu gurä, | Sä nu cinti la noi pe surä (Värädia). — Et. altss., vgl. schyren 1536. Sprdm-198. Vgl. auch die Dorfnamen Sura-mare, Sura-micä. surt n., pl. -uri und surtä f., Sieb.; Schürze. Vgl. lorga. Sate 309 (um 1764), L. B. 689 etc. Moldovan 55: La femei T. . frumoasele opreguri si cätrinte sint inlocuite cu rochü si surfe (Räsinari). •— I. B. 9 (9): Pentru Baclea bäditu | Bucuros mi-as da surtu. Eb. 426 (211): Din nainte lungä n surtä. Et. ss. su2rts. Beitr. XII, 133. (Vgl. auch magy. surc. Lumtzer-Melich 246.) sustär m., Ban.: Lipova, Sieb.; Schuster. Wg. Jb. IV, 305 (IX, 1): Ör fost tri frats unu s-o fokut horombas, unu su stör, s-unu s-o fokut kozokar. Svab m., Bezeichnung der Banater Deutschen, Schwabe. svaitär. Kl.-Wal.: Wirtshausausdruck; Schweizerkäse. Wg. Jb. VII, 87. svart n., Rum., Buk.; Wirtshausausdruck; schwarzer Kaffee. Wg. Jb. VII, 87. Dug.-Op. — Libertatea I, 7: Ai sa mergem undeva, sä bem cite un jvart (Caragiale, Momente). svebläf, Sieb.: Kör. und Mar.-Diah, Rovina; — Streichholz/ Wg. Jb. IV, 331. Viciü 51. V. führt auch den Plur. svebele aus Roclna-veche bei Näsäud an. — Et. ss. swebal dass., Lumtzer-Melich 247 (magy. sväbel). taler m. und n., pl. -e; altrum. allgemein; Taler. — Gaster I, 38 (XI): cinti zäci taleri bätut bani gata. (Totrus 1591). lorga, Doc. Bistr. I, 66: ci nicfij cu o sutk de taleri nu s'ar plkti (1638) etc.; überaus häufig. — Et. d. Taler, vermittelt durch die Sieb.-Sachsen. täleras m., Talereinnehmer, Wechsler, Besitzer von Talern. Jb. VIII, 201. tälerei m., tälerior m. Dim. zu taler. Familia XXXVII, 487: Cä t-oi da taleri o mie | Si galbeni si tälerei. Wg. Jb. III, 328 (IX): dako tu 1-ii kuntori, | do sins or im toleriof. tapet n., pl. -e, Sieb.; Tapete. Bar. tapetez v., tapezieren. tapetar m.. Tapezierer. tapetärie f., Tapeziererhandwerk. Bar. tärtan oder tirtan m., Rum.; Scheltwort für einen schlechten Menschen; Fremdling, fremder Untertan in Rum. Bar. Spottname der Juden, Säin. I, 501. — Et. Säin. leitet es von d. Untertan ab. Es kann leicht eine Verstümmelung davon sein. tastä f., Sieb.; Taste, Griffbrettchen. Bar. teler n., pl. -e, Sieb.; Teller, Schale. Molnar 376, Clemens 134. Bar. — Dim. telerut, — Et. d. Teller. tintä f., Sieb.; Tinte. L. B. 709. — Fr.-C. 224: Zboarä tu n cäntälärie | Si ia tintä si hirtie (Ponor). toctiglä f. Ban.: Bosneac; Dachziegel. Wg. Jb. III, 328. trihter n., Sieb.; Trichter. Molnar 389, Clemens 392. — L. B. 723: tricter n., ein großer Trichter, durch welchen der Wein in die Fässer gezogen wird. trinc n., pl.-uri, Sieb.; „der Nachlauf vom Branntwein". L. B. 724. Bar — Et. Es scheint aus d. trinken in irgend einem Zusammenhange entstanden zu sein. tringhelt n., Trinkgeld, in einer Rechnung der Kirche des heil. Nikolaus zu Kronstadt, Stinghe, Doc. I, 278: tringhelt la omeni (1775). troacä f. und troc n., gemeinrum., Trog. — Et. d. Trog, ss. trö#, Beitr. XII, 117, wahrscheinl. aus einer altss. Form. (Vgl. Säin. I, 501. Eine Entlehnung aus dem Czechischen, vgl. Cihac II, 421, ist ausgeschlossen. trocar m. Schröter; — Trocari, Bezeichnung für einen Teil der rum. Bewohner Kronstadts. (Stinghe, Schkejer 3, 4.) turfä f., Sieb.; Torf. Bar. Dazu das Adj. turfos. Dame IV, 190. — Et. d. (ss.?). turn n., pl. -uri; gemeinrum.; Turm. — Et. Cihac (II, 428) leitet es vom Slav. ab, das seinerseits aus dem D. stammt. Aber bei allen slav. Formen stößt man auf lautliche Schwierigkeiten. Säin. (II, 399) führt es als d. Lehnwort an. Lautlich ist es geradezu identisch mit ss. turn (Kisch NW, 160), schon im 13. oder 14. Jhdt. als thurn (daneben auch thorn) belegt (vgl. G. Seiwert, Zwei Rechnungsfragm., S.416). (Sprdm. thurn, 7 i — 216 — 16. Jhdt., S. 224, 225 etc.) Auch kulturgeschichtliche Gründe sprechen für eine direkte Entlehnung von den Ss., die in Sieh, zuerst Burgen und Türme hauten, umso mehr als ja einzelne von diesen geradezu den Namen turn führen, z. B. Turnul rosu = der rote Turm. Das sächs. Dorf Neppendorf neben Herrn, wird von den Rum. Turnisor genannt. tal, Rum.: Wirtshausausdruck; zahlen! Caragiale Teatru (Saraga), II, 118: Un rom si tal. techirä oder tichirä f., Sieb.; Binsenkorb. L. B. 118. — Nf. tichire f., Molnar 77. I. B. 155 (344): Sä minc o techirä plinä, | Inima nu mi-o alinä. — Et. ss. ziker m. (in S.-Regen zeker), Rohrkorb mit 2 Bügeln als Handhabe, bair. und öster zecker. Haltrich 89. tsekor m. Kisch NW. 161. (Vgl. auch magy. dial. cökör, dass., Lumtzer-Melich 80). teh m, pl. -uri, Sieb.; Grenzstein. Molnar 357; Clemens 286. — Et. ss. tsechen = d. Zeichen. Kisch NW^, 160. czechen, dass., Keintzel Hk. 35. czechen (1536) Sprdm. 200. (Cihac IL 432, leitet es von czechisch: cech — Zeichen ab). teler m., Sieb.; Sellerie. Molnar 382. Munt. Mon. 17. Bar. — Et. ss. zäller m. starkriechender Eppich. Haltrich 78. tiglä oder tiglä f., gemeinrum.; Dachziegel. L. B. 708. Bar. Munt. Mon. 7: Dintre suri putine sint acoperite cu tiglä. Et. d. Ziegel, vgl. czygien, czyglen (1494). Sprdm. 139. (Cihacs Et. vom croat. serb. cigla scheint mir aus kulturhistorischen Gründen nicht annehmbar. Vgl. II 433.) tiglar m., Ziegelbrenner, Ziegelstreicher. Bar. tiglärie f., die Ziegelbrennerei, Ziegelhütte. Bar. timät n., Ban.; Zimmt. Wg. Jb. III, 329. timbrä f., Buk.; Zimmer. Dug.-Op. — Et. d. Zimmer. tinhelt n., pl. -uri, Sieb, um Näsäud; Streichholz. Viciü 52. — Et. aus dem d. Plur. Zündhölzer. tinober n., Sieb.; das Zinoberrot. Bar. toi n., pl. -uri, Sieb.; Zoll (Längenmaß). Bar. Munt. Mon.' 63. top n., Wal.: Muscel; Bändchen, das sich die Bauernmädchen an die Haarflechten (cosite) befestigen. Räd.-Cod. 75. — 217 — Eb. aus einem Volksliede: Cum ai treeut, Dido, Oltu | De nu ti-ai inecat topu. — Cihac II, 437 gibt folg. Bedeutungen an: tresse de cheveux, queue, et par metonymie ruban de queue. — Et. nach Cihac slav.; doch stößt man bei allen slav. Formen, die er anführt, auf lautliche Schwierigkeiten außer bei czech. cop, welches indes nicht in Betracht gezogen werden darf. Sain. I, 501 leitet es von d. Zopf ab. Vgl. insbesondere ss. tsöp Zopf; tsöbandl Zopf band. Beitr. XII, 117. Top m., Spottname für die Leute aus Vidra und Scari-soara (im sieb. Erzgeb.). Wg. Jb. IV, 286. — Et. d. Zopf, weil die Leute früher einen Zopf (top) trugen. Die Bezeichnung soll von den deutschen Beamten stammen, welche die Bauern verächtlich „zopfiger Kerl", „zopfiger Walach" nannten. (Vgl. Fr.-C. 65.) tucaos n., Sieb.: in den sächs. Städten; Zuchthaus; bei Iorga, Sate 310 belegt um 1764. (Vgl. auch Stinghe, Doc. II, 168: tuhtaus, Kronstadt 1799, hier aber rein deutsch.) tucär n., Ban.; Zucker. Wg. Jb. III, 329. tucara, adj. fem., fasole tucara, Rum.; haricot commun, Dame IV, 186. —■ Art süßer Bohnen. Säin. II, 402. — Et. nach Säin. d. Zucker. ■» vahmaistru m., Buk.; Wachtmeister. Dug.-Op. (Vgl. Cihac II, 443 und Sanzewitsch, Jb. II, 212.) valt n., pl. -uri, Walzer. Säin. II, 410. Bar. — N. Fili-mon, Ciocoii vechi si noi (Bibl. p. toti) II, 28: Monotonul menuet, dantul clasic al saloanelor europene, saltätoarea cra-covianä, cotillionul frantuzesc, valtul Nemtilor. — Et, d. Walzer (vgl. Säin.). vältuesc v., walzen. Säin. vana f., Sieb,, Mold.; Wanne, Waschfaß. Dame IV, 210. (Zur Et. vgl. auch magy. vanna. Lumtzer-Melich 259. vatä f., Rum., Sieb.; Watte. Säin. 1, 501. Dame IV, 213. Dazu vatuesc v., wattieren; vätuiala f., Wattierung (Dame). vegmaistru m., Buk.; Wegmeister. Dug-Op. vehter m., Buk.; Wächter. Dug.-Op. — 218 — 219 — verbuesc v., Sieb.; (Soldaten) anwerben. Molnar 259.— Et. d. werben -f- rum. -uesc. verbunc n., oder verbuncä f., Sieb.; Werbung. L. B. 750. Säin. II, 412. (Siehe bärbunc!) — Das Wort kommt auch in Muscel in einer eigentümlichen Bedeutung vor: „Zeit der Dauer einer Krankheit", z. B. degeaba umbli dupä doctorh pinä nu si-o face ea verbuncu. Räd.-Cod. 78. (Erklärung?) verbuncas m., Sieb.; Werber. L. B. 750. — Nf. vor-boneas, Ban.; übertragen: Spion, verdächtige Person. Pop.-Bän. 38: Dar tu vorboncasule, ce te tot intorci p'aci, ca oaia in culcus. — Et. Rum. Ableitung von verbunc. (Vgl. auch magy. verbunkos L. B.) verbuncesc v. Wal.: Muscel; in die weite Welt hinauswandern; a verbunci in lumea largä. Räd.-Cod. 78. — Et. Ableitung von verbunc. vestä f., Sieb. Buk.; Weste. Bar., Dug.-Op. . viclibus m., Ban.: Soldatenausdruck; — Offiziersbursche. — Et. aus d! „wirklicher Bursche". Wg. Jb. III, 330. vicsuesc v., Ban.; wichsen (Stiefel). Hodos Pp. 186 (488): Cä s'asarä 1-am väzut | Cu cizmele vicsuite, | Cu mu-stetele sucite. (Surducu mare.) vilaTt oder filait, Ban.; o fost mult ~, es waren eine Menge Menschen. — Et. cl. viele Leute. Wg. Jb. III, 330. vingälac n., Buchdruckerausdruck; — Winkelhaken. Säin. I, 501. (Vgl. auch Cihac II, 457.) vorboncas siehe verbuncas! zat n., pl. -uri, Buchdruckerausdruck; Satz. Säin. 1,501. Bar. zetar, zätar m. Buchdruckerausdruck; — Setzer. Noua revista rom. IV, 280: Dar si acestea sint scuzabile, avind in vedere une-on vina zetarilor. — Et. zetar geht direkt auf d. Setzer zurück; in zätar ist entweder e dialektisch nach z zu ä geworden oder wir haben eine rum. Ableitung von zat. zetuesc v., Buchdruckerausdruck; — setzen. Säin. I, 501. (Vgl. auch jetuese.) Zweiter Teil. Rumänische Dorfnamen sächsischen Ursprungs in Siebenbürgen, A. Geschichtliche Vorbemerkungen. Die Dorfnamen, mit denen wir es hier zu tun haben, gehören größtenteils ursprünglich rein sächsischen Dörfern an, in denen sich im Laufe der Zeiten auch Rumänen festgesetzt haben, so daß heute Sachsen und Rumänen neben einander in demselben Orte wohnen. Zu einem geringeren Teile aber sind es die Namen solcher Ortschaften, in wrelchen das Deutschtum infolge der Unbill der Zeiten untergegangen ist und heute nur noch der Name des rumänisch gewordenen Dorfes von der sächsischen Niederlassung zeugt. Die Ursache davon, daß in der Tat viele sächsische Gemeinden ihre deutsche Bevölkerung vollständig verloren haben, ist vor allen Dingen in den vielen, äußerst grausamen Kriegen zu suchen, die Siebenbürgen heimgesucht haben. Zuerst wTar es der Mongoleneinfall von 1241, der das Land in entsetzlicher Weise verheerte. Am schwersten litt der Norden, wo Rodna, damals eine deutsche Stadt, verwüstet wurde, dann Kronstadt, Hennannstadt und Mühlbach. Noch schwerere Verluste erlitten die sächsischen Siedlungen in den Türkenkriegen, die drei Jahrhunderte hindurch beständig das Land durchtobten. Um 1479 ist in Bärendorf und in den benachbarten Gemeinden die sächsische Bevölkerung untergegangen. (Vgl. Wolff, DN. S. 19.) Nach dem Abzüge der Türken ließen sich Rumänen in den leer gewordenen Ortschaften nieder. Nicht besser als der Brooser Siedelung erging es auch dem Leschkircher Stuhl, der zweimal, im XV. und im XVII. Jahrhundert von den Türken völlig verwüstet wurde: „da haben Eulenbach, Hochfeld, Ziegenthal, Bägendorf und Sachsenhausen ihre deutschen Einwohner verloren, rumänische Siedler vom linken Altufer — 220 — zogen in sie ein." (Wolff, DSN, S. 1.7.) Ähnlich hat auch die Gegend um Mühlbach schwer zu leiden gehabt. Daß Säsciori (magy. Szäsz-Csdr) einmal sächsisch gewesen sein muß, beweist schon sein Name. Im Jahre 1601 wurde Reichau (magy. Rehö, rum. Rehäü) von den Söldnertruppen des Voj-voden der Walachei, Michael des Tapferen, vernichtet, so daß nur fünf Einwohner mit dem Leben davonkamen. Ahnlich erging es Langendorf (Laneräm) nördlich von Mühlbach. (Vgl. zu den vorangegangenen Daten auch Fr. Schuller, Volksstatistik der Siebenbürger Sachsen, A. Kirchhoff, Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde IX, 26 ff.) Andere Gemeinden verloren schon frühzeitig ihren rein sächsischen Charakter dadurch, daß sie von den Stühlen losgetrennt wurden, sei es durch die Fürsten, sei es durch ..die nach der Weise der Adligen lebenden" Sachsen. So sind schon im Jahre 1322 Neudorf, Malmkrog, Peschendorf, Kreisch, Rajathal und Felsendorf vom Sachsenlande losgerissen worden (vgl. Wölfl DN, S. 75) und ähnlich erging es noch zahlreichen anderen Ortschaften. Ich habe nur einige Beispiele herausgegriffen, da es nicht meine Aufgabe sein kann, diese Vorgänge im einzelnen zu verfolgen, sondern solches historischen Spezialarbeiten überlassen werden muß. Allmählich drangen die Rumänen auch in die sächsischen Stühle, die ihnen früher verschlossen gewesen waren, als Hörige und Landarbeiter ein und setzten sich in den sächsischen Dörfern fest. Doch waren sie hier nur geduldet und es kam nicht selten vor,' daß man sich [ihrer zu entledigen suchte. Noch 1776 geschah ein solcher Versuch. (Vgl. Transilvania XXXII, 81 S.) Alle diese Vorgänge im Besonderen zu verfolgen ist auf Grund des heute zur Verfügung stehenden Materials noch nicht recht möglich. Ich muß mich hier begnügen nach G. Bogdan-Duicä, Statistica Rominilor din Transilvania in 1733 (Convorbiii literare, XXX, 632 ff.) zwei für die Ausbreitung des rumänischen Elementes charakteristische Be- — 221 — merkungen anzuführen. Im Jahre 1661 schrieb der Venezianer Alois Molin in einem Bericht über Siebenbürgen: ,.Si divide in tre nationi, Siculi, Sassoni et Ungheri, oltre alcuni Valachi gente libera sparsi nelle parti piü deserte di essa." Ein Menschenalter später entwarf ein Jesuit folgendes Bild von den Siebenbürger Rumänen: „Sunt sparsi Transilvania tota ipsaque Siculia, in fundis etiam et sedibus Saxonum. Non pagus, non oppidum, non suburbium est, quod suis careat Valachis." (Symbolae ad illustrandam Historiam Ecclesiae Orientalis in terris Coronae S. Stephani a Nicoiao Nilles S. I. editae, Oeniponte [Innsbruck] 1885, I, 142.) Aus dem Jahre 1733 besitzen wir dann die erste zusammenhängende Statistik der Siebenbürger Rumänen. Die Dorfnamen, die wir hier betrachten, sind also zu sehr verschiedenen Zeiten von den Rumänen entlehnt worden. Manche sind auch durch das Magyarische vermittelt worden, andere sind Übertragungen des sächsischen Namens in das Rumänische, wie Noul = Neudorf, Rosia = Rotkirch. Diese habe ich natürlich nicht in das Glossar aufgenommen. Wir können den Vorgang der Entlehnung nach dem Gesagten etwa um 1700 als abgeschlossen betrachten. Für die Zeit der Entlehnung im einzelnen bietet, neben dem Historischen, vielleicht auch die lautliche Gestalt der Namen einen Anhaltspunkt. Schon Wolff (DSN, 20) bemerkt an einer Stelle, wo er über Dorstadt spricht: „Die alte Form des Namens haben auch hier, wie auch in einigen anderen Fällen, am besten die Rumänen bewahrt, vermutlich auf dem ersten Stand. Das war um so leichter als der Name, mit dem Orte ziemlich frühe dem deutschen Leben entrückt, von der formellen Entwicklung des Dialekts unberührt blieb." Ähnlich sagt Kisch (BFN, S. 27): „Die magy. und rum. Formen bewahren den ursprünglichen Namen zumeist genauer als die lange Zeit der offiziellen Schreibart und -unart unterworfenen Deutschen." In der Tat weichen die rumänischen Namen in sehr vielen Fällen von den heutigen sächsischen Formen ab und es müssen ihre Etyma in älteren urkundlich belegten — 222 — Formen gesucht werden. Es genügt wol hier, als Beispiel anzuführen, daß -dorf im Rumänischen ebenfalls als -dorf erscheint, während es im Sächsichen zu -derf (phonetisch drf dr^f vgl. Scheiner, Ma, § 30, 2) geschwächt ist. (Vgl. Wölfl; DN, passim); oder deutsch -thal, altss. -dal = rum. deaL modern ss. -In. Das rum. Nocrihi läßt sich aus dem heutigen Namen Leschldrch gar nicht erklären; während urkundlich der Name Nogrech belegt ist. Aus dem Vergleich mit den urkundlichen Formen, die als Etyma angenommen werden müssen, läßt sich vielleicht manches für die Chronologie der Entlehnung gewinnen. Doch ist dabei große Vorsicht geraten, da jene oft willkürlich vom Schreiber entstellt und überdies wie Eigennamen auch sehr konservativer Natur gewesen sind und die Lautwandlungen erst viel später mitgemacht haben. Eine historische Grammatik des Sächsischen fehlt aber noch, vielleicht sind die Quellen auch zu spärlich zu einer solchen. Es wäre z. B. interessant zu wissen, wann die Schwächung von -dorf zu -derf stattgefunden hat. Das alleinstehende rum. Beispiel Cloasterf erscheint offenbar als eine jüngere Entlehnung gegenüber Apus-dorf etc. Alte Entlehnungen sind hinwieder die Namen auf -deal, oder solche wie Sona, urk. Schöna im 15. Jahrhundert, modern Schinen; Dostat, modern ss. Dirstet; Sura-mare, urk. Grossschwren oder -schwren 1465, modern Scheiern; Colun urk. Colonia (= Köln) und andere. Ich mußte mich bei meiner Zusammenstellung im allgemeinen damit begnügen, wenn möglich, das Etymon festzustellen und einzelne chronologisch wichtige Bemerkungen meiner Quellen anzuführen. Zum Schlüsse dieser einleitenden Vorbemerkungen sei noch das Nötige über Quellen und Anordnung des Stoffes gesagt. Die heutigen rum. Namen der betreffenden Dörfer habe ich entnommen aus: Remus Rosca, Lexiconul comunelor bise-ricesti, Sibiiü 1894, oder, insofern sie da fehlten aus: Siema-tismulu veneratiilui Cleru alu archidiecesei metropolitane greco- T I ! — 223 — catolice, Blasiu 1896. Das daraus entnommene wird ohne Zitat angeführt. Ob die Namen hier immer, besonders auch phonetisch, exact verzeichnet sind, ist indes sehr zweifelhaft, wozu bei letzterer Zusammenstellung auch noch die alte, latinisierende Orthographie störend hinzukommt. Ich habe hier und da auf offenbar Fehlerhaftes hingewiesen. Daneben benützte ich B = E. A. Bielz, Handbuch der Landeskunde Siebenbürgens, Hermannstadt 1857. Doch führe ich daraus nur Abweichendes an. Die älteren rum. Formen sind entnommen aus W = Karl Gottlieb von Windisch, Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, Preßburg 1790. Doch sind sie hier mit magyarisch-deutscher Orthographie wiedergegeben und oft dermaßen entstellt, daß sie gar nicht verwendet werden können. Als verhältnismäßig sichere Quellen konnte ich dagegen ansehen: Pusc. Doc. und Stinghe Doc. Das über W gesagte gilt wenn auch nicht in demselben Maße von zwei alten rum. Statistiken: die eine vom Jahre 1750, veröffentlicht von A. Bunea in der Transilvania XXXII, 237ff., die andere von 1733, veröffentlicht von N. Togan, Trans. XXIX, 169 ff. Bei den daraus entnommenen Formen wird jedesmal die Jahreszahl angegeben. Auch hier muß die magy.-deutsche Orthographie sehr in Rechnung gezogen werden. Übrigens scheint die von 1750 in Bezug auf Schreibung die genauere zu sein. In beiden fehlen die Gemeinden der Kronstädter Gegend. Die deutschen Namen sind entnommen aus B und ferner, ebenso wie die siebenbürgisch-sächsischen aus zwei vorzüglichen Arbeiten von J. Wolff: 1) WolffDn. = Die deutschen Dorfnamen in Siebenbürgen, eine sprachliche und geschichf-liche Untersuchung, Hermannstadt 1881; 2) Wolff, DSN = Deutsche Dorf- und Stadtnamen in Siebenbürgen, Programm des ev. Gymnasiums in Mühlbach, Hermannstadt 1891. Diesen beiden Werken, denen ich manche Winke und Anregungen verdanke, sind auch urkundliche Formen entnommen, die ich sonst nicht belegen konnte. Leider konnte ich die sieb.-sächs. Formen nicht überall angeben, da meine Quellen dazu nicht ausreichten, doch glaube ich, daß sie in den meisten. Fällen f — 224 — entbehrlich sind, da das Rumänische auf ältere Formen zurückgeht. Im übrigen sind die urkundlichen Formen aus Urkb. und aus Sprdm. Die Reihenfolge der Namen ist leicht zu übersehen und folgt derjenigen der hier aufgezählten Quellen. Zum Vergleich habe ich überall noch den magyarischen Namen angeführt und der geographischen Bestimmung wegen das Komitat, und zwar bezeichnet: Gr.-K. das Groß-Koekler, F. das Fogarascher, H. das Hermannstädter, Hu. das Hunyader, Kl.-K. das Klein-Kockler, Kr. das Kronstädter und U.-W. das Unter-weißenburger Komitat. B. Glossar. Agnita, Agnita 1750, Agnetta 1733; d. Agneteln, urk.: Agneten 1583. Sprdm. 98 (Agnetendal 1467. Keintzel Hk. 17);'magy. Szent-Agotha. G.-K. Aldorf B. Aldorff 1750, Altroff 1733; d. Wallendorf, urk.: Waldorf. Urkb. I, 200; magy. Aldorf. (Der Ausfall des anlautenden W ist unerklärlich. Der Name kommt übrigens in den Schematismen nicht vor.) B.-N. Altina, dialektisch: Altana, Oltina B., Alczina 1750, -cs-1733; d. Alzen, urk.: Olchona 1291. Urkb. I 590, Altzena 1432. Sprdm. 54; magy. Alczina. H. Apusdorf, Apostdorf, Apesdorf B. Aposdorff 1733; d. Abtsdorf ss. Apesterf urk. Apesdorf 1495 Wolff Dn. 14. Aus Apäsdorf hat sich durch Einfluß des Labialen Aposdorf entwickelt. Daneben führen B. W. und Wolff noch ein rum. Tap an, das letzterer aus dem sächs. z(e)-Ap(esdorf) erklärt: magy. Apätfalva. Gr.-K. Bachnea, Bacna B., Bahnya 1750, Bähnije 1733; d. Bachnen, urk. Bahna 1291. Urkb. I, 187, magy. Bonyha. Kl.-K. (Vgl. aber auch Bahna (slav.), ein in Rum. verbreiteter Dorfname.) Bendorf (so überall; Bendorff 1733); nur bei W. Bentze-dor. D. Bägendorf. ss. Boejenderf, urk. Begendorf, Ende des — 225 — XIV. Jahrhunderts Wölfl' Dn. 17. Auch ist schon im Ss. die kontrahierte Form bendorf 1393 belegbar. Sprdm. 30: magy. Bendorf. H. Anmerkung: Das Dorf ist heute rein rum. B. macht (S. 410) die Bemerkung: „wurde in den Bedrängnissen des 17. Jahrhunderts so hart mitgenommen, daß im Jahre 1653 daselbst nur ein einziger Deutscher übrig geblieben war."' (Vgl. auch Wolff Dn. 17.) Berghin, Bergin 1750, Bergeny 1733; d. Blutrot, urk. Bervini villa 1332, Berven 1554. Der Name stammt vom d. Personennamen Berwin. Wolff Dn. 21; magy. Berve. U.-W. Beriü, nach Wolff Dn. 19 „in der Umgangssprache Biri und Berin"; d. f Bärendorf, urk. [Johannes de] Byrni 1332. Bereen 1334. Erst 1486 Beerdorf. Wolff a. a, 0. magy. Bereny. Hu. Wolff meint, daß die magy. und rum. Form bestimmt auf älteres Berin weisen. Ebenda die Bemerkung: „Der Ort hat wie der ganze Brooser Stuhl während der Türkenkriege schwer gelitten, ward 1479 wahrscheinlich verwüstet; damals wird hier und in den benachbarten Gemeinden das Deutschtum erloschen sein. Der deutsche Name ist dem Volksmunde verloren gegangen." Besa, Besehe 1750; d. Peschendorf, ss. Peschen-, Paischen-derf, urk. Bese 1322. Urkb. I? 361, Peschendorf 1342. Wolff Dn. 76—77. Wolff zieht zum Vergleich den sieb. Ortsnamen Beschenbach heran; magy. Bese Gr.-K. Besimbav (Tribuna XVIII, 208), bei B Besimbac, ebenso bei W. Besimbäch 1750 und 1733 ist wahrscheinlich im zweiten Teil die unveränderte deutsche Form; d. Beschenbach, Besenbach; magy. Besimbäk. F. x Biertan oder Ghiertan B und so in der Aussprache des Volkes (vgl. Mold. Tara noasträ 347), schon bei W. Gyertän, Bertän 1733 (die Form Birta, Clemens 19 ist zweifelhaft); d. Birthelm, ss. Birthalm (Kisch BFN 26), urk. Berthalm 1351 Urkb. II, 78, Byrthalm, eb. 489. Interessant ist die Form Virthalm 1359 Sprdm. 23. mit V statt B; magy. Berethalom. Gr.-K. Birghis, Birghis B, Bergis 1750 kommt mit der Ortho- Weigand, 10. Jahresbericht, 15 — 226 — graphie nicht nach. (W ist unsicher, die Form von 1733 offenbar rein magy.); d. Bürgesch, urk. Burges 1428 Sprdm. 52, Byrges 1357 Urk. II, 672. Der rum. Name kann auf jede dieser beiden Formen zurückgehen. Vgl. auch pirgar aus purger; magy. Börkös. Gr.-K. Blaj oder Blas, d. Blasendorf ss. Bluosenderf: magy. Baläzsfalva. Gr. K. Der Name dieses Ortes stammt vom Personennamen eines ehemaligen Besitzers Blasius her, ein bei den Sieb.-Sachsen verbreiteter Name. Ich führe ihn hier an, weil der Ort nach Wolff Dn. 22 von einem Deutschen angelegt worden ist und lange Zeit freilich nicht ausschließlich deutsche Einwohner gehabt hat. (Zur Geschichte des Ortes vgl. auch den Artikel in der Enciclopedia romäna). Blajel oder Bläsel; d. Kleinblasendorf, urk. villa Blasii 1332; magy. Baläzstelke. Kl.-K. Boholt, Boholta B und W (S. 249: „hat walachische Einwohner"); Boholcz 1750, -tz 1733: d. Bucholz, urk. Bocholz, Urkb. V 326 magy. Boholcz. Gr.-K. Bruiu, Bnrf 1733 (Brülle Wist zweifelhaft): d. Brauer; urk. Brunwiler 1332. Broiler 1478. Broiler und Braller 1551. Wolff DSN 11 — 12 zieht Braunweiler nw. von Köln zum Vergleich heran, das urk. von 1032 bis ins 16. Jahrhundert neben der vollen Form als Bruwilre, 1499 als Bruilre vorkommt. Aus einer ähnlichen Form kann zwischen 1332 und 1478 das rum. Bruiü entstanden sein; magy. Brulya. Gr.-K. Bundorf, Buclu W ist nicht ganz sicher, Bondorff 1733; d. Bodendorf, ss. Boddenderf, urk. bis Ende des 16. Jahrhunderts Buden-, Bwdendorff. Von da an ist o für u vorherrschend. Wolff Dn. 23. Wolff sagt: „Das rum. Bundorf ist zweifellos zusammengezogen aus Budendorf* (eb. 24). Das ist möglich, doch scheint dieser Annahme die ältere rum. Form Bondorff zu widersprechen, falls diese nicht entstellt ist. Man könnte dann an eine Anlehnung an das rum. Wort bun denken; magy. Szäsz-Buda, Gr.-K. Bungard, in dieser Form auch 1750 und 1733, auch schon 1650 belegt (lorga, Doc. Bistr. I. 97, 129); d. Baumgarten. ss. bonert; Baumgarten. Kisch BFN 26, urk. Bungarth 1347. Sprdm. 21. Paumgartha eb. 1462. Bongarten 1465 eb. 78. I Wegen des auslautenden d vgl. Scheiner, Ma. § 34, 5; magy. I Bongärd. H. |* Calbor, Kolbor W (..wird ebenfalls von Walachen be- ! wohnt"). Kaibor 1750, Kälbor 1733; d. Kaltbrunnen, Kalt- brunn. Der rum. Name stammt offenbar von einem d. Kaltbora her, das ich urk. nicht belegen konnte. Vgl. auch Wolff Dn. 56; magy. Kälbor, Gr.-K. Cälvasär B, Cälbasar 1790. Stinghe, Doc. II, 34 mit Wechsel von v zu b, Kaltvasser 1750; d. Kaltwasser, urk. vgl. den Familiennamen Kaltwasser 1570. Kisch B. F. N. 28; magy. Hidegviz. Gr.-K. Casolt, Casholt B, Kaschahoultz W, Kaschoz 1750, Käsöcz 1733; a\ kastenholz, urk. Castenholz 1302. Urkb. I, 225, Caste-holz 1342 eb. 522. In der letzteren Form scheint die im Rum. vollzogene Kontraktion schon vorbereitet zu sein; magy. Her-mäny. H. > Cata, (Kätäschä W), Kacza 1750, -tz- 1733; d. Katzen- f dorf, ss. Kätzenderf, urk. im 14. und 15. Jahrhundert Kacza, ] Katza etc. 1532 Kaczendorf auf der Honteruskarte. (Vgl. Wolff Dn. 58); magy. Kacza. Gr.-K. Chirpär oder Chirper auch bei B, Kirchperg 1733 offenbar i unter dem Einfluß des deutschen Namens rekonstruiert; d. Kirchberg, urk. Kirchpert 1373 Urkb. 408, 409. Die Form ist interessant, wegen des p, das auslautende t scheint auf Entstellung zu beruhen, magy. Körpöd. H. Cincul-mare oder Sincu mare B; d. Groß-Schenk, urk. Shenck 1329 Urkb. I, 431. Schenk. Sprdm. 37. Vgl. auch den Familiennamen Schynker 1648. Kisch BFN. 30, der wichtig ist wegen seines y. Merkwürdig ist der Ubergang * von Si- zu Ci-; magy. Nagy-Sink. Gr.-K. Cincsor oder Cincul mic; d. Klem-Schenk; magy. Kis-Sink. GivK. Fiseriü oder Ciser B, Fischer 1733; d. Schweischer; die rum. Form Fiseriü stammt wahrscheinlich von einer älteren — 228 — — 229 — ss. Form mit i, in der die schwierig auszusprechende Lautverbindung sv-, sf vereinfacht worden ist durch Ausfall des s. Ciser scheint mir nicht ganz sicher; magy. Sövenyseg. Gr.-K. Ciucmandru. Cicmandru B, Czikmandru 1733: d. Zuckmantel, urk. Chekmantul 1325 Urkb. I, 394 (das ch kann so- V wohl den Laut ts als c bezeichnen) czukmantel 1491. Sprdm. 123. Der Übergang des ts zu c ist unklar; magy. Czikmändor. Kl.-K. Cloasterf, Cloasterf, (Klottsdorff 1733 ist offenbar entstellt); d.'Klosdorf, sächs. Klins-, Klisterf, urk. Ciosdorf 1418. Sprdm. 43. Ciosdorff 150 eb. 143. Zur Erklärung der rum. Form müssen wir ein ss. *Klosterf ansetzen, das zwischen der heutigen mundartlichen und den urk. Formen stünde; magy. Miklöstelke. Gr.-K. [Cluj oder Clus: d. Klausenburg: magy. Kolozsvär; leitet Tiktin von einem ..sächs. Kluse-Klause' ab. Es ist indessen möglich, ja wahrscheinlich, daß die rum. Form aus dem Magy. entlehnt ist. Dafür spricht schon die Form Clujvar die Tiktin aus Miron Costin zitiert, Urk. heißt die Stadt im Urkb. nur Clus war oder Clusenburg: Clus, Klus etc. der Komitat. Urkb. > II, 681.] Colun, auch bei W, Kolun 1750 und 1733; W macht die : Bemerkung: „mit lauter walachischen Einwohnern an dem ' Altflusse": d. Kolun (nach dem Rum. und Magy.) urk. Colonia f (= Köln) Urkb. I, 358. Rum. Colun stammt offenbar von einer alt sächs. Form des Namens ab: — magy. Kolun. F. Crisbav oder Crizbav, Crisbavul 1780. Stinghe, Doc. I, 293, auch 1787 Pusc. Doc. 141. (In Krizbat W beruht das t auf Entstellung.: d. Krissbach, urk. Krisbach 1462. Sprdm. { magy. Krizba. K. Cris, Krisch 1750, Kriss 1733; d. Kreisch, urk. Crys 1309 Urkb. I, 240. t'rissh 1309 eb. 247: magy. Keresd. Gr.-K. Grit (bei B vielleicht Druckfehler Cris, bei W Krutscha = crucea, eine Übersetzung des d. Namens, 1733 Krit wahrscheinlich auch ein Verschreiben); d. (Deutsch-) Kreuz, urk. Cruz 1322 Urkb. 1, 358, Crutz 1418 Sprdm. 43: magy. Szäsz-Keresztür. Gr.-K. Curciü (bei B Cris?); Kürcs 1750, Kurts 1733: d. Kirtsch, urk. Kewruz 1337 Sprdm. 13. Kewrcs 1502 eb. 152. (Körtz 1350 Urkb. II, 158); magy. Koros. Kl.-K. [Daia, Dajie W, Dalya 1750; d. Thalheim, urk. im 14. und 15. Jahrhundert Dalheim, Dalheym. Dalhaym; mundartlich schon im 14. Jahrhundert Dalhem, Dalem, 1494—1507 Dalham in Hermannstädter Rechnungen. Der Übergang des a in o beginnt seit 1490 (vgl. Wolff DSN 7—8). Es ist nicht unmöglich, daß die rum. Form aus einer alten mundartlichen Form des Sächs. stammt, Daneben käme noch die magy. Form Dalya in Betracht, die aber ihrerseits doch wieder auf das Sächs. oder Rum. zurückgehen muß. Bei B lautet sie übrigens Dolmäny. H. (Es gibt im ganzen 5 Dörfer, die den Namen Daia tragen.) Vgl. auch Wolff Dn. 28 f.] Dirlos: d. Durles, (urk. Darlaz Urkb. IL 685 in magy. Form); magy. Darlacz. Kl.-K. Dostat oder Dostat B, Dostät 1750; d. Thorstadt, ss. Dirstet. Wolff DSN 20. Urkundlich konnte ich den Namen nicht belegen. Die rum. Form geht auf ein älteres Dorstat zurück wie z. B. Goos schreibt; magy. Hosszütelke. U.-W. Dupusdorf, Dupäsdorf B, Dupesdor W, Dupostorff 1750, Dupustdorff JL733; d. Tobsdorf, ss. Toppesterf, urk. Thobes-dorff 1510. Im 17. Jahrhundert fast durchgängig Toppesdorf. Wolff Dn. 95. In dem urk. aus dem Jahre 1508 belegten Eigennamen Dobesdorffer (eb.) haben wir die der rum. nächstliegende Form mit D. Die Entwicklung scheint folgende zu sein: Dupäsdorf mit Übergang des unbetonten o in u, dann Dupusdorf durch Vokalharmonie; magy. Täbhis. Gr.-K. Feisa, Fajsza 1750, Faisz 1733; d. Füßen, bei W: „Feissen (offenbar ss.), auch Füsselen"; urk. ist der davon abgeleitete Eigenname Feissner zum Jahre 1505 belegt. Kisch BFN 27. Auf dieser älteren Form beruht die rum.; magy. Faisza, Kl.-K. Felta, Felsa B, (Felgye 1733): d. Felsendorf, bei W Felzen oder Felzendorf, ss. Falzen-, Feälzenderf; urk. Velsendorf 1340. Wolff Dn 38. Doch ist auch urk. die Form mit ss. lz für ls belegt: Vilzendorfh 1340. Urkb. I, 504: magy. Földszin. Gr.-K. 7 230 — Fofeldea (Hochfeldja Wh Fofelde 1750, Fo-Felde 1733 (mit magyarisiertem F6-): d. Hochfeld, ss. Hiufeld, Hifeld. Wolff Dn. 54; urk. Hofeld 1382, 1487. Sprdm. 29, 113. Die rum. Form geht auf diese ältere zurück. Den Übergang des andeutenden h in f erkläre ich durch Assimilation und glaube y nicht, daß er mit derselben Erscheinung im Auslaut und vor t zu identifizieren sei. Eigentümlich ist die rum. Nebenform Foventea; magy. Fofeld. H. Friua, Frioa 1750, Frua 1733: d. Frauendorf, ss. Froen-derf (vgl. bei W Frändorf. Sollte in der Tat 1790 -dorf ss. noch -dorf gelautet haben?) urk. Frauendorf 1510, 1516. Wolff Dn. 42. Ich glaube, daß der rum. Name aus einer älteren ss. Form mit Ausfall von -dorf (eine nicht ungewöhnliche Erscheinung) und volksetymologischer Anlehnung an friu entstanden ist; magy. Asszonyfalva. Gr.-K. Gherdeal, (Ghirdale B), Gyargyal 1750 und 1733: dt. Gürteln aus Gertrudenthal, -dal (Wolff DSN 17. 18.) Das rum. scheint auf eine ältere ss. Form zurückzugehen, magy. Gerdäly. Gr.-K. Ghijasa oder Ghisasa de Jos (Ghizasa B), Kisäsa. Kisaza 1733: d. Unter-Gesäß, urk. Gesez 1335. Urkb. I, 466. Seez 1364 eb. Ii, 208. Aus Gesez mußte ganz lautgerecht rum. *Ghijeasa > Ghijasa werden; magy. Gezes. Gr.-K. (Bei W. 159 die Bemerkung: ..ward von den Sachsen angelegt, die aber von den Walachen verdränget worden,4') In der Nähe des genannten befindet sich ein zweites Dorf: Ghijasa de sus etc.; Ober-Gesäß; Felso-Gezes. Gr.-K. Ghimbav (Weigand, VIII. Jb. 315 schreibt phonetisch gimbaf), schon 1787 belegt Pusc., Doc. 140, und 1780 Stinghe, Doc. 293; d. Weidenbach, urk. Vidembaeh 1366. Sprdm. 24. Wydenbach 1455 eb. 61 etc. Die rum. Form ist vollkommen lautgerecht entwickelt. Die Kontraktion könnte vielleicht schon im Sachs, stattgefunden haben. — magy. Vidombäk. Kr. — Das Dorf liegt am Weidenbach, rum. Ghimbäsel. Clemens 31, (Zum Ubergang des v in s vgl. vätaf, vätasi, vätäsel und den Namen Ghimbäsanu). — 231 — Ghirbom (Girboü B scheint auf dem Magy. zu beruhen) (ebenso Girbov 1750); d. Birnbaum, urk. Byrvum 1345. Urkb. II, 24. Birbom 1387 eb. 617; magy. Oläh-Girbö. U.-W. Gusu; d. fGießhübel, urk. Gussubul 1341. Urkb. I, 514. Aus einer ähnlichen Form scheint die rum. entstanden zu sein: magy. Kis-Ludas. U.-W. " Hälhiu (Helta B), als Hälhiu schon zum Jahre 1780 belegt. Stinghe, Doc. 293. Helhiu Clemens 49; d. Heisdorf, ss. Hals-, Haljsterf; urk. Heltwen 1377. Urkb. II, 480. Hewet-hwen 1427. Ende des 15. und im 16. Jahrhundert Heltwin, Holtwyn etc. (vgl. Wolff, Dn. 51). Die Entwicklung ist unklar. — magy. Höltöveny. Kr. Hamba (Hambac B), Hambav 1750, Hamba 1733; d. Hahnbach, urk. Hanbach 1349. Hambach 1433. Sprdm. 21, 54, Merkwürdig ist der Ausfall des auslautenden v; magy. Kakas-falva. H. (Vgl. auch den von Hambav abgeleiteten Personennamen: Hämbäsan.) Hendorf (Hejdor W), Hendorf 1750; d. Henndorf, ss. Henderf, urk. Hendorf 1369. Sprdm. 25 etc.: magy. Hegen. Gr.-K. Henig, Hening B, Henig 1750; d. fHenningdorf. „Der sächs. Name Hennengterf wird nur noch in den benachbarten Sachsengemeinden gehört." Ob es eine deutsche Gemeinde besessen und woher ist ungewiß. Urk. Hennug- und Hening-falva 1380 (vgl. Wolff, Dn. 51). Im 14. Jahrhundert kommt der Name Henning auch als Hennig vor (Urkb. I, 572). — magy. Heningfalva. U.-W. Holbav, schon 1787 Pusc, Doc. 143, Holbab 1750 (Holbach 1733); d. Holbach; magy. Holbäk. F. Hosman, Holtman B, auch 1750; d. Holzmengen; urk. Holzmeina 1317—20. Urkb. I, 325. — magy. Hoszmäny. H. Hundorf, Hundor W, -f 1750, -ff 1730; d. Hohndorf, ss. Huin-; Hinderf, urk. Hondorf 1467. Sprdm. 83, Hondorph 1376. Urkb. II, 447. magy. Hondorf Kl.-K. Hundrubechiti (wahrscheinlich -behi zu lesen), Hunderbec B und W. Hondorbek 1750); d. Hundertbücheln, urk. hundert- — 232 — - 233 — puchlen 1355. Sprdm. 21, hundertbüchei 1374 eb. 27. Die rum. Form beruht auf einer ss. mit dialektischem e oder <*; für ü. Das zweite u beruht auf Vokalharmonie. — magy. Szäsz-Halom. Gr.-K. Jacasdorf B (neuerdings auch Jacobem genannt), Jakisch-dorf W, Jakesdorff 1733; d. Jakobsdorf, ss. Jdkes-, Giukesterf. urk. villa Jakobi. Die rum. Form muß auch hier wieder auf eine ältere ss. zurückgeführt werden, magy. Jakabfalva. Gr.-K. Ibisdorf B (in den rum. Schematismen I. säsesc genannt), Wolff gibt auch die rum. Form Igischdorf, mit dialektischem Ubergang des bi zu gi an, Ibischdor W, Ibistorff 1750 -dorff 1733; d. Eibesdorf, ss. Eibesterf, urk. Ibistorf 1510. „Ibisdorf herrscht bis in das 18. Jahrhundert". Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts taucht urk. Eibesdorf (im Dialekt gewiß viel früher) auf. Wolff Dn. 30. Wir sind hier also in der Lage, eine halbwegs sichere Chronologie der Übernahme anzusetzen, die jedenfalls noch vor Ende des 17. Jahrhunderts geschehen wäre; —, rnagy. Szäsz Ivänfalva. Gr.-K. Ighisdorf (oder Ibisdorful romtnesc), Igischdor W, ibis-torf 1750. Ibisdorff 1733; d. fWalachisch Eibesdorf, in älteren Urkunden niemals genannt. Heute ein rum. Dorf. (Vgl. Wolff Dn. 32); — magy. Oläh-Ivänfalva, Gr.-K. [Jibert oder Sebert, Sibert B, (Szibergä W, Zebeth 1733): d. Seiburg (Söibrig W), urk. Syberg 1289 Urkb. I, 165. Sybeerk 1345 eb. II, 25, 26. Es ist möglich, daß die rum. Form auf eine derartige ältere zurückgeht, doch ist der Übergang des g, k in t unerklärlich. Vgl. magy. Zsiberk. Gr.-K.] Ilimbav (oder Ilembac wahrscheinlich unter dem Einfluß des Magy.): Elbac oder Illenbav B, Elback W, Ilimbav 1750, Illenban (wahrscheinlich ein Schreibfehler für -bav) 1733; d. Eulenbach: urk. Ulenbach, Iiiembach 1382. Sprdm. 29. Villen-bae[h] 1382. Urkb, II, 552. Eulembach 1488. Sprdm. 79: magy. Illenbäk. H. Lancräm, Lanierern B, Lamkren 1750. Länkreng 1733: d. Langendorf, ss. Länkenderf, urk. Lanchnrukindorf 1309. Urkb. I. 252, Lancruk 1330 eb. 433. Lankrek 1496. Sprdm. 141. Zur Erklärung der d. Form vgl. Wolff Dn. 63 f. Die rum. Form scheint auf Lankrek zurückzugehen, doch ist der Übergang k > m merkwürdig (vielleicht Dissimilation); magy. Lämkerek. H. Wolff macht dazu die historische Bemerkung: „In den Schreckenszeiten des 15. und 16. Jahrhunderts ist das Deutschtum hier untergegangen." Malencrav, Mäläncrog B, Melingrav 1750, Malangraff 1733: cl. Malmkrog, urk. Halbenkragen 1340. Urkb. I, 504. Die rum. Form setzt ein ^Malonkra/- voraus (vgl. ss. kcro?2ax, Krug. Beitr. XII, 135). Form B wäre, falls echt, eine nochmalige jüngere Entlehnung; — magy. Almakerek. Gr.-K. Merghindeal, Merghindal B, Mergindyal 1750 (Morgondal 1733 vom Magy. beeinflußt); d. Mergeln, urk. Mergendha? 1336. Urkb. I 479. Mergendal 1488. Sprdm. 118. Daneben 1355 auch Mergental. Sprdm. 21; — magy. Morgonda. Gr.-K. Mesindorf (Mosna B, ?), Mesindorf 1750, Messendorf 1733: d. Meschendorf, ss. Meschen-, Maischenderf, urk. 1322 Messendorf. Urkb. I, 358. (Vgl. auch Wolff Dn. 67); magy. Mese. Gr.-K. Meusdorf, Metistorff 1750, (Marteschdu W), Mettisdorff 1733; d. Martinsdorf, ss. Miertesterf, urk. Mertynsdorf 1489. Sprdm. 79. mertestorf 1532. Wolff Dn. 66. Auf die letztere Form wird wol die rum. zurückzuführen sein; magy. Szäsz-Märtonfalva. Gr.-K. [Mighindola, Mighindal B, d. Engeltal, magy. ingodälv Gr.-K. Die Abkunft der rum. Form ist mir unerklärlich.] Motisdorf (Morisdorf B), Motistorff 1750; d. Mortesdorf. ss. Mortes-(Muertes-)terf; urk. Mortesdorffius 1550. Wolff Dn. 72; magy. Märtontelke. Gr.-K. Mucundorf, (Mukendorf B) Mokendorf 1750: d. fMucken-dorf, ss. Maken-, Meaken-, Mäikenderf; urk. 1461 Mukkendorf. Sprdm. 71. Auf dieser Form beruht die rum. mit Vokalharmonie; magy. Moha. Gr.-K. Das Dorf hat wie Langenthal. Weißkirch und Woldorf seine deutschen Bewohner in den Türkenkriegen verloren. (Vgl. Wolff Dn. 72.) Netus (Netusche W, Nedhus 1733); d. Neidhausen, ss. — 234 — Netjesen, urk. Nethusen 1448 Sprdm. 56, Nythwsen 1503 f., Nythws 1494 etc. Nythausen 1563. Wolff, DSN 15. Die rum. Form kann ebensowohl auf ein altes Nethusen als auf magy. Nethus zurückgehen, doch ist hier, wie in allen ähnlichen Fällen, falls nicht entscheidende phonetische Gründe dagegen sprechen, der d. oder ss. Ursprung der wahrscheinlichere. Gr.-K. Nocrihi (nokrih). Die gewöhnliche Schreibung Nocrichiü ist falsch. Nocric, Nocrig B, -k W, Nocrih 1790, Stinghe, Doc. Ii, 37. Nohrih 1800 eb. 196. (Nokrehaj? 1733); d, Leschkirch, urk. Nogrech 1263. Urkb. I, 90. Aber schon 1349 Leuskyrch eb. II, 60, Luschkyrg eb. II, 434 etc. Ob man wo) daraus chronologische Schlüsse ziehen darf? •— magy. Ujegyhäz. H. Noustat, Noistadt B, Noistat 1750, -dt 1733; d. Neustadt, ss. Narseht, Närscht, urk. im 14. und 15. Jahrhundert Newer-statt, Ende des 15. Newstatt (Wolff, DSN 28). Neustadt 1484. Sprdm. 61. Nou- für Noi ist offenbar volksetymologisch, besser noch übersetzt: magy. Ujväros. Gr.-K. Petisdorf, Petischdor W: d. Petersdorf, ss. Piterschterf. urk. Villa Petri. Wolff Dn. 77; oder Peterfalva etc. Urkb. II 726. Die rum. Form geht auf ein *Peters(s)dorf zurück: — magy. Peterfalva. Gr.-K. [Porumbacul de jos (oder inferior). Borumbacu dje dszosz W, jAlsöi-Porumbäk 1750, -bach 1733: d. Unter-Bornbach: magy. Alsö-Porumbäk. Der Name kann möglicherweise aus einer Form des d. Bornbach mit Anlehnung an rum. porurnb, porumbac entstanden sein. Doch ist auch das Umgekehrte denkbar, daß der d. Name eine Verdeutschung des rum. sei. Desgleichen Porumbacul de sus. F. Prostea, Prosti B, Proschtu W, Prost 1733; d. Probstdorf ss. Pruis-, Pristerf (vgl. Pruisdorf W), urk. Probstdorf 1364. Urkb. II, 214, 1532. Wolff Dn. 78—79. Es liegt offenbar auch eine Anlehnlng an rum. prost vor. Doch ist das b schon im Ss. ausgefallen. (Vgl. auch das folgende). — magy. Prepostfalva. Gr.-K. — 235 — Prostea- oder Prostea B -mare. Prosda-mare W, Prostye Mare 1750; d. Gross-Probstdorf, ss. Gris-Pristerf, urk. Grosz-proszdorff 1494. Wolff Dn. 79: — magy. Nagy-Ekemezö. Kl.-K. Ebenso: Prostea-micä etc.; Klein-Probstdorf, urk. Klein -proszdorf 1494. Wolff Dn. 79: magy. Kis-Ekemezö. Kl.-K. Richisdorf, Rechisdorf B, Retjeschdor W, Rekistorff 1750, -dorff 1733; d. Reichesdorf, ss. Rechesterf, urk. Richestorff 1510. Richestdorff 1528. Seit 1532 mit ei. Wolff Dn. 80: magy. Riomfalva. Gr.-K. Reciü, Rece B, Rees 1750, Retsul 1733: d. Ratsch, urk. Reech 1330. Urkb. I, 433: magy. Reese. H. Retisdorf, Retisdorf 1750; d. Retersdorf, Reteschdorf B,* ss. Raitesch-, Reteschterf; urk. Retersdorf 1400. Wolff Dn 81. Das r ist offenbar nicht erst im Rum. abgefallen: — magy. Reteny. Gr.-K. Rodbav, Rotbav B (Rorbaka W), Rodbav 1750; d. Rohrbach, (zum ss. vgl. „Ruirbicrr W), urk. Rorbach 1389. Urkb. II, 637. Auffallend ist der unerklärliche Ubergang von r zu d; — magy. Nädpatak. Gr.-K. Romos, (Szäsz-Romosz 1750, Romosz 1733): d. Rumes, urk. Romoz 1291. Urkb. I, 188; magy. Romosz. U.-W. Der rum. Name kann allerdings auch aus dem Magy. entnommen sein. — Dazu die historische Bemerkung bei W 183: „ehemals ein großes sächsisches Dorf, das noch einen sächs. Pfarrer und Diakonen, aber meist walachische Einwohner hat. Von Sachsen und anderen deutschen Ansiedlern befanden sich 1766 nur 59 männliche uud 66 weibliche Personen. Romosel; d. Klein-Rumes: magy. Romoszhely. U.-W. Rondela oder Rondola; d. Rauthai, urk. Rundal 1322. Urkb. 1 361. Ruental 1340 eb. 504. Rudal 1467. Sprdm. 83. Die Erklärung der rum. Form macht Schwierigkeiten, da ss. -dal überall da, wo es im Rum. vorhanden ist, als -deal erscheint. Westgerm, ä geht nun allerdings ss. in einen o-Laut über (vgl. Scheiner, Ma. § 9, 2) und so ließe sich -dola zur Not erklären. Aber -dela? — Magy. Rudäly. Gr.-K. — 236 — Rotbav, Rodbav 1780. Stinghe, Doc I. 293; d. Rotbaoh. urk. rudbach 1483, Roderbach 1464. Sprdm. 48, 61; — magy. Veresmart. Kr. Rucär, Rukker 1733; d. -[-Rückersdorf, urk. Rwkersdorff 1492, Rwkwrsdorff 1497, Rückers- 1492, Reckersdorff 150?. (Wolff stellt es zu dem alten sehr häufigen sieb. Namen: Rucker, Rücker, Reker urk. = altd. Ruodger, Rucker, Dn. 86; vgl. auch Rucken villa 1387. Urkb. II, 609) magy. Rukur. F. Ob wohl auch Rucär in Muscel unweit Cinipulung hierher zu rechnen ist? Es könnte eine etwa von C. aus gegründete sächs. Ansiedlung gewesen sein. Säsäus (Szaszhauz 1750 und Szasza-Huss 1733 sind halb-magy. und halbdeutsch); d. Sachsenhausen, ss. Sessenhausen, urk. Sossenhüssen 1532. Sassenhausen 1585. Wolff, DSN 17. Vgl. dazu (Net)lmsen 1448. Sprdm. 56. Aus einer anzusetzenden Form Sassenhusen läßt sich die rum. sehr gut erklären. Eine Zurückführung derselben auf magy. Szäszahuz ist nicht recht möglich, da das auslautende z nicht als s er-scheinen könnte, wol aber ss. s. H. — Im 17. Jahrhundert ist das Deutschtum hier untergegangen (vgl. Wolff a. a. 0.). Selistat, Selistat B, Sälistat (Foaia poporului X, 9), Zseli-stat 1750, Szelistadt 1733 (Selistä W); d. Seligstadt, ss. Se-, Sailijescht, urk. Seligstadt 1499. Bis dahin Seiger-, Seligerstadt (Wolff; DSN 29). Ich glaube, daß durch Anlehnung an den geläufigem Dorfnamen Sä-, Seliste der Ubergang des anlautenden S in j verhindert worden ist. Übrigens hätten wir in der Form von 1750, falls sie exact ist. auch eine solche mit j belegt, — Magy. Szelistal, Szelidväros, Boldogväros. Die 3 Formen sind recht charakteristisch für das Entstehen der magy. Namen, die meist Anpassungen und Ubersetzungen sind. Gr.-K. Stenea (Stäna B), Stene 1750; d. Walachisch-Stein, zum Ss. vgl. altss. steen = Stein. Keintzel Herk. 35, urk. vgl. Arnoldus Stenhuser 1383. Urkb. II, 569; magy. Isztina. Gr.-K. Stena. Stena (Telegraful romän, L 235) (Stina B), Sztena 1750, Sztenye 1733: d. Stein; magy. Garat, Gr.-K. (Erklärung siehe beim Vorigen.) — 237 — Saes, Sais B, W; d. Schaas, urk. Segus Urkb. II, 163. Sehais 1372 eb. 371; magy. Segesd. Gr.-K. Saldorf (Sole B), Schäldor W, Saldorff 1750, Säldorf 1733; d. Schaldorf, urk. Saldorf 1496. Sprdm. 141; magy. Säldorf. f Gr.-K. Selimber (besser Selimbär), Silimber 1733: d. Schellenherg, urk. Schellenberch 1327. Urkb. I, 414. Selimbergh 1361. Sprdm. 24 etc.: magy. Sellenberk. H. ; Smig, Sraig 1750 und 1733; d. Schmiegen, urk. Sumugun 1317.' Urkb. I, 321. Symyg. 1325 eb. 394; magy. Somogyon. Kl.-K. Soala, Schoale W, Schoala 1750; d. Schaal, (ss. vgl. W: % Schuol), urk. Saal 1331. Urkb. I, 441; magy. Sälya. Gr.-K. Sona, Schone W, Schöna 1733; d. Schönau (ss. vgl. W: Schinen), urk. Schöna, Schena 15. Jahrhundert, Urkb. I, 381. Interessant ist, daß rum. o, nicht etwa e erscheint; magy. Szepmezö. Gr.-K. In der Nähe von Blasendorf. Ein zweites Dorf dieses Namens: Sona, Schöna 1750, ISona 1733; d. Schönau; magy. Sona, Gr.-K. In der Nähe von Reps. W 242: „ist nun ganz walachisch." Sorostin; d. Schorsten, Schoresten, urk. Sorosthen 1494. Schoresthen 1495. Sprdm. 133; 141; magy. Sorostely. U.-W. Spring oder Spring % auch 1750 und 33 d. Gespreng B, urk. Spring 1309. Urkb. I, 252, Spreng 1380, Spryng 1388 eb. IL 526, 623; magy. Spring. Die rum. Form kann ebensowohl auf die ss. als auf die magy. zurückgehen. U.-W. Sulumberg, Sulemberc B, Schulenbergy W, Schilemberg 1750,' Soleunberg 1733: d. Schönberg, urk. Sconberg 12807 Urkb. I, 141. Schonberg 1374 eb. II, 433. Schonperg 1483. Sprdm. 98. (Diese urk. Formen sind interessant wegen des o, vgl. Sona.) Für den ersten Bestandteil des rum. Namens weiß ich keine Erklärung zu geben; magy. Lesses. Gr.-K. Sura-mare: d. Grosscheuern, urk. Grossenwren, -schwren 1465. Sprdm. 78. (Vgl. auch surä im Glossar); magy. Nagy-Csür. Eine Ableitung vom Magy. ist fast undenkbar wegen des c. H. 1 — 238 — Sura-micä, schon 1794 Stinghe, Doc. II, 99; d. Klein-Scheuern, urk. Cleynschwren 1465. Sprdm. 78, Cleynsehwrm 1468 eh. 83; magy. Kis-Csür. H. Toarcla, Torkla 1733; die gew. rum. Bezeichnung ist Prejmer; d. Tartlau, Tartlen (ss. vgl. W: Tuortlen), urk. Tharcla 1332. Wolff, DSN 11. Tartlaw 1329. Urkb. I, 431. Torthlew 1387. Urkb. II, 614. Wir hätten demnach schon für das Ss. sowol den o-Laut als auch kl für tl belegt. Vgl. auch Personennamen wie Tortler 1505, Tuartler (ss.) 1765. Kisch, BFN 30. — Magy. Präzsmär. Kr. Tichindeal B (Cichindeal scheint mir bloß altertümliche Schreibung zu sein; vgl. Cipariu etc.), Czikingyeal 1750, Ozi-kindäl 1733; d. Ziegenthal, urk. Chekendal 1350. Urkb. II. 74; magy. Czikendal. H. Valendorf oder Voldorf, ValdorW, Valendorf 1794. Stinghe. Doc. II, 105. Valendorf 1750. (Wolffdorff 1733); d. tWohldorf, ss. Wöl-, Waulderf, urk. Waldorf 1396. Noch im Beginn des 18. Jahrhunderts wechselt Wal- mit dem jüngeren Woldorf. Wolff. Dn. 99. Daraus erklärt sich auch die zwiefache rum. Form. — Magy. Voldorf. Kr. Vältit, Valhit 1794. Stinghe, Doc. II, 113, (Valhid 1750 und 1733); cl. Waldhütten, urk. Walthyd 1343. Sprdm. 15. (Daneben Valdhuttin etc. Urkb. II, 749.) Man könnte zum Vergleich anführen, daß 1751 in einer rum. Urkunde der Name eines sächs. Königsrichters als Valtiter (= Waldhütter) erscheint. (Stinghe, Doc, I, 220); magy. Valdhid. Gr.-K. Vilcindorf, Welkendorff 1733 (worin der Laut i nicht wiedergegeben werden konnte); d. Wolkendorf, ss. Wülken-. Woulkenderf. (Vgl. Wolff, Dn. 100); urk, Wolkendorf 1369. Sprdm. 25. -ff. 1447 eb. Die rum. Form muß auf ein älteres ss. *Wülkendorf zurückgehen. — Magy. Volkäny. Gr.-K. Vingard, auch 1750, Wingardt 1733; d. Weingartskirchen, urk. Uingard 1435. Wingart 1443. Vingarth 1447. Sprdm. 55. Vingardch 1388. Urkb. II, 623. Zum auslautenden d vgl. auch Scheiner, Ma. § 34, 5. — Magy. Vingärd. U.-W. Vintul de Jos. Vincz 1750 und 1733: cl. Unterwinz, urk. — 239 — Vinz 1309. Urkb. I, 242. (Daneben Wynch, Winc, Wynz etc. eb. 612); magy, AI vincz. U.-W. Viscri, (Ghiscrici, Vischir B); d. Weisskirch, urk. Veyss-kirch 1432. Sprdm. 54. (Vgl. auch ss. kirich = Kirche. ' Wolff, Dn. 101). — Magy. Fejeregyhäz. Gr.-K. i Vorumloc, Vurmlocu B, Vormloc 1787. Pusc, Doc 136, Vurmloc 1798. Stinghe, Doc. II, 152, Vorumblok 1750, Vorum-lok 1733; d. Wurmloch, urk. Bormloch 1357. Sprdm. 22. Wurmloch 1357. Urkb. II, 146. (Interessant ist der Wechsel von anlautend b und v); magy. Baromlaka. Gr.-K. Vurpär, Vulper B (mit Dissimilation), Bulper B. Verper 1750, Vorper 1733; d. Borgberg, urk. Burgberg 1248. Urkb. I. % 77. Burperg 1317. Urkb. I, 329. Burchperg 1380. Sprdm. 28; magy. Borberek. U.-W. Vurpär, Vurper B, (Vurpur W), Vurpär 1792. Stinghe,* Doc II, 60. Verper 1750. Wurberg 1733; d. Burgberg, urk. Burchberg 1465. Sprdm. 78. Burperg 1350. Urkb. IL 74. 75 (wiederholt); magy. Vurpod. H. Dritter Teil. Phonetisches. Die lautlichen Vorgänge, die hier zur Besprechung kommen sollen, zerfallen in zwei Kategorien: 1) solche, die ihre Begründung ausschließlich in der Phonetik des Rumänischen finden, z. B. der Ubergang des unbetonten a in ä, des eh im Auslaut in f >> v > ü etc. 2) solche, die bereits in dem betreffenden deutschen Dialekt, aus welchem die Entlehnung gemacht wurde, vorbereitet waren; hierher gehört z. B. ohne Zweifel der Übergang von s in s. Die beiden Kategorien lassen sich indes nicht ganz scharf von einander scheiden. Ich behandle sie daher nicht getrennt, weise aber überall da, wo mir die zweite vorzuliegen scheint, darauf hin. — 240 — Ich bemerke noch, daß von durchgehenden phonetischen Kegeln bei der großen Verschiedenheit der Zeit der Entlehnung, der Verbreitung der entlehnten Wörter und der deutschen Dialekte, aus denen entlehnt worden ist, selbstverständlich nicht überall die Rede sein kann. Es lassen sich jedoch bestimmte, mit einer gewissen Regelmäßigkeit wiederkehrende Erscheinungen feststellen, gewisse mehr oder weniger stetige Tendenzen bei der Zurechtmachung des entlehnten Gutes. Sie sind naturgemäß in den älteren Elementen, besonders auch in den Ortsnamen, strenger durchgeführt, während die jüngeren eben durch eine gewisse lautliche Ungefügigkeit als nicht recht eingebürgert gekennzeichnet sind. I. Vokale, 1) Unbetontes a geht in ä über, regelmäßig in den mit rum. Suffixen versehenen Lehnwörtern und in den rum. Ableitungen,* z. R.: räfpelt, Cälvasär, Vältit: — bäncutä, fältuesc, fascuta, glajer, glajitä, laibärel. 2) ä > ea (e), betontes a geht unter Einwirkung eines vorhergehenden 1, r in Verbindung mit anderen Konsonanten, ferner nach s-Verbindungen, vereinzelt auch nach anderen Konsonanten in ea über, welches, wenn es den Ton verliert, als e erscheint, z. B. cleapsä, clepsesc, cotofleant, fleandurä, streaf (neben straf), sneaps, steamp stempär, stempuesc, steand, steangä, streang strengar, heac (neben hac), leat (neben lat). Zum Vergleich füge ich hinzu, daß das deutsche Wort Standrecht in einem Dokument von 1815 charakteristischer Weise als steandrecht erscheint, (Vgl. Pusc, Doc. 183: cei ce calcä plaiurile adecä trec preste plaiü sunt vinovati de jucleeata steandrecht). Anmerkung: Den Übergang von -dal in -deal in den Ortsnamen halte ich für volksetymologisch und rechne ihn daher nicht hierher. 3) 0 = ä, unbetontes deutsches e (= a) erscheint rum. außer in den Fällen, in welchen es in i übergeht, als ä: gäbur, r — 241 — ghinärar, izänban, lagär, laibär, recäl, croapänä, Cälvasär. lacäsdorf. 4) e > ä, unbetontes e geht nach Labialen, ferner dialektisch auch nach r, z in harter Stellung in ä über wie in lat. Elementen: värbung, bärbunc, bärbuncä; mold. kann dies ä in a übergehen: barbunc; rägutä, räteresc, zätar; bei den Ortsnamen zeigt sich dieser Vorgang in den mit -berg, -perg zusammengesetzten: Chirpär, Selimbär, Vurpär. 5) e i, unbetontes e geht nach palatalen Lauten, auch nach (wahrscheinlich ebenfalls) palatalem t sehr häufig in i über: chiborean, ghiric, stipuesc; Ghijasa, Birghis, Metisdorf^ Motisdorf, Petisdorf, Retisdorf. 6) e 7> ea (a) lautgesetzlich in Ghijasa, weil betont und in harter Stellung; in sneap (neben snep) aus ss. oh hervorgegangen. 7) e (o) >> o in cliompfär, forgat infolge der benachbarten Labiale, in bandol wahrscheinlich aus gutt. -ol entstanden. 8) i > i, i geht dialektisch nach r und t in i über wie auch in lat. Elementen: strimf, betircricter, sfintic, spatir, toctiglä, tiglä, timbrä, Altina. 9) i > e (ie): belhitä, selboc, gliedä, raspiel. 10) o >> oa, betontes o geht unter der Wirkung eines folgenden ä oder e in oa über, in älteren Elementen, z. B. androacä, troacä, Cloasterf (vgl. auch Cloaster). Anmerkung: Der Mittellaut zwischen o und a, der im Ss. vorkommt, wo er in der Regel mit ä oder o bezeichnet wird, erscheint im Rum. als oa: coastän, croapänä, joagär, Toarcla; in unbetonter Silbe geht oa wie gewöhnlich in\> über: jogar. Ein ähnlicher, weiter nach o liegender Laut des Ban.-Deutschen und der österreichischen Dialekte, denen die Soldatenwörter entnommen sind, erscheint betont als oa oder o.. unbetont als o: floastär, hoalbä, holbä, loagär, roast, obsit. pocompos, ponvon, silboc, spogot, somot, toctiglä. 11) o > u, unbetontes o geht in älteren Elementen in u über, z. B. Apusdorf (aus älterem Aposdorf), Dupusdorf; in Weigand, 10. Jahresbericht. 16 1 — 242 — Hunclorf aus Hondorf haben wir denselben Ubergang unter Einwirkung des folgenden n -f- cons. 12) in alten Lehnwörtern aus dem Ss. erscheint u gefolgt von r oder 1 als i, worin man wol richtiger Vokalentwicklung aus silbigem r, 1 zu sehen hat, als Ubergang von u > i, z. B. pirgar, Birghis, Vilcindorf. 13) u">o; u erscheint in jüngeren Elementen bisweilen als o, besonders in der Nachbarschaft eines n oder r, was sich aus der offenen Aussprache des u in den betreffenden deutschen Dialekten erklärt; z. B. fispont, forman, laTutoc, stalonc, vorboncas. 14) ü erscheint als i, falls es so schon im betreffenden deutschen Dialekte ausgesprochen wurde, z. B. crigäl, grinspan. strimf, tinhelt etc. Echtes ü wird durch iu wiedergegeben: frustiuc, stiuc, stiurt; surä geht entweder auf eine nicht-umgelautete Form zurück oder es ist das t, wie auch sonst in s aufgegangen. 15) Der Diphthong ei erscheint bisweilen in unbetonter Silbe als e oder i: blevais, clenoduire, clinoid. izänban, slefui, slifui, 16) Vokalharnionie: a) Progressive Yh.: bruncrut. cozondrac, cozondroc, flostorar, päträntas, ratälesc, somot, Hundrubehi, llimbav, Mucundorf, Vilcindorf. — b) Regressive Vh.: cotofleant, egzitir, igzitir, finic, hirincä, pocompos. vorboncas, Aposdorf (1733), Duposdorf (1750). 17) Bisweilen kommt Aspiration des anlautenden Vokals vor, eine auch sonst geläufige Erscheinung: z. B. handroe. hopsit. II. Konsonanten. 1. Labiale. a) b "> v; b erscheint als v in dem zweimal vorkommenden Dorfnamen Vurpär aus Burperg (Burgberg). Der Vorgang scheint bereits ss. zu sein, vgl. altss. Schreibungen wie: sybenn wyrgenn (1525), Sprdm. 177, und Reewer (Räuber) (1536;, — 243 — eb. 196, Virthalm (1359) neben Byrthalm. (Spirant. Aussprache im Moselfränk.) b) w *> b; w geht in b über in bärbunc, berbun etc. durch Assimilation an das folgende b; nach 1 in Cälbasär, silboc (vgl. aber auch magy. silbac); in manebre. c) b, v >> gh; b, v gefolgt von i geht dialektisch in gh (g) über: ghilt, Berghin, GhTertan, Ghhnbav (ginibaf), Ghirbom. Ighisdorf, Ghiscrici (neben Viscri). (Vgl. auch Wg., Jb. VIII. 315, gimbaf.) d) Das schriftd. b erscheint besonders anlautend öfters als p. (In banater und anderen Lehnwörtern erklärt sich dies durch die stimmlose Aussprache des Oberdeutschen. Merkwürdig ist es in ss. Elementen, bei denen man vielleicht Beeinflussung durch das Oberclt. voraussetzen muß): pirgar (schon urk. purger geschrieben, neben burger = rum. burgar), pleü (auch bleu), paor, paorat, picsä, poeäräi, ponvon; auch inlautend: raipelt, supertäl. e) pf erscheint inlautend vor Konsonanten meist als f, auslautend als poderf: chifla, chiflar, cotofleant; steamp, strimf. In cliompfär hat sich inlautend das p erhalten, weil es in der Verbindung m-f geschützt war. 2. Gutturale. a) ch "> h *> f, v, ü; ch geht in einigen Fällen im Auslaut und vor t in f über, das im Auslaut auch erweicht als v erscheinen und dialektisch in ü übergehen kann (vgl. Wo\. Jb. III, 228; IV 283). Beisp.: blech > blef > bleu, plech > plef, plev > pleü, Schuch > suf, Ghicht > ghift. In den Ortsnamen erscheint -bach als -bav (baf): Besimbav, Crisbav, Ghimbav (gimbaf) etc. (In Hamba ist das' v ausgefallen). Vor Suffixen, die mit e anlauten geht dies v in s über, z. B. Ghimbäsel, Hämbäs[e]anu (vgl. vätaf, vätäsel). b) h, K >> c; gutt. wie palat, ch gehen in jüngeren Elementen im Auslaut und vor t, welches besonders auslautend auch abfallen kann, in c über, z. B. ainmoct. betircrictu, ghiric. haptac, laintoc, silboc, toctiglä, tricter, tucaos. 16* r — 244 — — 245 — c) der Hauchlaut h ist in c übergegangen in cozondroc. d) rum, g für d. k: cTofligar (neben ciuflicar), blang (neben blanc), rägutä regrut, vingälac (der Wechsel ist bereits dialektisch deutsch). e) g wird im Auslaut stimmlos in bärbunc, berbuncä etc., sai'troc, brulinc. 3. Dentale. aj tr erscheint als dr in cozondrac und madrat (neben matratä), weil schon im Deutschen stimmlose lenis. b) d wird im Auslaut stimmlos (wie bereits im Deutschen), z. B. punt, tringhelt. 4. Zischlaute. a) s ^> s, j; s erscheint besonders in ss. Elementen, aber auch in anderen, als s, beziehungsweise anlautend vor Vokal und inlautend zwischen Vokalen als j (z), z. B. fäscutä, glaje, gläjer etc., jit, joagär, jetuesc; fester, lloastär, sustär etc. Casolt, Cloasterf, Dupusdorf, Ghijasa, Ibisdorf etc. (vgl. auch Cloaster). — Anm.: Im Ss. ist westgerm. s anlautend vor Vokal und inlautend zwischen Sonoren stimmhaft geworden; s anlautend vor Kons., s nach r und altes sk erscheint als s (vgl. Kisch, Beitr. XVII, 347ff: Die Bistritzer Mundart verglichen mit der moselfränkischen § 32 a). Daß ferner das ss. s eine breitere Aussprache hatte, geht, wie mir scheint, auch aus folgenden Beispielen hervor: 1536 finden wir tys für Tisch, czwissen für zwischen geschrieben (Sprdm. 202). In einem anderen Dokumente vom Jahre 1649 wird rum. Jude durch Sude wiedergegeben. (Iorga, Sate 122 Note). Umgekehrt erscheint s als sch in Perschonen 1616 (Iorga, Soc. Bras. 38 etc.). b) In einer Reihe von Wörtern erscheint anlautend neben sp, st — sp. st, z. B. spatiresc (neben spatir), spit (neben spiturä) stofä (neben stofä) etc. c) zw im Anlaut erscheint als sf in dem einzigen Bsp. sfant ''sfantih, sfintic): schw als f mit Abfall des sch in Fiser. 5. Anaptyxis. Zwischen n und r wird bisweilen ein d eingeschoben: chindros, zwischen m und r oder 1 ein b: timbrä, Vorum-bloc (1750). 6. Metathese. a) M. neben einander stehender Konsonanten: cluscä (clucsä); b) entfernterer Kons.: bandraburcä (brandaburcä), felderä (ferdelä), lecär (recäl), potrocol. 7. Assimilation. Fofeldea (aus Hofeld), bärbunc (neben värbung), goglistat (kogel + statt). — In einigen Fällen in denen b das vorhergehende n in m oder t in d verwandelt ist die Assimilation bereits deutsch: Ghimbav (vgl. Vidembach), Haniba (vgl. Hambach), Rodbav (vgl. rudbach) etc. 8. Dissimilation. > ratälesc (aus rateresc), laibär (aus leibel), filar (aus Führer), Vulper (aus Vurper, Burgberg). 9. Ausfall von Konsonanten. a) Wenn Nasal, Liquida oder Zischlaut mit zwei anderen Kons, zusammentreffen, fällt einer von diesen aus, z. B. chirvaT, fispont, silboc, tringhelt, tinhelt, Chirpär, Calbor, Cälvasär. b) r fällt in Gruppen von drei Kons, und vor Kons, durch Dissimilation, falls im selben Worte noch eine r-Verbindung! • vorkommt, z. B. foster, Dostat, Feusdorf, Metisdorf Motisdorf, Petisdorf, fotragä. c) n vor g ist ausgefallen in hegher (neben hengher. hingher), stälog (neben stalonc). In plencher ist 1 durch Dissimilation ausgefallen. III. Kontraktion und Ausfall von Silben. Die Kontraktion ist in den meisten Fällen schon im Deutschen in der Aussprache vorhanden gewesen, z. B. Bendorf — 246 ....... (vgl. bendorf urk. neben Bägendorf), Ghimbav (Vidembach), Casolt (Kastenholz, Casteholz). Bisweilen kommt besonders in jüngeren Elementen auch Ausfall ganzer Silben oder Verstümmelung längerer Wörter vor. z. B. crump, forgat, cotofleant, viclibus. IV. Volksetymologie. brincutä aus bruncut nach brincä, cäprar aus Korporal nach caprä: manegre und manegurä (Manöver) mit Anlehnung an negru und negurä. Ortsnamen: In Bundorf (Bodendorf, Buddendorf) kann Anlehnung an bun oder Kontraktion vorliegen; Frlua aus Frauen(dorf) nach friü; Noustat aus älterem X -än: coastän; fem. -änä: croapänä. — c) -en > -in: castin, clichin, clicin, coastin, crihin: fem. -inä: clichinä, rozinchinä. — d) -en -nä: stolna. 2) -el; — a) -el = -el: candel, raspiel, spentel, strudel. — b) -el >> -äl: bachendäl. crigäl, pincäl, recäl, snitäl. spentäl, — 247 — stempäl, supertäl. — c) -el > -är: laibär (Dissim.), lecär (Metathese)). — d) -el *> -il: stimpil. — e) -el>-ol: bandol. — f) -el > -la: chiflu, oblu; fem. -lä: cahlä, chifla, crigiä, gaplä, stiflä, suflä, sveblä, toctiglä, tiglä. — g) -el > -elä: ferdelä. 3) -er; — a) -er =-■— -er: beTcher, belfer, betircricter, cafer, chelner, erontaler, maier, mester etc. — b) -er *> -är: cliom-pfär. cufär, filär, floastär, lagär, luncar etc. — fem. -ärä: cobärä, tucärä. — c) -er *> -ir: henghir (vgl. auch Cloastir). — d) -er>ru: capelmatstru, fosmaistru etc.; fem. rä: timbrä.— e) nach Vok. ist das 9 gänzlich geschwunden in dem mehrfach entlehnten Wort „Bauer'': gäbur, paor, paur, paure (vgl. auch chibor-ean). — f) in folg. Fällen ist an die Stelle des d. -er das rum. Suffix -ar, nach Palatal -er getreten: burgar, creitar, drucar, jogar, pirgar, zetar; fälcer, fieser (älter flesear), gläjer, hingher. 4) -ung erscheint in den wenigen Beispielen in sehr verschiedener Gestalt: bärbunc, berbun, bärbuncä, värbung, verbunc, verbunca, rostung, stälog, stalonc. Anhang: Über den Auslaut der übrigen Wörter gilt etwa Folgendes: Wörter, die auf Konsonanten endigen, bleiben im Auslaut meist unverändert und werden als Mask. oder Neutr. behandelt, z. B. androc, betirc etc. (Über die Veränderungen, die einzelne Kons, im Auslaut erfahren, vgl. II. Kons.). Mitunter werden sie aber durch Anfügung der Fem.-Endung -ä in Fem. verwandelt, wobei das ä auch lautliche Veränderungen im Wortinnern hervorrufen kann: andro-acä, corfä, stofä, techirä; in glaje und tichire haben wir_e wegen des vorhergehenden z beziehungsweise r. Fem. Substantiva auf -e werden meist ebenfalls als Fem. auf -ä behandelt, z. B. bortä, farbä, halbä etc.; bisweilen auch als Mask. oder Neutr. mit Ausfall des -e: herberg, nit, pa-trontas, sterc etc. In einigen lallen tritt völliger Schwund unbetonter Endungen ein, z. B. cartof, cozondrac, dril, sfant, vingälac etc. Vokalischer Auslaut liegt vor in: blaiü, cafeiü, chirvai, letiü, poeäräi, slingherai. 248 — — 249 — Häufig ist auch die Anfügung von rum. Suffixen, besonders von Diminutiysuffixen, z. B. ariste, chiborean, fäscutä, grositä etc.; in ghinärar ist die Endung -al durch das rum. Suffix -ar ersetzt. Sämtliche Verba nehmen die Endung -esc, beziehungsweise -uesc an (mit Ausnahme von räterez neben räteresc) z. B, clepsesc, slefuesc, stipuesc. verbuesc etc. Anhang. Behandlung des Grundwortes in den zusammengesetzten Dorfnamen. 1) -au, urk. -a oder -aw, ss. -a (eida = Eidau, vela — Weilau, vändo = "Windau. Kisch. BFN, 27, 31), rum. a: Sona (der Name Zweier verschiedener Dörfer), Toarcla; hierher gehört wahrscheinlich auch Altina. 2) -bach, urk. -bach, ss. -bo%, rum. -bav (-baf): Besimbav. Crisbav, Ghimbav, Holbav, Ilimbav, Rodbav, Rotbav. (Da schon 1750 Hambav, Ilimbav, Rodbav, 1780 Crisbav und Ghimbav belegt sind, so erscheinen Formen mit auslautendem ch oder c mindestens als zweifelhaft, als durch deutsche oder magv. Schreibweise beeinflußt). Ausnahmen: Haniba (bereits 1733, dagen 1750 als Hambav belegt, vgl. auch Hämbäsan); Holbab (mit Assimilation) 1750; Porumbac (falls die Ableitung von Bornbach richtig ist) (Volksetymologie). 3) -bäum, urk. -boni, rum. -bom: Ghirbom. 4) -berg. urk. -berg, -bergh, -berch, -perg. ss. -bri# (vgl humbrix, Hanenberg. Beitr. XVII, 383), rum. -berg, -berc, -her, -bar, -per, -pär: Sulumberg oder -berc, Selimber oder -bar, Chirper oder pär, Vurper oder -pär, Vulper oder Vurpär. 5) -born, rum. bor: Calbor. 6) -bühel, urk. puchlen, ss. -be^ol (Beitr. XVII. 368). rum. bechiü (beK): Hundrubechiü. 7) -thal, urk. -dal. ss. -In, rum. -deal: Gherdeal, Merghindeal, Tichindeal. (Diese Formen sind schon in den nach magy. Schreibweise wiedergegebenen: Gyergyal 1733 und 1750, Mer-gindyal, Czikingyal 1750 bezeugt); Ausnahmen: Mighindola } ' und Rondola, -dela, beruhen vielleicht auf späteren Formen l von -dal; in Agnita fehlt ein ursprüngliches -dal vollständig. (Alle übrigen Formen keruhen auf ungenauer Schreibung). 8) -dorf, urk. -dorf, -dorff, ss. derf, drf, drof, rum. dorf: Aldorf, Apusdorf, Ben dorf, Bundorf, Dupusdorf, Hendorf. Hundorf, Jacäsdorf, Ibisdorf, Ighisdorf, Mesindorf, Metisdorf, Motisdorf, Mucundorf, Petisdorf, Richisdorf, Retisdorf, Saldorf. Valendorf, Vilcindorf. — Schon 1733 und 1750 finden wir -dorf, -torf (meist mit ff geschrieben). Dagegen erscheint bei Windisch (1790), außer in Aldorf, merkwürdigerweise überall 1 -dor oder sogar -du (vgl. Marteschdu für Metisdorf). — Die neuss. Form -derf erscheint im einzigen Beispiel Cloasterf. — ! In mehreren Fällen fehlt -dorf im Rum. vollständig, z. B. Felta (Felsendorf), Friua (Frauendorf) etc. 9) -feld, urk. feld, ss. feld, rum. feldea: Fofeldea. i 10) -garten, urk. gard etc., rum. gard: Vingard, Bun- * gard. 1.1) -hausen, urk. -husen, -hws, ss. -essen, -heousen, rum. us: Netus, Sasäus. 12) -holz, urk. holz, rum. -oft: Boholt, Casolt. 13) -kirch, urk. -grech, -kyrch, kyrg etc., ss. kcir# (Beitr. XII, 130), rum. -crihi, -cri (crici, -chir): Nocrihi, Viscri (Ghis-crici, Vis chir). 14) -loch, urk. loch, rum. loc: Vorumloc, 15) -stadt, urk. stadt, statt etc. ss. -stet (vgl. Dirstet), rum. : stat: Dostat, Noistat, Sälistat. (Daneben finden sich auch Formen mit s, die vielleicht nur auf ungenauer Schreibung beruhen: Dostat, Noustat, Selistat). 16. -wasser, urk. -wasser, ss. -vasr (Beitr. XII. 117), rum. * vasär (basär): Cälvasär (Cälbasär). — 250 — 251 — Literatur und Abkürzungen. altss. = altsiebenbürgischsäehsich. Ban. = Banat. Bar. = S. P. Barcianu, Wörterbuch der rumänischen und deutschen Sprache, ]Hermannstadt. Beitr, = Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, begr. von H. Paul und W. Braune: a) XII, 113ff.: A. Scheiner, Die Mediascher Mundart; b) XVII, 347ff: G. Kisch, Die Bistritzer Mundart verglichen mit der mos elfr änkis eben. Bib. Pp. = I. G. Bibicescu, Poesii populäre din Transilvania, Bucuresci 1893. Buk. = Bukowina. Cihac II == A. de Cihac, Dictionnaire d'etymologie daco-romane, Francfort sM 1879. Clemens = A. Clemens, Kleines walachisch-deutsches und deutsch-walachisehes Wörterbuch. Hermannstadt und Kronstadt 1823. Dame = Fr. Dame, Nouveau dictionnaire roumain-francais, Bucarest 1895 (4 Bde.). ])., d. = deutsch. 1000 Doine = 1000 Doine, strigäturi si ehiuituri culese de mai multi invatätori zelosT, Brasov 1891. Dug.-Op. ■ - Are. Dugan-Opait. Deutsche Sprachelemente in der Bukowina (Hs.). Et. = Etymologie. Fr.-C. = T. Fräncu si G. 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' lorga, Studii = Studii si documente cu privire la istoria Romlnilor, I—IV, Bucuresti 1901—02. Keintzel NI = G. Keintzel, Nösner Idiotismen, Bistritz 1897. Kisch BFN = G. Kisch, Bistritzer Familiennamen, Bistritz 1897. Kisch NW = G. Kisch. Nösner Wörter und Wendungen, Bistritz 1900. Kluge = Fr. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 5Strassburg 1894. Kl. Wal. = Kleine Walachei. Krämer = Friedr. Kramer, Idiotismen des Bistritzer Dialektes. , (Programm des ev. Obergym. A. B. zu Bistritz, 1875—77), Laur.-Mass. = A. T. Laurianu si I. C. Massimu, Glossariü, Bucuresci 1871. L. B. = Lexicon Valachico-Latino-Hungarico-Germanicum, Budae 1825. Liuba-Iana = S. Liuba si A. Jana. Topografia satului si ho- tarului Mäidan, Caransebes 1895. Mändrescu = S. G. Mändrescu, Elemente unguresti in limba romänä, Bucuresti 1892. - 253 — Mold. = Moldau. Moldovan = S. Moldovan, Tara noasträ, Sibiiu 1894. Molnar = Johann Molnar, Deiitsch-walachische Sprachlehre, Wien 1788. Munt. Doine = Stefan Muntean, 100 Doine si strigäturf, Brasov. Munt. Mon. = I. Muntean, Monografia economica-culturalä a comunei GhirariuIuT, Sibiiu 1896. Nf. == Nebenform, neuss. = neusiebenbürgischsächsisch. Pop.-Bän. = I. Popovici-Bänäteanu, Din viata meseriasilor, (Bibl. pt. toti Nr. 23—24.)' Pop, Born. = I. Pop-Reteganul, Romänul in sat si la öste, Gherla 1899. Pop Pov. = I. Pop-Reteganul, Povesti din popor, Sibiiu 1895. Pusc. Doc. = I. Puscariu, Documente pentru limba si istoriä, ' I, Sibiiu 1889.' Räd.-Cod. = Rädulescu-Codin. 0 seamä de cuvinte din Muscel, Cämpulung 1901. Sieb. = Siebenbürgen, ss. = siebenbürgisch-sächsisch. Sprdm. = Fr. Müller, Deutsche Sprachdenkmäler aus Siebenbürgen, Hermannstadt 1864. Stinghe, Doc. = St. Stinghe, Documente privitoare la tre-cutul Rominilor din Sehet, I und II, Brasov 1901 und 1902. Stinghe, Sehkejer = St. Stinghe, Die Sehkejer oder Trokaren in Kronstadt, Leipzig 1900. Säin. I = L. Säineanu, Dictionar germano-romän, Bucuresti 1887; cv5 II = Dictionar romäno-german, Buc. 1889. Sez. = A. Gorovei, Sezätoarea. Tiktin — H. Tiktin, Rumänisch-deutsches Wörterbuch, Bukarest 1895—1900. urk. = urkundlich. Urkb. = F. Zimmermann und C. Werner, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Hermannstadt 1892 (2 Bde.). Viciü = A. Viciu, Glosariü de cuvinte dialectale, Blai 1899 Wal. = Große Walachei. Wg. Jb. = G. Weigand, Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache, Bd. III—VIII, Leipzig 1896—1902. Wolff, Vorarb. = J. Wolff, Vorarbeiten zum siebenbürgisch-deutschen Wörterbuch (Archiv des Vereins für sieb. Landeskunde. N. F. Bd. 27). Zorca = J. Zorca, Monografia comunei Vlädeni, Sibiiu 1896. Berichtigung: S. 143 Z. 20 lies „nehmen noch 1291 neben den Adeligen, den Seklern und Sachsen auch die Rumänen teil". — 255 — Mihail Eminescus Leben nntl Prosaschriften von Joan Scurtu. A. Eminescus Leben und öffentliche Tätigkeit. I. Biographische Quellen. Eminescus Zeitalter. Eminescus Abstammung und Familie. Zu einer wissenschaftlichen Monographie Eminescus fehlen noch immer die notwendigsten Bedingungen: eine vollständige Ausgabe seiner Werke und die grundlegenden Vorarbeiten in Bezug auf das bio- und bibliographische Materiah Was nun die vorliegende Abhandlung betrifft, so soll sie keineswegs eine vollständige und abschließende Monographie Eminescus bilden, sondern nur einen Versuch in dieser Richtung. Ein zweiter Teil, der Eminescu als Dichter behandeln wird, soll im nächsten Jahre folgen. Ich gebe im folgenden eine kurze Darlegung der biographischen Quellen und Nachrichten über unseren Dichter, die mir teils zur Verfügung standen, teils infolge eigner Forschungen erschlossen worden sind. Selbstbiographische Notizen oder Bekenntnisse Eminescus fehlen uns gänzlich. So wenig Interesse hat der Dichter für sein äußeres Leben gezeigt, daß er selbst seinen Geburtstag vermutlich unrichtig angegeben hat (Ed. M. 309). Diese Interesselosigkeit für sich selbst und für sein Schicksal einerseits, andererseits aber sein bewegter Lebensgang, voll harter Kämpfe ums Dasein, verbittert durch Not, Krankheit, schließlich sein zweimaliger Wahnsinn und sein früher Tod — alle diese Umstände mußten ihm eine ruhige, schriftstellerische oder gar autobiographische Beschäftigung unmöglich machen. Es kommt noch in Betracht die zurückgezogene, verschlossene Natur und die eigenartige Bescheidenheit, woraus sich seine äußerst wenig mitteilsame Haltung auch den ihm sehr Nahestehenden gegenüber erklärt. ^ Wir besitzen von der Hand Eminescus nur einige Briefe: sechs an J. Negruzzi (C. L. XXV, 903, XXX, 1); fünf (von geringem Interesse) an Fr. Cornelia Emilian (Scr. XIII, XXIII, XXV, XXXIII, XLV) die während seiner Krankheit 1887 geschrieben sind; einen aus demselben Jahre an V. G. Mortun (P. s. V.) einen (höchst interessanten, leider aber nur fragmentarischen) an J. Vulcan (F. XXXV, 301) und einen (gleichfalls sehr wichtigen) an einen ungenannten Freund in Jassy (Vlah. CI. d. 1. 193). Reichlicheres Material bieten seine Werke und besonders seine öffentliche Tätigkeit. Eminescu ist eine ausgeprägt subjektive Künstlernatur; eben dieser Umstand gibt seinem Schaffen auf den verschiedenen Gebieten der Literatur auch in biographischer Beziehung eine gewisse Bedeutung. Seine Gedichte sowohl wie seine Prosaschriften enthalten oft wertvolle Andeutungen über das Gefühlsleben, die Ideenwelt und die inneren Erlebnisse des Dichters. Besonders eine Novelle „Särmanul Dionis" (Nov. 31 ff.) scheint vieles aus dem Innenleben Eminescus wiederzuspiegeln, selbstverständlich in poetischer Form undN in phantasiegemäßer Behandlung. Der Held dieser Novelle, Dionis, hat mit der Persönlichkeit des Dichters manches überraschend Gemeinsame. Das wichtigste Material enthalten aber die offiziellen Aktenstücke aus Eminescus Tätigkeit als Bibliothekar und als Schulinspektor in Jassy, die bis jetzt noch nicht erforscht worden sind. Der Liebenswürdigkeit des Herrn S. Teodorescu-Kirileanu verdanke ich die Möglichkeit, diese Aktenstücke benutzen zu können. Neuerdings hat auch TeofiT Fräncu, ein — 256 — 257 — Freund des Dichters, manche interessante Nachrichten in der Kronstädter Zeitung „Gazeta Transilvaniei" in Siebenbürgen veröffentlicht (G. T. LXV, 1902 Nr. 85). Wertvolle biographische Quellen sind auch die Mitteilungen und Angaben anderer Freunde Eminescus. In erster Linie ist die biographische Skizze Maiorescus zu nennen. (Ed. M. Vorwort, Cr. M. 289ff.), die sowohl feste Tatsachen, als auch feine psychologische Bemerkungen enthält. Von gleicher Bedeutung sind die Angaben Caragiale's Vlahuta s, Negruzzi's, Slavici's, die ich im bibliographischen Teile der Abhandlung verzeichne. Ebenda nenne ich noch manche andere Quellen, unter ihnen besonders die „biographische Notiz des Hauptmanns Mateiu Eminescu, des Bruders des Dichters (B. p. t.) und die Denkschrift cl. Zeitschrift ..Fintina Blandusiei" (Div. 122 ff.). Hier erwähne ich nur zwei Versuche einer Biographie Eminescus: das Buch Petrascus (Mihail Eminescu, Studiu Critic. Bucuresti 1892, Seite 5—29) und die Abhandlung Cristea's (S. 3—22); beide Werke leiden an dem Nachteil, daß die Verfasser die Angabe der Quellen fast gänzlich vernachlässigen. Noch eine biographische Quelle muß ich hier besprechen: Es ist der Band von Briefen Henriette Eminescus an Frau Cornelia Emilian. Doch ist das Buch im großen und ganzen nicht eben glücklich zusammengestellt und daher nur in beschränkter Weise brauchbar und mit kritischer Vorsicht zu benutzen, da sich in ihm manche Angaben und Äußerungen befinden, die einer strengen objektiven Prüfung unterzogen werden müssen; die Briefe selbst sind sehr subjektiv, hier und da sogar befangen, wie es den Umständen nach, unter denen sie geschrieben sind, auch nicht anders zu erwarten ist; manche wieder gehören nicht in die Öffentlichkeit und es ist bedauerlich, daß sie veröffentlicht worden sind. Und nun eine allgemeine Bemerkung über die angegebenen biographischen Quellen: Die meisten sind von jeder wissenschaftlichen Kritik unberührt geblieben. Doch ist eine solche Kritik sehr notwendig, denn diese an Anzahl und speziell an Umfang nicht eben großen biographischen Angaben widersprechen sich gleichwohl oftmals, und nicht selten beruhen sie auf bloßen Vermutungen oder Legenden. * Außer den genannten Quellen habe ich — insoweit mir dies von Leipzig aus möglich war — auch eigene Forschungen angestellt. Ich habe mich zu diesem Zwecke privatim wie öffentlich (durch Zeitschriften und Zeitungen) an des Dichters Freunde, an die Universitätskanzleien Tn Wien, Berlin, Jena, an die Universitätsbibliotheken in Wien und Berlin, an die Universitätsbibliothek in Jassy und auch an andere Quellen gewandt, von denen ich annehmen durfte, daß sie etwas über den Dichter mitteilen konnten. Als eine Folge dieser Bestrebungen dürfte vielleicht auch die erfreuliche Tatsache angesehen werden, daß in der letzten Zeit das Interesse für den großen Dichter wieder einen mächtigen Aufschwung genommen hat. Herr Maiorescu hat der rumänischen Akademie in Bukarest eine bedeutende Anzahl Manuskripte Eminescus übergeben; ein neuer Band Gedichte ist daraus schon erschienen, andere werden in kurzer Zeit folgen und verschiedene Aufsätze über den Dichter sind veröffentlicht worden. Das Leben Eminescus (1849—1889) deckt sich mit dem Zeitalter, wo die wichtigsten politischen, sozialen und kulturellen Ereignisse für das rumänische Volk im XIX. Jahrhundert stattfanden, das gleich auf die Zeit des nationalen Wiedererwachens der Rumänen im Königreiche und in Österreich-Ungarn folgte. Es ist die Epoche der modernen Gestaltung Rumäniens als National- und Kulturstaat. 1859 ver- / einigen sich Moldau und Walachei zum Fürstentum Rumänien. *) Mit vollem Recht sagt daher die geschickte Übersetzerin Eminescus Frau Dr. Minckwitz: Die „Ungenauigkeit ist charakteristisch für den Wert des gesamten auf ihn (Eminescu) bezüglichen biographischen Materials, das von rumänischer Seite zur Verfügung steht. Für den Ausländer ist es geradezu unmöglich, aus diesem bunten Gemisch von Wahrheit und Dichtung Stoff zu einem klaren Lebensbild, oder selbst nur einer unanfechtbaren Skizze zu gewinnen,'- (Beil. z. M. allg. Zt^. 1900, Nr. 128.) Weigantl. 10. Jahresbericht. 17 — 258 — — 259 — 1866 bekommt das Land statt der einheimischen eine deutsche Dynastie und tritt dadurch mehr in die Reihe der europäischen Staaten. 1877, in dem russisch-rumänisch-türkischen Kriege erkämpft Rumänien seine völlige Unabhängigkeit; 1881 wird es Königreich. Mit diesen politischen Ereignissen eröffnet sich dem Lande ein neues staatliches Leben und eine neue Kultur. Das politische Leben bekommt als Grundlage eine der liberalsten Verfassungen Europas; die Kultur ist gleichfalls aus dem Abendlande eingeführt, und zwar aus Frankreich, wie auch die politischen Reformen. Es ist klar, daß nicht alle Resultate dieser neuen Einrichtungen günstig sein konnten. Sie waren rasch eingeführt, mit einer konsequenten Nichtbeachtung der tatsächlichen Bedürfnisse des Volkes und mit einem großen Optimismus kosmopolitischer Art, der in dem Liberalismus des Zeitalters lag. Besonders die kritiklose und nur oberflächliche Anpassung an die französische Kultur in allen Dingen — infolge des Einflusses der Angehörigen der oberen Klasse, die in Paris ihre Studien machten und größtenteils noch heute machen, — wurde bald verhängnisvoll für eine gesunde, ruhige, echt nationale Entwickelung des Landes.* Daher rührt eine große Anzahl von mißlichen sozialen und politischen Zuständen, denen die öffentliche (politische) Tätigkeit Eminescus sehr energisch entgegen strebte. Auf politischem Gebiete eine überliberale Konstitution für eine politisch noch gar nicht geschulte Masse und dadurch eine scheinbare Freiheit der unteren Klassen, in Wirklichkeit aber ein willkürliches Herrschen der oberen Klassen, deren Traditionen größtenteils .in den traurigen, durch und durch verdorbenen Zeiten der „Fanarioten" der griechisch-türkischen Wirtschaft zu suchen sind. *) Pompiliu Eliad „De l'influence francaise sur l'esprit public en Roumanie" Paris. Ernest Leroux 1898. Über die Anfänge dieses Einflusses, besonders vom literarischen Standpunkte aus, lorga, Ist. lit. rom. in sec. XVIII, I. Bd. 14 und II. Bd. 48ff. Auf kulturellem Gebiete — Einführung (ohne Maß, ohne Kritik, ohne Vertiefung, ohne richtiges Verständnis) einer fremden, der Natur des Volkes und seiner Entwickelungsstufe nicht entsprechenden Kultur, die nur oberflächlich nachgeahmt werden konnte und. wurde. Auf ethischem Gebiete zeigt sich vor allem Mangel an sittlicher Zucht, dafür machen sich Herrschsucht und Gewinnsucht breit, Luxus und Verschwendung nehmen überhand. Auf literarischem Gebiete — außer Alexandri und seinen Anhängern — ein fast ausgelebter, meist deklamatorischer Patriotismus, ein überschwenglicher Optimismus von der lockersten philosophischen Art; eine exotische Romantik oder eine eifrige Nachahmung der französischen Literatur; ein Kultus der Schriftsteller und des Publikums zu Gunsten des fremden und zu Ungunsten des Volksgeistes; in den höheren Klassen das Vorherrschen der französischen Sprache und Sitte und ein gewisses ironisches Herabblicken auf die rumänische Sprache und rumänische Denkart. Kurz: epochemachende nationale Ereignisse auf der einen Seite, auf der anderen eine Gesellschaft, die nicht reif und fähig war den Riesenschritt in der Entwickelung mitzumachen. Das ist das Zeitalter Eminescus, mit wenigen Strichen charakterisiert. In einem solchen Zeitalter hat Eminescu gelebt. Kein Wunder, daß eine idealistisch - romantische, melancholische, vielleicht sogar pessimistisch veranlagte Natur wie die unseres Dichters, am meisten die Schattenseite bemerkt und am wenigsten die Lichtseite seiner Epoche gepriesen hat. Ebenso ist es kein Wunder, daß sein Schaffen und sein Wirken, ja selbst seine Persönlichkeit am Anfang viele Feinde gehabt und doch schließlich einen ungeheuren Einfluß ausgeübt hat. Eminescus Abstammung. Über die Vorfahren des Dichters besitzen wir keine einzige sichere Nachricht. Es existieren bloß einige sehr wenig glaubwürdige, rein sagenhafte Nachrichten. Nach der einen soll ein Vorfahre Eminescus Türke gewesen sein, ein Kaufmann Namens Emin Effendi, 17* — 260 — der in der Moldau eine Rumänin heiratete (Petr. 6). Nach einer anderen soll der Vater Eminescus von einem schwedischen Offiziere Karls XII. abstammen. Dieser Offizier habe sich nach der Schlacht bei Pultawa in Suceava (Bukowina) niedergelassen und eine Rumänin geheiratet (Div. 122). Der Hauptmann Eminescu, der Bruder des Dichters erklärt (B. p. t. Vorwort) solche und andere derartige Versionen, als Anekdoten, ja sogar als Verleumdungen seiner Familie. DieFamilie Eminescus. Die verschiedenen Biographen geben über Eminescus Familie ungefähr folgende Nachrichten an, die ich durch einige briefliche Mitteilungen ergänze. (Briefe von den Herren Dr. J. GL Sbiera, Universitätsprofessor in Czernowitz, V. Bumbac in Suceava, J. Bumbac in Czernowitz.) Die Familie Eminovici* stammt aus der Bukowina, aus dem Dorfe Calinesti bei Itcani an der rumänischen Grenze. Nachkommen der Familie leben noch heute in diesem Dorfe, unter dem Namen Eminovici (briefl. V. Bumbac). Der Vater des Dichters, Georg Eminovici, ein Bauernsohn, ist 1812 in Clainesti geboren; er hat die 4 klassige Elementarschule in Suceava besucht. Dann trat er in den Dienst des Boiaren Ioan Ienacaki Cirstea in der Gemeinde Costina bei Suceava. Später befindet er sich als Verwalter („vätaf de mosie") im Dienste des Bojaren Bals von Dumbräveni, der reiche und große Besitzungen in der Moldau besaß und dessen Familie dem nationalen rumänischen Adel angehört. 1840 heiratete Georg Eminovici die 4. Tochter des Edlen Stolnicul Vasile Iurascu aus loldesti, der einer alten adeligen Familie der Moldau entstammt (B. p. t. Vorwort). *) Dieses ist der ursprüngliche Naine der Familie Eminescus, nach den Angaben aller biographischen Forscher (B. p. t. Vorwort; Div. 122ff.; Ed. M. 310; Petr. 7; Cr. 3). Den Namen Eminescu hat I. Vulcan dem Dichter gegeben (briefl.) und dann haben ihn die anderen Mitglieder der Familie angenommen. Unrichtig ist die Behauptung mancher Biographen (Div. 124), der Name Eminescu rühre von dem Prof. Aron Pumnul her; denn das Gedicht Eminescus auf dessen Tod ist noch „Eminoviciü" unterschrieben (Dr. Sbiera „Ar. P." 386). — 261 — Am 12. Mai 1841 bekommt er von dem Moldauischen Fürsten Mihail Grigore Sturdza den Adelstitel „Cäminar" als Auszeichnung „für die Dienste, die er dem Vaterlande zu verschiedenen Zeiten geleistet hat" (B. p. t. Vorwort). Schon vorher besaß er den Adelstitel Sulger, von dem wir aber nicht wissen, wann er ihm verliehen wurde. Nach dem Tode Bals's kaufte sich Georg Eminovici ein Gut J>ei Ipotesti, nicht fern von der moldauischen Stadt Botosani, wo Eminovici ein eigenes Haus besaß und mit seiner Familie öfters wochenlang weilte. Aus dem Ertrage seines Gutes unterhielt der tüchtige Landwirt fast alle seine Söhne an Hochschulen im Auslande. Uberhaupt galt er als ein Muster von Wirtschaftlichkeit im Kreise Botosani [Scr. LXX]. Er starb im Januar 1884 (Scr. XV). — Sein Leben und seine Tätigkeit zeigen uns George Eminovici als einen braven, energischen, offenen Menschen, von gesundem Verstände, der viel Liebe für seine Familie und für sein Vaterland hatte. I. L. Caragiale sagt von ihm: „er war ein sehr sympathischer alter Herr, witzig und originell/' (I. L. C. 13). Von der Mutter des Dichters haben wir sehr wenige Nachrichten. Sie hieß Raluca (Rarita) geb. lurasca und soll aus einer kränklichen Familie stammen; eine Schwester von ihr, die Nonne Fevronia lurascu soll an Schwindsucht gestorben sein (Cr. 3). Caragiale (N. s. Sch 13) schreibt: „Ich habe dann Eminescu gefragt, ob seine Mutter noch lebe. Die Mutter war gestorben; aber aus der niedergeschlagenen Miene mit der er mir antwortete, habe ich entnommen, daß mit ihrem Tode traurige Erinnerungen verknüpft waren, wie es bei einem natürlichen Tode nicht der Fall zu sein pflegt, nicht nur schmerzliche, sondern auch düstere." Nach diesen Angaben scheint die Mutter des Dichters eine leidende, vielleicht schicksalsbelastete Frau gewesen zu sein, zu der Eminescu, nachdem er sie bereits in zarter Jugend verloren, in unendlicher Liebe aufblickte, wie aus seinem tiefmelancholischen Gedicht ,,0 mamä . ." (0 Mutter; Ed. Sar. 131) hervorgeht. ,.0 Mutter, süße Mutter, aus Deinem schwarzen Gral) Rufst Du im Blätterrauschen zu Dir mich stets hinab. \ Akazien streuen Blätter auf Deine schwarze Gruft, i Und über Deinen Denkstein streicht hin die Herbstesluft. Der Wind bewegt die Zweige, verweht Dein leises Wort. Und ewig rauschen Blätter, und ewig schläfst Du fort." (R. Dicht. 168.) Herr I. Slavici, Eminescus Universitätsfreund, schreibt mir: „Indem er die ganze Welt liebte, liebte er niemanden besonders. Nur von seiner Mutter habe ich ihn mit Sehnsucht und Zärtlichkeit sprechen hören." — Auch in seinen Werken treten uns die Mütter als zarte, gutmütige, liebende und geliebte, leidende, diskrete Frauen entgegen, z. B. in Nov. 39. In der Familie Eminovici waren fünf Söhne und zwei Töchter (Div. 124). Der älteste Sohn war S erb an, der an der Universität Erlangen promovierte (als Dr. med.), aber noch in jungen Jahren (1874) starb. Der zweite, Nicu, studierte Jura, wurde dann aber Landwirt; 1884 hat er selbst seinem Leben ein Ende gemacht. Der dritte, George, war Oberlieutenant in der rumänischen Armee und soll 1873 an Schwindsucht gestorben sein. Nach George kam Mihail (d. Dichter) und nach diesem Mateiu, der als Hauptmann in der rumänischen Armee dient.* *) Manche dieser Mitteilungen widersprechen den folgenden: Herr V. Burnbac, der die Familie Eminovici sehr gut kannte, und den Söhnen in Czernowitz als Erzieher gegeben wurde, schreibt mir noch von einem Sohne Ilie, „der früher als die anderen gestorben ist" und älter als Mihail war. — Von einem Bruder, der Offizier war, erzählt I. L. C. (Ns. Sch. 12), daß er sich erschossen hat. I. L. C. behauptet, daß er selbst diesem Bruder bekannt wurde und daß er einmal mit dem Dichter über dessen Selbstmord gesprochen hat. Da soll der Dichter gesagt haben: „Es ist besser so; der war gescheiter als wir." Dieser Bruder konnte nur George sein, von dem man behauptet, daß er an Schwindsucht gestorben sei. — Maiorescu (Ed. M. XII) spricht ebenfalls von zwei durch Selbstmord geendeten Brüdern, was der Behauptung Caragiales Recht zu geben scheint. Dagegen erwähnt Frau Emilian, Von den Töchtern heiratete die erste Aglaia einen Oberlehrer Ion Drogli in Czernowitz, ist aber heute verwitwet; die andere ist Henriette (aus dem zitierten Bd. Briefe bekannt), die lange Zeit mit ihren Tanten Fevronia und Olimpiada, zwei Nonnen in dem Kloster Agafton (Bez. Botosani), lebte und kurz nach Eminescus Tode starb. Sie wrar paralytisch (Scr. VI u. S. 5). Das arme Wesen war ein Muster von Seelengröße und edler aufopferungsfähiger Gesinnung, eine äußerst sympathische und interessante Frau, dabei naiv und wenig gebildet. Wie sie für ihren Bruder Mihail sorgte, zeigt uns ihre Geschwisterliebe im schönsten Lichte (s. Scr. IV, XXI. XXV, XXVIII, L, LI, LV, LVI, LXVIII, LXVI, LXIX). Nach dem Tode des Vaters gelangte die Familie in eine bedrängte materielle Lage, wie aus dem Leben Henriettes und Mihails hervorgeht. War Eminescu erblich belastet? Was ich infolge der gegebenen Tatsachen feststellen zu können glaube, ist erstens, daß gewisse Gemüts- und Geistesanlagen des Dichters atavistischen Ursprungs sind, zweitens daß Krankheiten und pathologische Erscheinungen in der Familie Eminovici*) eine erbliche Belastung des Dichters sehr wahrscheinlich, wenn nicht gar sicher machen. Was den ersten Punkt betrifft, so bewährt sich auch hier die Schopenhauersche Theorie, daß der Mensch vom Vater die Willenseigenschaften, von der Mutter aber die des Gemüts erbe. Vom Vater hatte der Dichter die Verstandesschärfe. _ den Tätigkeitsdrang, den Humor, der nicht selten in seinen Schriften hervortritt, die Liebe zum Bauernstand, dem sein Vater angehörte und zum vaterländischen Boden, und schließ- end' Grund der Informationen Henriettes, nur einen (Scr. Vorwort II). Es liegen also direkte Widersprüche vor. Leider konnte ich mir bisher keine Klarheit in dieser Beziehung verschaffen, denn meine Versuche mit irgend einem Mitglied der Familie Eminovici in Berührung zu treten, sind fruchtlos geblieben. *) Außer den schon angeführten siehe Scr. LI, wo Henriette die Schwindsucht als Familienkrankheit bezeichnet. T — 264 —- lieh jene zähe Energie, die er überall, in seinem Studieneifer, in seinem Kampf ums Dasein und in seiner Tätigkeit als politischer Schriftsteller bewiesen hat. Von seiner Mutter scheint er die schmerzliche Melancholie, die Zartheit der Empfindung, die sanfte Liebe zu einer milden Natur — eine > Liebe, die für Brustkranke charakteristisch ist — die weichen j Regungen des Herzens und bis zu einem gewissen Grade auch 1 die Neigung zu einer pessimistisch gefärbten Lebensbetrachtung, geerbt zu haben. Was die erbliche Belastung anlangt, so ist das verwickelter als die Frage der von den Eltern ererbten Eigenschaften. In dem anormalen Leben des Dichters (Ed. M. XIII), in seinem zwiespältigen Charakter, in manchen sonderbaren Zügen seiner Persönlichkeit sind die Folgen einer erblichen Belastung nicht zu verkennen (Zos. 152 ff.). Nur glaube ich eine Erklärung des Wahnsinns Eminescus, daß er ausschließlich durch die erbliche Belastung veranlaßt sei, nicht ohne weiteres annehmen zu können. Sicher hat dazu diese beigetragen, aber es könnten auch andere Ursachen mitgewirkt haben, und zwar die unheilbare, fatale Krankheit (Syphilis) des Dichters (s. Scr.), die in ihren letzten Folgen den Wahnsinn hervorzurufen pflegt. Herr Maiorescu, ein sonst ausgezeichneter Kenner und Beurteiler des Dichters, spricht dagegen die kategorische Meinung aus: ..Die Ursache, warum Eminescu irrsinnig wurde, ist eine ausschließlich innere; er brachte das Übel mit sich auf die Welt als etwas Unabänderliches, Ererbtes" (Grig. X). Ebenda sagt er, daß ..zwei seiner Brüder [des Dichters j in einem viel früheren Alter, als jener, gleichfalls vom Wahnsinn befallen wurden und sich .das Leben nahmen, und es läßt sich diese Neuropathie in aufsteigender Linie auch in der Familie des Dichters verfolgen." Obwohl diese Meinung im Grunde berechtigt sein kann, scheint mir, daß man — wie gesagt — der Krankheit Eminescus auch einige Aufmerksamkeit in dieser Beziehung schenken muß. Dann ist es auch nicht sicher, ob die zwei Brüder sich im Wahnsinn ein Ende bereiteten, oder infolge — 265 — anderer, äußerer Motive. Von einem wird nämlich berichtet (Scr. S. II), daß er sich wegen derselben Krankheit, an der Mihail litt, in den Tod gestürzt hat. Meine bescheidene Meinung ist, daß hier eine bestimmte Erklärung in einer oder in der anderen Richtung nicht möglich ist. Vielmehr scheint ein Zusammenwirken von Ursachen, wie ich sie anzudeuten versucht habe, richtiger zu sein. — Jedenfalls ist es ein Irrtum, den Wahnsinn Eminescus dem Lande, das für ihn keine Sorge getragen haben soll, vorzuwerfen, wie es manche Biographen des Dichters getan haben (B. P. Hasdeu, Rev. Nona, II, S. 211—212; A. D. Xenopol, Scr. S.II zitiert von Frau Emi-lian; den ursprünglichen Text konnte ich nicht finden, da in dem Vorwort der neueren Auflagen Saragas keine Rede mehr davon ist; die erste Auflage aber war mir unmöglich zu beschaffen). Ebensowenig hat Fr. Emilian (Scr. S. II ff.) Recht, wenn sie nur das ungeregelte Leben Eminescus verantwortlich machen will. Interessant sind zwei Stellen in seinen Gedichten, die eine charakteristische Andeutung enthalten, nach welcher der Dichter selbst sich einer Art erblicher Belastung instinktiv bewußt zu sein scheint. Cäci te iubiam cu ochi paginT si plim de suferinti, Ce mi-i lasara din batrini Parintii din parinti. Sar. 186 f. Ce suflet trist mi-au damit Parintii din parinti De-au incaput numai in el Atitea suferinti? Ce suflet trist si färä rost Si din ce lut incert, Ca dup'atitea amägiri Mai suerä indesert? P. P. 86. —- 266 — II. Eminesrus Kinder-, Sclml- und Waiiderjalire. E.s Kinderjahre. Nach der kirchlichen Matrikel ist M. Eminescu am 15. Januar (gr. Kalender) 1850 in Botosani geboren (Ed. M. 309 ff.). Dagegen nach einem Verzeichnisse seines Vaters (in dem auch die Stunde und die Minute der Geburt abgegeben sind) ist er am 20. Dezember (gr. Kai.) 1.849 geboren (B. p. t. Vorwort). Im Gegensatz zu diesen Behauptungen steht der augenscheinlich unrichtige Bericht von Frau Constanta de Dunca-Schiau (Am. 4) über die Taufe E.s, die am 21. Mai 1849 stattgefunden haben soll. Für mich ist die ganze Frage endgiltig erledigt, denn es scheint mir ausgeschlossen, daß der Vater, der sogar die Stunde und Minute angibt und seine Notiz mit dem Ausdruck „Heute . . anfängt, sich geirrt hätte, viel eher konnte sich der Pfarrer irren und das Datum erst ein paar Tage später einschreiben. Auch der Hauptmann E. ist mehr geneigt, dieser Angabe Glauben zu schenken, da der Vater in dem betreffenden Verzeichnis alle Geburtstage seiner Söhne in chronologischer Beihe angegeben hat (B. p. t. Vorwort V), Dasselbe Datum (20. Dezember 1849) hatte übrigens der Dichter selbst einmal angegeben (Ed. M. S. 309). Ganz falsch ist die Behauptung in ,.F. Bl." (Div. 122), der Dichter sei am 8. Nov. 1848 geboren. In den Matrikeln des Czerno-witzer Gymnasiums ist gleichfalls falsch der 14. Dez. 1849 als Geburtstag des Dichters angegeben (Petr. 6). Was den Geburtsort des Dichters betrifft, so scheint als solcher weder Botosani (E. M. 310) noch Ipotesti (M. E. 3i gelten zu können. Der wahre Geburtsort soll Dumbräveni sein, das Dorf, wo einst E.s Vater als Verwalter des Bojaren Bals lebte. Diese Tatsache wurde erst neuerdings von Leon Ghica angeführt, der sich auf einen lebenden Zeugen, nämlich auf einen alten Mann, der den Dichter auf seinen Armen getragen, beruft. Universul XX Nr. 165. 19. Juni 1902, Buearest.) Botosani kann daher nur noch als Taufort des Dichters be-zeichnet werden. — 267 — Seine Kinderjahre hat der Dichter im Dörfchen Ipotesti in der Nähe von Botoschani in der nördl. Moldau auf dem Gute seines Vaters verlebt. Die stille idyllische Natur des Dorfes ist es, die uns in seinen Gedichten so oft entgegentritt. Besonders hat der Wald das Kind angezogen, der auch später noch so innig mit dem Gemütsleben des Dichters verbunden ist. Noch in seinem Mannesalter erscheint ihm der Wald zaubervoll und zieht ihn immer wieder an. denn der Wald sagt ihm: „Keiner weiß so gut zu lauschen Deinem Sehnen kummerschwer." (Fi. Dicht. S. 170.) Also sprach einst sanft der Wald mir, Schüttelte die Wipfel leise, Doch ich lachte seiner Worte, Lief in s Feld, pfiff eine Weise. Heut', selbst wenn ich wiederkehrte. Könnt ich ihn nicht mehr verstehen; — Wohin schwandst Du, gold ne Kindheit, Mit dem Wald, dem Windesw^ehen? (Ebenda.) Eine glückliche, sorgenlose und freudenreiche Kindheit war es, die dem Dichter zu teil wurde. Immer wieder denkt er später an jene Jahre zurück, immer wieder besinnt er sich traurig auf die vergangene Kinderzeit (z. B. Sonnette Sar. L), Auf dem Lande, mitten unter dem arbeitenden Volke, mitten in jenem patriarchalischen Leben, das noch heute die rumänische Landbevölkerung kennzeichnet, hat das empfindsame Herz des Dichters auch die ersten Keime jener glühenden Liebe zum Bauerntum in sich wachsen lassen, die eine Grundstimmung in seiner späteren literarischen und besonders öffentlichen Tätigkeit wurde. (Vgl. das Gedicht „Dornap Sar. LVII. seine Tätigkeit als Schulinspektor und seine politischen und sozialen Ideen, wie seine volkswirtschaftlichen Theorien). — 268 — Schuljahre. Die Elementarschule hat der Dichter in Czernowitz (Bukowina) besucht (Petr. 7, Div. 124). Hier befindet er sich schon in den Jahren 1858 bis 1859 (Cristea berichtet unrichtig, daß er erst 1860 nach Czernowitz gekommen sei) bei dem damals berühmten rumänischen Professor und Philologen Aron Pumnul, wo auch die Brüder Serban, Nicu, George und Hie wohnten (Briefe von den Herren V. B. und I. B.,* die im Hause Aron Pumnuls als Instruktoren lebten). Herr V. Bumbac erinnert sich, daß der achtjährige Mihail ihm ein Gedicht von V. Alexandri, eine Elegie, ziemlich gut deklamierte. Er schildert den Dichter in diesen Jahren folgendermaßen: ..Naiv, immer lächelnd und Volksballaden auswendig rezitierend. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und war bei allen beliebt." 1860 bezieht Mihail das deutsche Gymnasium in Czernowitz. Bei seinen dichterischen Anlagen ist es gerade kein Wunder, daß er nicht einer der ersten Schüler seiner Klasse war. in der zweiten Klasse blieb er sogar sitzen. Herr Prof. Dr. 1. G. Sbiera von der Czernowitzer Universität, der damals sein Lehrer war, schreibt in einem Briefe an mich: „Er studierte nicht fleißig, denn er war sehr leicht reizbar und niunter von Natur, zu kindischen Streichen und Spielen geneigt." Bezeichnend für den eigentümlichen Charakter des Jungen ist, daß er während seiner Schulzeit einmal aus Czernowitz entfloh und einen Weg von etwa 120 Kilometer zu Fuß gelaufen ist, um nach Ipotesti zu seinen Eltern zu kommen, — ein Streich, der diese in berechtigtes Erstaunen versetzte (Div. 124). In manchen Fächern tat er sich aber schon damals hervor, besonders in der Muttersprache (Petr. 7) und in der Geschichte. Es rief in dem ganzen Gymnasium Aufsehen hervor, als der Lehrer Neugebauer, ein sehr strenger Mann, ihm die beste Censur in der Geschichte gab, was bis dahin bei jenem noch nie der Fall gewesen war (Brief von Soro-ceanu). — 269 — Im ersten Semester des Schuljahres 1862/63 lernt Mihail mit Erfolg; aber im zweiten am 6. April 1863 (Brief von Dr. I. G. Sbiera) hört er plötzlich auf, den Unterricht weiter zu besuchen. Er blieb jedoch in Czernowitz und studierte zu Hause als „Privatist" (Privatschüler), um später die Examina zu machen. Aber dazu kam es nicht, da er zwar eifrig las. aber nur Werke literarischen Inhalts, die Schulbücher interessierten ihn weniger, wie I. Bumbac berichtet. Und so zeigt das Jugendleben des Dichters statt eines ordentlichen, schulgemäßen Studiums, eine Reihe bewegter, abenteuerlicher Wanderjahre. Bevor ich aber an diesen neuen Lebensabschnitt herantrete, muß ich noch ein wichtiges Moment aus dieser Czernowitzer Zeit erwähnen. Es ist das Verhältnis des Dichters zum Professor Aron Pumnul.* Pumnuls Gesellschaft, als einer führenden Gestalt des damaligen rumänischen Geisteslebens, als eines Mannes von hohen nationalen Idealen, war für die junge Dichterseele ein glücklicher Umstand. Die Erziehung, die er im Hause dieses Mannes genoß, wirkte wohltuend auf ihn; sie trug viel zu seiner ernsten nationalen Gesinnung und zu seiner Begeisterung für die Literatur bei. Dieses Verhältnis erklärt auch den langen Aufenthalt des Dichters in Czernowitz und seinen großen Schmerz beim Tode seines Erziehers**, 12 24 Jan. 1866*** Schließlich hat E.s Aufenthalt in Czernowitz noch eine andere gute Seite gehabt. In dieser Stadt, wo die deutsche Kultur die herrschende ist und in dem Milieu der Bukowinaer Rumänen, die an dieser Kultur sich bilden, konnte der Dichter schon in seinen jungen Jahren *) Siehe darüber das Werk „Aron Pumnul, Yoci asupra vietii si insemnätätii lui." Dr. I. G. Sbiera. Czernowitz 1889. **) Siehe das Gedicht „La moartea lui Aron Pumnul", sein erste* publiziertes dichterisches Erzeugnis, das er mit sechzehn Jahren verfaßt hat. —- Über das Verhältnis des Dichters zu Pumnul vgl. „Trib". Nr. 76, 1902; An. III, 15f.; Brief Sbieras. ***) In Petr. 8 ist der Tod Pumnuls und das Gedicht E.s unrichtig für das Jahr 1864 (!) angegeben. r — 270 — mit der deutschen Sprache und dem deutschen Geistesleben bekannt werden. — ein Umstand, der für seine ganze spätere Entwickelung und durch ihn für die rumänische Literatur von großer Bedeutung wurde und sehr fruchtbare Folgen hatte. W ander]ahre. Uber Schopenhauers Lebenslauf sagt Kuno Fischer („Schop.", Heidelberg 1893, S. 27): „Ein merkwürdiger Lebenslauf: erst die Wanderjahre, dann die Lehrjahre!" Diese treffende Bemerkung paßt genau auch auf unseren Dichter. Im Jahre 1864 gibt er alles Studium auf und schließt sich der rumänischen Theatertruppe der Frau Tardini an, die in Czernowitz mit großem Erfolge spielte (Petr. 8, Dr. Sb. Brief). Der Lebensabschnitt E.s in den Jahren 1864—1869 ist ziemlich dunkel. Die verschiedenen Angaben seiner Biographen sind nicht nur sehr spärlich, sondern auch oft widersprechend, so daß es vorläufig nicht möglich ist, Klarheit in die Sache zu bringen. Wir erfahren nur, daß der Dichter in verschiedene Städte als Souffleur dieser Truppe gekommen ist, so auch nach seiner Geburtsstadt Botosani und für eine kurze Zeit wieder in den Schoß seiner Familie. Die Bemühungen seiner Eltern und Brüder, ihn wieder auf die Schule zu schicken, waren umsonst. Der Schwärmer wollte um jeden Preis Schauspieler werden und wanderte weiter durch Rumänien, die Bukowina und Siebenbürgen mit verschiedenen Truppen zweiten und dritten Ranges. Sein Vater wollte infolgedessen — wie es scheint — nichts mehr von ihm wissen, so daß der arme Jüngling lange Zeit in der drückendsten Not lebte (Cr. 5, Petr. 10). Während seiner Wanderjahre geschah es (I. L. C. 8), daß ihn einmal ein Schauspieler in Giurgiu (Rumänien) als Stallknecht fand, wie *) Vgl. Div. 124—125, Cr. 5, B. p. t. V im Gegensatz zu Petr. 8 und manche Briefe, die ich persönlich bekommen habe und die sich im „Anhang" befinden. Sicher ist, daß 1864 E. noch in Czernowitz war, und daß er erst 1866 nach Siebenbürgen kam. Vgl. dazu „Trib." 76 und 77 — 1902, An. III, 10ff. — 271 — er mit lauter Stimme aus Schillers Werken las; neben ihm lag ein Koffer voll deutscher Bücher. 1866 befindet sich der Wanderer wieder in Czernowitz, wie ich schon berichtet habe. Nach dem Tode seines Wohltäters Pumnul geht er nach Blasendorf in Siebenbürgen, um seine Studien dort fortzusetzen (Trib. 76, 77 — 1902). In dieser Zeit dichtet E. ziemlich eifrig. Aus Czernowitz schickt er der Zeitschrift „Familia" seine ersten Gedichte; der Direktor der Zeitschrift, I. Vulcan erkennt sein Talent und begrüßt ihn in warmen Worten (Farn, Nr. 6, 1866). Von Blasendorf aus veröffentlicht er in derselben Zeitschrift (1866, Nr. 33—37) die Übersetzung einer schwedischen Novelle von Onkel Adam ..die goldene Kette", eine phantastisch-romantische Erzählung, die dem schwärmerischen Gemüt des Dichters damals sehr willkommen sein mußte. Den verschiedenen Berichten über E.s Aufenthalt in Blasendorf (An. III, 10 ff., Trib. Nr. 45 und 75, 76, 77, 78 — 1902) entnehme ich nur die Daten, die mir sicher zu sein scheinen und manche interessante Erinnerungen, die für ihn charakteristisch sind. An dem Gymnasium hat er sich nicht einschreiben lassen, sondern er studierte zu Hause, um die Prüfungen für die III. und IV. Klasse zu machen und dann als Schüler der V. Klasse aufgenommen zu werden. Aber er blieb auch hier seiner dichterischen Natur treu: er interessierte sich weniger für das Schulstudium, sondern las ununterbrochen allerlei literarische Werke, die ihm in die Hände kamen, oder er las den Gymnasiasten aus verschiedenen Zeitschriften vor._ Sein außerordentlicher Wissensdurst, dessen Befriedigung ihm sein ganzes Leben lang die angenehmste Beschäftigung gewesen ist, zeigte sich schon in dieser Zeit mit großer Gewalt. Unter seinen Kollegen in Blasendorf war die Legende verbreitet, daß er in zwei Jahren die ganze Gymnasial-Bibliothek in Czernowitz gelesen habe, „In der rumänischen 'Literatur — sagt Petra Petrescu (An III. 11) — war er überall zu Hause. Die Dichter kannte er ausgezeichnet und wußte jeden zu charakterisieren." Ebenso war er in der Geschichte bewandert; er war in dieser — 273 — Beziehung den besten Schülern sogar der höheren Klassen überlegen, und geschichtliche Fragen erörterte er mit Begeisterung und Sicherheit (Trib. Nr. 45, 1902) dazu — wie svdion berichtet — trieb er eifrig die Dichtung, und wie ernst er diesen seinen prädestinirten Beruf nahm, das beweist uns der Umstand, daß er sich schon damals für die Theorien der Poetik ernstlich interessierte; trotz seiner äußersten Armut nämlich, konnte er das „Lehrbuch der Poetik für höhere Unterrichtsanstalten, wie auch zum Privatgebrauche, von Dr. Friedr. Beck, München 1862" sein Eigentum nennen (An. III 13). Von der Persönlichkeit E.s in jener Zeit geben uns die erwähnten Berichte manche interessante Einzelheiten, die ihn als denselben romantischen Sonderling zeigen, wie er uns schon in Czernowitz erschienen ist. „Er hatte die Einsamkeit gern und war meistens melancholisch" (Trib. Nr. 45 1902): trotzdem war er manchmal heftig und in der Äußerung seiner geistigen Überlegenheit sicher (Ebenda). Seine Lebensweise war schon damals ungeregelt und nachlässig (Ebenda; An. III 12); fast den ganzen Tag verbrachte er außerhalb seiner Wohnung und nur vom Hunger gequält kam er nach Hause. Beim Studium hatte er keine Geduld; wenn ältere Kollegen ihm freundlich den Rat gaben, er solle sich mehr mit den Schulbüchern beschäftigen, antwortete er immer: „Wartet nur, bis mir meine Geduld wiederkommt, dann werde ich Wunder tun" (Trib Nr. 77, 1902) — oftmals litt er Mangel an Lebensmitteln, so daß seine Kameraden ihm zu Hilfe kommen mußten (Trib Nr. 45, 1902; An. III, 12 f.). Unter solchen trüben Verhältnissen und besonders bei seinem sonderbaren Hange zu abenteuerlichem Umherziehen, ist es nur natürlich, daß er keine Prüfung in Blasendorf machte und nach einiger Zeit auch dieser Stadt den Rücken kehrte. Das geschah im Herbst 1866; er ging zuerst nach Hermannstadt, wo er sich in unglaublichem Elend befand (An. III, 15). Von hier aus zog er nach Rumänien und schloß sich wieder einer wandernden Schauspielertruppe an, nämlich der des damals berühmten rumänischen Schauspielers und Dramatikers Pascali, und dann auch anderen, mit denen er 2 Jahre lang teils in Bukarest, teils in anderen Städten der Moldau, Walachei, Siebenbürgens und Ungarns*) herumzog (Cr. 7; hinsichtlich des Aufenthaltes in Siebenbürgen, wo er sich mit der Idee der nationalen Kulturpropaganda unter den dortigen Rumänen beschäftigte, siehe auch Ch.Lit.pop.VIII—IX). Während dieser Zeit lernte ihn der große rumänische Dramatiker Caragiale kennen, der eine sehr interessante Schilderung von ihm gibt (I. L. C. 7 ff.). Trotz allerlei Entbehrungen und schmerzvoller Erfahrungen, die mit einer Wandertruppe immer verbunden sind**), studierte der Dichter auch jetzt fortwährend und vergaß auch das Dichten nicht. 1866 bis 1886 >at er in der „Familia" mehrere Gedichte veröffentlicht, unter denen eins, das er einer von ihm hoffnungslos geliebten Schauspielerin widmete (Farn. Nr. 33, 1868; I. L. C. 10). Er hatte sich schon eine Fülle wertvoller Kenntnisse erworben; schon damals erzählte er Caragiale begeistert von dem alten Indien, von den Daciern, von der rumänischen Geschichte (I. L. C. 11) — Gegenstände, die sich später in seinen Gedichten so wundervoll gestalten sollten. 1869 kam er mit der Wandertruppe nach Botosani, wo es seinem Vater gelang, ihn seinem hoffnungslosen Beruf zu entreißen (B. p. t. VI; I. L. C. 12f.). Diese neue Wendung in seinem Leben wurde von großer, heilbringender Bedeutung für den abenteuerlichen Dichter. Infolge des inständigen Zuredens seines Vaters und seiner Familie entschließt er sich endlich für einen passenderen Beruf und äußert den Wunsch, Philosophie zu studieren. Damit beginnt ein neuer, wichtiger *) Daß er mit der Truppe Pascalis unter den ungarländischen Rumänen wanderte, bestätigte mir persönlich Herr Josif Vulcan, der ihn im Sommer 1869 in Arad bei einer Theatervorstellung gesehen und von ihm einige Gedichte für die Zeitschrift Familia bekommen hatte. Doch ist der Dichter nie auf der Bühne tätig gewesen; er begnügte sich stets mit der bescheidenen Rolle des Souffleurs; s. „Randunica" 1894 I S.o. **) Über die Wanderjahre E.s als Schauspieler siehe Näheres N. R. R. Nr. 2, S. 63, 1902. Weigand, 10. Jahresbericht. 18 Abschnitt in E.s Leben. Die Wanderjahre mit ihren vielen Erfahrungen und Mißgeschicken hatten ihm doch auch gute Dienste getan: Der Jüngling wurde inzwischen ein reifer Mann und nach dem bewegten, tollen Leben in der Fremde wollte er jetzt der Wissenschaft näher treten. Und wenn auch diese sein Denken und sein Gemüt in so hohem Grade bereichert und aus ihm den tiefsinnigsten Dichter der modernen rumänischen Literatur gemacht hat, so haben doch auch die Wanderjahre dem Dichter neben mannigfaltigem persönlichen Leid und Unglück, auch viel Gutes gebracht. Er lernte in der Welt die Menschen und das menschliche Tun und Treiben aus der unmittelbarsten Quelle kennen. Er konnte infolge seiner Reisen in den verschiedenen rumänischen Ländern das Wesen seines Volkes, seine Sprache, seinen Geist, sein Gemütsleben, so tief wie kein anderer Zeitgenosse durchdringen. Seine Lebenserfahrung, den außerordentlichen Reichtum seiner Sprache, das Hochherzige und Prophetische seiner nationalen Empfindungen und den weiten Horizont seiner Ideale, hat er sicher in nicht geringem Maße auch diesen vielbewegten Wanderjahren zu verdanken. III. Eminescus Studienjahre in Wien und Berlin. Aufenthalt in Wien. Mit seinem Vater und seiner Familie wieder versöhnt, ging der Dichter im Herbst 1869 (Div. 125), nach Wien, um sich dort bei der philosophischen Fakultät einschreiben zu lassen. Obwohl er nur ein Semester regelmäßig inskribiert war, studierte er doch weiter*) und hörte eifrig auch Vorlesungen der juristischen und medizinischen Fakultät, Sein Hauptstudium aber bildete die Philosophie, die später sein ganzes Leben lang seine Lieblingsbeschäftigung blieb. *) So finden sich in seinen Kollegienheften Aufzeichnungen hinsichtlich einer Vorlesung „Einleitende Gedanken über Völkerpsychologie", Wien 1871 (Ch. Lit. pop. VII). Im Wintersemester 1869/70 besuchte er als außerordentlicher Hörer — nach den offiziellen Informationen, die ich mir verschafft habe — folgende Vorlesungen: Praktische Philosophie, Geschichte der Philosophie, Philosophisches Kon-versatorium bei Dr. Robert Zimmermann, Phil. Prinziplehre und historisch-kritische Einleitung in die Philosophie bei Karl Siegmund Barach-Rappaport; Einleitung in die Philosophie mit Zugrundlegung des 5. Buches der Aristotelischen Metaphysik bei Theodor Vogt. Dieser systematische Studienplan zeigt uns klar, wie ernst es der Dichter mit seiner Neigung zur Philosophie meinte, und wie gründlich er sich in den philosophischen Betrieb eingearbeitet hat. Außer diesen Vorlesungen, die er — wie mir I. Slavici, sein Studiengenosse und Freund schreibt — regelmäßig besuchte, wohnte er sehr eifrig den Vorlesungen der Juristen Lorenz Stein und Rudolf Ihering, ferner den Vorlesungen über Anatomie bei Hirtl und Brückes Vorlesungen über Physiologie bei; außerdem besuchte er sehr oft die Kliniken der damaligen hervorragenden Professoren. Das beweist uns sowohl das vielseitige geistige Interesse des Dichters, wie auch seine Vorliebe für solche Studien, die das Leben und die Menschen näher betrachten. Zu gleicher Zeit las E. sehr viel. Er besaß die Gabe — sagt Slavici, von dem ich die folgenden Angaben habe — nicht bloß Worte, sondern ganze Sätze mit den Augen zu fassen, und so konnte er in seiner Lektüre sehr rasch fortschreiten. Besonders eifrig beschäftigte er sich mit Kant, Schopenhauer und Plato, die seine Lieblingsphilosophen waren. Schon in dem ersten Jahre seiner Wiener Studien fing er an, Kants „Kritik der reinen Vernunft" zu übersetzen. Hier hatte er auch Rousseau gelesen; für diesen — sagt Slavici, mit dem er jenes Werke zusammen las — empfand der Dichter eine besondere Sympathie, obgleich er sowohl die Grundidee des „Contrat social" wie seinen Kulturpessimismus nicht billigte. Später las er viel poetische Werke; seine Lieblingsdichter waren Homer, den er stellenweise auswendig rezitieren konnte, 18* — 276 — Goethe, Shakespeare und Firdusi (Slavieis Brief). Die klassischen Dichter des Altertums, besonders aber die griechischen, schätzte er sehr hoch (Petr. 11); daher auch seine Begeisterung für ihre großen deutschen Schüler, Goethe und Schiller. Unter den lateinischen Schriftstellern las er in erster Linie Horaz und Ovid, neben diesen Tibull und Terenz, diese leidenschaftlichen Sänger der Liebe, mit denen er eine gewisse Gemütsverwandtschaft zeigt. Aber auch die Dichtung der modernen Völker interessierte ihn. Schon während seines Wiener Aufenthaltes schritt er soweit in seiner Lektüre vor, daß ihm auch die unbekanntesten Schriftsteller der europäischen Völker nicht fremd waren. Ellas sie entweder im Original, oder in deutscher Übersetzung und seine Kollegen nannten ihn eine „ambulante Bibliothek" (Slavici). Viel Vergnügen bot ihm auch die Literatur der orientalischen Völker, die er in deutscher Übersetzung las, und die nordische Mythologie (V. Bumbac, Brief); beide Einflüsse sind in seinen literarischen Werken bemerkbar. Charakteristisch für den Dichter ist, daß er die Bibliotheken nicht gerne besuchte.*) Er kaufte sich selbst die Bücher, die er brauchte, bewahrte sie eine Zeitlang auf, dann aber, wenn er in Geldverlegenheit kam, verkaufte er sie fast für nichts. So befand er sich fortwährend in Not, denn sobald er sein Geld bekam, bezahlte er die Schulden, die er für Bücher gemacht hatte, kaufte sich wieder Bücher und mußte von neuem in Schulden geraten. *) Ich selbst habe mich an die Wiener Universitäts- und Hofbibliothek und an die Berliner Universitätsbibliothek gewandt. Was die Wiener Bibliotheken anbetrifft, so war Herr Dr. M. Bartori so liebenswürdig, mir mitzuteilen, daß an der Hofbibliothek die Namen der Entleiher erst seit dem Jahre 1891 registriert werden, die Zettel der Benutzer im Lesesaal erst seit Oktober 1900, und daß an der Universitätsbibliothek überhaupt keine Zettel aufbewahrt werden. An der Universitätsbibliothek in Berlin konnte ein Beamter, den ich beauftragt hatte, feststellen, daß E. kein Buch benutzt hat, was sich aus seiner erwähnten Gewohnheit sehr leicht erklären läßt. — 277 — Auch seine angeborene Neigung zum Theater pflegte der Dichter weiter, umsomehr als ihm die große Hauptstadt mit ihren berühmten Theatern und Schauspielern reichlich Gelegenheit dazu bot. Seine Begeisterung für die Bühnenwelt beweist auch das Gedicht, das er in jener Zeit der Schauspielerin Baudius gewidmet hat (Sar. CII). Infolge solcher günstigen Bedingungen ist es nur natürlich, daß auch seine künstlerische Persönlichkeit hier zur Entfaltung kommt. Nach ein paar Jahren bescheidener Versuche nimmt das Talent E. auf einmal eine so ausdrucksvolle und lichtvolle Gestaltung, daß seine glänzende dichterische Begabung nicht mehr zu verkennen ist. Am 15. April 1870 erscheint in der damals wie heute hochangesehenen Bukarester Zeitschrift „Convorbiri literare" das Gedicht „Venere si Madonä" (Sar. XVI), das für E.s weitere literarische Bedeutung entscheidend ist. Die führenden Geister der Gesellschaft „Juni-mea", in erster Linie Maiorescu und I. Negruzzi erkennen sogleich den hervorragenden Wert des jungen Dichters; von diesem Augenblicke an nimmt das Verhältnis zwischen der „ Junimea" und E. seinen Anfang, das für diesen sehr günstige Folgen, für die rumänische Literatur eine glückliche Wendung mit sich brachte. Auf „Venere si Madona" folgte in kurzer Zeit „Epigonii" (C. L. XVII), ein Gedicht, das damals wegen des ungewöhnlichen, pessimistischen Ideengehaltes viel Aufsehen in den rumänischen literarischen Kreisen erregte. Von Wien aus veröffentlichte E. in den C. L. noch die Gedichte „Mortua est" (Sar. XVIII), „Noaptea" (Sar. XIX), und „Inger de pazä" (Sar. XX). Manche literarischen Pläne des Dichters aus dieser Zeit blieben unausgeführt (s. C. L. XXV 903 ff.). In Wien studierten damals wie heute noch viele rumänische Studenten aus verschiedenen Gegenden Rumäniens, Siebenbürgens, des Banats und der Bukowina, die sich gemäß den schönen Traditionen der akademischen Jugend für die Ideale ihres Volkes begeisterten und für die Erkämpfung derselben Wege und Mittel suchten. An der Spitze einer — 278 — - 279 — solchen jugendlichen Bewegung stellte sich im Jahre 1870 E., sein vertrauter Freund Slavici und einige andere hervorragende Mitglieder des rumänischen akademischen Kreises in Wien. Der Zweck war die Veranstaltung eines nationalen Festes bei Putna (Bukowina), an dem Grabmale des berühmten Moldauischen Fürsten Stephan des Großen, und damit verbunden eines Kongresses der rumänischen Jugend, wo eine umfassende Organisation für ihre zukünftige nationale Tätigkeit inmitten ihrer Nation festgestellt werden sollte (Petr. 13, Cr. 8, Slav. Brief). Der Kongreß fand im Jahre 1871 am 15/16. August statt (C. L. XXXVI, 307). Während der Sitzungen gerieten E., Slavici und noch etliche in Widerspruch mit der Mehrheit; unter dem Einfluß dieses Zwischenfalls soll der Dichter seinen vertrauten Freunden die für ihn bezeichnende Frage gestellt haben: „Wie ist es nur möglich, daß so viele hundert Köpfe zusammen nicht einmal einem einzigen gesunden Kopfe gleich denken können?" Die Masse der Mittelmäßigen hat ihn immer mißverstanden, und nie konnte sie mit allen ihren Köpfen das begreifen, was er allein mit seinem Kopfe verstand, nämlich die Ideale seiner Öffentlichen Tätigkeit inmitten einer in hohem Maße verfaulten Gesellschaft (vgl. dazu C. L. XXXVI, 308ff.). Auch die Freundschaft mit Slavici, dem bekannten Novellisten, ist ein nennenswertes Moment aus den Wiener Jahren des Dichters. Was die Lebensweise E.s anbelangt, so blieb sie auch in Wien dieselbe wie früher. Er lebte unregelmäßig, verwandte keine Sorgfalt auf sich und gebrauchte aufregende Genußmittel (M. E. 3), besonders Kaffee und Tabak, um derentwillen er gerne auf sein Essen verzichtete. Seine Kollegen vermied er, und am liebsten war er für sich allein oder im Kaffeehause, wo er die „Literarischen Blätter" Rudolf Gotschalls regelmäßig las (M. E. 3), In Wien verweilte der Dichter bis zum Sommer 1871; dann verließ er die Hauptstadt, augenscheinlich um sich nach Czernowitz für die geplante Putnafeier zu begeben. Es wird wohl berichtet, daß schon damals eine schwere Krankheit ihn zwang, Wien gänzlich zu verlassen (Div. 126). Doch hat er — wie Slavici behauptet — an allen Vorbereitungen, Festlichkeiten und Sitzungen bei Putna teilgenommen, so daß die Krankheit wohl erst im Herbst eingetreten ist und seine Wiener Studien unterbrach. Es waren höchstwahrscheinlich die ersten Symptome der verhängnisvollen syphilitischen Krankheit, die ihm schließlich sein Leben für immer vergiftete (vgl. M. E. 3). Unrichtig ist die Behauptung Zosins (153), daß hier von Wahnsinnssymptomen die Rede sei. Slavici (Brief), der damals mit dem Dichter in Wien sehr viel verkehrte, weiß nichts von solchen Symptomen; geistig war der Dichter noch vollständig gesund. Doch erweckte die Krankheit in ihm dunkle Gedanken und eine tiefe, nie wieder verschwindende Melancholie (M. E. 3). Durch eine längere Kur in Ipotesti wurde die Krankheit zurückgedrängt und der Dichter begab sich von neuem ins Ausland, um seine Studien fortzusetzen, nachdem er eine Zeitlang an der Centraibibliothek in Jassy als Direktor angestellt gewesen sein soll (Petr. 13).*) In dieser Zeit soll er die Dichterin Veronica Miele, seine viele Jahre hindurch begeistert besungene Geliebte, kennen gelernt haben. Berliner Aufenthalt, Es kommen nun die Studienjahre des Dichters an der Berliner Universität in Betracht.**) Von der Universitätsregistratur in Berlin habe ich diesbezüglich folgende offizielle Mitteilung bekommen können. Der Dichter war als ordentlicher Hörer immatrikuliert worden auf Grund eines Zeugnisses von dem Gymnasium in Botosani. Vom 18. X1L 1872 bis zum 26. VII. 1873 finden wir seine Universitätsstudien in Ordnung; für die Zeit vom 6. XII. 1873 *) Die Nachforschungen Herrn Kirileanus wissen davon nichts und berichten von der Tätigkeit E.s als Direktor an der Bibliothek erst aus den späteren Jahren 1874/75. **) Manche biographische Notizen (Div. 126, B. p. t. VI) sprechen auch von einem Jenaer Studienaufenthalt, der aber als sehr fraglich erscheint; ausgeschlossen ist es zwar nicht, daß der Dichter auch in Jena verweilt hat, aber an der Universität hat er dort nicht studiert, wie ich auf Grund amtlicher Informationen festgestellt habe. (Brief von der akad. Quästur der Jenaer Univ. — 9/1. 1902.) — 280 — bis 22. I. 1875 aber wurde er aus der Zahl der Studierenden gestrieben, „wegen Nichtannehmen yon Vorlesungen". Der Dichter verließ nämlich Berlin schon im Jahre 1873 (B. p. t. VI) und kehrte in sein Vaterland zurück. In Berlin hörte er folgende Vorlesungen: W. S. 1872/73: Logik und die Grundlagen der Philosophie (Dr. Dühring), Geschichtsauffassung berühmter Historiker (Dr. Dühring), Allgemeine Geschichte der Philosophie (Prof. Zeller), Ägyptische Geschichte (Prof. Lepsius), Ägyptische Denkmäler (Prof. Lep-sius). Die hinterlassenen Papiere E.s enthalten auch sein „Anmeldungsbuch" der Universität Berlin und in diesem werden zwei Vorlesungen noch genannt, von denen meine Informationen nichts erwähnen. Dies sind: „Die logischen Prinzipien der Erfahrungswissenschaften" (Prof. Helmholtz) und „Ergebnisse der neueren Naturwissenschaften" (Du Bois-Reymond); wahrscheinlich hat E. diese letztgenannten Vorlesungen bloß in sein Buch eingeschrieben, nicht aber auf der Quästur bezahlt. S. S. 1873: Neuere Geschichte (Prof. Droysen); Sitten und Gebräuche der Ägypter (Prof. Lepsius), Entwickelung und Kritik der Hegeischen Philosophie*) (Prof. Althaus), über philosophischen und politischen Optimismus und Pessimismus (Dr. Dühring). Von Wichtigkeit für uns sind auch die Vorlesungen der nächsten zwei Semester, während welcher der Dichter inskribiert war, die er aber wegen seiner Abreise aus Berlin aufgeben mußte. Ich gebe auch hier das Verzeichnis dieser Vorlesungen, da sie für das wissenschaftliche Interesse des Dichters, und besonders für die Art und Richtung seiner Studien, sehr charakteristisch sind: W. S. 1873/74: Geschichte der griechischen Philosophie (Prof. Dr. Bonitz), Institutionen des römischen Rechtes (Prof. Dernburg), Ägyptische Geschichte (Prof. Lepsius). *) Die Manuskripte E.s (rum. Akademie) enthalten mehrere Kollegienhefte des Dichters, von denen eins über „Die Prinzipien der Hegel-schen Philosophie" (Trib. Pop. Nr. 22, 1902), das angeblich aus der Zeit seiner Wiener Studien stammt. — 281 — S. S. 1874: Römische Geschichte (Prof. Nitzsch), Nationalökonomie (Prof. Dühring), Phys. Geographie (Poggendorf), Nervenphysiologie (Prof. Münk). Also auch in Berlin, wie in Wien interessiert sich der Dichter in erster Linie für die Philosophie, die er sehr eifrig weiter treibt, dann für Geschichte, und zwar am meisten für die ägyptische und römische, für Rechtswissenschaft und Nationalökonomie und schließlich für Physiologie, die ihn auch in Wien angezogen hatte. Seine spätere Tätigkeit, seine kulturgeschichtlichen, wissenschaftlichen und politischen Abhandlungen zeigen, wie gründlich er diese verschiedenen Zweige der Wissenschaft durchdrungen und wie viele Kenntnisse er sich aus ihnen angeeignet hat. Und daß auch seine Universitätsstudien ihm Stoff und Anlaß zum dichterischen Schaffen gegeben haben, das beweist das Gedicht „Egipetul" (Sar. XXII), welches uns das altägyptische Leben in phantastisch-romantischer Weise veranschaulicht; die Veröffentlichungszeit dieses Gedichtes (erschienen in C. L. VI, 261) fällt in das Wintersemester 1872/73, in welchem E. zwei Vorlesungen über die Ägypter besuchte. In der Hauptstadt Deutschlands scheinen den Dichter auch die gewaltigen politischen und sozialen Bewegungen der Gegenwart sehr interessiert zu haben. In dem Gedichte „Impärat si proletar" (Sar. XXV), welches 1874 (also kurz nach E.s Abreise aus Berlin) veröffentlicht wurde, begegnen uns in dem ersten Teil eine Reihe sozialistischer Ideen, die sehr wahrscheinlich in gewisser Beziehung zu jenen^ Bewegungen stehen, oder wenigstens als Anklänge an jene Zeit betrachtet werden können. Nach der Rückkehr in seine Heimat ließ sich E. in Jassy nieder, wohin ihn einerseits die Gesellschaft „Junimea", anderseits seine vergötterte Geliebte, die Dichterin V. Miele, zogen. Da beide Faktoren in dem Leben des Dichters eine sehr wichtige Rolle spielen, muß ich jedem ein besonderes Kapitel widmen. Erst dann wird es möglich sein, E.s Tätigkeit weiter zu verfolgen. w — 282 — IV. Eminescu und die „Junimea" *) In der literarischen Gesellschaft Junimea begegneten sich nsben den deutsch-gebildeten Maiorescu, Negruzzi, Carp, andere wie der große Dichter Alexandri, der Philosoph Conta (siehe das Werk Rad.), der Dichter Naum, ein eifriger Übersetzer französischer und italienischer Schriftsteller, die alle drei eine fast ausschließlich französische Bildung genossen hatten; neben diesen Männern, die sich auf der Höhe der abendländischen Kultur befanden, sehen wir die einfache, echt rumänische Gestalt Creangas, in dem sich der Volksgeist gleichsam verkörpert zeigte, der wohl nicht eben allzuviel von den hohen akademischen Diskussionen seiner Kollegen verstanden haben mag, dafür aber selber durch das Volkstümliche in seiner unverfälschten Ursprünglichkeit Gegenstand des Interesses war. So fanden sich in dieser Gesellschaft eine_.Menge verschiedener Persönlichkeiten zusammen, deren ausgeprägte, lautere Charaktere ein anziehendes Ganze bildeten. Dieser glückliche Umstand einerseits, andererseits aber die Ideen und Bestrebungen der Gesellschaft erweckten auch die Sympathie E.s gegenüber der sogenannten „neuen Richtung" und später seinen Anschluß an sie. Das Verhältnis des Dichters zu den „Junimisten" läßt sich schon bis auf die Wiener Jahre zurückführen. Gleich nach dem Erscheinen des Gedichtes „Venere si Madona" in C. L. (15. April 1870) knüpft sich ein Briefwechsel zwischen E. und dem Leiter der Zeitschrift Negruzzi an (Petr, 12). Sowohl dieser wie Maiorescu erkannten von Anfang an das vielversprechende Talent des jungen Dichters und ihnen gebührt das Verdienst, ihn seitdem immer im Auge behalten, ihm mit guten Ratschlägen beigestanden und seinem Schaffen *) Vgl. Rud. 130ff., Adam 209ff., Omagiu 1900 (Bes. „Amintiri" von I. Negruzzi), die Zeitschrift „Säptäniina" 1902 (G. Panus Erinnerungen), Räduleseu, Conta 21 ff. Letztgenanntes Buch enthält eingehende Angaben über die Gesellschaft Junimea, I — 283 — den angemessenen Spielraum in der „neuen Richtung" zugewiesen zu haben. Ich verzeichne hier eine charakteristische Episode aus dieser Zeit, welche, obwohl ohne irgend welche sonstige Bedeutung, doch eine wichtige Seite des Verhältnisses E.s zur „Junimea" zu beleuchten geeignet ist. Damals geschah es nämlich, daß Negruzzi dem Dichter Schopenhauers Werke als Geschenk für die den C. L. überlassenen Gedichte zuschickte; dieses Geschenk bereitete dem Dichter große Freude (M. E. 3). Denn schon damals war Schopenhauer ihm sowohl wie auch den Junimisten der Lieblingsphilosoph. Inzwischen wuchs das Interesse der „Junimea" für den jungen Dichter immer mehr. Auf einer Durchreise durch l Wien (1870) besuchte ihn Negruzzi (Petr. 13); lange Be- sprechungen haben damals zwischen ihnen und Slavici stattgefunden (C. L. XXXIII, 4, Omagiu, 8—9). Im Jahre 1871 ist der Briefwechsel E.s mit I. Negruzzi regelmäßig und lebhaft (C. L. XXV. S. 903, Anm.), verschiedene * literarische und sonstige Fragen werden erörtert. Wie richtig I er diese zu schätzen wußte, beweist uns der Umstand, daß | der reife Schriftsteller sich nicht scheute, den Jüngling, der ! damals erst 21 Jahre zählte, um seine Meinung betreffs einiger dichterischer Erzeugnisse zu fragen. Und der Jüngling sprach seine Ansichten immer offen und bestimmt aus (C. L. XXV, 903ff.; XXXIII, 2). Nach der Wiedergenesung von der Krankheit, die ihn 1 Wien zu verlassen gezwungen hatte, nahm der Dichter eine Einladung der Gesellschaft „Junimea" an und kam nach Jassy, wo damals ein sehr reges intellektuelles Leben herrschte und auch der Sitz jener Gesellschaft war (C. L. XXIII, 289ff.). Kurze Zeit später begab er sich wieder ins Ausland, um seine Studien in Berlin zu vollenden, nachdem ihm die „Junimisten", -vornehmlich Maiorescu, dazu einen Teil der nötigen Mittel verschafft hatten. Wir wissen schon, daß er 1873 nach Jassy zurückreiste, wo er sich jetzt definitiv niederließ und Mitglied der „Junimea" — 284 — wurde. Die Jahre 1873—1876 — sehreibt Negruzzi (C. L. XXIII, 289 ff.) — waren die schönsten hinsichtlich der Beziehungen des jungen Dichters zu der literarischen Gesellschaft. Es gab keine Versammlung der „Junimea", in welcher E. nicht Verse von sich vorlas, die die Zuhörer entzückten und sogleich verschiedenerlei Erörterungen veranlaßten. Manche seiner kleinen Gedichte wurden gleich in Musik gesetzt und die Mitglieder der „Junimea" sangen sie sogleich (Omagiu, S. 8 f.). — Nachdem Maiorescu nach Bukarest übergesiedelt war, wurde der Dichter der anerkannte Vorleser der „Junimea"; seine sympathische, wohlklingende, melodische Stimme zu hören, war für die Mitglieder der Gesellschaft ein besonderes Vergnügen (C. L. XXIII, 289 ff). Die Beziehungen E.s zur „Junimea" dauerten auch nach seiner Niederlassung in Bukarest (1877) fort. Hier bildete sich nämlich, unler der Leitung Maiorescus eine Ortsgruppe der „Junimisten" und der Dichter las dieser seine Gedichte vor (0. L. XXXIII, 9, Brief 4); außerdem veröffentlichte er seine Dichtungen regelmäßig in der junimistischen Zeitschrift C. L. (C. L. XXIII, 289—294). Unter den Mitgliedern der „Junimea" haben sich besonders Maiorescu und Negruzzi viele Verdienste um E. erworben und mit ihm in freundschaftlichem Verkehr gestanden; nicht nur literarisch, durch Anregungen und verständige Kritik, sondern auch in materieller Hinsicht zeigten sie ununterbrochen ein reges Interesse für den Dichter, am meisten Maiorescu, der in Jassy und Bukarest ein eifriger Gönner des Dichters war. Als Unterrichtsminister ernannte er ihn zum Direktor der Centraibibliothek in Jassy und dann zum Schulinspektor (Div. 126). Auch später hat er ihn in Bukarest sehr unterstützt, indem er ihn eine Zeitlang in sein Haus aufnahm, um ihm ein regelmäßigeres und sorgenloseres Leben zu sichern, und um ihn aus den Gefahren einer gesundheitswidrigen Lebensweise zu retten (C. L. XXXVI, 311 ff). Noch ein Punkt im Verhältnis E.s zur „Junimea"' verdient die Aufmerksamkeit des Biographen: es ist das seine — 285 — innige Freundschaft mit dem begabtesten rumänischen Volksschriftsteller, loan Creanga. Die beiden haben sich ungefähr im Jahre 1874 kennen gelernt und gleich von Anfang an schlössen sie eine innige Freundschaft mit einander. „Beide arm, verachteten sie das lärmende Getriebe der Welt; unversöhnliche Feinde der leeren gesellschaftlichen Formen, trafen sie sich oft in den einsamen, entlegenen Gärten von Tätärasi und Galata. Dort brachten die beiden ganze Nächte zu, „das Volk beobachtend und den Liedern der Spielleute lauschend" (Creanga, Op. comp. S. 23). In dem Kreise der „Junimea" war Creanga der einzige, intime Freund E.s. Nur ihm fühlte sich der Dichter seelisch verwandt und nur ihm zeigte er sich so, wie er in seinem Innenleben war. „Sobald er Creanga kennen lernte, zog er sich gänzlich von uns zurück, indem er sich Creangäs Gesellschaft allein hingab" — sagt G. Panu, ein Mitglied der „Junimea" (Säptämina II, Nr. 21). „Sie führten das Leben, das ihnen gefiel, das einfache, primitive Leben, d. h. die unverfälschte Lebensweise des rumänischen Bauern, der beider Ideal war." (Uber die Freundschaft Creangäs und E.s siehe noch C. L. XXXIII, 1074, 1078, 1080). E.s Beziehungen zur Junimea sind von manchen rumänischen Schriftstellern und Kritikern vielfach verkannt und falsch gedeutet worden. Die Junimisten, in erster Linie Maiorescu, mußten Jahre hindurch schwere Beschuldigungen hören, daß sie nämlich die Schuld an dem Pessimismus des Dichters trügen, daß ihr Milieu ihm verhängnisvoll gewesen sei, daß sie ihn an sich gelockt und nach ihren eigenen Anschauungen umgeformt hätten, und dergl. mehr (vgl. z. B. C. L. XXXVI S. 308 ff, wo diese Frage ausführlich erörtert und wiederlegt wird). Aber alle diese Behauptungen, die an sich einen starken polemischen Zug haben (sie sind auch aus erbitterten literarischen Streitigkeiten entstanden) können nur einer schiefen Stellung zu der Frage entspringen, stichhaltig sind sie nicht. Die Beziehungen zwischen E. und der Junimea erscheinen als ein sehr natürliches Ergebnis. Der Dichter, der eine neue Epoche in der rumänischen Literatur zu bezeichnen bestimmt w — 286 — war, mußte sich der „neuen Richtung" ebenso verwandt fühlen, wie diese dem eine neue Zeit ankündigenden Talent. Im großen und ganzen hatten E. und die Gesellschaft Junimea viele verwandte Züge, sowohl was ihre Ziele, wie auch manche Mittel und Wege dazu betrifft. Beide erstrebten eine Entwickelung der rumänischen Sprache aus sich heraus, auf Grund der Volkssprache, und waren den latinisierenden, italieni-sierenden, französierenden Richtungen feindlich gesinnt. Durch sein epochemachendes Schaffen in der Sprache, bildete später der Dichter so zu sagen die Verwirklichung der Ideen Ma-iorescus, hinsichtlich einer echt rumänischen, rationellen, literarischen Sprache. E. sowohl, wie die Junimea wollten der rumänischen Literatur einen tieferen Inhalt und einen weiteren Überblick über die europäische Ideen- und Gefühlswelt geben. Einen vielleicht noch wichtigeren Berührungspunkt findet man in den Mitteln, die beiden zur Verfügung standen. Es ist das die deutsche Bildung, die deutsche Philosophie und Literatur, die sowohl E. wie auch die führenden Geister der Junimea genossen haben. Insbesondere aber brachte die Schopenhauers che Philosophie beide zusammen, deren Ideen in der Junimea viel besprochen wurden und in E.s Werken nicht selten hervortreten. Die schönen Formen, die in dem Kreise der Junimisten herrschten, und die Freiheit, die der Gesellschaft innewohnte, haben sicher nicht wenig dazu beigetragen, E. der Junimea nahe zu bringen. Es wäre noch der Umstand zu erwähnen, daß die Junimea in dem damaligen literarischen Leben Rumäniens die einzige Gesellschaft war, die eine Fülle von bedeutenden Talenten und Persönlichkeiten zählte und deshalb für eine so hervorragende Gestalt wie die unseres Dichters am besten geeignet w7ar. In der Tat sind auch die Verdienste der Junimea um E. sehr groß. In einer Zeit, wo ihn die meisten als einen mittelmäßigen Anfänger betrachteten und ihm kein Talent zuerkennen wollten, waren die Mitglieder der Junimea die einzigen, die das hervorragende Talent E.s zu schätzen und ihn mutig in — 287 - • der literarischen Welt zu verteidigen imstande waren (siehe I C. L. XXIII, 289 f. Adam. 211). Maiorescu war der erste, der i die epochemachende Rolle des Dichters voraussah und schon j 1879 eine gerechte Beurteilung desselben veröffentlicht hat, Aber wenn auch das Verhältnis E.s zur Junimea innig gewesen ist, so bedeutet das keineswegs eine Abhängigkeit des Dichters von dieser Gesellschaft, wie manche rumänische Kritiker behauptet haben. (Hasdeu, C. L. XXXVI, 310 f. u. a.) Dazu war die Persönlichkeit des Dichters viel zu selbständig, seine Ziele und Bestrebungen aber viel zu sehr aus ihm selbst hervorgegangen. Schon in der Zeit, wo die Beziehungen E.s zur Junimea ihren Anfang nahmen (1870), hatte der Dichter seine eigenen Ansichten über diese Gesellschaft und war selbständig genug, um auch ihre Fehler zu erkennen (siehe Div. S. 76 „0 scriere criticä"). Wie unabhängig er auch später geblieben ist, das zeigen besonders die nationalen Grundzüge seiner Tätigkeit. Die hohe Achtung für die Vergangenheit der Rumänen, die Liebe zum Bauernstand und die Abneigung gegen alles, was fremde Nachahmung war, Züge die für die Junimisten bei weitem nicht so bezeichnend sind. V. Eminescu und Veronica Miele. Uber die Geschichte des Verhältnisses E.s zu Veronica Miele stehen uns bis jetzt nur mangelhafte Angaben zur Verfügung. Gewissenhafte Einzelforschungen sind auch in dieser Richtung noch nicht vorhanden. Nur die Gedichte, sowohl die E.s, wie auch die Mieles bieten uns infolge ihrer echt lyrischen Natur und wahren Empfindung einigermaßen Material, um uns ein Bild dieser Dichterliebe machen zu können.*) / E. soll die Dichterin während seines ersten Aufenthaltes in Jassy kennen gelernt haben (Petr. 14). Cristea (10) be- *) Siehe N. lorga, Schite . . . Iasi, Sar. Bd. II, 85ff.; Rud. 160, 162; Petr. 14ff.; Cr. 10ff. i I — 288 — richtet dagegen, der Dichter habe sie schon in Wien gesehen und ihre Bekanntschaft schon damals gemacht; nur ist diese Nachricht nicht ohne weiteres als richtig anzunehmen, da der Verfasser keinen Beweis dafür gibt und auch keine Quelle nennt. Obwohl noch sehr jung (sie zählte kaum 17—18 Jahre), war Veronica Miele schon verheiratet. Es war eine seltsame Ehe. Ihr Mann, der Universitätsprofessor Stephan Miele, war 34 Jahre älter als sie, ein Umstand, der ihre Liebe zu E. begreiflich macht, umsomehr, als sie eine echt romantische Dichterseele war. Ihr Äußeres schildert Petrascu (14) folgendermaßen: „Ihr Gesicht war rund und schön, ihre Stirne weiß, glatt und klug, ihr Haar blond —^ das Ideal des Dichters [siehe dazu „Sermanul Dionis", Nov. 37, erster Absatz] — ihre Augen von einem hellen Blau, die Nase fein, der Mund klein, feucht und üppig." Sie war also eine bezaubernde Frauengestalt, deren Schönheit das Herz eines Romantikers wie E. schwer widerstehen konnte. Die Dichterin soll für ihn schon in einer Zeit geschwärmt haben, wo sie ihn nicht einmal gesehen hatte (Petr. 14); sie selbst bekennt das in den Versen: „M'am gindit cu drag la tine pinä nu te-am cunoscut, Te stiam numai din nume, de nu te-as mai fi. stiut! 3 3 3 Si-am dorit sä pot odatä sä te väd pe tine eu. Sa-ti inchin a mea viatä, sä te fac idolul meu." (V. M. „Mam gindit" 78.) Ebenso bekennt sie in dem Gedichte „La portretul unui poet" (V. M. 66), daß sie ihn schon liebte, obwohl sie nur sein Bildnis*) gesehen hatte und nur soviel wußte, „daß er ein Dichter sei". Nachdem beide miteinander bekannt geworden, besuchte E. sehr oft das Haus Mieles; dort las er abends, in der Stille eines kleinen Kreises — er, Veronica und ihr Mann — seine süßen Gedichte vor; ein anderes Mal wandelten beide im *) Henriette E. (Scr. LVII) erzählt, daß der Dichter als 19 jähriger Jüngling Miele zu Liebe sich photographieren ließ. 289 — Garten umher, träumten beglückt im Zauber der schönen Natur, die sie beide so sehr liebten (Petr. 14f.). Ihre Liebe erwachte schnell und war leidenschaftlich; sie versprachen sich gegenseitig, sich nach dem Tode Mieles zu heiraten. Ja der Dichter war so schwärmerisch, daß er sich entschloß, zu der römischen Kirche überzutreten, nur um nicht mehr von seiner Geliebten getrennt werden zu können (Petr. 15). Die Freunde des Dichters, denen diese Liebe nicht eben sympathisch war, wollten ihn von Veronica Miele trennen und schickten ihn nach Berlin, wo er seine philosophischen Studien weiter treiben sollte. Aber die Dichterin sehnte sich betrübt nach ihm: „Cobea de buhnä tipä pe grindä, Eu mä cutremur ca fi semn räü . . . Pe cind iubitu-mi lumea colindä Sufletu-mi moare de dorul säü." (V. M. 54f. „Prevestiri".) Aus diesem Grunde geschah es höchstwahrscheinlich, daß E. schon nach einem Jahre Berlin verließ und nach Jassy zurückkehrte, obwohl er sich noch zwei weitere Semester an der Universität eingeschrieben hatte. Für ihn war damals „das Herz der einzige Wegweiser" —wie Petr. (17) treffend bemerkt. Von Ende 1873 bis im Herbst 1877 blieb der Dichter in Jassy, und dieser Zeitabschnitt brachte ihm in reichem Maße die glücklichen Augenblicke der Liebe. Dichter und Dichterin trafen sich sehr oft, und übereinstimmend waren sie nicht nur in ihren glühenden Gefühlen, sondern auch in der Grundstimmung ihres damaligen künstlerischen Schaffens. In dieser Zeit schrieb E. einige seiner schönsten Gedichte*), auf denen der Zauber eines schwärmerischen Romantismus ruhte, den später ein düsterer Stimmungspessimismus ver- *) Inger si Demon (XXIII); Floare albasträ (XXIV); Fat frumos din teiu(XXVI); Cräiasa din povesti (XXVIII); Lacul(XXIX); Dorinta (XXX); Cäiin (XXXI), Povestea codrului (XXXIII); Singurätatea (XXXV), Pajul Cupidon (XXXVII), 0 rämii (XXXVIII) Ed. Sar. Weigand, 10. Jahresbericht. 19 dunkelte — gleichsam als ein malum omen für die Zukunft dieser Dichterriebe und für den Dichter selbst. Eine stille, diskrete, romantische Natur — Mond, Wald. Bäche, Linden — beseelt die Gedichte beider. Wenn der Dichter die ..blaue Blume" (Sar. XXIV) besingt, so antwortet ihm die Dichterin mit dem Gedichte an den „blauen Vogel" (V. M. 49) und bei beiden finden wir oft genug dieselbe Naturstimmung (vgl. Sar. XXIV und V. M. 49, oder Sar XXX und V. M. 68). Wenn der Dichter in der Einsamkeit seines armseligen Zimmers von Melancholie befallen wird, so ist ihr Erscheinen genug, um sein Leben wieder zu erheitern: ,.Sie ist's! Und mit einem Male Scheint mein leeres Haus gefüllt, In des Lebens dunklem Rahmen Leuchtet auf ein helles Bild." (R, Dicht. 142.) Die Dichterin ihrerseits bewundert und liebt ihn wie einen Abendstern, und wenn er verschwindet, so bleibt ihr sein Bild im Sinn wie ein „liebes Traumgesicht, zu dem sie betet". (V. M. „Sä pot intinde mlna" . . . S. 72.) 1877 verläßt der Dichter Jassy, um sich als Leiter der Zeitung Timpul nach Bukarest zu begeben. Gleich nach seiner Abreise scheint die Liebe beider zu erkalten; es treten die unausbleiblichen Enttäuschungen beiderseits dazwischen. 1879 veröffentlicht der Dichter die schon erwähnten Gedichte von pessimistischer Stimmung, aber doch kann er seine zaubervolle Geliebte nicht vergessen. Wenn er sich einmal von ihr entsagend und traurig verabschiedet (Sar. XL VIII), so sehnt er sich gleich wieder nach ihr: Komm wieder! Lehre du mich süße Laute, Laß deinen Blick mir warmes Leben spenden, Laß unter ihm mein Dasein sich vollenden, Entlocke neue Lieder meiner Laute! (R. Dicht. 153.) 1879 starb Professor Stephan Miele; die Dichterin zog 1883 nach Bukarest, um ihre beiden Töchter besser ausbilden zu können (Rud. 162) und angeblich auch um E. an sein ! Heiratsversprechen zu erinnern (Petr. 22); es war aber umsonst. E. hatte eine Neigung für Frau P. gefaßt und bald darauf auch für Frau K.*) (Petr. 23). Veronica Miele ihrerseits war nicht weniger unbeständig; auch ihr Herz öffnete sich leicht anderen (Rud. 162). In dem Gedichte „Drag mi-ai fost" (V. M. 26f.) gesteht sie fast naiv, I daß, wenn auch der Dichter ihr „Abendstern" gewesen, sie doch jetzt „die Sonne" gefunden und dieser zu Liebe jenen vergessen habe, denn: „Am väzut c'aceastä lume Fär' de tine nu-i pustie." Aber trotz dieser gegenseitigen Treulosigkeit konnte die Flamme der einst so leidenschaftlichen Dichterliebe nicht gänzlich verlöschen. Im Jahre 1888 entzündet sie sich auf einmal so mächtig, daß der Dichter selbst seine großmütige Schwester Henriette, die ihm während seiner schweren Krankheit wie ein Schutzengel beistand, verließ und um Veronicas willen nach Bukarest reiste (Scr. LH, S. 93), wo beide noch einmal die einst so glückliche Liebe wieder kosteten. Die arme Schwester, die darüber bestürzt war, indem sie für die erst wiederhergestellte Gesundheit ihres Bruders fürchtete, schreibt von ihm: „ . . . er liebt diese Frau so sehr, daß allein der Tod sie trennen könnte, im Leben aber niemand imstande* ist, ihn von ihr zu trennen." (Scr. LIII, S. 95)**). ' *) Sehr wahrscheinlich die Dichterin Mathilda Kugler-Poni (von : deutschen Eltern aus der Bukowina), die sich damals gerade mitten in } ihrer literarischen Tätigkeit befand, mit E. bekannt wurde und ihm sehr sympathisch war, wie Slavici (briefl.) mitteilt. Über diese Dichterin s. Rud. 163. **) Auch in den Briefen LVII, LVIII, LIX, LXII, LXVI spricht Henriette über das wiederaufgenommene Verhältnis ihres Bruders und besonders über Veronica Miele, über die sie überhaupt sehr un- 19* — 292 — Dieselbe leidenschaftliche Liebe scheint damals auch die Dichterin wieder beseelt zu haben. — Im Jahre 1889, am 3. August gr. Kai., einen Monat nach dem Tode des Dichters, starb sie von Schmerz und Verzweiflung gebeugt im Kloster Väratic (Moldau). So fand diese vielbewegte Dichterliebe ein höchst trauriges Ende. Ein schwärmerisch-romantischer Anfang, ein stürmisch-romantischer Verlauf, ein tragisch-romantisches Ende — das war die ebenso interessante, wie unglückliche Liebe zweier Dichterseelen, 'denen die rumänische Literatur so viele entzückende Lieder zu verdanken hat. Eine literar-historische Bedeutung muß der Liebe E.s und Mieles ohne weiteres zuerkannt weMen; denn Miele ist eine der hervorragendsten unter.denen, die als Schüler des Meisters genannt werden*). Ich gebe hier eine kurze Zusammenstellung einiger Gedichte beider, die, obwohl an Gefühlen und Ideengehalt überraschend verwandt, trotzdem das Kennzeichen ihres Verfassers stark an sich tragen: Eminescu (Ed. Sar.) Mortua est XVIII Sa dus amorul LXXIII Adio LXXV Dorinta (XXX) Noaptea (XIX) Si daeä ramuri (LXX) Miele Si pulbere, tarina . . . Si cum s5a stins v) 11 Aubade . . . (68) Cind noaptea e adincä (70) Si daeä-un dor (gleiche Form und Rhythmus). günstig urteilt. Allerdings darf nicht vergessen werden, daß alle diese Briefe im Affekt und aus sehr trauriger Veranlassung geschrieben worden sind, daher auch ihre starke Subjektivität. *) Darüber urteilt lorga in seinem Aufsatz sehr treffend: „unter allen von E. beeinflußten Dichtern ist Veronica Miele diejenige, die sich am meisten von gesuchter Dunkelheit und Manieriertheit ferngehalten und ihre oft originellen Gedanken in eine einfache Form gekleidet hat; und ihr Band Gedichte, der kaum 100 Seiten zählt, findet seinen Platz neben dem Besten, was unter dem Einflüsse des Meisters geschrieben worden ist/' 293 — VI. Eminescus Tätigkeit als Bibliothekar in Jassy. Im August 1874 wurde E. von dem damaligen Kultus-und Unterrichtsminister Maiorescu, seinem Gönner und Freunde, zum Direktor der Centraibibliothek in Jassy ernannt.*) Diese Stellung war dem Dichter höchst willkommen; sein unersättlicher Wissensdrang fand in der Bibliothek reiche Nahrung. Besonders zogen ihn die alte Literatur und Geschichte seines Volkes an, ein Umstand, der für seine literarische Tätigkeit wertvoll wurde. Er trat sein Amt am 1. September 1874 an, (G. T. LXV Nr. 85) und bewies bald, wie ernst er seine Pflicht auffaßte, wie uns 4as erhaltene Konzept des Berichtes Nr. 31 vom 21. Juni 1875 zeigt, worin er dem Minister ..das systematische Sammeln der alten rumänischen Literatur, sowohl der weltlichen wie der kirchlichen vorschlägt." Am 15. Okt. jenes Jahres schickt E. dem Kultusminister ein Verzeichnis von alten Büchern und Manuskripten, die für die Bibliothek gekauft werden sollten. (Bericht Nr. 87 nach Kirileanu.) Das Ministerium genehmigt die Vorschläge samt den festgestellten Preisen, aber E. ist so eifrig, daß er die Summe von 585 Lei verringert und dem Verkäufer nur 400 Lei zahlt (Bericht an das Ministerium Nr. 1 vom 17. Januar 1875), den Rest aber für neue Bücherankäufe bestimmt (Bericht Nr. 14 vom 6. März 1875). In diesem letzten Bericht finden wir auch eine allgemeine Betrachtung über die Bedeutung^ der rumänischen Literatur im 16., 17. und 18. Jahrhundert^ der folgendermaßen lautet: „Die rumänische Literatur des" 16.. 17. und 18. Jahrhunderts ist vertreten durch 269 gedruckte Werke, zum größten Teil geistlichen Inhaltes. Das erste Viertel unseres *) In C. L. XXIII, 4 und in Div. 126 ist falsch berichtet, daß er zuerst zum Revisor (d. h. Schulinspektor) und dann erst zum Direktor der Bibliothek ernannt worden sei; s. Fräncu (G. T. LXV, Nr. 85). — 294 — Jahrhunderts trägt ebenfalls den Charakter des 18. Die geistlichen Bücher, als ein allgemeines Bedürfnis des Volkes, wiegen vor? weltliche Bücher werden nicht gedruckt, sondern mir handschriftlich verbreitet. Sogar die Condica civilä der Moldau ( aus diesem Jahrb.) ist nur aus Furcht vor Fälschungen gedruckt worden, wie aus der Vorrede hervorgeht. Also kann im allgemeinen der Grundsatz aufgestellt werden, daß in der Regel nur die geistlichen Bücher gedruckt wurden, während die Laienlektüre in den vergangenen Jahrhunderten und anfangs des jetzigen — zum größten Teil — in Handschriften enthalten war. Es wäre daher wünschenswert, daß, soweit es die beschränkten Mittel gestatten, die der Bibliothek gewährt worden sind, diese Literatur Jahr für Jahr gesammelt werde, aber beständig und systematisch. Bezüglich der geistlichen Bücher bemerke ich noch, daß das Datum der Drucklegung fast niemals das ihrer Entstehung ist und daß, wenn noch eine zweite Auflage vorhanden ist, diese weiter nichts als der Nachdruck der ersten ist, wie alt diese auch immer sein mag. Eine besondere Kategorie von Handschriften bilden diejenigen, weiche auch gedruckt vorhanden sind, deren Entstehung aber viel früher ist als ihre Drucklegung. Diese sind zahlreich in der rumänischen Literatur. Die Bedeutung dieser Werke kann nicht theoretisch und von vornherein festgestellt werden; sie zeigt sich erst im Verlaufe der Zeit und schwankt je nach den Gesichtspunkten, die bei ihrer Betrachtung vorwalten. Unleugbar aber ist ihr stilistischer und lexikalischer Wert: Der stilistische, weil sie nicht unter dem Einflüsse der modernen Sprachen, wenigstens nicht unter dem der französischen, geschrieben sind, und weil darin Redewendungen vorkommen, die aus der heutigen Sprache zu schwinden beginnen und durch schablonenhafte Phrasen ersetzt werden; der lexikalische infolge der zahlreichen ursprünglichen Wörter, welche die auf eigene Mittel angewiesenen geistlichen und weltlichen Schriftsteller bei ihren Versuchen verwenden." (G. T. LXV, Nr. 85 und Kirilean). In demselben Bericht teilt der Dichter dem Minister die — 295 — Titel einer größeren Anzahl von Büchern und Manuskripten mit, damit sie für die Bibliothek angeschafft würden, nämlich: Gedruckte Bücher: Apostol (1743, Buzeu); Atirnare in loc de scrisoare asupra tarafului okelistilor pentru Area a toatälumea (1773, Buzeu); s au talmäcit si s'au adunat de in-teleptul dascäl Petru Stamatiadi, — ein Werk von dem der Dichter erklärt, es sei gegen das Werk des Pythagoräers Ocellus Lucanus „Ueber die Natur des Universums" gerichtet; Sinopsis adicä cuprinderea in scurt acei vechi si acei nouä scripturi (1783, Rimnic); Macarie Sntuh, Omilie adecä cuvinte (1785 Bucuresti); Amfilochie Invätätura geograficeascä (1795, lasi); Pilde filosoficesti (1785, Bucuresti); Ioan Damaschin, Descoperire cu amäruntul a pravoslavnicei credinte (1806, lasi); Kekrografion adicä patru cärti (1814, Neamtu); Eugenie Bulgariul Archepp., Indeletnicire iubitoare de Dzeü (1815 bis 19, lasi); Efrem Syrul, Cuvintele si invätäturile lui (1818, Neamtu);' Florian, Istoria lui Numa Pompiliu tradusä de Beldiman(1820, lasi); Vasilie cel Marc si Grigorie, Cuvinte putine din cele multe ale lor (1826, Bucuresti); Nico dim monachul, Carte sfatuitoare pentru päzirea celor einer sim-tiri (1826, lasi); A condicii criminalicesti cartea IasiaIIa (Joan Sandul Stürza V. V.) (1826, lasi); Die Miniat, Didachii sau cuvinte de invätätura (lasi 1837); Chronograf sau numä-rare de am (1837, Neamtu); Kyriakodromion adicä cuvinte morale pentru fiecare Duminicä a anului (1839, Buzeu); Pann Anton, Fabule si istorioare (1847, Bucuresti), — der Dichter bemerkt dazu, daß die Schriften Panns selten geworden sind. Manuskripta: Cärticicä carele una cite una numärind in scurt nouele isvodiri ale Latinilor le vedeste cu mustrare (1795); Proorocia fericitului Agathanghel (1817); Minunile maicei Domnului (XVIII. Jahrh.); Un roman in forma de autobiografie, ohne Titel, (1791); Astrologie (wichtig für die meteorologischen Ausdrücke, bemerkt E.) und Intrebäri si respunsuri intre jidani si crestini asupra legii crestinesti, Putna, scris de nepotul Egumenului Pachomie, färä an, — eine fremde Hand hat griechisch 1799 auf den Band als Datum F — 296 — angegeben, bemerkt E.; Priveliste politiceasca, in care se euprinde scumpä sfätuire, ce se cade a face un Domn si de ce a se feri (Anfang XIX. Jahrb.); 0 comedie in versuri tradusä din frantuzeste (1813), ohne Titel. — Während seiner Tätigkeit als Bibliothekar hat E. auch einen Bücherkatalog verfaßt. Nach einer Dienstzeit von nur 9 Monaten, am 1. Juli 1875, wurde er zum Schulinspektor für die Bezirke Jassy und Vaslui ernannt (G. D. LXV Nr. 85). An seine Stelle trat der Bukowinaer Dichter D. Petrino. Und jetzt geschah etwas fast Unglaubliches, eine unerhörte Ungerechtigkeit, die sein Leben verbitterte. Petrino beschuldigte ihn, daß er der Bibliothek mehrere feücher entnommen hätte. Inzwischen wurde der unglückliche E. auch seines Amtes als Schulinspektor enthoben und infolge der Anklage Petrinos wurde ein Prozeß gegen ihn eröffnet.*) Es ist das eine höchst traurige Geschichte, die nicht nur Petrino und die damalige Regierung, sondern im Aligemeinen das öffentliche Leben, das damals in Rumänien herrschte, wrenig erfreulich beleuchtet. E. war völlig unschuldig, sodaß sich selbst das Ministerium gezwungen sah anzuerkennen, daß sich das Strafverfahren gegen ihn als unberechtigt erwiesen hatte (der ministerielle Erlaß Nr. 11 472). Aber mehr als ein Jahr lang mußte der größte Dichter des Landes die Schande und die Last des Strafverfahrens über sich ergehen lassen und verschiedene Verfolgungen schweigend erdulden. Am 16. Juli 1876 angeklagt, sprach ihn der Gerichtshof zu Jassy erst am 17. Dez. 1877 frei (G. T. LXV Nr. 85). *) Sehr bedauerliche Leidenschaften seitens der Gegner E.s waren hier im Spiele. Petr. auf der einen Seite, wollte ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nur ärgern, da im Jahre 1870 E. eine sehr scharfe, obwohl gerechte Kritik gegen eine Broschüre P.s geschrieben hatte (Div. 76 it.). Auf der anderen Seite war unserem Dichter die neue, liberale Regierung, die 1876 ans Ruder kam, feindlich, indem sie ihn als einen politischen Gegner (Konservativen) ansah — daher auch seine Entlassung aus dem Schulinspektoramte und das Strafverfahren gegen ihn, wegen der Anklage Petr. (Siehe dazu C. L. XXIII, 289ff., XXXIII. 8; Petr. 18: G. T. LXV Nr. 85). — 297 — VII. Eminescus Tätigkeit als Schulinspektor. Dieser Lebensabschnitt unseres Dichters, obwohl wichtig, ist noch weniger bekannt und erörtert als seine Tätigkeit als Bibliothekar. Die Tatsachen und Darlegungen, die ich hier angebe, beruhen auf Auszügen aus den Aktenstücken des Schulinspektorats zu Jassy von 1875 und 1876, die mir von Herrn Kirileanu gütigst zur Verfügung gestellt wurden. Für den Beruf eines Schulinspektors hatte sich E. zwar nicht vorbereitet, doch war seine Persönlichkeit viel passender dazu, als man im ersten Augenblicke von einem Manne, wie er, zu erwarten meint. Die gründliche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis, die er sich in seinen Wanderjahren erworben, seine ernsten und vielseitigen Universitätsstudien, seine vielumfassende und tiefe moderne Bildung stellten alle solche wertvollen Eigenschaften des Geistes dar, wie sie einem Schulinspektor von großem Nutzen sein mußten. Ebenso glücklich beschaffen waren auch seine ethischen Eigenschaften: Ein fester sittlicher Ernst, eine volle Unabhängigkeit des Denkens und Handelns, ein unermüdlicher Tätigkeitsdrang verbunden mit einem dem allgemeinen Wohl ergebenen Gemüt, eine den großen Dichterseelen charakteristische Menschenliebe und schließlich seine glühende und doch besonnene Volks- und Vaterlandsliebe, die sich am meisten in der großen Teilnahme für den Bauernstand betätigte. Trotz der bedauerlichen politischen Verhältnisse des Landes, die seiner Tätigkeit als Schulinspektor unglücklicherweise rasch ein Ende machten, ist das nur auf ein Jahr sich erstreckende pädagogische Wirken E.s verdienstvoll und anziehend wegen des Gehaltes und des Ernstes der entfalteten Arbeit. Das ist um so bemerkenswerter, als ihm schwere Hindernisse fast systematisch von Seiten der Verwaltung in den Weg gelegt wurden. Der Dichter trat in sein neues Amt, wie schon gesagt, am 1. Juli 1875 ein und blieb in dieser Stellung nur bis zum 1. Juni 1876, wo er ohne irgend einen Grund von der neuen T — 298 — Regierung abgesetzt wurde (G.T.LXV, Nr. 85, C. L. XXXIII, 8). Der Wirkungskreis dieses neuen Amtes war die Inspizierung der Volks- und Mädchenschulen in den Bezirken Jassy und Vaslui. Die Tätigkeit, die E. auf diesem Gebiete entfaltet hat, ist in verschiedener Hinsicht beachtenswert. Mit scharfem Blick durchdringt er das damalige Unterrichtswesen seines Landes und stellt die Krankheit, an der es leidet, nämlich die mechanische Methode fest. In einem Bericht an den Kultusminister (Nr. 169,76), wo er die Ergebnisse seiner Untersuchung der Elementarmädchenschule Nr. I in Roman mitteilt, sagt er: „ . . . der mechanische Unterricht ist allgemein in unseren Schulten, denn der Mangel an pädagogischen Kenntnissen ist gleichfalls allgemein." Gegenüber dieser toten Methode empfiehlt er mit viel Verständnis und mit warmen Worten immer und immer die Prinzipien der Anschauungsmethode. Treffende Kritik des herrschenden mechanischen Unterrichts, klare Auseinandersetzungen hinsichtlich der Übel der Schulen liegen seinen Bemerkungen zu gründe: ..Aus den Vorträgen der Landschullehrer habe ich den größten Mangel sowohl an Methode als an Kenntnissen erkennen können. Ihre Kenntnisse bestehen im allgemeinen aus leeren Worten, deren Inhalt sie nicht verstehen. Gewiß sind in dieser Beziehung nicht so wohl sie selbst schuld als das öffentliche Unterrichtssystem, aus dem sie hervorgegangen sind. Bei vielen von ihnen habe ich zur Genüge das Bestreben, methodisch zu sein, beobachtet, bei einigen habe ich den seltenen Vorzug bemerkt, den die Natur den geborenen Lehrern verleiht, eine natürliche Methode, die bis zu einem gewissen Punkte die pädagogischen Kenntnisse zu ersetzen vermag; wieder bei anderen habe ich ein reicheres Maß praktischer Kenntnisse wahrgenommen, aber im Ganzen kann ich nicht sagen, daß all dies genügend sei, Der vollständige Mangel an pädagogischen Hilfsmitteln, das Fehlen einer Lehrerzeitschrift in Rumänien macht sich auf Schritt und Tritt fühlbar. Die — 299 — meisten wissen nur so viel, als sie in der Schule gelernt haben und weiter nichts. Die wenigen Lehrbücher, die es bei uns gibt, sind für die höheren Schulen! Sie setzen zu einem großen Teile Erklärungen seitens der Lehrer voraus, ihre Ausdrücke und ihre wissenschaftliche Anlage machen das Lesen dieser Bücher für die Landschullehrer nutzlos. Sie haben nichts, was sie lesen könnten, selbst wenn sie wollten. Ihre Begriffe aus dem Bereich der Naturwissenschaften z.B. sind beinahe gleich Null, obwohl gerade diese Wissenschaften das wirksamste Mittel des anschaulichen Unterrichts und die wahre Quelle praktischer und positiver Kenntnisse sind. Obwohl der Plan unserer Landschulen mit diesen Wissenschaften überlastet ist (sogar / mit Verwaltungsrecht), so gibt es dennoch bis heute kein einziges Mittel die Lehrer zum Vortragen solcher Kenntnisse geeignet zu machen, weder Fach werke noch eine periodische Zeitschrift, wenn schon die handschriftlichen Hefte aus dem Lehrerseminar, die nach dem Diktat von oftmals mittelmäßigen Professoren geschrieben sind — mir nicht genügend erscheinen." (Zuschrift Nr. 202 an das Ministerium die jährlichen Konferenzen der Lehrer von Jassy betreffend. Aus den Akten des Schulinspektorats für das Jahr 1875.) Solche Beweise einer ausgezeichneten pädagogischen Kritik bieten uns mehrere der Aktenstücke, die E. als Schulinspektor an das Kultusministerium gerichtet hat. Der Muttersprache und der Geschichte widmet er besondere Aufmerksamkeit. Bei der ersten findet er (Bericht 168/75 an das Ministerium), daß sie „in gänzlich abstrakter und toter Weise vorgetragen wird, sowohl in den Elementarschulen wie im Gymnasium". Über die Geschichte spricht er in dem erwähnten Bericht 169/76, indem er das Prinzip der Veranschaulichung der vergangenen Zeiten betont Selbst die Aussprache und die Orthographie beschäftigen ihn; er betont den Zusammenhang zwischen einer richtigen Aussprache und einer richtigen Schreibweise (Bericht 220/76 an das Ministerium). In diesem Bericht, wo er die Ergebnisse — 300 — einer Besichtigung der Mädchenschule zu Vaslui mitteilt, bekämpft er mit Recht das Erlernen der vielen orthographischen Systeme im Rumänischen, deren Kenntnis „den guten Geschmack gefährdet". Die Hauptsache ist nach seiner wohlbegründeten Meinung „eine korrekte Aussprache und eine, wenn auch radikal-phonetische Schreibweise der Wörter und Formen". Sein strenges Pflichtgefühl im Amte beweist uns die unermüdliche, vielumfassende und doch tiefgehende Tätigkeit, die er in den 11 Monaten seines Schulinspektorats entfaltet hat. Eine solche Tätigkeit war nicht eben leicht unter den Verhältnissen, in denen der Dichter zu wirken hatte. Nicht weniger als 152 Privat- und öffentliche Schulen standen unter seiner Aufsicht; eine Besichtigung derselben war aber um so schwieriger, als sie auf einem Raum von einigen 100 Quadratkilometern zerstreut lagen und die Wege in dem waldigen Berglande in überaus schlechtem Zustande waren. (Adresse Nr. 225/76 an den Minister.) Dazu kamen noch die Verwaltungsgeschäfte des Amtes; etwa 5—600 Aktenstücke pro Jahr waren zu erledigen und daneben gab es viele Unannehmlichkeiten mit den Behörden (Ebenda; der Dichter drückt sich diesbezüglich folgendermaßen aus: „Eine Menge persönlicher Widerwärtigkeiten, die durch den Mangel an Respekt vor den Schulzen und Unterpräfekten noch vermehrt werden"). Trotz all dieser widrigen Umstände blieb der Dichter seinem Pflichtgefühl treu; selbst seine politischen Gegner und Verfolger, die ihn aus dem Amte entfernten, konnten ihm nicht einmal den kleinsten begründeten Vorwurf in Bezug auf seine offizielle Tätigkeit nachweisen. In der Adresse 256/76 an den Minister, spricht er selbst über seine amtliche Tätigkeit und bezweifelt, „daß es im Lande noch viele Schulinspektoren gäbe, die soviele Schulen wie er besichtigt hätten." Ein derartiger energischer Ton, den er selbst dem Minister gegenüber anschlug, bietet uns auch die Möglichkeit, die volle Selbständigkeit des Denkens und des Handelns E.s als Schulinspektor kennen zu lernen. Außer seiner Pflicht konnte ihm r — 301 — niemand befehlen, wie er im Amte zu verfahren habe. Besonders wichtig ist in dieser Beziehung sein Verhalten gegen die Verwaltungsbehörden, die sich sehr oft in Schulangelegenheiten und dergl. einmischten, unberechtigte Maßregeln trafen oder solche dem Schulinspektor vorschlugen, die Lehrer rechtswidrig verfolgten oder mit ihnen als Mitschuldige die Interessen der Schule schädigten. Die Adressen Nr. 1S9 (an den Präfekten von Jassy), Nr. 212, Beilage D (an das Ministerium), Nr. 258 (an den Präfekten von Vaslui), Nr. 263 (an einen Lehrer, über ein Zeugnis des Ortsvorstandes), Nr. 271 (an den Präfekten von Jassy), Nr. 298 und 299 (an den Präfekten von Jassy) Nr. 325 (an den Präfekten von Vaslui), alle aus dem Jahre 1875, « enthalten eine schonungslose Kritik E.s über verschiedene Mißstände, die von den Verwaltungsbehörden im Bereiche der Schule hervorgerufen waren. Trotz seiner überaus eifrigen und verdienstvollen Tätigkeit, dankte man E. damit, daß man ihn am 1. Juni 1876 seines Amtes enthob und seines Lebensunterhaltes beraubte. Von diesem Zeitpunkte an folgt für den Dichter eine Reihe von Jahren voll Leiden und schwerer Kämpfe ums Dasein. VIII. Eminescus Tätigkeit als Journalist (1876—1883). Arm wie er war — seine Familie lebte jetzt in ziemlich dürftigen Verhältnissen — und ohne irgend eine produktive Beschäftigung, geriet der Dichter nach seiner Entlassung aus dem Amte in die bitterste Not. Er konnte sich jetzt nicht einmal eine Wohnung und das tägliche Brot verschaffen; sehr oft mußte er von seinen Freunden beherbergt werden (Nov. 158). Erst mit vieler Mühe gelang es seinen Freunden in der „Junimea" ihm eine mehr als bescheidene Stellung zu verschaffen. Er wurde als Redakteur, Verwalter und sogar Korrektor an dem offiziellen Blatte des Appellationshofes in Jassy, „Curierul de lasi", angestellt, eine sehr armselige Stellung, die ihm, obwohl die Arbeit dreifach war, doch nur 100 Lei monatlich eintrug. Erst nach einer längeren Zeit T — 302 — wurden ihm 150 Lei zugesichert (Nov. 158), Über ein Jahr leitete der Dichter dieses Blatt, in dem er eine Menge literarischer, ästhetischer und kultur-geschichtlicher Aufsätze, wie auch einige Novellen (..La aniversare", Nov. 86ff. und „Cesara", Nov. 94ff.) und Theaterkritiken, Studien über politische Ökonomie, polemische Aufsätze und dergl. mehr veröffentlicht hat (Nov. 159). Ende 1877 trat in der Lage des Dichters eine Verbesserung ein. Er wurde als leitender Redakteur der Zeitung „TimpuL-, des offiziellen Blattes der konservativen Partei, nach Bukarest berufen (Nov. 159).* x Damit beginnt die eigentliche Tätigkeit E.s als politischer Schriftsteller. Die Bedeutung dieser Tätigkeit ist von vielen unterschätzt worden, indem man behauptete, der Dichter habe sich nur durch Not gezwungen der Politik gewidmet, wo er gegen seine eigentlichen Neigungen zu denken und zu schreiben verpflichtet gewesen sei. Nun ist es ja wahr, daß der journalistische Beruf — besonders in Rumänien — ein höchst undankbarer und mit der beschaulichen, idealgesinnten Natur eines Dichters schwer vereinbar ist. Es darf aber nicht vergessen werden, daß E. nicht nur ein Dichter, sondern auch ein Denker mit sehr regem Interesse für das öffentliche Leben seines Volkes war. Beweise dafür bietet uns sowohl sein Wirken als Schulinspektor wie auch seine kultur-politischen Aufsätze in „C. d. J." Daneben war er bekanntlich Mitglied der „Junimea", die sich auch mit politischen Fragen beschäftigte, und in deren Reihen sich hervorragende Führer der konservativen Partei, wie P. P. Carp und Maiorescu befanden. Schließlich war es selbst der persönliche Wunsch des Dichters, an der politischen, sozialen und kulturellen Entwicklung des Landes Anteil zu nehmen. Durch sein Temperament, durch seine Abstammung, die ihn dem Bauernstande nahe brachte, durch sein ganzes in- *) N. P. Petrescu (An. III, 16) berichtet irrtümlich, er sei dem Dichter im Jahre 1874(!) in der Redaktion des Timpul begegnet. Damals war E. Bibliothekar in Jassy. — 303 — tellektuelles Wesen neigte er wie seine ganze Familie (B. p. t, VI) zu den Ansichten der konservativen Partei in Rumänien, die in ihren Bestrebungen allerdings weit entfernt ist etwa von der konservativen Partei in Deutschland. Dazu kam noch sein romantisches Gefühlsleben, seine Begeisterung für die Vergangenheit, die ihn gleichfalls zu konservativen Anschauungen in der Politik drängten. Infolge dieser Umstände kann man die politische Tätigkeit E.s in der konservativen Partei nicht mehr als eine seiner Natur zuwiderlaufende und aL sich unnatürliche und geringfügige betrachten. Im Gegenteil, sie war — wie ich noch beweisen werde — eine bedeutende, für sein Land und für sein Volk heilbringende. Was sein Wrirken als politischer Schriftsteller betrifft, so darf man E. keineswegs als einen so zu sagen streitenden alltäglichen Politiker nehmen. Erstand über dem Tun und Treiben der politischen Parteien. Er befand sich in der erhabenen Sphäre des theoretischen, politischen Denkens: nicht das Heute und Morgen der Partei, sondern die ferne Zukunft des Landes und des Volkes beschäftigte ihn. Als leitender Redakteur des „Timpul" hat er eigentlich in erster Linie seinen politischen Anschauungen und nicht denen der stets wechselnden Führer der Partei Ausdruck gegeben. Ja er war einer der ersten und der verdienstvollsten Männer, die der konservativen Partei in Rumänien (die sich formell erst im Jahre 1880 organisiert hat, C. L. XXXII, 963), das Programm bestimmt und erklärt haben (Gr. P. C. d. a. II). Obwohl nur ein Journalist von Stellung und Beruf, war er doch so unabhängig in seinem politischen Verfahren, daß ihn Niemand zwingen konnte,^ eine Idee zu vertreten, die er nicht billigte. Wenn jemand aus der Partei ihm darüber irgend eine Bemerkung machte, so pflegte er mit Stolz zu antworten: „Ein anderer will mich wohl belehren, wie ich die Interessen meines Volkes aufrecht erhalten soll?" (Ebenda). Ja, die Interessen seines Volkes waren ihm das Ausschlaggebende in der Politik, wie überall in seiner Tätigkeit, die nationale Gesinnung bildet die Grundlage seiner konservativen Anschauungen. Sein politisches — 304 — Wirken beruhte — wie Maiorescu, der auch in der rumänischen Politik eine hervorragende Rolle spielt, sehr treffend bemerkt — auf „der Synthese einer geschichtlichen und nationalen Richtung" (Ed. M. XII). Wenn aber die Tätigkeit E.s auf dem Gebiete der Politik für seine Persönlichkeit keine ungünstige war, ja sogar sich mit dieser gewissermaßen im Einklang befand, so kann man dasselbe nicht auch von seiner journalistischen Betätigung behaupten. Diese ist nämlich schon an sich voll von Aufregungen, Anstrengungen, täglichen Unzufriedenheiten, die sich keineswegs mit jener Ruhe des Gemüts, mit jener erhabenen Stille des Denkens, die einem Künstler unbedingt nötig sind, vereinbaren lassen. Noch ungünstiger für den Dichter war der Umstand, daß er eben in einer größtenteils ungezähmten, heftigen, in ihren Leidenschaften fast schrankenlosen Presse, wie der rumänischen seine Kräfte zu entfalten hatte. Dazu kam noch — und das war vielleicht das größte Übel — die höchst mühevolle, ungeheuere und ununterbrochene Arbeit, die E. als Leiter des Journals „Timpul" verrichten mußte. Was uns darüber berichtet wird, klingt manchmal beinahe unglaublich. Die ganze Last des Redigierens — und der „Timpul" war das Hauptorgan einer Partei und eines der größten Journale des Landes — ruhte fast allein auf dem Dichter. Sehr oft geschah es, daß er allein nicht nur alle Sorgen der Redaktion trug, sondern selbst noch in der Druckerei das Material anordnete und die Korrekturen las (Vlah., Fam. XXXVII, 69). „Gewissenhaft und über alle Maßen arbeitsam" — wie ihn Vlah. und alle die ihn kennen gelernt hatten, schildern — verbrachte er ganze Nächte mit dem Schreiben für die Zeitung. Oft geschah es, daß er infolge der massenhaften Arbeit selbst das Essen vergaß, und den ganzen Tag hindurch ununterbrochen in der Redaktion arbeitete (Ebenda). Unter diesen trüben Verhältnissen ist es kein Wunder, daß im Jahre 1882 der Dichter einem Freunde zu Jassy so verzweiflungsvolle Zeilen, wie die folgenden, schreiben konnte: — 305 — ..... Seit sechs Jahren fast tue ich eine vergebliche Arbeit, seit sechs Jahren schlage ich mich wie in einem circulus vitiosus in diesem Kreise herum, der trotzdem der einzig wahre ist, seit sechs Jahren habe ich keine Ruhe, habe ich nicht die heitere Muße, deren ich so sehr bedürfte, um auch etwas anderes als Politik treiben zu können. Quelle vie, mon Dieu, quelle vie! „Könnte ich auf drei Tage nach Jassy gehen, wie geru würde ich kommen. Aber mehr als drei Tage hätte ich nicht, da ich keine Ferien habe, sondern schwer schleppen muß wie die Maultiere, bergauf, bergab." (Vlah., Cl. d. 1. 193). Dieselbe finstere Stimmung bemerkte Vlah. bei dem Dichter ein paar Monate vor der Wahnsinnskatastrophe (Fam. XXXVII, 69). Die materiellen Verhältnisse, in denen E. sich befand, waren wie gewöhnlich sehr beschränkt (C. L. XXIII, 289 ff.). „Er lebte in Armut, wie fast alle unsere Journalisten" — sagt treffend Teofil Frincu (G. T. LXV, Nr. 85), ein Freund des Dichters und Kollege im Zeitungsberuf. Er besaß zwar soviel, als er von heute bis morgen bedurfte, aber keinen Heller mehr. Diese Lage, die an sich noch erträglich sein würde, verschlimmerte sich im höchsten Grade durch die schon mehrmals erwähnte Neigung des Dichters zu einer nachlässigen, unregelmäßigen und ausschweifenden Lebensführung. Er war ein Sonderling in seinen Gewohnheiten und bewohnte meistens kleine, dunkle Zimmer (Petr. 20, Fam. XXXV, 311), wo die größte Unordnung zu herrschen pflegte (Jgh. 3. Fam. XXXV, 311). Manchmal vergingen mehrere Tage, ohne daß er zu Hause war. Ebenso unregelmäßig war seine Nahrungsweise ' (s. darüber Ed. M. XIII). Dazu gesellte sich noch die manchen Künstlern charakteristische leichtsinnige Lebensweise. „Immer verliebt und immer geldbedürftig", wußte er das Geld nie zu schätzen, und für Augenblicksvergnügen verschwendete er sorglos alles, was er besaß" (I. L. C. 28). Trotzdem — und das ist ein bewundernswertes Moment — wurde der Dichter niemals seiner Muse untreu. Den Jahren Weigand, 10. Jahresbericht. 20 1 — 306 — 1879—83 gehören nicht nur die meisten, sondern auch die glänzendsten seiner Gedichte an. Hierher zählen in erster Linie seine klassischen „Briefe" oder Satiren und „der Abendstern", die Perle der rumänischen Kunstdichtung. In diesem Zeitabschnitt hat das literarische Wirken des Dichters die höchste Entwickelung erreicht. Die Kunstform seines Schaffens erhielt jene unvergleichliche Vollendung, die E. eine epochemachende Bedeutung in der rumänischen Dichtung zusichert. Er wird in dieser Zeit immer mehr bekannt und sein Ruhm wächst zusehends. Infolge einer der Satiren wurde der Dichter sogar von der Königin eingeladen. Der äußerst bescheidene Dichter wollte aber um jeden Preis dieser Einladung entgehen. Und als ihm das nicht gelang, war er lange Zeit auf Maiorescu, der ihn zur Königin geführt hatte, ärgerlich, da er ihn — wie der Dichter sich ausdrückte — „zum Schauspiel vorgestellt hatte" (Petr. 22). Als in Jassy am 5. Juni 1883 die Enthüllung des Denkmals Stephans des Großen stattfinden sollte und er seine für diese Feierlichkeit gedichtete „Doina" (Sar. LVII), ein in seiner Art unerreichtes rumänisches Nationallied, am Vorabende im Kreise der „Junimea" vorlas, wurden alle Mitglieder von einer so übermächtigen Begeisterung hingerissen, daß sie sich auf den Dichter stürzten und ihn umarmten. Am Tage der Feierlichkeit aber war der Dichter nirgends zu finden. Er hatte sich in einem einsamen Wirtshause versteckt, wo er von Niemanden erkannt wurde (Petr. 22). Das ist — meint Petrascu — vielleicht das erste Symptom des Wahnsinns gewesen, der das Denken des Dichters in kurzer Zeit so schrecklich zerstören und verwüsten sollte. Bevor ich dieses Kapitel beende, würde noch etwas über die Charakteristik der politischen Tätigkeit E.s, über die Ideale, mit denen er dieses Gebiet betrat, und die großen Enttäuschungen, die er erleben mußte, zu erwähnen sein. Das Treffendste aber, was darüber gesagt werden kann, hat er selbst geschrieben; in seinem oben erwähnten Briefe von 1882 steht nämlich: — 307 — „... Ich bleibe dabei der Getäuschte; denn ich habe aus Überzeugung gearbeitet und in der Hoffnung auf eine Festigung meiner Anschauungen und eine bessere Zukunft. Aber es geht nicht. In den 8 Jahren, seitdem ich nach Rumänien zurückgekehrt bin, ist Enttäuschung auf Enttäuschung gefolgt und ich fühle mich so alt, so müde, daß ich vergebens die Feder ergreife und versuche, etwas zu schreiben. Ich fühle es, ich kann nicht weiter, ich fühle, daß ich moralisch erschöpft bin und einer langen, langen Ruhe bedürfte, um mich zu erholen. Und trotzdem kann ich, wie die gewöhnlichen Fabrikarbeiter eine solche Ruhe nirgends und bei Niemanden finden. Ich bin wie erdrückt, ich finde mich nicht wieder und kenne mich nicht wieder ... ich erwarte die Havas-Telegramme um wieder zu schreiben, um handwerksmäßig zu schreiben; schriebe man mir doch meinen Namen auf das Grab, oder wäre ich nie geboren." Welch erschütterndes Bekenntnis eines begeisterten Dichterkämpfers, der so zielbewußt die Arbeit für das Wohl seines Volkes begonnen, sie aber so enttäuscht und todestraurig hat abbrechen müssen. IX. Eminescus Wahnsinn und Krankheit (1883—1887). E. selbst scheint sein Geschick vorausgesehen zu haben, wenn er sagt: „Nur aus morschen Menschenresten, hallt ein Lebenswunsch noch bange. Wie das Regenmaß aus Quellen, die versiegt sind lange, lange.^ Und zuweilen, — nur sehr selten, tönt's wie leises fernes Singen, — Wie ein Lied aus alten Zeiten, das ich nur im Traum hör klingen; Doch der Rest ist nur Getöse, wüstes Kreischen ohne Ende, Das wie rastlos drängt und dröhnet aus geborstnem Instrumente. 20* — 308 — Weh! Die Glut im Hirn verlöschet; nur der Wind so eisic kalt Heult mir durch den hohlen Kopf noch jenes Lied so ewig alt. Kommt, o kommt ihr Lehensbilder, daß mein Aug' euch wieder blickt! Ah! Das Werkzeug liegt zerbrochen und der Meister ist verrückt." (Grig. 78.) Allmählich stellte sich bei ihm Trübsinn und Niedergeschlagenheit in immer stärkerem Grade ein (s. Vlah., Fam. XXXVII, 69). Die Menschen, selbst seine literarischen Freunde, mied er sorgfältig; nur zwei oder drei seiner intimsten Bekannten konnten noch mit ihm verkehren. Einer von ihnen, der unbekannt zu bleiben wünscht, hat mir interessante Mitteilungen über die letzten Momente vor dem Wahnsinn des Dichters gemacht. Er sagt, er habe mit eigenen Augen „den riesigen Kampf seiner Natur" gegen die Katastrophe, und die „sonderbaren Anschläge, mit denen er den Untergang seines glänzenden Denkens vor der Welt zu verheimlichen suchte" gesehen. Am Anfang Juli 1883 fühlte der Dichter einige Unregelmäßigkeiten in seinem kräftigen Körper; es folgte eine Reihe schlafloser Nächte, was ihn beunruhigte und ermüdete. Am 8. Juli, nur ein paar Monate nach der Veröffentlichung seines genialen Gedichtes „Der Abendstern" (Rom. Jun., April 1883), brach der Wahnsinn mit elementarer Macht aus. Früh am Morgen bewaffnete sich E. mit einem Revolver und ging baden. Unten vor dem Hause traf er einen seiner besten Freunde Rivneanu, und feuerte auf ihn. Die Katastrophe, die schreckliche, war da. Er mußte in dem Bukarester Hospiz Caritatea interniert werden. Hier blieb er über zwei Monate in einem stillen, von klaren Momenten nur selten unterbrochenen Wahnsinn, in dem literarische, politische, wissenschaftliche - 309 — Reminiszenzen ohne jeden Zusammenhang seinen Kopf durchkreuzten (Petr. 23). In dem dritten Monate machten sich einige die Hoffnung auf Genesung erregende Symptome bemerkbar. Infolge der Initiative Maiorescus schickten die Freunde den Dichter nach Wien, in die Döblinger Anstalt (C. L. XXIII, 289 ff; Div. 127), wo der E. seelisch verwandte Lenau sein unglückliches Leben beendet hat. Die Pflege, die ihm in Döbling zu teil wurde, wirkte wohltuend auf seinen Gesundheitszustand; eine dauernde und gründliche Genesung erlangte er aber nicht. In dieser Zeit veröffentlichte Maiorescu den ersten Band Gedichte E.s; als ihm der Band übergeben wurde, sah er ihn eine kurze Weile an, um ihn dann gleich bei Seite zu legen, und sagte kein Wort (Petr. 24). In der Hoffnung, die Genesung zu beschleunigen, wurde dem Dichter eine Reise durch Italien ermöglicht. Aber wie traurig war diese Reise. In dem wunderschönen Lande, dort wo Goethe und so viele andere Künstlerseelen den glücklichsten Teil ihres Lebens zugebracht und unvergeßliche Eindrücke für ihr künftiges Schaffen mitgenommen hatten, — blieb der arme Dichter kalt und in sich versunken, all den prächtigen Wundern Italiens fremd, von keinem einzigen berührt oder bezaubert. Denn sein Geist und sein Gemüt waren von trüben Nebeln umhüllt, sein Empfindungsvermögen unfähig und abgestumpft. In Venedig, wo er um Mitternacht ankam, bemächtigte sich seiner eine plötzliche Furcht. Er verlangte gleich, schon den nächsten Morgen nach Florenz zu fahren. Die glorreiche, zaubervolle Stadt Venedig, die er kurze Zeit vorher so glänzendgeschildert hatte, ohne sie je gesehen zu haben (Sonnett, Sar. LXVII), machte ihm jetzt, als er sie sah, einen peinlichen Eindruck. In Florenz fühlte er sich behaglicher. Eine junge Engländerin, die wußte, wer er war, und ihn freundlich ansah, erweckte in ihm sogar Liebesgedanken. An dem Tage, an dem die Engländerin abreiste, irrte er betrübt in der Stadt umher und kam erst um Mitternacht nach Hause. Er war entschlossen, ihr zu folgen, und verließ am nächsten Tag Florenz. Aber der unglückliche Träumer konnte den Weg 1 — 310 — seiner Angebeteten nicht finden und ging dann nach Rumänien zurück (Petr. 24). Er befand sich jetzt in einem trostlosen Zustand: physisch und psychisch geschwächt, kränklich, beinahe zu Grunde gerichtet. Inmitten seiner Freunde blieb er „in ein ununterbrochenes Stummsein, in eine völlige Abwesenheit der Intelligenz und des Willens versunken" (Petr. 24). Sein Blick reflektierte „die schmerzliche Traurigkeit eines vorzeitigen Ergrauens, einer plötzlichen Vernichtung"; seine Wünsche richteten sich auf kleine, gewöhnliche, alltägliche Dinge (Petr. 25). Nur selten und nur gezwungen sprach er hier und da ein „Nein" oder ein „Ja"; und wenn ihm Jemand von seiner Kindheit, von seinem früheren Leben, von seinem dichterischen Schaffen sprach, da schwieg er noch betrübter und blickte hinab, als ob ihm diese Worte die Seele bedrückten (Petr. 25). In dieser Zeit ging er nach Jassy; hier wurde ihm eine Lehrerstelle angeboten, aber er wies den Antrag ab, da er sich seiner intellektuellen Schwäche wohl bewußt war (Ebenda). Am 2. September 1884 wurde er zum Unterbibliothekar der Centraibibliothek in Jassy ernannt (Archiv der Bibl. Nr. 49/84). Aber seine frühere unermüdliche Schaffensfreudigkeit, die er im Jahre 1875 als Direktor der Bibliothek entfaltet hatte, fand er nicht wieder. Er stand jetzt da als ein gebrochener, fast unfähiger Mensch. Die Notizen in den Katalogen der Bibliothek, die die Handschrift E.s zeigen, haben keine Bedeutung; von der Mitte des Jahres 1886 ab findet sich überhaupt nichts mehr von ihm Geschriebenes (Kirileanu). Über diesen Lebensabschnitt des Dichters in Jassy steht dem Biographen kein eingehender Bericht zur Verfügung Aus dem Jahre 1884 besitzen wir eine wertvolle Erinnerung in dem „Archiva" XI, S. 283, die uns beweist, daß der Dichter damals „traurig und melancholisch" aussah, obwohl er sich noch bei klarem Verstände befand. Dieser Bericht erzählt uns nämlich von einem Nationalfeste zum hundertjährigen Andenken der rumänischen Revolution Horias in Siebenbürgen. Der Dichter war auch dabei, und sein vertrauter Freund — 311 — Creanga hatte für den genialen Verfasser der „Doina" eine schwungvolle Rede gehalten. Alle Anwesenden brachen in begeisterten Beifall aus; E. aber blieb dabei so gleichgiltig, als ob es sich gar nicht um ihn handelte. Ein Bericht, den wir über diese Zeit von der Hand Vlah.s (Fam. XXXVII, 69) haben, bestätigt die oben angeführte Tatsache der Traurigkeit und der melancholischen Niedergeschlagenheit des Dichters, aber auch die Tatsache, daß er sich damals bei klarem Verstände befand. „Er hatte — sagt Vlah. — die vollständig-Erinnerung an die Menschen, Dinge und alle Ereignisse der letzten Zeit." Charakteristisch ist, daß er „ein unsäglich großes Mitleid gegenüber den Armen" zeigte. Wenn er aber über einen Gegenstand redete, entsann er sich plötzlich seiner und seufzte mit geschlossenen Äugen schmerzvoll: „0 Gott, o Gott!" Er hatte die feste Überzeugung, er sei verloren, er habe keine Möglichkeit weiter zu leben, er werde vor Hunger sterben. Öfters soll er seinem Freund Vlah. gesagt haben: „Ich wünschte so sehr, daß ich einmal einschliefe und niemals mehr erwachte" (Ebenda). Schon an dem erwähnten Feiertag (Arch. XI, 283) befürchtete Creanga eine neue Katastrophe für den Dichter, und diese ließ leider nicht lange auf sich warten. Nach einiger Zeit — im Jahre 1886 — brach sie von neuem aus und hielt einige Monate an. In dieser schrecklichen Phase der Krankheit bemächtigte sich seiner eine zügellose Wollust und der Unglückliche neigte zu Ausschreitungen skandalöser Art (Petr. 26). In seinen Wahnsinnsanfällen belästigte er Frauen, zerbrach Straßenlaternen (Scr. III), wodurch Zwischenfälle mit der Polizeibehörde entstanden. Deshalb wurde der arme Mann in der Irrenanstalt „Golia" zu Jassy und dann in der zu „Neamtu" interniert*) (N. R. R,, Bd. I, 64). Hier soll er vom Herbst'1886 zum Frühjahr 1887 geblieben sein, bis er an- *) In Neamtu soll der Dichter schlecht behandelt worden sein, — wie N. A. Bogdan in der angefübrten Stelle der N. R. R. behauptet. Von einer Flucht E.s aus der Anstalt weiß aber Bogdan nichts; er sagt nur „der Dichter wurde mit viel Mühe von dort befreit." 1 — 312 — geblich zu seiner Schwester Henriette in Botosani flüchtete (Scr. IV). In Botosani wurde er in dem Krankenhaus behandelt (N. R. R. Bd. I 64); später, nämlich vom 3/15. Mai 1887 an, befindet er sich in der Pflege seiner sich aufopfernden Schwester (Scr. I). Als E. aus der Anstalt zu „Neamtu" herauskam, war er in einer kläglichen physischen Verfassung (Scr. IV); die Wahnsinnsanfälle hatten sich aber gelegt; er wurde nicht mehr im Irren- sondern im Krankenhause untergebracht. Ja, im Mai 1887 berichtet seine Schwester, daß ,.er ganz gut bei Verstände sei" (Scr. II). Desto schlimmer war es mit jener unheilbaren Krankheit, die sich, wie es scheint, im innigen Zusammenhange mit der geistigen immer verhängnisvoller entwickelte (Scr. IX, Div. 102). Die Erscheinungen des Wahnsinns waren überhaupt nicht fortwährend gleich heftig. Manchmal verschwanden sie fast gänzlich, und an ihre Stelle trat eine Art stiller, stumpfer Melancholie mit klarem Denken. Ein solcher Fall begegnet uns im Sommer 1886, als der Dichter sich in dem Moldauischen Kurort Repedea befand, wo er einer hydrotherapeutischen Behandlung unterworfen wurde und vom Juli bis zum September blieb. Als er nach „Repedea" kam, machte er einen kläglichen Eindruck; er sah gealtert aus, sein Gesicht war blaß, sein Gang langsam, sein ganzes Wesen gebrochen, geistig aber verhielt er sich still; es war eine sozusagen negative Phase seines Wahnsinns eingetreten. Er lebte sehr zurückgezogen und vermied es, sich öffentlich zu zeigen, da es im Kurorte viele Frauen gab und „er haßte die Weiber aufs höchste, denn ihretwegen hatte er sehr viel Kummer gelitten" (S. 4), — wie der Kurarzt gesagt haben soll. Auch seine Bekanntschaft und sein Verkehr mit Riria war nicht eben leicht anzuknüpfen, und es scheint, daß sie dem feinen Verständnis und Takt zu verdanken sind, mit denen Riria ihn behandelte. Die pekuniären Verhältnisse des kranken Dichters mußten sehr dürftig sein, da er nicht einmal soviel besaß, um sich — 313 — ein Zimmer mieten zu können; er wohnte mit drei anderen Kranken zusammen, und konnte sich nur ein Bett sichern (S. 6). Diese ununterbrochene Not im Verein mit Krankheit und Wahnsinn hat sicher sehr viel dazu beigetragen, sein Leben noch mehr zu verbittern. Denn das Bewußtsein einer gänzlichen Armut, das Angewiesensein auf fremde Hilfe mußte besonders für eine so zart empfindende und so stolze Natur, wie die E.s war, höchst peinigend, höchst niederschlagend wirken. Das Wichtigste, was uns die Erinnerungen Ririas*) aus jener Zeit bieten, sind ihre Gespräche mit E, und die in ihnen wieder gespiegelten seelischen Stimmungen des Dichters. Physisch gebrochen, beinahe zu Grunde gerichtet, psychisch verzweifelt, sich nach dem Tode, nach dem „Nirwana", das er so glänzend in seinen Gedichten besungen hat, sehnend ist der Unglückliche noch im stände, sein zerrüttetes Denken hier und da zusammenzuraffen, es zu den hohen Sphären der Philosophie, zu dem erhabenen Gebiete seiner einstigen Ideale zu erheben, seine Gesellschafterin mit dem Flug seiner Gedanken zur Begeisterung und zur Bewunderung hinzureißen. Wunderbarer Weise kehrten die Grundtöne seiner früheren Ideen- und Gefühlswelt, die Grundstimmungen seines ewig lebenden künstlerischen Schaffens, die bewegenden Kräfte seiner selbstlosen Tätigkeit im öffentlichen Leben in seinen Unterhaltungen mit Riria immer und immer wieder. Die romantisch gefärbte Weltanschauung seiner jungen Jahre, die spätere pessimistische Betrachtung der Welt (S. 12), manche Schopenhauersehe An- ^ sichten über das Weibergeschlecht (S. 13, 15, 16), sein „Entrüstungspessimismus" (wie Ed. v. Hartmann sich ausdrückt — „Zur Gesch. und Begr. des Pess.") hinsichtlich der sozialen Verdorbenheit der oberen Klassen seines Landes infolge schlechter, aus der Fremde eingeführter Sitten (S. 14, 16, 21), *j S. „Ultima razä din viata lui E." von Riria (Pseud. für Frau Gratoski in Jassy) in Arch. XIII, 1, 2. Die Mitteilungen Ririas sind allerdings nur mit großer Vorsicht zu benutzen, da sie offenbar sehr subjektiv und unkritisch sind. — 314 — die Verherrlichung der Vergangenheit, die Liebe zum alten patriarchalischen Leben, die tiefe nationale Gesinnung, der Kultus seiner Muttersprache (S. 20), die Liebe zur Natur und das Verschmelzen dieser mit der menschlichen Liebe (S. 23 u. 25), schließlich pessimistische (S. 12, 33, 34) oder atheistische (S. 17, 34), philosophische Ansichten verschiedener Art, am meisten aber stimmungspessimistische Ausbrüche (S. 11, 21, 22, 24, 26, 29, 33, 34, 39), alle diese Töne klingen in einer sonderbaren Mischung in den Gesprächen mit Riria wieder. Man merkt oft den Kampf des manchmal wiederbelebten Denkens mit der von dem Wahnsinn verursachten Zerrüttung. Incohärenz ist häufig in dem Ideengang des Kranken, und plötzliche Wahnsinnsanfälle machen sich manchmal geltend (S. 15, 18, 19). Noch ein literarisch wichtiges Moment aus dem Aufenthalt E.s in Repedea wäre zu erwähnen: trotz seines trostlosen Zustandes schrieb er hier auch ein Gedicht „La steaua" (Sar. C.), welches er in das Album Ririas eingetragen hat. Das Gedicht ist bekanntlich eine rumänische Wiedergabe des Gedichtes „Der Stern" von Gottfried Keller; nur die letzte Strophe ist von E. ursprünglich verfaßt. G. Pop (C. L. XXX, S. 49—55) hat sich mit dieser Frage beschäftigt und sich für die Hypothese ausgesprochen, „La steaua" sei weder ein Plagiat noch eine Identität der Ideenassociation beider Dichter, sondern eine Reminiszenz E.s an das Gedicht Kellers. Da wir heute genau wissen, unter welchen Umständen „La steaua" geschrieben worden ist, scheint mir die Hypothese Pops nicht mehr bloß „die wahrscheinlichste", wie er sich damals ausdrückte, als die von Riria erwähnte Tatsache noch unbekannt war, sondern die einzig richtige Erklärung dieser interessanten literarischen Erscheinung zu sein. Heute sind wir nämlich in der sicheren Lage behaupten zu können, E. habe sein Gedicht in einem solchen psychischen Zustande verfaßt, in welchem er sich darüber nicht mehr Rechnung geben konnte, ob die Idee des Gedichtes und die darin enthaltenen Bilder ihm oder einem von ihm schon vor langer Zeit gelesenen Dichter gehörten. — 315 — X. Scheinbare Genesung Eminescus. Seine literarische Arbeit in dieser Zeit (1887—1888). Die Briefe Henriettes an Frau Cornelia Emilian und an ihre Tochter Cornelia bieten uns eine bis ins Einzelne gehende Darstellung, sowohl der schrecklichen physischen Krankheit (siehe diesb. Div. 102, 105), wie auch der Geistesstörung E.s Es geht aus diesen Briefen deutlich hervor, daß beide Krankheiten zusammen gehören (Scr. I, IV, V, VIII, IX, LXVI). Erschütternd ist dieser Lebensabschnitt des Dichters; die Leiden bringen ihn zur Verzweiflung. Die hoffnungsvollen Augenblicke, die hier und da in dem Zustande des Kranken eintreten, verschwinden bald, und neue Anfälle brechen aus. Es ist ein so unbeständiger, ein so oft täuschender Lauf, den die Krankheit nimmt, daß man wohl auch in den besten Augenblicken das Schlimmste befürchten muß. Die oben zitierten Briefe enthalten höchst schmerzliche Einzelheiten über das, was der Unglückliche zu dulden hatte. „Der arme Mihai", schreibt seine Schwester (IV) „ist in den fürchterlichsten Zustand verfallen, welcher überhaupt möglich ist. Er kennt nur mich, gestern hat er einen schrecklichen Anfall gehabt." Physisch war der Dichter vollständig schwach: er hatte keine Kraft mehr für sich selbst zu sorgen. Psychisch war er gänzlich willenlos und abgestumpft. Henriette war für den Dichter ein unschätzbares Glück und ihre Aufopferungsfähigkeit ihm gegenüber ist aller Bewunderung wert, zumal sie selbst der Pflege bedurfte, da sie an beiden Füßen gelähmt (Scr. III) und fortwährend leidend war. Wenn sie ihren Bruder pflegte, so dachte sie niemals an sich selbst und fühlte sich als „die Glücklichste unter den Sterblichen", als sie ihn gesunder sah (Scr. IV). „Die größte f Tat in der Welt ist, dem Menschen in seinem Unglück bei- zustehen", das ist ihr Prinzip (Scr. LXIV), welches sie nicht bloß ihrem Bruder, sondern auch manchen anderen Leidenden gegenüber befolgte (Scr. LX). Der Dichter seinerseits wußte trotz seiner trostlosen Lage sehr gut zu schätzen, was ihm 1 — 316 — Henriette bedeutete, und als diese schwer leidend an das Bett gefesselt war, pflegte er sie „wie eine Mutter" — so schreibt Henriette selbst (Scr. L). So sehen wir in diesen Beziehungen zwischen Bruder und Schwester ein rührendes Beispiel zarter Menschlichkeit und reiner Gefühle, das auf die traurigen Zustände, die in den Briefen Henriettes geschildert werden, ein helles Licht wirft. Einen anderen erhebenden Zug in den letzten Jahren E.s bildet das Interesse und die Teilnahme des Landes für seinen Dichter. Eine ausführliche, durch Aktenstücke bestätigte Darlegung der betreffenden Tatsachen findet man in Div. 102—110; Nachrichten darüber hat man auch in dem Aufsatz von Frau Emilian (Scr. Vorwort) und in verschiedenen Briefen Henriettes. Ich will hier nur das Wichtigste erwähnen. Die unsäglichen Leiden des Dichters, die erbärmlichen materiellen Verhältnisse, in denen er sich abquälen mußte (s. sein Brief vom 10. Nov. 1887 an V. G. Mortun, P. s. V.), haben die Teilnahme des Landes, das inzwischen seine außerordentlichen literarischen Leistungen immer besser kennen lernte, erweckt. Die Zöglinge der Malerschule zu Jassy eröffneten infolge der eifrigen Initiative des Fräuleins Emilian eine Kollekte zu Gunsten des Dichters. Ein Teil der Listen wurde von den Präfekten im Lande verbreitet, ein anderer durch Privatpersonen. Und wrenn manche Präfekten die Listen zurückwiesen, bekannte Persönlichkeiten und reiche Leute im Lande kein Interesse für die Sache zeigen wollten, so war die Begeisterung der Schuljugend beiderlei Geschlechts und mancher Freunde und Bewunderer des Dichters um so fruchtbringender. So hatte die Kollekte gute Ergebnisse gebracht und eine ernste ärztliche Behandlung des Kranken wurde dadurch ermöglicht. Zwei Jahre lang konnte die Existenz des großen Dichters gesichert werden. Neben der Kollekte trugen dazu die Konzerte, die Theateraufführungen und andere materielle Unterstützungen seitens der Bewunderer E.s noch sehr viel bei (Scr. Vorwort V). Die akademische Jugend und die Presse haben sich um das Erwachen der Opferfreudig- — 317 — keit bedeutende Verdienste erworben. Später, nachdem die Gesundheit des Dichters ziemlich wiederhergestellt war, hat die Kammer und dann auch der Senat ihm eine Pension von 250 Lei monatlich bewilligt (Scr. LX, S. 109). Das geschah im Jahre 1888, infolge der Initiative Jacob Negruzzis (C. L. XXIII, S. 289 ff.), nachdem — wie aus manchen Briefen Henriettes hervorgeht — von mehreren Seiten sehr lange Zeit dafür eingetreten worden war. Besonders erfolgreich scheint für die Bewilligung der Pension die große Anzahl Petitionen gewirkt zu haben, die infolge der Initiative der Jugend durch das ganze Land verbreitet und mit zahlreichen Unterschriften versehen wurden (Scr. Vorwort V). Alle diese edlen Handlungen zu Gunsten E.s bieten uns einen erfreulichen Beweis für der Teilnahme, deren sich das Land für seinen Dichter fähig gezeigt hat, und wischen manche peinliche Erinnerung an die Ungerechtigkeiten, die dem Dichter einst angetan worden sind, aus. Am 14. Juli 1887 wurde E. von mehreren Ärzten in Jassy gründlich untersucht. Sie entschieden, er müsse zur Herstellung seiner Gesundheit nach Hall geschickt und in Wien von den berühmten Spezialisten Dr. Neumann, Dr. Nothnagel und Dr. Meinert nochmals untersucht werden (Div. 104 ff.). Infolgedessen reiste der Kranke in der Gesellschaft eines Doctoranden Grigorie Focsa nach Wien und dann schon am anderen Tage nach Hall. In Wien soll der schon genannte Ärzterat erklärt haben, der Kranke leide an einem durch venerische Krankheit verursachten Wahnsinn, und das Übel sei unheilbar (Scr. XVI; Cr. 20). Die Kur in Hall dauerte bis zum September 1887 (Scr. XIV). In welchem Zustande der Dichter sich in dieser Zeit befand, erklärt uns schon der Umstand, daß er damals vollständig willenlos war; wenn man ihm bei Tische den Löffel in die Hand gab, aß er, sonst blieb er unbeweglich und melancholisch, ohne irgend etwas zu sprechen (Scr. Vorwort IV). Doch war er geistig verhältnismäßig wieder bei sich, denn er beschäftigte sich auch damals noch unter solchen verzweifelten — 318 — Verhältnissen mit Literatur und schrieb sogar ein paar Gedichte (Ebenda). Die Kur in Hall scheint ihn zuerst günstig beeinflußt zu haben; in einem Briefe vom August 1887 schreibt er nämlich, er fühle sich infolge der Bäder, die er genommen habe, besser (Scr. XIII). Aber als er im September nach Botosani zurückkehrte, war Henriette über seinen trostlosen Zustand sehr erschrocken (Scr. XIV). Ein Bückfall der Krankheit schien sich einstellen zu wollen. Doch wirkte die segensreiche Pflege seiner Schwester so sehr, daß er sich im Oktober viel wohler befand und seine Lage wurde Tag für Tag besser (Scr. XXI). Das bestätigen auch zahlreiche Briefe, die er in dieser Zeit abgefaßt hat (Scr. XXIII, XXV, XXVII+, XXVIII +, XXX, XXXII-f, XXXIII, XXXVII, XXXIX-r, XLI+, XLH+, XLV, XL VI, XLIX-$*).*) In einem derselben schreibt er an Fr. Emilian, seine „langwierige Krankheit habe ihn im hohen Grade verzweifelt gemacht, jetzt aber fühle er sich besser." Die Besserung in E.s Zustande schritt so rasch und so erfreulich fort, daß Henriette am 1426. Januar 1S88 schreiben konnte, die Gesundheit ihres Bruders sei sehr gut und sie hoffe, er werde im Frühling sogar eine Stelle anzunehmen imstande sein (Scr. XXXV). Ebenda berichtet sie, er habe dem Fräulein Emilian ein Gedicht gewidmet, und erwähnt „die schönen Ideen", die es enthält.**) Bloß ein Schatten verfinsterte noch die Lage des Dichters: seine unregelmäßige Lebensweise gab er auch in diesen verhängnisvollen Jahren nicht auf, ja unter dem Druck der Verzweiflung, die Krankheit und Wahnsinn in ihm erweckte, verschlimmerte sie sich sogar noch. Zu seiner alten Gewohnheit, die Körperpflege gänzlich zu vernachlässigen (Scr. S. 70), kam *) Die mit r bezeichneten Briefe sind auch von E. abgefaßt, obwohl von seiner Schwester unterschrieben. **) Dieses „Recunostinta" betitelte Gedicht (Scr. 97) ist nicht veröffentlicht worden. Es ist möglich — wie auch Cr. (61) glaubt — daß es von Veronica Miele vernichtet worden ist; Tatsache ist, daß sie sich über das Gedicht, als sie es las, lustig gemacht hatte (Scr. 98). — 319 — noch die Trunksucht hinzu (Scr. 88, 135). Wenn man aber der fast unverantwortlichen sittlichen Lage, in der sich der Dichter nach solchen verwüstenden, physischen und psychischen Leiden befinden mußte, gedenkt, dann kann man ihm dieses Laster nicht allzu schwer verübeln. Dazu kommt noch der Umstand in Betracht, daß der Dichter beinahe vollständig willenlos war, und in dieser Lage war es manchen sogenannten „Freunden", die ihn heimlich um sein Talent beneideten (Scr. 135), leicht möglich, ihn zu Ausschweifungen zu bewegen (s. Scr. LXX, wo E. selbst dies bekennt). Besonders mit dem Geld war er sehr verschwenderisch; er zeigte eine wahre Leidenschaft, es so schnell als möglich zu verbrauchen (Scr. 124). Übrigens war dieser Fehler an ihm auch schon sehr alt. Henriette gab sich alle Mühe, ihn vor allen Versuchungen zu hüten und sorgte in ihrer ausgezeichneten Weise (Scr. XXXVIII) um seine Gesundheit. Es ist ohne Zweifel überraschend, w^enn man berichten kann, daß E. auch nach der ersten Katastrophe fast in jedem Jahre ein oder mehrere wertvolle Erzeugnisse seines künstlerischen Schaffens zu stände gebracht hat. 1885 erschien in C. L. (XIX, 360) „Sara pe deal" (Sar. XCII); 1886 „Dalila" (Sar. XCIII) und das schon erwähnte „La steaua" (Sar. L); 1887 „Sonet", ein äußerst pessimistisches Gedicht; dann „De ce nu-mi vii" (Sar. XCV); „Kamadeva" (Sar. XCVI); „Pe unalbum" (Sar. XC VII); „Intre paseri" (Sar. XCVIII); „Fragment" (Sar. XCIX), drei sehr hübsche Strophen unter dem Eindruck des Wiedersehens mit Veronica Miele geschrieben. Alle diese Gedichte sind von besonderer Schönheit; ihre kunstvollendete Form und ihr echt poetischer Inhalt könnten in uns den Glauben erwecken, sie seien in den besten Jahren des Dichters geschaffen. Und doch entstanden sie aller Wahrscheinlichkeit nach — ganz sichere Beweise dafür fehlen — in einer Zeit, wo das geistige und das körperliche Leben E.s schon längst von Wahnsinn und Krankheit zerrüttet war, ein Beweis dafür wie oft und wie mächtig die hellen Momente des Bewußtseins bei ihm auftraten. — 320 — — 321 — Über die literarische Tätigkeit E.s im Jahre 1887, wo er die meisten Gedichte dieses Zeitabschnittes geschrieben hat, ßnden wir verschiedene Nachrichten in den Briefen Henriettes (Scr. 41, 70, 75, 82, 99, 101, 111, 131). Er arbeitete manchmal, auch jetzt, bis in die tiefe Nacht hinein (S. 70) wollte manche alte Arbeit vollenden (S. 82), übersetzte in ausgezeichneter sprachlicher und metrischer Form Augiers Lustspiel ,.Le joueur de flute", das 1895 unter dem Titel „Lais" in C. L. (XXIX S. 899ff., 1019ff.) erschien. Es war eine für seinen damaligen geistigen Zustand ziemlich rege Tätigkeit, die seine Schwester Henriette und alle seine Verehrer in hohem Maße erfreute. Im April 1888 reiste der Dichter plötzlich nach Bukarest, um Veronica Mieles willen (Scr. LH), doch haben ihn sicher auch andere Gründe dazu bewogen. Er selbst gab als Grund seiner Abreise die Absicht an, sich eine sichere Existenz zu begründen;*) und wenn auch Henriette in ihrem Ärger diesen Grund nicht annehmen wollte, so ist er trotzdem von E. kurz nachher tatsächlich bestätigt worden. Noch ein Grund der Abreise war ohne Zweifel das Sehnen des wiederhergestellten Dichters nach dem großstädtischen Leben in Bukarest. Wie sehr er sich in Botosani gelangweilt hatte, erzählt seine Schwester selbst in dem Briefe XXXIV (Scr. 62); ebenso wird von ihr seine Liebe für das großstädtische Leben bestätigt, nämlich in dem Briefe LXX (Scr. S. 125), wo sie erzählt, ihr Bruder habe ihr gesagt, er würde lieber in einer Großstadt mit 100 Lei monatlich leben, als in der Provinz mit einem noch so hohen Einkommen. In Bukarest aber konnte der Dichter keine Stellung finden, und so lebte er „in völliger Not", wie Frincu (G. T. 1902, Nr. 85) berichtet und wie man auch glauben kann, da er die von der Kammer bewilligte Pension noch nicht bekommen zu haben scheint. *) Zwar hatte ihm auch der Gemeinderat von Botosani eine monatliche Pension von 100 Lei bewilligt (Scr. LIX, 106), aber, wie es scheint, wollte er um jeden Preis sich selbst die Mittel zum Leben erwerben. Petr. (26) erzählt, in welchem hoffnungsvollen geistigen Zustand er den Dichter in Bukarest gesehen und wie ihm dieser von seinen literarischen und politischen Plänen gesprochen habe. Im Frühling — wo er „gänzlich wiederhergestellt sein wird" — hoffte er, seine einstige Tätigkeit wieder aufnehmen zu können (Petr. 26). Die Zeitungen meldeten freudevoll die guten Nachrichten über den jetzt bewunderten Dichter des Landes und jedermann teilte diese Freude. Seine alten juni-mistischen Freunde umgaben ihn wieder und führten ihn in das Weltleben hinein; „es war mit einem Worte" — sagt Petr. (27) — „ein wahres literarisches Ereignis". Im Herbst 1888 las der Dichter seine metrische Übersetzung „Lais" im Kreise der „Junimea", im Hause Maiorescus, vor. Die Freude über die Genesung des Dichters, die Begeisterung für die Schönheit der Übersetzung und für das reizvolle Vorlesen waren allgemein. — Die Hoffnungen, die von allen Seiten an diese neue helle Phase in dem Leben E.s geknüpft wurden, schienen berechtigt, als am 4. Dezember 1888 die erste Nummer der Zeitschrift „Fäntäna Blanduziei" *), die unter seiner Leitung stand, die Presse verließ. Doch war in Wirklichkeit sein Zustand anders als es schien: der Dichter konnte eine regelmäßige Tätigkeit nicht mehr entfalten, geschweige denn die Zeitschrift persönlich leiten. Er hat in F. Bl. bloß das Programm, drei politische Aufsätze und eine Übersetzung aus Mark Twain veröffentlicht. Das Programm, das ich bei den Prosaschriften E.s bespreche, hat er größtenteils nach Max Nordau's Schrift „Die Conventionellen Lügen der Kultur- *) Die Zeitschrift wurde von mehreren jungen Schriftstellern —-Anhänger und Bewunderer E.s — begründet und hatte mehr den Charakter einer politisch-literarischen Zeitung; auch das Format war das einer Zeitung. Sie hatte am Anfang eine starke nationale Färbung. Nachdem E. sich aus Gesundheitsrücksichten (vgl. die Fortsetzung der „F. Bl." von R. Popea, Nr. 36 [8. Okt.], 1SS9) zurückzog, sind die Begründer bald in Streit geraten und nun erschienen zwei Zeitschriften unter demselben Namen, denen aber ein sehr kurzes Leben beschieden war. Weis and, 10. Jahresbericht. menschheit" (Leipzig, 1883) niedergeschrieben — ein Umstand, der nicht bloß auf die Schwäche seines Geistes, sondern vielleicht selbst auf die UnVerantwortlichkeit seiner damaligen Handlungen hinweist. Von Nr. 6 der Zeitschrift an hat E. nichts mehr veröffentlicht. XL Die letzte Katastrophe und E.s Tod. Die letzte Katastrophe, die in der ersten Hälfte des Jahres 1889 hereinbrach, zerstörte unerbittlich alle Illusionen des Dichters und seiner Bewunderer und entriß ihn seinem Lande. Petr. berichtet (27), E. habe kurz vor der oben erwähnten Vorlesung bei Maiorescu einige Rückfälle in seinen Stumpfsinn gehabt. Bald nachher zeigte sich die Krankheit gefährlicher. Eines Abends — es war am Anfang des Jahres 1889 — sah ihn Petr. in einem seelischen Zustand, der höchst anormal erschien (27). Kurze Zeit darauf, im März dieses Jahres, brach die Katastrophe mit aller Gewalt aus (Scr. LXVI, S. 117). Der Unglückliche wurde in der Irrenanstalt Sutus interniert, wo er sich mehrere Monate quälen sollte. Nur selten hatte er lichte Augenblicke. In „Fäntäna Blanduziei" (Nr. v. 10. Dezember 1889) erzählt Jon Popescu, einer seiner Freunde, sein Zusammentreffen mit ihm in der Irrenanstalt (M- E. 2). Der Dichter hatte sich zuerst ein wenig sonderbar gezeigt, dann aber sprach er vernünftig „ohne jede Incohärenz in seinem Denken", klagte über Langeweile und bat ihn um etwas Lektüre. Den 2. Tag durchblätterte er die Zeitungen, die ihm sein Besucher mitbrachte, und unterhielt sich mit ihm ebenso vernünftig, wie am vorangegangenen Tage. Popescu hatte ihm auch ein Werk von Jules de Goncourt mitgebracht und zeigte ihm davon ein Stück; es war ein Brief von grosser Zärtlichkeit. Der Dichter las den Brief mehrmals und war entzückt. In derselben klaren Stimmung fand ihn sein Besucher mehrere Tage nacheinander. Vlahutä, der den Dichter in derselben Zeit besuchte, hebt dagegen die Incohärenz in seinem Ideengange hervor (Vlah. CI. d. 1., 179ff.). Aber auch er hat nichts von irgend einem Wutausbruche bemerkt. E. hatte ihn gleich erkannt, fragte nach den andern Freunden und sprach von ihnen mitleidig, „wie von verlorenen oder sehr unglücklichen Menschen" (Ebenda). Er erzählte ihm von dem Plan einer sozialen Umwandlung und schließlich, als die Rede auf Gedichte kam, trug er ihm mit WTärme und Begeisterung eine lange Reihe Strophen von entzückender musikalischer Wirkung vor. Doch auf dem Papier, von dem er las, standen nur zwei Worte geschrieben — „g 1 o r i o s u 1 v o e v o d"; der wahnsinnige Dichter improvisierte. Über 20 solcher klangvoller Strophen soll er vorgetragen haben, Sinn und Zusammenhang fehlten aber gänzlich. Nachdem der Kranke zu Ende gekommen, fiel er in seine gewohnte Melancholie zurück, und nur so viel konnte er noch sagen: „0 Gott, o Gott! . . (Ebenda; s. auch Farn. XXV, 309ff.) In der Irrenanstalt Sutus scheint der leidende Dichter nicht besonders aufmerksam behandelt worden zu sein, denn nur so erklärt sich der Umstand, daß sein Tod am 15. Juni 1889 durch ein äußeres Ereignis, nämlich durch einen Schlag, den er von einem anderen Wahnsinnigen auf den Kopf erhielt, verursacht worden ist (Scr. LXIX, 121). Am andern Tag wurde die Leichenschau vorgenommen; über sein Gehirn wurde nach Petr. (28) folgendes festgestellt: „Das Gehirn wog 1490 Gramm, d. h. beinahe ebensoviel wie dasjenige Schillers. Die linke Hälfte, das eigentliche Organ der Verstandestätigkeit, wog 25 Gramm mehr als die andere. Die Stirnwindungen nahmen mehr als die Hälfte des Volums der Hemisphären ein und deuteten damit bis zu einem gewissen Punkte die anormale Entwicklung der psychischen Regionen zum Nachteil der Sinnes- Bewegungs- und Lebensregionen an" E. wurde am 17/29. Juni, zum Zeichen der Verehrung seitens des Landes, auf Staatskosten beerdigt. Eine ausführliche Schilderung des Begräbnisses findet man in Div. 113— 121; hier sind auch die drei Trauerreden, die gehalten worden sind, abgedruckt. 21* — 324 — Infolge der Initiative der Universitäfcshörer (Scr. Vorw. Y\ wurde dem Dichter auf Kosten der rumänischen Jugend eine von dem rumänischen Bildhauer Georgescu ausgeführte Bronzebüste auf dem „Marehian*'-Platze in Botosani errichtet, die am 11/23. September 1890 mit grosser Feierlichkeit enthüllt wurde. An seinem Grabe hat ihm gleichfalls die Jugend ein Marmormonument errichtet. — Im Jahre 1899 gab die Zeitschrift Fam., zum Andenken an den vor 10 Jahren eingetretenen Tod des Dichters, eine Gedächtnisnummer heraus, wo Verschiedenes von und über E. veröffentlicht wurde. Eine solche Gedächtnisnummer gab auch die Bukarester Zeitschrift „Floare albasträ", unter dem Titel „Mihail Eminescu" heraus. Beide Blätter enthielten auch das Bild des Dichters und wurden von dem ganzen rumänischen Lesepublikum begeistert aufgenommen, XII. E.s Persönlichkeit. E.s Körperkonstitution. Alle diejenigen, die den Dichter kennen gelernt und beschrieben haben, behaupten einstimmig, er sei ein sehr schöner Mann von sympathischem anziehenden Äußeren gewesen. Diese Tatsachen berichten sowohl seine Jugendgefährten, die ihn in Czernowitz und Blasendorf, wie auch diejenigen, die ihn in seiner reiferen Jugend oder im Mannesalter gesehen haben. J. L. C. (Sch. 9), der ihn zuerst während der Wanderjahre als Schauspieler kennen gelernt hat, schildert ihn folgendermaßen: „Eine wahre Schönheit. Ein klassischer Kopf, umrahmt von langen schwarzen Locken; eine hohe, heitere Stirn; große Augen; diesen Fenstern der Seele sah man an, daß jemand drin wohnte'*. (Vgl. auch die Schilderung in „Fant. Bland." — M. E. 3). Seine Studiengenossen in Wien, V. Bumbac (Brief) und J. Slavici (Brief) bestätigen ihrerseits diese Schilderung; Slavici sagt, der Dichter wäre „in seiner Jugend besonders schön gewesen4*. Auch Petr. (18 f.) spricht in voller Übereinstimmung von der Schönheit E.s. Die vier Bilder, die von dem Dichter vor- — 325 — handen sind, beweisen, daß keines der oben erwähnten Urteile übertrieben ist.*) Übereinstimmend wird behauptet, er sei in seiner Jugend völlig gesund, rüstig und elastisch gewesen. Slavici (Brief) nennt die körperliche Kraft E.s sogar „eine wahrhaft be-wunderungswerte*4. Es war nicht bloß ein normaler, gesunder, sondern ein außerordentlich gut gebauter Organismus, der E. eine unglaubliche Leistungsfähigkeit in physischer, wie in geistiger Hinsicht sicherte. Nur ein glücklich ausgestatteter Organismus macht es uns begreiflich, wie es überhaupt geschehen konnte, daß der Dichter, trotz seiner höchst unregelmäßigen Lebensweise, trotz häufiger Überanspannung seiner körperlichen und geistigen Kräfte, trotz der schrecklichen Verwüstungen durch den Wahnsinn und Geschlechtskrankheit — bis kurz vor dem Tode noch Wertvolles zu leisten im Stande war. Trotz alledem lag aber in ihm schon von Geburt der Keim des verhängnisvollen Übels, das ich als erbliche Belastung bezeichnet und besprochen habe und das für sein ganzes Leben so fatal gewesen, auf seine Persönlichkeit so nachteilig gewirkt hat. Psychischer Organismus. E. gehört, wie viele andere berühmte Künstler und Denker, weniger zu den stillen, einheitlichen, harmonischen, sondern mehr zu den leidenschaftlichen, zwiespältigen, faustischen Naturen, ohne Züge der ersten Gruppe zu entbehren. Schon in seinen jungen Jahren tritt uns der Dichter in einer solchen Beleuchtung entgegen und so ist er sein ganzes Leben lang geblieben, wie aus den folgenden Ausführungen Caragiales hervorgeht: „So habe ich ihn damals kennen gelernt, so ist er geblieben bis zu seinen *) Eines dieser Bilder zeigt E. im Alter von 19 Jahren und ist in dem Band „Scr." veröffentlicht worden. Ebenda findet sich auch das letzte Bild E.s, von 1868, also nach dem Wahnsinnsausbruch. Das beste Bild ist das in der Fam. (XXXY, Nr. 26) wiedergegebene Dieses zeigt uns den Dichter in seinem ganzen äußerlichen Zauber: als einen Mann von ungewöhnlicher Schönheit. — 326 — — 327 — letzten klaren Augenblicken: heiter and traurig, mitteilsam und finster, sanft und streng, sehr bescheiden in seinen Ansprüchen und doch niemals zufrieden, bald von einer mönchischen Zurückhaltung, bald gierig nach Lebensgenuß, einmal die Menschen meidend, ein ander Mal sie suchend; gleich giltig wie ein greiser Stoiker und erregbar wie ein nervöses Weib. Eine sonderbare Mischung! Glücklich für den Künstler, unglücklich für den Menschen". (J. L. C. 11. s. auch M. C. 3 „Memoriu asupra lui Eminescu", 3. Abs.). Diesem anormalen psychischen Zustande war die arnormale Lebensweise nur entsprechend, die von Maiorescu (Gri-gorovita X—XI) folgendermaßen geschildert wird: „Häufig nahm er nur narkotische und aufregende Nahrungsmittel zu sich. Übermäßiges Tabakrauchen und Kaffeetrinken, schlaflose mit Lesen und Schreiben verbrachte Nächte, tageianges Nichtessen und dann mit einem Male zur ungewohnten Stunde, nach Mitternacht, Genuß von Speisen und Getränken ohne Maß und Auswahl, — darin bestand seine Lebensweise". Gleich andern bekannten zwiespältigen Persönlichkeiten wie Petrarca, Rousseau, Byron, Heine, Schopenhauer, — hatte auch E. eine geniaianormaie Natur, mit allen Vorteilen und allen Nachteilen, mit allen Licht- und mit allen Schattenseiten einer solchen. Sein ganzes Leben, seine Betätigung auf den verschiedenen Öffentlichen Gebieten, besonders auf dem der Politik, ja selbst sein künstlerisches Schaffen und seine Werke überhaupt bieten uns zahlreiche Beweise dafür. Geistig und seelisch erhaben, sich in den hohen Sphären der Philosophie, in der Welt des abstrakten, unpersönlichen Denkens bewegend, war er zu gleicher Zeit leidenschaftlich, kampflustig, unruhig, entrüstet über die Lebenszustände, denen er als metaphysischer Philosoph keine Aufmerksamkeit schenkte, als Mensch aber mit einer beißenden Satire, ja sogar mit Wut oder mit verzweifelter Gemütsstimmung entgegentrat. In seiner Innerlichkeit war er von unendlich hohen Idealen beseelt, mit dem Flug seiner Gedanken entrückte er sich dem Leben alltäglichen Menschen, in welchem er selbst doch hie und da von allzumenschlichen Schwächen bezwungen herum irrte.*) Sein ganzes Leben zeigt uns einen vollständigen Mangel an praktischem Sinn, an Verständnis für die gewöhnlichen Lebensbedürfnisse; doch war seine öffentliche Tätigkeit auf realistischen Grundlagen gebaut; wenn er für sich höchst unpraktisch arbeitete, so strebte er dagegen mit aller Gründlichkeit und mit allem Sinne für das Praktische und Realisierbare zu Gunsten der Gesellschaft und des Volkes, das er um so mehr liebte, je mehr er seine Schwächen und Sünden geißelte. Eine andere ebenso hervortretende, wie charakteristische Eigenschaft, die das Zwiespältige in E.s Innenleben zeigt, ist sein immer angestrengtes, unstillbares geistiges Interesse, das im schärfsten Gegensatze zu seiner fatalen Nachlässigkeit hinsichtlich des eigenen körperlichen Wohls steht. Indem sich sein unruhiger Geist in der Aneignung neuer Kenntnisse unermüdlich betätigte, litt der Dichter bekanntlich jahrelang an der schrecklichen Krankheit, die ihm schließlich soviel Unheil bringen sollte, und sagte Niemanden etwas davon. Wenn er für Bücher sein letztes Geld ausgab, so vernachlässigte er sogar die elementarsten Lebensbedürfnisse und die Pflege seines Körpers (s. N. R. R. 1902, Bd. 1., S. 65; Ighel 3; Fam. XXXV, 311; Trib. 1902, Nr. 45). Intelligenz und Bildung. E.s Erziehung und Schulbildung war ohne Zweifel vom Standpunkt der Pädagogik aus sehr lückenhaft. Das kann gerechter Weise nicht bestritten werden. Schon im zarten Alter von kaum 8 Jahren wurde er der Familie entrissen. Die Schule hatte er sehr früh verlassen und monatelang allein, ohne irgend eine Aufsicht und ohne irgend einen Berater, nur auf sich selbst angewiesen, *) „Er war ewig verliebt und ewig in Geldverlegenheit. Konnte es auch anders sein? Er war ja ein Dichter und dazu arm . . . Ewig träumte er von zwei „zarten, kalten Händen", ewig war er auf der Suche nach einem Wucherer, der ihm sein Gehalt auf einige Monate voraus um einen Spottpreis abkaufte." (J. L. C. 26; zu vgl. ebenda S. 20, 21 u. 22). 8 — 328 — fremde Länder durchwandert. Viele Jahre hindurch lebte er m Armut und Not, in dem für die Erziehung gewiß nicht günstigen Milieu umherziehender Schauspielertruppen. Unter solchen Verhältnissen mußte jeder normale Mensch für eine wohlgeordnete Erziehung und ernste Schulbildung unrettbar verloren gehen. Von diesem merkwürdigen Manne aber erfahren wir, er habe überall, wo er sich befand — in Czernowitz, in Blasendorf,*) in Wien,**) in Jassy und in Bukarest — nicht nur seinen Mitschülern und Freunden, sondern auch seinen Lehrern und sogar hervorragenden Gelehrten wie Maiorescu, durch seine außerordentliche Fülle von Kenntnissen, durch die Gründlichkeit seines Wissens, durch die Klarheit und Sicherheit seiner Urteile im höchsten Grade imponiert. Wie war das nun möglich? Zunächst finden wir eine Erklärung in der außerordentlichen Geistesstärke, die der Dichter besaß. Ein in dieser Hinsicht sehr kompetenter Beurteiler, Maiorescu, der als Professor der Philosophie wie auch als ausgezeichneter Menschenkenner sich gewiß nicht so leicht von einer Intelligenz bezaubern lassen kann, spricht darüber folgendermaßen: ,,Was dem ganzen "Wesen des Dichters E. das charakteristische Gepräge verleiht, ist zunächst seine hohe, durchdringende Intelligenz, zu der sich ein Gedächtnis gesellte, welchem das, was sich einmal im Gemütsleben des Dichters festgesetzt und er an sich erlebt und gefühlt hatte, nie mehr entging (auch in der Zeit nicht, wo die Geistesstörung auftrat), solchermaßen, daß die Lebenssphäre, die er nach eigenem Sinne und ohne jeden Zwang um sich geschaffen hatte, für ihn zu einer fast ausschließlichen Innenwelt jener Hauptideen wurde, welche er für immer zu den seinigen gemacht und welche in allen seinen Äußerungen tonangebend zum Vorschein kamen". (Ed. M. VII). Zu einer solchen hohen Intelligenz gesellte sich noch der *) s. An. III, 11; Trib., 1902, Nr. 45, 78, 81, 82. **) Slavici (Brief) hatte schon bei der ersten Zusammenkunft in Wien von dem Dichter den Eindruck empfangen, dieser „wisse viel mehr als in den rumänischen Mittelschulen gelernt wird.*' — 329 — Fleiß des Dichters und jener faustische Drang nach Wahrheit, Über seinen Fleiß sagt Maiorescu (Ed. M. XI): „Frei von jedem egoistischen Interesse, wendete er seine Aufmerksamkeit m desto regerem Maße allen Bestrebungen des intellektuellen Lebens zu und interessierte sich in lebhafter Weise bald für die schriftstellerischen Erfolge irgend eines Freundes, bald für die mannigfachen Erscheinungen in der rumänischen Literatur, welche er zu lesen nie versäumte, bald für das Studium der philosophischen Bewegung in Europa — sich in dieses Studium vertiefend und die geschichtlichen Quellen, welche er bis in die kleinsten Einzelheiten kannte, verfolgend — oder er beteiligte sich endlich an den politischen Kämpfen seines Landes". Eine derartige Intelligenz und ein derartiger Fleiß erklären, was unter dem bloßen Einfluß der Erziehung und des Schulstudiums E.s unerklärlich sein würde: die gründliche, vielseitige, allgemeine Bildung, die uns aus seiner öffentlichen Tätigkeit, aus allen seinen Schriften entgegen tritt und uns in Erstaunen setzt. Besonders in 3 Hauptrichtungen betätigte sich der Wissensdrang des Dichters und gestalteten sich seine Kenntnisse: in geschichtlicher, in literarischer, und in philosophischer Richtung. Bemerkenswert ist noch, daß alle diejenigen Wissensgebiete, die zu diesen 3 Hauptrichtungen in irgend einer Beziehung stehen, von ihm gleichfalls eifrig studiert worden sind. So interessierte er sich nicht bloß für die Literatur im eigentlichen Sinne, sondern überhaupt für alles was Kunst ist, in erster Linie für das Theater, ebenso auch für Malerei, Bildhauerkunst und Musik (M. E. „Memoria . . . .", Abs. 6). Was das Geschichtliche und das Philosophische anlangt, so interessierten ihn sowohl die modernen wie auch die alten Quellen bis in die entfernte Vergangenheit der Inder. Seine sprachliche Bildung war eine vielumfassende. Er beherrschte die deutsche, die französische und die lateinische Sprache sehr gut, hatte — wie es scheint — gute Kenntnisse auch des Griechischen (Vlah., Farn. XXXVII, S. 70), das er als Schüler angeblich nicht eben gern gehabt haben soll — 330 — (Trib. 1902, Nr. 45), und soll die altslaviscbe, italienische, türkische und albanesische Sprache verstanden haben. (M. E. 3, „Memoriu . .", Abs. 4); viel beschäftigte er sich auch mit dem Sanskrit (Scr. 82). In seiner Muttersprache war er ein unerreichter Meister. Er schaffte eine meisterhafte, reiche und gewandte dichterische Sprache, die für die abstraktesten Begriffe geeignet und der schönsten und klarsten Plastizität fähig ist. Die Kenntnis der verschiedenen rumänischen Mundarten in der Großen Walachei, Moldau, Bukowina und in Siebenbürgen, das eifrige Lesen der rumänischen Literatur, das unermüdliche Studium der alten Chronisten (Fam. XXXVII, 69) und der alten Sprachdenkmäler (s. Gaster, Lit. pop. rom. S. 577—79), schließlich die unerschöpfliche Quelle der Volkssprache und Volkspoesie, der er sich immer mit begeisterter Vorliebe zuwandte, — das alles, noch von dem ästhetischen Feinsinne des Dichters höchst begünstigt, hat ihm in der Entwickelung der rumänischen Sprache und des rumänischen Stils eine glorreiche Stellung gesichert. Die geschichtliche und philosophische Bildung des Dichters war gleichfalls vielumfassend, wie das seine verschiedenen Prosaschriften und Gedichte bezeugen. In den Jahren 1882 und 1883 widmete er sich besonders den exakten Wissenschaften, nämlich der Chemie, Mechanik und Differential-Rechnung*) (Slavici Brief). Auch scheint ihn die Astronomie interessiert zu haben; das beweist er unmittelbar selbst in der ersten „Satire"; auch die häufigen kosmischen Anspielungen, die in manchen seiner Gedichte, besonders in der zitierten Satire und im „Abenci-stern" vorkommen, bezeugen das. Daß E. sich mit den exakten Wissenschaften beschäftigte, wurde mir seitens desjenigen Freundes E.s bestätigt, der unbekannt zu bleiben wünscht. *) Die Manuskripte E.s, die jetzt die rumänische Akademie in Bukarest besitzt, enthalten ganze Seiten über Magnetismus, Elektrizität, unbegreifliche mathematische Formeln etc. Wahrscheinlich sind manche davon in der Zeit geschrieben, wo der Keim des Wahnsinns zu wirken schon angefangen hatte. (J. A. Rad., Brief). Er behauptet, der Dichter habe sich z. B. mit den Theorien der Wärme und mit der Graphostatik beschäftigt, — eine Nachricht, die um so glaubenswürdiger ist, als der betreffende Freund, der selbst ein Fachmann auf dem Gebiete der exakten Wissenschaften ist, die Kenntnisse des Dichters zu prüfen im Stande war. Derselbe Mann — mit dem E. sehr innige Beziehungen pflegte — behauptet mit Recht, dieser habe alle Wissenschaften von einem reinen selbstlosen Wahrheitsdrang bewogen, getrieben. Man darf aber auch die Nachteile einer so vielseitigen intellektuellen Beschäftigung nicht verschweigen. So ist in erster Linie das Fehlen einer streng-wissenschaftlichen Methode in seinen diesbezüglichen Schriften und besonders die Unmöglichkeit eines zusammenhängenden Schaffens einer größeren wissenschaftlichen Arbeit auf einem bestimmten, fest begrenzten Giebiete zu nennen; nur daß diese Nachteile bei ihm viel weniger in Betracht kommen können, als man wohl glauben möchte. Die Beurteilung eines Mannes, wenn sie gerecht sein soll, darf niemals seine eigentliche Individualität und seine Zwecke außer Acht lassen. Eine solche objektive Betrachtung muß aber von vornherein feststellen, daß auch die Individualität E.s nicht für ein rein wissenschaftliches Wirken bestimmt war und auch seine Zwecke nicht rein wissenschaftlicher Art gewesen sind. Er war in erster und in letzter Linie Dichter, und als solcher mußte er sich eher eine eneyclo-pädische, als eine fachmännisch-wissenschaftliche Bildung aneignen. E.s Innenleben. Auch sein Innenleben — das bei der Behandlung seiner schriftstellerischen Tätigkeit und besonders seiner Dichtung näher zu beleuchten ist — zeigt uns dieselbe Zwiespältigkeit, wie die Individualität des Dichters überhaupt. Melancholie und Lebenslust, romantische Träumerei und ein außerordentlicher Tätigkeitsdrang, künstlerisches Genießen und leidenschaftliche politische Gefühle, höchst entwickelte Phantasie und Anlage zum abstrakten, philosophischen Denken, Liebe zur Natur und eine pessimistische Welt- — 332 — anschauung, tiefe religiöse Überzeugung*) und atheistische Anfälle. Grundzüge in E.s Charakter. E.s Leben wie auch seine Tätigkeit zeigen uns die Selbstlosigkeit als einen stets im Vordergrunde stehenden Zug seines Charakters. Niemals hat er sich selbst und sein Interesse als Ziel hingestellt. „Eminescu war der unpersönlichste Mensch, den ich je kennen gelernt habe", sagt von ihm Negruzzi (C. L. XXIII, 289ff.). Hand in Hand mit diesem Grundzug seines Charakters geht seine Bescheidenheit, — eine Eigenschaft, die großen Talenten nicht allzu häufig eigen ist. Überall in der Öffentlichkeit zeigte er sich einfach und schlicht. Als ihm die Verleihung eines Ordens in Aussicht gestellt wurde, wehrte er sich energisch dagegen. (Ed. M X) Hinsichtlich seiner literarischen Erzeugnisse bewahrte der Dichter diese vollkommene Bescheidenheit. Aus Wien schrieb er an Negruzzi, er könne ruhig die nicht gelungenen Strophen seiner Gedichte streichen, denn „er sei in das, was er schreibe, keineswegs verliebt" und „er wisse wohl, daß auch das, was stehen bleibe, keinen besonderen Wert habe" (C. L. XXV, 903ff.). Aber die Bescheidenheit des Dichters bedeutete bei weitem nicht, daß er sich seines Talentes und seiner hervorragenden Persönlichkeit nicht bewußt gewesen sei. In der zweiten Satire (Sar. L1V) spricht er mit einer großen Verachtung von den Menschen seines Zeitalters und ihren Gefühlen (sei es Haß, sei es Lob) ihm gegenüber: , .De-oi urma sä scriu in versuri, teamä-mi e ca nu cumva „Oamenii**) din ziua de-astäzi sä mä'nceap' a läuda. „Dacä port cu usurintä si cu zimbet a lor urä, „Laudele lor de sigur m ar mihni peste mäsurä. (S. 139) *) „Für die Religion seiner Vorfahren — schreibt sein Freund — hatte er ein tiefes achtungsvolles Gefühl". Dafür spricht auch sein mystisches Gedicht „Rugäciune" (Sar. Cl), und manche seiner politischen Aufsätze (s. z. B. „C. d. a." 27ff.,). Dagegen schlägt er in „Imp. si Prol." (Sar. XXV), in „Rüg. unui Dae." (Sar. XLI) atheistische Saiten an. **) In dem ursprünglichen Texte, den der Dichter in der „Junimea" — 333 — Ein wunderbares Bild veranschaulicht uns das Bewußtsein, das der Dichter von dem unvergänglichen Wert seines Schaffens hatte, in dem Gedichte „Cum ai putut", wo er seiner Geliebten den künftigen Ruhm seiner Dichtung verkündet: „In mintea vremilor ce vin Va rasäri cuvintu-mi, Cu' ntreg al sufletului chin, Ca iarba pe mormintu-mi. (P. P. 90) Das Selbstbewustsein E.s hinsichtlich seines Schaffens wird auch durch die große Empfindlichkeit bestätigt, die er bei der Kritik, die in der „Junimea" manchmal an seinen Gedichten geübt wurde, zeigte. Negruzzi charakterisiert ihn als eines der empfindlichsten Mitglieder jener Gesellschaft. Mehrmals geschah es, daß infolge irgend einer kritischen Bemerkung, der Dichter mitten im Vorlesen plötzlich stehen blieb, und nur mit großer Mühe konnte man ihn bewegen, weiter zu lesen (Omagiu, S. 8 f.). Auch ein berechtigter Stolz gehörte dem Grundzuge seines Charakters an. Lieber litt er das größte Elend, als daß er eine Unterstützung annahm, die er als seine Würde verletzend, ansah. Selbst in den schweren Tagen seiner Krankheit und Not blieb er in dieser Beziehung derselbe; seine Schwester schreibt von ihm, er sei „stolz ohne Gleichen" (Scr. 125).* Im Jahre 1876 verlangte der Kultusminister von ihm die Rückzahlung einer Summe von 100 Dukaten, die ihm, wie es scheint, nicht als Darlehn, sondern als Unterstützung für seine vorgelesen hatte, klangen diese Verse noch unbarmherziger, da von ihm statt „oamenii" — „famenii" und statt „mihni" — „scirbi" geschrieben worden war. Nur infolge einer langen Debatte, in welcher manche Mitglieder diese Wörter als zu scharf bezeichneten, gab er nach und nahm die vorgeschlagenen Veränderungen an (I. L.C. 29 f.) *) Dasselbe bestätigt I. L. C. (15): „Dieser E. hat viel gelitten, aber er hat sich nie beugen lassen; er war ein Mann aus einem Guß und aus keinem alltäglichen". t — 334 — — 335 — Studien in Berlin bewilligt worden waren. Würdevoll und stolz antwortete der Dichter, er sei sofort bereit, die Berechtigung der Forderung anzuerkennen, obwohl er von einem Darlehn nichts wisse, und er empfehle für die Deckung der Summe ein Drittel seines monatlichen Gehaltes (Nr. 222 d. Aktenstücke d. Schulinspektorats zu Jassy für 1876). Also kein bittendes Wort und kein Verweigern der Zahlung, obgleich die Forderung nicht eben einwandfrei und seine materielle Lage nicht besonders günstig war, — sondern die stolze Antwort eines Mannes, der seine Pflicht wohl kennt, zu Bitten aber keineswegs geneigt ist. Zwei andere Grundzüge von E.s Charakter sind seine Wahrheitsliebe und seine Furchtlosigkeit, die durch alles, was er im Öffentlichen Leben geschrieben und getan hat, bestätigt werden. Er war ein Mann, der niemanden fürchtete, und dem seine Überzeugungen allein Wort und Tat bestimmen konnten. Selbst in seinen politischen Schriften, wo er übermäßig leidenschaftlich auf die Gegner seiner Partei losging, spiegelte sich überall eine volle Aufrichtigkeit wieder, und seine Aufsätze erwecken in jedem Unbefangenen den Eindruck, ihr Verfasser habe immer nur das geschrieben, was er gefühlt und geglaubt hat. Allerdings hat der Charakter E.s auch seine Schattenseiten (Scr. 113 I.Reihe), die der unvollkommenen menschlichen Natur überhaupt, und der psychischen Zwiespältigkeit des Dichters im besonderen entspringen. So ist er in erster Linie immer ein sehr unpraktischer Mensch gewesen und seine Tugend nicht an sich selbst zu denken, wurde nur zu oft ein Charakterfehler, dem seine unregelmäßige Lebensweise und manche andere üble Eigenschaften (wie Leichtsinn, Unbeständigkeit u. dergl. mehr) nicht in geringem Maße zuzuschreiben sind. Dann ist noch eine gewisse Weichlichkeit und mit dieser verbunden ein starker Zug von Sinnlichkeit in seinem Charakter nicht zu verkennen (J. L. C. 13 f.) Doch konnte diese Weichlichkeit nie jener zähen männlichen Energie, die E. eigen war, irgend welche Schranken setzen, und trotz der sinn- lichen Neigungen blieb sein moralisches Innenleben, so lange er gesund war, aller Verdorbenheit fremd. Darum will und darf ich diesen Schwächen auch keine besondere Aufmerksamkeit zuwenden, um nicht in jenen Fehler zu geraten, den der Dichter selbst an manchen engherzigen Biographen so herrlich verspottet hat: „Dann durchstöbern sie Dein Leben, emsig suchend zu entdecken Niederträchtigkeit, Skandale, schwarze Seiten, viele Flecken, Denn das bringt Dich ihnen näher; nicht das Licht, das Du erstrebt Einst hinieden auszugießen, was vom Staube an Dir klebt, Schwachheit, Sünde, Schuld, Verzagen; alles Leid, das stets sich band Auf verhängnisvolle Weise an die erdgeborne Hand, All die kleinen Nichtigkeiten, Deiner Seele Qual und Nacht Wird sie anziehn mehr als alles, was Du Hohes je gedacht." (1. Satire, R. Dicht. S. 206.) E.s Bestrebungen und Ideale. Wo haben wir nun den Brennpunkt dieser Bestrebungen und Ideale zu suchen? Seltsamer Weise eben auf dem Gebiete, wo der Dichter von manchen Kritikern (S. Gram. St. er., A. D., Rev. C. II, 193 ff., 386 ff.) auf das schärfste angegriffen und beschuldigt worden ist: in seinen Bestrebungen und! Idealen für das Wohl seines Vaterlandes, für das Blühen und Gedeihen seines Volkes, denn hier liegen die größten und letzten Ziele seines Lebens und seiner Tätigkeit. Diese Ziele hatte er sich schon damals gesetzt als er aus Berlin nach Rumänien zurückkehrte (vgl. sein Brief von 1882) und sich hier niederließ. Seine Betätigung als Bibliothekar, sein Wirken als Schulinspektor, sein langjähriger, unermüdlicher Kampf als politischer Schriftsteller, alles ist im letzten Grunde von seiner Volks- und Vaterlandsliebe beseelt. Dies bildet die Grundstimmung einer seiner schönsten Dichtungen, der 3. Satire (Sar. LV) und mancher anderen Gedichte, wie auch eines großen Teils seiner Prosa- « — 336 — Schriften. Allerdings hat er seine nationalen Bestrebungen und Ideale in der Art, wie er sie fühlte und verstand, und nicht in der üblichen Art des konventionellen Patriotismus geltend gemacht. Keiner haßte wie er so tief und so leidenschaftlich die patriotische Phrase und die demagogischen Patrioten. Seine Wut gegen diese war grenzenlos; seine Schriften enthalten hierüber äußerst scharfe und sehr treffende Bemerkungen. Er war sich wohl bewußt, daß nur die redliche Arbeit für das allgemeine Wohl, nur das Studium der tatsächlichen Zustände des Landes und des Volkes, nur der ernste Wille die Übel zu beseitigen, das Streben jedes guten Stammesgenossen zu leiten habe. Nicht die Äußerlichkeit der nationalen Gesinnung, nicht die verschiedenen nationalen Festlichkeiten und der kritiklose nationale Optimismus, sondern das Eindringen in den Kern aller nationalen Angelegenheiten, das Eingreifen in die gegebenen Tatsachen, das Begreifen des Wesens seines Volkes und der Bedürfnisse seines Vaterlandes, das selbstlose Wirken für die Nation, nur das ist wahrer Patriotismus. Keine Falschheit der Gesinnungen, keinen überschwenglichen, leichten Idealismus konnte er leiden; nur eine nüchtern überlegende, realistische nationale Gesinnung war ihm willkommen. Daher rührte auch sein Haß gegen jene oberen Schichten der rumänischen Gesellschaft, die er als eine wenig glückliche Mischung von Griechen, Bulgaren und Armeniern betrachtete, die kosmopolitischen, oberflächlich aus dem Auslande eingeführten Ideen huldigte; daher die Hochachtung, die er für die alten rumänischen Bojaren hatte, daher auch die Begeisterung, mit der er seine nationale Gesinnung allen rumänischen Volksgenossen, seien sie aus dem Königreiche oder außerhalb desselben, zuwandte. (S. „Doina", Sar. LVII; „La arme", P. P. 35, C. L. XXV, 903ff. Brief E. an Negruzzi; Nov. 149 ff; Div. 1—36). Es ist wahr, eine pessimistische Grundstimmung kennzeichnet die Volks- und Vaterlandsliebe E.s, doch beweist uns diese Grundstimmung, wie er aus vollem Herzen für die Zukunft seines Landes und seiner Nation überhaupt besorgt war. — 337 — Und wer weiß, ob eine solche pessimistische Grundstimmung einer optimistischen nicht vorzuziehen ist, zumal wenn es sich um solche nationale Zustände handelt, wie die von E. durchlebten, und wenn die pessimistische Auffassung nicht zur Verzweiflung und Untätigkeit, sondern zu einer um so angestrengteren Arbeit für das öffentliche Wohl wirkt, wie es bei ihm tatsächlich der Fall war. Tragik in E.s Leben. Ob von einer Tragik in E.s Leben die Bede sein kann, darüber besteht für diejenigen, die sein Schicksal näher kennen, kein Zweifel. Der Dichter lebte größtenteils inmitten solcher Umstände, mit denen er fortwährend kämpfen und denen er schließlich unterliegen mußte, ich meine damit hauptsächlich seine furchtbare Krankheit und seinen Wahnsinn. Dazu gesellten sich weiter eine Menge äußerer Umstände, die sein Leben verbitterten: lange Jahre hindurch ist er von seinem Volke unbeachtet geblieben und sein Talent von vielen unterschätzt worden; in seiner öffentlichen Tätigkeit widerfuhren ihm schreiende Ungerechtigkeiten; in materieller Beziehung mußte er fortwährend gegen Not und Entbehrungen kämpfen. Als er trotz alledem sich aas diesen traurigen Umständen zu den höchsten Stufen künstlerischen Schaffens emporgerafft hatte, da kamen jene qualvollen Jahre der geistigen und körperlichen Zerrüttung, leidvolle Augenblicke von hellem Bewußtsein und scheinbarer Besserung, bis er schließlich dem bösen Schicksal seines Lebens unterliegen mußte. Das ist ohne Zweifel eine Tragik, ja sogar eine erschütternde Tragik, die den Dichter uns menschlich um so näher bringt, seine Persönlichkeit aber für die Nachwelt um so beachtenswerter gestaltet. B. Eminescus Prosaschriften. I. Allgemeine Betrachtungen über die Werke E.s; ihre verschiedenen Arten und Ausgaben. Zu Lebzeiten unseres Dichters ist kaum ein Band Gedichte von ihm erschienen; die anderen Schriften waren in Weigand, 10. Jahresbericht. 22 — 338 — verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen zerstreut; von seinen Manuskripten wußte man damals sehr wenig. Erst geraume Zeit nach dem Tode des Dichters wurden auch andere seiner Werke in mehreren Bänden gesammelt. Gegenwärtig werden auch seine Manuskripte veröffentlicht. Ein Band Gedichte aus ihnen ist bereits erschienen, weitere sollen folgen« Was die schriftstellerische Tätigkeit E.s betrifft, so ist sie wenig umfangreich auf schönwissenschaftlichem Gebiete, aber sehr umfangreich, wenn man auch seine politischen Aufsätze mitzählt. Immerhin hat er weniger geschrieben, als man von seiner unermüdlichen Schaffenslust hätte erwarten können. Besonders sein dichterisches Talent war ein so unerschöpfliches, daß er die Freunde der rumänischen Literatur zu den weitgehendsten Hoffnungen auch hinsichtlich des Uni-fangs und der Zahl seiner Werke berechtigte. Vor allem ist hierbei zu berücksichtigen, daß ihm die Zeit zum Schaffen fehlte. Ziemlich spät hat sich der Dichter zu seiner vollständigen Reife entwickelt, und kaum 33 Jahre alt, wurde er vom Wahnsinne befallen. Es kamen dann noch die langen Jahre der Krankheit, voll Leiden und Verzweiflung, die ihn mit nur kurzen Unterbrechungen bis an seinen Tod gequält haben die armseligen materiellen Verhältnisse, aus denen, wie wir im ersten Teile gesehen haben, der Dichter nie heraus kam. Die verschiedenen Arten und die Ausgaben der Werke E.s. Wenn man E.s ganzes Schaffen kennen und dadurch ein treues Bild seiner schriftstellerischen Persönlichkeit gewinnen will, so muß man unbedingt alle Schriften, deren Verfasser er ist, ohne Rücksicht darauf, ob sie der Literatur im engeren Sinne angehören oder nicht, in Betracht ziehen, nur dadurch kann man seiner Bedeutung in dem rumänischen Geistesleben gerecht werden. Eine derartige Aufgabe erachte ich um so mehr als notwendig, als alle Kritiker, die sich mit E. befaßten, ihn vorzugsweise als Dichter behandelt haben. Die Werke und Schriften E.s sind uns aber bis heute — 339 — noch bei Weitem nicht alle bekannt; keine einzige vollständige Ausgabe steht uns zur Verfügung; noch weniger irgend eine kritische Ausgabe, sei es seiner Gedichte, sei es seiner Prosaschriften. Außerdem hat er verschiedene politisch-geschichtliche oder kuitur-geschichtliche Abhandlungen, kleinere wissenschaftliche und literarische Schriften und eine große Anzahl politischer Aufsätze veröffentlicht; auch einige Übersetzungen sind ihm zu verdanken. Das unveröffentlichte Material ist gleichfalls mannigfaltig und von Bedeutung, wenn auch, weil meist unvollendet, nicht von so hohem aesthetisch-literarischem Werte. 1. Gedichte. Der erste Band von E.s Gedichten ist von Maiorescu im Jahre 1883 herausgegeben worden. Er ist von dem Herausgeber mit großer Sorgfalt zusammengestellt, nur ist er weder eine vollständige noch kritische Ausgabe der von E. bis zu jenem Jahre geschriebenen Gedichte, sondern bloß eine von M. gemachte Auswahl von 73 derselben. Die Veröffentlichung ist während der Abwesenheit des Dichters aus dem Lande geschehen; M. betont ausdrücklich, daß die „Gedichte von E. selbst nicht nachgesehen worden sind, infolgedessen jener Verbesserungen entbehren, die er wenigstens in den alten („Venere si Madonä", „Mortua est", „Egipetul", „Noaptea", „Inger de pazä", „Impärat si proletar", „Rugäciunea unui Dac", Inger si demon) durchzuführen dachte" (Ed. M. Vorwort IV). Nach dem eigenen Bekenntnis M.s ist der Band „für die Liebhaber der rumänischen Literatur", also nicht von wissenschaftlich-kritischen Gesichtspunkten aus zusammengestellt. So ist es erklärlich, daß der Herausgeber, in seiner Eigenschaft als intimer literarischer Freund des Dichters und noch dazu als einer der kompetentesten rumänischen Kritiker und Aesthetiker manches an den Gedichten geändert hat, wie J. L. C. (29 ff.) behauptet. Eine Feststellung des ursprünglichen Textes, d. h. die Herstellung der von dem Dichter selbst geschriebenen Gedichte ist bis jetzt noch nicht versucht worden; mir war die Aufgabe gleichfalls zu lösen unmöglich, da ich die betreffenden Manuskripte nicht bekommen — 34o — konnte. Der von M. herausgegebene Baud hat bis 1895 sieben Auflagen erreicht. Im Jahre 1890 veröffentlichte ein anderer Freund des Dichters, V. G. Mortun, den Band „Prozäsi versuri" (Jassy), welcher sowohl Prosawerke wie Gedichte enthält. Die Prosawerke enthalten ein Märchen ,,Fät frumos din lacrimä', eine Novelle „Sermanul Dionis4; und eine kultur-poli tische Abhandlung „Influenta austriaca". Unter den Gedichten finden wdr mehrere, die in dem Bande Maiorescus nicht aufgenommen worden sind; zwölf davon sind Jugendgedichte. Auch der Band Mortuns ist keine kritische Ausgabe. Er enthält aber ein Verzeichnis (245ff.), in dem die genaue Angabe des ersten Erscheinens jedes Stückes zu finden ist. Übrigens enthält auch dieser Band kein bis dahin ungedrucktes Erzeugnis E.s. Einige Jahre später (bestimmt kann ich die Zeit nicht angeben, da das betreffende Buch keine Jahresangabe trägt) erschien eine mit einem Vorwort von Xenopol versehene Ausgabe der Gedichte E.s, die der Brüder „Saraga'4 in Jassy. Diese enthält 102 Gedichte und zehn Volkslieder oder in volkstümlichem Tone verfaßte Lieder E.s. Doch sind das nicht sämtliche Gedichte (Poezii Complecte), wie in dem Titel des Buches gesagt wird, sondern nur die bis zu jener Zeit veröffentlichten Gedichte. Erst später erschienen neue, der Öffentlichkeit vollständig unbekannte, seinen Manuskripten entnommene Dichtungen E.s. Die Zusammenstellung der Gedichte ist eine chronologische, wobei das Datum der Veröffentlichung in den verschiedenen Zeitschriften angegeben wird. Ein Verdienst der Ausgabe ist auch die Herstellung des ursprünglichen Textes mancher Gedichte, die auf Grund einiger von dem Buchdrucker G. But-mann aufbewahrter Manuskripte des Dichters durchgeführt worden ist. Noch wäre — nach der Behauptung X.s, der der eigentliche Herausgeber des Buches ist, — die genauere Wiedergabe mancher Gedichte zu erwähnen, die in den vorangegangenen Ausgaben mehrere sinnstörende Druckfehler ent- - 341 — halten haben sollen. In dieser Beziehung ist aber auch die Ausgabe Saragas nicht einwandfrei, denn es finden sich in ihr ziemlich viele zum Teil recht störende Druckfehler. Ich erwähne hier nur einen, nicht einmal in der neuesten Auflage > (1902) verbesserten: das Fehlen von zwei ganzen Zeilen in dem Gedichte „Inger si Demon" (S. 42 ff. in der letzten Aufl.), 13. Strophe. Das ist um so merkwürdiger, als dieses Gedicht zweimal in demselben Bande gedruckt ist, das zweite Mal mit fünf neuen Strophen, die nur in dem Manuskripte vorhanden sind, in dem zweiten Druck aber die angedeutete Halbstrophe vollständig ist. Die Gedichte „Viata44 und „Stelele n cer" sind aus dem Jahre 1865, als der Dichter erst 15 Jahre zählte, datiert, was unmöglich richtig sein kann. Ein Grund für Angabe des Jahres 1865 wird auch nirgends angegeben. Publiziert wurden sie erst nach dem Tode des Dichters. Die Ausgabe Saragas verbreitete sich, besonders infolge ihrer Billigkeit als Volksausgabe außerordentlich rasch, so daß sie jetzt schon das 14. Tausend erreicht hat. > Im Jahre 1901 erschien eine neue Ausgabe der Gedichte E.s (bei Leon Alcalay, Bukarest). Diese ist weniger vollständig als die der Brüder Saraga. Sie enthält in genauer Wiedergabe die Gedichte, die in dem Bande Maiorescus aufgenommen worden sind, und noch zw^ei dazu („La Bucovina" und „La moartea lui Aron Pumnul"), die sowohl bei Mortun wie bei Saraga zu finden sind. Doch etwas neues bringt uns auch diese Ausgabe, nämlich die „biographische Notiz44 über den Dichter aus der Hand seines Bruders, des Hauptmanns E. Es wäre noch zu bemerken, daß dieselbe Ausgabe Alcalays in zwei Formaten erschienen ist: in einem größeren und in dem kleinen Format der volkstümlichen „Biblioteca pentru toti'4. Im Sommer 1902 erschien schließlich ein Band (Poesii postume) bis dahin ungedruckter Dichtungen E.s, die den von Maiorescu bewahrten und jetzt der Akademie übergebenen Manuskripten entnommen sind. Dieser Band wurde von Nerva Hodos (Bukarest, Tip. „Minerva44) herausgegeben und enthält 63 teils neue, teils Varianten schon bekannter Gedichte. Doch — 342 — ist diese neueste Ausgabe gleichfalls unkritisch; es werden uns keine Nachrichten über die Zeit der Entstehung der enthaltenen Gedichte oder sonstige Erklärungen, die man aus den Manuskripten schöpfen konnte, gegeben. Ein solcher Mangel ist um so größer, als es sich in dem vorliegenden Falle nicht nur um neue Dichtungen handelt, sondern um solche Erzeugnisse, die unmittelbar den Manuskripten des Verfassers entnommen sind. Die Sache wird noch dadurch erschwert, daß man in den meisten Fällen mit ersten Entwürfen des Dichters zu tun hat, die er höchstwahrscheinlich nicht einmal durchsehen, geschweige ausarbeiten konnte. 2. Prosaschriften. Bis jetzt haben wir außer dem erwähnten Bande Mortuns drei Bände Prosaschriften E.s zu verzeichnen: „Nuvele" (Saraga 28), „Diverse" (Saraga 28) und der dritte „Culegere de articole d'ale lui M. Eminescu" der von N. Filipescu (Bukarest, 1891) zusammengestellt und veröffentlicht wurde, wie ich vom Herausgeber erfahren habe. Der Band „Nuvele" enthält außer den schon von Mortun herausgegebenen Schriften „Fät-frumos din lacrimä" und „Sermanul Dionis" einige Erzählungen („La Aniversare", „Cesara", „Sinucidere", „Sf. Gheorghe") und zwei Aufsätze, einen philosophischer („Cristos a'nviat"), einen anderen politisch-geschichtlicher Natur („Bäpirea Bucovinei"). Als Anhang ist noch eine biographische Notiz von N. A. Bogdan über E. als Redakteur der Zeitung „Curierul de lassi" hinzugefügt. Der Band „Diverse" enthält folgende Schriften des Dichters: „Revista externa," die schon erwähnte größere kulturpolitische Abhandlung über die Lage der Rumänen in Oesterreich-Ungarn; „Influenta austriaca asupra Romänilor din Prinoipate", die sich auch bei Mortun findet; drei wissenschaftliche Aufsätze („Observatii critice", „Incä odatä recensiunea logicei Maiorescu", „Oscriere criticä"); eine aesthetisch-literari-sche Abhandlung (Repertoriul nostru teatral") und das Programm der Zeitschrift „F. Bl." Außerdem enthält er noch die drei Aufsätze I. L. C.s über den Dichter („In Nirvana", f — 343 — „Ironie", „Doue note", — „N. s. Sch." 7—36) und mehrere wichtige biographische Notizen über E. Der von N. Filipescu herausgegebene Band umfaßt eine größere Anzahl politischer Aufsätze, die der Dichter als Leiter der Zeitung „Timpul" in der Zeit von 1880—1881 veröffentlicht hat. Diese schon an sich wertvolle Zusammenstellung hat eine um so größere Bedeutung, als sie bis jetzt die einzige ist, die auch den politischen Schriften E.s die gebührende Aufmerksamkeit schenkt und damit einen wichtigen Teil der geistigen Arbeit des Dichters aus den vergessenen Blättern des „Timpul" wieder ans Licht gebracht hat. Filipescu, der die Tätigkeit E.s am „Timpul" genau kannte, hat auch das Verdienst, die Fesstellung aller von dem Dichter in dieser Zeitung veröffentlichten Aufsätze, von denen kein einziger unterschrieben oder irgendwie als von ihm herrührend bezeichnet ist, ermöglicht zu haben, indem er in den zusammengestellten Aufsätzen Vergleichsmittel hinsichtlich des Stils, der Ideen, der behandelten Fragen gibt. Andere gedruckte Schriften E.s. Es gibt noch eine Anzahl gedruckter Schriften des Dichters, die in keinem der erwähnten Bände, sondern nur in Zeitschriften oder Zeitungen veröffentlicht worden sind. So ein längeres Gedicht „Apari sä dai luminä", das im Jahre 1895 in C. L. XXIX, 527ff. erschienen ist,*) Die Zeitschrift ^Fam. (1866 Nr, 33—37 und 1899 Nr. 26 ff.) enthält die Übersetzung einer Erzählung — ..die goldene Kette" — von Onkel Adam. Die metrische Übersetzung von Augiers Lustspiel „Le joueur de flute" (C. L. XXIX) befindet sich gleichfalls in keinem Bande seiner Werke. Ich erwähne noch eine schöne metrische Ubersetzung einer von Carmen Sylva deutsch verfaßten Ballade („Virful cu dor"), deren Text einer Komposition Zd. Lubicz's als Unterlage diente, die ich nur in einem Konzertprogramme *) Drei Strophen dieses Gedichtes (die 7 , 8. und 9.) sind in der Zeitschrift „Sämänätorul" (Nr. 6, 1902) irrtümlicherweise als selbständiges ungedrucktes Gedicht unter dem Titel „Cine esti" erschienen. des rumänischen Gesangvereins in Hermannstadt (27. Juni 1895» gesehen habe. Schließlich muß ich eine falsche Angabe Cristeas (S. 60-berichtigen, der die Behauptung aufstellt, der Dichter habe auch ..Wallensteins Tod" von Schiller übersetzt. In Wahrheit ist die Ubersetzung Maiorescus Schwester zuzuschreiben, die das Werk mit dem Anfangsbuchstaben E. M. gezeichnet hat. Diese Buchstaben haben Cristea dahin irre geführt, aus ihnen ohne Weiteres Eminescu Mihail heraus zu lesen, obwohl die Ubersetzung schon 1866 erschienen ist, als der Dichter kaum 16 Jahre alt war. Die ungedruckten Schriften. Die Frage nach E.s hinterlassenen Schriften ist bis heute noch nicht ganz klar. Bekannt wrar, daß eine Anzahl seiner Manuskripte von Maiorescu aufbewahrt wurde (J. Chendi Trib. Pop. VI Nr. 22). Der Verbleib einer Anzahl anderer Manuskripte E.s, die nach seinem Tode angeblich von drei bis jetzt unbekannt gebliebenen Freunden aus seiner Wohnung weggenommen worden sind (M. E. 4, die Notiz: „La eine sunt manuscrisele lui Eminescu?"), kann heute noch nicht festgestellt werden, auch ist es unentschieden, ob die betreffende Vermutung überhaupt begründet ist. Über die schon bekannten Manuskripte gibt uns J. Chendi a. o. a. 0. folgende Mitteilungen: ..Sie enthalten mehrere dramatische Bruchstücke, darunter ein Bogdan Dragos" betiteltes metrisches Drama, das beinahe vollendet ist (eineScene daraus siehe P. P. 51). Von einem anderen Drama „Väduva din Efes" hat der Dichter nur das Scenarium entworfen; dann existiert noch ein Akt eines Lustspieles. Die Manuskripte enthalten weiter drei Märchen: ,.Finul lui Dumnezeu," „Borta vlntului," „Frumoasa Lumei." Sie sind in dem von J. Chendi herausgegebenen Bande „M. Eminescu. Opere Complete. I. Literatura Popularä" Buearest, ..Minerva," 1902, zu finden. Der Band ist erst in jüngster Zeit erschienen, als ich meine Abhandlung schon abgeschlossen hatte. Daher konnte ich ihn leider nicht mehr benutzen. Er enthält: a) Volkslieder, b) volkstümliche Ge- 1 dichte E.s, c) das bekannte Märchen „Fet frumos din lacrimä" und die drei erwähnten Volksmärchen. Der Herausgeber hat das Material größtenteils den Manuskripten des Dichters entnommen und es mit kritischem Sinn zusammengestellt; auch , ■ ■ die Varianten in den verschiedenen rumänischen Volksliteratur- sammlungen hat er angedeutet. In einem längeren Vorwort gibt er uns auf Grund der hinterlassenen Papiere E.s eine Skizze der literarischen Persönlichkeit des Dichters; er hebt besonders das nationale und das romantische Moment hervor und beleuchtet zugleich manche Beziehungen E.s zu der deutschen Romantik. ' Ferner finden sich in verschiedenen Heften Hymnen, eine Ode auf den Dichter Andrei Muresanu. Wichtig ist noch, daß die Manuskripte auch die Kollegienhefte E.s aus seiner Studienzeit in Wien enthalten. Besonders erwähnenswert sind einige Notizen über die Kosmogonie des Buddhismus, mit dem sich der Dichter viel beschäftigt zu haben scheint; dann der Anfang einer Übersetzung der Kantischen „Kritik der t reinen Vernunft" (M. E. „Memoriu asupra lui Eminescu,") (J. A. Rädulescu, Brief) und eine Besprechung der Ideen Macchiavellis. Mit Kant hat er sich auch in einer besonderen Prosaschrift befaßt: es ist das ein Dialog des Dichters mit einem Greise über die Ideen des großen Königsberger Philosophen. Der größte Teil der Manuskripte besteht aber aus Gedichten und Varianten schon bekannter Dichtungen, die — nach der Berechnung Chendis — den Inhalt noch zweier /f Bände bilden werden. In manchen Heften findet man ganze Reihen von Reimen und Bemerkungen über Rythmus und Metrik, die uns einen wertvollen Beweis dafür bieten, wie ernst es E. 1 mit seiner dichterischen Kunst meinte. Sie enthalten weiter «4 eine Menge Volkslieder. Zerstreut finden sich biographische Angaben, dann hier und da eine philosophische Sentenz oder irgend eine sonderbare Bemerkung, beispielsweise — „alles was aus Siebenbürgen kommt, werde ich mit Sanskrit-Buchstaben schreiben." Ein wichtiges Manuskript befindet sich in der Zentral-Bibliothek zu Jassy und enthält eine von dem Dichter herrührende Sanskrit-Grammatik (M. E., 3, ..Memoriu14)* Aus diesen kurzen Mitteilungen geht hervor, daß die ungedruckten Schriften E.s eine größere Bedeutung für den Literaturhistoriker, als für den Aesthetiker haben, da sie teils unvollendet geblieben, teils nur im Entwurf vorhanden sind. Eine Ausgabe der in den Manuskripten niedergelegten Schriften E.s ist für die nächste Zeit in Aussicht gestellt (P. P. Vorwort; „Libertatea" aus Brooss, Siebenbürgen, I, Nr. 14). Über die Gedichte und Varianten dazu hat bis jetzt J. A. Rädulescu zwei eingehendere Aufsätze in C. L. (XXXVI, Nr. 4 und 5) veröffentlicht, worin er eine große Anzahl von Beispielen mit kritischen Bemerkungen angibt, II. Eminescus grössere politische Abhandlungen. Um die Entwickelung der politischen Ansichten E.s zu veranschaulichen, halte ich mich an eine Besprechung der verschiedenen Schriften in möglichst chronologischer Reihe. Hinsichtlich der Behandlung selbst, scheint mir die Besprechung jeder einzelnen Schrift geeigneter; nur die politischen Aufsätze im „Timpul" — die ein zusammenhängendes Ganze darstellen — werde ich zusammenfassend betrachten. 1. Revista externa (Div. 1—36) beschäftigt sich mit der politischen und kulturellen Lage der Rumänen in Oesterreich-Ungarn. Unmittelbaren Anlaß dazu hat dem Verfasser die damals (1876) aktuelle Frage der Stellung Rumäniens gegenüber „den zwei großen geschichtlichen Strömungen, der nordöstlichen, die die Gestalt Europas umändern, und der westlichen, die den status quo behalten will" (S. 1) gegeben. Gleich am Anfang spricht er seine Meinung über die orientalische Frage in dem Sinne aus, — „daß die Zukunft des *) Ich habe in Jassy feststellen können, daß es sich um eine wörfcl. Ubersetzung von 319 §§ der „Krit. Gramm, der Sanskrit-Spr. von Fr. Bopp" II. Ausg. Berlin 1845 handelt, aufbewahrt in drei Heften. — In Scr. 87, behauptet Henriette irrtümlich, der Dichter habe ein Sanskrit-Wörterbuch verfaßt. Orients eine Konföderation von Völkern ist, in der die Gleichheit der Nationalitäten und Sprachen, auf welchem Boden sie sich auch befinden sollten, die Hauptsache sein wird, und die Staatenbildungen eine Nebensache.''" (S. If.) Die Umgestal-tung des Orients kann unter zwei Schutzherrschaften stattfinden; unter der Rußlands, oder unter der Oesterreich-Ungarns, die unmittelbar die abendländische Politik vertritt. Infolgedessen ist ein diesbezüglicher Entschluß Rumäniens von der Nationalitätenpolitik Oesterreichs im allgemeinen und insbesondere von seiner Politik gegenüber den Rumänen abhängig. So kommt der Verfasser auf den eigentlichen Kern seiner Abhandlung, auf die Lage des rumänischen Volksstammes in der habsburgischen Monarchie. Er bespricht die Frage besonnen und nüchtern, wie aus folgendem Grundprinzip deutlich hervorgeht: „das Ideal der Rumänen in allen Teilen des trajani-schen Daciens ist die Aufrechterhaltung der tatsächlichen Einheit ihrer angestammten Sprache und nationalen Kirche. Es ist dies ein ideales Dacien, aber es verwirklicht sich von Tag > zu Tag, und wer weiß, ob es dem politischen nicht vorzu- ziehen ist." (S. 3). — Zuerst bespricht er die Lage der Rumänen in Ungarn, die bekanntlich eine wegen der magyarischen Gewaltherrschaft sehr ungünstige war und noch ist. Sein Zweck ist „ein modus vivendi und ein beständiges, , einiges Zusammenwirken auf diesem Boden der Feindschaft und des Hasses, auf dem ein Volk das andere zu verschlingen und ein Mensch den anderen zu vernichten sucht." Aber für die Erlangung dieses Zwecks sei es notwendig, daß die Magyaren die berechtigte nationale Entwickelung der Rumänen I nicht mehr hindern, wie es gegenwärtig geschieht. Dieselbe I Forderung stellt er hinsichtlich der Rumänen in der Buko- wina auf, die gleichfalls von der Regierung in ihrer nationalen f Entwickelung gehemmt werden. Uns interessieren weniger die Einzelheiten seiner Aus- I fuhrungen*), als vielmehr der daraus hervorgehende Glaube *) In seinen Auseinandersetzungen über die Lage der Rumänen in an die nationale Zähigkeit des rumänischen Volkes, ein Glaube, der sowohl einen Grundstein seiner politischen Tätigkeit als auch den höchsten Ausdruck seines politischen Bekenntnisses bildet (S. 86). Es ist ohne Zweifel ein herrlicher Glaube, der uns die Idealität und die Festigkeit der nationalen Gesinnungen E.s zeigt. Ein Optimismus tritt hierin zu Tage, der um so beachtenswerter ist, als der Dichter nicht nur hinsichtlich anderer Lebens- und Weltaufgaben, die ihn je beschäftigt haben, sondern selbst hinsichtlich der Zukunft seiner Nation nicht selten pessimistische Anschauungen vertritt. 2. „Influenta austriaca asupra Romänilor din Principate." (Div. 37ff. P. s. V. 127ff.)* Diese Abhandlung bespricht eine wichtige Frage der Kulturgeschichte Rumäniens. Sie ist zwar keine streng wissenschaftliche Leistung, trotzdem hat sie infolge der oft wertvollen, immer originellen Ideen des Verfassers eine unbedingte Bedeutung in der rumänischen Literatur. Ihr größter Wert besteht aber in dem Umstand, daß sie uns die politische Individualität E.s in heller Beleuchtung darstellt. Er sagt „Oesterreich besteht durch die Zwietracht seiner Völker. Um sie ewig gebunden und ewig in Zwietracht zu erhalten, bedarf es eines internationalen Elementes ohne Vaterland, ohne Nationalität, ohne Muttersprache, eines Elementes, das in Tirol, wie in Böhmen, in Galizien, wie in Siebenbürgen zu Hause ist. Dieser Kosmopolit reinsten Wassers war für diese [habsburgische] engherzige Dynastie der katholische Pfarrer. Dieses Element, das keine Familie hatte, denn es war unverheiratet, das keine Muttersprache hatte, denn seine Ungarn gibt E. größtenteils nicht seine eigene Ansichten, sondern Bruchstücke aus mehreren Aufsätzen der Zeitung Telegraful romän in Hermannstadt wieder, (s. Div. S. 23—36.) *) Der Dichter hat das Thema zuerst in der Form eines öffentlichen Vortrages im Kreise der Junimea'* am 14. März 1876 in Jassy behandelt (Div. 37). N. A. Bogdan teilt darüber einige interessante Einzelheiten mit. (N. R. R., 1902 I. Bd. S. 62). Sprache war eine tote (die lateinische), das kein Vaterland hatte, denn sein Vaterland ist dort, wo die Kirche es hinschickt, das keinen König hatte, denn sein König ist der I Pontifex maximus, dieses Element suchte Oesterreich durch *s die Religion zu einigen. Daneben bildete sich noch ein zweites, heterogenes und linkisches, mit nichts Gutes verheißendem Angesicht: der oesterreichische Beamte. Dieser hat eine Sprache, aber sie besteht aus einigen deutschen Konzeptformularen, „Schimmel" genannt. Nehme man einem Beamten diese paar veralteten, schlecht stilisierten Schimmel weg, er verstände keine Sprache mehr. Weshalb? Im Vaterhause sprach er russisch, besuchte ein ungarisches Gymnasium, bezog eine deutsche Universität und nun, wenn er seine Studien beendigt hat, versteht er keine Sprache mehr recht." (S. 40.) Nach dieser scharfen, hier und da witzigen, aber im Grunde wohlberechtigten Charakteristik, legt uns E. in einer knappen gründlichen Zusammenfassung philosophisch-geschichtliche Ansichten dar, die Kantischen Ideen entnommen sind, v „Die Völker sind ihm nicht Produkte des Geistes, sondern der Natur; — dies muß festgehalten werden. Im Beginne ihrer Entwickelung bedürfen sie eines festen Produktes, um den ihre gemeinschaftliche Arbeit, ihr Staat sich krystallisieren soll, wie der Bienenschwarm einer Königin bedarf" (S. 42). — j „Wenn die Bienen Zeitungen hätten, so wären diese sehr le- gitimistisch," bemerkt er. Was die Charakterisierung des Staates betrifft, so meint er „die innere Geschichte der Völker sei ein Kampf zwischen der Staatsidee und dem Individualismus" (S. 42). Er ist von der von Hobbes, Kant, Schopenhauer u. a. vertretenen Idee | völlig durchdrungen, ein bellum omnium contra omnes sei der erste Zustand der Menschheit gewesen; als Schutz gegen diesen ' Zustand haben die Menschen zu ihrem eigenen Wohl den Staat begründet. „Die Idee der Harmonie der Interessen bildet die Idee des Staates." (S. 43). Aber der Gegensatz zwischen den individuellen und den sozialen Interessen bleibt derselbe. „Nichts wird die Natur der Gesellschaff ändern. Sie wird ein — 350 — bellum omuium contra omnes bleiben, unter welcher friedlichen Form sie sich auch zeigen möge. Die Kräfte verdichten sich im Kampfe, an Stelle der Individuen haben wir Klassen, höhere Entwickelungsformen desselben Prinzips, die um die Oberherrschaft streiten" (S. 43). Ein anderer Grundsatz, den E. aufstellt ist der, daß „der Staat noch einen sittlichen Zwreck habe" (S. 43). Obwohl auch er die Meinung vertritt, die Gesellschaft existiere auf Grund der Ausbeutung einer Klasse durch die andere, so macht er doch — seiner Neigung zum Bauernstand folgend — eine Ausnahme mit diesem, indem er behauptet, daß eben diese Klasse, die die wichtigste sei, nicht durch die Ausbeutung anderer lebt, da sie die Natur selbst ausbeutet. Daher verlangt er vom Staate eine besondere Berücksichtigung und Pflege der Bauern, dieser „Lastträger der Menschheit" (S. 43). Wenn „die Gesellschaft das Feld des ewigen Wechsels, der Kämpfe um die Existenz und um die Herrschaft" ist, so ist — meint er — „der Staat der Lenker, der diese Kämpfe regelt; er verhindert es, daß diese gleichnützlichen Kräfte sich gegenseitig vernichten." ■— „Die Gesellschaft ist der Wechsel, der Staat die Beharrung" (S. 44). Als Staatsform ist ihm — als konsequentem Konservativen — die konstitutionelle Monarchie die beste; denn nur sie kann die Harmonie der Interessen sichern. Hinsichtlich der politischen Freiheit kann er die Theorien des Liberalismus, der auf dem Individualismus beruht, nicht billigen. ..Wenn die Freiheit nicht aus der Harmonie der Interessen, sondern aus Individualismus hervorgeht, so vernichtet sie die sozialen Klassen und schließlich den Staat" (S. 45). Daher ist ihm der Republikanismus im sozialen Sinne, d. h. jeder Staat, in welchem eine Partei, die nicht alle Klassen der Gesellschaft vertritt, zur Herrschaft gelangen kann, zuwider (S. 53). Eine solche republikanische Verfassung sieht er auch in den rumänischen Fürstentümern Moldau und Walachei, denen er seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet. Auch diese Republiken, meint er, lebten auf Grund der Ausbeutung der Sklaven und — 351 — der Bauern, wie es in den Republiken des Altertums der Fall war. Der Herrscher hatte den Bojaren gegenüber keine Macht; diese Klasse beherrschte alles (S. 45). Die politische Organisation der Fürstentümer habe sich unter dem Einfluß des polnischen republikanischen Staatsrechtes gebildet, eben darum war sie morsch (S. 46). In einer eingehenderen geschichtlichen Betrachtung bespricht er dann die politische Lage der Rumänen in der Vergangenheit und geht bis auf die heutigen Tage herab. Er zeigt, wie unglücklich die republikanische Verfassung der benachbarten Länder, besonders der Polen, auf jene Lage eingewirkt hat und wie lichtvoll die vorübergehenden Regierungen mancher energischen, selbständigen Fürsten sowohl in der Moldau, wie in der Walachei gewesen sind. In dem geschichtlichen Zusammenhang der Darstellung wird auch die Losreißung der Bukowiner von der Moldau und ihr Anschluß an Osterreich erwähnt. Mit einem gewissen Stolz schreibt er über dieses so traurige Ereignis in der rumänischen Geschichte: ..Kein einziger Moldauer hat durch den moralischen Einfluß Österreichs bestochen werden können, und der Fürst hat seinen Protest mit dem Kopfe bezahlt" (S. 49). Mit dem Fall der Bukowina fängt eine neue Epoche des österreichischen Einflusses auf die Fürstentümer an, die in eine immer größere politische Zerrüttung geraten. „Rumänien, das von Polen die Unbeständigkeit geerbt, hatte nichts mehr zu verlieren als etwa die Fiktion eines geographischen Ausdrucks, ein Schema für die Aufzeichnung einer Masse gesetzloser, ungebildeter Leute" (S. 50). Der Bojarenstand, wie auch die nationale Sprache selbst befinden sich in einem sichtbaren Verfall, und verschwunden ist „die schöne, reiche Sprache der Chronisten" (S. 50)* Dieser Prozess setzt sich unaufhaltsam fort. „Die Geschichte der letzten 50 Jahre, die viele die der nationalen Regeneration nennen, könnte mit mehr Recht die Geschichte der Vernichtung der kleinen Grundbesitzer und zünftigen Handwerker genannt werden" (S. 51). In solchen trüben Farben schildert er den sozialen, poli- r — 352 — tischen und wirtschaftlichen Verfall beider Länder, indem er auf das tiefste zu bedauern scheint, daß „während in den benachbarten Staaten ein wohltuender Absolutismus herrschte, der die Völker an eine regelmäßige Arbeit gewöhnte, bei uns dem Fürsten die Hände gebunden waren . . . ." (S. 52). Der österreichische Einfluß in dieser Zeit ist besonders auf wirtschaftlichem Gebiete groß. Juden dringen aus Österreich in das Land ein, eine unheimlich große Anzahl Dorfschenken werden errichtet, der Alkoholismus verbreitet sich und die Folgen? „Eine ungesunde Bevölkerung, ohne Energie des Charakters und ohne wirtschaftliche Energie, welche ihre Arbeit für Alkohol verkauft, eine Bevölkerung, in der die Sterblichkeit in schreckenerregender Weise zunimmt, während der Schweiß ihrer Hände sich in den Händen eines Elements ohne Vaterland, ohne Sprache, ohne Nationalität verzinst/' Im Gegensatz zu dieser tatsächlichen Lage entwirft E. ein dichterisches Traumbild, das uns einen beinahe ideal-glücklichen großen rumänischen Staat vor Augen stellt — für den Fall, daß eine feste Monarchie von jeher die staatliche Verfassung seines Landes gewesen wäre (S. 55 f.). Es spricht aus dieser Darstellung ein großartiger nationaler Idealismus und eine echte patriotische Gesinnung. Am Schlüsse der Abhandlung gibt er eine Darlegung seiner konservativen politischen Ansichten. Seine Meinung ist. daß in Rumänien die einzige Klasse, auf die sich die Regierung stützen muss, der Bauernstand sei, denn „dieser ist in einem Lande die positivste aller Klassen, die konservativste in Bezug auf Sprache, Tracht und Sitten, die Trägerin der Geschichte eines Volkes, die Nation im wahrsten Sinne des Wortes." Und doch wird gerade der Bauer am schwersten von den Staatslasten bedrückt; und so ist es nur natürlich, daß das Land sich infolge der häufigen Todesfälle immer mehr entvölkert, der wirtschaftliche Einfluß Österreichs aber immer größer sein und der Uberfluß der österreichischen Bevölkerung mit der Zeit an die Stelle der rumänischen Bauern treten wird. Daher — meint E. — „ist die Nachbarschaft Österreichs für Rumänien rötlich,4* wenn — 353 — die Bewohner des Landes die fremde Produktion noch weiter begünstigen (S. 58). Daher ist ihm das wahre Übel, an dem Rumänien leidet, innerlich und volkswirtschaftlich. Eben darum sollte man diesem Gebiete sogar mehr Aufmerksamkeit schenken, als dem staatsrechtlichen. — „Nicht das Staatsrecht, sondern die Bewahrung unserer Nationalität ist für uns die Hauptsache, und es wäre besser, wir wählten keine Abgeordneten, als daß die rumänische Nation zu Grunde gehe" (S. 51). Also eine recht reale, besonnene, keineswegs demagogischliberale Politik ist die, die er schon vor seiner eigentlichen politischen Wirksamkeit in Bukarest verwerten wollte. Drei Prinzipien sind es, deren Verwirklichung er für das Land und Volk unbedingt für nötig hält: „Stabilität, d. h. monarchische, erbliche, mehr oder weniger absolute Regierung; Arbeit, d. h. Ausschließung der Proletarier der Feder vom öffentlichen Leben des Staates und dadurch ihr Gezwungensein zu einer produktiven Arbeit: Ökonomie, das ist richtiges Abwägen des Nutzens einer bestimmten Ausgabe und der dafür gebrachten Opfer, dies sowohl in der allgemeinen Ökonomie des Staates, als auch in der individuellen" (S. 59). Wenn man sich nach der Methode der Abhandlung fragt, so muß man zugeben, daß sie keine wissenschaftliche ist. Dazu ist schon die Aufgabe an sich zu unbestimmt, das Material aber allzu wenig systematisiert. Es darf auch nicht vergessen werden, dass der Zweck der Abhandlung kein wissenschaftlicher ist. Sie ist vielmehr eine politische und sogar eine praktisch-politische, insofern sie das Interesse der Allgemeinheit für gewisse Zustände wecken und dadurch gewisse Betätigungen der Allgemeinheit nach festgestellten Prinzipien erreichen will. Ja diese Abhandlung ist für das Verständnis und für die Erklärung des ganzen politischen und wirtschaftlichen Systems E.s unentbehrlich, da wir hier den Kern aller jener Ideen und Theorien finden, die seine spätere öffentliche Tätigkeit geleitet und ihm den festen Weg, von dem er sich nie ablenken ließ, beleuchtet haben. Weigaud, 10. Jahresbericht. 23 — 354 — III. E.s politische Aufsätze im „Curierul de lassi". Ich behandle zuerst zwei politische Aufsätze, die E. im Jahre 1877, vor seinem eigentlichen Eintritt in das politische Leben veröffentlichte. a) „Evreii si conferinta" (0. d. Iassi Nr. 2, 1877). Der Aufsatz beschäftigt sich mit der Judenfrage, die damals wie heute, ein aktuelles Problem der rumänischen Politik bildete. Er behandelt diese Frage nicht bloß vom national-rumänischen, sondern auch vom sozial-politischen Gesichtspunkte aus. Sein Grundgedanke besteht darin, daß die Juden keine politischen Rechte in Rumänien haben können, da sie bis jetzt keine verdient haben; ..bei jedem Volke aber waren die öffentlichen und privaten Rechte das Resultat jahrhundertelanger Arbeit und bedeutender Opfer." Er betrachtet die Juden nach ihrem Tun und Treiben in Rumänien als ein korruptives Element, denn sie verachten die Arbeit, „die doch die einzige Schöpferin aller Rechte ist." Der rumänische Jude konsumiert immer und produziert nie; auch wenn er etwas schafft, ist das schlecht und geschieht nur aus eigennütziger Spekulation. „Der redliche Handwerker ist in Rumänien der Rumäne, der Deutsche oder der Czeche, nie aber der Jude." Damit die Juden politische Rechte erreichen, verlangt E. von ihnen, daß sie dem rumänischen Staate nicht mehr fremd oder gar feindselig gegenüber stehen, sondern sich mit dem staatsbildenden Elemente assimilieren, um dadurch wTahre Rumänen werden zu können. Der Aufsatz E.s über die Judenfrage enthält gleich allen seinen Schriften eine Fülle von Ideen, die den Reichtum seiner Kenntnisse und den Scharfsinn seines Urteils deutlich dartun. Niemals bespricht er einen Gegenstand, ohne ihn von allen Seiten zu beleuchten; immer berührt er in Verbindung damit verschiedene andere Fragen, um seinen Ausführungen eine womöglich feste Grundlage zu sichern. So berührt er in diesem Aufsatz auch die heutzutage so wichtige Frage des Sozialismus; die wenigen Bemerkungen, die er darüber macht, sind r — 355 — für uns um so interessanter, als er in einem seiner größeren Gedichte „Impärat si Proletar (Sar. XXV) eben eine soziale Revolution schildert und sozialistische, ja sogar anarchistische Gedanken in kraftvollen Strophen widerhallen läßt. Wenn ' aber der Dichter dort in seiner Unpersönlichkeit als Künstler, die Ideale einer ihm gänzlich fremden Welt doch schwungvoll vorherrschen läßt, so redet hier der besonnene politische Denker in ganz anderem Sinne. Der Sozialismus —• sagt er — „gründet sich auf der Heiligkeit der Arbeit, auf der durchaus richtigen Überzeugung, daß die tüchtige Arbeit die einzige Berechtigung auf dieser Erde ist; aber andererseits erkennt er dasselbe Ideal, nämlich die Kapitalisierung der Arbeit und ihre Veredelung in der Gestalt der Kunst, der Literatur, der Wissenschaft, die ohne jede Kapitalisierung nicht möglich wäre, nicht an." Im Anschluß an den Sozialismus bespricht E. als ein anderes Beispiel von internationaler Organisation — den Jesuitenorden, über den er sich folgendermaßen äußert: „Gestützt auf ) die stillschweigend zugegebene, sehr pessimistische Theorie, daß der größte Teil der Menschen keinen rechten Gebrauch von den paar Gramm Gehirn, die ihm die Natur geschenkt, zu machen weiß, daß jener Teil, dem freien Trieb seiner Instinkte überlassen, zum Sklaven des Unterleibes und zu einem Werkzeug in den Händen von allerlei 1 Betrügern wird, die seinen schlechten Leidenschaften zu schmeicheln verstehen, hat der Jesuitismus versucht, die niederen Klassen in einem heilsamen Halbdunkel zu halten, indem er sich nicht die Bildung des Verstandes zum Ziele setzte, denn er hatte es aufgegeben, Rosen aus einem schlechten, zur Blindheit verdammten Unkraut zu erzeugen, sondern die Charakterbildung durch den metaphysischen Glauben." Daher seien die katholischen Völker „lustiger und schöner als dio protestantischen, eben darum, v/eil diese Kirche von der Bildung der Vernunft abgesehen hat, und nur die Besänftigung, die Verschönerung der Gefühle durch Musik, Bildhauerkunst, Baukunst, Malerei und durch solchen Glauben, der infolge 23* r - 356 — seiner Heiligkeit jeder Staatsfrage entzogen wird, im Auge behalten hat." Diese Ansichten E.s, die eine unverkennbare Sympathie für die katholische Religionsübung bezeugen, deuten eine gewisse Geistes- und Gemütsverwandtschaft mit der romantischen Weltanschauung in Deutschland an; mit einem Novalis, den Brüdern Schlegel u. a. Die stille Vorliebe aber, mit der er die „sehr pessimistische Theorie" der Jesuiten bespricht, wirft ein helles Licht auf seine Neigung zur pessimistischen Lebensanschauung. Doch finden wir in seinen Ausführungen über den Jesuitenorden auch einige Gedanken, die sowohl seiner Unparteilichkeit, wie auch seiner stark ausgeprägten Individualität entspringen. Er behauptet nämlich — als Kehrseite der jesuitischen Strömung — diese sei „die Verfolgerin der Geistesaristokratie gewesen, jener Menschen, die nur alle hundert Jahre erscheinen, bei denen der Charakter, wie er auch immer sein mochte, durch die ungeheure Masse des Gehirnes vollkommen aufgewogen wurde und die alle weltlichen Dinge in ihrer vollständigen Deutlichkeit sahen." Es sind dies nicht mehr fromme romantisch-religiöse Ansichten, sondern die kraftvollen Ideen einer auf sich selbst gestützten Persönlichkeit, die ihre Unabhängigkeit vor allem anderen behalten will. Es tritt uns hier also ein anderer Zug der Individualität E.s entgegen: sein Selbständigkeitssinn. Im Gegensatz zu manchen Romantikern, die den Glauben so zu sagen über die Rechte der Persönlichkeit stellten, tadelt er an dem Katholizismus, daß er solche Menschen, „die nur alle hundert Jahre erscheinen", nicht zu schätzen und für sich zu gewinnen wußte. Infolge dieses Fehlers, dieser „falschen Seite des politischen Bestrebens der Kirche", geschah es — meint E. — daß „heute der Katholizismus von einer Menge „homunculi" mit Füßen getreten wird, die eben auf jene Autoritäten gestützt, die von der Kirche verfolgt waren, heute diese [die Kirche] selbst verfolgen. " b) Die Losreißung der Bukowina („Cur. de Iassi", Nr. 99, 1877). Es war in der Zeit des glorreichen Krieges — 357 — der Rumänen gegen die Türken, als E. diesen Aufsatz schrieb. Man hat ihm sehr oft vorgeworfen, daß er die Heldentaten der rumänischen Bauernsöhne nicht besungen hat. Daher hat man ihm selbst seine nationale Gesinnung in Abrede gestellt. Doch war dieses Verfahren unbegründet. Denn wrenn er auch über den Krieg kein Gedicht geschrieben hat, so dachte er in jenem Jahre ebenso patriotisch, wie jeder andere Rumäne. Das beweist der in Frage stehende Aufsatz über die Losreißung der Bukowina sehr deutlich, den er auf den hundertjährigen Gedenktag dieses für das rumänische Volk so traurigen Ereignisses geschrieben. E. bespricht das Ereignis mit feierlichem und tief empfundenem nationalen Gefühl. „Wir werden — sagt er — diese Wunde sich nicht schließen lassen Mit unseren Händen werden wir sie immer wieder aufreißen, mit unseren Händen werden wir das Bild der Moldau von damals malen und die alten Zeiten, so viel uns ihrer noch geblieben sind, werden wir auffrischen in unserem Gedächtnis, damit unsere Seelen Jerusalem nicht vergessen" (Nov. 151). Er schildert dann — mit den Worten eines rumänischen Chronisten des 18. Jahrhunderts — die Blütezeit der Bukowina, als sie noch zur Moldau gehörte, um schmerzvoll und empört die fremden Beherrscher, die Österreicher zu beschuldigen, daß sie aus dem Lande „einen Sumpf zur Abfuhr aller verderbten Elemente, eine Sammelstelle derer, die anderswo nicht mehr leben konnten, das Babylon des babylonischen Kaiserreiches" (Nov. S. 154) gemacht haben, indem sie die Juden in jeder Weise begünstigten. Er beklagt leidenschaftlich den Umstand, daß „das freieste und duldsamste Volk sein Haupt unter das Joch der erbärmlichsten, kriegerischsten. Menschenrasse gebeugt", daß „der blühendste Boden Spanne um Spanne in die schmutzigsten Hände fällt" und „das Paradies der Moldau sich mit dem verworfensten Menschenschlag füllt" (Nov. S. 155). Mit derselben fast grenzenlosen — obwohl von seinem nationalen Standpunkte aus begreiflichen — Leidenschaftlichkeit richtet er gegen die Österreicher erbitterte Anklagen: „Ohne einen Tropfen Blut's zu vergießen, ohne f — 358 — Arbeit, ohne Intelligenz, ohne Herz nehmen sie heute Besitz von einem heiligen Boden, dessen Verteidigung uns Ströme Blut's gekostet hat, Jahrhunderte von Arbeit, unsere ganze vergangene Intelligenz, alle heiligsten Regungen unseres Herzens" (Nov. S. 155). E. schließt mit einem stimmungsvollen Bild, indem er die Gestalt seines Lieblingsfürsten Stephans des Großen schildert und eine mystische Legende von ihm erwähnt. So wie er verfaßt ist, leidenschaftlich und dichterisch, die Vergangenheit verherrlichend und die Gegenwart pessimistisch tadelnd, die fremden Beherrscher anklagend und das rumänische Volk beweinend — erscheint uns dieser Aufsatz wie eine Zusammenstellung von allem, was die nationale Gesinnung E.s charakterisiert. IV. E.s politische Aufsätze im „TimpuT\ Aus den sehr zahlreichen Aufsätzen, die E. als Leiter des „Timpul" veröffentlichte, hat N. Filipescu nur eine Auswahl in dem schon erwähnten Band zusammengestellt. Sie besteht aus Aufsätzen, die in den Jahren 1880 und 1881 geschrieben worden sind; sie kann also kein vollständiges Bild der politischen Tätigkeit E.s bieten, da er den „Timpul" im ganzen sechs Jahre hindurch (Okt. 1877 bis Juli 1883) geleitet hat. In den Vordergrund treten seine konservative Anschauungen und besonnene Auffassung der Dinge. „Die wahre Zivilisation eines Volkes — sagt er — besteht nicht im massenweisen Aufnehmen fremder Gesetze, Formen, Einrichtungen, Etiketten und Kleider. Sie besteht in der natürlichen, organischen Entwickelung der eigenen Kräfte, der eigenen Fähigkeit. Es gibt keine allgemeine menschliche Zivilisation, die allen Menschen in demselben Maße und in derselben Form zugänglich wäre, sondern ein jedes Volk hat seine eigene Zivilisation, obwohl darin eine Menge Elemente Platz finden, die auch anderen Völkern angehören" (S. 4). — 359 — Hinsichtlich seines Volkes schreibt er daher: „Es gibt also eine französische, eine englische, eine deutsche, eine italienische Zivilisation. Es gibt aber keine rumänische Zivilisation, und wenn Anfänge dazu vorhanden sind, so sind diese ganz individuell und haben mit der allgemeinen Entwickelung der Dinge nichts zu schaffen" (S. 4). Um aber diesen Zustand zu ändern, um den Weg einer rumänischen Zivilisation vorzubereiten, darf nicht vergessen werden, daß „jede wahre Zivilisation nur in einer partiellen Rückkehr zur Vergangenheit, zu den guten, gesunden, entwickelungsfähigen Elementen derselben bestehen kann" (S. 5). Denn „aus eigenen Wurzeln, aus eigenen Tiefen wächst die wahre Zivilisation eines barbarischen Volkes hervor; nicht aus der Nachäffung fremder Sitten, fremder Sprachen, fremder Einrichtungen" (S. 4). Was das eigentliche politische Gebiet anlangt, so hat E. seine konservativen Anschauungen unter anderem besonders in einem Aufsatz „Despre Pro gram" (S. 19ff.) niedergelegt, den er am 17. Februar 1880, am zweiten Tage nach der Veröffentlichung des Programms der konservativen Partei in Rumänien seitens M. Costache Epureanu's geschrieben hatte. Die philosophisch-geschichtliche Grundlage, auf der dieser Aufsatz aufgebaut ist, liefert einen wertvollen Beweis dafür, wie sehr E. von dem Ernst seiner Pflicht als politischer Schriftsteller durchdrungen und wie gründlich seine diesbezüglichen Kenntnisse waren. Als einen Grundsatz stellt er den auf, „eine jede praktische Politik könne nur mit den Mitteln arbeiten, die ihr gegeben sind, nicht aber mit denen, von denen sie sich einbildet, daß sie sie besitze" (S. 19f.). Er glaubt weiter, „Ideen und Interessen, mögen sie auch noch so weit auseinander liegen, können und müssen in Einklang gebracht werden, damit der Staat bestehen kann" (S. 20). Gewalttätige, außerhalb der Gesetze liegende Bewegungen sind ihm, wie den Konservativen überhaupt, zuwider. Er bezweifelt, daß auf solchen Wegen ein wahrer Fortschritt möglich sei, den er nur in der allmählichen und ununterbrochenen Entwickelung der physischen und geistigen Arbeit sieht (S. 20). — 360 — — 361 — Auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete vertritt er dieselbe ausgeprägt konservative Ansicht, wie in der Politik. Er betont „die unbedingte Notwendigkeit des großen Besitzes, der in allen Ländern die kräftigste Stütze der Unabhängigkeit des Charakters, der höchsten Form menschlicher Freiheit, bildet!" „Die Fabel des Menenius Agrippa — meint er — wird sich noch oft in der Geschichte bewahrheiten." (S. 23). Dagegen bekämpft er auf das entschiedenste den Liberalismus, das Chaos liberal-kosmopolitischer Ideen, denen gemäß die Klassen und der Staat nichts seien, das Individuum aber alles" (S. 22). Ebenso scharf bekämpft er die Demagogie, die Herrschaft der leeren Phrase, denen er das Prinzip der ernsten Arbeit gegenüber stellt. Ohne Arbeit — schreibt er — gibt es weder Freiheit noch Bildung." „Wer durch Ausgabe einer Reihe von Phrasen die Arbeit und folglich die Freiheit und Bildung ersetzt zu haben glaubt, der reiht sich, ohne es zu wissen, den Parasiten der menschlichen Gesellschaft ein, denen, die da leben zum Fluche und Verderben ihres Volkes" (S. 23). Daß die nationale Grundlage und Hochschätzung der Vergangenheit bei allen seinen Ausführungen zu erkennen ist, hatte ich schon früher zu bemerken Gelegenheit. Ist doch die nationale Gesinnung an sich schon konservativer Natur; der Konservatismus, wenn aufrichtig und streng theoretisch, ist immer nationalistisch gefärbt. In der praktischen Betätigung dagegen kann sich die Sache sehr verschieden gestalten. Eine konservative Politik kann mehr aristokratischer oder mehr demokratischer Art sein. Sie kann entweder vorzugsweise eine Klasse der Gesellschaft, die Aristokratie, oder die Gesamtheit des Volkes ins Auge fassen. In dem ersten Falle wird sie besonders die Privilegien, die alten politischen und sozialen Einrichtungen verteidigen, in dem zweiten aber jene sogar bekämpfen, insofern sie den Interessen der Allgemeinheit schädlich sind, und diese Interessen in erster Linie als ausschlaggebende betrachten. E. als Politiker war in seinem ganzen Wesen ein demo- kratisch-gesinnter Konservativer. Seine Anschauungen hatten einen konservativen Charakter, der auf einer nationalen Gesinnung beruhte. Wenn er die Vergangenheit hoch schätzte, so tat er das nicht der Privilegien und feudalen Einrichtungen wegen, sondern vielmehr um der Gesamtheit der Sitten und geschichtlichen Gestaltungen willen, die als dem Innenleben des Volkes entsprungen geachtet und womöglich beibehalten werden sollen. Er verlangte aber zu gleicher Zeit, wie schon erwähnt, einen immer neuen Geist in den alten Formen, er wußte also dem Entwickelungsgedanken gerecht zu werden. Wenn er die Bedeutung der geschichtlichen Aristokratie anerkannte, so betonte er zugleich auch die Bedeutung des Bauernstandes und verteidigte mit Energie und Begeisterung die Interessen des niederen Volkes. Der wirkliche Zustand des Volkes interessiert ihn in erster Linie, und dieser Zustand bildet für ihn das maßgebende Prinzip in der Beurteilung aller modernen politischen Reformen, die in Rumänien eingeführt worden sind. Die Freiheit des Landes selbst, die in dem Kriege von 1877/78 erkämpft wurde, kann ihn nicht trösten, wenn er die traurige Lage der rumänischen Bevölkerung sieht. „Die Freiheit unserer Bevölkerung — meint er — ist nach autentischen statistischen Berichten gleichbedeutend mit der Freiheit, vor Elend zu sterben; das Gedeihen und das Vermögen findet sich in Wirklichkeit nicht bei dem Elemente, das ethnisch und historisch das einzige rumänische ist, sondern bei den Rumänen des Rornänul"*), bei jener darüber gebreiteten Schicht fremder Bevölkerung, *) Die Zeitung „Romanul" war das Hauptorgan der rumänischen Liberalen in damaliger Zeit. E. meint damit die neugebackenen Rumänen, die Griechen, Bulgaren, Armenier — wie er sich ausdrückt — die sich unter den Liberalen politisch betätigen und durch ihre freisinnige Politik den nicht immer berechtigten Zorn des Dichters beständig auf sich lenkten. Vgl. dazu Tim pul, VI, 1881, Nr. 215, S. 1, ein sehr scharfer und leidenschaftlicher Aufsatz, wo E. augenscheinlich zuerst diesen Ausdruck: „Romänii . . . Romänului" (die Rumänen des „Rornänul") braucht und auch erklärt. — 362 — — 363 — die unfähig ist. unser Volk zu verstehen, unfähig ist, es zu lieben" {S. 5). Mit derselben Wärme und mit einer edlen Begeisterung spricht E. von der geschichtlichen Vergangenheit der Rumänen. Seine hohe Meinung von der Vergangenheit entspricht aber bei E. nicht bloß seiner nationalen Gesinnung, sondern sie wurzelt in seiner ganzen Individualität. In der Abhandlung „Revista externa" drückt er sich wie ein echter Romantiker darüber folgendermaßen aus: „Was man auch über andere Völker sagen sollte, es kann ihnen eine Art Achtung vor der Vergangenheit nicht abgesprochen werden, und dies ist ein Zeichen, daß eine Nation in ihrem Herzen die „Religion der Humanität" trägt. Und die Religion der Humanität besteht gerade in der Anerkennung eines moralischen Prinzips in der Geschichte" (Div. S. 19). So kommt es, daß ihm das ganze Mittelalter, nicht bloß das seines Volkes als ein „Völkerfrühling" (S. 78) erscheiat. Die Bekämpfung der herrschenden, „darüberge-schichteten" Klassen und der fremden Kultur bildet einen weiteren hervortretenden Punkt in E.s politischen Aufsätzen. Zwei Hauptübel müssen seiner Meinung nach vor allem bekämpft werden. Das erste ist die Herrschaft der „darübergeschichteten Klassen" (päturile superpuse), wie der Ausdruck lautet, den er selbst geschaffen hat. Das zweite große Übel besteht in der Nachahmung fremder Kultur, in der Einwanderung fremder Elemente, in den kosmopolitischen Ideen und Handlungen, die jenen Individuen, die nicht rumänischen Ursprungs sind, zu verdanken sind. Um diese und andere derartige subjektive Ansichten E.s besser verstehen und gerechter beurteilen zu können, halte ich eine kurze Darlegung seiner Prinzipien über Rassen und Rassenmischling*) für notwendig. *) Siehe dazu in erster Linie die Aufsätze „Elernentele streine" (Q, 97ff.) und „Roniänii de provenientä incertä" (S. 101 ff.), die Der Hauptgrundsatz, von dem aus er sein Volk betrachtet, wird uns aus folgenden Worten deutlich: „Es gibt . . . keinen Unterschied zwischen der rumänischen Rasse in der Walachei, Moldau, dem größten Teile Siebenbürgens und Ungarns. Es ist vollkommen dieselbe Rasse mit genau denselben Neigungen und Fähigkeiten" (S. 91).* Diese Rasse war in der Vergangenheit der rumänischen Länder „die plastische, die staatsbildende, organisierende, geschichtliche** Rasse gewesen; das muß sie auch für die Zukunft bleiben." In der Gegenwart aber glaubt er ein ganz anderes Element im nationalen Leben seines Volkes vorherrschen zu sehen. Dieses Element sei aus der Mischung der Rumänen mit den Fanarioten, mit jenen Fremden entstanden, die sich nach der Einwanderung von jenseits der Donau in Rumänien niedergelassen haben. Nun ist für ihn die Hauptfrage die, ob die eingewanderte Rasse eine junge oder eine gealterte gewesen ist; eine junge oder gealterte nicht hinsichtlich der Jahrhunderte, die sie durchlebt hat, sondern hinsichtlich ihres sittlichen Wesens. „Jedes Volk — meint er — das noch nicht zu voller Entwickelung gelangt ist, das noch nicht die Verderbtheit und das Elend durchge- mehr allgemeinere Betrachtungen über Rasse und Rassenmischung enthalten. Für uns kommt hier nur das in Betracht, was er in Bezug auf das rumänische Volk und auf die in ihm aufgegangenen neueren ethnischen Elemente ausgeführt hat. *) Was selbst die Abkunft der Rumänen betrifft, so hat E. diese Frage — da er sich nicht als Gelehrter, sondern als Politiker für sein Volk interessierte — sehr wenig angezogen. Er meinte ironisch, eine solche „interessante Frage habe überhaupt keine Bedeutung", denn „Darier oder Römer, Römer oder Darier, das ist gleichgültig; wir sind einmal Rumänen" und „wir wollen das werden, was wir eigentlich sind — Rumänen" (Div. S. 6). Doch war seine persönliche Überzeugung die, die Rumänen seien eine Mischung von Römern und Daciern, daher eine „römische Rasse" (C. d. a. S. 127, Abs. 4), wie er sich ziemlich unwissenschaftlich auszudrücken pflegte. **) E. gebraucht hier den Begriff „geschichtlich" nicht ganz richtig. In der Gegenwart ist die Entwickelung ebenso gut ein „geschichtlicher Prozeß" wie in der Vergangenheit. — 364 — — 365 — macht hat, die hohe, aber in Dekadenz befindliche Zivilisation mit sich bringt, ist ein junges Volk" (S. 102). Die Mischung zweier junger Rassen gibt ein „neues Element, in welchem sich die Eigenschaften beider in einer neuen, lebensfähigen Form vereinigen" (S. 102). Dagegen gibt „die Mischung einer gealterten Rasse mit einer jungen dieselben Resultate, wie die Ehe zwischen Greisen und jungen Frauen: krüppelhafte, beschränkte, zur Krankheit neigende Kinder" (S. 102). Als eine solche betrachtet er die Mischung der jungen rumänischen Rasse mit der gealterten der Fanarioten. Diese haben sich den Rumänen im Großen und Ganzen nicht assimilieren können. „Alle fremden Ethnologen, Deutsche oder Franzosen, haben anerkannt und werden — schreibt er — anerkennen, daß die über dieses Volk geschichtete Klasse unrumänisch ist. Unrumänisch, nicht was das bürgerliche Gesetz, nicht was das öffentliche Recht, nicht was die Verfassung, sondern was die Nationalität und die schlechten Sitten betrifft" (S. 106f.). Doch gibt E. eine teilweise Assimilierung der fremden Elemente an die Rumänen zu, indem er betont: „Nicht alle, die bei uns als Fanarioten gelten, sind in Wahrheit Fanarioten gewesen; nicht alle waren unassimilierbar. Im Gegenteil, ich habe von vornherein nicht in Abrede gestellt, daß sehr zahlreiche Elemente sich vollständig assimiliert haben; nur die neueste Einwanderung aus den letzten 50—60 Jahren erweist sich mißliebiger Weise als unassimiliert oder un assimilierbar" (S. 103). Da ihm aber diese Klassen damals als die herrschenden in Rumänien erscheinen und da „die Politik eines Landes, die guten wie die schlechten Bestrebungen von der Körperbeschaffenheit der Individuen, von ihrer Abkunft, von den ihrer Rasse angeborenen Gebrechen und Eigenschaften abhängt" (S. 99) so bekämpft er sie auf das Entschiedenste und fürchtet von ihnen für die Zukunft der rumänischen Nationalität im Königreiche. Die Aufsätze „Pätura superpusä" (S. 91 f.), „Elemen-tele streune" (S. 97f.), „Romänii de provenientä in- certä" (S. 101f.), „Veneticii" (S. 105f.), „Fanarotii si clasele dirigente" (S. 123f.), geben seine Ideen von den darübergeschichteten herrschenden Klassen eingehend wieder. Wie das bei dem zwiespältigen Charakter des Dichters nicht anders zu erwarten war, treten auch bei seiner Tätigkeit als politischer Schrifststeller zwei, von einander völlig verschiedene Züge hervor. Einerseits macht sich hier und da in seinen Ausführungen ein gesunder, hoffnungsvoller Optimismus geltend, andererseits — und das vorwiegend — ein verzweifelter Pessimismus. Höchst pessimistisch schildert E. die herrschenden Klassen seines Landes und damit manchmal verbunden auch die ganze Zukunft seines Volkes. Dagegen urteilt er ein ander Mal voll Hoffnung und voll Vertrauen über das Land selbst und über die Zukunft seiner Nation. Einige Auszüge aus seinen Aufsätzen werden uns diese Mischung von Pessimismus und Optimismus besser veranschaulichen. In Bezug auf die herrschenden Elemente in Rumänien schreibt er nicht eben ohne Recht, „niemand werde ihre äußerste geistige und moralische Sterilität leugnen; trotz der großen Menge von Gebildeten wird man selten eine wertvolle Zeile geschrieben lesen, die von einer kraftvollen Auffassung zeugte; Leute von entschlossenem und beständigem Charakter sind ebenfalls selten" (S. 103). Wenn er aber das Tun und Treiben dieser Elemente dem Volke gegenüber ansieht, so wird er noch pessimistischer gestimmt. „Auf dem Rücken des unglücklichen, rumänischen Volkes, das durch Leiden apathisch und durch Phrasen verwirrt worden ist, bildet sich ein neues Volk von Emporkömmlingen von einer noch unbestimmten Nationalität, eine neue amerikanische Rasse, vor der das alte Volk des Mircea Basarab verschwindet und auswandert" (S. 71). Ebenda geht er in seiner pessimistischen Betrachtung der Lage bis an die äußerste Grenze, indem er wie verzweifelt klagt: „Vor der schwarzen Fremden-Wolke, die sich über das Land breitet, fallen unsere Urwälder und zugleich mit ihnen unsere ganze Geschichte, unser ganzes Eigen- — 366 — wesen.*') Der Tod, die Abnahme der Bevölkerung* besorgt dann den Best: die physische Ausrottung des rumänischen Stammes." Die ökonomischen und sozialen Zustände, d^e unter den Bauern herrschen und in Wahrheit noch heute in Rumänien ziemlich traurig sind, beurteilt er gleichfalls pessimistisch: ..Niemals war der Bauer elender als heute, niemals die ihm auferlegten Lasten schwerer, niemals seine Ernährungsweise schlechter, niemals die Arbeit größer, niemals die konsumierenden Klassen, die gar nichts produzieren, zahlreicher und geldgieriger" (S. 106). Aber wie tief und wie überwiegend sein Pessimismus auch sein mag, so läßt E. in seinen politischen Schriften doch auch manche erfreuliche optimistische Töne erklingen. Es ist wTahr, daß solche Töne sehr selten bei ihm vorkommen. Das ist auch kein Wunder, da seine politischen Aufsätze fast alle polemischer Natur und als solche gegen die herrschenden Klassen gerichtet sind; die leidenschaftliche Bekämpfung dieser konnte ihm nicht die nötige Ruhe und Stimmung zu optimistischen Betrachtungen gewähren. Doch bildet eben das rumänische Volk und sein tiefes Vertrauen auf dessen sittliche Eigenschaften eine starke optimistische Grundlage seines politischen Glaubens. „Das Reich — schreibt er — besteht zum größten Teile aus rechtschaffenen Menschen, die nichts anderes nötig haben, als daß die wahre Arbeit und ihre Ergebnisse durch eine ehrliche Verwaltung und unparteiische Rechtspflege gesichert werden" (S. 86). Der Glaube an die Lebensfähigkeit der rumänischen Nation und an ihre Zukunft — hat seiner pessimistischen Lebensanschauung hinsichtlich der herrschenden Klassen gewissermaßen eine Schranke gesetzt, damit sie nicht in gänzliche Übertreibung und in Verzweiflung ausarte. Diese pessimistische Betrachtung aber hat ihm jenen durchdringenden kritischen *) Genau dieselbe trübe, pessimistisch-prophetische Stimmung kennzeichnet sein berühmtes Gedicht „Dobia" (Sar. LYII). r — 367 — Geist ermöglicht, der ihn zu einer Fülle von richtigen Erkenntnissen führte, die je trauriger sie waren, desto mehr einer öffentlichen, schonungslosen Besprechung bedurften: ein Verfahren, das eben in jenen Jahren voll glorreicher Ereignisse für Rumänien, und voll von überschwenglichem Optimismus als unbedingt wünschenswert gelten konnte. V. E.s kritische (polemische) und philosophische Aufsätze. Drei kritische Aufsätze E.s haben wir zu verzeichnen: „Observatii critice" (Div. 60ff.), „Incä odata recen-siunea logicei-Maiorescu" (Div. 70ff.) und „0 scriere critica" (Div. 76ff.). Sie beziehen sich alle auf an sich nicht besonders wichtige, aber damals aktuelle Fragen, die keine allgemeine und noch weniger eine bleibende Bedeutung haben konnten. Der Aufsatz „Observatii critice" erschien zuerst in „Curierul de lassi" (1877, Nr. 27). Er enthält die kritische Besprechung einer ziemlich subjektiven Beurteilung, der ein gewisser Dr. Zotu in „Columna lui Traian" 1877, Nr. 6, 7 die ..Logik" Maiorescus unterzogen hatte. Mit demselben Gegenstande befaßt sich E. in dem zweiten Aufsatz „Inca odata recensiunea logicei-Maiorescu". Bemerkenswert an diesen beiden Aufsätzen ist das Sachverständnis, mit der er allgemein philosophische und speziell logische Fragen bespricht, wie auch der besonnene, obwTohl ziemlich energische und polemische Ton seines Stiles. Noch wichtiger für uns sind einige Schlußbetrachtungen, die er aus Anlaß jener ungerechten Kritik Dr. Zotus macht, und die sich auf die damaligen Zustände in der rumänischen Wissenschaft und besonders auf die hervorragende, zu jener Zeit aber heftig bekämpfte Rolle Maiorescus in dem Geistesleben Rumäniens beziehen. Diese Schlußbetrachtungen beleuchten deutlich manche Seiten der Lebensanschauung E.s und liefern uns einen Beweis mehr, wie gesund die ethische Grundlage seines Wesens war, wie r — 368 — ernst er es mit seinem Beruf als geistiger Arbeiter seines Volkes meinte. „Wissen — sagt er — kann erwerben wer will, Urteil nicht. Das Urteil ist eine kostbare Gabe der Natur, die sich in geringem Maße bei jedem Menschen findet, aber reichlich und klar nur bei der geistigen Aristokratie, welche die Natur mit großer Kargheit über die Erdoberfläche gesät hat." „Und diese Aristokratie — fährt er fort — wird in der Republik des Schriftstellertums ebenso verfolgt wie die Aristokratie des historischen Namens in der bürgerlichen. In beiden Republiken wird die Mittelmäßigkeit (aus Neid und aus dem Gefühl ihres Unwertes) diejenigen Köpfe verdächtigen, die sie nicht verstehen kann oder will" (Div. 68). Maiorescu aber und den Kampf, den man gegen ihn zur damaligen Zeit in dem rumänischen Geistesleben führte, charakterisiert er in wenigen, treffenden und gerechten Worten, denen ein gewisses literarhistorisches Interesse nicht abzustreiten ist, insofern sie von einer Persönlichkeit wie E. und betreffs eines so bewegten Abschnittes der modernen rumänischen Kulturgeschichte ausgesprochen worden sind. „Ein Kopf von umfassender, klarer Urteilskraft" ist ihm der Verfasser des Handbuchs der Logik, „weshalb die Republik der rumänischen Wissenschaft so sehr als möglich gegen ihn ist." „Man flüstert und schwatzt unsinniges Zeug von Kosmopolitismus, man verdächtigt ihn des Nichtwissens, man klagt ihn des Plagiats an, und alles dies schleudert man gegen einen Geist, der in jeder Zeile von krystallener Durchsichtigkeit ist und niemand darüber im Zweifel läßt, was er sagen wollte" (68). „0 scrierecritica" enthält die von mir schon erwähnte Kritik einer von dem Dichter D. Petrino verfaßten Broschüre „Putme cuvinte clespre coruperea limbel romine in Bucovina" (Cernäuti 1869) oder auf deutsch „Einige Worte über die Verfälschung der rumänischen Sprache in der Buko-vina."*) E. hatte die Kritik in der damaligen Zeitschrift *) Diese Schrift konnte ich nicht bekommen; nach den Auszügen, die E. aus ihr gegeben, scheint sie von zweifelhaftem Werte gewesen — 369 — ..Albina" in Budapest (1870, Nr. 3 und 4) veröffentlicht, Zu jener Zeit befand er sich in Wien, wo auch Petrino — wahrscheinlich zu derselben Zeit — studiert hat (Rud. 147). Die Einzelheiten, die E. über diesen in seinem Aufsatz darlegt, rufen die Vermutung hervor, er habe ihn näher kennen gelernt. In diesem Aufsatz äußert E. verschiedene interessante Ansichten über die rumänische Sprache und über die philologischen Strömungen, die das damalige Literatentum der Rumänen beherrschten. Petrino spielte in seiner Broschüre die Rolle eines Umstürzlers aller veralteten Systeme, eines heftigen Bekämpfers derer, die das Sprachvermögen des Volkes beiseite schoben und selbst Worte und Ausdrücke schmiedeten, indem sie einer unnatürlichen, rumänisierenden Richtung huldigten. Nur war diese Bekämpfung weder eine gründliche und objektive, noch eine ernste und besonnene. Seine Waffe war Spott und Hohn, maßlose Beschuldigungen und rücksichtslose Verurteilung alles dessen, was die frühere Generation geleistet. Gegen eine solche Art Kritik erhob sich E. mit aller Entschiedenheit, obwohl er selbst die alten philologischen Richtungen nicht billigte, sondern der neuen Richtung Maio-rescus huldigte, die die Rückkehr zur Volkssprache und zum Volksgeist als Programm aufgestellt hatte. — Seiner konservativen Anschauungsweise gemäß, konnte er das Umstürzlerverfahren Petrinos keineswegs gutheißen, noch weniger aber dessen Pietätlosigkeit gegen die ehrwürdigen Vertreter der älteren Strömungen in der rumänischen Wissenschaft. Diese nimmt er in Schutz, indem er zu erklären bestrebt ist. daß ihr Schaffen — wenn nicht immer gründlich und naturgemäß — so doch echten nationalen Gesinnungen entsprungen und großen nationalen Idealen gewidmet war. Er betrachtet sowohl die latinisierende wie auch die rumänisierende philo- zu sein; ein jiußerst scharfer und schwärmerischer polemischer Ton sei ihr eigen. Überhaupt bedeutet Petrino selbst nicht besonders viel in der rumänischen Literatur. S. näheres über ihn Rud. 147, 172. Weigand, 10. Jahresbericht. 24 — 370 — logische Richtung als etwas in ihrer Zeit notwendig gewesenes (Div. 80f.); das gleiche tut er betreffs der älteren rumänischen Geschichtsschreiber Petru Maior und George Sincai, die er selbst Maiorescu gegenüber in Schutz nimmt (Div. 84). Alle jene Männer der Vergangenheit sind ihm „ausharrende Pioniere der Nationalität und des Rumänentums", Kämpfer „deren großes Herz vielleicht mehr galt als ihre Vernunft", die aber „wenn auch keine Genies, doch wenigstens Menschen von großer Gelehrsamkeit" waren (Ebenda). Besonders warm verteidigt er den Philologen Aron Pumnul. seinen ehemaligen Lehrer und Erzieher; er ist ganz und gar empört über die maßlosen Angriffe Petrinos gegen diese beachtenswerte Persönlichkeit, die er mit Recht als eine verdienstvolle ansieht (Div. 77, 83, 85). Am meisten rühmt er an Pumnul seine nationale Gesinnung, die die Grundlage seiner ganzen Tätigkeit gebildet hat. Ihm ist dieser Mann „die Personifikation eines Prinzips, die Seele, die den Massen i der Rumänen] Festigkeit und nationales Bewußtsein eingeflößt und aus ihnen eine Nation gemacht hat" (Div. 83). Er gibt zu, die Sprache, in der Pumnul geschrieben, sei unannehmbar. Man müsse aber Form von Inhalt unterscheiden, denn „das Genie, ob im Bettlerkleide oder in Prunkgewändern, bleibt doch immer Genie" (Div. 83). Die Kritik selbst soll dagegen ..kalt" und „rationalistisch" sein, nicht aber „eine lächerliche und wertlose Spottschrift, die mehr zu Ungunsten des Verfassers, als zu Ungunsten der Verspotteten spricht" (Div. 84). In seinen Ausführungen über die Schriftsprache kommt E. auch auf Alexandri zu sprechen, den Petrino ohne weiteres als eine Autorität in sprachlichen Fragen und in der rumänischen Prosa hingestellt hatte. Mit kritischem Verständnis behauptet er, „Alexandris Prosa sei niemals auf der Höhe seiner Dichtung", denn „für die Prosa ist eine gründliche Urteilskraft notwendig, die Prosa Alexandris enthält aber nur Witz und Wortspiele, welche ihr einen völlig weiblichen Charakter verleihen" (Div. 81). Philosophischer Art ist der Aufsatz E.s „Christos a r — 371 — inviat!"*) den er zuerst im „Timpul" veröffentlichte (Nov. 157. Anmerk.). Auch ein Aufsatz in „Fantana Blandusie1'" gehört hierher. Der erste Aufsatz „Christos a inviat" wurde aus Anlaß des ' Osterfestes geschrieben, das den größten Feiertag der Rumänen bildet.**) E. vertieft sich in philosophische Fragen über die Beziehungen der Menschen zu Gott und über die menschliche Natur und das menschliche Tun und Treiben auf der Erde. Seine Anschauungsweise ist im Grunde christlich-pessimistisch; er hat kein Vertrauen auf die Natur der Menschen; doch liebt er sie trotz ihrer Schwächen und betrachtet sie mit wahrem christlichen Mitleid. Wahrhaft christlich und zugleich stark pessimistisch klingt das Ende des Aufsatzes: „Es bleibt doch die Sitte und ihr heiliger Sinn, so wie es von alten Zeiten her ist; und wenn niemals jener Tag kommen sollte, mit dem das goldene Zeitalter der Wahrheit und Menschenliebe anbricht, so ist es doch gut, daß man an sein Kommen glaubt, damit sich die Guten am Tage der Auferstehung freuen" (S. 150). Der Aufsatz in „Fäntäna Blandusiei" (Div. 96) enthält einen kurzen Uberblick über die geistigen Zustände Europas *) Es ist der Gruß, mit dem sich die Gläubigen griech. Konfession begegnen. In der rumänischen Presse ist es üblich unter dieser Aufschrift Osteraufsätze zu veröffentlichen. **) In einem anderen, gleichfalls von dem Osterfeste veranlaßten Aufsatz, den ich nachträglich aus „Timpul", VI, 1881, Nr. 82 (Seite 1, Spalte 2 ff.) abgeschrieben und in der Bukarester Zeitschrift „Samänä-torul", II, 1903, Nr. 14. S. 210ff. veröffentlicht habe, beschäftigt sich E. besonders mit der Gestalt Jesus, den er mit tiefer Frömmigkeit als das Ideal der wahren Sittlichkeit, als den ewigen Verkörperer und als das glänzendste Urbild derselben für die Menschheit darstellt. Die Grund-Stimmung dieses Aufsatzes ist charakteristischer Weise viel heller als in dem Aufsatz „Christos a inviat!" In dem letzten betrachtet er das Christentum philosophisch-pessimistisch, in dem ersten dagegen geht er mehr von politisch-sozialen Gesichtspunkten aus und schließt mit praktisch-moralischen Ratschlägen. -4 * 'lp' 1" — 372 — in der neueren Zeit. Fast der ganze Aufsatz ist, wie schon erwähnt, von dem damals physisch wie intellektuell sehr geschwächten, moralisch aber nicht mehr ganz verantwortlichen Dichter aus Max Nordaus Werk „Die konventionellen Lügen der Kulturmenschheit" (Leipzig 1883; 15. Aufl. 1893) abgeschrieben; und zwar sind es die überaus pessimistisch gefärbten allgemeinen Betrachtungen, die Nordau in dem ersten Abschnitt („Mene, Thekel, Phares") seines Buches über die heutigen Kulturzustände der großen Staaten Europas macht, die E. sehr oft ganz wörtlich, nur mit manchen Auslassungen und in einer anderen Gedankenreihe wiedergibt, ohne die Quelle anzudeuten. Der Schluß des Aufsatzes allein, der von den Nordauischen Anschauungen ganz unabhängig ist, gehört dem Dichter. Er spricht hier über Schopenhauer und die Wirkung seiner Philosophie; dann erklärt er die Ziele, die „Fäntäna Blandusiei" erreichen und die Mittel, die sie in ihrer Tätigkeit anwenden will. Ein besonderes Interesse haben für uns die Ausführungen über Schopenhauer, dem er teils geistesverwandt, teils als von ihm beeinflußt zugeneigt war. Er betont die „außerordentlichen Verdienste des großen deutschen Philosophen" und behauptet, „er habe durch seine energische Kritik die Herrschaft jenes leeren, phrasenhaften Philosophierens zerstört, das Hegel eingeführt und das die Geister ein Vierteljahrhundert lang beherrscht hat." Er habe durch diese Kritik auch andere, weniger verbreitete Systeme, wie das Fichtesche oder Schleier-machersche u. a., beseitigt. Eminescu spricht also bis dahin wie ein unbedingter Schüler und Verehrer Schopenhauers oder wenigstens wie ein objektiver, ja sogar freundlicher Beurteiler dessen. Doch weigert er sich nicht, auch die ungünstigen Folgei"! der Schopenhauerschen Philosophie hervorzuheben: denn „gerade diese verdienstvolle Kritik der leeren Phrasendrescherei hat — nach Eminescu — auch den beständigen Widerspruch zwischen unseren Ideen und den Formen der Civilisation aufgedeckt, uns die Notwendigkeit klar gemacht, inmitten von Einrichtungen zu leben, die uns lügenhaft er- 070 — o (o — scheinen, und uns zu Pessimisten gemacht" (S, 99f.). Es liegt in diesen Worten mehr als die Feststellung einer Tatsache; es liegt darin etwas, wie ein Bekenntnis E.s von seiner Weltanschauung, deren pessimistischer Charakter nicht in geringem Maße eben auf den Einfluß Schopenhauers und seiner Schule zurückzuführen ist. Eine im guten Sinne überraschende Wendung nimmt der pessimistisch gehaltene Aufsatz am Ende, wo E. auf einmal optimistische Töne erklingen läßt. Er ist keineswegs verzweifelt an den Zuständen, die Nordau schildert. Seine Seele sehnt sich nach einer Wiedergeburt, sein Geist entdeckt die heilbringende Quelle der neuen Richtung in der antiken Welt und in der Volksliteratur, sein Wille betätigt sich in der Begründung der Zeitschrift ..Fäntäna Blandusiei" und in dem leider vergeblichen Entschluß, sich der Arbeit für die allgemeine Wohlfahrt zu widmen. „Die antike Kunst — meint er — wie auch die lateinische der mittleren Periode entbehrte der Bitterkeit und des Überdrusses; sie war eine Zufluchtsstätte vor den Sorgen und Schmerzen." „Literatur und Kunst sind also berufen, die Geister von dieser psychischen Krankheit des Skepticismus zu heilen" (S. 100). Als eine Erinnerung an jene Kunst, die „solche Wunder zu tun vermag", habe er seiner Zeitschrift den Namen jener Quelle gegeben, die unter einer Eiche in der Nähe der Stadt Tibur entsprang (S. 100), und um welche ein Hauch von Klassicismus weht. Über die andere heilbringende Quelle, die Volkspoesie. schreibt er aber: ..Wenn wir in den Dichtern der Antike, die voll Wahrheit, Eleganz und trefflicher Ideen sind und die ewig jung bleiben werden, ein Heilmittel gegen den geistigen Rückschritt finden, so dürfen wir nicht vergessen, daß es auch in der Gegenwart eine solche ewig verjüngende Quelle gibt, die Volksdichtung, unsere eigene sowohl als die der uns umgebenden Völker" (S. 100). Daher verspricht er auch, der Volksliteratur einen reichlichen Raum in der Zeitschrift zu sichern. — 374 — VI. Eminescus literarische Aufsätze. (Über Theater- und Volksliteratur.) Von literarischen Aufsätzen E.s sind mir nur zwei zugänglich gewesen: „Repertoriul nostru teatral" und ein kleiner Aufsatz über die Volksliteratur, den er als Vorwort zu einer Sammlung von humoristischen Volkserzeugnissen („Literatura popularä sau palavre si anecdote de E. Baican. Bucuresti 1882) geschrieben hat. „Repertoriul nostru teatral" erschien zuerst ..Familia" (1870, Nr. 3) und wurde nachher in Div. 88 ff. abgedruckt. Dieser Aufsatz behandelt die Frage des „rumänischen Theater-Repertoriums", wie sich der Verfasser selbst ausdrückt. Anlaß dazu gab ihm die damalige eifrige Agitation für die Idee eines Nationaltheaters der angarländischen Rumänen unter Leitung Josif Vulcans. E. behandelt die Frage des damaligen rumänischen Dramas, dann gibt er mehrere Erörterungen über Theater, dramatische Literatur im allgemeinen und über manche große Gestalten unter den dramatischen Schriftstellern. Er übt an der damaligen dramatischen Literatur der Rumänen eine im großen und ganzen vernichtende, aber wohlbegründete Kritik (S. 89ff.). Von den Lustspielen Alexandris hat er keine besonders günstige Meinung. Sie scheinen ihm geistreich, aber größtenteils ..voll Unsittlichkeit" und dann sind ihm die meisten zu lokal geschrieben. Das dramatische Talent bestreitet er diesem fruchtbaren und hochangesehenen Schriftsteller nicht; nur meint er, „die Vorbilder und Ziele, die er befolgt zu haben scheint, seien allzu unklar" (S. 89). Als gute Stücke, die das Talent Alexandris, das sich ..in Reinheit und Klarheit zeigen konnte", beweisen, nennt er .. Cinel-cinel", „Crai-nou", „Arvinte si Pepelea". Ganz vernichtend beurteilt er die in Wahrheit äußerst schwachen dramatischen Erzeugnisse Bolintineanus, der damals als berühmter Dichter in der rumänischen Literatur galt. Seine Dramen sind — nach E. — „charakterlos, ziellos, ohne — o / o — irgend einen Zusammenhang, unmöglich durch ihre Nichtigkeit," Dagegen äußert er sich mit viel Lob, aber mit weniger kritischem Geist, über die Stücke ürechias, von denen er bedauert, daß sie nicht zahlreicher seien. Lobend spricht er auch über das Drama „Räsvan-Vodä" von Hasdeu (S. 90). Seine Ansichten über Stücke, die absolut wertlos sind, erwähne ich nicht. Als wirklich aufführungswerte Stücke bezeichnet er das Drama „Rienzi" von S. Bodnärescu, eine Bearbeitung des bekannten Bulwerschen Romans und das Drama „Grigore Vodä" von Depärätianu, einem sonst nicht hervorragenden Dichter (S. 91). Im allgemeinen vertritt er die ganz berechtigte Ansicht, es sei die Anzahl solcher rumänischer Stücke sehr klein, die ..durch ihre Existenz das Nationaltheater nicht entehren" (S. 92). Nach diesen Betrachtungen gibt E. einige treffliche Ratschläge für das Schaffen auf dem Gebiet des rumänischen Dramas. Der Grundsatz, der seine diesbezüglichen Ideen beherrscht, ist ein sittlicher: das Theaterrepertorium soll Stücke enthalten, ..die nicht nur gefallen, sondern auch nützen, ja sogar vornehmlich nützen können" (S. 95). Diesen Nutzen versteht er im sittlichen Sinne; er wünscht solche dramatische Erzeugnisse, die ..große, edle, schöne Gefühle, gesunde und moralische Ideen" erwecken (S, 93). Das empfiehlt er umso-mehr, als man in einer Zeit lebt, wo „die Atmosphäre von ganz Europa von Korruption und Frivolität infiziert ist" (S. 93). Als Muster stellt er den rumänischen Schriftstellern die nationalen Schriftsteller hin; er versteht darunter „solche Dramatiker die, indem sie den Geist ihrer Nation begreifen, durch und mit diesem Geiste das Publikum auf die Höhe ihres eigenen Niveaus emporheben sollen" (S. 93) wie z. B. die spanischen Dramatiker, dann Shakespeare und ferner — ein interessantes Moment, da der Aufsatz 1870 geschrieben wurde — der Norweger Björnstjerne Björnson (S. 93). Besonders begeistert spricht er von Victor Hugo, von dem er überschwenglich behauptet, ..er hebe sich bis zu der großen und kräftigen Abstraktion des ganzen Volkes empor," nicht nur einer oder einiger Klassen (S. 93). Hinsichtlich derjenigen, die tragische oder komisch-volkstümliche Stoffe bearbeiten wollen, empfiehlt er für den ersteren das „erhabene Drama" Friedrich Hebbels ..Maria Magdalena", für den letzteren die Lustspiele des Dänen Stollberg (S. 94). Was die Produktion selbst anlangt, so ist er nicht für Übersetzungen, sondern für originelle Erzeugnisse; er betont aber ausdrücklich, daß „wenn die Stücke auch keinen großen ästhetischen Wert haben sollten, so doch wenigstens der ethische Wert ein absoluter sein soll" (S. 94). Er warnt schließlich davor, Verfasser in weniger bekannten Sprachen, „die die „Reise um die Welt noch nicht gemacht haben" (so z. B. Russen, Magyaren, Serben), nachzuahmen, denn diese „haben in Wahrheit etwas originelles an sich, was gefällt; doch sei das ethische Element in ihnen infiziert" (S. 95). Als zweckmäßig für das zu errichtende Theater empfiehlt er die Unterstützung der Künstler durch Stipendien. Charakteristisch für sein Verlangen, das Theater solle sittlich wirken, sind folgende Äußerungen E.s „Uns gefällt auch der gröbere Spaß, nur sei er moralisch und treffe nicht das, was gut ist; uns gefällt auch der vulgäre Charakter, nur sei er nicht verderbt; ehrlich, gerade und gut, nach den Worten des Evangeliums, so wollen wir, daß der vulgäre Charakter in nationalen Dramen sei" (S. 94). Unter den europäischen Theatereinrichtungen gefällt ihm am besten das Pariser Theaterwesen, wo „die besten Künstler der Welt spielen" (92). Theätre francais, Odeon, Gymnase, sind ihm „Namen, deren Ruf weit über die Grenzen Frankreichs hinausgeht. — Von dem Wiener Hoftheater, das er während seiner Studienzeit in Österreich oft besuchte, behauptet er, es sei nach der Entlassung Laubes in einen „deutlichen Verfall" geraten; trotzdem rühmt er es als eine klassische Einrichtung, wo man „eine klare, dichterische, verständige und seelenvolle Luft atme" (S. 92). Als Dramatiker ist ihm von allen Shakespeare der größte. ..Vielleicht — sagt er — hat es keinen dramatischen Dichter gegeben, der seinen Stoff mit mehr Sicherheit beherrscht, der alle Fäden seiner Werke mit mehr Bewußtsein gewoben hätte, als Shakespeare; denn seine Abgerissenheit ist nur scheinbar, und einem klareren Auge zeigt sich sofort die Einheit voll Bedeutung und Tiefe, die alle Schöpfungen dieses gewaltigen Genies beherrscht" (S. 91). Die Ansichten E.s über das Theater sind im großen und ganzen, wenn auch interessant, doch weder von einer besonderen Originalität, noch von besonderer Klarheit. Sie beweisen nur, daß er im Alter von 21 Jahren sowohl umfangreiche, litterarische Bildung und einen ungewöhnlich kritischen Geist besessen hat. Den Aufsatz über die Volksliteratur schrieb er im Jahre 1882; er ist in der Jassyer Zeitung „Viitorul" (1. Mai 1902) abgedruckt worden. Sein Wert liegt darin, daß er einerseits das rege Interesse E.s für die Volksdichtung und seine Liebe für sie bezeugt, andererseits uns manche merkwürdige Ansichten, die er darüber hatte und die seine dichterischen Neigungen gewissermaßen erklären, darbietet. Er schreibt namentlich auch hier mit einer echt romantischen Begeisterung von dem Mittelalter der rumänischen Geschichte, von dem patriarchalischen Leben voller Gesang und Lieder zur Zeit Stephans des Großen, das er sich über die Wirklichkeit hinaus äußerst glücklich vorstellt. Er geht in dieser Verherrlichung der Vergangenheit so weit, daß er sogar die sehr poetische, doch sehr wenig wahrscheinliche Hypothese aufstellt, daß es zur Zeit einiger rumänischen Fürsten eine literarische Epoche gegeben haben müsse, deren bruchstückartige Überreste heute noch vorhanden sind, sich aber von Tag zu Tag verringern. Der Aufsatz enthält noch einige treffende Bemerkungen über manche Eigenschaften der rumänischen Volksliteratur, wie z. B. die über das Verspotten der Mönche, das er mit der großen Zahl von Mönchen und mit dem Mangel an Kultur, der dem damaligen Klerus eigen war, erklärt. 1 — 37S - VII. Eminescus Novellen. 1. Die Novelle ..Sermanul Dionis" (Nov. S. 31 ff.) erschien zuerst im J. 1872, in C. L. VI 329, 378ff. und wurde 1890 in P. s. V. abgedruckt; sie ist eine Jugendschrift E.s. die ein außerordentlich starkes Gepräge von Romantik an sich trägt. Wir haben es hier überhaupt mehr mit einem launenhaften Mosaik von Phantastischem und Mystischem, von Wirklichkeit und Traum, von Möglichem und Unmöglichem, als mit einer klaren, einheitlichen Novelle zu tun; der ästhetische Wert ist daher nicht allzugroß. Sie enthält aber eine Fülle biographischer und psychischer Momente, die sich auf den Dichter selbst beziehen, indem sie aus seinem eigenen äußeren und inneren Leben geschöpft zu sein scheinen. Sonderbare Lebensweise, romantisches Tun und Treiben, Vertiefung in metaphysische Probleme der Philosophie, das alles deutet auf Züge hin, die dem Helden der Novelle, Dionis ebenso eigen sind, wie dem Dichter selbst, Der Held Dionis tritt uns von Anfang an als eine merkwürdige, ungewöhnliche Gestalt entgegen. Er ist in verwickelte metaphysische Gedanken vertieft: das Wesen oder besser gesagt, das Rätsel der Welt beschäftigt ihn, und eine Fülle sonderbarer Ideen durchkreuzen sein Gehirn.*) Er denkt über die Welt als Vorstellung nach. „Bei unveränderten Proportionen wäre eine tausendmal größere oder tausendmal kleinere Welt für uns ebenso groß. Und die Gegenstände, die ich nur mit einem Auge betrachte, sind kleiner; die ich mit beiden ansehe, größer; wieviel beträgt ihre absolute Größe?" (S. 31). ..Wer weiß, ob wir nicht in einer mikroskopisch kleinen Welt wohnen und nur die Beschaffenheit unserer Augen es *) Ebenso wie E. selbst, ist auch Dionis ein leidenschaftlicher Liebhaber von alten Büchern, die er aus Wissensdrang kauft. Der Antiquar Riven sagt von ihm (S. 79): „Er kauft bei mir Bücher ein. Gewöhnlich die allerältesten und immer solche, die ich niemandem auf ►ler Welt mehr verkaufen konnte." — 379 — mit sich bringt, daß wir sie in dieser Größe sehen? Wer weiß, ob nicht jeder einzelne, alle Dinge anders sieht — und nur die Sprache, die gleiche Benennung eines Gegenstandes, den der eine so, der andere anders sieht, die gemeinsame Verständigung zu Wege bringt. — Die Sprache? — nein. Vielleicht klingt ein jedes Wort dem Ohre verschiedener Leute verschieden — nur das Individium, das immer dasselbe bleibt, hört es in einer bestimmten Weise" (S. 31 f.). Infolge solcher skeptisch-metaphysischer Gedanken, gelangt er zu pessimistisch gefärbten Reflexionen. „Und ist in einem grenzenlos gedachten Räume nicht ein Teil von ihm, wie groß oder wie klein er sei, nur ein Tröpfchen im Vergleich zur Unendlichkeit? Ebenso ist nicht in der unbegrenzten Ewigkeit jeder noch so große oder noch so kleine Zeitteil, nur ein aufgehobener Augenblick?"*) (S. 32), In Wahrheit — meint Dionis — „ist die Welt der Traum unserer Seele;**) es gibt weder Zeit noch Raum, sie sind nur in unserer Seele ..." (S. 32). „Vergangenheit und Zukunft sind in meiner Seele." (Ebenda). In dieser WTeise vertieft sich der Held der Novelle immer mehr in metaphysische Ideen, und sein Denken verliert sich in einem dunklen Mysti-cismus. Er bedauert, ..daß die Wissenschaft der Nekromantie und die Astrologie verloren gegangen sind," denn „wer weiß, wieviel Geheimnisse sie uns in dieser Beziehung entdeckt hätten" (S. 33). In seinem Gehirn wurzelt jetzt em phantastischer Glaube: es wäre möglich in der Vergangenheit zu leben, wenn nur das Geheimnis, durch welches wir zum Unendlichen in Beziehung treten könnten, entdeckt wäre" (S. 32f.). — ..Es ist nicht wahr, daß es eine Vergangenheit gibt — die *) Genau denselben Gedanken, nur auf die ganze Welt verallgemeinert, finden wir in der I. Satire (Sar. S. 134] wieder: „ . . . . Lumea asta' ntreagä e o elipa suspendata." ;:<::<) Diese echt Schopenhauersche Idee kommt in E.s Dichtungen öfters vor; nur daß der große Philosoph sich anders ausdrückt, und zwar in dem Sinne, die AVeit sei unsere Vorstellung, denn „Seele" ist ihm kein klarer Betriff. 7 — 380 — Reihenfolge ist in unserem Denken vorhanden — die Ursachen der für uns auf einander folgenden, immer gleichen Erscheinungen, sind und wirken gleichzeitig, ist es etwa vollkommen unmöglich, daß ich zur Zeit Mirceas des Großen oder Alexanders des Guten lebte?" (S. 33 . Dieser wahrhaft mystisch-romantische Glaube, der sich in überirdischen Sphären bewegt, ist ein Grundstein des ganzen metapysischen Inhalts dieser Novelle, und E. stellt sich die Aufgabe, ihn als für eine Zeitlang verwirklicht darzustellen. Nach dieser sehr bezeichnenden Einleitung, schildert der Verfasser in farbenreichen Worten seinen Helden Dionis: »Ein von wilden, unregelmäßigen Locken umrahmter Kopf, der in einer Lammfell-Mütze steckte" (S. 33). Melancholie und Träumerei drücken seine x4.ugen aus (S. 33). Die Verwandschaft des Dichters mit Dionis tritt hervor, wenn wir von dem letzteren hören, er sei ..eine Existenz . . . ohne Aussichten und dazu von Geburt an zum Mangel an Positivismus bestimmt" (S. 35); er war noch dazu arm und „infolge seiner prädisponierten Natur wurde er noch ärmer" (S. 36). Selbst die Art, wie Dionis sich seine Bildung anzueignen wußte klingt so, als ob von E. die Rede sei. Bloß auf sich selbst angewiesen, genötigt, sich selbst „aufs Geradewohl zu bilden," — „ließ ihn diese Freiheit der Wahl unter den Elementen der Bildung nur das lesen, was mit seiner so träumerischen Gemütsanlage im Einklang stand. Mystische Dinge, metaphysische Subtilitäteu wirkten auf ihn mit der Anziehungskraft eines Magneten — ist es da zu verwundern, daß für ihn der Traum ein Leben und das Leben ein Traum war?" (S. 36). Damit vereinigte sich eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, nach einer von ihm in seiner Einsamkeit und in seiner völligen Verlassenheit geträumten romantischen Liebe: „Oft suchte er sich jene silberne Schatten vorzustellen, mit weißem Gesicht und goldenem Haar ■— denn alle Ideale sind blond — und er glaubte ihre heißen, schmalen Händchen in seinen Händen zu spüren, und es schien ihm, — 381 — daß seine Seele, sein Wesen, sein Leben dahin schmelze, während er sie anblickte, ewig anblickte" (S. 37). Auch das äußere Leben des Helden Dionis — ein echtes Boheme-Leben — scheint dem E.s ähnlich. Er bewohnt ein ödes Zimmer voll alter Bücher; auf einem Tische liegen zerstreut Papiere, Verse, Zeitungen und Broschüren, überall herrscht eine große Unordnung. Er bewohnt das Haus allein; niemand stört ihn, —., die Spinnen treiben ihre stille und friedliche Arbeit" (S. 38; vgl. ..Singurätate" Sar. XXXV dasselbe Bild). Äußerst arm wie er ist, besteht sein ganzes Vermögen aus „der Büste eines Jünglings von ungefähr 18 Jahren in natürlicher Größe — mit schwarzen, langen Haaren, mit dünnen, rosenfarbigen Lippen, mit feinem weißen, wie in Marmor gemeißeltem Antlitz und mit großen blauen Augen unter großen Brauen und langen, schwarzen Wimpern" (S. 38). Es ist das Bild seines Vaters, eines Mannes von edlem Geschlecht, der in einer geheimnisvollen Weise in die niederen Volksklassen geraten, die Tochter eines alten Pfarrers geliebt hat und dann — infolge eines gleichfalls geheimnisvollen Unglücks — wahnsinnig gestorben ist (S. 39 f.). Diese Büste spielt in der Novelle eine besonders wichtige phantastische Rolle. Dionis ist ein „abergläubischer Atheist" (S. 44). — Am Abend liest er in einem astrologischen Manuskripte bei dem bleichen Licht des Mondes, indem er die dunklen Geheimnisse zu durchdringen sucht (S. 45). Auf einmal hört er süßen Gesang und ein schönes Mädchen — Maria — „ein weißer Engel" zeigt sich ihm durch das Fenster des Hauses, das seiner Wohnung gegenüber steht, Unter dem Eindrucke des zauberischen Gesanges und des Mädchens, fällt Dionis in eine tiefe Träumerei. Der Gedanke bemächtigt sich seiner, daß das geheimnisvolle Buch ihm die Mittel geben würde, sich in die Vergangenheit zu versetzen. Das geschieht auch. Die astrologischen Zeichen des Buches fangen an sich zu bewegen; es scheint ihm zuerst, als höre und sehe er jetzt die alten Gestalten der rumänischen Fürsten, den Rat der alten Würdenträger, das begeisterte und fromme Volk, den fürstlichen Hof 1 — 3S2 — mit seinem ganzen Leben. Schließlich wird sein heißer Wunsch zur Tatsache; aus den brennenden Kreisen der astrologischen Zeichen hört er seine Stimme ihn fragen: „Wo sollen wir bleiben?" und mit gedämpfter Stimme flüstert er: „Alexander der Gute!" Nun verschwindet plötzlich Dionis und an seine Stelle tritt der Mönch Dan, der zur Zeit jenes moldauischen Fürsten Alexanders des Guten lebte. Der Mönch Dan meint, er habe von sich als von einem gewissen Dionis geträumt, unter fremden Leuten, in einer fremden Welt . . . Der Antiquar aber, der Jude Riven, von welchem Dionis das wunderbare Buch gekauft hatte, verwandelt sich jetzt plötzlich in den „Meister Rüben", in den Wundertäter, der selbst das Buch verfaßt; die Büste des Vaters Dionis wird ihrerseits der Schatten seines Sohnes. Und nun unterhält sich der Mönch Dan mit dem Meister Rüben über die Seelenwanderung. — „Die Seele wandert aus einem Zeitalter in das andere, dieselbe Seele, nur daß der Tod sie vergessen läßt, daß sie schon einmal gelebt hat" (S. 49). „Darum haben die Menschen ein dunkles Gefühl für die Erhaltung und für die Größe ihres Stammes. Sie selbst sind es, die in den Urenkeln wiedergeboren werden" (S. 53). — „Das sei der Unterschied zwischen Gott und Mensch. Der Mensch hat in sich nur der Reihe nach das Wesen anderer zukünftiger und gewesener Menschen; Gott hat in sich auf einmal alle die Stämme, die kommen werden und die vorüber gegangen sind; der Mensch umfaßt einen Zeitabschnitt, Gott ist die Zeit selbst, mit allem, was in ihr geschieht ..." (S. 53). Dasselbe sagt Rüben auch hinsichtlich des Raumes: „Stück für Stück kannst du an jedem gewünschten Orte sein, nur kannst du ein Stück Raum nicht unerfüllt verlassen." „Du weißt — erzählt er weiter dem wissensdurstigen Mönche — daß es kraft eines Naturgesetzes, keinen leeren Raum gibt. Aber es gibt ein Mittel, diese Last los zu werden, eine Last, die uns vom vergänglichen menschlichen Körper auferlegt ist. Du hast gesehen, daß im Menschen eine unendliche Reihe von Menschen enthalten ist. Lasse einen aus — 383 — dieser Reihe deinen Platz einnehmen, während du ihn verläßt. Es versteht sich, daß dieser nicht ganz wird sein können: denn wäre er ganz, so würde er seine Existenz verneinen. In Wahrheit aber hat ein jeder den ewigen Menschen, aus dem die ganze Reihe vergänglicher Menschen hervorgeht, bei sich, nämlich den Schatten. Auf kurze Zeit könnt ihr eure Wesen vertauschen — du kannst dem Schatten dein ganzes vergängliches Wesen von heute geben, er gibt dir sein ewiges Wresen und du empfängst, wie der mit Ewigkeit ausgestattete Schatten, sogar einen Teil der Allmacht Gottes; dein Wille erfüllt sich nach deinem Gedanken" (S. 53 f.). Als Mittel, alle diese Wunder mit sich geschehen zu lassen, empfiehlt Rüben dem Mönche das geheimnisvolle Buch, „auf dessen siebentem Blatte alle Formeln geschrieben seien, die dazu nötig sind" (S. 54). Dan verläßt tief gerührt den Meister. Da verwandelt sich das Haus in eine schwarze Höhle, Rüben wird ein grausames Ungetüm, kleine Teufel springen froh herum, und der Satan sagt sich zufrieden — „eine gänzlich vernichtete Seele mehr!" Er jubelt darüber, daß „dieser fromme Mönch" ihm schließlich ins Garn gegangen sei. Der Mönch aber denkt freudevoll an das große Geheimnis, an das wunderbare Leben, das er mit Hilfe des Buches gleich anfangen wird. Er erinnert sich zugleich seiner vielgeliebten Maria, „die er niemals in sein Gebet einzuschließen vergessen hat." Die wunderbaren Ereignisse, deren Held Dan wird, fangen an: Er fühlt neben sich seinen Schatten, und dieser denkt, und er hört dessen Gedanken: „deine Seele hat von Anbeginn der Welt bis heute eine lange Wanderschaft durch tausende von Körpern gemacht, von denen heute nichts als Staub übrig geblieben ist----niemand hat sie auf ihrer verlorenen Wanderschaft begleitet als ich — der Schatten der Körper, in denen sie gelebt hat" (S. 60). „Deine Seele — denkt sein Schatten weiter — war einmal in der Brust Zoroasters gewesen, ohne daß sie sich heute noch daran erinnert . . .u (S. 60). 1 — 384 — Von seinem Schatten hört Dan das Wunder, sein Buch .sei das Buch Zoroasters und enthalte alle Geheimnisse von dessen Wissen. — Jetzt sieht er deutlich „die Trennung seines Wesens in einen ewigen und einen vergänglichen Teil" (S. 60). Der Schatten nimmt nun eine realere Form an und sagt ihm: .Jndem du dir durch Zauber mein Wesen aneignest, werde ich ein gewöhnlicher Mensch sein und meine ganze Vergangenheit vergessen; du aber wirst, so wie ich, ewig, allwissend und mit Hilfe des Buches allmächtig" (S. 60 f.). Dann sagt der Schatten noch, er werde an Stelle Dans mit dem Schatten seiner Geliebten und mit dessen Freunden auf der Erde bleiben; Dan aber werde samt seiner Geliebten eine Reise in den Raum des Weltalls antreten. Dort wird der Mönch ein Jahrhundert leben und wird glauben, es sei ein Tag; er kann auch die Erde — in der Form „einer mit einem Henkel versehenen Perle" für seine Geliebte — mit sich nehmen, ohne daß sie ihm unbequem sei (S. 61). Dan erklärt sich mit allem einverstanden und gibt dem Schatten den Auftrag, die Memoiren seines Lebens zu schreiben. Er soll ihm „die ganze träumerische und trügerische Natur der menschlichen Dinge schildern: von der Blume, die mit Naivität durch ihr glänzendes Kleid lügt, sie sei glücklich im Innern ihrer zarten Organe, bis zum Menschen, der mit großen Worten, mit einer ewigen Verstellung, die solange dauert, als die Geschichte der Menschheit, jenen schwarzen, schlechten Kern verdeckt, der der wahre Kern seiner Handlungen ist — seine Selbstsucht" (S. 61). — „Du wirst sehen — sagt Dan zu dem Schatten — wie man uns in Schule, in Kirche und Rat vorlügt, wir treten in eine Welt der Gerechtigkeit, der Liebe, der Heiligkeit ein, damit wir sterbend einsehen, daß es eine Welt der Ungerechtigkeit und des Hasses war; ach! wer wollte länger leben, wenn man ihm von klein auf statt der Märchen, den wahren Stand der Dinge sagte, in den er eintritt" (S. 62).*) — „Also der Beruf eines *) Diese Zeilen, die wie die Ausführungen eines kaltdenkenden. pessimistischen Philosophen klingen, enthalten den Kern jener Welt- — 385 — Philosophen?, sagt der Schatten, indem er bitter lächelte" (S. 62), und der Auftrag wird angenommen. Dan fühlt nun „wie seine Arme in der Luft verschwinden und trotzdem eine riesige Kraft bekommen;" erfühlt, daß sein Dagegen fühlt Verstand „klar wird wie ein Stück Sonne.' der Schatten, daß „das Bewußtsein seiner Ewigkeit sich verdunkelt und verschwindet;" „seine Gedanken werden schwer wie unter dem Druck des Bleies" (S. 62). Es werden von Dan noch sieben Blätter des Buches umgeschlagen und der Schatten wird ein Mensch, Dan aber ein „heller Schatten" (S. 62). Jetzt gibt uns E. (S. 63f.) eine reizende Schilderung davon, wie Dan sich in der hellen Nacht zu seiner Geliebten begibt, wie er — in echt romantischer Art — durch das Fenster ihres Zimmers hinein springt, sie umarmt und mit Küssen bedeckt. Er fordert sie auf ihm zu folgen, denn „wir werden dort so glücklich leben, wo wir sein werden; von niemandem gestört: du für mich, ich für dich ..." (S. 64). nd schwarzen Erde" im an niemand mehr Sie sollen von „dieser unglücklichen Maria umarmt und „Ihr Kuß erfüllte ihn Die beiden Geliebten weit weggehen, um sie zu vergessen, zu denken, als an sich selbst (S. 64) küßt ihn; sie ist bereit, ihm zu folgen, mit Genie und mit neuer Kraft" (S. 65). steigen nun Arm in Arm in die klare, von den Mondstrahlen durchdrungene Luft empor, und sie erreichen nach einer phantastischen Fahrt in dem Weltali den Mond. Hier bleiben sie an dem „duftenden Ufer eines blauen Teiches" stehen, dann machen sie sich wieder auf den Weg zur Erde. In der Nähe der Erde setzt sich Dan auf die Rippe einer schwarzen Wolke und „zum letzten Mal blickt er lange Zeit und nach- anscliauung, die sich in dem späteren Schaffe;! 1h-; konsequent geltend macht. Sie sind umso beachtenswerter, als sie von dem Dichter i. J. 1871, also noch in seinem .Tugendalter, ausgesprochen wurden. Ks ist dies eben die Wiener Zeit E.s, die Zeit, wo er Schopenhauer eifrig studierte, dessen starker Einfluß auf die früheste Oestal taug seiner philosophischen Ideen keineswegs zu verkennen ist. 1 — 3S6 Et lies! jetzt aus Zrioasln> ]el( r Eue' stabe id un Ja In \on W »1 tt eil ( . u.V. wL-,v G 1 n t\ eS y < i'f s. k' ' i in im \, « L eu T< uime ,1 über o ken tritt ui13 nun m- chen auf di es ein Arom hatren be~ ..v '.,v: I ii .'schwärzen L.ixu (iit.oL>, BalL s : ä'ißti f t Lehe (i.> ! <} Aiu.ui: . bi ■- 391 — Wunder von Schönheit, hell-blond, mit blauen Augen, wie die übliche christl/ehe Vorstellung den Engel als Lichterschei-nlra.:t zur Dunkelheit schildert. Dann ist sie voll Hingebung, opferwillig. Als eine meusch-siedri; sie uns aber noch weniger, als Dionis, vor e\a Traumbild, auch wenn sie die Lebens-gelähiiin des Dionys wird. Die rvderen I ouen der Novelle: Riven, der Vater Marias etc. sind bloße Statisten, die kaum in Betracht kommen können. Die Charakterzüge der Erzählung sind teils philosophischer, teils romaniiseher Art. Philosophischer Art sind die mystisch - metaphysischen und die pessimistischen Elemente, romiuüseher Art ist das Ihiantastisch-Sehauderhafre (in Bildern und Ereignissen), die Liebe und die Schilderung der Natur, die gleichfalls in der Erzählung eine wichtige Rolle spielen. 2. Die Novelle „Cesara" (Div. 94ff.) erschien zuerst im „Cimerul de Iassiohne Unterschrift des Verfassers; aber von Augenzeugen, die in der Typographie das Manuskript gesehen, wurde sie als von E. geschrieben bestätigt, (N. A. Bogdan, Nov. S. 159.) Sie ist wie ..Sermanul Dionis" gleichfalls eine romantische Schöpfung. Einige Jahre nach seiner ersten Erzählung verfaßt, zeigt auch sie genau dieselben Grundzüge wie jene Novelle: wir finden hier im allgemeinen dieselbe eigentümliche Mischung von philosophischen Betrachtungen und romantischen Schilderungen, dieselben subjektiven, phantastischen Gestalten, dieselbe sonderbare Art von Ereignissen wieder. Nur ist alles viel klarer und harmonischer als im „Sermanul Dionis". Auch die Personen, wenngleich romantischer Natur, stehen der Wirklichkeit viel näher als Dionis oder Maria. Ja das ganze Milieu, in dem sich die Novelle entwickelt, ist ein reales: nur daß die Art und Weise, wie der Dichter die Fabel, die schon an sich ausgeprägt romantisch ist, sich vollziehen läßt und wie er sich die Personen wählt, und sie schildert, wiederum auf die reiche Phantasie seines Talentes hindeutet. Daher kann ..Cesara" ihrer Form nach als eine Novelle angesehen Verden, aber von durchaus romantischem Kolorit, Sie zerfällt in acht Abschnitte. I. Im ersten Abschnitte beschreibt der Dichter in plastischer Schilderung ein altes Kloster in herrlicher Lage, Zwei Mönche treten uns entgegen: der alte Onofreiü, „mit ausdruckslosen, ein wenig blödsinnigen Augen", der andere. leronim, ein Jüngling von auffallender Schönheit und bewußtem Stolz, mit Augen, deren Ausdruck „eine sonderbare Mischung von Traum und kalter Vernunft" bezeugt, Für das Mönchtum hat er keine besondere Neigung, auch nicht für das weltliche Leben; nur der stillen Vertiefung in sich selbst ist er geneigt, und sein ganzes Vergnügen besteht in der Malerei, für die er großes Talent hat. Eine Szene zwischen den beiden, von einander so verschiedenen Mönchen ist von E. reizend geschildert, Ein frischer, lebensfreudiger Zug geht durch diese Schilderung, und E. beweist hier, daß er auch ein lebenstreuer Künstler, nicht bloß ein weltfremder Romantiker sein kann. Onofreiü, der alte Mönch, sehnt sich nach einer lustigen Nacht in der Stadt, wo man guten "Wein trinken, gemütlich Karten spielen, aus langen Pfeifen rauchen und schöne Mädchen anschauen kann (s. 98). Um auch seinen Freund leronim bei sich zu haben, habe er — wie er selbst erzählt — ..wie immer" gelogen, er brauche den jungen Mönch zu einem Totenmahl (S. 97). Die List gelingt, und beide Mönche machen sich froh auf den Weg zur Stadt, II. Wir befinden uns in einem aristokratischen Hause, wo wir drei andere Personen der Erzählung kennen lernen: die Gräfin Cesara, ihren verhaßten Freier, den Markgrafen Castelmare, der von dem Vater Cosaras, einem ruinierten Kartenspieler, wegen seines Vermögens begünstigt wird, und einen liebenswürdigen alten Moler, Meister Francesco, den Freund und Vertrauten Cesaras, die ganz das Ebenbild Marias ist. Nach einer peinlichen Auseinandersetzung mit dem Markgrafen Castelmare, dem sie den Rücken kehrt, sieht sie plötz- lich die beiden Mönche auf der Straße, und die Schönheit Ieronims erweckt auf der Stelle ihre Aufmerksamkeit, Sie ist von ihm entzückt; er scheint ihr ein Dämon, und sie denkt gleich daran, wdc sehr er dem Francesco für sein Gemälde „der Fall der Engel" als Modell passen würde (S. 99). Sie ruft daher den Meister, der ihre Herzenserregung versieht und ihr auch erklärt und fortstürzt, um leronim zu erreichen. Das Herz Cesaras zittert; sie blickt fortwährend nach dem jungen Mönch auf der Straße und von seiner Schönheit gerührt, „war sie wie wahnsinnig" (S. 100). „Wenn er ihr gehört hätte, würde sie ihn getötet haben" (Ebenda). Eine heftige Sehnsucht nach Liebe bemächtigt sich ihrer: der romantische Dichter aber ruft schwärmerisch aus: „Welche Sprache ist reich genug, jene Unendlichkeit von Gefühlen auszudrücken, die sich nicht in der Liebe, sondern im Durst nach Liebe zusammendrängen" (S. 101). Und er schildert den Seelenzustand Cesaras nicht weiter, — denn „wäre die Analyse ihrer Gefühle nicht eine Sünde?" (S. 101) — so fragt er sich mit einer höchst bezeichnenden Subjektivität. III. Jetzt tritt uns die merkwürdigste Gestalt der Novelle entgegen: der Eremit Euthanasius, der Oheim Ieronims. Er stellt die mystische Zaubergestalt der Erzählung dar: er ist ein einzigartiger Philosoph, und sein Leben verläuft inmitten einer prachtvollen, mcnschenlosen Natur, wo die wahre Glückseligkeit wohnt. Der ganze 3. Abschnitt enthält einen langen dichterischphilosophischen Brief, den Euthanasius seinem Neffen schreibt, in dem uns (S. 102 f.) das Idealleben eines Rousseauschen Naturmenschen in einer zaubervollen Natur geschildert wird. In seiner Jugend war der Eremit Lehrling bei einem Bildhauer gewesen, und jetzt, in seiner Einsamkeit bildet die Beschäftigung mit dieser Kunst sein größtes Vergnügen. Die Granit wände der Grotte, in der er wohnt, hat er mit verschiedenen Ornamenten und Basreliefs verziert, Auf einer Wand ist die Gruppe Adam und Eva als Bild einer platonischen, rein-idealen Liebe dargestellt, auf einer anderen dn- - 394 Gruppe Venus und Adonis als Ausdruck der rein-menschlichen Liebe, die E. in seinem Leben wie in seinen Gedichten oft berauscht hat, um ihn nachher immer zu enttäuschen und zu betrüben. Weiter enthält der Brief im Anschluß an die erwähnten Bilder auch beachtenswerte philosophische Erörterungen über die Liebe, die zum Teil an Schopenhauers „Metaphysik der Geschlechtsliebe" („die Welt als Wille und Vorstellung", Bd. II, Kap. 44) erinnern. Auch in dem Vergleiche zwischen Bienenstaat und menschlicher Gesellschaft (S. 104 f.), auf den hier einzugehen, zu weit führen würde, zeigt sich der Einfluß sowohl des deutschen Philosophen, wie der Lehren Buddhas, mit denen, wie wir früher gesehen haben, E. sich beschäftigt hat. IV. Wir befinden uns in dem Atelier des Meisters Francesco. Es ist ihm gelungen, leronim mit sich als Modell zu nehmen, indem der alte Mönch, mit ein paar Goldstücken Francescos getröstet, seine Lustreise durch die Stadt allein fortsetzt. Cesara hat sich inzwischen in das Zimmer des Malers begeben, um den „Fall der Engel" anzusehen. Als sie plötzlich das Hereintreten des Meisters hört, verbirgt sie sich hinter der spanischen Wand, die das Bett Francescos verdeckt. Der Maler setzt sich nun an seine Arbeit und fängt an, leronim als Modell des Dämons zu skizzieren. Cesara, ganz außer sich vor Erregung und Leidenschaft, bewundert den schönen Jüngling von ihrem Versteck aus. Diese ziemlich pikante Szene ist von dem Dichter mit ausgezeichneter Plastizität geschildert (S. 109f.); in drei, vier Absätzen gibt er uns ein, wenn auch ausgeprägt-realistisches, so doch zartes und feinsinniges Bild der sinnlichen Regungen, die Cesara cjuälen. Sie zittert an ihrem ganzen Körper, ihre Augen brennen, ihr Antlitz ist feuerrot unter dem Eindruck der schönen Formen Ieronims. Als aber Francesco leronim bittet, ein skeptisches Gesicht zu machen und dieser — über den Brief des Euthanasius nachdenkend — den Wunsch erfüllt, da wird Cesara von den Schmerz, den sie auf dem Antlitz Ieronims sieht, aufs tiefste bewegt, und eine süße, stille Sanft- 395 — mut bemächtigt sich ihrer. „Sie war nicht mehr dieselbe;" „jetzt liebte sie ihn, denn in jener schönen Statue aus weißem Marmor, in jenem versteinerten Adonis vermutete sie eine Seele" (S. 111). Jetzt weint sie, ohne es zu wollen. Als Francesco sie nachher fragt, ob ihr leronim gefalle, „flüstert sie etwas Unverständliches, mit tränenerfüllten und sehnsuchtsvollen Augen" (S. 111). V. Ein Briefwechsel zwischen Cesara und leronim beginnt, Cesara schreibt einen überschwenglichen, von Leidenschaft und Sehnsucht durchglühten Brief: „sie möchte das Eis seiner Augen mit ihrem Munde zerschmelzen" (S. 112); sie fleht ihn an, ihr zu erlauben, „das Kissen zu küssen, auf welchem sein Kopf ruht". Ganz anders der stolze, kalte leronim. Sein Brief ist vielleicht noch merkwürdiger und noch romantischer als der Cesaras. Er „dankt ihr dafür, daß sie ihn liebt"; er „küßt ihr die Hand für ihren guten Willen, ihn glücklich zu machen", er sagt ihr aber auch zugleich, „sie täusche sich, wenn sie glaube, daß ihre Liebe als Weib ihn glücklich machen könnte" (S. 112). Nun folgt eine Reihe asketischpessimistischer Gedanken, von denen einer finsterer ist als der andere. „Die Liebe — schreibt er ihr — ist ein Unglück, und das Glück, das du mir anbietest, Gift" (S. 113). Mit Verachtung und Hohn spricht er von der Menge leichtsinniger Jünglinge und üppiger Weiber, die alle der Liebe und dem tierischen Wohlsein huldigen; ja er verallgemeinert diesen Zustand auf die ganze Welt: „um diesen Instinkt dreht sich das Leben der Menschheit . . . Essen und Zeugen, Zeugen und Essen", ganz im Sinne Schopenhauers. Er will „keinen Kuß erbetteln", er will „nicht zittern, wenn sie ihre Brust entblößt, jene Brust, die morgen eine Leiche ist und nach ihrem Wesen es auch heute schon ist" (S. 113). Er will sich „nicht zum Komödianten jenes Übels machen, das die Welt beherrscht", sondern „unbekümmert durch dies Leben schreiten, wie ein Verbannter, wie ein Aussätziger, wie ein Wahnsinniger! . . nur nicht wie sie" (S. 113f.). „Der Kern des Lebens ist die Selbstsucht und dessen Kleid die Lüge" (S. 114): ...... - er sei aber kein Selbstsüchtiger und kein Lügner; er komme sich vielmehr vor wie „eine Bronzestatue, an welcher eine Welt vorbeigeht, die wohl weiß, daß diese Bronze kein Gefühl mit ihr gemeinsam hat" (S. 114). Mit dein erhabenen Selbstbewußtsein eines Übermenschen ruft er der Frau, die ihn anbetet und seine Liebe erfleht zu: „Laß mich in meinem Stolz und in meiner Kälte. Wenn die Welt untergehen müßte und ich konnte sie retten durch eine Lüge, ich spräche sie nicht aus, sondern ließe die Welt untergehen. Warum willst du, daß ich vom Sockel heruntersteige und mich unter die Menge mische? Ich blicke aufwärts gleich der Statue Apolls .... sei du der Stern am Himmel, kalt und leuchtend! Dann werden meine Augen ewig zu dir aufblicken!"*) (Ebenda). Mit diesen Worten schließt der Brief ieronims. — Dem Kate Euthanasius' folgend, der ihm geschrieben hatte, er solle nicht Mönch werden, sondern „ein vernünftiger Jüngling" bleiben, denn er selbst ist kein Mönch, sondern ein Eremit geworden (0/107), hat leronim das Kloster verlassen und lebt in der Stadt. Eines Tages nimmt ihn Francesco mit sich und macht ihn mit Cesara persönlich bekannt, leronim hatte sie noch nicht gesehen, als er ihr jenen schrecklich pessimistischen Brief schrieb und jetzt ist er verblüfft. Nun entfernt sich Francesco, und wiederum findet eine sehr romantische Szene statt: Cesara kniet vor ihm und fleht ihn an, wenigstens ihre Liebe zu dulden, wie ein Kind geliebt zu werden. Doch ist er noch immer ernst und kalt, wie früher. Aber „je mehr er sie anblickt, desto schöner findet er sie" (S. 116). Er sagt ihr, er fühle in sich „eine Anbetung für sie, die sich vielleicht in Liebe verwandeln würde . . . wenn sie ihn nicht liebte" (S. 116). Als sie ihn noch immer anfleht, und ihr Unglück mit dem Freier Castel-mare erzählt, ist er tief bewegt, aber auch jetzt noch nicht :1M Ich habe diese Ideen zum Teil wörtlich angeführt, nicht nur weil sie für die Persönlichkeit E.s bezeichnend sind, sondern weil sie an die Grundidee und die Gnmd stimm ung seiner berühmtesten Dichtung, ..Der Abendstern" (Sar. LV1II) erinnern. 397 entschlossen. Er verlangt daher Zeit sich zu bedenken, denn er „habe ein sonderbares Herz und eine sonderbare Vernunft; nichts könne bis zu ihm unmittelbar durchdringen"*) (S. Höf.). Er selbst fleht sie jetzt an, sie solle mit ihm Erbarmen haben, denn „wenn einmal die Liebe in sein Herz dringen würde, so würde er an Liebe sterben" (S. 117) — ein echt romantischer Schluß. Unter dem Eindruck seines Zusammenseins mit Cesara, schreibt leronim dem Euthanasius einen Brief (S. 117f.) worin er mit Entzücken von ihr spricht und doch nicht zugibt, daß er sie liebt. Euthanasius ist aber ein besserer Psychologe; er antwortet ihm nur die paar Worte: „du liebst sie, mein lieber Sohn, ohne es zu wissen. Cinis et umbra sumus" (S. 118), Der Eremit hat Recht. Die Gestalt des Weibes hat das bewirkt, was ihr Brief nicht bewirken konnte. Die übermenschliche Gesinnung des jungen Skeptikers wird von dem Menschlichen in ihm besiegt. VI. Die Gefühle Ieronims für Cesara sind ihm noch nicht ganz klar. Er fühlt sich in ihrer Anwesenheit wohl, doch ist es ihm noch lieber, fern von ihr zu träumen. Wenn er sich aber neben ihr sieht, „hat er jene Freiheit zu träumen nicht mehr, die das eigentliche Wesen seines Lebens war und das einzige Glück einer zufriedenen Natur ohne Liebe und ohne Haß" (S. 119). Doch bald muß Ieronims träumerische Liebe eine menschlichere Form annehmen. Eines Nachts wandelt er durch den Garten des Palastes Bianchis, des Vaters seiner Angebeteten. Plötzlich erscheint ihm Cesara, in deren Augen nicht mehr „die dunkle Liebe und der dunkle Wunsch blitzen", sondern *) Man möchte glauben, es sei ein Selbstbekenntnis E.s, wenn leronim sich derart charakterisiert: „Ein Gedanke bleibt bei mir tagelang an der Oberfläche des Geistes, er berührt mich weder, noch fesselt er mich. Erst nach vielen Tagen dringt er in das Innere und dann wird er durch andere, die er dort findet, vertieft und faßt Wurzel" (S. 117). In der Tat war das Innenleben E.s ein derartiges, was am meisten seine lyrischen Gedichte beweisen. — 398 — ..stille und melancholische Ruhe liegt" (S. 120). Sie setzt sich neben ihn, „in den Schein des Mondes" (S. 121); berührt seine Hand nicht und bleibt ganz still, Er nähert sich ihr und glühend flüstert er: „Sieh den mitternächtigen Mond — schön wie ein Kind von zwei "Wochen und — kalt . . . fühlst du nicht, daß aller Lebensschmerz, alle Sehnsucht, alles Streben aufgehört hat beim Anblick dieses herrlichen Gemäldes, zu dem auch du gehörst" (S. 121). Inmitten dieses Zaubers der Natur gesteht er ihr, daß er sie liebt. Dann umarmt und küßt er sie leidenschaftlich. — Auf einmal bemerkt Cesara, daß Castelmare in einem Dickicht versteckt sie belauscht, sie fürchtet, er werde leronim angreifen und fragt diesen, ob er das Schwert handhaben könne. Selbstverständlich kann er das — was kann ein romantischer Held nicht alles — und seine Geliebte bringt ihm das Schwert, das sie ihm umgürtet, — „indem sie die Gelegenheit benutzt leronim zu umarmen"! (S. 123). Dann trennen sie sich. Jetzt bringt der Dichter eine Szene, die den sonderbaren Charakter seiner Gestalten deutlich kennzeichnet. Cesara kann nun, nachdem sie allein geblieben, ihre Ruhe nicht mehr behalten; leidenschaftlich umarmt sie einen Baum und flüstert: „leronim ich beiße dich!", und sie schlägt mit den Fäusten den Baumstamm leronim aber, „von einer viel weniger sinnlichen Natur als sein Täubchen, bleibt nur in der theoretischen Überzeugung, daß er sie liebe" (S. 124). — Der Abschnitt schließt mit einem Zweikampf zwischen Castelmare und leronim, in dem Castelmare stumm zu Boden fällt. VII. Infolge des Zweikampfes droht leronim große Gefahr. Meister Francesco drängt ihn, die Flucht zu ergreifen; er will aber gleichgiltig der Gefahr entgegentreten. Da schreibt ihm auch Cesara ein Briefchen und fleht ihn au, sich in Sicherheit zu bringen; Castelmare sei nicht tot und wolle sich mit ihr vermählen; sie liebe aber leronim und wünsche den TodCastel-mares, daher solle sich leronim vor der Gefahr der Bestrafung retten; vielleicht würden sie sich noch einmal sehen. leronim nimmt eine Barke und fährt in das Meer. Nun geschieht eine 399 Reihe ungewöhnlicher Ereignisse, eines wundersamer als das andere. leronim war auf dem Meere eingeschlafen und seine Barke blieb zwischen Felsen hängen. Als er am andern Tage erwachte, sieht er sich in eine ganz unbekannte Gegend versetzt. Am gegenüberliegenden Strande des Meeres bemerkt er ein altes Nonnenkloster und einen Garten, der bis an das Meer geht. Dorthin konnte er aber nicht gelangen. Wohl aber entdeckt er ■—■ mit Hilfe eines geheimnisvollen beweglichen Felsens — die wundersame Insel Euthanasius'. In der Grotte findet er einen Zettel, aus dem er erfährt, sein Onkel sei schon tot. „Es bleibt nichts übrig" — hatte der Eremit geschrieben — „als das irdene Gefäß, in welchem das Licht eines reichen Lebens gebrannt hat; ich werde mich unter den Wasserfall eines Baches legen; Lianen und Wasserrosen sollen mit ihrem Wachstum meinen Leib umschlingen" (S. 128). „Der ewig frisch dahin fließende Bach soll mich auflösen und mit dem Ganzen der Natur vereinen; doch soll er mich vor Verwesung bewahren" — das ist sein letzter Wunsch.*) Nun durchforscht leronim sein neues Heim, überzeugt sich mit Freude, daß sein alter Onkel eine Menge wertvoller Bücher und tiefsinniger philosophischer Schriften hinterlassen hat, und er befreundet sich bald mit seinem kleinen Reiche, wo er ein glückliches Naturleben führt. VIII. Im letzten Abschnitt folgen die Ereignisse schnell auf einander. Am Tage, wo Cesara mit dem Markgrafen Castelmare sich vermählen sollte, stirbt der Markgraf Bianchi, ihr Vater, mitten in der Festesfreude. Cesara muß ein Jahr trauern und löst ihr Verhältnis zu Castelmare, der ie aber weiter verfolgt. Da zieht sie sich in ein Nonnenkloster zurück — wunderbarer Weise eben in jenes in der Nähe der Insel des Euthanasius. In den stillen Mauern des Klosters lebt sie zufrieden, indem sie ihr ganzes Glück in der Be w u n d erung der Natur sieht. An heilen Tagen badet sie in dem Meere *i Derselbe romantische Wunsch, voll erhabener Liebe zur Natur, mua Sar. LH) und „Mai am un kommt in den t« • i ii o u r der" (Sa lichten ,,(.) nu LXXVI) vor. I - -101) - und läßt ihren zaubervollen Körper von den Fluten bespülen. Es ist „eine Liebe mit dem Meer", sagt E. in romantischem Tone. Einmal wird sie von den Fluten bis an die Insel des Euthanasius getragen, betritt sie und kann die prachtvolle Schönheit der Gegend nicht genug bewundern. Als sie aber die Insel verlassen will, bemerkt sie erschrocken, daß es keinen Ausgang gibt und muß — nackt wie sie war — die Nacht dort zubringen. Als sie über den Teich hinüber gehen will und „das Wasser um ihre Fußgelenke zittert", erwacht in ihrer Brust eine Sehnsucht nach Glückseligkeit; „ihre Lippen waren trocken von dem Verlangen nach einem Kusse" (S. 132). In dem Hain angelangt „schien sie in dem Schatten der Bäume einer Marmorstatue gleich zu sein" — das beliebte Bild Ieronims in der Novelle und Eminescus in seinen Dichtungen. Plötzlich erblickt sie unter den Bäumen ... ihn. Er nähert sich. Und als sie sich erkennen, umarmen sie sich, glücklich wiedervereint zu sein. Sie blickt unaufhörlich auf ihn und vergißt ganz den Zustand, in dem sie sieh befindet. Damit schließt die Erzählung. Man hat den Eindruck, als ob der Dichter in jenem Bilde die wahre, von ihm und von vielen Dichterseelen erträumte Naturliebe symbolisieren wollte. Wie „Sermanul Dionis", so zeigt auch „Cesara" eine Synthese von Philosophischem und von Romantik, die derselben überaus reichen dichterischen Ph an tasie entspringen. Doch sind auch manche Unterschiede zu erwähnen. So tritt in den philosophischen Erörterungen neben dem Pessimismus ein starker Natur Optimismus hervor. Man kann, wenn man sich in die Ansichten Euthanasius' vertieft, eine Beeinflussung Eminescus durch Rousseau, den er mit Vorliebe gelesen und studiert hat, nicht verkennen: Kulturpessimismus und Natur Optimismus, d. h. Liebe zur Natur sind hier wie dort zwei eng verbundene Elemente. Dagegen finden wir in „Sermanul Dionis" einen dunklen Mysticismus, der dem Naturoptimismus nicht widerspricht — denn die Natur als Allmacht ist ja selbst ein mystisches Element — der aber über die Grenzen der Natur hinaus den Sinn des Lebens und der Welt — 401 — zu deuten bestrebt ist. Was die Romantik anlangt, so weist sie in „Cesara" auf dieselben Bestandteile hin, wie im „Sermanul Dionis": überschwengliche Liebe und Naturbegeisterung; nur daß in „Cesara" diese romantischen Elemente die überwiegenden sind, dagegen in „Sermanul Dionis" das Phantastisch - Schauderhafte überwiegt. Auch ist die Romantik „Cesaras" reicher an Formen und Farben als die des „Sermanul Dionis". Schon das Milieu und die Personen der erste reu stehen auf einem ausschließlich romantischen Boden: die Handlung spielt in Italien, im Mittelalter, die Personen sind Mönche, Eremiten, Ritter, Maler und eine Gräfin. Dann sind auch der Gang der Novelle und die vielen Episoden echt romantischer Art Es tritt uns hier eine ganze romantische Welt vor Augen, während in „Sermanul Dionis" erst im Traume und auch dann nur zum Teil, eine solche Welf vorhanden ist, im übrigen aber nur vereinzelte romantische Personen und Begebenheiten vorkommen. „Sermanul Dionis" enthält mehr Kraftgenialisches in sich; es ist eben eine Jugendschrift des Dichters, „Cesara" wirkt, wenn nicht so gewaltig, um so klarer und um so harmonischer; man bemerkt gleich, daß diese Novelle einige Jahre später verfaßt worden ist, in weichen der Dichter sowohl seine philosophischen Anschauungen, wie auch seine Romantik deutlicher und einheitlicher gestalten und mit vielen neuen Kenntnissen, Eindrücken und Erfahrungen bereichern konnte. — Die Handlung der Novelle ist — ihrer romantischen Natur gemäß — ebenso märchenhaft, wie die des „Sermanul Dionis". In keiner dieser Novellen läßt sich irgend eine psychologische Begründung der Ergebnisse finden; eine solche darf auch nicht gesucht werden, wenn man es mit derartigen Phantasieerzeugnissen zu tun hat. Doch finden wir in „Cesara" manche wertvollen psychologischen Tatsachen und Bemerkungen, wie in den Schilderungen der Liebe bei Cesara und bei leronim oder in der weltfremden Haltung eines so erfahrenen Eremiten wie Euthanasius. Das Wichtigste aber hinsichtlich des Inhaltes, bleibt auch bei dieser Novelle die subjektive Grundlage: das Weigand, 10. Jaliroßbonclit. 26 Gefühlsleben und die Ideenwelt, die aus ihr sprechen und das Gefühlsleben und die Ideenwelt des Dichters selbst nach vielen Richtungen hin erklären. VIII. E.s Märchen und kleinere Erzählungen. Neben den umfangreicheren, besprochenen Novellen verdienen auch die kleineren Schriften E.s unsere Beachtung, besonders insofern, als sie für die allgemeine Beurteilung des Dichters und seines Schaffens Beiträge liefern. 1. Märchen. In seinem „Fät-frumos din lacrima" (Nov. 3 ff.), das von hohem ästhetischen Werte ist, hat E. eines der schönsten rumänischen Märchen geschrieben. Den Stoff lieferte ihm die rumänische Volksliteratur, die Bearbeitung aber hat der Dichter in einer meisterhaften romantischen Manier durchgeführt. Diese Mischung von volkstümlichen Elementen mit künstlerischer Romantik gibt dem Märchen einen besonderen Reiz. Der Held des Märchens ist Fät-frumos [wörtlich: Schöner Junge, Bel-enfant, eine der häufigsten und beliebtesten Heldenfiguren in der rumänischen March en Literatur] *) In ihm vereinen sich all die wunderbaren Gaben mit denen die Volksphantasie die Heiden schmückt. In erster Linie ist er das Urbild des männlichen Mutes und der männlichen Schönheit, dem die Herzen aller Guten, aber auch die der mit Zaubermacht begabten Mädchen huldigen. Er ist so zu sagen die romantischste Figur der rumänischen Märchen; daher ist es auch kein Wunder, daß E. sich zu dieser Gestalt hingezogen fühlte. Der Inhalt des Märchens läßt sich, kurz gefaßt, wie folgt darlegen: Ein Kaiser, „der in seinem Leben nie gelacht" (S. 3) und der seit 50 Jahren mit einem Nachbarn Krieg führte, fühlte sich unendlich unglücklich, daß er keinen Sohn hatte, *) Näheres über Fät-frumos s. bei Säineanu, Basmeie romine 'Bucuresti 1895) Index S. 1037; S. 610 findet man auch eine Inhaltsangabe von diesem Märchen. dem er „die Erbschaft seines Hasses" hinterlassen konnte. Die junge Kaiserin, mit goldenem Haare und blauen Augen [E.s Ideal weiblicher Schönheit], weinte darüber Tag und ; Nacht; sie bat das Bild der Mutter Gottes, „der Mutter der Leiden", ihr ein Kind zu schenken. Da „wurden die Lider des Bildes naß und eine Träne floß aus dem schwarzen Auge der Mutter Gottes". Die Kaiserin nahm diese Träne in sich auf und wurde davon schwanger, und so entstand „Fät-frumos din lacrimä". Der Kaiser lächelte und die Sonne selbst lächelte und das ganze Reich wurde von Freude erfüllt. Als er groß geworden war, machte sich Fät-frumos auf den Weg, um die feindlichen Armeen, die seinen Vater bedrohten, zu schlagen. Nach manchen Schicksalen begegnete er auf seinem Wege einem Mädchen (auch mit goldenem Haare und blauen Augen), das ein Wunder von Schönheit war, und verliebte sich in sie. Sie war aber die Tochter der „Mama Pädurii" [ein (Wald) Ungeheuer, s. Säineanu, Basme S. 1056] und er mußte zuerst diese töten, um das Mädchen mit sich nehmen zu können. > Er führte diese Heldentat aus und verließ dann seine Geliebte, die schöne Ileana [Name, der in den rumänischen Märchen ein schönes Mädchen oder eine Fee bezeichnet], um neue Heldentaten zu vollbringen. Lange Zeit kam er nicht mehr zurück und Ileana beweinte ihn, da sie ihn tot glaubte, so bitterlich, daß sie blind wurde. Aus ihren Tränen entstand ein Bad und in dem wüsten Garten, wo sie sich verborgen j hatte, wuchsen gelbe, trauernde Blumen — „die Blumen des i Leidens" (S. 28). Da nähert sich aber eines Tages Fät-frumos seinem Palaste; die Kaiserin hört das Geräusch seines Kommens, nimmt eine Handvoll Tränen aus dem Bad und bespritzt den I Garten. „Die gelben Blätter wurden grün wie der Smaragd; 1 die trauernden Blumen wurden weiß wie schimmerndes Perl- * mutter — und wegen dieser Tränentaufe erhielten sie den Namen Tränenblümchen" (S. 28). Als Fät-frumos und Ileana sich wiedersehen, „erglüht der Vollmond wie ein goldenes Gesicht an dem tiefblauen Himmel" (S. 28 f.) — dieses bei E. so beliebte Bild mußte auch im Märchen wieder auftauchen. — 404 — „Im Nachtwinde badete Fat frnmos sein Angesicht im Tränenbade, dann hüllte er sich in den Mantel, den sie ihm aus Mondstrahlen gewebt, und legte sich schlafen im Blumenbeete; auch die Kaiserin legte sich neben ihn und träumte im Schlafe, die Mutter Gottes hätte zwei blaue Morgensterne vom Himmel genommen und auf ihre Stirne gesetzt" (S. 29). Am folgenden Tage konnte sie wieder sehen und bald darauf wurde eine prachtvolle Hochzeit gefeiert. In romantischer Manier nimmt auch die Natur an dieser Hochzeit teil, ebenso wie in der Dichtung Cälin (Sar. XXXI)1, die mit demselben Bilde endet. „Borta vintului", das in den Manuskripten E.s gefundene Märchen, ist nur eine unvollendete Skizze. Sein Gegenstand ist ein humoristischer: ein armer Mensch, der aus Ärger darüber, daß ihm der Wind ein Gefäß voll Mehl zerstreut hatte, sich auf den Weg macht, um das Loch des V/indes zu verstopfen. Dieser originelle Gedanke scheint in der rumänischen Märchenliteratur zuerst von E. gefunden worden zu sein; auch Säineanu, dessen Werk bis jetzt das vollständigste auf dem Gebiete der rumänischen Märchen ist, erwähnt ihn nicht. — Die Skizze ist in Sprache und Stil dialektisch gefärbt, z. B. lautet das Perfektum o muncit statt a muncit, acu für acum, cela für acela; weiter haben wir volkstümliche Ausdrücke: m'o viclenit Inda inselat], so gätit ostirea [s'a pre-gätit ostirea] u. a. Ferner beachte man die Wörter: sumuiog (bouchon de paille, altes Wort von dem Chronisten N. Costin gebraucht, — Dame, Dich roum.-franc,), zimnic (moldauisch) auch semnic (hutte dans la terre, oü Ion garde les niches pendant Y hiver, Dame); sufragiu (domestique qui sert ä table, Dame), bäcäi (battre, faire tic-tac, Dame) u. a, 2« Kleinere Erzählungen. Eine köstliche humoristische Erzählung ist „La aniversarä" (Zum Geburtstage), die E, selbst eine «originelle Erzählung" genannt hat. Der Gegenstand (Nov. 86iE) ist, wie in den meisten seiner literarischen Schriften, die Liebe. Mit viel Humor und scharfer Beobachtungsgabe schildert E. einige entzückende Liebesszenen zwischen zwei jungen Herzen: Emiil, der noch das Gymnasium r — 405 — besucht, und seine Cousine Elis, die sich aber Gajus Julius Caesar Octavianus Augustus und Cleopatra nennen. Ein frischer, gesunder Zug belebt die Schilderung und die Szenen bezeugen viel psychologisches Verständnis. Da es sich um Liebe handelt und um die Schrift eines Dichters wie E., so kann selbstverständlich auch die Romantik nicht fehlen. Die Liebesszenen finden hier gleichfalls in „mondbeglänzter Zaubernacht" statt, und der verliebte Gajus Julius Caesar Octavianus Augustus flüstert wehmutsvoll seiner Cleopatra zu: „Der Mond verschönert die Welt, um unserer Liebe Avillen" (S. 90). Ich erwähne noch — als etwas für den Dichter Bezeichnendes — daß auch die Frauengestalt, die uns hier entgegentritt, „blond, sehr blond" (S. 85), der Geliebte aber „ein wenig poetisch gestimmt ist" (S. 86). „St. Gheorghe in oras si la tarä" (der St. Georgstag in Stadt und Land; Nov. 137ff.) macht uns neue Momente aus der Gefühls- und Stimmungswelt E.s bekannt. Diese Erzählung, die er treffend und originell mit dem „Finger ge-^ zeichnete Bilder" genannt hat, stellt im warmen Tone das stille patriarchalische Leben auf dem Lande dar. Es ist dies eine Schilderung, die das Interesse und die Liebe des Dichters für das Volkstümliche, für die Sitten und Gebräuche auf dem Lande deutlich beweist. Die Erzählung ist im Jahre 1877, am 14. September (Nov. 157, Anm.), veröffentlicht worden. ' Zu jener Zeit steckte E. schon in dem unruhigen politischen I Tun und Treiben drin; wie sehr ihm dieses, wie überhaupt 1 das städtische Leben, mißfiel, erklären die folgenden Be- merkungen, mit v/eichen er seine Erzählung schließt: „Und wir!? — Wir lesen die Akten über die Anklage der gewesenen Minister, die Kriegsgerichte, die Mahnungen der Hausbesitzer [der Tag des hl. Georg ist in Rumänien ein Termin für die f Mietszahlung] und wägen unsere schwarzen Sünden unter der grünen WTeide ab. Eine schöne Beschäftigung" (S. 141). Als einen grellen Gegensatz zu dieser trüben Stimmung stellt er das Leben auf dem Lande hin, das ihn, den Denker, der so off pessimistisch gestimmt, zu dem kräftigen optimistischen —• 406 — Ausruf veranlaßt: ..Jawohl! Schal ist das Leben, schal für die Menschen mit leerem Herzen und hohlem Kopfe!" (8. 141). ' Es wäre noch die kurze Erzählung „ Sinucid ere " (..Selbst- \ mord"; Nov. 1.34 ff) zu nennen. Ein wirklicher Fall von Selbst- 1 mord eines in Ungnade gefallenen russischen Offiziers, der ' sich vor dem Zuge des Zaren auf dem Bahnhofe in Jassy das Leben nahm, bildet den Gegenstand dieser Erzählung. Obwohl sie keinen Anspruch auf literarischen Wert erheben kann, so ist sie doch interessant wegen der Wärme und Sympathie, womit E. das traurige Schicksal jenes Unglücklichen bespricht, Abkürzungen und Literatur. Adamescu, Notiuni de ist. limbii si fit. rom. Ed. II Buc. 1S96. A. D. = Ar. Densusianu, Literatura bolnavä. ..Revista criticä- literarä". II. 193 ff., 386 ff An. = Anuarul „Societätii pentru crearea unm fond de teatru rom in". Arch. = „Archiva", Zeitschrift, Jassy. "V B. p. t. = ..Biblioteca pentru toti", Alcalays Ausgabe der Gedichte Eminescus. 1 C. d. a, = „Culegere de articole d'ale lui M. Eminescu". Bucuresti, 1S91. Cl. d. 1. == „Clipe de liniste", novele de A. Vlahuta. C. L. = „Convorbiri Literare. Ch. Lit. pop. = II. Chendi „M. Eminescu, opere complete", I. Literatura popularä. Bucuresti, Editura „Minerva" 1902. ' Cr. = Cristea Dies „Eminescu elete es niüvei* 1895. Sza-mosujvär. Div. = Diverse, Sarasa. E. = Eminescu. Ed. M. = Editia Maiorescu (Poesii de Eminescu). Fam. = „Familia" Illustriertes Familienblatt in Gross wardein-G. T. = „Gazeta Transilvaniei" Zeitung in Kronstadt. Gram. St. Cr. = Grama, Studiu Critic „Mihail Eminescu". Blaj 1891. — 407 — Grig. = Grigorovitza, Em. „Deutsche Uebertragungen aus den auserleseneren Dichtungen des verstorbenen rumänischen Poeten Michail Eminescu". Bucarest, 1892. Igh. = Ighel Ilie, „Incercare criticä asupra lui Eminescu". Bucarest, 1890. I. L. C. = I. L. Caragiale „Note si schite". Buc. 1892. M. E. = „Mihail Eminescu", Festnummer der Zeitschrift ..Floarea-albasträ", Buc. Nov. = Novele, Saraga, N. R. R. = „Nona Revista Rominä". Buc. Omagiu = „Omagiu lui Titu Maiorescu", Buc. 1903. p. p. = „Poesii postume" de Eminescu (Editia Hodos). Petr. = I)etrnscuN. „Mihail Eminescu", studiu critic, Buc. 1892. P. s. Y. = „Prosa si Versuri"; Mortun, lasi 1890. R. Dicht. = „Rumänische Dichtungen". Deutsch von Carmen Syiva u. Mite Kremnitz. Bonn 1889. Rad. = Rädulescu „Ueber das Leben u. die Philosophie Contas", Leipzig 1901. Diss. ßev. C. = „Revista criticä-literara, Zeitschrift in lasi. ßud. = Rudow W. „Geschichte des rumänischen Schrifttums bis zur Gegenwart". Wernigerode, 1892. gar. = Saraga: „M. Eminescu, Poesii complecte". Scr. = „Scrisori caträ Cornelia Emilian si fiica sa Cornelia". Henr. si M. Eminescu, lasi, Saraga. „Trib." = „Tribuna" Zeitung in Hermanstadt. Vlah. ■== Vlahutä. Zos. = Zosin „Substratul patologic in pessimismul contem-porean", Buc. 1900. Außer den in der Abhandlung angeführten Hilfsquellen, habe ich noch folgende benutzt, die aber hauptsächlich im zweiten Teile meiner Arbeit über Eminescu (Die Dichtung und die allgemeine literarische, ästhetische und philosophische Beurteilung E.s) verwertet v/erden. Biese, Alfr.: „Die Entw. des Naturgefühls im Mittelalter u. in d. Neuz.", Leipzig 1892. 1 — 408 — Brandes. Gr.: „Die Hauptströmungen der Litteratur des neunzehnten Jahrb." Caro, E.: „Le pessimisme au XIX"e siecle". Paris 1878. Gherea, C. D.: „Studii Critice", II; Buc. 1890. Hart mann, Ed., v.: „Zur Geschichte u. Begründung des Pessimismus". II. Aufl. Leipzig. Hettner, IL: „Dieromantische Schule...",Braunschweig 1850. Hildebrandt, Alfr.: „Vedische Mythologie". I. Bd. Breslau, 1891. Maiorescu, T.: „Critice", II, Buc. 1892. Müller, Max: „Essais sur l'histoire des religions", traduit en franc, par George Harris. Paris 1879. Oldenberg, H.: „Buddha". Berlin 1890. Paulsen, Fr.: „Immanuel Kant". Stuttgart 1898. — — „Schopenhauer-Hamlet-Mephistopheles". Berlin 1900. Pencioiu, G. D.: „Incercäri critice. Prosa lui Eminescu (Särmanul Dionis)". Craiova, 1890. Pfleiderer, Edim: ..Der moderne Pessimismus", „Deutsche Zeit- und Streitfragen", Berlin 1875. Plümacher O.: ..Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart". Heidelberg, 1884. Schopenhauer, Arth.: „Die Welt als Wille und Vorstellung", Reclam I, II. Schroeder, L., v.: „Indiens Litteratur und Kultur". Leipzig, 1887. Sully, lames: „Le Pessimisme", traduit de langlais par Alex. Bertrand et Paul Gerard, Paris, 1893. Volkelt, L: „Arthur Schopenhauer". Stuttgart, 1900. Wassiljew, W.: „Der Buddhismus", St. Petersburg, 1860. Ol Der Ursprung der rumänischen Präpositionen von Hans Moser. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, eine vollständige Geschichte der rumänischen Präpositionen zu geben, da für eine so weit ausgreifende Arbeit noch immer Mangel an Material besteht. Ich hatte mich deshalb im wesentlichen auf die historische Entwickelung der Formen zu beschränken, dabei bestrebt, unter möglichst umfassender Zusammenstellung derselben aus dem Dakorumänischen und seinen Dialekten auf Grund lautgeschichtlicher Untersuchung das gesteckte Ziel zu erreichen und ein möglichst übersichtliches Bild von dem Formenbestand und der lautlichen Entwickelung der rumänischen Präpositionen zu schaffen, während die Syntax derselben ganz unberücksichtigt bleibt, oder doch nur dann herangezogen wird, wenn dies für die Erklärung einer Form nützlich erscheint. An Vorarbeiten standen mir im wesentlichen nur einige Monographieen (A. Stinghe „Anwendung von pre als Akkusativzeichen", Jb. III, IV; A. Byhan „Entwickelung von e vor Nasalen in den lateinischen Elementen des Rumänischen", Jb. III, wo über in gehandelt ist; E. Bacmeister „Kasusbildung des Singular im Rumänischen, Jb. IV, cap. IX ff., der die Präposition a beleuchtet; R. Geheeb „Prosthetisches a und s im Rumänischen", Jb. V; Meyer-Lübke über die Präp. spre in Gröbers Zeitschr. 22, 496; ferner A. Byhans .Jstrorumänisches Glossar", Jb. VI; die Abhandlung von Bär- 1 -- 410 — bulescu „Fonetika eirilske azbuke" u Zagrebu 1899 und Papahagis Meglenstudien „Romänii diu Meglenia" 1900 unu. „Megleno-Romanhr 1902) zur Verfügung. Die Präpositionen sind im Rumänischen sehr entwickelt: auffallend ist, daß hier zur Darstellung präpositionaler Verhältnisse häufig zwei, drei und noch mehr Präpositionen verwandt werden. Die daraus entstehende Schwerfälligkeit des Ausdrucks wird indes einigermaßen ausgeglichen durch Zusammenziehung zu Wortganzen, so de In > din, pre in > prin, doch erstreckt sich dieser Prozeß kaum über die Verbindungen mit in, intru, intre, a und spre hinaus. Der Entstehung nach zerfallen die rumänischen Präpositionen in folgende Klassen: I. alte, ererbte: a, cäträ, cu, de, in, intre, pre (pe), spre, sub (supt). II. ältere oder jüngere, durch Zusammensetzung gebildete, die z.T. ineinander verwachsen sind, sodaß die Bestandteile kaum noch erkannt werden, z. T. noch deutlich ihre Bestandteile erkennen lassen. Sehr viele der letzteren, meist die allerjüngsten, und besonders im Dakorumänischen üblichen, werden noch getrennt von einander geschrieben wie z. B.: de cäträ, de cu, und andere mit de verbundene. Verwachsen sind: despre, din, dintre, dinspre, dupä, inspre, peste, und andere mit pe verbundene: prespre, preste, prin, printre. III. Ursprüngliche Adverbia, die, meist in Verbindung mit Präpositionen, jetzt zu Präpositionen geworden sind; z. B, afarä de, aproape de, asupra, dincoace de, dincolo de, färä (de), dinainte de, departe de, drept, inainte de, inäuntru de, intru (dintru), la, (pe) längä, pänä (la), printru, pentru u. a. m. IV. Eine Menge adverbialischer Ausdrücke, deren Hauptbestandteil meist ein Substantivuni ist, die auch ganz im einheitlichen Sinne einer Präposition gebraucht werden, z. B. aläturea cu ..neben", fatä cu „angesichts", imprejurul „um — herum" u. a. m. — 411 — Hierzu kommen noch die fremden Präpositionen, die aus dem Slavischen, Ungarischen und Neugriechischen übernommen sind. In Bezug auf die Elemente der Zusammensetzung lassen sich die Präpositionen einteilen in eigentliche und uneigentliche: die eigentlichen Präpositionen sind rein präpositionaler Bildung, mögen sie einfach oder zusammengesetzt sein, die un.eigentlichen sind solche, die aus dem Zusammentreten eines Adverbs oder eines Adjektivunis oder Nomens mit einer eigentlichen Präposition, oder auch ohne eine solche (vgl. drept) entstehen. Von praktischem Werte ist diese Einteilung nicht, da ein ..pentru für" genau so als Präposition gefühlt wird, wie ein „prin durch", obgleich er st er es aus einem Adverb entstand; dagegen ist es für die Syntax von Bedeutung, die substantivischen, d. h. mit Artikel versehenen Präpositionen besonders zu behandeln. Die Zahl der uneigentlichen Präpositionen ist sehr groß; soweit dabei das Adverb in Frage kommt, gehört ihre Behandlung zum Adverbium, soweit Nomen oder Adjektivum, in das Bereich des etymologischen Wörterbuchs. In der vorliegenden Arbeit habe ich nur einige dieser Bildungen behandelt, die, wie improtiva, aläturea cu, infolge besonders häufiger Anwendung ganz als Präpositionen gefühlt werden. Der Einfluß fremder Sprachen auf die Entwickelung des Rumänischen ist auch bei den Präpositionen wahrzunehmen, insofern das Rumänische eine Anzahl fremder Präpositionen aufgenommen hat, die indes meist nur in der Schriftsprache üblich waren. Von diesen Lehnwörtern mögen einzelne noch in der ersten, rumänischen Literaturepoche, nach Gaster Chrest, roum. Introd. pag. XIV: de pe la inceputul literaturei romäne pänä la stabilirea Fanariotiior pe tronul MoldoveT si al Munteniei adicä de pe la mijlocul secolului al XVI -lea pänä la inceputul secolului al XVIII -lea, auch in der Volkssprache gelebt haben; improtiva mit seiner rumänischen Form ist lebendiger Bestandteil des rumänischen Sprachguts geworden. Archaische Entlehnungen aus dem Slavischen sind T — 412 — trk, kt*, Ck. ivt, or, dialektisch lebende za, do, po, na, jimi. Im dial. pri (Meglen) kann sich slavisches pri mit altem, romanischen pri treffen, während arom. pri rein rumänisch erscheint. Aus dem Magyarischen stammen altes in aleanul, ferner das an der Theiß und Samosch gebrauchte altal „durch" und kerestul „querdurch"; aus dem Neugriechischen endlich das arom. naniesa di „inmitten", a/nanga di „gegenüber", kata „gemäß". Bei der Untersuchung und Beurteilung des Lautlichen war grundsätzlich zu beachten, daß die Präposition kein selbständiges, unter eigenem Wortton entwickeltes Redeglied ist, daher wie eine satzunbetonte Silbe behandelt werden muß. Die Satzphonetik erzeugt in der stets wiederkehrenden Verbindung bestimmter Worte allmählich neue Worteinheiten, die alsdann nach den für das Wortinnere geltenden Gesetzen beurteilt werden müssen (Th. Siebs „Anlautstudien'', Ztsehr. f. vergl. Spracht. XXXVII, 17 pag. 290). Erst durch die Erkenntnis dieses Umstandes erschließen sich lautliche Abweichungen auf dem Gebiete der Präpositionen, die nach bisher bekannten Regeln über unbetonte Vokale nicht ohne weiteres zu durchschauen waren, zumal dabei die regressive Vokalharmonie eine Rolle spielt. Die regressive Vokalharmonie (die Übereinstimmung von Vokalen in ein und demselben Worte, die hervorgerufen wird durch den Einfluß eines Vokals auf einen Nachbarvokal s. Storch, „Vokalh. im Rum." pag. 2) tritt unter anderem dann ein, wenn dem Hauptton zwei vortonige Silben voraufgehen; vgl. lat, Sanitätern > sänatäte. Diese Regel war herbeizuziehen, um die lautlichen Verhältnisse mehrerer zweisilbiger Präpositionen klarzustellen (vgl. pänä, färä, cäträ). Die Tonlosigkeit der Präposition führt mehrfach bis zu vollständigem Vokalschwund, vgl. lat. super > spre, auch färä >> fär, pänä >> ppn; im Konsonantismus zum Schwund des postkonsonantischen r: pre > pe, cäträ > koto; intru wird, dakorumänisch vor un gesprochen wie int', arom. tru neben tu. Die meisten un ei gentlichen Präpositionen bieten, da — 413 — sie sich unter eigenem Wortton entwickelt haben und heute noch neu entwickeln, lautlich nichts der besonderen Erwähnung Wertes. Die vorliegende Abhandlung wird sich damit zu befassen haben, die rumänischen Präpositionen nach ihrem Ursprung, sowie nach ihrer lautlichen Entwickelung im Rumänischen und seinen Dialekten seit ihrem ersten Auftreten in der Literatur zu untersuchen. Für die Beurteilung der lautlichen Entwickelung waren nicht nur sämtliche in der Literatur überlieferten, älteren Formen jeder Präposition zusammenzustellen, sondern, wie erwähnt, auch die entsprechenden in den Dialekten des Rumänischen, wobei sich ergab, daß verschiedene dakorumänische Präpositionen in diesen Dialekten nur teilweise, zwei gar nicht, vertreten sind. Es fehlen v v' im Aromunischen: despre, spre, improtiva, printre, pentru. v v -/ i '' * im Megl,en: a, despre, dintre, improtiva, intru, pentru, printre, printru. im Is frischen: dintre, dintru, improtiva, längä, printru, spre. Zur Feststellung des ersten Auftretens der einzelnen Präpositionen in der Literatur wurden benutzt die beiden ältesten Denkmäler der rumänischen Literatur, der Cod. Voro-netean (Cernäuti 1885) und der Cod. Scheian (Bukarest 1889), sowie Gaster, Chrestomatia romänä (Leipzig-Bukarest 1891). A. Rumänische Präpositionen. a „zu, nach". Dr. a ist altes, ererbtes Sprachgut, vgl. lat, ad, und lautlich exact aus diesem entwickelt schon in vlt, Periode durch Abfall des Dentals im Auslaut. In den verwandten Sprachen vgl. ital. a, span. ä, franz. ä. Im Rumänischen ist a nur noch 4" 1 — 414 — wenig in Gebrauch und meist durch andere Präpositionen, wie la, vertreten. Dialektisch findet sich a im Meglen und Istrischen nur noch in ganz vereinzelten Spuren. Seine Kürze, vielleicht auch der lautliche Zusammenfall mit dem Pronomen a, haben bewirkt, daß es durch das vollere la verdrängt wurde. Über a im heutigen Dr. sagt Hasdeu (Et. Magn. I): „In limba moderna aceasta prepositiune s'a inlocuit aproape pretu-tindeni prin sinonimul la; se pastreaza insä mal cu staruinta in graiul poporean, si mai ales in vechile texturi. Func-tiunea ei fundamentala este de a exprima positiune exterioara fie materialä sau moralä." Auch Tiktin sagt (Gr. rom. § 317, 2): „o prepositiune simplä este si vorba a, numai cä intrebüintarea et e forte märginitä." Zum Gebrauch von a im Dr. vgl. Ausdrücke wie seamana a Grec, miroase a fum, pute a pelin, barometrul stä a ploaie, ferner, um das possessive Verhältnis anzugeben, vitele a patru sate, domn a multe türme de oi, wie ähnlich franz. etwa chevalier au lion; a hat sich indessen erhalten vor dem Infinitiv; es heißt stets a face, a gerne, wie franz. ä faire. In den dr. Dialekten vgl. a im Banatischen in adverbialen Ausdrücken, wie a vale, a munte, a oare, a casä, in der Theißgegend, im nördlichen Transsilvanien a muno, auch a umeri „auf der Schulter" (Weigand „Samosch- u. Theißdial. pag. 40). Im Aromunischen wird a in weiterem Umfange als im Dr. bei der Flexion gebraucht. Es dient zur Darstellung des genetivischen und dativischen Verhältnisses, z. B. domnu su a agrului „der Herr des Ackers" (Ar. II, 119, 17); diu kap a fitsorui „vom Kopfe des Knaben" (Ar. II, 122, 12); a muleri sai „zu seiner Frau" (Ar. II, Nr. 123, 5), a puntilei „der Brücke" (Ar. II, Nr. 96, 48), a surori a tale; a mästurilor ia lo dzuse (Ar. II, Nr. 96, 105), und beim Pronomen: a cui, a lui, a lor, a tsia, a nia (dr. nur mie, tie). Im Meglen ist a völlig ausgestorben, weder die Flexion hat es bewahrt (vgl. fratelui Gen., ia frateli Dat.; fratsiior, — 415 — fratelor Plur. Gen., la fratsili Plur. Dat.), noch findet es sich als Präposition; selbst als Präfix fällt es; vgl. dunare „sammeln", dr. adunare; auch für a kaso tritt ein kaso ein. Die Funktion von a ist hier tatsächlich von la übernommen. Auch im Istrischen finden sich nur wenig Spuren der Präposition; so zeigt sich in der Flexion neben lu aretu (Gen. und Dat.) und lu fetsor (Plur.) selten ein a lu, welches, den mir zugänglichen Texten nach, fast nur beim Dativ auftritt, a lu un peklar „einem Bettler", a lu nostri duznic „unsern Schuldigern" (Tatäl nostru, Gast. b. 283). Die Präposition a, ohne lu, findet sich nur beim Dativ des Personalpronomens; dae a noi „gib uns" (Gast, b. 284). Sehr wahrscheinlich liegt hier indessen das italienische a vor. Dem megl. kaso entspricht hier ebenfalls nur ein kose, doch führt Weigand daneben a kose an („Bomania" XXI, pag. 250): za göspodar a kose; auch a munte ist vorhanden (Jb. VI, 182). afarä de s. färä. r\ aläturea cu (de) „neben". • Die Präposition ist eine uneigentliche, mit Substantiv ' adverbialisch gebildete; sie ist nur dr. und in den ältesten Texten nicht erweisbar; der Cod. Vor. zeigt nur die Pluralformen A<\TfyHi coanträ an, worin a + n vor dem stimmlosen Dental zum ge- — 417 — deckten Vokal geworden wäre. Miklosich (Slav. El. Glossar), denkt an cotrö „wohin". Lat, contra mußte indessen urrum. zu cuntro werden (vgl. alb. kundrp), woraus kutro, und, nach Schwund der Nasalität, kutro, wurde (cfr. cit aus eint y quantum). Durch regressive Vokalharmonie ergab sich dann regelrecht kptro, d. i. cäträ. Als moderne Bildung, adverbialisch satzbetont, ist dr. in-contra c. gen. „gegen" aufzufassen, dagegen ist incotrö „wohin", aus incäträuä, welches lat. in contra ubi wiedergibt, über in-cätro (o häufig aus äu oder uä) durch Vokalharmonie entstanden. Das heutige Dr. schreibt cätre neben cäträ, in Anlehnung an intre, inträ. In den dr. Dialekten zeigt das Banatische kotro, seltener kptp (Jb. III, 319), worin r postkonsonantisch in syntaktisch tonloser Silbe schwand, wie bei pre > pe, arom. tru > tu; vgl. auch fereasträ und fereastä, noasträ und noastä. In den Samosch- und Theißdialekten ist koto gewöhnlich, in der M o 1 d a u kotro; kotro boier (Jb. IX, 194). Das Aromunische hat kutro, kptro, kuto, kpto; di kutro „gegen, an", di kuto tsitsoare „an die Beine" (Ar. II, Nr. 56, 16). Auch hier findet sich contra (Bojadzi) als Adverb, aber auch wohl nur als Fremdwort (Jb. II, 21); sade contra „er widersetzt sich". Am Olymp wird allein kätä „nach hin, gegen", kätä la, gebraucht (Ol. W. 85). Das Meglen zeigt kutru (VI. Megl. 35), welches über altes cunträ > cuträ >> cutru entstanden sein kann, oder aber, und das scheint mir wahrscheinlicher, es ist neuere Bildung aus einem cätru durch regressive Vokalharmonie entstanden. Papa-hagi (Megl. Rom. 70) verzeichnet daneben noch ein eptru. Im Istrischen findet sich lautlich exakt kotre, da auslautendes ä hier zu e wird; kotre gospodoru „gegen den Herrn" (Jb. I, 134, 12 und* 152, 5), sonst küntru, ketra, coerä, cotro, contro, contra; coträ, cotro sind ungenaue Schreibungen, contro entspricht kroat, köntro, kontra, it. contro, contra (Byhan in Jb. VI, 253). Weigand, 10. Jahresbericht. 27 r — 418 — cu „mit". Im Cod. Vor. findet sich zweimal eine Konstruktion Koy c. dat., KorsKoporAors« (L 11) und KOipdiopit (CXLI, 4). Die dem Rumänischen unbekannte Konstruktion, welche Sbiera (Stud. asupra Cod. Vor. pag. 319) kurz vermerkt, ohne sie zu. erklären, möchte ich als eine Typübertragung aus dem Kirchen-slavischen auffassen, wo präp. Ck „mit" den Instrumental regiert, der in seiner Funktion dem rumänischen Gen. Dat. verglichen werden kann. Die lautliche Erklärung von cu aus dem natürlich zu Grunde liegenden lat. cum ist nicht so einfach, als es an sich scheinen möchte. Der Abfall von m im Auslaut bietet nichts Ungewöhnliches, aber es ist zu berücksichtigen, daß cum als Präposition im Wortkomplex nur einen Teil dieses Ganzen bildete und hier sein m nicht so ohne weiteres verlieren konnte, da dieses (bez. n) lautgesetzlich dann nur vor folgendem t (vgl. atät, cät, cäträ, die sämtlich auch satzunbetont gebraucht werden konnten), fiel. Dazu kommt, daß auch it. con, span. con, ptg. com, prov. com, cum (co) den Nasal erhalten haben. Zur Klarstellung der Frage ist, ähnlich wie bei pre (s. d.) auf die Einwirkung des entsprechenden Präfixes zurückzugreifen; lat, contremulo wurde lautgerecht cutremur, ebenso lat. con-tribulo >> cutreer, denen sich in der Folge ein cufund, cuprind, cuvine, sehr wahrscheinlich schon balkan-romanisch, anreihten. Erst dann wird auch bei der Präposition, w7o cum (resp. cun) und cu je nach der Stellung zusammenstanden, die eine Form das Übergewicht bekommen und die andere verdrängt haben, und zwar bereits in urrumänischer Periode, da sämtliche Dialekte nur cu kennen. Die vereinzelt auftauchende, alte Form KO (Gast. 43,14 und 364, 1; KW 151,39 ist dort zweifellos für KS verschrieben), ist nichts anderes, als die Bezeichnung einer offeneren, dialektischen Aussprache des Vokals u, wie avot für avut (Gast. 43, 17) oder conto für cSfitS (s. sub). de „von". Altrumänisch erscheint ,V häufig im Cod. Vor. I, 4: ,VKOV'-kchtc: einmal abweichend in der Form r\i (LXII, 1): der Cod. — 419 — Schei. hat ausschließlich Ag> der Cod. Lev. meist A*5 selten A", A'i (A' Tp8n8, Gast. 2, 40). Letztere Form ist in den alten Denkmälern selten. Dr. de aus lat. de ist gemeinrumänisch, und erscheint im Romanischen, wie schon lateinisch, besonders bei Angabe der Entfernung und Trennung; de ist altes Erb wort, vgl. franz. de, span. de, ptg. prov. de, it. di, und verbindet sich, meist ohne zu verwachsen, mit fast sämtlichen rumänischen Präpositionen, vgl. de a (Tiktin Gr. §§ 317, 324), de prin, desub, de cäträ, de la, de pe, de preste. Synkope von de liegt möglicherweise in dinsul, (de insu), vgl. AH'HC^ (Gast. 366, 28) vor. Für den Dialekt des oberen Olttales notiert Puscariu dingo aus de lingä. Eine Verdunkelung des Vokals von de zu du, wegen der Nachbarschaft des Labials, zeigt sich in der Kleinen Walachei in dupo für dr. de pe (Cod. Vor. A* nPe d^apl* CLI, 10, wie Cod. Schei. A* nP* cSc&tk CHI, 13), duposto für de peste (s. dazu dupä), dupungo für de pe längä, auch dupun für de prin (Jb. VII, 58); dg statt de ist großwalachisch, de, di ist moldauisch. In der Moldau wird de pe > dipi, dipa und hier verschiebt sich infolge Unsicherwerdens des Sprachgefühls auch die Bedeutung zu der von dupä „nach, hinter"; man sagt dipa casa-i grädina „hinter dem Hause ist der Garten" in Fundeni, dipi usä „hinter der Tür" in Piscu (Jb. IX, 187), daneben großwalachisch dopo; dopo vali (Jb. IX, 216). ImBanatischen erscheint dze, seltener dg; ersteres vorwiegend im Südosten, letzteres im Nordwesten des Gebiets. Der Grund ist, wue Weigand ausführt, in zeitlich verschiedenen Einwanderungen in dieses Gebiet zu suchen. Weiter zeigt sich in der Arader Gegend auch ge aus d'e. In Serbien wird nach Weigand d'e, d'ze, in Bulgarien de, d'e (d'i), in der Kleinen Walachei dze, d'e, de, dee, letzteres in Eunova, Cur-latel, gehört; es entspricht hier dze regelrecht pe (s. pre), so in Päunesti, dg einem pg in Prundeni, doch begegnen sich auch de und po, so in Roesti, Brezoi (Välcea); vgl. Jb. VII, 58. Die Moldau zeigt clzi, dg, di (de), d'i (Jb. IX, 177). 27* r — 420 — Das Aromunische hat di, da hier unbetontes e zu i wird; nur vor a neigt die Aussprache zu e; vgl. dealihea, di dealiKealui „wahrhaftig", deanda (denda) „seitdem". Am Olymp findet sich di, de. Das Meglen hat ebenfalls di (VI. Megl. 34) neben dem Kompositum dila. Es erscheint auch di pri zu dr. de pe und dazu mit Vokalverdunkelung dupri; dupri lantä lumi „de pe cealaltä lume", bei Papahagi (Megl. Rom. 78). Das Istrische zeigt nicht, wie zu erwarten, di, sondern mit ungeschwächtem Vokal de, doch findet sich ein dila neben dela (Mikl. SI. El. IV) und Byhan verzeichnet di lu cace (Jb. VI, 204). despre s. spre. din „von, aus". Der Cod. Vor. schreibt ,\uk , ah^> A'-P> vor Vokalen A'i.fvp; ,\'i.fvp A TpniAC iic>a$ (XVI, 7), der Cod. Schei. ,/M.jv (1,4), A«h (II, 12), (VIII, 3), A\n (XVIII, 6), vor Labialen, be- sonders stimmlosen, ,\eu, r\nu, r\\.f,M. Der ^od' Ijev- liat ^ (Gast. 4, 4ff.), wie er auch ,v -f^pt, npe ^ m ./KTpor schreibt; Coresi A* ^ (Gast- 18> 9)> neben ,yi ^ (Gast. 18, 14). Die Präposition din ist Kompositum aus urrum. de (di) und in; ein lat. *de in ist, in dieser Form wenigstens, nicht bezeugt (Diez, Rom. Spr. II pag. 738). Da dem zweiten Kompositionsglied in zu Grunde liegt, gelten für din in den Dialekten alle bei in zu beobachtenden, lautlichen Erscheinungen. Noch im 17. Jahrhundert findet sich die Schreibweise den und din (Häsdeü, Cuv. den bätr.), bis endlich, wie Tiktin meint, die Form mit geschwächtem Vokal durchdrang nach dem Gesetz, daß jedes geschlossene e vor Nasal zu i wird (Zschr. f. rom. Phil. 11. 67), was hingegen Byhan als schon urrumänisch erweist (Jb. III, 6). Die Form AÜKp ze^ Rhotazismus von in vor Vokalen. In den Dialekten hat das Banatische dun, dzin; ersteres tritt natürlich dort auf, wo dp (do + n >> dpn, dun), letzteres dort, wo dze gesprochen wird (s. de); dun satu miou (Jb. III, — 421 — 259), dun gund (Jb. III, 295). Auch in der Großen Walachei ist din die vorwiegende Form. An der Körösch und Marosch zeigen sich die Varianten dun, gin, din, dyin (Jb. IV, 282), entsprechend den Formen dp, ge, (gi), d'e, dye ebendort. In Serbien spricht man dzin (Jb. VII, 59) in Bulgarien din, din. Die Moldau hat dzin, dun, dpn, din, din (Jb. IX, 177); vgl. dum-brez-nalts (Jb. IX, 215), dim poduri (Jb. IX, 216). Das Aromunische hat nach Bojadzi noch altes di in; un di in tsitäte „einer aus der Burg" (Jb. II, 81), doch ist die gewöhnliche Form din; din astpngp „zur Linken"; vor Labial vgl. dim bade „von der Erde aus", vor Guttural din kasp. Bemerkenswert ist das gleichbedeutende deankasp, clr. din casä, worin deaii- auf de mit der Präposition an (s. in) zurückführt. Am Olymp herrscht ebenfalls din; din Seare (Ol. W. Nr. X, 2). Das Meglen zeigt din; din dinp garo „mit einem Male" (VI. M. 61); din iundi si bat muntili bei Papahagi (Megh-Rom. 75). Das Istrische hat ebenfalls din, welches den gleichen Auslautverhältnissen unterliegt, wie die aromunische Form; dim brsa „aus dem Sack" (Jb. I, 146), din kopots „aus dem Busche" (Jb. I, 150). v- dincoace de „diesseits". Der Cod. Vor. enthält das Wort gar nicht, was allerdings für sein Alter nichts beweist, aber auch sonst ist die Präposition in den alten Texten selten. Coresi hat das Adverb A* .JvKoaHg „diesseits" (Gast. 21, 25). Zur Erklärung vergleicht Cihac lat. *eccu hac, was regelrecht zu einem *acoa wurde. Eine weitere Zusammensetzung mit in ergab incoa, verstärkt incoace „auf dieser Seite", woraus sich dann die Präposition dincoace de bildete. Zu incoace vgl. ital. quaci. In den Dialekten zeigt das Aromunische entsprechend iikoatse und fikpa adv. „hierher". Hier wird auch noch die ältere Präposition dinköa de „diesseits" gebraucht (Ar. II, Nr. 122, 16) dinköa de kasa atsei. Das Meglen hat dinkoa adv. „diesseits". Im Istrischen fehlt das Wort. dincolo de „jenseits" (arorm dinaparte). Im Cod. Vor. und Cod. Schei. fehlt das Wort. Coresi hat r\$ »fKOAO adv. (Gast. 21, 25), in der Paliea findet sich .fvKOAO adv. „jenseits" (Gast. 36, 24). Dem dr. incolo „dort" liegt zu Grunde, wenn man bis in die vlat. Periode zurückgreifen will, ein * in eccu illoc, wahrscheinlicher aber ist die Form erst später, im Rumänischen, aus colo (acolo) << eccu illoc hervorgegangen durch Verschmelzung mit der Präposition in. Aus dem neuentstandenen Adverb incolo „nach dorthin" hat sich dann die Präposition dincolo de gebildet, ebenso wie dincoace de. Die Dialekte haben nur wenig abweichende, adverbiale Formen aufzuweisen. Im Aromunischen vgl. iikio „dorthin", nklotse „weiterhin", und uilklo; de az uiiklö „von heute ab" (Ar. II, Nr. 21, 10). Das gewöhnliche Wort für „jenseits" im Aromunischen ist dinaparte de, welchem etwa ein *de in illa parte „auf jener Seite" entsprechen würde. Das betonte a in dinaparte ist das nämliche, wie etwa in aseara, „gestern Abend", aus illa sera. Im Meglen findet sich kola mit Aphärese, im Istrischen diesem entsprechend kole (Jb. I, 134, 11), neben kolö (Jb. I, 128,, 3). Bemerkenswert ist das Schwanken des Akzents bei diesen zusammengesetzten Bildungen; vgl. dr. acölo und acolö, dincolo und dincolo, arom. nur aclö, aus acolö synkopiert. dintre „zwischen, unter". Im Cod. Vor. fehlt das Wort; im Cod. Schei. ist es selten, A'iNTp* XXX, 20. Der Cod. Lev. hat ,v *fTpe (Gast. 4, 7); ein ^etiTpH im Molitv. des Stoica (Gast. 184, 15) ist dintre zu lesen. Die Präposition beruht nicht, wie Densusianu (Hist. de la langue roum. pag. 172) will, auf lat. de inter (tyr. denter, ven. dantre), sondern entstand in rumänischer Zeit als Kompositum aus de und ntre (Tiktin, Gr. rom. I § 317: de intre), welch letztere Form sich im Aromunischen bewahrt hat (s. intre). In den verwandten Sprachen zeigt sich eine ähnliche Bildung in franz. d'entre. Zu dintre findet sich dialektisch duntre im Banat, in Siebenbürgen, in der Moldau vereinzelt, aber häufig in der Großen Walachei. Im Aromunischen zeigt sich di-tro; ditro arsonia „aus Scham" (Jb. 225, 25 oben). Im Istrischen fehlt anscheinend die Präposition, ebenso im Meglen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das im Arom. seltene ditro sich vollständig unabhängig von dr. dintre entwickelt hat; dagegen kann das dintre in Mostre II, 19 dem Dr. entsprechen. dintru „aus, von". Die alten Quellen bieten ALp'P*>> vyj^TP dr. dintru, dialektisch dintru wurde. In den Schwestersprachen entspricht span.portg.dentro de „innerhalb",ital.dentro. Im Aromunischen erscheint ditru, woraus ditu mit Ausfall von postkonsonantischem r in unbetonter Silbe, dit mit Vokalschwund vor Vokal, dann aber im Gebrauch verallgemeinert, hervorgingen, ditru moholo „aus dem Stadtviertel" (Ar. II, Nr. 13, 26), dit ifikät „aus der Leber". Am Olymp vgl. ditru munte „von den Bergen" (Ol. W. 138, Nr. 33), ditu kämanki „aus Wollflocken" (Ol. W. 114, Nr. 9). Das Meglen bietet dintru; dintru tse „aus diesem Grunde" (VI. M. 34). In der Rede von Osin vertritt dintru kg auch dr. pentru cä (Jb. V, 147, 20), auch Papahagi dintru-ti dr. pentru ce (Megl. Rom. 75). Im Istrischen fehlt die Präposition. — 424 — — 425 — drept „wegen, für". Die alten Quellen zeigen MßtUTÜ „vxeq 7 ötau, daneben ,Vß*nto (Cod. Vor.) mit o für u (wie coisto neben cSrtS, s. sub); a6p*nt^*c™ „deshalb", einmal a^nToy (CXLIX, 4). Der Cod. Schei. hat a*pmts „gegen", a^P*"1^*^ „deswegen" (I, 5), M$imi (II, 1); ferner a^htS (Gast. 1, 10), rypmTK (Gast. 43, 1); a*p*ntc* (Gast. 43, 34), amp'knrk (Gast, 63, 2). Zu Grunde liegt lat. prt. pf. p. directum, vlat. direclu, directo „gerichtet", woraus urrum. dereptu nach bekannten Gesetzen werden mußte, dessen vortoniges e dialektisch zu i geschwächt wurde oder ganz fiel, wie auch in dreg dirät > dirt in satzunbetonter Stellung. In den Dialekten ist drept nur Adjektiv; arom. nclreptu „richtig", megl. dirept „recht", doch verzeichnet Papahagi direp „während": direp rudiri „in momentul nascerii" (Megl. Rom. 75). Im Istrischen ist die Form dret, drit (Mai.) „recht", wie es scheint, zu kroat, drit, ven. drito, dreto zu ziehen (Jb. VI, 210). dupä „nach". In den ältesten Quellen finden sich die Schreibungen a^nrK, und a^v,]rk' nu Cod. Vor., ferner im Cod. Schei. a*"* (V, 12), a^n^ (VII, 9); im Cod. Lev. r\$nw (Gast, 4. 39), und a^vilk (Gast. 5, 25). Ein r\$n$ bietet der Psalter von loan din Vasluiu von 1710 (Gast, 366, 22). Bemerkenswert ist a^nVi/fc bei Evstratie (Gast, 118, 18; auch 47, 18). Coresi schreibt a^v81^ (&as- IL 10). Zur lautlichen Entwickelung ist anzusetzen lat. de post, weiches in der lex Sah bezeugt ist (Diez II, 738; vgl. ferner Wölfflin Arch. V, 343). Es ergibt sich aus lat. de post > de pös > depo ^> depu, hierauf, infolge Einwirkung des Labials, clopu, das nach den Regeln der Vokalharmonie zu dupu werden mußte; dupu ist im Meglen bewahrt. Es kann hier bemerkt werden, daß derselbe Vorgang der Labialisierung von e zu u, wie er in dupä aus de post zu beobachten ist, sich noch einmal in moderner Zeit wiederholt hat in de -\- pä > dupä und de + pästä (peste) >> dupästä u. a. m., worüber Weigand, Jb. VI, 40; VII, 58; VIII, 279). Die Form dupä scheint aus urrum. dupu durch Assoziation von färä, längä, pänä entstanden zu sein, wie umgekehrt ein ponu statt pono im Cod. Dimonie. In den verwandten Sprachen entspricht rum. dupä ital. dopo, dipoi, portg. depois (neben apos), span. empos de (despues de führt auf lat. *de ex post), prov. depos, depueis, franz. depuis „seit". Der Bildung portg. apos entspricht dr. apoi adv. „darauf. Dialektisch zeigt sich in der Moldau dupu; su boietsui dupu ia (Jb. IX, 221), neben dupg; dupg apg (Jb. IX, 197). Das Aromunis che hat dupg; dupg aista „nach diesem", conj. dupg tsi „nachdem". Am Olymp hingegen erscheint das ursprüngliche depu resp. dipu; dipu kupatsu „hinter dem Laubbaum" (Ol. W. 119 Nr. 18, 1), dipu mtsine oare, dr. „dupä putine oare". Das Meglen bewahrt altes dupu neben dupä; dupu vali „hinter dem Bache"; dupg unek vakgi „nach einiger Zeit" (VI. M. 69). Im Istrischen entspricht dupe lautlich exact dem dr. dupä; dupe moia „nach ihrer Mutter" (Jb. I, 144, 5); ur dupe ot „einer nach dem andern". Byhan verzeichnet auch ein dupa (Jb. VI, 211), also wie sich pira (s. pänä) neben pire zeigt. Zur Erklärung s. färä. färä (de), afarä de „ohne". Die ältesten Quellen zeigen ([rkp^k, rkprk a*, und a$ap-k a*, a^ap-k (Cod. Vor.); ^p-k neben <}rkp;R im Cod. Schei. — 426 — Coresi schreibt (J^piv (Gast. 17, 9), das Cuv. pentru cur. hat $kpk A£ (Gast. 46, 10). Das lat. Adverb foras „draußen" zeigt in den dr. Formen färä (Präp.) und afarä (Adv.) die Ausgangspunkte zweier von einander gesonderter, lautlicher Entwickelungsreihen, von denen die erste unter Tonlosigkeit, die zweite unter eigenem Wortton entstanden ist. Dr. färä ging in satzunbetonter Stellung aus lat. foras hervor, welches zunächst zu einem *furä wurde. Dieses entwickelte sich regelrecht unter dem Gesetz der Vokalharrnonie, wie sie bei cäträ, pänä gewirkt, zu färä. Dr. afarä hingegen ging, als Adverb in betonter Stellung, aus lat. ad foras hervor; es wurde lautgerecht zu afoaro, das im Aromunischen bewahrt ist, im Dr. aber, vielleicht durch Einwirkung des Labials f (vgl. afparp ^> afuarp > afvarp >> afaro) zu afarä vereinfacht ist. Aus diesem Adverb afarä hat sich alsdann die Präposition afarä de entwickelt. Densusianu legt (Hist. de la langue roum. 172) lat. aforis neben aforas zu gründe und vergleicht ital. affuori, span. afuero. In den dr. Dialekten zeigt sich ein Wechsel von r nach n in fonp, z. B. in Resinar; ein Gleiches meldet Bacmeister aus Scärisoarä (Jb. IV, 300); es handelt sich hierbei, wie Weigand (Jb. IX, 188) ausführt, um eine Beeinflussung durch pänä. In der Moldau vgl. fpr-di; fpr-di vreme (Jb. IX, 211), fpr-de letskai (Jb. IX, 194, III). Das Aromunische hat ebenfalls fpro; fpro pone „ohne Brot", fpro di numire „ohne Zahl", sowie, mit Verlust des o, for di; fpr di komes (Ar. II, Nr. 93, 4), welche Form ebenso zu beurteilen ist, wie ppn (s. pänä). Daneben das Adverb afoarp „draußen", woraus afuaro di „außerhalb" (Jb. I, 31). Im Meglen entspricht färo di; färp di frunzi (VI. M. 34,. 77), doch verzeichnet Papahagi außerdem fär und fpr di (Megl Rom. 80). Im Istrischen entspricht fpr de dem dr. afarä de, da betontes a zu p wird; daneben auch fore; fore din hrast (Jb. 1, Jf — 427 — 132). Auch ein unbetontes fpr, gleich dr. färä, findet sich (Jb. I, 134). Ive schreibt ungenau fora, ebenso wie pira, dupa; er meint offenbar fore, wie Weigand schreibt. imprejurul „um herum". I Der Cod. Vor. zeigt nur einmal vfvnpgyiopfchY (XCVII, 8); der Cod. Schei. ^npeyiopS adv. (XI, 9), ^npeyiop$Ak/\8H präp. (LXXV, 12), ^"»^^"P^M^P^^^P^11^^^" (LXXVIII, 3); Ureche 1625 es A«]n\r\p'k toiih npsu&op (Gast. 72, 7). Zur Erklärung vergleicht Cihac lat. gyrus „Kreis, Umlauf", als Lehnwort aus altgr. yvQoq „Kreis", wonach ital. giro, span. giro, prov. gir. In lat. gyr- > gir- bewirkte der Palatalvokal Erweichung des gutturalen Verschlußlautes g zu dz, worauf i, wahrscheinlich durch Einfluß des dz-Lautes, der mit Hervorstülpung der Lippen gesprochen wird und so leicht Labialisierung hervorruft, zu u wurde, wie cioboatä neben ciuboatä, ciulin aus russ. ' yiLiibiT, (Wassernuß), ciufut aus türk. cifut u. a. m. Miklosieh (Beiträge Vok. III, 17), und nach ihm Densusianu (Hist de la langue roum. I, 80) glauben in dem u einen Reflex des griech. v sehen zu sollen, das wie iu gesprochen worden sei. Falls für letztere Behauptung bessere Begründung zu schaffen wäre, würde die Erklärung annehmbar werden. Andererseits tritt der Wechsel tsi >> tsu (vgl. tsureasä neben cireasä) vorwiegend in unbetonter Silbe ein. Daher könnte dzir durch predzurul, predzurare, dzurare aus endbetontem girare veranlaßt worden sein, jedenfalls ist nur erwiesen, daß griech. v in anderen, älteren Fällen als u, in jüngeren als i erscheint: [laQTVQ >> martir „Märtyrer"; 6rvXog arom. stur „Säule". Dr. imprejurul ist uneigentliche Präposition, dialektisch findet sich dazu nur im Meglen ein din zur di „ringsum" ^ (VI. M. 33); und din zur bei Papahagi (Megl. Rom. 75). in „in". Dr. in beruht auf vlt. en, lat. in, und ist somit alte, ererbte Präposition. Der Vokal von en wurde durch Einfluß 428 — des folgenden Nasals zu geschlossenem e. Die Einwirkung der Nasale n, m ist im Rumänischen deutlich zu beobachten, doch findet sie sich auch im Italienischen. So zeigen die alten, italienischen Quellen vor palatalem n und n vor Guttural und Palatal gewöhnlich i für e (Toscana), e für e (Emilia, Pieniont), ei für e (Lombardei), i für e (Piacenza); vgl. Jb. III, 1. Im Rhätoromanischen erscheint für altes e besonders im Friau-lischen i (Gärtner, Rhätor. Gr. pag. 42). Das Keltoromanische hingegen, das Französische, Portugiesische und Provencalische, ließ bei e vor m, n Nasalierung eintreten. Auf rumänischem Gebiet wurde vlt. en, urrum. satzunbetont, in > in, später, durch Verdumpfung, in. Altrum. erscheint für in die Schreibung *fv, „fv. Sowohl die Form dieses Schriftzeichens, als auch sein Lautwert und der Gebrauch desselben hat eine kleine Literatur hervorgerufen. Diacono-vici Loga (Gr. rom. Buda 1822) hielt ^ für ein i mit übergesetztem h; Cipariü (Princ. de limba si de scr. 1866, pag. 392) für identisch mit altb. ^; Häsdeü (Cuv. Supl. I, LXXV) sagt: ,,.fv este o varietate vocalo-consonanticä de sunet nasal"; Sbiera (Cod. Vor. pag. 301) erkennt »fv als „litera dintru inceput com-pusä din sonurile represintate astädi prin in si im ear' nici decum numai pre sonul i singur. Acesta s'a desvoltat mai tärdiu si anumea din sonul primitiv al literei ^ (= i)." Auch Philippide (Introd. la istoria limb. si lit. rom. 45) siebt .fv als rumänisch an. Dagegen lehrt Miklosich, daß »k nichts sei, als eine Umformung des altbulg. ^, wozu Schuchardt in seiner Kritik der „Cuvente" (Cuv. den betr. Supl. la t. I, XI), nachdem er gefragt, wie es aber komme, daß ^ nicht nur soviel wie ^ (oder Tx) bedeute, sondern auch soviel wie *ftN, km bei folgendem Konsonanten, meint, als eine Abart des H sei durchaus gleichwertig mit H, auch paläographisch." Tiktin sagt (Ztschr. f. rom. Phil. Bd. XI, 78), ksl. welches den LTrrumänen anscheinend bald wie nasales o (ö), bald v.ie nasales ä (o) geklungen habe, werde vor Labialen teils durch um, teils durch im reflektiert, während Oblak (Arch. f. slav. Phil. Bd. XVII pag. 146) meint, un, um beruhe auf on. <>m, — 429 — jüngeres än, in seien ebendaher, aber über eine Zwischenstufe an, im, gekommen. Dem allen gegenüber fragt Bärbulescu (Diss. „Fonetika cirilske azbuke u pis. rum. jez. XVI i XVII vijeka. u Zagrebu 1899, pag. 65): „Gdje je istina? Mi mislimo da je na Miklo-sicevoj strani, cestiunice i na Schuchardtovoj" und fährt dann fort: „rijesenje toga pitanja stoji u cirilskoj paleografiji." Allerdings zeigen die ältesten, bulgarischen Denkmäler im 12. und 13. Jahrhundert auch .jv für ^, so BtLf/rph. für ßH^Tpk (vgl. Sreznevskij „^peBiiie anaß, nam. ioc. iiHCLna, 136), und das Bug. berl. Zbornik des 13. Jahrh. hat für ein auch Sreznevskij (a, a. 0. 151) sagt: „KpoM^ oölikiiobeHHaro nann-cama ninpoKaro loca /fr BCTpi^iaeTca b:& ^peBiiHXT., KaKT> Ha npmi'fcp'e bt, EBaiirejrfcCKHXX jriiCTKaxx yH£o,TLCKaro XII—XIII b. iia^iepTaiiie .Jv. ct» XIV Bfea oho bxoahttb BCe öojräe bt> oÖM^iaii h noTOM'x cTanoBirrca rocnoACTByiomiHMTb," aber Bärbulescu übersah, daß im Mittelbulgarischen eben ein Wechsel zwischen ?i\ und A auftrat, und der Beweis, daß ^ aus A graphisch hervorging, ist von Weigand (Vorlesung über Rum. Lautl.) erbracht; Bärbulescus Resultat, daß ^ nichts anderes sei, als eine Variante des Zeichens /fr, ist daher nicht haltbar, weder aus graphischen, noch aus lautlichen Gründen. Byhan (Nasalvokale in den slav. El. d. Rum. Jb. V, 354) zeigt, daß altbulg. sich im Rumänischen über en zu in entwickelt, welches durch vorausgehende Labiale und s, ts, st, r in harter Stellung un (on) werden kann, daß altb. /fr (ö) über on zu un geworden ist, sowie, daß die Wörter, in denen jetzt un, on altb. gegenübersteht, aus dem Mittelbulgarischen, wo ^ dem o entspricht, entlehnt sind. Die mittelbulgarischen Elemente haben die Entwickelung gn > un mitgemacht, wurden also zu einer Zeit aufgenommen, als das Dr. die Verengerung von on ^> im noch nicht durchgeführt hatte. Die Schreibung ^ auch für in w^eist möglicherweise darauf hin, daß in (un) im Altrumänischen auch ohne n gesprochen wTurde, also als u, wie in cät, atät (aus *cint, *atint) vor stummen Dentalen. Vor Labialen wurde im, vor Gutturalen — 430 — - 431 — in gesprochen, wie ja auch heute noch der Fall ist, sodaß eine Erörterung über diese weitverbreitete Erscheinung von Satzsandhi nicht erforderlich ist. Folgte auf in im Rumänischen ein Wort mit vokalischem Anlaut (besonders o, u, a), so schwand auslautendes n, d. h. in wurde zu u, dessen Bestand dadurch gefährdet war, da es nunmehr überhört werden konnte. Die Sprache griff daher in diesem Falle zum Ersatz von in durch das gleichbedeutende intru. In den Dialekten wird in noch heute durch Formen vertreten, die auf seine Geschichte Licht werfen. Nicht nur im Dr., sondern auch im Aromunischen dialektisch ist urrum. in in unbetonter Stellung durch Aphärese zu silbigem n geworden; vgl. n vale „im Bach", n doaup pprtsp „in zwei Teilen", nvitsat „gebildet". Vor g, k wird n zu n; n kor „im Reigen", n kale „auf dem Wege", vor p zu m; ni pade „auf dem Boden". Für die dr. Dialekte bieten zu dieser Erscheinung Weigands Dialektforschungen, weitere zahlreiche Beispiele. Das silbige n diente zur Grundlage bei der Entwickelung der mit in zusammengesetzten, alten Präpositionen, wie din, prin. In späterer Zeit nahm n zum Teil wieder einen neuen Vokal, nämlich prosthetisches a, auf, das besonders im Aro-munischen (vgl. analtu neben unaltu) und im Meglen vorkommt , sowohl als Präfix (vgl. angrup, angrop neben ngrop „begraben" vor Labialen am-, amvesku „bekleiden"), als auch als Präposition; an un kptun (VI. M. 34). Papahagi verzeichnet für das Meglen neben an auch un, n (Megl. Rom. 57) und pn. In denjenigen Dialekten, die intervokalisches n zu r werden lassen, wie im Dr. bei den Motzen, sowie in den älteren Denkmälern, ferner auch im Istrischen, konnte in zu ur werden, vgl. istr. pr-o ostarie (Jb. I, 136, 2; weiteres Jb. VI, Glossar. Auch altrum. .KjMMCAA (Gast, *3, 7) ist zu lesen ur atseJa. .jtßAHAAC (Gast. 9, 14) ur atseale. Wenn sich die lautlich berechtigte Form nicht so oft findet, als sich erwarten ließe, so erklärt sich das daraus, daß daneben die Form in besteht, die die andere nicht aufkommen läßt, wie auch im Istrischen bei dem Artikel un neben ur zu erkennen ist. Sonst vgl. istr. on törbitse (Jb. I, XII, 2) „im Korbe", pn kroiu (Jb. I, VII, 14). Weiteres noch bei Byhan (Jb. III, 8 und 56). inainte de „vor". In den ältesten Quellen zeigt sich im Cod. Vor. .jißaHNT"K (I, 12), .fvßaiiHT/Ä (III, 11), r\'^pannTg (XCI, 3), ahnt* (XV, 2), nur als Adverb; der Cod. Schei. hat .{vpAHNT* (XXXIV, 3), paHHT/Sv (V, 6) ahnt* (XXII, 5), doch auch ahnt* ,v (LXXIII, 12); ferner AHNTtASi (CLXI, 75). Coresi schreibt mahnt* r\t (Gast. 20, 33), ein Hris. de judecatä von 1626 NAHNT*NC*ACTpnk (Gast. 74, 1), das Cuv. pentru cur. von 1618 mahn kt £ (Gast, 47, 18), Costin mahnte x& amIvCT^ (Gast. 200, 29) neben mahnt* j^t (ebd. 33), auch Joan din Vasluiu von 1710 mahnte (Gast. 366, 32). Ein ^vHAHTf, ohne Nasal, findet sich im Leviticus (Gast. 3,10), wohl kein Druckfehler, denn an gleichem Orte erscheint ein vjvAkSTpS (Gast. 3, 14), und auch im Ev. cu tälc ein aht* (Gast. 54, 14) neben ahnt*. Zur Erklärung der Präposition vgl. lat. ab ante, das vielfach bezeugt ist (Körting, Lat. rom. Wb. und Thes. ling. lat.). Die lautliche Entwickelung ist lat. ab ante > avante > aante ^> aante ^> ainte; intervokalisches b wurde v, fiel sodann, anwurde rum. an (*aänte), und dieses, indem auslautendes e wirkte, zu ainte; in für an in weicher Stellung und in satzunbetonter Silbe hat sein Analogon in dr. inel > inel, aus lat. annellus. Die Grundform ahnt* ist, wie oben ersichtlich, in den ältesten, rumänischen Schriftdenkmälern, dem Voroneteanus und dem Scheianus, bewahrt; in .fvpAHNT* liegt Rhotazismus von in vor Vokal vor (Jb. III, 8), in pAHNT/fc Aphärese des Präfixvokals (s. in), ebenso wie bei mahnt*. Die Formen des Adverbs inainte, nainte sind nicht bis auf das Vulgärlateinische zurückzuführen, indem man ein *inabante (Jb. III, 57) ansetzt, sondern, da auch ainte und nainte vorkommen, erst rumänischen — 432 - — 433 — Ursprungs. Cihac denkt bei der Erklärung der Präposition an ein lat. in ante, welches auch Diez (R, Spr. II, 738) in in antea bestätigt, Hasdeu an ein lat. *adante, doch ist dies schon deshalb abzuweisen, weil intervokalisches d im Rumänischen nicht fällt. Das Adverb inainte wurde durch Antritt von a zur uneigentlichen Präposition. Tiktin sagt (Gr. rom. § 325, 1): ..inaintea e prepositie de loc, inainte de prepositie de timp." Unter den dialektischen Aussprachen ist bemerkenswert die im Banat herrschende nointsea mit a> o in unbetonter Silbe und Palatalisierung des Dentals vor e, wie stets, Im Oittal findet sich ein unaiintre „vor" (Grid), nentre (Comäna de jos), unantre (Crihalma), von Puscariu verzeichnet (Jb. V, 190), mit parasitischem r, wohl in Anlehnung an intre. Noch heute wird in Rosia und sonst noch (Fräncu-Candrea pag. 97) das alte maint'e, entstanden aus mai und altem ainte, gesprochen (Jb. IV, 300). In der Moldau vgl. nointe adv. (Jb. IX, 207), wie im Meglen. Das Aromunis che bietet di inainte, dinintia, di inante a, di inonta a; vgl. di-nintia a tätului (Cocl. Dim. Jb. IV, 31b); dinintia amia „vor mir" (Jb. I, 46^, di inonta a ta „vor dir" (Jb. II, pag. 78, 21), und di ingnta ta (ibid. 19); ferner dininte adv., alles hervorgegangen aus di inainte unter dem Einfluß der syntaktischen Tonlosigkeit. Am Olymp vgl. nainte, dina-inte adv. „vorn"; zu dr. mai nainte vgl. hier manginte (Jb. VI, 281), und mainante (Jb. II, 42, 19) bei Bojadzi. Das Meglen hat nointe (VI. M. 33) als Adverb; Papahagi verzeichnet nainti und näinti adv. (Megl. Rom. pag. 98). Im Istrischen wird von Miklosich (R. U. I, 31) gnrent'e adv. „vorn" angeführt, welches auch Byhan (Jb. VI, 299) verzeichnet und als adv. rent'e mit nochmals präfigiertem gn- erklärt; zu rent'e vgl. altes paHNT/ft oben (Cod. Schei. V, 6), zu gnrent'e hat Ive (3, 7) 'en rence, Mai. inrente. Auch in dieser Form zeigt sich im Präfixvokal Übergang von gedecktem g zu e, wie auch in anderen Fällen (s. za, na). Dr. mai nainte wird hier reflektiert durch monce adv. „vorher" (Jb. I, 128; II, 3) bei Miklosich maince de (R. U. I). inläuntrul de „innerhalb". Im Cod. Vor. kommt die Präposition nicht vor. Im Cod. Schei. finde ich einmal AONTpS adv. (XLIV, 14) „inwendig", und a^HT'P^kM'ieS (CIL 1) „in mir". Ein Cäntecü von 1600 hat .(v /VkoyNTpoy (Gast. 137,4), Ureche 1625 hat /Vk^HTpS (Gast. 69, 11), das Cuv. den cur. ein aoNTpotf (Gast, 46, 21), Cozma (Minunile) von 1692 a",h HOHTpS (Gast. 299, 13); in jüngeren Texten ferner din nontru (Gast. b. 122), pe dinäuntru (Gast. b. 302), in nuntru (ibid. b. 294). Uber die Erklärung der Präposition haben lange Zeit Zweifel bestanden. Cihac setzte ein lat. *in illac intro an; Diez (R. Spr. II, pag. 744) sagt: „Wal. inlontru ist lo intru, ital. lä entro; Jagic denkt (Slav. Arch. 15, 95) an Entlehnung aus dem Slavischen, Storch (Vok. Harm, im Rum. pag. 35) an ein lat. *in ab intro. Die Präposition beruht indessen nach der Erklärung Weigands im Colleg, der ich mich anschließe, auf einem urrum. in intru, gehört also nicht zu dem alten, ererbten Sprachgut. Durch Vokalharmonie wurde dieses in intru zu einem inuntru, welches noch heute im Banatischen in ununtru erhalten ist. Aus inuntru ergab sich durch Metathese von in- ein näuntru, sowie mit Aphärese nuntru, welches im Aromunischen bewahrt ist. Aus näuntru bildete sich dann durch Neukomposition mit in, innäuntru, daraus mit Dissimilation inläuntru. Es ist nicht erforderlich, der Form nuntru ein altb. N/ftTpS zu Grunde zu legen, so wie Jagic dies wünscht, denn nicht nur rum. nuntru, sondern auch sämtliche anderen, in den Denkmälern bewahrten und hier zusammengestellten Formen erklären sich aus rumänischen Mitteln. Wollte man gleichwohl eine Entlehnung aus dem Altbulgarischen, oder doch wenigstens Beeinflussung von nuntru durch dasselbe annehmen, so ist einzuwenden, daß im Altb. die gebräuchlichsten, für die Entlehnung also am nächsten liegenden Formen ;tvrpk und srkN^Tpk adv. „innen" waren, die beide auf k ausgehen und somit das auslautende u von nuntru unerklärt lassen; bulg. in>Tp£ adv. sowie russ. BHyrrpii Wreigand, 10. Jahresbericht. 28 — 434 — — 435 können nicht in Betracht kommen. Die Wahrscheinlichkeit aber, daß in der Präposition nur eine urrumänische Bildung alten Ursprungs vorliegen kann, wird auch nicht allein durch den Formenbestand, sondern insbesondere durch das Auftreten dieser Formen in sämtlichen Dialekten des Rumänischen gestützt. Die Form nuntru ist als dr. volkssprachlich erst bei Marian (Gast. b. 294, 36) verzeichnet, NOHTpS für den Ausgang des 17. Jahrhunderts (Gast. 299, 14); die älteren Formen zeigen meist anlautendes 1, nicht n. Die Formen mit o, nontru, iontru, sind entweder aus nountru lountru kontrahiert (uo oder ou wird o o \ o o o), oder sie stellen eine, im Altrumänischen häufigere, dialektisch offene Aussprache des u dar, wie sie auch bei Formen wie ko (s. cu), conto (s. sub) erscheint, doch ist dies das weniger Wahrscheinliche. Dialektisch zeigt sich im Banatischen unluntru adv. „hinein" (Jb. III, 248, 1) und mrantru (Jb. III, 276, 4); erstere Form beruht auf Bildung mit erneuter Aufnahme des Präfixes, letztere ist die ältere, ursprüngliche. Das Aromunische hat nuntru di „innerhalb", entsprechend ban. ununtru, ferner nountru, nuntru adv. „hinein", sowie das ältere nointru (Ar. II, Nr. 121, 3) ngintru ku nos „herein mit ihm". Das Meglen hat nuntru adv. „drinnen" (VI. M. 33), das Istrische pnuntru, nuntru wie im Aromunischen (Jb. I, 2, 9); pnnutru, nutru adv. „drinnen, hinein". Byhan vermutet hierbei mit Recht slavischen Einfluß durch das Kroatische, vgl. z nutru, nutre (Jb. VI, 300). intre „zwischen". In den ältesten Quellen wechselt die Schreibung nur beim Anlaut. Vgl. *jorpg neben .p«Tp* mit der Bedeutung „vor" im Cod. Vor. Im Cod. Schei. .[vTpt tum* (V, 10), .{vNTpg (XXV, 3: LXXIX, 3); im Cod.Bevit. .fvTpg (Gast, 4,14); Coresi hat .jvNTpt (Gast. 11, 1) neben .jvTpg (Gast. 11, 6). Zur lautlichen Entwickelung vgl. lat. inter, vir, entre. ur-rum. intre > untre. Die vlt. Form erhellt aus den roma- c o nischen Schwestersprachen (vgl. Gröber im Arch. f. lat. Lex. III, 268). Dialektisch verdunkelt sich -re zu -rä, daher im Banatischen untro, welches somit nicht von lat. intra abzuleiten ist; untro iei „unter ihnen" (Jb. III, 268, 2), untro spete, in Romanati (Jb. VII, 77). Im Aromunischen erscheint lautgerecht ntre „in, hinein"; ntre app „ins Wasser" (Ar. II, Nr. 128, 25). Auch am Olymp ntre app. Bojadzi kennt ntre nicht. Im Aromunischen scheint sich also altes intre nur vor folgendem a bewahrt zu haben, während es sonst zu tre (tre app Ar. II, Nr. 65, 15), tri, tro gekürzt worden ist, die aber der Bedeutung nach mehr dr. pentru entsprechen, als intre. S. unter pentru. Im Meglen zeigt die Rede von Osin (Jb. V, 146, 42) zwar eine Form untre, doch kann diese wohl nur eine dako-rumänische Reminiscenz des Schreibers sein; die Präposition wird hier vielmehr durch antru vertreten (s. intru), wie bei Papahagi (Megl. Rom. II, 189) zu ersehen ist. Das Istrische hat lautgerecht ontre; ontre ppe „in das Wasser" (Jb. I, 150, 2). Die weitere° Form tra (Jb.* VI. 300) entspricht in der Bildung Formen, wie dupa, fora, pira (sj darüber pänä). intru „in". In den alten Quellen erscheint ^Tp8 im Wechsel mit .jvN besonders dann, wenn ein Vokal folgt (s. in), doch auch häufig, wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist. Im Cod. Vor. vgl. .JvTpOV* TT^fvHHpBA (XCIX, 14), im Cod. Schei. .fvHTpSKOAKANH (LXXVII, 58), sonst .^Tpo^ *a\* Cod. Levit. (Gast. 5, 23), .js.TpATb.ta (ibid. 33), bei Coresi .[vTp8 iirkpTSpu (Gast, 20, 20) neben .fvTp8 ahccta (ibid. 16), auch bei Meletii .(vTpSHK>A (Gast. 109, 38) neben .fvTp8 hhhma (Gast. 110, 16). Auch .jvTpo findet sich, so bei Meletii .fvTpo pSra (Gast. 111, 15) mit dem bekannten Wechsel von 8 und O in den ersten Denkmälern. Einmal finde ich auch oritTp' in einem Text von 1642 (Gast. 96, 21), ov'HTp SN mac also mit regressiver Vokalharmonie. 28* — 436 — — 437 — Zur Erklärung vgl. lat. adv. intro „hinein", vlt. entro > urrum. intru > intru ^> intru. Die Präposition gehört also zu dem alten, ererbten Sprachgut. Im heutigen Dr. wird intru, mit Elision intr', wie schon im Altrumänischen, als Stellvertreter von in vor folgendem Vokal gebraucht; intr un an de zile. In der Aussprache hört man auch unt'; vgl. unt-on mor (Jb. IV, 320, LVII; cfr. pre — pe, cäträ — cätä u. a.). Das Aromunische hat, mit bekannter Aphärese (s. in), ntru, tru, tu; ntru moni „in den Händen" (Jb. V, 275), tru mono „in der Hand" (Jb. I, 75), tu sormonitso „in der Wiege" (Jb. III, 162 III). Eine typische Bildung ist pri tu, pi tu „auf, über hin"; pri tu munte „auf dem Berg" (Ar. II, Nr. 55, 9), pi tu amare „über das Meer" (Ar. II, Nr. 11, 3), doch auch pitu apo „im Wasser" (Ar. II, Nr. 5, 11). In tgs tru „bis" (Ar. II, 333) kann ich nur tg a in Frage kommen konnte. Byhan leitet la noch von illac allein ab (Jb. VI, 262), ohne Gründe hierfür anzugeben. Aus lat. *illäc ad wurde vlt. ellac ad, später ella ä; vortoniges e fiel in satzunbetonten Wörtern; es ergibt sich somit ella ä > la a > la „dort in, in", während in „in, drinnen" bedeutet. Da la auch in sämtlichen Dialekten, und hier ausschließlich in dieser Form vorkommt, so darf die Anführung von Beispielen unterbleiben. längä „neben". Unter den alten Quellen zeigt der Cod. Vor. nur die Form npt /Vk.jvrk; der Cod. Schei. hat /VkNr;*; at^ht^ 6lijht8a (I 3) und akhttv (XLIII 11). Moxa schreibt at^^r^ (Gast. 62, 6), Cod. Sturdz. von 1550 (Minunile) AkHr^ (Gast. 7, 1), Coresi 1581 schreibt &t Ak/twvYx hctat^R KpawoßOifASH; (Gast. 33, 22) mit ^ statt .jv. Zur Erklärung führt Tiktin lingä, als eine einfache Präposition, auf lat. longum zurück (Gr. rom. § 317, 3). Diez setzt lat. per longum (seil, tempus) an (Rom. Spr. II, pag. 757). Densusianü (Hist. de la langue roum. pag. 229) ein lat. de longe; womit er tyr. dlongia vergleicht. Auch hier bleibt indessen jede lautliche Erklärung unzulänglich ohne Zuhilfenahme von lat. ad. Die Entwickelung ist demgemäß lat. longu ad ^> lungg ^> Igngg. Letztere Form ergab sich in — 438 — satzunbetonter Stellung unter Einwirkung der regressiven Vokalharmonie. Lat. longum allein konnte lautlich exakt nur lungu werden, wie auch das Adjektiv lautet. Das dr. längä ist also alte, zusammengesetzte Präposition mit der Bedeutung „längs zu, neben", wie franz. le long de. Im heutigen Dr. wird noch pe längä „längs, neben, außer" gebraucht. Dealungul c. gen. „längs" ist eine adverbialische Neubildung. Im Banat und Siebenbürgen findet sich dopungo, aus da pä längä, sowie dupungo, mit u wegen des Labials; ferner puiigo (Samoschd. XI, 2), neben de lungo, wie schon Coresi. Im Olttal fand Puscariu dingg, aus de (di) lingä und pingo, aus pe (pi) längä, die als Kurzformen zu betrachten sind; pingp wird auch von Weigand aus Spin in Siebenbürgen gemeldet. In der Moldau vgl. noch lungu; lungu tini (Jb. IX, 206, 10) mit hier üblichem g >> u. in unbetonter Stellung. Das Aromunische hat gewöhnlich niilgo „neben", worin Assimilation von 1 an n vorliegt, falls nicht überhaupt ein anderes Etymon zu Grunde liegt, denn in aus on vermag ich nicht zu erklären; ning'amare (Ar. II, Nr. 95, 30) „am Meere"; pi ningg noi (Ar. II, Nr. 96, 35) „bei uns". In Vlacho-Livadhon herrscht längo; pre längg „längs, neben" (Ol. W. 85). Das Meglen zeigt pri longo, pringo, ango. Letztere Form, in der Bildung abweichend, ging sekundär aus ingo (Neubildung zu pringo) durch Wechsel von i zu a hervor ango mini „neben mir" (VI. M. pag. 35). Ähnlich ist die Bildung anuntru neben arom. inuntru. Die Form pringo schließt sich in der Bildung den banatisch-siebenbürgischen an, doch ist zu bemerken, daß sämtliche für den Dialekt angeführten Formen wenig in Gebrauch sind und meist durch la vertreten wrerden. Im Istrischen scheint die Präposition geschwunden zu sein; in den veröffentlichten Texten, sowie in Byhans Glossar, fehlt sie wenigstens, doch bringt Weigand in den „Nachträgen" zu letzterem (Jb. VI, 398), aus seinem Material ein prifige ..längs, neben", als Kurzform zu pri lungo bei. — 439 — la miezul „inmitten". In den alten Texten fehlt die Präposition, doch zeigen die Dialekte Spuren früherer Entstehung. Die Präposition ist eine uneigentliche, aus der Verbindung mit einem Substantiv hervorgegangene. Zu dr. la miezul, la miez de „inmitten" vgl. lat. mödiu, weiches miedzu wurde; in den verwandten Sprachen vgl. ital. in mezzo di, afranz. en mi (milieu). In den dr. Dialekten vgl. d'in mnedz d'e (Samoschd. 72), worin n dadurch entstand, daß anlautendes mi zu mn, n wurde; vgl. mierla > mnerlo ^> mnerlo lierlo. Im Aromunischen entspricht nidzo „unter, zwischen", nidzo alante „unter anderem" (Bojadzi, Jb. II, 58). Cfr. anä-mesa di. pänä „bis". Als älteste, überlieferte Formen bietet der Cod. Vor. srk.j^rk iL, 8), nur einmal rnkpi* (LII, 14) aber häufig rrk^pT* aa, axQig, {i£XQc> odösl (II, 1 ff.); der Cod. Schei. n^p^ (IV, 3), ükp'k (IX, 19), rikpk (XIII, 3) mit Bhotazismus; daneben rn^Nk (GVL 26); bemerkenswert rrkNA aa (LXXXIX, 2) und nkN.jvKS-MHAHTk (C1I, 9). Der Cod. Levit. schreibt nkHk (Gast. 5, 22). Wann pänä und wann pänä zu lesen ist, läßt sich schwer feststellen, da noch heute beide Aussprachen im Gebrauch sind. Zur Erklärung von pana weist Cihac auf lat. per ad, vermutlich durch den Rhotazismus in einem Teil der überlieferten Formen veranlaßt; es liegt indessen nach Weigand (Ol. Wal. 85) zu gründe lat. paene „beinahe", zu welchem, wie Tiktin dazu bemerkt, die Präp. ad trat. Auch Storch (Vokalh. 32) setzt lat. paene a (d) an und konstruiert peng > ping (letztere Form sicher erwiesen durch istr. pire) sodann ping >* pgng durch regressive Vokalharmonie; pänä (pänä) ist also alte, durch Zusammensetzung gebildete Präposition. Rhotazierte Formen, wie sie das Altrumänische zeigt, werden im dr. Sprachgebiet noch heute gehört; para ist nicht auffallend in den Gegenden, wo man zerunke (für genuchm), zurinkg (für — 440 — 441 — iunincä) sagt (Körösch- und Maroschd. Jb. IV, 300). In der Moldau sagt man zum weitaus größten Teil poro, ppr-la; poro saru „bis zum Abend", ppr-la psu (Jb. IX, 188; 220, 10). Da in diesen Gegenden der Rhotazismus nicht existiert, so ist hier wohl lediglich eine Beeinflussung durch färä anzunehmen. Weigand fand umgekehrt auch fpnp (s. färä), offenbar infolge Einflusses von ponp entstanden. Daß pänä, ebenso wie färä, nicht nur vor anlautenden Vokalen, sondern auch vor Konsonanten den. auslautenden Vokal verlieren kann (pon-la, pon-di, for-di), liegt an dem Charakter von n und r und zugleich an dem häufigen Gebrauch der Präpositionen, die dadurch leicht zu Kurzformen werden. Das Aromunische zeigt punp, ponp, pun, ppn; pun di musata „bis zur Schönen" (Ar. II, 327), ppn tu sone „bis zu Ende (Jb. III, 168). In den Stellen ponu tseru (Jb. I, XI, 1) des Cod. Dim. liegt wohl eine Beeinflussung von ppn durch ditu vor, indem die Kurzform den u-Vokal aufnahm; ein panu bietet auch Bojadzi (Jb. II, 130). Bemerkenswert ist die Form pen in der Manjana (z. B. pen s inkresti „bis du heranwächst") wo p durch e ersetzt wird. Das Meglen hat pon, dessen Vokal dem dr. und arom. u entspricht; ponla, pondi „bis", ebenso conj, pon si; pon an dr. pänä in. Papahagi verzeichnet auch ponä (Megl. Born. 106). Im Istrischen ist, wie bemerkt, die ursprünglichste Form in pirg neben pir mit Elision bewahrt; pire verir kose „bis er nach Hause käme" (Jb. I, 126, 8); pir la yome „bis an die Grube" (Jb. I, 147, 9). Über pira (Jb. VI, 307) s. unter färä. pentru „für". Der Cod. Vor. hat nur einmal np'i.f/TpS (LXXI, 12), der Cod. Schei. scheint nur nps.fvTp8 (XLI, 5) und opHHTpS (CV}9) zu kennen. In den älteren Quellen finden sich ferner ncNTßoif, dies im Praxiul von 1569 (Gast. *15, 2), sodann in einem Hrisov de jud. von 1626 srkHTpS (Gast, 74, 2); der Cod. Levit. hat m .jvrper (Gast, 4, 32), n^Tpoy (Gast, 4, 12) und ntNTpS (Gast 5, 4), Coresi schreibt np*KTß$ (Gast, 27,14) neben imrrpS (Gast. 31, 24), der Cod. Sturdz. zeigt npg 'NTpoif (Gast. 40, 24), die Propov. in z. d. L. um 1600 riHNTpotf (Gast. 139, 11). Aus den Formen der alten Quellen, besonders deutlich aus denen das Cod. Sturdz. und Cod. Bevit., geht hervor, daß in dako-rumänischer Periode die Präposition pre mit ntru (s. intru) zusammenwuchs. Die Präposition pentru ist also zu den in rumänischer Zeit entstandenen, zusammengesetzten zu stellen, was durch die Dialekte bestätigt wird. Zur Erklärung ist daher nicht unmittelbar lat. *per intro anzusetzen (Diez. R. Spr. II, pag. 757), oder mit Byhan (Jb. VI, 305) lat. *per inter. Heutiges printru für prin vor Vokalen hat sich offenbar aus altem printru (durch die Analogie in: intru, din: dintru, prin: printru) erhalten, welches sowohl in der Bedeutung „für", als auch „durch" vorkommt. In den dr. Dialekten zeigt dasBanatische pentru, pintru, pontru (s. pe), puntru, pruntu, prontu, von denen die beiden letztgenannten Formen dem neueren printru zur Seite zu stellen sind, sowie noch prantru, das wohl nur in wenigen Gemeinden, so in Bania und Cilnic (Jb. III, 226), noch gefunden wird. Im Olttal erscheint neben pentru noch pintru pintu, an der Theiß puntu (Samoschd, 43). Im nördlichen Transsilvanien wird pentru vor ce gekürzt zu pon in pontse „warum" (Jb. VI, 40). In der Moldau hört man, neben pentru, häufiger pintru, pontru, puntru, pontru und selbst puntru, letztere zwei häufig in der Großen Walachei (Jb. IX, 178), bei den Trokaren punt-o für printr-o (Jb. VIII, 45). Das Aromunische kennt pentru nicht, es hat an dessen Stelle tri, tro, ti, tp, welche lautlich auf lat. inter beruhen; das p kann aus e durch Einwirkung des r entstanden sein, allerdings ist auch nicht ausgeschlossen, daß dabei auch lat. intra mit in Frage kommt; zur Bedeutung vgl. tri a beare (Ar. II, Nr. 19, 8) „um zu trinken", ti pprädz „für Geld" (Ar. II, Nr. 25, 10). Bemerkenswert ist, daß tro, tri, tre, tru auch im Dr., hier als Präfixe, und, was besonders hervorzuheben ist, zweifellos — 442 — — 443 — in Vertretung von lat. trans nachzuweisen sind; vgl. dr. trinnt, tremit, trämit, trumit (Gast. Ind.), letzteres mit u allerdings wohl nur wegen des Labials. Man kann daher fragen, ob nicht in den aromunischen Formen — in einzelnen Fällen -— auch lat. trans enthalten sei, doch ist die Klärung dieser Frage einer syntaktischen Untersuchung zuzuweisen. Am Olymp herrscht trp, to, ti. Im Meglen wird pentru ebenfalls nicht gebraucht, seine Funktion hier durch di vertreten; vgl. di noi „für uns" (Jb. V, 145, 1). Im Istrischen verzeichnet Byhan (Jb. VI, 305) ein pentru, pintru „für, durch" (bei Majorescu) als unwahrscheinlich. pe, pre „ auf". Im Altrumänischen erscheint np« im Cod. Vor. 13 Mal und stets in der angeführten Form; npfN*,vkavM 10)' auch im Cod. Schei. so, npgKA/Vk (I, 1), nptKAAG (LXXXVI1I, 42), Die Form m finde ich zuerst in einem Ilrisov de jud. von 1626, necTANHSA (Gast. 74, 15). Der Ausfall von postkonsonantischem r in unbetonter Silbe ist, den Literaturdenkmälern nach, verhältnismäßig jung, doch dürfte er, nach Stinghe (Jb. IV, 249), schon urrumänisch dialektisch gewesen sein. Im heutigen Dr. bestehen die Formen pre, pe, pi, pä, von denen pe die in der Literatursprache, sowie auch neben pi in der Moldau gebräuchlichste, pä die in der Walachei ver-breitetste ist. Dr. pre beruht auf lat. per und gehört somit zu dem alten Erbgut des rumänischen Wortschatzes. In den verwandten Sprachen vgl. ital. aspan. prov. afranz. per, nfr. par. Weigand sagt (Jb. IV, 248), die etwas auffallende Metathese per > pre verdanke ihren Ursprung wahrscheinlich Bildungen wie prin aus *per in, preste aus per extra, doch muß die Form pre schon vor der Entstehung von prin (s. d.) und preste existiert haben, da beide erst in rumänischer Zeit entstanden sind, indem sie mit pre > pri zusammenwuchsen. Will man bei pre Metathese annehmen, so ist diese, eine gemeinromanische Erscheinung (Diez, R. Spr. II, pag. 536ff. Gröbers Ztschr. XXII, pag. 465 ff.) ja auch im Rumänischen nicht selten, indessen dürfte nach meinem Dafürhalten in pre gleichwohl nicht unmittelbar Metathese vorliegen. Lat. pro wurde durch Metathese gemeinromanisch zu por, im Rumänischen, hier nur als Präfix erhalten, zu pur in purced (lat. procedo). Es kann demnach nicht wohl einleuchten, daß ein schon vorhandenes lat. per zu pre zurückgeformt worden wäre. Lat. per > rum. pre unterlag somit einer anderen Entwickelungsbeeinflussung, die ich als vom lat. Präfix prae- ausgehend annehme. Während die Präposition prae schon so früh ausstarb, daß sie nicht nur für das Rumänische, sondern auch für die romanischen Sprachen überhaupt verloren gegangen ist, hat sich das Präfix prae- in einer Anzahl lateinischer Erbwörter des Rumänischen erhalten (vgl. a preface, a precepe, a prelinge u. a.). Die syntaktische Tonlosigkeit der Präposition im Rumänischen läßt diese vielfach dem Präfix gleichwertig erscheinen, und so war ein lat. prae- >> pre- wohl imstande, aus lat. per rum. pre erstehen zu lassen. Die Vermischung von prae- und per- zeigt schon das Lateinische; vgl. perlongus und praelongus „sehr lang", percautus und praecautus „sehr vorsichtig", permollis und praemollis „sehr sanft". Daß besonders häufige Präfixe die Entwickelung der entsprechenden Präposition beeinflussen können, liegt nahe und scheint auch bei in der Fall zu sein. Densusianü (Eist, de la lang ue roum. pag. 183) denkt an eine Vermischung von lat. per mit pro und sagt: „En roumain, comme dans une partie du domaine roman occidental, on con-state une confusion de pro avec per. Dans cette langue cest pro qui a ete absorbe par per." In den dr. Dialekten zeigt die Präposition besondere Formenfülle im Banatischen; vgl. pe neben pi; sowie pie; ferner pp, und pre, pre, pri, die selten sind, endlich pro. An der Theiß ka p-un drpguts (Samoschd. 48, XX). Die Körösch-und Maroschdialekte bieten pe, seltener pie; am häufigsten ist po, vereinzelt findet sich pa, und in Rosia (Bihor) und Dames sogar pa, indem vortoniges o, gleichviel ob es auf e oder a beruht, zu a wird (Jb. VII, 48). Ferner kommen noch — 444 — pro und pri vor. Im Banat zeigt sich, daß in den meisten Fällen dort, wo die Formen mit gedecktem Vokal, also pro, pp, herrschen, auch pruntru, wo pe herrscht, pentru, pintru gefunden werden. Dementsprechend erscheint auch vielfach für dr. de in ersteren Gebieten do, in letzteren dze, wie früher gezeigt. Abweichend hiervon kommt in Ruska pp neben einem dze vor, was sich aus der ungleich weiteren Verbreitung dieser Form gegenüber dp erklärt. In Serbien herrscht pi, pe (Jb. VII, 60. 62), in Bulgarien pe (Jb. VII, 63). Im Olttal scheint pe die häufigere Form zu sein, doch wandelt sich dabei gewöhnlich pe > pp, wenn der Präposition ein Labial folgt (Jb. V, 189). Die Moldau zeigt pi, auch pe und pp; pi sup-sori pi sup-lunu (Jb. IX, 222). Das Aromunische hat pri, pre, pi, pe; pri und pi, entstanden durch Schwächung von e in satzunbetonter Silbe, sind zwar noch urrumänischen Ursprungs, aber jünger, als die Formen mit e. Am Olymp ist nur pre und pri gebräuchlich. Die Bedeutung der Präposition ist hier fast durchgängig „auf, oben auf", und anknüpfend hieran vermutet Meyer-Lübke (Gröbers Ztschr. XXII, pag. 496), daß, da sich in den alten Quellen öfter ein pre auch für spre finde, dieses pre eigentlich spre sei, welches unter Bedingungen und aus Gründen, die noch klar zustellen seien, sein s aufgegeben habe. Im Meglen entspricht pri, vorwiegend „auf"; pri kal „zu Pferde", pri prak „auf der Schwelle", doch auch pri vale „am Bache" (VI. M. 73, 14), wie im Dr. hier pri domnu „bei Gott", lat. per deum. Im Istrischen vgl. pre, pri „auf, in, gegen"; pre kole „auf dem Wege", pri skcmt „auf dem Tische" (Jb. I, 144), pri su okna „unter dem Fenster" pre vple „auf den Boden herab" (Jb. I, 8, 4), pre tot löku „nach allen Richtungen" (Jb. VI, 317). Ein Kompositum mit kroat. po ist prepo „vermittelst", worin pre- verstärkend zu wirken scheint (ibid. 318). Bemerkenswert ist istr. pre- für sonstiges rum. spre- in der zweiten Dekade der Numeralien: urprezetse „elf* etc. — 445 — Wenn diese Formen, die Weigand nicht kennt, bestehen, so muß befremdlich erscheinen, daß sich nur hier das Istrische dem Bau des Gemeinrumänischen entziehen sollte. Byhan sieht in diesem pre- lat. per (Jb. VI, 317), doch dürfte hier wohl nur das s von spre (s. d.) gefallen sein zur Vereinfachung der schwierigen Gruppe -rspr in ursprezetse, worauf für die übrigen analog gebauten Numeralien der nämlicheProzeß eintrat. preste, peste „über" (stri). Der Cod. Vor. enthält die Präposition nicht. Im Cod. Schei. finde ich nccTßf nur einmal (VIII, 2), n*CTpn*OTnrkMrkNT&\: Coresi hat an entsprechender Stelle npe, im Cod. Schei. tritt bei dem angeführten, in demselben häufigen Ausdruck, für dieses npucre sonst nptcnpe ein. Auch im Cod. Levit. fehlt das Wort (Gast. 3 ff.). Erst in dem Cuv. p. cur. von 1614 erscheint npfCTf (Gast. 50, 2), npem- toi;, und wird von da ab häufiger in der Literatur; vgl. np-fcCT* bei Meletii 1644 (Gast, 111, 8), bei Ioan din Vinti 1683 zuerst necTf, mit Fall des r (Gast, 270,11), und bei Cantemir cnpfCTf, 1698 (Gast. 323, 20); neuer ist npfCTT* (Gast. b. 231, 10). Nach Cihac ist preste ein Kompositum aus lat. *per extra, welches so nicht bezeugt ist. Miklosich (Beitr. 1, 15) denkt an per-trans, womit das s in preste nicht erklärt wird. Tiktin dagegen — ihm folgt auch Meyer-Lübke (Gram. III, pag. 490) — sagt (Gr. rom. § 306, 3): „peste, din pre si spre, de aceia la cei vechi incä prespre, prespe, preste." Cihacs Erklärung, welche lautlich einwandfrei ist, findet sich auch bei Diez (R. Spr. II, pag. 757), bei Geheeb (Jb. V, 40) und Byhan (Jb. VI, 318). Meyer-Lübke (Gröbers Ztschr. XXII, pag. 496) sieht in dem zweiten Kompositionsglied -strä eine Vermischung von extra und trans, und führt nach Karl Hamps lat. Präpositionenverzeichnis (Arch. f. lat. Lex. V, 321—368) das als vuigärlateinisch, wenn auch schwankend bezeugte extrans an, welches sich lautlich ebenso, wie extra, zu strä entwickelte. Das Sprachgefühl für die Entstehung von strä ging früh verloren, sodaß sich auch ein strämos entwickeln konnte gegen- — 446 — — 447 — über dem span. transabuelo, portg. tresavö, afranz. tres-aive „Urahn". An ein Präfix extra- möchte ich, trotz ital. strava-gante, straordinario, bei diesem Worte nicht denken, und eher in preste eine Kompromißform zu *per-extra und *per extrans sehen, in welchem letzteren *extrans bereits strä geworden war, bevor es mit pre verschmolz; presträ >> preste ist also als alte, rumänische, durch Zusammensetzung gebildete Form anzusehen. In preste, prestre, peste hat sich im Auslaut e für das etymologisch richtige ä eingestellt nach Analogie von intre; r konnte, wie auch sonst, fallen. In den dr. Dialekten entspricht banatisch pest'e „auf"; pest'e vurful d'ealului (Jb. IV, 312 XXIX); ferner posto und prostp; posto multse delur (Jb. IV, 319 L). Die gedeckten Vokale weisen auf Bildung mit po, pro (s. pre). In Serbien findet sich für peste oft pisto, in St. Anna (bei Maros Vasar-hely) hörte Weigand peste (Jb. VII, 58), in der Moldau neben peste und häufigerem pisti noch pisti (peste); in walachischen Orten posti und pusti (Jb. IX, 187). Das Aromunische bietet peste, häufiger pisti „über"; pisti fatso „auf die Wange" (Ar. II, Nr. 14, 7). Das zweite Element der Komposition, sti oder stri, ist hier noch eine selbständige Präposition; sti ohne Licpiida in satzunbetonter Stellung; vgl. era no ärburo stri no dzeano „es stand ein Baum auf einem Bergesrücken" (Gast. b. 269, 35), und sti lume „auf der Welt" (Gast. b. 272, 39). In Vlacho-Livadhon vgl. pristi (VI. M. 35), welches in den Ol.-Wal. nicht verzeichnet ist, doch finde ich in den Liedern von Vlacho Klisura peste; peste lilitsile toate (Ol.-Wal. XXXI, 3). Im Meglen zeigt sich pristi „auf"; pristi kap „auf dem Kopfe"; pristi noapti „mitten in der Nacht" (VI. M. 35). Das Istrische hat preste, wie im Dr.; preste ko „über das Pferd" (Jb. I, 138, 18). prin „durch-1. In den ältesten Quellen erscheint npi.fv, npH.K, npLfaf, im Cod. Vor.; im Cod. Schei. ist die Präposition npn.fv selten, npH.K KCWPH (X, 2) „in den Wäldern"; bei Coresi finde ich sie nicht (Gast, 10 ff.). Der Cod. Levit. hat npe .jv (Gast. 4, 5), ebenso der Cod. Prax.; im Cod. Sturdz. (Katech.) findet sich npeN neben npe ^ (Gast. 40, 13), ferner, im Jahre 1625, np*H bei Ureche (Gast. 73, 9), sowie ebendort nHH (Gast. 71, 30), welches heute noch in den dr. Dialekten besteht, nHH m^Spc ..durch den Wald". Auch Evstratie 1632 hat npfH (Gast. 78, 18). Die Form nin hat noch Sava (Gast. 217, 20) von 1675, nin nrkprS „auf den Markt". Die Präposition prin hat mit lat. per in, wie Densusianü (Hist. de la langue roum. pag. 171) anführt, unmittelbar nichts zu tun, sondern ist, höchstwahrscheinlich in schon urrumänischer Zeit, aus pre in entstanden, da sie auch im Aromunischen, Meglen und Istrischen vorkommt. Auch Byhan setzt für prin ein lat. per-in an (Jb. VI, 319). In den westromanischen Sprachen sind entsprechende Bildungen nicht vorhanden. Die alte Form npen neben Hpiiu gibt nur eine offenere Aussprache des i an, da sich in den nämlichen Texten für primäres i die Formen mit e finden; nHH zeigt den bekannten Ausfall von postkonsonantischem r. Im heutigen Dr. bedeutet prin „durch"; prin paduri si prin cämpuri. Vor Vokalen tritt meist printru (s. d.) dafür ein; printr Insul, weil in gleicher Weise, wie es bei in der Fall war, auch hier die Nasalierung eingetreten wäre und ein pru geschaffen hätte, welches nicht lebensfähig geblieben sein würde. Dialektisch entspricht im. Banatischen prim, prin, pin. Der auslautende Nasal folgt hier vor Gutturalen und Labialen den Veränderungen, welche bei in beobachtet wurden; also prun lakrim (Jb. III, 265, 21), aber pin-grpginp (Jb. IV, 317 XLV); ebendort pim pom su pim morotsini. WTo pro gesprochen wird, herrscht prun, wo pre, pri, zeigt sich prin, pin. Ein Kompositum prinkrestül „querdurch", im nördlichen Trans-silvanien (Jb. VI, 40), enthält magy. keresztül. In Serbien und Vilcea hörte Weigand pim in dupim (de prin; Jb. VII, 58) in Dolj pin (Jb. VII, 79, LI); in der Moldau für prin einmal — 448 — — 449 — pim (Jb. IX, 188), sonst pin; trek pin sat ka pin paduri su pin flokoi ka pintre lei, su pin feti ka pin ketri (Jb. IX, 222). Das Aromuniscbe hat prin „über" selten; meist tritt dafür pitu ein; imnä prin pozare „er ging über den Markt" (Ar. II, Nr. 118, 1). Am Olymp scheint prin zu fehlen. Im Meglen ist prin üblich; prin badzp „durch den Kamin hindurch"; prin pozoristi „über den Markt hin" (VI. M. 35). Auch das Istrische hat prin; prin koase (Jb. VI, 319). printre „zwischen". Der Cod. Vor. und der Cod. Schei. kennen ein npHNTpe nicht; erst die späteren Texte zeigen die Präposition; nach Gaster zeigt sie zuerst die Geogr. Ard. aus der Zeit von 1660 bis 1680 (s. p. 178, 18), npHNTpg aH'KCT^vkASpe. Die Form printre entstand als Kompositum in dako-rumänischer Zeit aus pre intre, die Entwickelung ist prentre ^> printre. Dialektisch findet sich im Banatischen pruntro „zwischen" (Jb. III, 280), in Muntenia puntre; puntre koltsi (Gast. b. 259, 1). Im Aromunischen ist die Präposition nicht bekannt; hier vertritt ntre ihre Stelle, welches ja auch im Dakorumänischen in der Form intre vielfach printre vertreten kann. Auch das Meglen hat die Präposition nicht und im Istrischen verzeichnet sie Byhan zwar (Jb. VI, 319) und führt nach Nanu ein „ras^iteä printre bas" an, doch ist die Existenz des Wortes in diesem Dialekt gleichfalls sehr zweifelhaft. Printre wird nach alledem eine ziemlich moderne, dr. Bildung sein, spre, asupra, despre inspre (arom. sprima). In den ältesten Denkmälern erscheint cnpg im Cod. Vor. häufig, seltener cnpn (Cod. Vor. XLIV, 1) cnp'i (ibid.XXXII, 11); als Kompositionsglied tritt es in npecnpe (Cod. Vor. XVIII, 12ff.) hervor. Auch der Cod. Schei. hat häufig cnpg; copg-r*, spre sprechen die lautlichen Gründe; supra hatte sprä ergeben müssen, eine Form, die allerdings dialektisch auch häufig genug vorkommt, hier aber modern sein kann, da e durch Einwirkung von r dialektisch zu ä werden kann, allein die Wechselwirkung der einzelnen, auf -re und -ra ausgehenden Präpositionen ist, wie früher mehrfach gezeigt, so sicher, daß eine auf -re ausgehende Präposition ebensogut von der Wurzel -ra kommen kann, wie umgekehrt; z. B. sicher in catre statt cäträ aus contra. Es ist aber weiterhin auch beachtenswert, daß neben spre nicht ein spe zu finden ist, analog lat. per ^> pre ^> pe. Diese Bewahrung des r in spre weist auf supra, dessen urrumänische Form, von vornherein durch pre beeinflußt, zu spre wurde. Den ungewöhnlichen Schwund des u führte die Tonlosigkeit der Präposition herbei. Aus gleichem Grunde ist in in den Dialekten ohne Vokal. Auch die Bedeutung spre „gegen" aber weist auf den Einfluß von supra; vgl. lat. supra modum „über das Maß hinaus", supra morem „gegen die Gewohnheit"; bei Livius supra caput venire „über den Hals kommen": cfr. dr. asupra „gegen". Die Existenz von spre im Urrumänischen wird sicher erwiesen in der Bildung der rumänischen Zahlwörter von elf bis zwanzig, wenn es auch als Präposition im Meglen und im Istrischen nicht mehr vorkommt. Im Aromunischen findet sich außerhalb der Numeralien noch eine weitere Spur von spre in der Präposition^ sprima „gemäß", die im Cod. Dim. (hier OJtQi^ici geschrieben) mehrfach begegnet; vgl. sprima kare (Jb. I, XIV, 6); sprima lukprp a lorü 7jb. IV,"XXV, 9); sprima tsi s-are siminatp (Jb. VI, IC b, 24), sprima bünile (ibid. 25): sprima bunesle ka#esün (ibid. C, 6). Ich möchte sprima für ein Kompositum von arom. spri mit ma, welches letztere dem dr. mai entspricht, halten: spre ist also altes Erbgut. Ein cSnpA fehlt im Cod. Vor., findet sich aber sonst in den älteren Denkmälern, so in ,\ec^ißA (Cod. Schei. XVII, 17\ — 451 — weiter cSnpa ma bei Dosotheiu 1680 (Gast. 247, 31) und c8npa Kp'k/KMauiHAivp (ibid. 41). Auch acSnpa und vv snre gleichzeitig damit entwickelt haben, aber im Aromunischen und im Meglen fehlt despre vollständig, während spre überall vorhanden war. Es ist demzufolge viel wahrscheinlicher, daß zunächst nur spre entstand, und despre, wenn nicht aus einem einfachen Zusammenwachsen in dr. Periode aus de mit spre, erst später, vielleicht unter Einwirkung des Adv. desupra, sich bildete. In den Dialekten zeigt das Aromunische nur adv. disupro, clesuprp, asupra „oben"; das Meglen supro mit dem charakteristischen Abfall des anlautenden a, sodaß hier nicht direkt ein supra zu Grunde gelegt werden darf Papahagi verzeichnet noch dibiiprä (Megl. Rom. p. 76), sowie ein disupru de asupra" ut«d pri disupru „pe de asupra", beide in der Form analogisch zu dupu, kutru (s. catre). Für das Istrische bezweifelt Byhan (Jb. VI, 356) die Existenz eines supra, das Majorescu hat, es erscheint aber ein dispre, despre (Jb. VI, 2o6) als Präposition neben desupra adv. (Jb. VI. 207). Daß der Dialekt das Wort hat, erklärt sich daraus, daß das Istrische sich später, als die anderen Dialekte vom Dr. getrennt und infolgedessen mit diesem noch manches gemeinsam hat, wac-den anderen Dialekten fehlt. — 452 — Eine andere Komposition mit spre ist noch dr. inspre „gegen, in der Richtung nach", welches bei Gaster nicht verzeichnet ist, Im Aromunischen erscheint ein spri als Präfix; spridzur „falsch schwören", spritund „durchbohren", spriling „ablecken", spriluiig „länglich". Geheeb (Jb. V, 40) vermutet hier supra, doch können sich, vergleicht man lat. pertundo, perjuro, per-longus, Zweifel regen, ob spri- hier überhaupt dem dr. spre entspricht, und nicht vielmehr an lat. per ^> pre mit parasitischem s zu denken sein möchte, so sicher wenigstens für sprilung (ital. spilungone, sizil. spirlungo cfr. Körting Wtb.) nach Weigand (Ol-W. 59): „Wenn sich s vor Substantiven, Adjektiven und Pronominibus findet, so hat man es zweifellos mit einem parasitischen s zu tun." Bei den Verben spridzur, spritund liegt gleichfalls sehr wahrscheinlich perjuro, pertundo zu Grunde mit Zutritt von verstärkendem s, wonach sich spriling bilden konnte. sub, supt „unter". Im Cod. Vor. erscheint nur einmal ctfrrrS (CLXIII, 7), im Cod. Schei. öfter, c8nT8MkNfchu/\opk (CV, 42), c8nT8ncv\N*}KU (XCV1II, 5). Bei Coresi coynTk ov'Mßßg (Gast. 24, 19); cSn im Cod. Schei. (XLIV, 6) c^iiTHpc „unter dir". Auch später noch, cSnM*pio bei Dosotheiu 1683 (Gast, 268, 11), sowie ein conTO, mit altem dialektischen o für u, wie häufig in den Denkmälern, corsro ccmho cncurlv (Gast. 175, 18). Zur lautlichen Entwickelung vgl. tat. sub, welches schon vlt. su wurde und urrumänisch blieb. Im Dr. ist su nur noch als Präfix (vgl. suire < lat. subire), sonst nur dialektisch üblich. Im Aromunischen und Istrischen ist su noch als selbständige Präposition bewahrt, falls es sich hier nicht um sekundäre Bildung handelt. In den westromanischen Sprachen vgl. span. (veraltet) so, so las copas, so pretesto u. a.; portg. sob. Die Bemerkung bei Diez (R. Sp. II, pag. 757), daß lat. sub gemeinromanisch später durch subtus verdrängt wurde, gilt auch für das Rumänische mit Bezug auf sunt, das je nach 4- — 453 — dem folgenden Anlaute variiert erscheint. Die Entwickelung ist lat, subtus, gespr. suptu > supt. Die übliche Schreibung subt ist etymologisch, gesprochen wird supt. Der Dental von supt fiel vor folgendem Konsonanten dergestalt, daß vor folgendem Stimmhaften sup > sub, vor folgendem Stimmlosen sup unverändert, vor Labialen durch weiteren Verlust des Auslauts su erscheint, welches dem alten su gegenüber also sekundäre Bildung ist. Vor folgendem Vokal blieb supt unverändert. Parallelen zu diesen rumänischen Bildungen bietet das Spanische in sonroclar, sonreirse, socavar, soterrar, subiretc.; in den übrigen romanischen Sprachen vgl. zu lat, subtus ital. sotto, altportg. soto, prov. sotz, afranz. soz, nfranz. sous. Im Dr. findet sich vielfach die Verbindung pre sub; pre sub poalele „am Saum", schon alt nun. ups c$n ncpjo (Gast. 268, 8); ferner de supt, de desupt, dedesuptul „unterhalb". In den Dialekten hat das Banatische supt; supt korito (Jb. III, 277) „unter den Trog". Im Olttal vgl. su, als sekundäre Bildung, verzeichnet von Puscariu (Jb. V, 190). In der Moldau und Dobruclscha herrscht supt, sup, neben welchem auch, ein pi sup (s. pre) gebräuchlich ist; supt umbro (Jb. IX, 218), pi sup-sori pi sup-lunu (Jb. IX, 222). Das Aromuni sehe bietet zahlreiche Formen; vgl. sumtu, suntu, sum, sup, sub, sun, su; letztere wie bemerkt, vielleicht alte, ererbte Präposition; sum meru si sum gutun „unterm Apfelbaum und Quittenbaum" (Ar. II, Nr. 22, 11), sun no frundzo „unter einem Zweig" (Ar. II, Nr. 22, 12); su streaho „unter das Vordach" (Ar. II, Nr. 118,12). Arom. sumtu kommt über *sumptu, mit analogischem m, nach strimtu -ystrinetus etc., wie auch vimtu -j/"ventu. In suntu ist der labiale Nasal dialektisch wegen t zum dentalen geworden. Am Olymp herrscht sub, suptu, suntu. Bojadzi hat sub und presub, offenbar durch das Dr. beeinflußt (Jb. II, 136). Das Meglen zeigt sup; sup röpo „unter dem Felsen" (VI. M. 70), sup neua „unter dem Schnee"; di sup; di sup röpo „unter dem Felsen hervor" (VI. M. 71). Daß hier nur die Form mit Stimmloser im Auslaut belegt ist, ist wohl nur — 454 — - 455 — Zufall, denn das im Dialekt herrschende Auslautgesetz kommt hei Präpositionen nicht in Betracht, im Istrischen ist altes su wahrscheinlich erhalten, mit wechselnder Bedeutung; vgl. su Rim „nach Rom" (Jb. 1, 140, 4); su vos „am Wagen" (Jb. I, 136, 5). Dem megl. di sup „unter hervor" entspricht hier di su „von weg"; di su vos „vom Wagen weg" (Jb. I, 136, 8). Es ist übrigens nicht unmöglich, daß istr. su in der Bedeutung von ital. su „auf" beeinflußt wurde. B. Fremde Präpositionen. a/nangia di „gegenüber". Die Präposition a/nangia di „gegenüber" findet sich nur im Aromunischen; vgl. siilzu a/nangia de palate „er setzte sich dem Palast gegenüber" (Petrescu, Mostre II, 34, 29;. In Weigands Arom. Wörterbuch (Mskr.) ist die Form a/nanea angegeben, die wohl aus der angeführten vereinfacht ist. Das Wort stammt aus dem Neugriechischen; vgl. ayvavrta adv. „gegenüber" (gespr. a/nändia), der Übergang von d' zu g kann im Aromuoischen, wo sonst palatale Dentale nicht vorkommen, nicht befremden. altal „durch". Im nordwestlichen Siebenbürgen an der magyarischen Sprachgrenze findet sich die Präposition altal „durch" (Jb. VI. 40), das ebenso, wie priilkrestul (s. prin) aus dem Magyarischen (altal „durch") entlehnt ist. anämesa di „mitten in, auf". Im Aromunischen wird häufig die Präposition anämesa di „inmitten vona angewendet, meist mit Abfall des a, nämesa di; vgl. namesa di amare „mitten auf dem Meere" (Jb. VI, 114, 12^; namesa di. bisearikp „mitten in der Kirche" (Cod. Dim. CXIVb, 10); ferner namisa di tsersie „mitten auf dem Marktplatz" (Ar. II, Nr. 85, 1). Das Wort stammt aus dem Neugriechischen, äraueöa „mitten in". Ferner findet sich noch tu mesea di „inmitten" (Jb. II, 171), mit anderer Bildung, | vermittelst mese f. „Mitte". do „zu". Slav. do (c. gen.) „zu, bis" findet sich besonders im Istrischen als selbständige Präposition, aus dem Kroatischen entlehnt ähnlich wie po (s. d.); do sto let „nach hundert Jahren" (Mikl. SI. Eh, pag. 59). Im Dr. ist do nur dialektisch, und selten, z. B. in Gorj: mpi do biserikp „näher an der Kirche" (Jb. VII, 83), wo aber stets voraufgehendes mpi mit gebraucht wird. In einer eigenartigen Funktion erscheint do als selbständige Partikel im Banati sehen in den Gemeinden Mehä-dika und Verendin in der Kraina und Bania (Almas), den sogenannten o-Genieinden Weigands, sowie in der Kleinen Walachei (Godeanu), wo sich bisweilen ein dem part. pf. vorgestelltes do findet (Jb. III, 232), am do vpdzut, am do dzus; am do gotat (dr. am vezut, am zis, am gätat), worin Weigand (Jb. III, 232) eine Nachahmung der Bedeutung des magyarischen meg sieht, für das slav. do benutzt wurde. Dieses do kommt auch beim Präsens vor; sä do isprävesk (Jb. VII, 48). Weigand bemerkt hierbei „sollte sich die Partikel auch in der Großen Walachei finden, dann ist ihr magyarischer Ursprung nicht aufrecht zu halten, während sie in der Kleinen Walachei nicht befremdet". Einen ganz ähnlichen Sprachgebrauch findeich im Meglen von Papahagi (Megl. Rom. p. 77) verzeichnet, welcher eine Partikel du anführt als „prefix la unele verbe, ca sä intä-reascä si mai mult actiunea lor"; das Beispiel ca s-la du spelä. dr. „si dupä ce va fi spälat" entspricht ganz dem, was sich im Banatischen findet. Da dieses du (do) beim Verbuni einen perfektiven Charakter zeigt, wie ihn auch slawisches do als Verbalpräfix oft hat, so scheint mir hier slawischer Einfluß vorzuliegen. impotriva „gegen". Obgleich diese Präp. eine rumänische Bildung ist, führe ich sie hier mit an, weil ihr Ursprung doch im Slavischen liegt. — 456 — — Abi — In den ältesten Denkmälern erscheint .fiiipOTHKA im Cod. Vor. nur einmal, .kiiOTpHKA isSügAorn (LXXV, 7); auch im Cod. Schei. ist das Wort selten, ich finde .KiipOTtiKA<{>'kllHi (CXLVII, 7), als substantivische Präposition. Die Bibelübersetzung von 1648 zeigt in der Parallelstelle zum Cod. Vor. cnpc (LXXV, 7), die von 1688 hat K'kTß'k. Coresi schreibt .knOTpHRA (Gast, 17, 9), die älteste Form mit der Metathese der Liquida, Der Cod. Levit. hat .|vnßOTHKAiurk (Gast. 5. 3S>; die Paleea .jviipcmiRAHrrkijlii (Gast. 67, 28); üreche .KMiißC-tiika (Gast. 69, 41), Evstratie .kiipOTHKA aSh (Gast, 122. 39). In den Dialekten ist keine Spur der Präposition zu bemerken, dieselbe ist also als lediglich dakorumänisch aufzufassen, und zwar als alte Bildung, da sie bereits in den ältesten Denkmälern in der jetzt üblichen Weise und Bedeutung angewendet ist. Zu gründe liegt das rum. protivä sub st, ..Vergleich'*, welches aus dem Altbulgarischen stammt; altb. iipOTHKAi ist die Akkusativform eines (im Nom. nicht belegten) npcmiKA „comparatio", es heißt also in protivä wörtlich „im Vergleich zu", woraus sich weiter „gegen, gegenüber" entwickelt hat, Zu altb. ispOTHK/k vgl. noch adv. HpOTH\vk „gegenüber". Im dr. impotriva zeigt die Metathese der Liquida eine im Rumänischen häufige Erscheinung, daneben hat sich indessen auch die alte Form protivä „Gegenteil" in Siebenbürgen erhalten, ebenso in protivnic „Gegner". in aleanul „gegen". Die Präposition kommt nur im Altrumänischen vor. Der Cod. Vor. hat .KHTpAAk»S (LXXV, 9) adv., im Cod. Schei, fand ich das Wort nicht; der Cod. Levit. zeigt .kaATkH8Ak0CTpov" (Gast. 5,13), .jvAAUHÖAfwi'icoY (Gast. 5,12), „|w\ATkH8AAOp (ibid. 39). Zuletzt erscheint das Wort bei loan din Vinti 1683, ^AAtN (Gast, 270, 32). Die Präposition beruht, wie impotriva, auf einem Substantivuni, welches als Lehnwort ins Rumänische übergegangen ist; vgl. rum. aleanü „Widrigkeit, Ungemach", aus dem ma- gyarischen eilen „gegen, Feind". Das e ging rumänisch im unbetonten Anlaut zu a über, das offene magy. e (e) wurde ea. Im heutigen Dr. vgl. alean „Feind" und „feindlich". Jimi „bei". Papahagi verzeichnet (Rom. diu Megl. pag. 49) eine Präposition des Meglen, jimi, dr. „pe"; jimi domn „bei Gott"; jimi testa poini „bei diesem Brot". Papahagi führt an angegebener Stelle noch jimi treili soniti „bei den drei Heiligen" an. kata „gemäß". Im Aromunischen findet sich vereinzelt ein kata „nach, gemäß", als Entlehnung aus dem Griechischen, xaxa. Vgl. cata ursita a amiräului „nach dem Befehle des Kaisers" (Petrescu, Mostre II, 13, 12), cata dzica „gemäß dem Ausspruch" (ibid. 31, 2). ka „zu". Die slavische Präposition Kk „zu" findet sich altrumänisch nur vereinzelt in Überschriften; z.B. K'cßßEUJM „an die Hebräer" (Gast. 317), Kk KOpHH^ÜH „an die Korinther" (Gast. 316). na „auf". Als selbständige Präposition ist na, ebenso wie po, za, nur im Istrischen zu konstatieren; tot na polu „in vollem Galopp (Jb. I, 136, 8, 9); naskut me am na dvaiset si tsints augustu (Romania XXI, 254; III, 1); na desne cace „zur Rechten des Vaters" (Mikh, SI. EL); na broj „unverletzt, ganz"; si jezi na broj „et haedi integri" (Mikh, SI. El. VI, 21). Für diese istriscd i Präposition ist ebenfalls Entlehnung aus dem Kroatischen anzunehmen. ot „von". Die Präposition IVT findet sich in den alten Texten ziemlich häufig. Der Cod. Vor. enthält WT nicht, doch finde ich es im Cod. Schei., vgl. uJH^SWT.knSTApeiui'ig „und man — 458 — — 459 — spottet mein'' (LXV1II, 11), sodann hat Coresi 1581 WT in der Überschrift t\7VAh WT MATohi (Gast, 28). Die Präposition wird, ähnlich wie CK, besonders in Urkunden des alltäglichen Lebens, und vorwiegend bei Angaben der Herkunft gebraucht, Ein Hrisov de vänzare von 1609 (Gast. 43), in dem gleichzeitig auch CHv vorkommt, enthält WT mehrmals; vgl. nprkrapn WT TAU: WT KHAT^ljJH; WT KO\"Ol|IH; WT pOiMI!$pH. ein Hrisov de vänzare von 1619 (Gast. 53, 2) mrrpAßtt WT PwVkiiTkHH: der Cod. Sturdz. von 1620 WT pOKCTBO (Gast, 56, 28), ein Hrisov de judecata vom gleichen Jahre KOA'kpH WT ,/\ROp (Gast, 62, 21), das nämliche Schriftstück in der halb-slavischen Fluchformel m CK TpfKAÜT inn npOKAkT WT ra i\PA AlU\i\ (Gast. 63, 14). Ein Hrisov de vänzare von 1638 zeigt WT K'kll.llimU|JH, WT SSßAHkNHLJJH, WT <])HNHLjJ£, so wie siebenmal WTTAL1. Ein Hrisov de vänzare von 1641 (Gast, 92, Nr. XXX! h enthält dreimal WT mit Ortsnamen und viermal wt TAU; eines von 1642 (Gast, 102) viermal WT mit Ortsnamen, doch wird bei weiteren Personalien hier an Stelle von wt auch ,\iih und v\t gesetzt. Das ..Hrisov de rumänie" (Gast. 134) von 1650 hat fünfmal wt mit Ortsangaben und zweimal wt TAU. ein Hrisov von 1650 (Gast. 135) zweimal wt; ein solches von 1650 enthält WT B$TiTkpH[JH, wt K$Kp£l|), wt T'kproRHiii (Gast, 135, Nr. XLY). Ein zweites Hrisov de rumänie von 1650 enthält WT ßScmmjHi. wt riATkßHM'kHH (Gast, 135, 136). Das Hrisov de tigancä von 1672 .Gast. 208, 9) hat wt npHRmi Im Molitvelnik von 1650 bis 1675 (Gast. 288) und auch sonst erscheint WT in den slavischen Uberschriften der Evangelien; WT MAT-0-6h, WT MApKA, WT A$KH. Von jetzt ab verschwindet ot in den Denkmälern, annähernd zu gleicher Zeit mit sä „mit", ungeachtet seiner viel größeren Häufigkeit. Ob ot hier und da im Volke gebräuchlich gewesen ist, läßt sich nicht mehr feststellen; der notarielle Gebrauch allein würde zu einer Bestätigung nicht ausreichen, da ot hier doch wohl nur dem Formelwesen der Urkunden, die zu jener Zeit, sowie vorher, meist in bulgarischer Sprache abgefaßt wurden, sein Vorkommen verdankt. Gleichwohl mag mit einiger Wahrscheinlichkeit namentlich bei Ortsangaben vor Gericht und an Amtsstelle wt nach alter Überlieferung nicht nur gebraucht, sondern im Volke auch verstanden worden sein. po „nach". Die Präposition po „nach", ein gemeinslavisches Wort, ist nur im Istrischen, ähnlich wie na und za, zu finden; im Rumänischen erscheint es aber nur als Präfix in slavischen Lelmwörtern. Vgl. istr. po zgoru „hinauf (Jb. I, 136). Das Wort gehört zu den neueren Entlehnungen des Istrischen aus dem Kroatischen. Byhan verzeichnet po (Jb. VI, Glossar) nicht. pro „gegen". Die Präposition pro, ein gemeinslavisches Wort, führt Byhan (Jb. VI, Glossar), für das Istrisehe an, pro-ketra (cäträ) Iv. 3, und stellt es mit kroat.-slov. proti zusammen. sa „mit". Die slavische Präposition Ck findet sich in den altrumänischen Schriftdenkmälern nur selten, bei Gaster zeigt sie sich viermal. Der slav. Form Ck (stb) entspricht rum. sä (ck). Uber den eigentlichen Lautwert von *k im Altbulgarischen sagt Leskien (Handb. d. altb. Spr., pag. 5), es sei wahrscheinlich als kurzes, offenes u oder kurzes, geschlossenes o gesprochen worden. Scholvin (Arch. II, pag. 485), und nach ihm Th. Vetter (Zur Gesch. cl. nomin. Dekl. im Russ. Diss. 1883, pag. 15), v/ollen 'k in geschlossener Silbe als o gesprochen wissen: dann wäre o unbetont im Rumänischen zu u geworden, falls C^k volkstümlich gewesen ist. Dies war indessen schwerlich der Fall, so wenig wie bei ot, und ist daher wahrscheinlich nur die bulgarische Schreibung der Urkunden auch für die alt rumänische beibehalten worden. Zuerst findet sich Crk in einem Hrisov de vänzare von 1609 (Gast. 43) aus Roman, worin es heißt um CT* .Pä npi^rApH — 460 — „und mit 21 Bürgern"; ferner in einem solchen von 1.614 (Gast, 44): h crk cirrpa er copa apiiHive „und mit seiner Schwester Aritsoe". Ein Hrisov de judecatä von 1620 (Gast. 62) hat npgMTpS CA/riM KrrkTkHin ck aok ry Licap'k ^ ?kei at'ia „für das Dorf Vläcenii mit dem Mühlenplatz au der Jijia". Am Schlosse dieses Hrisovs wird die ganze Stelle wiederholt, dabei aber Ck durch rumänisches ks ersetzt. In dem Hrisov von 1614 zeigt sich übrigens die nämliche Formel, die in demjenigen von 1609 mit ck angeführt ist, rumänisch mit k8: uns k$ ri rn^prapn (Gast, 45, 11). Ein Hrisov de impärtire endlich von 1070 (Gast. 207) zeigt die Stelle MHjpkMAA Ck kB narpS KSn'iit mau mhhm „Michael mit den vier kleineren Kindern". In diesem Hrisov sowohl, wie in dem von 1620 ist der slavischen Präposition eine rumänische Ubersetzung hinzugefügt, wohl zu besserem Verständnis für den Laien, woraus zu schließen ist, daß Crk im Volke nicht verstanden wurde, also ebenfalls nur gleichsam als Dekoration des alten, bulgarischen Kanzleistils diente. Wlx (vä), 8 „in". K'k ist im Altrumänischen sehr selten. Ich finde es in kirchlichen Texten nur in den slavischen Uberschriften; notariell in einem Hrisov de vänzare aus Galaz von 1642 (Gast. 93, 28) mc-c Kiv nIski „die in Nichea sind", und dann sehr häufig bei der Zeitangabe „im Jahre", RTv/VfcTO, die sich dialektisch erhalten hat, allerdings in etwas veränderter Bedeutung. So im Banatischen vpleatu „Leben"; vpleatu oamenilor nu-1 sdsiu „das Leben der Menschen kenne ich nicht" (Jb. III, 331). Das richtige Sprachgefühl für die Bedeutung des Wortes muß bei solchem Gebrauch erloschen sein, wenn es freilich je im Volke vorhanden gewesen ist, denn man sagt sogar in voleatu anului „im Jahre". Im istrischen vovik ..immer" steckt das kroat, vavek, altb. ßlv ßkirk. Neben WK findet sich in den altrumänischen Schriftdenkmälern auch das verwandte, slavische 8, $\[ „in", besonders in Verbindung mit slavischen Wörtern; 8 Tp'kr (Gast, 45, 19), — 461 — 8 CTO/U»HMlvHH (Gast. 53, 19), 8 rac (Gast. 63, 16 u. 75, 6), 0\f rkaaij, (Gast. 93, 30). Die Präposition ist in der Volkssprache nicht gebraucht worden, sondern diente, wie fast alle diese slavischen Entlehnungen im Gebiet der Präpositionen, nur im Kanzleistil. za „für". Die Präposition za ist nur im Istrischen vorhanden, im Dr., sowie im Aromunischen, Banatischen und Meglen kommt za nur als Präfix, bisweilen auch vor lateinischen Stämmen vor, in den Formen za-, za-, z-, se-, s-. Zu istr. za vgl. lok za durmi „Platz zum Schlafen" (Jb. I, 134); den de pre veri za send! „von wannen er kommen wird zu richten" (Mikh, SI. Eh). Aus einem za tse „warum" entstand istr. zpts. Daß allein hier za, ebenso wie na, po, selbständige Präposition geworden ist, wird dem erdrückenden Einflüsse des Kroatischen zuzuschreiben sein. Verzeichnis der besprochenen Präpositionen.*) a 413, afarä de 415, 425, afuara di 426, a/nangia di 454, aite, ainte 431, aläturea 415, altal 454, an 430, anämesa di 454, angp 438, antru 435, anuntru 438, aproape de 416, asupra 448, 451. cäträ, cätre 416, contra 416, cotro 417, cu 418. de (d'e, dze, da, di) 418, de pe, de pre 419, de alungul 438, deasupra 451, dedesuptul 453, dela 420, de lingä 438, delontrul 433, denläuntru, denlontru 433, dentri 422, dentru 423, de in 420, de incoace 421, de incolo 422, de intre 422, de intru 423, depu 425, dereptu 424, despre 448, 451, desupra 450, desupt 453, dimpregiurul 427, din (de in, din, don) 420, dinainte (di inante, di inonta) 432, din aparte 422, dinäuntru 433, dincoace de 421, dincolo de 422, dingp 419, 438, dintre *) Die altrumänischen Formen sind in Umschrift wiedergegeben. I — 402 — 422, dintru 423, 436, din jur di 427, dipa, dipi 419, dipu 425, ditu (dit, ditru) 423, do 455, dp == de, dpn = din, dopo 419, dopungo 438, dret, drit 424, drept, (derept, dirt, dirt) 424, du 455, dupä (dopa, dupu) 424, duppstp 419, dupri 420, dupun 419, 447, dupungo 419, 438, dun dW'duntre 423, dje. dyin 421. dze 419, dzin 420. en rence 432. färä (farä, fpno, for, fore) 426. ge 419, gin 421. inrente 432. imprejurul 427, improtiva, impotriva 455, in 427, inainte (iraiute, inpinte, inrente) 431, in aleanul 456, ingo 438, in-contra 417, inlauntru (inluntru, inäuntru) 433, inspre 448, 452, intre 434, intru 435. jimi 457. kata 457, ka 457, kata 417, keresztül 447, ketia 417. ko 418, kotro. kntro, kutru, kuntru, koto, kuto 417. ' c c ' o c 7 7 7 o c o c la 436, la miezul 439, lingä (längä) 437, lontru 433, longo, lungo, lungu 438. m- = in 430, mainainte (mainte, mainante, maince) 432. meg 455, mneciz de 439. moiic'e 432. n = in 430, na 457, nainte (nentre) 431, nämesa di 454, nidzo 439, ningä 438, nozat 458, nontru, nointru, nountru. nuntru, nutru 434, ii = in 430. ot 457. on, pr 436, gnrent'e 432, ontre 435, pntru 436, gnnutru, onuntru 434. pänä (parä, pirpina, pgn etc.) 439, pe spi, pä, pre, pri) 442, pentru (päntru, printru, puntu etc.) 440, peste (peste, pisti, posto, preste, pristi, pestre) 445, pin 447, pifigo, pungp 438 po 459, pontru 441, po 443, pre = pe, prepo 444, prespre, presse 445, 449, prin (prim) 446, pringg 438, priiikrestul 447, printre, printru 440, 448, ipri tu 436, pro 459, pro 443, prosto 446, proapi di 416, pruntrp 448, prunt.ru 444, pruntu 441. raintea 431. s-, se 461. sä 459, spre (spri, spro) 444, 44S, spreste — 463 — 445, 449, sprima 448, 450, strä (stri, sti) 445, su, sub (sum, sumtu, sun, supt, sopto) 452, supra 450, suprp 451, supt, suptu 452. to 436, tra 435, tre, tri, tro, ti 441, tru, tu 436, 441, tu mesea di 455. u 460, untru 435. un 430, u 429, unantre 432, unaiintre 432. unluntru 434, ymtrg 435, ununtru 434, ur 430. vä 460, (voleatu°460°, vovik°461). za 461 (zots 461). zimi v. jimi. 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Diez gibt in seiner Grammatik nur sehr wenige Beispiele für den Gebrauch der rumänischen Präpositionen, für die außerdem meist keine Belegstellen angeführt werden. Meyer-Lübke sucht in seiner romanischen Syntax diesem Mangel durch reicheres Material abzuhelfen, aber er ist ebensowenig wie Diez in das eigentliche Wesen der rumänischen Präpositionen eingedrungen, wie viele auffallende Fehler beweisen. Auf rumänischer Seite ist noch am brauchbarsten, was Tiktin und Cipariu gelegentlich über diesen Gegenstand geschrieben haben. Aber dies sind nur verstreute Bemerkungen, die kein einheitliches Bild des ganzen Stoffes geben. Die übrigen rumänischen Autoren: Philippide, Candrea-Hecht, Manliu, Nädejde u. a. beschränken sich darauf, die verschiedenen Präpositionen und ihre Bedeutungen rein schematisch aufzuzählen. Auf Vollständigkeit und Richtigkeit im einzelnen können aber auch diese Verzeichnisse keinen Anspruch machen. Ebensowenig ist auf eine organische Entwickelung Wr eis? and, 10. Jahresberic-it. 30 — 466 — der Bedeutungen und auf eine Darstellung der Verhältnisse im Lateinischen und den übrigen romanischen Sprachen Wert gelegt worden. Es besteht also hier tatsächlich eine Lücke, die auszufüllen ich in der vorliegenden Arbeit versucht habe. Dieselbe stellt im ganzen eine Klarlegung der Bedeutungsverhältnisse der einzelnen Präpositionen und deren Entwickelung dar. Durch Beispiele ans älterer und neuerer Zeit, aus der Schriftsprache, der Volkssprache und den Dialekten sind zunächst immer die verschiedenen Verwendungen einer jeden Präposition im Rumänischen festgestellt worden. Die einzelnen Bedeutungen sind dann möglichst auf eine Grundbedeutung zurückgeführt und immer die entsprechenden lateinischen und romanischen Verhältnisse zum Vergleich herangezogen worden. Da die verschiedenen übertragenen Verwendungen einer Präposition im Grunde immer von der Örtlichen Verwendung derselben ausgehen, ist die letztere bei der Betrachtung immer vorangestellt worden. — Im einzelnen ist zu bemerken, daß die Fragen „wo"? und „wohin"?, die im Lateinischen bei einzelnen Präpositionen noch geschieden wurden, im Rumänischen wie in anderen romanischen Sprachen infolge des Verfalls der Kasusendungen nicht mehr auseinander gehalten werden. Bei der Wahl der Belege wurde am stärksten die Volkssprache berücksichtigt, da diese den Geist des Rumänischen am reinsten wiedergibt; sie ist vor allem vertreten durch Beispiele aus den Doine si Strigäturi von Jarnik-Bärse-anu, aus den Märchen und Volksliedern in Gasters Chrestomathie und dem vierten Bande von Creangäs Werken. Die Verhältnisse in der Schriftsprache veranschaulichen Beispiele aus modernen Dichtungen und Novellen, Übersetzungen und Zeitschriften. Für die Dialekte boten namentlich Weigands Texte, für das Altrumänische Gasters Chrestomathie (a), der von Sbiera herausgegebene Cod. Voronetean und die von lorga gesammelten Documente romine din Bistrita brauchbares Material. Die Beispiele aus der Volks- und aus der Schriftsprache sind im allgemeinen ohne Scheidung neben einander angeführt, Wo Unterschiede vorhanden sind, ist — 467 — ausdrücklich darauf hingewiesen worden. Einige allgemeine Erörterungen sollen in der Einleitung zusammengefaßt werden. Besonderen Dank schulde ich den Herren Dr. Scurtu aus Kronstadt und Dr. Borcia aus Hermannstadt, die mir für manches Beispiele lieferten, wo die Texte versagten. I. Kapitel. Allgemeines. 1. Material und Bildungsweise der rumänischen Präpositionen. Die rumänischen Präpositionen sind bis auf wenige Ausnahmen aus dem Lateinischen hervorgegangen und zwar entsprechen die am häufigsten gebrauchten und daher wichtigsten genau alten lateinischen Präpositionen, die im Rumänischen teils einfach, teils zusammengesetzt gebraucht werden: a) Einfache: a « ad), cäträ « contra), cu « cum), de « de), in (<< in), intre « inter), pe « per), spre « super), sub (<< suptus). b) Zusammengesetzte: de-a, de cäträ, de cu, din « de-f-in), dintre « de + intre), despre, de sub, dinspre « de + in + spre), inspre « in -f- spre), dupä « de + post), de dupä, prin « per -|~ in), de prin, peste « per -f- extra), de peste, altrum. prespre « per + super), de prespre, kptrp n ([arom.] dem Ob waldischen führt M.-L. (Gr. II, p. 211 ff.) an. Meyer- Lübkes Vermutung, daß sich die Artikulierung des folgenden Nomens bei „cu" aus der nahen Verwandtschaft von cu minder Partikel si erkläre, möchte ich in dieser Form nicht annehmen. Im Grunde freilich kommt sie auf das oben Gesagte hinaus. 3. Wiederholung der Präposition. Uber die Frage, ob eine Präposition, die zu zwei oder mehr Satzgliedern gleichzeitig gehört, wiederholt wird oder nicht, lassen sich im Rumänischen keine festen Regeln aufstellen; im allgemeinen gilt: 1. Kleinere Präpositionen wie de, in, cu, pe u. s. w. v/erden wiederholt, namentlich, wenn es sich um Dinge handelt, die innerlich oder äußerlich verschieden sind. 2, Größere, namentlich zusammengesetzte Präpositionen w7erden nicht wiederholt, i 47(5 — — 477 — 1. care lucru sintern gata a-i märturisi cu eärtile si cu oamenii (lorga, Doc. I, 11, 2) (Auf. 17. Jabrh.); drumurile Pe spe si pe uscat eraü putin cu^oseut-e (Cr. IV, J, .1); in eät a uitat si de Harap Alb si de Cerb si de tot (Cr. IV, 44, 21); chimiru tau ar gafui intesat da sute si da niii da galbini (Gast. b. 259, 3^ Dial.); Cine bea in cinste or in dator, sä imbatä de doä on (id. 374, 1); alte daran pretioase in aur si in argint (SL. Fr. JII, 11, 10); sä aleagä 'n vale | loc de mänästire | si de pomenire (Man. Arg. 10 bei Gast. b.). Aber: rad cu hohot de nepriceperea si släbiciunea lor (Cr. IV, 9, 19), da hier die Begriffe zu einem zusammengefaßt werden sollen. 2. Si intorcandu-se cätre unchias si babä (Gast, b. 354, 28, basme); c c ^ Desbinarea intre cap si membre (Si. Fr. III, 568, 16); Setilä sorbea apa de prin bälti si iazuri (Cr. IV, 59, 5); Dela non cätre soare | Printre lunä si luceferi (id. 36, 14); Linia de demarcatiune inspre Moldova si Muntenia (SI. Fr. III, 638, 11). Aber: Ceata noasträ era un amestec de tineri de la Drept, de la Stiinte si de la Litere (üelavr., Trub. 5, 3); a preferit a sili Clujul prin bombardare, prin mine, si prin föme sä capituleze (SI. Fr. III, 73, 17) — im Interesse des Nachdrucks und der Deutlichkeit. Meyer-Lübke (Gr. III, 283 f.) gibt hierher gehöriges Material aus den anderen romanischen Sprachen, wo die Verhältnisse zum Teil ähnlich liegen. II. Kapitel. Die eigentlichen Präpositionen. Einfache Präpositionen, a. a nimmt insofern eine besondere Stellung unter den rumänischen Präpositionen ein, als es in seinem Gebrauche, gegenüber dem lateinischen ad so stark eingeschränkt worden ist, daß es nur noch in wenig Fällen als Präposition empfunden wird. A. a vor einem Nomen. 1. In örtlichem Sinne kommt a nur noch in gewissen festen Verbindungen vor und bezeichnet die Bewegung nach einem Orte (deutsch: nach, auf, zu) oder die Ruhelage an einem Orte (deutsch: an, zu, auf); hierher gehören: acasä = zu oder nach Hause; amina = zur Hand; aminte (eig. = zu Sinne); a umeri auf die oder auf den Schultern; aläturea = neben, zur Seite; a vale = zu Tal; (pe)alocurea = hie und da; altrum.: a ochiu; \a mijlocü; a stänga und a dreapta (dafür neurum. de a stänga und de a dreapta); arom. a tsptsuare = zu Füßen; einige Beispiele mögen genügen: ascultä cu luare aminte = er hört mit Aufmerksamkeit (Cr. IV, 10, 14f). puczini bäni avem a mine (Gast. b. 226, 26). altr.:.....acum Hanul avänd a ochiu pre Nicolai-voda (Nie. Costin, Cron. 99, bei Hasdeu, et. m. I, 37); istr.: verit aw frotsi akose (Wg., I. Jb., p. 144, Nr. VII, Z. 10); arom.: Ii si nklinarp a tsptsuare (Cod. Dim. 99, 5). Weitere Beispiele dieser Art finden sich bei Hasdeu, Et. m. I, 36 ff. In dieser erstarrten Verwendung knüpft das rumänische a ohne weiteres an das lateinische ad an: proficisci ad eum fundum, Cic. servum sibi habere ad manum, Cic, (Georges, I, 91). — Auch die romanischen Sprachen haben hier ad, und zwar in lebendigem Gebrauche bewahrt: — 478 — — 479 — ital. stare, andare, a casa, a teatro, a letto, all* albergo, alla posta; franz. etre ä la ville, ä la maison, au theätre, ä Leglise. au lit, ä la campagne; span. al castello entrara (Cid. 98), fue olevado ä la carcel, se arrojö al agua u. s. w. (M.-L., Gr. III, 476 f.). 2. In zeitlichem Sinne kommt a ebenfalls nur in bestimmten festen Verbindungen vor und bezeichnet den Zeitpunkt, bis zu dem etwas geschieht oder an dem etwas geschieht; deutsch: an, zu (auf die Frage wann?). Hier sind zu nennen: (pe la) amiazi = (am) Mittag; adi = heute; asearä = gestern abend; a uneori = bisweilen; a rareori = selten; a deseori = oft; altrum. a timp = zur (rechten) Zeit; a oare, aorea = zuweilen. Beispiele: D'amiazi pänä in chindie (Gast. b. 304, 5); Pe vatra si pe cuptoriu; Ba si Jos a uneori! (Strig. 265). altr. Si nu va räspunde cela ce'i in strimtoare pänä a timpu (Dosoft, 1672, f. 73, diu Isaia VIII, 22, bei Hasdeu, Et. m. I, 38). Weitere Beispiele finden sich bei Hasdeu, Et, m. I, 38ff. Auch in dieser erstarrten zeitlichen Verwendung knüpft a unmittelbar an das Lateinische an; denn bereits in lateinischer Zeit war die Übertragung von ad vom örtlichen auf das zeitliche Gebiet geschehen: lat.: ab hora octava ad meri-diem, Plaut. (Georges I, 95). — Die übrigen romanischen Sprachen haben dieses ad in lebendigem Gebrauche bewahrt: ital.: venire a mezzo di, alle nove, ritornare a pascpia; di cinque a sei; altfranz.: a cest jour d'oi, a icele ore; neufranz.: arriver ä six heures, ä jour prefixe; span.: llegar ä las ocho, ä la noche (Diez, Gr. 877). 3. a steht in gewissen festen Verbindungen, die als Adverbia der Art und Weise empfunden werden; das Deutsche gibt diese Verbindungen durch Adverbia wieder; hierher gehören etwa: anume = mit Namen, d. h. eigens, nämlich; a bunä seama = mit Achtsamkeit, sicher, gewiß; anevoe = schwerlich; a milä = mitleidig; a lene = träge; fa bine = mit rechten Dingen (gut); altr. a märuntü = cu deamäruntul, genau. Beispiele: sciu a bunä seamä = ich weiß gewiß (Hasdeu, et. m. I, 38); Me-am culcat s 'am adormit; Anevoe nf am trezit (Jarn. Dome, 497, 12); Parcä nu faceti a bine = es scheint mir nicht mit rechten Dingen mit euch zuzugehen (Cr. IV, 65, 9). altrum.: doi feciori, ce säntu mai mari, a nume Vasilie si Ion (= mit Namen, nämlich V. und I.) (Hrisov de impärt. 1670, Gast, a. 207 LXV. Z. 6). Nu cu evangheliia numai strigä, ce si cu dumnedzeesti prooroci si cu deDumnedzäu gräitorii aisäi ucenici a märuntü spune (Cuv. lui Ion Crisostom 17. Jh. (Cod. Mss. Miscell. Brasov p. 504) (Hasd., Et. m. rom. p. 38)» In dieser Verwendung, die sich im Lateinischen noch nicht nachweisen läßt, hat ad den Begriff' der örtlichen Lage abgestreift und drückt dann ebenso wie das lateinische cum die Begleitung, speziell den begleitenden Umstand, aus. Eine ähnliche Bedeutungsentwickelung hat das lateinische apud im Französischen durchgemacht: afrz. od, nfrz. avec = „mit"; ebenso findet sich ad in modaler Verwendung in den übrigen romanischen Sprachen: ital. errare a studio, ritrarsi a forza, camminare a passi lenti, gridare ad una voce; afrz. estre recu a grant feste, ocire ä dolor, crier a haute voiz; nfrz. faire qch. ä force, condamner ä tort: prov. jutjar a dreit, vezer a penas; span. andar ä priesa, obrar ä maestna, gritar ä voces (Diez,* Gr. p. 879). 4. In einigen wenigen Fällen im Altrumänischen bezeichnet a die Bestimmung oder den Zweck; deutsch: zu: cä a muite reutati invatälenea (CheiaInt. 1678, CCr.18!); — 480 — Dinäöa esind a vinat (Dos. V. I. Sept. 24); Odinaorä larasi morse in pädure a lemne (ibid. Sept. 24) (= nach Holz); a ce ma parasas .... (Psalt. slavo-romäna 1680, ps. 21. bei Hasdeu, Et. m. 1, 48). Wenn ad zur Bezeichnung des örtlichen Zieles in Verbindung mit Abstrakten trat, mußte es dazu kommen, die Bestimmung, den Zweck auszudrücken. Diese übertragene Bedeutung konnte dann auch in ursprünglich rein örtliche Verhältnisse hineingelegt werden. Bereits im Lateinischen findet sich dieses finale ad: natus, aptus, idoneus, factus u. s. w. ad; ferner: ad id (= zu dem Zwecke) fabrefacta navigia, Liv.; alere canes ad venandum, Ter.; (Georges, I, 93). — Im Romanischen ist ad zur Bezeichnung des Zweckes selten: Meyer-Lübke (Gr. III, 498) führt nur an: ital. condamnare aila morte, ferir a morte; frz. condamner ä mort; span. morir al mundo, nacer ä la virtud. 5. In einigermaßen lebendigem Gebrauch findet sich a noch heute nach gewissen Verben, wo es meist einen Vergleich, eine annähernde Ähnlichkeit zwischen zwei Dingen bezeichnet; deutsch: wie, nach Art von: CänfT, cum il ved, la el se räped; si latra-a pustiü (= und bellen (wie) wüst); si urlä-a mortiü (Gast. b. 288, Z. 9); asta nu miroasä a nas de om = das riecht nicht nach Menschennase (d. h. ist nicht eines tüchtigen Kerls würdig) (Cr. IV, 8, 6); Lelea cu märgele multe; Amiroase-a flori märunte (Doine, 77, 1); Dac 'o duci n camp, se moaie; Si mereü cobesce-a ploaie! (Strig. 230, 4); si ciopotele suna neintrerupt a jale la toate bisericile drept-credinciöse (Telegr. Rom. 1902, Nr. 12, 1. Seite, 1. Spalte, unten); — 481 — un hr de o matasä alba, subtire. strälucitä, ce semänä mal mult a o vie radä de lunä, ce cutreera aerul. decät a fir fort (Emin. nov. p. 8, 26ff). Ferner entnehme ich aus Tiktin, Wb. p. 1: Bine se pre-fe.ee a boer! (Alex. op. compl. I, 913). Aus Hasdeu. Et. mag. ]. 44ff.: calca a popä (er strebt v Höher», ni . Cu frei steguri de mätasä: Ünul rosu ca focul, Unul a -ja -m torbul, ünul alb ca omäfcul: Cel rosu'i a bätälie, 1 negru a jelanie, Si cel olb a bucurie (Marianu, Buco-\ Ina IL o0), ( = die ro-o be-.lautet Kampf, die schwarze Trauer ]\\ euivubeü ^0!>wru! dlce cä e a vreme buna (== -f. er gl-es WVuer bedeute« ). ' -aTthii considera ca un semn meteorologic, cänd rimele ib gui*vürmeri \>mblä a })löiä. sta in loc si fluera a pagubä.....( = schadenverkündend) < :\ Leg. 139); v, \ica päkirie, Tu t'-'agi tot a saracia u. s. w. (Hirten-- , hv ort "ins Siebenbürgen). Dieses vergleichende a, das sich im Deutschen meist sehr i- ««L *\' ■ hrgebci lä'd. hf ebenfalls leicht aus der Grund-\ - ' * uu'ig .an, zu"' zu. i rkcirtn; denn es drückt aus, daß zwei i/'a 'e /, a: rdcld iJuml'ch, aber ihrer Qualität nach „auf ein i vi* r Lhjdeu- , <4nand -r nahe kommen. Bereits in latei- < * .i Zra heu gehöre i hierher wohl die V* 1 :diu;r;^u, \ o ad 'hui B grill ..• a \ Vr Weise von" ital. ab ■ ei' ' \ .di > we jC. I' i "«> >r/. a Ii n v re. < Li w^mIüi-. *pm. ,< I» e e /d '/'l.-L. Cr. <.!. . .;07f.!. •\ a v» r! r'du bisv. ti1. den G< niri -D J:\ /es Rumanischen, '.'i *' 1 « mohrer' I.ä'1 1 zu unter cV ' n: . I i o - : r 4 - 4s2 — a) Im Dakoimmänisehen steht a für den Genitiv. w<.nn dem Worte, das in den Genitiv gesetzt werden soll, ein Zahl-heo'riff vorausgeht oder wenn das betreffende Wort selbst einen Zahlbegriff enthält: eu ocasia a trei alegeri (Delavr. Paraz. 65, 5). Ibh.sü a tdtä eetatea, a trei sate iStrajanu, M. de Gr. III. p. iwK o deputatiune a trei membri (Sl. Fr. 13. 7). D-zeü e stä-pinul a toatä lumea (= släpiuul lumil intregi) (Tiktin. Gr. r. I, 219). Ferner entnahm ich aus Philippide, Gr. el. 355 f: Tractarul de Adrianopol aduse tärilor recistigarea a parte din drepturde perdute a atita vivme (Negruzzi). Freamätul si sueratm a mii de mit de sägeti. altrum.: denaintea a niuiti oameni (Gast. a. 53. ! 6). Domuü a toatä putero = Herr aller Macht (Cor. Caz. I. 1579—SO, Gast, a. 28, 5\ b) Im Altrumänischen findet sich a bisweilen zur Bezeichnung des Genitiv- oder Dativ Verhältnisses vor nicht artikuliertem Nomen und Numerale: im Neurum. steht dafür meist der Genitiv-Dativ, respektive la; aus Jb. IV, 56: de sä va afla in mijloculu a bärbat si a fämee . . . . (1648, aus Hasdeu, Et. m. I, p. 49 ff.), nu vä sä cade inaintea a jucleate proste (Gast. a. 42, 2). insusi satana sä schimbä in chip a ingeru luminat (id. p. 481). — Ferner: nimenea nu poate a doi domni lucra (Gast. a. *8, 15). cade sä a tot plu-uariul, sä-s are si sä-s lucreaze pämintul (Gast. a. 119. pentru Plug. 1); aus Tiktin, Wb. p. 1 entnehme ich: Cela ce va face silä a muere veduo (. Indr. 251). si dede päinea a flämindi (Dos. V. S. Sept. 15)......si a multi orbt dede vedere (Biblia 1088, Luc. 7, 21). c) Im Aromunischen tritt a stets vor den (flektierten) Genitiv-Dativ: suflet a mea, dzo a dadp toi, s fako niky unp ka tine (Ar, II, 14, Nr. 11, 15). Do n a nia, ta s mi nklin! (id. 24, Nr. 19, 9). mundzul a eäpelei muri = da* Fohlen der Stute starb (Ar. II, 226, 21). La fäntäna a cur-bului (Petr. Mostre II. 103, Nr. IL 6\ — 483 — Indem man sie Ii das Besitztum als ..an" seinem Besitzer haltend vorstellte, konnte ad dazu kommen, den possessiven Genitiv zu vertreten: noch näher lag es, den Dativ, den „Gebe-i kasus", durch ad zu ersetzen, das ja auch die Bewegung „zu ♦dwas hin'4 bezeichnete. In der Tat findet sich ad in beiden Funktionen bereits in vulgärlateinischer Zeit: a) ad für den Dativ: munera dantes ad se r vientes ibidem. (Itin.Hier.Anton.30); ad cuius (ducis) Imperium caelum et terra serviebant (Hier, epist, 82. 3), annuit mann ad plebem (Vulg. act. 21, 40). b) ad. für den Genitiv: hic requieseuni membra ad duus frat res Gallo et Fidencio (Cor)>. XIIi, 2483), (Thes. ling. lat. 1, 559). In den romanischen Sprachen ist ad zur Bezeichnung des Dativverhältnisses bekanntlich allgemein durchgedrungen (mit Ausnahme des Rumänischen), seltener finden sich Reste von ad für den Genitiv, s. Diez, Gr. 856 u. M.-L. Gr. III, 276. Näheres über die Verwendung von a in der Flexion, be-r" sonders die Angabe der Gründe, warum a in. die Flexion ein- geführt wurde, bietet die Arbeit von Bacmeister: die Kasus-bildung des Singulars im Rumänischen, Jb. IV, 55—58. B. a steht vor dem Infinitiv, der ohne a nur noch in wenigen Fällen vorkommt. Darüber handelt eingehend Sandfeld-Jensen im Jb. IX. 75fL weshalb wir es hier übergehen können. :.A" kommt also im Rumänischen in folgenden Fällen vor: I. örtlich (= an, zu) (erstarrt), II. zeitlich (= an, zu) (erstarrt), III. modal (erstarrt), IV. = zu (Zweck) (altrumänisch), \. zum Ausdruck eines Vergleiches oder einer annähernden Ähnlichkeit. = „nach Art von", „wie". VI. zur Vertretung des Genitiv-Dativs. V!l. vor dem Infinitiv : erstarrt). 1. Cäträ bezeichnet tue Richtung: deutsch: ..gegen/': und zwar: a ;:i teindlu bem S'ure. . ■: . u'gfii". ., wuler". dul ui 1 >\. 1 st oaL4u!easce u this., der in de a ürai ce au Cätra zavi i ;wM-re\;rc , cur vie (Ga. nur 'v I'.w :: 1 h 4uLa : r i I exten und i'-if i nu: v uhäliu'di h.i • h -ü ' >r v'^1. hn- ootriva. m awie'd: in, Xi-.t,!.. . i- 4 ed'1; -nr; hier haben asupra (iüiconir:. uupup . i 'Mavommem b) in freundlichem v-:nae: u, . " ■ O'gen-uber": aiipirra «W-v < h ^ ~I'-^b gegordih'»- dem Kaihause °1 i . >• . >bj. . « 1 *ubire cätn d-.d 'M Ov, ">7 a . ■ . , c ' eatra mine iid. Ol, 3-. al! . am : r, u-i .1. ,-i. « ■ " a. - a a Dum- nezcu a. 77, 7. JK mtiIi. ! ra, d 1 . a 1'-d^. ^ prie- tinesugu! L ,i c au a,,t • . < ä i a ; > - D . . 1 h Nr. 54. 22, a, 1622). arom.: d<. m ie \ h r< « Mostre !l, 13, 0). nu. 'n se un. :id. 1.5. 26», r in iom aaaural<>u -'w : de 4 -ue^ur. ..nach \ zu.": -; <> b 1 h- * e 1 ^ b ' - ^älre soir^ und mm..; ; n R V' \ >' ' ' !- v^ ([r 1 "Wollen " v .1 . :'«..m 7\ Cr. i"» ' ; s . . basnie . r.ceivartr. ''«''niu', -'a ' ^ de dnri ro \>,U <• r, de t;-du.-. 6). ae alt.^iü.: Chuvwrui ^uredici, cäträ chesariu or 6s. 2. 'iitoar, iti-vä catra mine (Gast. a. 26, II, oro,:. ■ I. I57j—so), d^oinul zise cäträ mene .... I. l\s. 2, \l IV JL 15-5). i iviitro mine (Ar. II, 24. Nr. 19. 4) wa mir zu. re mire la me kose fJb. I, 130. 9) Hausa si hlapetsu mes a kotr*- a u lu.: siuöo ts ■ c: iIjIu G -hd *,t •: bei:, -h . ■= kom.ii zu ui' - , 3poe. x ii ' i I * '> '. me l zli ; «■eiT IM 1 er SI zu* ' Ma MM^V = unt ca dabei mehr den Ausgang.— >x! ..ia" und ..in", die auch Richtung m Ziele zu" ausdrücken, dabei aber Im Auge haben. Bisweilen berühi'^ !i ziemlich stark mit den beiden ge~ in dem Beisjdel aus dem Cod. Yow ieien aus dem Istrischen, wo man arten würde; dasselbe ist der Fall dem Altrum., wo es sich um eine \] etwas anderem handelt: 1 :wii:id s-au adaos acelora barbati ^vautu {— hierzu......ist noch ge- ouunen) (liianu / Üo-o;. :h 1. !'. Mo; 6. a. 1643. iar pr uiai m.re crediatä uri aui .»u: x»c^ea.ea träiuduf si ale nosT" - atre ee d zapis (— zu e.ie-em Dok''rient hinzu) (Gisr. i5, 16; Hris. de vanz. LO'I — Hehr häuhV lixidet deh ca.ia M: dieser Bcleutauu; in (tob wn ;o*'aa ^'«„'inmeli an ()o>*.imeut r un. din. Are. . Bisii. i, -,o rr-li dLr IhnJ»hung ui wnigei Briefen der t bergan^ rum r"/aen:a rfttu' dureh .eiadi -iceasta" - ..hierzu, hiernach, hienuil'* vermitttd* \ ird, während andere !>rie!e d . uäad/'ä Ii ,rw ol'^n hn ;ä'h'ii aus r/' 'u.- g ^ c' et ?i z Ca ' ;\< » s-.i'l a sa — 4Sü — i.ohagilor Märiilor Vostre (Iorga, Doe. !, 17. Nr. 22, 4, Auf. 17. Jahrb.): ebenso: p. 13, 2; p. 28. Nr. 37.6: p. 30, Nr. 39, 2 ete Hierher gehört auch catra zur Bezeichnung eines Zweckes, einer Bestimmung, das !)isweilen in alten kirchlichen Texten vorkommt: meindre, cä' ra ispitire von strä ce taste (Cod. Vor. 38, 1.0). Nu buinrä pristanisce catra emare (id. 80, 3'. cä samt plavite amu cä'rä seaeere (Gast. a. lo9, 6: Varlaam. Caz. de lost. 1.643). Auch das bei Bojadzi vorkommende aromunische kotro tsi = weil, warum, weshalb (Jb. II, 117) ist wohl hierher za rechnen. Eine Angabe des Zvreekes wäre dann, wie dies auch anderwärts vorkommt, in eine solche des Grundes übergegangen. 11. Catra bezeichnet die Annäherung in der Zeit, besonders in Verbindung mit Substantiven, die Tageszeiten ausdrücken; deaiseh: ..gegen"": si mai cätre seara finde acele mi Ie vet da mie (Gast. b. 362. 33.. Snoave si nov.b si a treia zi cät iw sara porn.es te si el (Cr. IV, 1.6. 6). Cändu-i colea catra seara badea mortui si-1 insaiä (Doine, 575. 91 Cänd tu cäträ diminetä, Popa se spela pe fatä (Alex, poezii pop. 97). arom.: unä s<-h:ä oatre inorgisü agiumse tu unä Iowa mieä (Petr. Mostre II, 18, 7—0). Für die Erklärung der verschiedenen Verwendungen vier, catra ist es am besten von lat. contra auszugehen; dieses hatte die- Grundbedeutung „gegenüber, das Gesicht jemandem zugewendet": insula quac contra Brundisinum portum est,. Ca es. (Georges I, 1523), es drückte also nicht von Anhang an dw Richtung aus, sondern den Ort, von dem ausgehend sich eine H uidlung ..nach etwas hin" richten konnte. War nun diese Handlung eine feindliche, so nahm catra den Sinn von „gegen" = „wider" an, war sie eine freundliche, den von lat. ..ergaw und drückte emilich das Verbum eine einfache neutrale Bewegung oder Richtung aus, so mußte cäträ in die Bedeutung von „versus" = „nach — hin", „nach — zu" übergehen. Aus dieser letzteren Verwendung erklärt sich dann auch cäträ /.ur Angabe des Zweckes und der Zeit, im ersteren Falle ist der — 487 — abstrakte Begriff des Zweckes in sinnlicher Weise als das Ziel aufgefaßt, „auf das sich die Handlung zu bewegt" und im zweiten Falle handelt es sich um die Übertragung eines örtlichen auf ein zeitliches Verhältnis, die entstehen konnte, indem man bei cäträ seara, cäträ dimineata wirklich an den Weg dachte, den die Sonne „nach diesen Zielen hin" zurücklegt. Im Lateinischen und den romanischen Sprachen scheint sich contra nicht so reich wie im Rumänischen entwickelt zu haben; in freundlichem Sinne findet es sich nur im Lateinischen, in örtlich-neutralem Sinne nur in den romanischen Sprachen finales und temporales contra kennen weder die romanischen Sprachen, noch das Lateinische. Im übrigen bietet sich aber manches Vergleichbare: zu a): lat.: hoc non pro ine. sed contra me est, Che., contra ilqm conjurare. Caes. (Georges I, 1.523f.); ital.: virtü contra furore prenderä härme, Petr.; frz.: marcher contre fennemi; span.: la triaca es contra el veneno (Diez, Gr. 897). zu b): lat.: dementia contra minus validos, Plin. 8, 23 (Georges I, 1524). spätlat.: pro amore et benevolentia quam contra te habeo u. s. w. (Tabul. Vienn. Ecclesiae sub Rost. Archiep. foh 60, bei Du Gange, Lex. IL 571). zu c): Besonders im Spanischen: esta habifacion estä contra el norte (C. D.), namentlich bei Montemayor: dezir contre algiina, doch gilt dies als portugiesische Ausdrucksweise (M.-L., Gr. III, 4SI); prov.: estar central solelh; altfrz.: encontre lui ne parleront (s. Melion p. 44); altit ah: disse contro lui (C. N. A. 29) (bei Diez, Gr. p. 897). Cäträ kann also folgende Bedeutungen haben: I. = gegen (Richtung) und zwar: a) = gegen, wider (feindlich) (nur altrum.), b) = gegen, gegenüber (freundlich). c) = gegen, nach-—zu (neutral), davon ausgehend: a) = zu, hinzu (hinzufügend) (nur altrum.), ß) zu (final) (nur altrum.) i I. ..gegen" (ungefährer Zeitpunkt). 489 L Cj \ w Ji x > V. . ^ iii ii I>t -Je' irn (d w - > : .. v w, / » w a; von lebende,! A esou: 'j mi » • :Ji X hm : i h, «' - i-tm e i * da s n w m> ' t b . . (d, : N m ' Dofn \ I'»S. 9,. " . i r • • • : , ( »50. Alun"r in» *4 in/ a i • ■ 1 ■ 1 \b 07, ID. ^ . > T -W !- I i'A! r\ :•: si •,",»,e" 'Li : re re -uu -u 'o: • ' m u ?\ en* - '* \»" ; ^ e ' i \ 5!. j >. b v , ' < i * ■ * r curia, i* u ne t ; b , -•:•«. 1 4. !. ■i ( ' > v - V.«* * . < . i 0 a i » e« ; *>« , s ^ s • s in X >v\ M .. in\ \ • w ■ Lh>< , . iipses eu: ;u 1 T • wi^ 1. in dw \ dir, Li i. amt or.O SuJidn»>: t .i.«::w: w » ;fl n "wv P'ww. 6-{ L 22h \poi intra so. 1 i. .u Cr. \ , oü 22; "2. nach = .üb* 1 i-u II r ^ ^ !1» t' 1 s a: l'st' J,u " J^oau '''' e^a tCr. » \h 03, 4) daea nu er* u (ü si on 1 asjui : in i I/. wu-a :.^tpi merg-' : 1 Balabrn vi cu L(.\ .iä ci Xivra 1 da Uhoi. b. 29s, 3). Da eu si cu nian- .rute | n.jMm, i'b, ''-ata diua (w Lrig. ". 4;. alirunu: IncLj-aa\ dnne bona ^su'i;re f-criu eu popa Vwdiau Deuz s cu 'eciorni in hu Xh'olai diiacon d 'Iorga. Doc. I. 2], Xr. 30. \). 'arou*.: fiuJ.t ^'jira si cu Jioreaua ^Petr. Mostr 1 II. ^1 Xr. XXII, 7)). Dieses cu '.vird schon so sehr als Koniauktiou gefühlt, daß es sieh soo;ar fall nun. und dialb vui* a-ul^rcui Präpositionen oder Kasus, auch ohne si, findet: altrum.: Aceastä carte iaste scrisä la biräul de Bistritä si cu la sfatul Märii Sale. Laudä tie Doamne cu ingerii dau dir und den Engeln) (Bianu si Hodos Bibl. rom. I, 141, 1). Acmü voi snureti miiasului, cu zborulu . . . . (Cod. Vor. 50, 10). arom.: tfnuru aistu ts-ul dau dinintia al dumnidzp so ku aügelor (= vor Gott und den Engeln) (Cod. Dim. 28. 7\ .9) zum Ausdruck des freundlichen oder feindlichen Verkehrs, des sich Vereinigens oder Veruneinigens mit jem., ferner, abweichend vom. Deutschen, bei Verwandtschaft;mainen, Ausdrücken, der (Jleichheit und Ähnlichkeit u. s. wo: Cam vorbif cu doi feciori ^Strig. 278, 8). Xoi cu toti. se ue nfrätim si cu totii sä ttäim ,Doine, 435, 48). doar nu 'i frate cu mama - Cr. i\b -13, 23b o cäsätori cu tärani (Gast. b. 261, 18). Cu mine sa, se hnpreune! (Dome, 215, 20). Tot mVi mai iupta cu ele (id. 611, 8). Mandrulita, ochii tei | blne seamäna cu-ai mei (— gleichen den meinigen sehr) (Strig. 150, 1). altr. si se pariieä cu Judeii = und er stritt sich mit den Juden (Cod. Vor. 2, 9). arom.: esku npveastp ku borbat = ich bin Frau mit Mann (— verheiratet) (Ar. II. 26, Xr. 22, 9). b) bei leblosen Dingen: Mergea lelea p ''ängä teü | cu cununä de sasäü (Doine, 35, 2). am seäpat cu vi ata — ich bin mit dein Leben davon gekommen (Cr. IV, 7, 22). De-ti cata alr.a mal dra.ga, j care-i cu cosita neagra (Dome, 491, 4). arom.: Bavo n ts fesea ku flurii!e = setze deinen Feß auf mit Goldstücken (Ar. II, 16, Xr. 12, 13). ni afho usa ku kleaia = ich fand die Tür mit Schlüssel verschlossen) (kl 22, Nr. 18, 3). Anm. 1. Im Aromunischen und. Istrischen geht hier Öfter das allgemeinere „mit" in die spezielle Ortsangabe „in" über: Va n te alas ku kase musate (= in schönen. Häusern; (Ar. II, 74, Nr. 46, 8). Korpvyotlu ku atsea kprävi bogo si alte prpmptii (id. 218, 18). so dzuse ku mintea (= in seinem Sinne) (id. 222, 10). istr.: e ie gane, ke la verit ku kasunu pre ope (= daß sie ihm gekommen sind in der Kiste auf dem Wassel (Jb. I, 128, 7). -491 — AniD. 2. In den weitaus meisten der hierher gehörigen Fälle entspricht cu mit dem folgenden Nomen einem deutschen Adjektiv um > vgl. die englischen Adjektiva auf -ruh: sä fie cu bägare de semä .= aufmerksam' (Hl. Fr. HL 144, 9). ar fi cu ca 1 e • — ratsam^ id. 144, 14. daea 'ti-a fi cu pläeere (— gefällig' iCr. IV, 20, 5\ Nie! at junei | cu coarne lungi (Htrig. 160, 8' (= langgehörnt). Vai de mine, cum as mere seira la gurä cu miere (= honigsüß)! Dome, 293. 2\ e oare cu pu tintä '== möglich1 M. Hg. 52, 5). alt rum.: nemicä.....de ceale ce era cu folosu (= nützlu'li Cod. Vor. 19. 4). arom.: kg s pare ku mare minte (= scheint sehr verständig zu sein)* (Ar. II, 46, Nr. 29. 7a so spdz ku sunotäte v== gesund) (id. 280. Nr. 5\ anlu tut s h'ibo ku mbpreatso (— -lüekliidi Ar. IT. 281. Nr. 1 S\ In den bisher angeführten Fällen hat eu im allgemeinen die Bedeutung des lateinischen cum bewahrt, sodaß es keiner weiteren Erklärung bedarf. Auch die anderen romanischen »Sprachen gehen hier, soweit sie cum nicht durch andere Präpositionen ersetzt haben, mit dem Rumänischen parallel: lat.: zu a cd: Semper ille antea cum uxore. tum sine ea (Cic. Md. 55\ esse, vivere, habitare. cenare u. s. w, cum alqo.; zu a) cum alqo. se delectare. Cic. pugnare, certare u. s. w. cum. jüngere, conjungere u. s. w. cum: zu b): cum impedi-mcutis venire. Ca es. (Georges 1. 1 (381 . Die in den Anmerkungen angeführten Besonderheiten im Gebrauche von cu erklären sich mebt leicht aus dessen Grundbedeutung: teilweise findet sich auch hierzu Analoges im Lateinischen oder in den romanischen Sprachen: zu 1. a1 cd Anm. 2: lat. negaretis hoc mihi cum diis. Liv. (== mir und den Göttern), Demosthenes cum ceteris erant expulsi. Nep. \ Georges I. 16s! . ital,: io con lui volgemmo i nostri passi (Purg. 17. 64). span.: el padre con las flias lloran de corazon .Cid. 2632 a porig.: en co o gräo Macedonio e co o Romano Demas lugar ao nome Lusitano (Lus. I, 75 H.-Lv Gr. III. 254 . zu Ii) Anm. 1: lat.: reputare cum animo. secum = bei sich. (Georges I, 1682), ital.: egli disse seco: lo ritenne seco (Diez. Gr. 890). zu 1b Anm. 2: vielleicht: lab: esse cum catenis — gefesselt sein, Plaut. (Georges I, 16S3\ II. a Cu führt einen begleitenden Nebenumstand ein. deutsch: ..mit", ..unter'': Mere-oi tot cu dor si jele (Dome. 461. 8\ asculta cu luare aminte (= mit Aufmerksamkeit' (Cr.'IV, 10. 14\ arom.: s ku striü:are ul dzuse Ar. II. 228. 1.6 . so plpnse ku lakriii (= unter Thränem (Cod. Dim. 28 b, 4\ In den meisten hierbei' gehörigen Fällen entspricht cu mit dem folgenden Worte einem deutschen Adverb: merg? cu bine (= glücklich) (Cr. IV, 5, 5). ii spune toate cu dea-manuntul (—haarklein) (id. 23, 13). Da cändu-i colo toamna, nu s'eude nimica; | numai mändra cu gura | cu dulceta ciripind Doine, 57, 3). spuneti 'mi cu drept (= aufrichtig) cu mäna la pept (Gast. b. 291, V, 14). sä se bata cu vitejie (= tapfer) (Hl. Fr. III, 195, 1). incät numai cu anevoie (== kaum) a seäpat (id. 176, 11). alt rum.: cu tu hoste (= germ fagäduirä noi fratii (Cod. Vor. 29, 1). b) cu bezeichnet die Gleichzeitigkeit; deutsch: „bei". ..gleichzeitig mit", „ über": eu pornesc cu ziua == ich breche auf gleichzeitig mit dem Tage, bei Tagesanbruch (Herr ~;eurtu . muierea a/ mbatränit pa draeu cu däscretirea unui ihr da par (= über (bei) der Entkräuselung eines Haares" (Gast. b. 261, 3). cu Intrega artilerie, pe care TurciT o luasera cänd cu eucerirea cetatli (= bei der Eroberung der Stadt (id. 587, is'. In vielen der hierher gehörigen Verbindungen wurde cu mit dem folgenden Worte bereits so sehr als ein Begriff empfunden, daß noch de davortreten konnte; so findet sich de cu ziua, de cu noaptea, de cu tarna (vgl. Dame, Dict. p. 310 *, am häufigsten ist aber wohl de cu searä = bei Abend: De-ar fi luna de cu searä | m' as duce la badea 'n -- 492 .....- tearä: (Dome. 31.2. !.\ El iubeste de eu seara |. eändu-s dus-tiianele afarä (id. 150. 1.1'. in diesen beiden Vorwendi ngon ist die Grundbedeutung von cu. nämlich der Betriff des Zu.tammers'bris mit. der i.h -gleitung noch deutlich zu erkennen. Wiw !en in den uni I. behandcben hallen bdwndc We^n od-r ewch leblose Din w mit eu an jfeknüj.iL so hier Ihrnsiärub- und Ze': '^-sHmmunL- " die sich da.- ruiiiäabwhc ^pra-dmoiüi.l eh-ni/alb fl- Ih-odeh' • vorstellt. Dieselbe Au'iasvino; ;d übrigens bwen- im Leo:-nischen vorhanden und sie finde: sich auch in and« vii ron: -wischen Sprachen: lat. zu a-: cum celeritate ad. ex-reltum redire .Hirt. b. G.: Semper magno cum motu ineipio d-*; w . 1 exiit cum nuniiu (Yas.*aw\ Cic : b. I Georg----. \V ... b iOV« Anm. I. cu zur Bcz» udmwjg d>r ( hbnahhgi-oh g-. in Verbiiidung mi! «-mt s- IVrm von . foL" hn oie H-d-mir-, wtroiz" über: cu toat< acesre nu V ph-'b1 nad jder Dumnezeii Ga^h h, 350. 20. si' ile ibntt. cu tot lum tratament. sul) i a/ä mr.T auub SI. Fr. II' 5 !. 20 arom.: ku lir a; t i nu * ia. ein'' ä. nwboü -- (i< . -dem daß vAr. il. 252 . Dieser Bedeutungswandel, mußte eintreten vgl. deutsen: während = frz, pendant quo und tandis que\ wenn die beiden Begriffe. deren Gleichzeitigkeit cu betont, dem Sinne naew einander entgegengesetzt sind. In anderen romanischen Sprachen lind et sich cum in derselben Bedeutung: itah: con tutto ij suo ingegno = bei (trotz) aller seiner Beanlagang <. Kigutini-Bulle. Wb., p. 177 b portg. com tudo, com tudo isso = trorz alledem. Die Form von totus = ganz. all. die sich zum Teil auci; in diesen romanischen Wendungen findet, dient dazu. de:. Gegensatz zwischen dem Inhalt der beiden Gedanken novo schärfer hervorzuheben. — 493 — Anm. 2. Steht cu vor einem Worte, das eine Zeitdauer ausdrückt, so erlangt es die Bedeutung „für, auf", drückt also dann eine Bestimmung in Bezug auf die Zeitdauer aus: Sä-ti dee si sänetate . . . | sänetate cu luna (= für einen Monat | sa nu mai vedi lumina; | sänetate cu anu *(== für ein babw j sä nu mai vedi pämentu \Doine 570, 4ff.\ e plätit cu ziua — er wird auf den Tag bezahlt (Scurtu). III. Cu bezeichnet das Mittel oder Werkzeug, deutsch: ..mit. durch, von": Si calul ti-1 poteoveste | cu poteoave de aramä (Dome. 549. 5\ Eu i-am spus cu jurament | cä c ngropatä n päment (id. 325, 3). o vdoasca plina cu apa id. 16, 4 h Dar n'am cu ce me ncälta (Strig. 332, 8b Nici cu gäudul n'am gändit, | eine m a ciufuluit: ,Strig. 235, 1 Figura etymologicaf. nu mä ucicle cu loviturile dureroase id. 2. 23:. cä numai cu fuga a putut sä scape (31. Fr. III, 119,6). altrum.: E Alecsandru mahai cu mainra (Cod. Vor. 11,5). toti intr una cu un glas si cu o limbä graind (Gast. a. 25,12). arom.: Ku tuts pprazli kumpprai aruguzin = für alles Geld, kaufte ich Matten (Ar. 11, 216). s ku zähare (Zucker) le pispeleam. | guro ku guro le mungäm (id. 26, Nr. 22, 17). istr.: Ontrat a hilft pre vpie ku nostiele = da haben sie (mit"i der Bahre auf die Erde geworfen (Jb. I, 154, 22). meglen.: cari arä cu un boü? (Papah. Rom. din Megl.. p. 26. IIb Dieses instrumentale cu erklärt sich ebenfalls aus dem cu zum Ausdruck der Begleitung: in vielen Fällen, namentlich da, wo es mit einem Konkretum verbunden auftritt, ist diese Grundbedeutung noch deutlich zu erkennen, so in den Beispielen: arä badea cu plugul. (Doine. 554. i\ megl.: cari arä cu un boü? (Papah,, p. 26, IIb Von hier aus hat sich der Gebrauch dann weiter ausgedehnt. — Bereits im Lateinischen bratet sich bis vr eilen instrumentales cum. obgleich hier im w -nzen der bloße Ablr'iv noch häufiger ist: ebenso verwenden es. — wiederum mit Ausnahme des Französischen und Pro-venzrdnschen. — die anderen romanischen Sprachen: lat.: ex-iempln sileniio facto cum voce maxima conclamant (Clauth r 494 Quadrig. fr.); eaede eaudam cum tabula afiqua iion oondero-a Veget.: (Georges.!, 1.683). ital: Lucia a.ciugavasi rfi o — mit der Schürze) (M.-L. Gr. 1 LI, 501), costrignere aleuno eulla torza e colle niinaece Diez 890). span.: con esta arma pelearou; espantada con el sueüo (Alej. 3.26d (M.-L., Gr. II], 502), >rtg.: abrir chave: ferir com a espada (Michaelis. Wb. p. 193) Anm. 1. Altrumänisch und in den Dialekten wird eu auch von Personen und sogar beim Passivum gebraucht, wo das Neudakoruinänisehe prin oder de verwendet: alt rum.: care lucru sintern gata a-I märturisi cu cärtile si cu oamenii lorga. Doc. 1. 11,2) (Auf 17.. Jahrb.). cele ce acmü vestirase vaö cu ceiora ce bimrevesteseu voaö (Cod. Yor. 141, 3). (in der Übersetzung von 1688 prenü, 1648 pentru]. istr.: si ieT a misiit ke aw ramds zegrnite ku zidu de baserike (== bedeckt von der Mauer "der Kirche) (Jb. 1, 152, Nr! XV, 9). meglen: dintru ko ku skulou si ku u|nvitsomintu (= durch die Schule und durch den Unterricht) se fesiro tseli mai raotskati lukri un lumi (Jb. V. 147. 19). Anm. 2. Instrumental ist wohl auch das cu bei Preisangaben zu erklären, das wir im Deutschen mit „für, um" übersetzen: Spänu.1 vrea sa (im rapide eapul cu ori-ce pret (Cr. IV, 37. 6). nu vor suferi cu nici un pret pe Lupu ca Donin si vecin SI. Fr. III, 239. 20 Die Dialekte scheinen zum Ausdruck des Preises gar keine andere Präposition zu kennen; im Dakorumänischen ist das Gewöhnliche pentru; daneben in gewissen Fällen pe (s. dort). IV. Cu bezeichnet das Maß des Unterschiedes bei Komparativen und Komparativbegriffen; deutsch: „um" oder der bloße Akkusativ: Sevastita, cu cäte-va zile inainte de ple-carea lui Pirigumenos simte greatä (Delavr. Paraz. 67, 7 v. u.). un motif cu mult mai nobil (id. 110, 21). cu atit mai bine = um so besser (M. Sg. 63, 1.9). lucrul acesta e cu atät mai probabil. cu cät acest Voivod are la densul .... (SI. Fr. III, 1, 14). 495 — alt rum.: cu 7ori mai. tare vom bäte pre voi pcüitru itei" vu-.tre JHasIeu, Cuv. I, 13, 28). meglen.: ku kof -a mal muh'o v reine, ku kota Rumunii se mai multsesk ie mehr Zeit vergeht, um so mehr vermehren sich die aäuan ,Jh. V, 147, 1.4). Dieses cu „mensurae" ist am besten aus instrumentaler .1 assu.iig heraus zu verstehen. Einen Satz wie ..cu atit mai an kl sicii i ler Rumäne: „durch (mit Hilfe soviele i awnge ist dies besser" u. s. w. Daß das Lateinische in di»»* m {.'alle den Ablativ verwendet, spricht ebenfalls für diese in-rdrumen4alc Auffassung. Die anderen romanischen Sprachen zeigen die 1/räp. der räumlichen Trennung, nämlich ..de". De ..mensurac" findet sich auch im Rumänischen, aber nur in Verllind ung mit einer Form von oarä = Mal; cu „mensurae" scheint, dagegen auf das Rumänische beschränkt zu sein. V. Cu. führt bisweilen eine nähere Angabe oder eine Einschränkung zu einem Attributs- oder Prädikats begriffe ein; deutsch: ..hinsichtlich, an, in. mit": cum ramäne cu mosu-tau = wie es mit deinem Großvater wird (Cr. IV, 6, 18). ramäne cu parul lins-prelins = er steht mit den Haaren wie geleckt (id. 14, 11). Pare cä-i un domnisor; | ca-i cu perul retezat (Dome 81, 7). cum stä cu trebile noastre = wie steht es hinsichtlich unserer Angelegenheiten (M. Sg. 33, 1). Cu erklärt sich hier am leichtesten aus dem Begriffe der Begleitung. Wie es scheint, haben sich zwei Gedanken gekreuzt: Sint cu sinul plin de dor = ich habe eine Brust , voll Sehnsucht), (eigentlich: ich bin mit einer Brust (voll Sehnsucht)) und. in (hinsichtlich) dieser Brust bin ich voll Sehnsucht, In den oben genannten Fällen hat nun der erstere Gedanke überwogen, daher steht cu. In anderen Beispielen ist umgekehrt der zweite Gedanke stärker gewesen und es findet sich dann la oder de in derselben Bedeutung. Diese beiden Präpositionen sind in diesem limitativen Sinne sogar viel häufiger als cu, das in den Dialekten gänzlich fehlt und im Dakorumänischen wohl auf bestimmte Fälle beschränkt ist. — Vergleichen läßt sich hier das Spanische, das nach ge- 496 — — 497 — wissen Adjektiven ebenfalls cum b> con verwendet: rico con los despojos, ciego con el enojo (neben de enojo). contento, alegre con esta nueva (M.-L., Gram. III, 291). Cu findet sich also in folgenden Bedeutungen: Cu == mit (Begleitung) davon abgeleitet: a) == mit (Reciprocitäth tt"—mit. unter > begleitender Nebenumstand). q\ = mit. über ;Gleichzeitigkeif' davon abgeleitet: cd — trotz (adversativ) ß) = für. auf (Bestimmung der Zeitdauer d = mit (instrumental), davon abgeleitet: «' = für, um (Preish ß'-> = um (Maß des Unterschieds), e) = hinsichtlich, an. in. mit (Beschränkung'. d e, .1. In lokaler Bedeutung: aN De bezeichnet die Richtung oder Bewegung von etwa:? weg; deutsch: ..von, von — weg, von -.......aus, von — her", auf die Frage woher?: 0 soaptä de sus = ein Flüstern von oben (Gast. b. 288, II. 34). incepe a puria caii de colo pänä colo (Cr. IV. 13. 25\ Iliana sa rusinat si a dat fuga de aeolea (Pop. Reteg. 43, 15 . altrum.: De unde veniti ingerii mei? (Gast, a. 1, 6;. arom.: s aklo s insirp noup ins furi | trei di asupra. trei di gos | s alantsp frei di nainte (Ar. II, 106, 66. 10b Wie diese Beispiele zeigen, findet sich lokales de im allgemeinen nur vor lokalen Adverbien, in Verbindung mw anderen Worten stehen dafür die Zusammengesetz'en um! d-dicr orän'nnnreren Präpositionen dela und. din: de lud »ich vor drm Xom.'ii oder Pronomen nur gehaben nach. ge,.hs-°n Verben, wo di * Vorstellung einer Bj-'W-nng o [er Riebt mg ..von — <-;eg" zu Cuurbe in;.;': (Jnhr:i ;W boren: es Di- veboa des Trwuierw. Fiiehenw ihunb-ans, Eutiedieeu■;. ib: '-.■•;eiw:*'-w* A ufhöror-.s u. w.: de srui« ) .e <:u vr.-. :V:a une :*:h-> > r -b-!: ^ad k 295 1 1 lasä-te de suspinat (id. 307, Cäntec populär, 8), Spune tu la fratii mei | cä me despärtesc de ei ... . (Doine, 422, 4). Abia sfärsi de zis (Gast. b. 356, 13). pentru a scäpa de rusine (Cr. IV, 8, 18). De aeeea fuge lumea de dinsul (id. 33, 3). altrum.: de ocarale voastre fugiu eu (Gast. a. 3. 15). si de fratii säi dezdise-se (Cod. Vor. 2. 2). arom.: te mportsus de tatp si da dp = du trenntest dich von Vater und Mutter (Ar. II. 204, Nr. 114, 19b de tine. morlai, muma, | de bin fugi gionele pe luna Petr. Mostre IL 54, Nr. VI, 1\ Hierher gehört auch das „de" nach Adverbien, die den Begriff der Entfernung von einem Punkte enthalten: hiie riäparte d'äst loc (Gast. b. 260, 24' departe de noi (M.Sg. 21,24). arom.: sedz korsi de mine (Ar. IL 140, Nr. 81. 1) (= gegenüber von mir. npfoär diparte di noi, | nikp ma iiklo df Sufie (id. 158, Nr. 95, 28). Die meisten dieser Adverbia, so afarä de, aproape de, dincolo de, dincoace de, dinjos de, din sus de u. s. w.„ sollen unter den un eigentlichen Präpositionen noch besonders behandelt werden. ß) Die Verba des Verbergens, Schützens. Verteidigens. sich Hütens vor; hier ist der Begriff der Richtung oder Bewegung „von — her" nicht wirklich ausgesprochen, er kann aber sehr leicht ergänzt werden; denn ein Satz wie: „er ist geschützt vor der Sonne", zerlegt sich logisch sofort in die zwei Sätze: „Er ist geschützt vor den oder gegen di" Prahlen, die von der Sonne ausgehen". Beispiele: eoaubi h rezoare ferita de soare | coapta la pamänt | ferihb do \« x G.;si. o, 298,47). aparä me de gäini, cä de caini mi vm- i.-m Cr. ! V, 1, 17). de urätü te pott ascunde Doire . VL " -a , t cly pe viitor Ardel de nävälirile lor bL. Fr. -teh arom.: Si s na apar de c a i c i d o =■ wr p deim-an.] Petr. Mostre II, 109, 9;. meglen.: Ii veglio di frik = er schulzte sie vor Kälte ,V1.-M. 78, 14b Weigand, U). Jalii ~6V.v,«iclit. ?>2 b) De siebt auch da. wo es sieh nach deutschem sprach-gebrauch um die Lage .. an einem Orte, auf die Frage wo? oder um die Bewegung ..nach" einem Orte auf die Frage wohin? handelt; und. zwar: cd in Fällen wie: le ]>une de o parte = er legt sie beiseite (Cr. IV. 1.3, 9\ Si Intr' un buc au si ales nisipul de-!; parte si maeul de altä carte (Cr. IV. 74. 4\ Si eine rdanova de-o parte? .... (Dome, 404, 13). de acum inainte or cu capul de piaträ, or cu piaträ de cap. tot atata 'i == v«m jetzt an ist es ganz gleich ob mit dem Kopf auf den Stein oder mit dem Stein auf den Kopf (Cr. IV, 2S, 25, arom.: iu striga tellali de paturle parti (Petr. Mostre iL, 33, !.); namentlich in der Verbindung punp di — bis: s du "e |uin di musata. (Ar. IL 8. 0, 5\ istr.: an Kim, den de stoaie poapa = in Horn. w o der Papst ist (Wg., Rom. 21. 255, 29\ Vor allem bezeichnet de auch die Ruhelage an einem Orte oder die Bewegung an einen Ort, vor einer Reibe von (meist uneigentlichen) Präpositionen, die später noch ausführlicher zu behandeln sind. Dabin gehören etwa: dupä « de posf\ de-alungub de-asupra, de-desubtu], dinaintea. dinapoTa, dincoace und dincolo de, din Jos und din sus de u. s. w. ß) vor Substantiven namentlich in Abhängigkeit von Verben des „Hangens, Anlassens, Anfangens, Befestigens, Ziehens" an etwas ferner nach a da (de ceva) = treffen (auf etwas) und se apropia (de cineva) = sich (jemandem) nähern. Die Beispiele sind hier sehr häutig: de därlog cä mil prindea = am Zügel faßte er ihn (Gast. b. 294. 75). si numai lata ce daü de o fäntäna (Cr. IV, 22. 5). arom.: so 1 ppartg nveasta di guse (Ar. II, 48. Nr, 31, I 1). dado, Ta nveasta di mono (id. 78, Nr. 49, 13). Istr.; s? ke vor lego psiri de marun (= banden an den Kastanienbaum) (Jb. I. 150. 4). Meglen: si Ii anvii di kos = und er wickelte sie um den Korb (Vl.-M. 63, 24). Si vompiru ao lege di pitsor (== band sie am Fuße fest (id. 66, IA 499 Die unter I a) angeführte Grundbedeutung von rumänisch de —• ..von---weg" schließt sich unmittelbar an das Lateinische an. Hier hatte de ursprünglich die Bedeutung „von — herab", die aber schon in klassischer Zeit in die von „ab" — .von—-weg" überging. Im Vglt. verdrängte de immer mehr seine beiden Rivalen ab une!. ex (= von — heraus), bis es schließlich im Romanischen von den drei Präpositionen allein übrig blieb. Auch die unter '•> L\ geführec Fälle LWuen auf eine eeht '.omanische Ausdruckweise zurled,. .Man diückf durch die Prä]?, niehh wie <[•> Verhut: ^ -w> Lugt, einfach den Ort aus. ..wo' sieh wwa- },< i'nde' od*- ., .wein" sicdi etwas Helltet oder bewegt Mmde.a nu e a in antizipierender Weise diesen Or hvreiw <-\- A.use* «ug^-auihu »u-uer Bewegungen oder Tätiu'keitei iui:i' Er c'ecken. v'*d«en Für de nach den Verben des Anhängern unde" siel: in Deutschen et", as Analoges in dem Kompositum .abhängen von etwas" entsprechend rum.: daeä lucruritc ar atirna de mine ^M, Sg. 75. 6). Diese Vorstellung des ..Abhängens von" hat der Rumäne konsequent bei allen Verben des Hänffens. Anlassens u, s. w. — Das Lateinische und die anderen romanischen Sprachen bieten, wie schon oben erwähnt., hier mancherlei Entsprechungen: lat.: pendere de collo, de carnera, Ov. u. Petr.; de clunibus (= an den Hinte rschenkeln) pinas habere, Col. (Georges I, 1766\ Daneben auch das bekannte „a tergo stare" = im Rücken stehen, stare ab aliquo, habere aliquem a latere, a fronte u. s. w. frz.: allons de ce cote. span.: estaban de una y de otra parte (Diez p. 881). Für die Verba des „Anhängens, Anlassens" u. s. wr. bieten die romanischen Sprachen nichts Vergleichbares, wohl aber für das Verbum a se apropia de = sich nähern: aprov.: apropehar de, nfrz.: s' api>rocher de, aber: ital.: avvicmarsi a. afrz.: aprochier a. Die Konstruktion mit de scheint hier analogisch eingetreten zu sein: wie man sagte: departe de — a se depärtä de, ferner: aproape de == ..nahe von", so sagte man dann auch: a se apropia de. Die Vorstellung: ..jemandem — 500 — — 501 — näher kommen von diesem aus betrachtet" ist natürlich auch hier möglich; nach a se apropia de scheint dann die Redensart ..a da de cineva" = ..an jemanden herankommen, auf jemanden treffen" gebildet worden zu sein. II. De gibt die Heimat oder Herkunft an. das heißt, den Ort. woher eine Person oder Sache als ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsorte stammt; deutsch: ..aus" auf die Frage woher? Im modernen Dakoramanischen steht in dieser Bedeutung öfter dela oder din (s. dort'1; häufiger ist de noch im Altrumänischen und Aromunischen: horbotä de Ungaria = Spitze aus Ungarn (M. Sg. 36, 24), vin de Odohestl — Wein aus 0. 1 Scurtu). altrum.: oameni de tara dumilor voastre Iorga. Doc. I. 40, Nr. 54. 19x a. 1622 . urii di A%:a Inda Ga*t. a. *7. 3 . Andreica Soroceamd d«* tiiMii ul • e^dor i\ 53. 17 . ns Simi-onel Yornbul de OampuIv.iv.> h ]nw an die Örtliche Brd-rronc = ..von — s. vor aw nur hat (de Bewegung bereits in der Vergangenheit ^a*^ omd-m. Die anderen romanischen c'praeVm wähl-ui zum wwh'ewk di^ ^r Beziehung ebenfalls de M.-L.. Gr. HL ->fis\ III. De bezeichnet den *V"T. -ov .ler.: -f-as K steht; deutsch: „aus, von" auf di" Frau;* -o^"s? \ ^wu*? — Meist verknüpft de in diesem Sinne z^-i i;:w- mb einander, von denen das zweite, mit de verbünd *n<». J ; um deutschen Adjektivum wntsprwhi: Da, blidu-" de cosiio) '/Arn Dorne, 373.6b Sä-i euoiperi cbi'ii1 de capra Str'g. 2'6 6 Sedura pe banca de iwlbi de b>"Oä « 'W'ija Ki"k\ nev. oO. 25 . altrum.. a v1 • 'e lu' wamo-i ' ast. a. "2. 3 . meglen : bu Vi bi - .-----PiII.m - fh :.„.... 'V! -M. 78. 21 > In den Di'bd.teii f eU '° 'n' *h nach V«-ik n be>onders a face\ um ^z^i:e^" * . «dwnc 'm, -V- - :"d: das Dakorumriu'-.'-h ■ \ ' 1 ":"t .n 'e-n. r'die d ,•: arom.: Di kikutp, kikutp s fatse baltp mare = aus Tropfen und Tropfen entsteht ein großer See (Ar. IL 218, Nr. 15). istr.: si de ie s a fakut kplu (Jb. I, 136, 11). Auch diesen Fällen liegt die ursprüngliche lokale Bedeutung „von — her" zu Grunde. Man denkt sich den betreffenden Gegenstand als aus dem rohen Stoffe hervorgehend oder bereits hervorgegangen. Das Lateinische verwendete, von derselben Anschauung ausgehend, zur Bezeichnung des Stoffes neben dem bloßen Ablativ ex -j- Ablativ, das dem oben erwähnten diu genau entsprechen würde. Daneben trat schon in klassischer Zeit die Präposition de auf und diese wurde von den romanischen Sprachen beibehalten Diez, Gram. 882). IV. De bezeichnet nach a fi und nach 3übst, in aitrib. oder prädikativer Verwendung die Beschaffenheit ^Qualität) einer Person oder Sache; das Deutsche drückt diese Beziehung meist durch ein Adjektivum oder auch durch „von" mit dem Dativ aus: E dä mare laudä . . . ., sä = es ist sehr lobenswert . . daß (Gast. b. 259, 4). ca copilul de trei diie (Doine. 247, 8b Amendoi suntemü de-o seamä (id. 112, 8). Un Grec de fronte = ein vornehmer Grieche (SI. Fr. III, 147, 1). altrum.: acela iastea di direptu (Gast. a. % 28). arom.: puska di dparp, ma dultsi-i z-di riari (= geschenkter Essig) (Pap., Jb. IL 155, 88). meglen: kp im di soiu romän = denn wir sind römischen Stammes (Jb. V, 147, 45). Der Unterschied zwischen den Verwendungen in III und IV liegt in der Art und Auffassung des auf de folgenden Nomens. In III drückt es nur rein konkret den Stoff aus. aus dem etwas besteht, während es in den zuletzt genannten Beispielen einer vorausgehenden Person oder Sache irgend eine Eigenschaft beilegen soll, die meist abstrakter Natur ist. Im Lateinischen entsprach diesem rumänischen de der Genitiv Ablativ) Qualitatis, den die romanischen Sprachen, mit dem [rumänischen übereinstimmend, durch de ersetzten (cf. M.-L. Gr. III, 270). V -- 502 — i ?vs«-s de uuaht ih iind^f on <äbr _ ii- «iiic'i m \ et i 'm,\i(j ni'1 Ordmd/abI 1 m An^d in ke wbw cel buta u n.! sum,! io al »i\ laa . me sii. l, . uie Mcy* i-Lübk« \j II! 206 i'ä!Mi,r ^.'|]e. uit»il('l n? * *• den oarUWvn \*\bädn ^ ^ ereil Yn d 1 <.» ' 1 >uAh u.ivl Aftdodw »ii«u a utj-tu " erdei io"'t.iH'ii \\o: eei^n ..o n an- »in" und .. un cd antun', da M-L m Ie< gen mnl n " k 11" aK oebrahu blieb anffdiG -ind aus diesem Grande hilscm V. De bezeichnet m attributiver Verwendung das aktrve l^ssessiv Verhältnis ^dor au eh in weiterem Sinne die Zuge-höriu'lww wner Person oder Sache zu etwas anderem: hierbei sind zwei Fall ■ 7\\ untm** eke-Mh n: «r Das mit de vo; mindern« N'unen orüekt etwa-, Allgemeines od-w Luho^' imml^s aus; im Deuk-wliwi A-ehen in diesem Falle meist ^iwuumenüwsetzi e ^nbswmtiwi; \ üui h du» de era: -_=. da> Pf-rd des Ktuugs-ohj ws iueepe ,;i sari Cr. I\ . 5, 17. X'.pada im-ärease er-.amil^ de i'ujira i ^=-= die Banmz«, eige .Eniin na\. >s ! bda eea miea d.e imperar Delavr. Truh Fa. letzte Zw arom.: pristi gura di putsu (= Brunnenöffnung) .Cod. Dim, 107. 11).. frundzp di fag kiperam i Ar. iL 8. Nr. 5, 5k istr.: semintse de osiri = Eselsamen v Jb. L 150. 1.3k meglen.: Apa di b y a ri=das Wasser der Luit v Vl.-M.. 78.8 . h) Das mit de verbundene Nomen drückt etwas Bestimmtes aus; de steht also hier für den zu erwartenden Genitiv-Dativ und zwar namentlich dann, wenn das vorausgehende Nomen nicht artikuliert ist, dialektisch auch in anderen Fällen; im Deutschen entspricht der Genitiv: 'ti va remine o spaimä; un ineeput de indoealä — ein Anfang des Zweifels: -Delavr. Trüb. 29. 28). prea cälduroasele dovedi de un amor nevinovat (M. Sg. 2, 7k altrum.: a triea parte de sat = der dritte Teil des Dorfes Gast. a. 43. XIV. S\ 503 arom.: kpazi di Kimunik nu s-alukasti di burik. (Pap. •hu. Ii, 162, 168k treamburp s piintea di Narta (Ar. II, 172, Nr. 96, 160), [dkr,: podul de peste Nartaj. istr.: kpnd a verit pil krpiu de kose (Jb. I, 146, 20). D > ' rkhn i sudi hier in ähnl ' her Weise vm in u >m untei I be)'^>ieli.n halle Herkunft. Der Ladende f\fn\^ -ict as l/'uh < as eigentlicli an dem B'wnzv botet, fa. du »' u ' ix \ ]{{. I* \(n' bwmi 'ov' »1 i i Dah'M nie l'ii-u mi nn d, r Lw< c^une; vo*1— , n Lmo.u » he \eiww ^„* tiv. s den i t'ünipn an n "praen n<, e \ m a^w < u c1 d" " e w y{ \ aben ^ ' i' s' bis eit (j , ,i 1» u\,uun » , *{hnw ' 1 " G ,4 uuaMw iuai f}> ^ io T ...i'i'p d» ^oü 1 terj • o.i. c bw nw 1 ' cuwi mlre a5a de \uwrii f>ob n-i i F . El )u j 1 j , f, 6 2S . c'i 1« lo Tv.^ dv_r >wm^ Sohn ^M. 111U ilo a^adi - beid » i. 19, 3k aAn,m.: lau 51 de ui-j 1) ui iGast a 17, 13. uiipäiä^ de Egypet (C. B. 348, letzte Z.), und intro zi de vineri (id 405, 20) v'bei M.-L,, Gr, III, 262). arom.: pon dzua di az-niiikp asotse este (Cod. Dim 110, 23). istr.: tsitate de ViLsentsa (Wg., Rom. 21, 254, III, 25) ivielleicht auf italienischem Einfluß beruhend.]. Im allgemeinen ist dieser Gebrauch von de selten und die angegebenen Fälle gehören zum Teil der alten Kirchensprache oder den Dialekten an. Das moderne Dakorumänische drückt sich meist anders aus. Das Wort Faulheit würde beißen: „cuvintul lene", die Stadt Sibiiü ,,orasul Sibiiü" iud)en ..orasul Sibiilor"; wenn sich trotzdem casa de Austria und numele de hui finden, so scheint mir dies, wenigstens für das Dkr. auf fremdem (französischem) Einfluß zu beruhen, zumal da die genannten Verbindungen vom Volke nie gebraucht werden. Erklären läßt sich dieser Gebrauch von de in derselben Weise wie in den Fällen unter V; also: tsitate de Vitsentsa == der zu Vicenza gehörige Begriff ..Stadt". In 505 - den verwandten Sprachen Ist de hier viel häufiger (cf. M.-L., Gr. III, 262). Die Beispiele, die Meyer-Lübke, Gr. 262 anführt, und nach denen es scheinen könnte, als ob diese Art der Verknüpfung im. Rumänischen ziemlich häufig wäre, sind zum Teil falsch verstanden, zum Teil direkt unrichtig oder ungebräuchlich: „mänästirea Bistritei" oder „mänästirea de B." heißt nicht das Kloster Bistritza, sondern das zu Bistritza gehörige Kloster ^im Gegensatz zu anderen Klöstern): apa Birladului heißt: das Wasser von B., (das heißt der Fluß, an dem B. liegt und von welcher Stadt er den Namen trägt); tara Frantiei ist durchaus ungebräuchlich, riul Prutului und muntele Ciahläului direkt falsch; riul Prut und muntele Ciahläu ist die einzig richtige rumänische Ausdrucksweise. — Anderer Art sind übrigens Fälle wie: am pus zälog giumätati di satü di Sar he ; Hasdeu, Ctiv. I, 132, 2, a. 1603, zapis de zälog. Bärlad\ Hier handelt es sich um bloße Wiederholung der Präposition beim zweiten Glied, indem man Särbe mit satü koordiniert auffrißt. Ganz dieselbe Erscheinung findet sich auch bei din, VII. De bezeichnet nach Substantiven, den Zweck oder die Bestimmung; deutsch: zu: sä aleagä n vale j loc de mänästire | si de pomenire (Mänästirea Arges, 10). aceasta era modnl cu care cäuta pretecst de ceartä (Emin. nuv. Gl, 4). secerä orz de pränzare (Gast. b. 309, Nevasta harnica, Z 7\ Häufig mit dem Verbalabstraktuni: apoi tot mal am zile de träit (Cr. IV, 24, 23). färä loc de odihnit (Iarn., Varia til, 26). Sä 'mi fii dioa de 'nchinat | si seara de särutat (Strig/76, 3). meglen.: nu-i lukru di tsuclire =■ es ist keine Sache zum Verwundern (Jb. V, 147, 15). Dieses finale „de", das der Grundbedeutung „von —weg" gerade entgegengesetzt ist, erklärt sich am leichtesten aus dem de zur Vertretung des Genitivs (V). Wie man sagte: glas de om = Menschenstimme, fiul de erat = Königssohn, so auch analogisch: vremea de fugä, loc de veselie, obgleich hier ein aktives Possessivverhältnis noch nicht vorhanden ist, sondern erst in Zukunft eintreten soll. Oft sind beide Auffassungen möglich; so kann beispielsweise „loc de vesefie" auch „Ort der Freude, Ort, wo Freude herrscht" bedeuten. Das Lateinische verwendete in den hierher gehörigen Fällen bekanntlich den Genitiv; das auch in den übrigen romanischen Sprachen vorhandene finale „de" könnte daher auch einfach als dessen Nachfolger angesehen werden: lat.: non est mihi tempus vaeuum nunc morandi et tecum confabulandi (Cic. de rep. 1), amor dei = Liebe zu Gott, ital.: cane di caccia, libriccino dl memorie. frz.: chien de chasse, habit de ville. span.: easa de huespedes, consejo de guerra. VIII. De bezeichnet die Identität bei Verben, die im Lateinischen den doppelten Akkusativ regieren; deutsch: „als", »zu": Cred cä ma cunosti si de urät si de frumos si de bäträn si de tiner. si de slab si de puternic (= ich glaube du kennst mich als häßlich und als schön u. s. w.) (Cr. IV. 15, 7). cum dai tu de leac (= als Heilmittel) odihnä (Gast. b. 182, 12\ Asa isi luä pe nedreptatea da femeie (id. 261, 14). Sa-'l mänce vermii de viu (Doine, 573, 11). arom.: so s-lu al di ka Kiilu a ton (Cod. Dim. 28, 8). De erklärt sich auch in dieser Verwendung aus seiner Grundbedeutung „von — her". Um anzugeben, daß zwei Personen oder Sachen mit einander identisch sind, drückt man aus, daß die eine von der anderen entnommen ist, herstammt, „mä cunosti de urit" hieß also ursprünglich: du kennst mich als einen von dem Häßlichen herstammenden, d. h. als einen Häßlichen. — In den anderen romanischen Sprachen findet sich hierfür nichts Vergleichbares, — Im Rumänischen werden synonym mit „de" in diesem Sinne auch „ca" und „drept" verwendet. IX. De steht zum Ausdruck eines Partitivverhältnisses; \ ein solches liegt vor: * a) Nach Substantiven die einen Mengebegriff enthalten: cu perul ca un caer de cänepä (= Bündel Flachs) (Emin. nuv. 88. 6). färä strop de lacrimä (Trub. 36, 5). o multime de 1 uer uri foarte nepermise (Emin. nuv. 90, 15). 4* 500 — — 507 — Dahin gehören auch: co du? Maßbegrilie: A^ Jura eu jurwinak ; <• ai [iiiU.r un ■ ar de flon , ^<> cärulä «Je hertite | ^ uua de rumeiui 1 ig 257.3. Pe drum a"cca un eai de Pmi >• Cosb \ er- - ido/a, 125,3 un ]>äh M* 'onn 1" 1 p limu*1 ie d 2,). 'l\ a i*d in : nun' V ui/da. p u u go di i'nn e i i. \1 tAb *\ •. 112.6 -- ßeui el \ oll G d 3 duj d Mui*' au ii ; ■> 1 - <. kwdvu (id. 236, 22). meglen.: un sinduki di. pari ~ eine Ki-de voll ueid ('V1.-M. 00, 20). istr.: un holüts de pars — ein Stück Brot (Wg., Rom. 21, 253, Nr. II, 10\ Mit de konkurriert hier sehr stark cu: Dati um un pähar cu vin (Trüb. 31, 24g neben: ducend un pähar de vingid, 31, 26). meglen: uno (örbo ku grgu —■■ ein Sack Weizen vYl.-M. 59, 9). neben: uno torbo do grou cid. 62, L6k Herr Speranta verwirft nun in einem Artikel der Nona Revista rom. p.. 385 £ den Gebrauch von cu in. diesem Sinne und stellt de als das allein Richtige und Volkstümliche hin. Ich kann seiner Ansicht nicht ganz beistimmen. Gewiß ist de das ältere auf vulgärlateinischer Tradition Beruhende, wie seine Verwendung du derselben Bedeutung) in den anderen romanischen Sprachen beweist, und infolgedessen auch das weiter Verbreitete. Aber auch cu ist volkstümlich —, wenn auch nicht auf einem so großen Gebiete üblich wie de, — was durch sein Vorkommen im Megienitisehen erhärtet wird. Diese Verwendung von cu konnte sich aus der konkreten Anschauung des Volkes heraus ebenso gut entwickeln, wie die von ..la" neben dem de limitationis (s. dort), indem man bei pähar cu apä an das ..Gefülltsein mit Wasser'* (umplut cu apa) dachte. — De muß natürlich stehen: 1) wo es sich um wirkliche Maßangaben handelt: un Htm de apä (Borcia), o oca de carne 12 l/2 Rftl. Fleisch) (Nona Rev. rom. IL 385). 2) AVo eine Verwechselung möglich ist: am vazut o sanie ie roate (== einen Schlitten voll Räder), aber: am väzut o wmie cu roate (= einen Räderschlitten) (Speranta, Nona Rev. r uu IL 386). ß) de nach Substantiven, die einem anderen Nomen eine gute oder schlechte Eigenschaft beilegen sollen: gloaba cea w> cal. --—jener Klepper von einem Pferd (Cr. I V. 14, 1). Miie w^-mi spunea un hätru da mos ( = Spaßvogel \on einem X: eiw (F.st. b. 261, 1')). o arafare de on, banse apa dela 24 de iazuri (Cr. IV, 54, 1 7). arom.: un kotvd . 103. 12«. APu h'ninie /.weifeii'ati vnn. o'e dieser Fall unter die wirtili\'i V« rwendungen wm de genöre. Alic scheint dies eu ehevtn .tiinehmhar. ta gerade der JVgrift des Teiles das Energi^ebe. Prägnante dieser Reden-irrten erhöht. Es haben - -'ii \\ ohl zwei Ceoanken gekreuzt; et«/ a iu folgender Weise: gioaba cea de cal: 1) dieses Pferd ist ein schlechtes, ein Klepper, 2) es ist eigentlich gar kein vollständiges Pferd, sondern war ein Teil davon. — Die Parallelen im Lat, sollen weiter unten angeführt werden; bez. des Rom. s. M.-L. Gr. III 266. /) de in Fallen wie: Si nu-s doue pasarele, | cä-s doue surori d'a niele (= zwei Schwestern von mir, eig.: von den meinigen (Doine, 412, 7). Pentru pecate de-a mele (= Sünden von mir) (Strig., 345, 2t un drahiu de-al meu = ein Sohn von mir (Gast. b. 299, 4P. ■*-e vorbesc cu neam de-al meu (= mit Leuten von meinem Stamme) (Dome, 457, 11). Das Rumänische wählt hier das partitive ,.de". um an-, deuten, daß noch mehr Dinge oder Personen der angegebenen Art vorhanden sind; es kann also scheiden zwischen' zwei Schwestern von mir = doue surori de ale mele und: zwei von meinen Schwestern = doue dintre (oder din) surorile mele. — Diese Ausdrucks weise dient bisweilen auch dazu, die Bedeutung eines Wortes nach der guten oder schlechten Seite — 50S — — 509 — hin zu nuancieren: mal mäncat-ai salatl de aceste de cäriü estl hast da schon solchen vortrefflichen Salat gegessen, seit du existierst? (Cr. IV. 27, 10). stiu eü näzdrävänii de ale spänului = ich kenne die schlimmen Streiche, wie sie der Bartlose macht (id. 35. 6); aber: nazdräväniile spänului •= die Streiche des Bartlosen (Borcia). Beachte vor dem Pron. den Zusatz von al de: cäci nu sar fi mai gändit la. de al de acestea (Cr. IV, 85, 7). de al de tine = Leute wie du (Borcia). b) Nach Zahlbegriffen; und zwar: «) nach unbestimmten: ce de oamen'i au fost aici. Si n'o scrie cu cernealä. ca de-aceia-i multa n tara (Dome. 255, 5). altrum.; si de cele rele nu all arä nimica la elu (Gast a. 2. 34). is tri sch: N-a fakut nis de bire (Wg., Kom. 21, 252, 7). ß} nach den Zahlen von 20 an, im Aromunischen uiai Meglen schon von 11 an: Gel mal tinär era de doue-zeei si unul de ani (Delavr. Trub. 8, 9); arom. diospros di dzole (Cod. Dim. 108 b. 10); meglen: 14—15 di an (Jb. V, 147, 27, 7) nach Adverbien des Grades wie: asa, atit, cit, cum, lestul: raäna ii tremurä asa de tare incit il scäpä (Delavr Trub. 31, 2 Z. v. unt.). Ohl cät e de frumoasä =-• o, wie schön ist sie (Delavr. Trub. 29, 1). a trage foloase pe cit se ooate de marl = möglichst großen Nutzen ziehen (Si. Fr. 3, 5;. Die Grundbedeutung „von — her" ist auch bei diesen partitiven Verwendungen noch deutlich zu erkennen. Ihnen liegt der Gedanke einer Entnahme von etwas aus einer größeren Quantität derselben Art zu Grunde. — Im Lateinischen wurden Partitivverhältnisse im allgemeinen durch den Genitiv ausgedrückt: zu a): scelus viri = Schurke von Kerl, Plaut. (Georges II, 2258), zu b): multum diei processerat, Sallust (Georges II, 930). Daneben finden sich aber schon in klassischer Zeit einzelne Fälle einer partitiven Verwendung von „de": zu a): hominem certum misi de comitibus nieis, Cic; partem solido demere de die, Hör. (Georges I, 1.707). im vulgärlateinischen mag sich diese Verwendung weiter ausgedehnt haben; wenigstens findet sich partitives de in allen romanischen Sprachen, zum Teil in weiterem Umfange als im Rumänischen; cf. M.-L. Gr. III 266. X. De steht in temporalem Sinne und zwar: a) Um eine Vorwärtsbewegung in der Zeit, von einem gewissen Zeitpunkte ausgehend, anzugeben; deutsch: „seit, von — an". Der Zeitpunkt wird dabei bisweilen nicht direkt angegeben, sondern durch Angabe seiner Entfernung von der Gegenwart oder auf andere Weise umschrieben: Si de azi inainte (= von heute an) eü sä flu in locul. tau nepotul im-päratului (Cr. IV, 23, 25). L am slujit de mititel (Gast. b. 292. 18). de micut eu te-am avut (Gast. b. 292. 26). altrum.: stim prietensugul domnilor voastre de demult (= seit langem.! (Iorga. Doc. I, 44. 4. a. 1628). arom.: de az unklö suntu a tale = von heute ab sind sie dein (Ar. II. 26, Nr. 21, 10). istr.: de kond pts omu fale? = Seit wann fehlt dir der Mann? (Jb. I, 1.38. 13). Auch die Konjunktionen der Zeit, die „seitdem" bedeuten, werden mit de gebildet: dkr.: de cänd = seitdem; arom de anda, de iu = seitdem. Liierher gehören auch Wendungen wie di de di = Tag für Tag und seara de seara = Abend für Abend. altr um.: di de di sufletulu dereptului cu färädelege lucrurile munciia (Cod. Vor. 170, 8). arom.: Mpasa dzutsea dzup di dzup .... (Ar. II, 244, 21) kp jine searo di searo (id. 152, Nr. 92, 3). b) Zur Angabe des Zeitpunktes, in dein etwas seinen Anfang nimmt: deutsch: ..noch in, an", auf die Fhrage ..wannk'?: Ca mi-i badita cätanä ! si e dus de astä iarnä: (Doine, 643, 5). D'a doua-zi sora-mea se imbolnavi greü (Delavr., Trub. 35, 18). altrum.: Ceia ce de altä oarä neoameinri (Cod. Vor. 147, 2). arom.: era un vosilou, kare de pasa searo tolä knie doaup. trei mulieri (Ar. 230, 120, 1). istr.: u j altrum.; ( o w 1 ci h a. 2. 37). ,-nht am 'l/.b i.» aii.r* on Ar. II, 22S, 19). nmgden . An! . di-no <> m ^- ' k = no- a einmal werde ich ranzen i Vl.-M.. 1 •. iw > L) < Llii'i' ri'in" \o i ujib-neii aui da^ Zeitliche war sehr n 1 u i * IL mit'1» r - eng d'ühr en Falb1 entsprechen al o v ni w<]ia e dei oris u u •«e /witpunki' d Ouw meld, „ lo ehva m oder la, den Ves ,«»J n .au diesw P .nk < , s( ndern o-> drückt aus, daß dw Ihmdl mo a emem o ^ u Ze'. punkte einsetzt und .,von dws'un am . waorend U< genannten Zeitraumes noe'n f< rtduuem b< d dvü, al-o b L Zeitpunkt viel präziser aus, als dn» leiden olwr g^ anm u Präpositionen Ebenso im Lat. und Romanischen, lat,: de nocte venire, Oic; de tempore cenare, Auch b, Hisp, 33, 5; dies de die = Tag für Tag, Liv. (Georges I, 1766); auf die Frage seit wann? im Lateinischen aber meist „ab". Fürs Romanische siehe bei Diez, Gr. 881 und M.-L., Gr. III, 494. Anm. Daß es sich bei de zur Angabe des Zeitpunktes „um feste Formeln handle, die auf eine Zeit zurückgehen, wo de noch die aligemeinere Bedeutung „bei" gehabt habe", wie Meyer-Lübke, Gr. HL 494 ausführt, kann ich, wenigstens für das Rumänische, nicht zugeben. Die unter b) angeführten Beispiele zeigen vielmehr deutlich, daß de (auf die Frage wann?) zu den verschiedensten Zeitausdrücken treten kann, daß es sich also hier um ganz lebendige Bildungen handelt. wl. De führt die Person oder Sache ein, in der ein ]- \oL Zustand seinen Ursprung hat (namentlich beim 1 • il Aj'vLni und beim Partizipium Präteriti); deutsch: „von": am tu de zguduire (Delavr. Trub. 35, 9). de pägäni gonit h """onute ränit | la pamänt träntit (Gast. b. 299, 65). acesta * dm« mteles (= selbstverständlich) (SI. Fr. III, 197, 21). . meti de maximele lor (M. Sg. 5, 11). iltrum.: noi venim dela ceea ce s'au läsatu de dulceata i u« i fsi (Gast. a. !, 9). n t o m.: fära se hiba de vir 'un vedut (Petr. Mostre, II, 39, 30\ « h" : Tsuda ramoas-aw morts de Talioaui (= ertötet \cn det Italienern) (Rom, 21, 256, 2), meglen.: Teastä featä ra furatä di drati = dieses Mäd< i ot war von Teufeln gestohlen (Papah., Rom. din Megh 20. P»» PLerner gehören auch einige Pralle, wo das „de" nicht direkt \on einer passiven Verbalform abhängt, und zwar: aj de bei einem intransitiven Verbum, das dem Passivum eme.- transitiven entspricht: Lupülu kade de ursa = der Wolf fällt durch die Bärin (Ar. II, 250, 2). b) de nach Adjektiven, die den Sinn eines Partizipiums Präteriti haben: o babä gärbovä de bätränete (= gebückt vom Alter) (Cr. IV, 8, 19). Fata ei era rosie de rusine (= gerötet von Scham) (Emin. nuv. 89, 4)., r) De in Fällen, wo das Verbum als selbstverständlich weggelassen wird, also namentlich zur Angabe des Autors bei Werken der Kunst und Literatur: cänd ascultä o elegie de Chopin sau de Heine (Delavr. Trub, 11, 23). Auch mit diesem „de des Urhebers" verbindet sich der Begriff der Richtung „von —her". Bereits das Lateinische verwendete in diesem Sinne die nahe verwandte Präposition ..ab", indem man sich einen Zustand zunächst rein örtlich als von dem betreffenden Urheber hergekommen, ausgegangen, vorstellte. Das synonyme „de" verdrängte „ab" in vulgär-lateinischer Zeit immer mehr, sodaß de in den romanischen — 512 — — 513 — Sprachen in dieser Verwendung allgemein üblich ist, wenn nicht andere Präpositionen (per) ihm die Herrschaft streitig machten: lat.: notior est factus Capaneus de fulminis ictu, Ov. (Georges 1, 1767); mit.: de mea parvitate institutam (Breq. 162 b (a. 635)), (cf. M.-L., Gram. III, 502). Anm. Ich wundere mich, daß Meyer-Lübke (Gr. III, 502) unter Anführung der schon von Diez (Gr. 882) benutzten Beispiele, diesem die Behauptung nachspricht, im Rumänischen würde der Urheber durch dela bezeichnet, und daraus außerdem noch den Beweis für die örtliche Natur des „de beim Urheber" ableitet. Mir ist dela in dieser Verwendung im modernen Dkr. nicht begegnet (s. aber unter dela). XII. De bezeichnet das Mittel oder "Werkzeug: deutsch: „von", „mit", „durch": Sufla ventul s'o cläteste. I de toti spiniT mi-o loveste! (Dome, 417, 3). cä de acest pähar te ve'i satura (Gast. b. 318, 31). si dacä nu inteleg de ce se mai träesc? (= wovon ich weiter leben soll) (Delavr. Trub. 31, 23). izbutirea ma umple de nedurnerirT (M. Sg. 1, 24). altrum.: si fura inpluti de ürgie (Cod. Vor. 9, 1 1). arom.: nu vidzü di okli (= er sah nicht mit den Augen), ta s mi fpnitesku de pune = damit ich mich an Speise sättigen kann (Ar. II, 240, 8h meglen.: si si ampliära di bukuriilip — und sie wurden mit Freude erfüllt (VI.-M., 68, 7). Wie diese beiden letzten Beispiele zeigen, berührt sich „de" in instrumentaler Verwendung stark mit dem „de des LTrhebers", sodaß es bei passivischem Verbum oft schwer ist, beide zu scheiden. Beide erklären sich in derselben Weise: Auch das Mittel oder Werkzeug einer Handlung stellte man sich rein örtlich als den Ausgangspunkt dieser Handlung vor. daher de. — Im Lat. verwendete man in instrumentalem Sinne bekanntlich den bloßen Ablativ, den bereits das Vulgärlat., von der oben erwähnten lokalen Auffassung ausgehend, durch de Ablativ ersetzte; auch die übrigen romanischen Sprachen kennen instrumentales de (cf. Georges11768. M.-L. Gram.i.II 504). Anm. Wie die angeführten Beispiele erkennen assen. ist instrumentales de im Rumänischen verhältnismäßig selten: häutiger stehen in diesem Sinne cu und prin, jenes mehr vor konkreten, dieses mehr vor abstrakten Begriffen (s. dort). Neben „plin de" = »voll (von)" ist z. B. auch „plin cu" möglich; dieses bezeichnet das wirkliche Angefülltsein mit erwas, jenes ist allgemeiner; „eu sint plin cu apä" heißt also: ich bin angefüllt mit Wasser: ..eu sint plin de apä" = ich bin voll Wasser (gespritzt). XIIL De führt eine nähere Bestimmung oder Begrenzung des Prädikatsbegriffes ein und zwar sowohl bei Verben wie nach Adjektiven oder einem Adjektivum gleichstehenden Ausdrücken; deutsch: „in Bezug auf", „an", „hinsichtlich": Desculta-mVu de-un picior | si te-oi trece cu niult dor (Dome, 311, 3). trauteste o brumä pe pareti, de trei palme de groasa (drei Spannen an Dicke, eig.: an Dickem), (Cr. IV. 65, 20). care-i htm de eartagan (Gast. b. 294, 5). cä est; rea de gurä (= schwatzhaft) (id. 349, 26). nu si I lasä di capui lui disfranat (id. 359, Istor. di un par u. s. w., 9). In diesen Fällen, wo wir im Deutschen meist die Übersetzungen „an", .,hinsichtlich" verwenden, erscheint uns das rumänische de = „von — her" zunächst auffallend. Es erklärt sich aber in derselben Weise, wie das unter I b) behandelte lokale de. Man denkt sich nicht, daß der Begriff des Verbums an einer Stelle wirkt, sondern daß die Wirkung von dieser Stelle ausgeht; also: „cä esti rea de gurä" eigentlich = denn du bist schlimm vom Munde her (Gedanke: eine schlimme Wirkung geht von deinem Munde aus). Interessant ist nun, daß daneben doch auch die deutsche Auffassungsweise vorhanden ist und la (und in) diesem de „limitationis". wenigstens vor konkreten Begriffen, starke Konkurrenz macht. Es finden sich neben einander in scheinbar gleicher Bedeutung: bun de suflet und bun la suflet = gutmütig, gras de ceafä und gras la ceafä = hartnäckig, iute de picioare und mte la picioare = schnellfüßig, scurt de picioare und scurt in picioare = kurzfüßig, ferner: Altu-i negru ca corbu; | si pe care Weigand. 10. WihresberlHit. ?>% rM cäl.-n ; umh-nag d- , r'i ; icioi w- i 1;, j I io-.ie -'oD0S | de eah-ä toi Ia ?oa,c Doi'.m, fSu. 5): akw, m v ka ^ag"n: bun de cei = g;weeki. kuv (ia brat - -- sd-* nur ■rmig. b de stumau eke ach .a M.c. "n, geg- .,( •as !a aap ----- r ■ b wt am Kopte p^A,d( k m1e — hin*. ,• .bu.ig eig.: geUaA, in dwi Li-«.....:a...hh... . h-:v in na ji - Aark an/d. Iläiwkw; an d- - n letzten. Beispielen .vor: kaut < mki^d ilt) z« "< k, d • ui: dh .< je-ei Empfindung das iv: veimm freier Smelraum gelassen, — .Da; ,,;mä.iiek ..„.„ ..... i i unu. ,a..a, v 1 dl* 1 *lt! V d« i* . n J g . • , ' (» 1 ( C ' *'»»'> ' I ] f ' , d ■ 1' . .'S.. I iV l"0 ^ ,m i., 1 \.d "d Mi ' 1 ) l i !■ - » i e ? »tri i.;i> > ! " ! nonaudeke .um limwatsonis " eine nanero Beseumnung »-t-s « ' Y' a ' '--m-^ -•{!• , , (d ;'i ' Aal o n < : ul die:e- L* g v j" , . •< ««e \ ee .Tullingnn .sek.,e!en •, :-x\Vi iriiOfi.ViU aas nei oem .,nnalen de" der regierende A'li^'ki:r>-' u ' i7 1 ; i t • d' /nkunf' deia-A \ührend sirli das .....e i.e.ua.u).,!., ...v... aei v.l. kn.r.,en^akt bezieht. — Das Laes '» mscno und («n- ul.>n.e:en romaiiiscneii Sprachen verwenden zum Vu,ka^ke d Z < ck< ki u ikä([ikat meb t andci e Prä[»o-i-rionen (ad u. au: doch linden sich im nachklassischen Laiew nereiis A.diektiva wie «ainax und idoneus mit dem Genitiv. aU u^ v,. i ,\a ^lol/gr da* iiunänia-he de angesehen werden kduid' : ! . un / idn ,i > { fiicere gencrandi in se agnitionem p.^i'i^ Lf . nuI.L'x i , ' / ' \ 1 Kc-.df. . iir. tdnet l 3. ter • . n «k SiCf in d nael( vd< "V \ r D, Tr» bk r -r ■ e'" a - uäi> —* Bestimmung des Pradi- '^d I nk, dem folgenden Worte k.--> Satzes: mit diesem folgenden Worte-, iauuiliv oder einem Partizipium Prä-eng verwuchsen wie das deutsche ..zu" i Fallen mit dem Infinitiv. De erklärt; nagen v. ohi am besten durch Analogie '■■() es berechtigt war. et den Gegenstand, auf den sich eine stand erst reckt und zwar: diendi et deelarandi: deutsch: ..über. \\>d de una ca asta vGast. b. 355, FS ei wubea noa:d;rä | de curtea Domniei-u ret a lütat si de Harap Alb si d-k 4 !, -1S is'i cautä de drum (id. 52. 2 . di e. lui s g n p t a t e (Ar. II, S8, Nr. 57. 10. Gesundheit erfahre. llung b.d Begnffen, die zu besonuerer k A,w .'-'o es gosielk sind; .demseh: .. was — angeh'G"): De iubit sa ne lubim, | la luat sa nu gäodim! (Dohm 148. :;k De fmmoasa, esci fairno-ä 'Doin-214. 3). De uitat, nkim uirg; ni.mi< a lOr. 1 V. 6, 3 . de liarea Alb, nu zic = u , } ui 11 u Mb anu'dd. so sage ich nicid< von. ihm) Cr. 1 Vk 65, 27 >. c) seltener bei anderen Verben, die irgend einen Zustand oder eine Tätigkeit ausdrücken; deutsch: „betreffs", „mit" etc.: nu aveau ce se face de »mparatul. ca sa nu'i aducä su])ärar» UccMiu . ^ ,,tr v'OmS' r\ä • k 3 ! Co b k. g »1 . * L ■ » =~ d d' i»1!! \ on e' b; Ol ab-.obd w Ht rv ot he bun j" <it) - Cr. IV, 27, 3). lehamite si de impärätie si de tot = verdrossen betreffs des Kaiserreichs und allem (id. 7, 22). Abia sfärsi de zis — Kaum hörte er auf mit Reden (Gast.b. 356,13). d) bei Ausrufen; deutsch: „um" oder der bloße Dativ: vai de mine ~ wehe mir! (M. Sg. 21, 9). ear ea, vai de ea Gast. b. 290, IV, 25). cä '*i amar si vai de tine (id. 292, Maren si Turcu, 56). Amar de alesul meu, | cum mi-am ales eu de reu (Dome, 391. 3). arom.: vai de Nica, kam s le mulgo? (Ar. II, 114, 71, 12). Von der Vorstellung ausgehend, daß die Anregung zum Reden oder Nachdenken immer „von" dem betreffenden Gegenstande des Gespräches oder des Gedankens „herkommt", ..ausgeht", verwendete bereits das Lateinische nach den Verben dicendi und sentiendi ..de" == „über", „von" (s. Georges 1. 1769). Auch zu dem unter b) behandelten „de" findet sich bereits eine lateinische'Parallele in dem „de ceteris, de cetero" = „was das Übrige angeht", das namentlich Sallust gern am Schlüsse der Rede benutzte. Die unter c) und d) angeführten _ v Fälle sehe ich dann als romanische, respektive rumänische Weiterentwickelungen dieses de = „über, was — angeht" an, und zwar scheinen sich diese beiden Verwendungen sehr stark beeinflußt zu haben, etwa in folgender Weise: Wie man sagte: Amar era sä fle de voi (Cr. II, 78, 18) = es wäre schlimm um euch gewesen, so sagte man auch beim Ausruf: vai de vor = „wehe (um) euch" statt des alten lateinischen „vae vobis". Die romanischen Sprachen haben mit dem Rumänischen übereinstimmend in den entsprechenden Fällen de. > s. M.-L., Gr. III. 385. 264, 299. XVI. De steht in kausalem Sinne; hierbei sind mehrere Fälle zu unterscheiden: a) de bezeichnet die veranlassende Ursache; deutsch: „ vo r " : - '■ 3 de necaz foc se fäcea = er wurde warm vor Arger (Gast. b. 302. 19). Si pe arsitä asta 0 sä ne useäm de sete (Cr. IV, 21, 2! • arom.: niklu de foame s nu 11 moaro (Ar. II, 172V Araa avdziro surörile. kreparo de inroire (Ar. IL 266, 20). meglen.: Apa anglietsp di frik = das Wasser gefriert vor Kälte (Vl.-M., 78, 5)." istr.: se nu m moru tseii oltsi de fome --— daß nicht die l anderen vor Hunger sterben (Jb. I, 132, 2. 1 Id. b) De bezeichnet den inneren oder Beweggrund von etwas: deutsch: „aus" (vor): Inima mi plänge de jale (= weint vor Trauer) (Doine 184, 4). Una-i cu vin indulcit | si nu bea de necajit (id. 259, 16). sare de bueurie = i vut a friko de tsptse — und er hatte Furcht rov dem Vater (Jb. 1, 140. V, 7). Den Grund, die Ursache einer Handlung oder eines Zustand es als den. Ort anzusehen, von dein die betreffende Hand-amg, der betreffende Zustand ausgeht, lag sehr nahe, und es indet sich daher bereits im Lateinischen neben dem bloßen Ablativ auch de + Ablativ in kausaler Bedeutung: qua de •e und qua de causa — weswegen ((die. n. Nep.); de labore jectus tundit, Plaut.; flebat uterque non de suo supplicio, sed u. s.w.. (die. (Georges 1, .1708!. Im Vglt. mag sich de in lieseiu Sinne noch weiter ausgedehnt haben; in den romanischen Sprachen gibt es meist die veranlassende Ursache und oim Teil den tatsächlichen Grund an, während der Beweggrund durch die Ausläufer des lateinischen per-pro bezeichnet wird. (s. M.-L., Gr. III 398. 499ff). Im Dakorumänischen konkurriert die Präposition pentru mit de zur Angabe des tatsächlichen Grundes. Die Schriftsprachewählt in diesem Falle, abgesehen von den Verbindungen ie ce, de aeeea fast immer pentru. während, das Altrumänische und die Volkssprache de bevorzugen. — Bisweilen hat sich le = „wegen" sogar zu der Geltung „für", im Interesse ..von" (lat. = pro, dkrum. = pentru) entwickelt; im Meglenitischen hat es sogar vollkommen die Stelle des lateinischen pro eingenommen: dkr.: multumimu-ti bine | de vin si de päne (Gast. b. 321, 32). cäci atunci are sä he bine si de stäpänu-meü si de stäpänä-ta si de mine si de tine (Cr. IV, 2, 19). nu-i de tine = das ist nichts für dich (Borcia). meglen.: tsesto zup di noi. kotunu vlpsesk Osan, ui uno — 519 od sprbotoari = dieser Tag ist für uns, das walachische Dt-rf 0£an, ein großer Feiertag (Jb. V, 147, 1). XVII. De bezeichnet in modalem Sinne die Art und Weise. Mdst handelt es sich dabei um ziemlich feststehende adverbiale Redensarten; deutsch (meist) „auf" oder Adverbia: Si a \ .'iimvi sä faci de altfei (Cr. IV, 47, 10). Vmo, dragä, si d vr(3nie. ! c'or gändi cä duci la lemue! Doine, 153, 17 . ^ , dus intr alt loc, unde de asemwno (= gleichfalls) era" a^eptati Emin. nuv. 87, 1.3). Harap Alb rämäne de pinda i i\ i V. 40, 9). cur i se cuvine de drept Moldova si Mun-- nie "4. Fr. Iii, 432. 3\ destul timp de a mar sta de vorba M Suw 77, 18\ ' alrmm.: deadeväru gräescu vao, cä — wahrhaftig sag*/ nu. eu( h daß (Gast. a. *7, 1 v. u.s cumu so de totu släviea-- .-t«eu. iCod. Vor., !59, 1.3). at. om.: Tu kprave di dealihea mi aiiu (Ar. II, 228, 27). 13^weilen ist das modale de schon so eng mit dem tilgenden Begriffe verschmolzen, daß beide zusammen als ein V ort empfunden werden und eine neue Präposition vor den Lt-irizen Ausdruck tritt: ii spune toate cu de amanuntul '* r. IV. 23, 13) (= genau), une-on trebuia cu d'asila se me tere la masa (Delavr. Trub. 20, 18). pe deplin = vollständig (- ! 13. 9). Vor einigen Adjektiven, denen ein organisch gebildetes Auvt-rhoim auf -e fehlte, verwendete bereits das Lateinische h"»weilen „de" in modalem Sinne: de integro = von neuem, rag.: vom Neuen her; de improviso = unversehens, eig.: ..vom Unvorhergesehenen her" (Ter., Cic. u.a.) (bei Georges I. 1768). Im Rumänischen, das eine besondere Adverbial-* ndung überhaupt nicht kennt, haben sich diese Bildungen natürlich zahlreich vermehrt. Ganz entsprechend liegen hierin die Verhältnisse in den übrigen romanischen Sprachen (s. M-L.. Gr. III 507). XVIII. De (neuruni. de cit, de cum) führt nach einem Komparativ das zweite Glied des Vergleiches ein, deutsch: als: Mai mändrutä decät ea | cämpul floare nu avea (Jarn. 520 — 521 — Vraria, 2, 6). De-aceea o vorbä a mea ii supära mai räu d. e -.»at 1-ar fi supärat tot satul (Cosb. vers. 133, 14). dar me lubesfe mai malt pämeritul de eät voi toti (Delavr. Trub. 15, d alt rum.: mai värtosu de ln'coare soarelui (Cod. Vor, 76, 9). eä sfetüirä-se de ein diint.r Ansii mai multi de patrn leei de bärbati (id. 52. 10k mai feriee faste mai vrätosu a la decatu a Ina (id. 23. 8). arom.: ver di asime m are s mine j ma bime di tinw dzonli a meu (Ar. Ii, 10, 8. 3). Kama gin« so n me unek. Ii kut un bratse ts so n me ved (id. Kr. 58, 14b od o •> ' / meglen.: si mai märili fitsAr la anvitso si sfiresko ku kofalu de bun mai bun (— scböner als schön, d. i. sehr schön) Vh-M.. 69, 5\ istr.: sam maT batar de tots frpatsi •'Horn. 21, 254. Nr. 1.11. 4k Auch bei diesem ..de" nacii einem Komparativ ist von der Grundbedeutung ..von —• her" auszugehen. Bei einem Satze wie: ..dieser Baum, ist höher als jener" hatte man die Vorstellung: dieser Baum ist höher ..von jenem aus" gerechnet, ,, von jenem aus" betrachtet. Diese rein örtliche Vorstellung verband sieh dann auch mit übertragenen Verhältnissen, — Bereits das Lateinische verwendete übrigens (neben quam) nach Komparativen der Bege! nach den Ablativ, als Kasus der Trennung oder des Ausgangspunktes, in vulgärlateinischer Zeit erschien daneben ab mit Ablativ, als dessen Erbe und Nachfolger schließlich de auftrat. Zu vergleichen ist hierüber der Artikel von Wöltflin in seinem Archiv VII. dem ich (p, 1.15) folgende Beispiele entnehme: si plus de XXX pedibus patuerit (Hygin. p. 109, 2L), senior aetate erat de Brunehilde (Gest. Franc, cp. 31). de reliquis legibus plus habet (Cod. Theodos. 8, 8!, 1 init.). Auch in den übrigen romanischen Sprachen findet sich de nach einem Komparativ, nur ist hier sein Gebrauch zum Teil beschränkter (so im Französischen) als im Rumänischen: ital.: e piü bravo di lui = er ist tüchtiger als jener: e da meno degli altri — er gilt weniger als die anderen I!igut.-Bulle, p. 232). frz.: plus de cinq pieds; plus d' a moitie, plus d' ä demi (Sachs-Vilatte, I, p. 405). portg.: ninguero trabalha mais do que eile = niemand arbeitet mehr als er (Michaelis, p. 232). Anm. Was die erweiterten Formen de cit und de cum angeht, so traten dieselben wohl zunächst nur dann für das einfache de ein, wAenn das zweite Glied des Vergleiches ein ganzer Satz war, also in Fällen wie: ,,de-aceea o vorba a mea i! supara mai rau decät 1-ar Ii suparat tot satul = daher ärgerte ihn ein Wort von mir mehr als (wieviel) ihn das ganze Dorf geärgert hätte." Hier ist das cit berechtigt: denn de braucht seiner Natur als Präposition nach ein Wort, das von ihm abhängig ist. Im modernen Dakorumänischen hat sieb ..de" aber bereits so abgeschwächt, daß de cit, decum auch in anderen Fällen dafür eintreten. De allein steht regelmäßig vor Zahlbegriffen sowie nach mai nainte = „vor" und „mai presus de" = „über". Im Altrumänischen und in den Dialekten ist de aber im ganzen noch häufiger als die zusammengesetzten Formen decit und decum. XIX. De bezeichnet in seltenen Fällen nach Komparativen «»der komparativischen Begriffen das Maß des Unterschiedes: deutsch: „um" auf die Frage: „um wieviel": si de ce se apropia = und um wieviel er näher herankam .... (Cr. IV. 43, 1). Luna-i sus de o sulita (= um einen Lanzenwurf Doine, 231, 3). Im ganzen ist aber in diesem Sinne „cu" häufiger (s. dort); de muß stehen in Verbindung mit einer Form von oara Mal: decät asa vieata mai bine moarte de o mie de ort Cr. IV, 37, 8) = im Vergleich zu einem solchen Leben ist der Tod tausendmal besser. To hier (Beitr. I-, 141) legt diesem de, das auch im Französischen vorkommt, kausalen Sinn bei; vom rumänischen Standpunkte aus könnte man wegen des Wechsels mit cu eher geneigt sein, es als instrumental oder modal aufzufassen. Fuldas Vorkommen dieses de im Romanischen führe ich nur an: ital.: questa caniera e di cinque piedi piii larga che quella: di gran langa piu alto (M.-L., Gr. III, 292). XX. Do steht in distributivem Sinne, um anzugeben, daß auf jedes Einzelwesen einer größeren Menge ein bestimmter Anteil fällt; deutsch: „auf (für"): Cäte-cäte bucätt vin <1.e fie-care om — wieviel Stücke kommen auf jeden Manu (Cr. IV, 93, 5). ei au dat de om cäte un bou gras = sie haben jedem Manne je einen fetten Ochsen gegeben Gast. a. 177, 38). De hat hier seine eigentliche Bedeutung ..von — aus". Es liegt dabei eine ähnliche Kürzung vor, wie in dem schon oben angeführten: zi de zi = lat. dies de die = Tag für Tag eig.: von einem Tage zum andern). In den anderen romanischen Sprachen wird de in diesem Sinne nicht verwendet: im Französischen würde dem rumänischen. ..de om" tun ..par nomine" entsprechen, dem ein ganz ähnlicher Gedanke zugrunde liegt, nämlich: ..wenn man durch die Leute hindurchgeht". — Im Lateinischen wurden distributive Verhältnisse bekanntlich durch die distributiven Zahlen ausgedrückt. Z u s a mmen fu ssnn g. de findet sich in folgenden Verwendungen: I. örtlich, und zwar: a) = von, von — her. von — aus, vor; b) — an, in, auf; Ii. zur Bezeichnun g der Herkunft, Heim a. t: = a n s, v o n: III. zur Bezeichnung des Stoffes: = aus; IV. qualitativ: = von (oder Adjektiva); V. possessiv: a) bei allgemeinem oder unbestimmtem Nomen, b) bei einem bestimmten Nomen == Gen.: VI. explikativ: im Deutschen unübersetzt; VII. final (nach Substantiven) = zu VIII. zur Bezeichnung der Identität: = als, zu: IX. partitiv: = von (oder unübersetzt): X. temporal: a) = von — an, seit, b) = noch in, noch an; XL zur Bezeichnung des Urhebers: = von, durch; X.il. instrumental: = von, mit, durch; Aldi, limitativ: = an, hinsichtlich, in Bezug auf: X! \ . final (nach Adjektiven oder Verben): = zu, für: XV. a nach Verben: = über, von, b) absolut: = was — angeht: X V!. k a ii s a 1: a) veranlassende Ursache: = vor, b) tatsächlicher Grund: = w e g e n, übe r, vor. c) innerer Grund: = aus (vor): XVI1. modal; f meist handelt es sich um feststehende Redensarten); XVIIh nach Komparativ: — als, wie; XIX. zur Bezeichnung des Maßes des Unterschieds = u m: XX. distributiv: — ..auf (für) —je". drept. 1. Drept bezeichnet die Lage oder Bewegung unmittelbar vor etwas: deutsch: vor: pänä väzu cal aduse | cu toate ostirea noasträ j drept curtile Domnia-voastra (Gast. b. 314. 7). altrum.: pravednicului Avram ii pärea ca dereptu elu se in-chira lemnul (Hasd. Cuv. 1.1, 190, 23). IL Drept bezeichnet besonders in alten kirchlichen Texten den Grund, weswegen etwas geschieht; deutsch: wegen: ciimü nu putTeä inntelege alesu dereptu voroava (= wegen des Lärms) 'Cod. Vor. 34, 14; hier über 40 mal dereptu, einmal pentru = wegen); dereptu patru lucrure merg oamenii la beseareca (Gast. a. 24, 34), (Coresi, Caz. I, 1579—80); de se in-teleagä dere])tu care vinä asa striga spri insu (Gast. a. *3, 29). derept aeeea gräescü voao .... (id. *8, 18, Tetraev. 1574). Im Neu rumänischen findet sich von diesem Gebrauche nur ein Rest in den Wendungen derept aeeea = „daher, deswegen" und derept ce = „weswegen": Drept aeeea vulturele - 524 — 525 - intr un copaciu in alt s' au pus culbul Gast. b. 2 Üb Z. 4 v. u.;. Dialektisch: dirt aeea s. Jb. IV, 300. meglen.: Ficioru tot stiia, amä direp spusu lu feaia zitea! .... (= aber gemäß der Rede des Mädchens sagte er . . . .) (Papah. 20, Z. 13 v. u.}. IIb Drept wird namentlich in alten Texten zur '.Bezeichnung des Entgelts, des Äquivalents verwendet: deutsch: für: Andriias in au scos dereptu 100 tah =•= A. hat mich für 100 Taler losgekauft (lorga, Doc. I, 6, XI, Ii, a. 1601). ma nu poftim morte dereptä morte (id. 22, 13). si diu tot venitul, ce va hi partea mea, i-am vändutu dumisali dreptu patru zäci de galbeni (Gast. a. 103. 4, Hris. de vänz. 1642 im Neurumänischen findet sich drept nur selten in dieser Bedeutung: voieste a. me sili se primesc drept trei mit de Ii vre calabalicu! de vechituri (M. Sg. 31, 6). IV. Drept dient zum Ausdrucke der Stellvertretung odw auch der Identifizierung zweier Sachen oder Personen; deutscü: als: Cum ie-a dar cinci lei, drept m ultumitä etc. = wie er ihnen 5 Lei als Belohnung gegeben hat u. s. w. (Cr. IV, 91, oW fie ca luat luimnii drept o glumä (= a^ Spaß) (Cosh.. Bah 15, 14). Drept ist erst in rumänischer Zeit zur Präposition geworden: das lateinische Etymon war das Adjektivnm (Partizipium) directus = ..gerade gerichtet" (nach etwas), besonders auch vom Blick: ..gerichtet (auf etwas)". Hieraus konnte sich die unter 1. angegebene Grundbedeutung .unmittelbar vor" in ganz ähnlicher Weise entwickeln, wie bei „fatä cu" die Bedeutung ..gegenüber". Häufiger als drept mit Akkusativ kommt übrigens gerade in der örtlichen Bedeutung die uneigentliche Präposition in dreptul (mit Genitiv) vor: in dreptul ei (des Klosters) niarea (Emin. nuv. 95, 2;. Auch ein ..spre dreptul" = ..nach-—zu" findet sich, wobei dann dreptul wohl den Begriff An gerader Richtung" wiedergibt: Si sä intoarsä Alixandr impärat la lume spre drept d räsäritului (Gast. b. 134, 3). Auch die unter II belegte Bedeutung ..wegen" zur An- gabe des Grundes erklärt sich aus der örtlichen Vorstellung: • den Blick) gerichtet auf etwas". Man vergleiche die deutsche entsprechende Wendung „im Hinblick auf", das auch kausal gebraucht wird. — Die unter III und IV angegebene Gebrauchsweisen sind einander nahe verwandt; sie erklären sich wohl beide aus der örtlichen Bedeutung ..vor". Wenn zwei Dinge sich unmittelbar „vor" einander befinden, so können sie sehr leicht „für" einander eintreten, miteinander vertauscht werden (Iii), andererseits aber auch sehr leicht miteinander identifiziert werden (IV). Eine ganz ähnliche Entwickelung hat das lateinische pro durchgemacht, das ursprünglich rein örtlich = vor, dann in den Bedeutungen ..für" (= als Entgelt) und „als" verwendet wird: pro tribus eorponhus XXX milia talentum accipere, Curi; und: se pro cive gerere, Cic. = sich als Bürger aufführen: pro infecto habere, Cic. (Georges II, 1723). In anderen romanischen Sprachen kommt drept als Präposition nicht vor. Anm. Bisweilen findet sich drept in flektierter Form und präpositionaler Verwendung: acest sat iaste direapta cumparäturä lui Trifon postelnic direptu 300 de taler (Gast. a. 63, 2). ca sä-i hie Dumisali dreapta mosie si cumparäturä (Gast. a. 103, 6). noi nu poftim morte dereaptä morte (lorga, Doc. J, 22, 13). — Hier liegt wohl eine Beeinflussung der Präposition drept von seifen des Adjektivums drept — „gerecht, gerade" vor. Für die Bedeutungsentwickelung von drept ergibt sich folgendes Bild: drept (ursprünglich) = „gerichtet auf", daraus hervorgegangen: k = vor (örtlich): daraus abgeleitet: a) = für (Äquivalent, Entgelt) (III): b) = als (für) (Gleichsetzung) (IV); Ik = wegen (kausal). färä (de). Färä (de) bezeichnet das Nichtvorhandensein oder Fehlen von etwas; deutsch: ohne: Färä voi poate asi fi perit (Gast. 526 b. 354. 14) — ohne euch wäre ich vielleicht zagrund' < gangen, se gändia se inchee pace ca Veneria si fära Polonia (SI. Fr. III, 587, Mb. Mit dum 1 Ji dii\ i' i \: i \ r sin evrtw Ca t r .n • • fära a -,iuiti re ma»g (Cr. »V, G(L 1). tarn »«•■ f.. na in ite in " s w ^ Fr. üi. 42, W all rum: «d ;arb -i'da r .und«,' nu o.ai ea a. 17. 9. a. 1579b arom.: h auue"> «'uro di borb-t i l'. In 81. 5*» 1! meurlen : si sl u lao» ui fruti^b =- un«l d» *J -n >i Bläser lVI-M/77, Vi, 9\ i«! l*: e b* ^«'ci«1 vob* to r de uruia zeseo h ifl lh > ,}) db h 134, 2t F.u.j etd , U'bb i eeynu 'o d^d. d< o; leb bbs< . i, A"w fore. ,__,.eub '/halb : de . <' i • 11; du - "Wei-*- /u erhöhen . « in w . 1 irm . Vorbd ' 1 nr-nefe»- A *': • 1 ' i \ « , um i« ! - Ini «i /- b « denn d'b-u u i.j *• w» muu u u * »' (\ \;d ii;. st,lthd w (^u - i etw, a di v-,lf/, e \ e: , mvj me - ..TU hl" Fi "U'd ^ 0*' blieb"; a, rn an '.' a e , , ■ d in urbem migrav i die Stadt, indem i •en Fällen, wo nied gtschlo^<• k<-M , ». rt. (v schaO von Menschen oder Wi-d'r du ih-V * die^e "Wei^e midbv IbiYs X- /a e ; Uiuäbü'-h in < i .ohne übergehen, zuol h\ s » ufre (> nun t. \to adverbial n Chr.raks o' mehr und nehr ad und yuvil ea He,, e1 r< In ihäuoduion em, duuhn Lwwn I, w,.w< wmde' viel] noe d.dm-.d, b 's hl-eniei, d. laUbnuenp ine im soonäu" elvi: e1 i'-üh sdu n. — d""-er Ftdibdnm^ müb^ 'dm •»* Fo'm Tara od F» lende. d'e daneben VvwIvU" »n n» ad • i seltnere n< volkstümliche Form fäia de o-*^ Aemabme mo. e.i- «* klä.a sich vielleicht aus iormabw \nlehnung au a ! n wi o )27 luhrilj" c'in - \folli man urj-)ck'dif ,on In,) Oe an he»" und o ^ s \on einem vuluarlai nsn w hia, de -tuifh i , Ii \on 1 s'lcit »n, so v a "e du P ui t Mn^Vti^k»-ui n du 1 h,vc« \er ta dl 4 . < i n 1 sn h du Wejidi (h s d^ iu der oiii'inui Fo^u» 1 i1 V n 1 L-t - D ubiu i .onnnw heu ^piicliMi 1 , i n \ i^d ' % ^ B(gL.d , ohne m lJ{i'wc'e ^in au ! - 5 1 ol /i m n ^edj uJ i« D s L '» i « wJ od t i d^ ohimam cIpii n 14 } L u. ) i_hi ' ui " ^u utu^_ ^ h i1 ,] ' o1 o n. d d xl Oi M a.nvu. oe; ?-o :u.i>". Tora de. ♦ '1 1 < sondere Stellung unter .pucmiuüeü tun, alo es ein(3 der wenigen r ?so vor sien dulden (s. unter den zu-^ i 1 (P 1 oi is5) e ,) au! Lu 1 ji • " et '( \ iL 1 SWU ]) ' .1. i l idui ww a ia a t endo, i == o tiu j ,i: -m-, (u 1 f ! 1 i k b - niruf * >) = ai ! ol, aio-i'u t o Idw wnu 1 plni (lu niu i 1 -j h i'1 de °ri FaFe (0 - ^ < ' i j ' iL' nt. hev> eis ? (h - o u b pe ine\a. j ia iä. Gy. 1b' x eibin lurgen Lua 374, 1). nu poate se numere in bani gata (M. Sg. 36, 14). I intrarea imperialilor s'a fäcut in marsuri grabnice (=== in Eilmärschen) (SI. Fr. III, 29, 18). a cälcat in piciöre (== mit Füßen) ori-si-ce drept (id. III, 38, 1). Aus der instrumentalen Auffassung heraus erklärt sich auch: a) in zur Bildung gewisser Adverbien der Art und Weise: in scurt, intr' atäta träia acesti bine (Gast. b. 361). Si s'a I pus Märcut in silä | sä cearä mereü la mila (larn., Varia 1. j 25). spune-ti mie inadins . . . (Gast. b. 302, 28). Sa iaf in I bine (= gut) | aciastä carte (id., 348, Epilog, 1). ! b) in zur Bezeichnung des Stoffes, aus dem etwas ge- arbeitet wird oder besteht; deutsch: aus, in: plugu, nou, u|or, 1 lucrat in hier rumänesc (Gast. b. 259, 24). alte daruri pre- ^ - tiöse in aur si in argint (SI. Fr. III, 11, 10). Auch diesen instrumentalen Verwendungen liegt die ört-| liehe Grundbedeutung „in" zugrunde, in bezeichnet auch hier ! nicht eigentlich das Mittel oder Werkzeug, sondern den Orr. in dem die Handlung des Verbums wirksam ist. So sagt 34* '(t r | 532 — man a calca in picioare = mit Füßen treten, weil die Kraft zum Treten „in" den Füßen liegt, a striga in gura mare = ans vollem Halse schreien, weil die Stimmmittel sich im Halse befinden u. s. w. Bisweilen berühren sich auch die lokale und die instrumentale Ausdrucks weise so nahe, daß es schwer zu sagen ist, welche von beiden vorliegt; in einem Satze wie: si tata-säü euprinzendu 1 in brate (Cr. IV, 16, 16), kann „in brate" sowohl den Ort, wie das Mittel der Umarmung bezeichnen. — Im ganzen sind aber die Fälle von instrumentalem „in" im Bumänischen vereinzelt, ebenso im Lateinischen und in den romanischen Sprachen, die hier manches Vergleichbare bieten, wozu man vergl. Georges II 97, M. L., Gr. III, 506, 508. V. Einige weitere Verwendungen von in gehören nur der Literatursprache an, nämlich: a) in zur Bezeichnung eines begleitenden Nebenumstandes; deutsch: bei: de ce ai putea sä te temi in bunele aplecärT ce ai pentru mine (= bei der schönen Neigung, die du für mich hast) (M. Sg. 1, 28). b) in zur Bezeichnung des Studienfaches: Toti cästigaü si revizorul si studentul in drept (Delavr., Paraz, 62, 5 v, u.). Letztere Verwendung ist sicher dem französischen etudiant en medecine u. s. w. nachgebildet. in kommt also in folgenden Verwendungen vor: I. in auf die Frage wohin?, örtlich = „in, nach" (1); davon abgeleitet: a) = auf, zu, für (Fortschritt in der Zeit) (11c), b) final: a) bei den Verben des Teilens: = „in"; (lila . ß) allgemein: = „zu" (IIIb). II. in auf die Frage wo? örtlich, und zwar: 1. = „in", davon abgeleitet: a) = „an, in, während" (zeitlich), (IIa). b) = in, mit (aus) (instrumental) (IV) 2. — „auf, an, in", davon abgeleitet: = „während, lang, hindurch" (zeitlich) (11 b). | — 533 — i I intru. intru ist synonym mit in; es hebt nur mehr wie jenes l das Befinden innerhalb eines geschlossenen Raumes hervor. Im Arom. entspricht tru, tu. ; intru bezeichnet bisweilen im Altrumänischen und im Aromunischen das Befindlichsein unter einer größeren Anzahl von Lebewesen; deutsch: ja nt er: eine e preamändru si mester intru voi (Gast. a. 10*, 13). voi toti intru ceiea ce inblaiu (Cod. Vor. 20, 13). aduse Pavel si-1 puse intru ei (Gast, a. 4* 23». adeveritii lucratorii ai viei lui Hs.. intru carii si eu (Bianu-Hodos I, 121, 1 3 (1612)). arom.: Uno lugnrie, tsi s aiio tu tute luguriile (Ar. ü. 270). tu ahots hui, tu ahots nipöts, j tu ahots bor bat < maskuri tots | mas unp featp gpal avea (id. 158, 7). Diese Verwendung von intru entwickelte sich jedenfalls i anter dem Einflüsse des lautlich ähnlichen intre < inter — j unter, zwischen (s. dort), das im modernen Dakorumänischen r>> allein diese Bedeutung vertritt. — Umgekehrt verhält es sich mit der Form ontre (> ntre > tre) die in den Dialekten für tru begegnet: arom.: tre app nuntru so 1 anekäts = im Wasser drinnen ertränkt ihn (Ar. II, 106, 14). z-dutsi, z-dutsi potsiu ntre-app ounp tse no oaro krgapo (Pap., Jb. II, 173, 28b). i istr.: e marunu re fost kade ontre ppe (= würde in^ Wasser gefallen sein) (Jb. I, 126, 4)° Da dieses (p)ntre nur in Verbindung mit apa = Wasser vorzukommen scheint, und sich im übrigen seiner Bedeutung noch genau mit intru deckt, so haben wir es wohl hier eben-| falls mit dieser letztgenannten Präposition zu tun, die sich ( nur der Form nach unter dem Einflüsse benachbarter Laute dem rumänischen intre = „zwischen" stark genähert hat. Was die Häufigkeit von in und intru angeht, so ist intru im modernen Dakorumänischen das weitaus seltenere, das ich übrigens in den mir zugänglichen istrischen Texten nur zweimal, im Meglenitischen überhaupt nicht belegt gefunden r - 534 - halie. im modernen Dkr. ist intru auf bestimmte Fälle beschränkt: a) intru steht für in im allgemeinen nur vor Vokalen (besonders vor un, o und ins, weniger notwendig vor a). b) vor Konsonanten kann intru nur stehen, wenn der Begriff des ..im Innern von" besonders betont werden soll: fäcu intru sine sfatul (Gast, b. 314, 17) oder auch in formelhaften Ausdrücken, aus älterer Zeit stammend, wie: intru toate, intru eitva, intru pomenire, intru multi ani etc. Im Altrumänischen ist nämlich das Verhältnis des Vorkommens von in und intru eher umgekehrt als im Neurum.: so findet sich im Cod. Vor. intru über 260 mal, in nur etwa 130 mal; ebenso ist im Aromunischen tru, tu bei weitem häufiger als un. Feste Kegeln, wann im Altrumänischen und Aromunischen in, wann intru zu stehen habe, lassen sich nicht aufstellen. Im Arom. findet sich tru besonders vor Vokalen, un besonders häufig vor k und g. Im ganzen scheint es aber, als ob hier un immer mehr auf gewisse feste Verbindungen beschränkt würde, also im Aussterben begriffen sei. Seiner Etymologie nach geht intru auf das lateinische Adverb intro = „hinein" zurück. Dieses wurde jedenfalls schon frühzeitig (vgl. altvenet. dentro = unter, zwischen) in Anlehnung an die Präposition intra auch präpositional gebraucht und entwickelte sich dann im Rumänischen seiner Bedeutung nach parallel mit ..in", sodaß es unnötig ist, diese Entwickelung hier nochmals anzugeben. Im Italienischen. Spanischen und Portugiesischen kommt übrigens ein „entro" oder, mit de zusammengesetzt, „dentro", zum Teil als eigentliche, zum Teil als uneigentliche Präposition vor. intre. h intre bezeichnet in örtlichem Sinne die Lage oder die Bewegung zwischen zwei oder mehreren Gegenständen oder Personen; deutsch: zwischen, unter: este-un deal mare 'ntre noi! ... . (Dome, 137, 3). D'asa-i doamne, 'ntre sträini, ca mlädita intre spini (id., 417, 1). amns intre doue focuri — 535 — (Sh Fr. III, 11, 23). e hotul intre voi? (M. Sg. 100, 23). alt-! rum.: si va sedea intre doao hotarä (1582, Gast. a. 36, 12b Bisweilen steht intre in diesem Sinne nach einem Super-lativ, wo wir es im Deutschen dann mit „von" oder „unter" übersetzen: Dar eu sant cel mai intäi intri nebuni (Gast. b. 360, 9). trebue sa stiti ca si intre oamen'i. cea mai mare parte sunt dobitoace* (Cr. IV,' 26, 3). II. In zeitlichem Sinne bezeichnet intre: a) die Lage eines Zeitpunktes zwischen zwei anderen; deutsch: zwischen: Bata-te, badita, bata | Dilele toate de- , odata, | cele doue dile grele | care-i sämbata "ntre ele (=■- zwischen denen der Sonnabend ist) (Doine, 537, 1). b) Die Dauer eines Zustandes oder einer Handlung durch l einen gewissen Zeitraum hindurch; d eut s c h: unter, während: intre aceste primejdia crestea (SI. Fr. 11, 23). I III. intre bezeichnet die Reziprozität; deutsch: unter. zwischen: nu e deosebire intre dansele = es ist kein ( Unterschied zwischen ihnen (Cr. IV, 79, 9) Luäm intelegere •> intre noi (M. Sg. 20, 27). altrum.: sä nu hü alte amestecäturi, intre oamenii nostri si vostri (lorga, Doc. I, 18, 12). meglen.: Vedets kmo kot farklök ari untre tsesti dpaup (= ein wie großer Unterschied zwischen diesen beiden ist) (Wg., Jb. V, 147, 28). \ In allen diesen Fällen entspricht intre genau dem latei- nischen inter. Bereits dieses konnte in Örtlichem, zeitlichem und reziprokem Sinne verwendet werden und das Rumänische zeigt dem lateinischen Gebrauche gegenüber keinerlei Weiterentwickelung: ; zu I): inter Euboeam continentemque, Nep.; quum (Her- I cules) inter homines esset, Cic; ipse honestissimus inter suos mimerabatur, Cic zu II a): facito inter nonas et idus Martias, Col.; zu b): inter cenam Tironi dictavi, Cic; inter ludendum, Quint.; zu III: nihil interest inter te et quadrupedem, Cic; pacem inier duas potentissimas civitates conciliavit, Nep.; amicitiam — 536 — nisi inter bonos esse non posse, Cic; (Georges II, 299—301). — Auch Redensarten wie rumänisch „intre altele" = „unter anderen" (81. Fr. III, 57, 5), gehen wohl auf das Lateinische zurück: inter alia (Georges II, 301). — Die romanischen Sprachen haben lateinisch inter nicht so uneingeschränkt bewahrt wo das Rumänische; bisweilen wechseln damit in derselben Bedeutung intro, intra und infra oder es sind Neubildungen (frz. parmi, ital. in mezzo u. s. w.) dafür eingetreten (cf Diew Gr. 898, M.-L., Gr. III, 489, 496). intre kommt demnach in folgenden Verwendungen vor: zwischen, unter (nach Superlativen: unter, von) (örtlich) davon abgeleitet: a) (zeitlich): — zwischen, b) (zeitlich) = unter, während, c^ (reziprok) = unter, zwischen. Anm. 1. intre = „zwischen, unter" findet sich nicht im Aromunischen und Istrischen; über ..tri", ;,trp" im Arom. vob. unter pentru. Anm. 2. Im Alfrumänischen begegnet eine Präposition intre in der Bedeutung von inaintea = „vor" (örtlich): si adusu elu inraintiea voastia mai vrätosu intre tir d Agripo impärate (Cod. Vor. 72, 10) [in den Ubersetzungen von 1648 und 1688 inaintea taj. Cä adecä gtudefulu in ntre ose stä (Cod. Vor. 133,4) [1648 und 16b8 innaintea usii], strigaid intre impäratü domnul (Cor., Psalt. 1577, Gast. a. 14. 3a nece vorn fi cälcatorii de leage intre ochii tai (= vor deinen Augen) (id. Gast. a. 11, 1). se giudece-se iimhile intre tir-(Cod. Schei. 9, 20). poftim pre domniia voastra sa aha perir-intre boiarinul Domnii Meale (Iorga, Doc. I, 45, 15) (1629;. deci neam tocmit de bunä voia■ noastra intre vlädicaAgal-ton episcopu! de Roman (Hasdeu, Cuv. I, 77, 3). Diese Bedeutung läßt sich in keiner Weise von einer der unter I—III besprochenen ableiten. Bereits Cipariu stellte in seinen Principia p. 395 und dann wieder in dem Archive, pentru filologia si istoria p. 105 die Ableitung von lat. ante für dieses intre auf. — 537 pe. 1. Örtlich: a) pe bezeichnet die Bewegung in gerader Richtung durch etwas hindurch; und zwar: a) vor einigen wenigen Substantiven; deutsch: durch; Bätu ventul pe fereastra, | se stinse lumina n casa! (^Doioe. ( ' 459, 3). El me ia de cärpnsoara | si me da pe usä-afarf* '= und wirft mich zur Tür hinaus) (Strig. 328, 8). pe näri fläcäri lä änd (Gast. b. 312, IV, 8) plan fäeu pe cos (= durch den Schornstein) sa intre, (id. 364, 5). Setila, cartiia incepu a-i tisni apa pe nari si pe urechi {= durch Nase und Ohren) (Cr. IV, 55, 1). altrum.: e fii lu Israilu trecura pre uscat pre mijloc de mare (= mitten durch das Meer) (Psalt. Schei. 152, 19). arom.: isi mularea pri pplp{Mri = die Frau ging zum Fenster hinaus (Ar. II, 254, 23). ß) vor Adverbien des Ortes; im Deutschen bleibt es in diesem Falle oft unübersetzt: Nu cumva-i väzut | pe unde-ai trecut (= wo du vorbei-;oder durchgekommen bist) (Gast. b. 287, 26). apuca pe ici tot inainte = geh hier (durch) immerfort geradeaus (Cr. IV. 31, 10). mergind in partea, pe unde esise ea (M. Sg. 31, 25), Uber pe in diesem Sinne vor anderen Präpositionen sieht unter den zusammengesetzten Präpositionen. c 4- . „ - ui- b'! P° bezeichnet sowohl die Lage auf der Ohprfläe.hp. al» .JjtfdaltoCAfM**, a _ _ —. '^ktX^^c^ c^e Bewegung nacn der Oberfläche hin; deutsch: auf,, ß^^^f "aaak.thu*o. in. an (auf die Frage wo? resp. wohin?): Si pe iarbä s'ase- ?'mim« dwf 1 Um. Cü#a (jau j t|e 0Spgt cä s'apucau (Doine 623, 8). fost-am, fost cu oile | pe coasta cu florile (Strig. 139, 1). Cätä apä-i pe val-cele (= soviel Wasser im Bache ist) (Doine, 463, 5). Nici nu-i pända pe obraz (= auf dem Gesicht) (id. 641, 9). vazänd steaoa cea aratata pa cer (== am Himmel) (Gast. b. 332, Irozi, Z. 10). decänd mama a pus manile pe piept (id. 350, 35), drumurile pe ape si pe uscat (= zu Wasser und zu Lande) eraü putin cunoscute (Cr. IV, 4, 1). altrum.: care cuvinte era scrise de Dumnezeu pre doao — 53^ — table de piaträ (Coresi 1.579. Gast. a. 21, 37!. Türen face poduri mereae pre Dunäre, pre trei locuri lorga. Doc. h 33, 43, 7). arom.: va so uri pri dzeano (= auf dem Bergabhange Ar. Ii. 70, Nr. 43, 17). Kundu sedzuro pi sufrö (= bei Tisch id. 222. 26'. so 1 bogo pi tsutse = und sie legte ihn an lie Brust (id. 242, 7a niergü. eu tut! pe aale (=■ auf dem Wege) (Mostre II, 119, IV, 9\ meglen.: pri kal = zu Pferd (Vh-M., 34;. istr.: si vut aw pedukli pre sire —■ und hatte Läuse iuf sich (Jb. I, 144, Nr. VII, 3). Hier lassen sich auch am besten einige Verwendungen '(»n pe in bildlichem Sinne anführen, wo ebenfalls die Be-leutung „auf, in" zugrunde liegt: Nervös si totusi stapäu >e miscärile sale sufletestT (Delavr. Trüb. 8. 13b Si se nrne pe gänduri (Doine, 273. 6). m' am pus pe lucru. M. Sg. 5, 1). arom.: Amirpulu s niirea multu pi noso (— wurden ehr böse auf sie) (Ar. II, 226. 17). si pe un gione hi nu sosii = und mit einem Jüngling verlobte ich mich (Mostre SO. d . _ ^al" c) pe vor Adverbien des Ortes verleiht diesen bisweilen. U ^\u-L>r .en Begriff des Allgemeinen oder UnbgsJ^mpdten; deutsch: siwi^i^A umher", „herum" (nachgestellt): Tune 'n tindä si pe- uU.^.^'vr-r farä (= so draußen herum) (Doine. 571, 15). Deaca codru „,v runza si lasa, | toti vomici trag pe acasa (id. 583. 3). eü uu:x^d unosc bine pe-aiei = ich bin gut bekannt hier herum Jr. IV, 17, 21). oare pe unde se pot gäsi asa pietre w <■ ^ er um sich wohl solche Steine finden mögen ^Cr. IV, 32, 21;. ^W^"^,? arom.: s-pr-iu arump, fatsi tuts tra so si zgrump = !' nd wo herum er wühlt, macht er. daß sich alle kratzen Ib. II, 190, 76 . Diese drei örtlichen Verwendungen von pe im Sinne von durch', „auf", „umher, herum" scheinen zunächst in keinem meren Zusammenhange zu stehen, und doch läßt sich ein ilcher finden. Wie Fr. Stolz in Wölfflins Archiv II p. 500-504 isführt, war die Grundbedeutung von „per" im Lateinischen — 539 — die der räumlichen Durchdringung; dies beweisen Komposita wie pererrare, perlustrare, perbacchari, permiscere, pervenari. perpasci, perequitare u. a, Ging diese Durchdringung nur in einer Richtung, auf einer Linie vor sich, so entwickelte sich die unter a) angegebene Bedeutung „durch — hindurch", die In viel weiterer Ausdehnung als im Rumänischen bereits im Lateinischen vorhanden war, geschah die Durchdringung aber nach den verschiedensten Seiten hin, so kam per zu den Bedeutungen: „über — hin", ..auf — umher", „in — umher", die es in den anderen romanischen Sprachen noch häufig hat, die aber im Rumänischen nur selten noch rein erhalten sind: dkr.: pretutindenea = überall: arom.: pe cämpurT alägändalul == auf den Feldern umhergehend (Petr. Mostre II, 1 1.5, 341 istr.: pe tot = überall (Jb. VI, 318). — Im Rumänischen haben sich diese Bedeutungen vielmehr nach zwei Seiten hin weiter spezialisiert, nämlich es ist entweder wie in den Fällen unter c) das örtliche Element geschwunden und pe drückt nur den Begriff des Allgemeinen oder Unbestimmten ans oder aber es ist der Begriff der räumlichen Durchdringung verloren gegangen, resp. durch andere Ausdrucksweisen verdrängt worden und pe bezeichnet einfach die Lage „auf, in. über" etwas. Da im Rumänischen zwischen der Frage wo? und wohin? kein Unterschied gemacht wird, konnte dann pe auch bei Richtungsverben stehen und die Bewegung „auf in, über" etwas bezeichnen. Von diesen drei Bedeutungen wurde dann besonders „auf" die Domäne des rumänischen ,,pe", da einerseits die Beziehungen „in" und „über" bereits durch lateinisch „in" und *„adsupra" ausgedrückt wurden, andererseits aber das lateinische „super = auf" im rumänischen „spre" allmählich die Bedeutung „nach — hin" erlangte. Im Altrumänischen finden sich noch öfter pre und spre in der gleichen Bedeutung neben einander; z. B.: toti viermii ce se tragü pre pamänt (Pal. de Orast. 1582. Gast, a, 35, 3). aber: a tote fierilorü, ce sa leagäna spre pamänt (id. 8). Weitere Beispiele finden sich in dem Aufsatz von Meyer-Lübke über rum spre. Gröbers Ztschr. 22, 496. — Y — 540 — >aß „pre = auf" hier durch Abfall von ..s" aus spre enr-;anden sei, wie M.-L. vermutet, vermag ich nicht einzusehen. 3 pe (nie aber spre), auch in den Dialekten in der Bedeu-mg „auf" vorkommt (s. oben), es aber außerdem auch di* ideren, sicher auf das lateinische per zurückgehenden Ver-endungen hat, Wie sollte sich dann ein Schwanken zwischen >re mit erhaltenem „s" und spre mit abgeworfenem „s" noch ehrere hundert Jahre nach der Trennung der Dialekte er-ären? Jedenfalls standen sich pre und spre sowohl de edeutung wie der Form nach damals so nahe, daß sie siel; hr leicht beeinflussen und sogar für einander eintreten konnten, • Das Lateinische und die romanischen Sprachen bieten nament-;h zu den unter a) und b^ angeführten Verwendungen ancherlei Vergleichbares: zu a': lat.: alterum iter per provinciam nostram (erat ilto fäcilius, Caes.; per os anima exhaiata. Ov. Georges II. 86). ital.: entrare per la porta, per la finestra. correre per il irdino (Rig.-Bulle, p. 576). frz.: jeter par la fenetre. so promener par la ville Sachs-Hatte, p. 1107). portg.: viajar pe la italia = durch Italien reisen (Mich*-3, Wb, p. 57). zu b): lat.: ünguentatus per vias, ignave incedis (Plaut. 3. 2, 3, 24); per herbas (rum. pe iirbäT) aggestumque fron-n prostraverunt corpora, Curt. 8, 10, 17, (Fo reell. Lex. IV, 569 ital.: La gente che per Ii sepolcri giace (Inf. 10, 7); m •ovai per una selva oscura (Inf. 1, 2) (Diez, Gr. p. 891); avw le piaghe per le braccia e per le* gambe (= auf den oaen und Beinen); seminare per tutto (= überallhin) il mal turne (Rig.-Bulle, Wb. p. 576). frz.: par toute la terre = auf der ganzen Erde; suer pro t le corps (= am ganzen Leibe) (Sachs-Vil. 1107). span.: per la hueste (= im Heere) de los Griegos grand 1 dolor (Alx. 1859) (Diez, Gr. p. 891); burgeses et bur-as par las finiestras (— an den Fenstern) son puesta- 541 — Cid. 60) (M.-L., Gr. III, 483). por el snelo = auf dem Boden (Booeh-Arkossy, p. 868). portg.: pelo monte selvatico habitaväo (Lus. 4, 70). prov.: la blava flor que nais per los boissos (Chx. III, 61) Diez, Gr. p. 891), zu c) In geringem Umfange begegnet per bei Ortsadverbien im Spanischen und Portugiesischen: span.: por de lentro = von innen, innerlich; por de fuera = rum. pe din afarä = äußerlich; portg.: passar por diante = vorwärtsgehen (Booeh-Arkossy, span. Wb. p. 869 u. Michaelis, pg. Wb. p. 571). Anm. Ein „prinde pe cap" = beim Kopfe fassen, das Diez (Gr. p. 891) und nach ihm Meyer-Lübke (Gr. III, 485;* nach Analogie von lat. pendere per pedes, ital. „menare per la mano" auch für das Rumänische anführen, ist falsch, es muß heißen de cap. IL zeitlich. a) Pe bezeichnet die Zeit, in deren Dauer ein einzelnes Faktumfallt; deutsch: „wäjirend, bei, zu": Poruncitu-mi-a maica . . . . | sa me duc la ea pe cinä (Doine. 389, 2). ApoT cu ei pe racoare (= noch in der Kühle) | a plecat la väna-toare (Gast. b. 313, 2, 13). Si apoi pe vremele acele mai toate tärile eraü bäntuite de räzboaie grozave (Cr. IV, 3, 15). arom.: Pe acea adestare a aslanlui ia iu trece unn bou (Mostre, II, 8, 1). tutg npaptga imnä pi lung (Ar. II, 164. Nr. 96, 12). meglen.: pri gätsp lu pri naltn nostru ümpirät Sultan Abdul Hamid (= bei Lebzeiten) (Jb. V, 147, 5). Anm. Pe vor fertigen Zeitbestimmungen verleiht diesen bisweilen den Begriff des Unbestimmten: si pe Inserate, se Vmbracä pe ascuns intr'o piele de urs (Cr. IV, 5, 12). eine •ipuca a se duce pe atunci intr o parte a lumii (Cr. IV, 4, 4). — Sonst steht aber in diesem Sinne pe la (s. dort). In dieser zeitlichen Verwendung geht pe ohne weiteres auf das Lateinische zurück; schon dieses benutzte per, ursprünglich die Präposition der räumlichen Durchdringung, auch ♦ tu fi ÄW r. 2 t 3v^.t4 ea -< zum Ausdruck der Durchdringung eines gewissen Zeitraum^ (= während, im Verlaufe von) und die romanischen Spraehrr sind ihm hierin nachgefolgt. b) pe bezeichnet das Ziel in der Zeit, deutsch: auf, tun und zwar: " a) bei Ausdrücken der Zeitdauer: el 1' a confirniat pe Domn pe tötä viata lui (= für sein ganzes Leben) (SI. Fr. 35, 12). si am se ve flu pe veci (= auf ewig^ recunoscdto-are M. Sg. 54, 22). ß) bei Ausdrücken, die einen Zeitpunkt bezeichnen: Pe searä sä te gatesci (= auf den Abend mach dich tertig) (Strig. 26, 1). ca sä 'si adune ce-va pe vremea viito-are (Gast. b. 358, 27). Per zur Bezeichnung des Zieles in der Zeit kommt im Lateinischen noch nicht vor, es konnte sich aber im Rumänischen sehr leicht entwickeln, da auch das örtliche pe nicht nur die Ruhelage (s. unter I b\ sondern auch die Bewegung „auf" ein Ziel hin bezeichnete. Daß auch hier ursprünglich der Begriff der Durchdringung eines Zeitraumes neben den Begriffe des Zieles vorhanden war, dafür sind die unter Ii h a) angeführten Beispiele ein Beweis. In den roniani^u.Hi. Sprachen findet sich: ital.: sono invitato per domani sera. frz.: je suis invite pour demain matin, M.-L. HI, 496. span.: para siempre = für immer (Booch-Ark., p. 813 . portg.: para amanhä = für morgen; trigo para todo o anno — Korn für das ganze Jahr (Mich., 539). Das italienische per könnte hier auf lat. per oder pro. das spanische und portugiesische para auf per -f- ad oder pro ~j- ad zurückgehen; das französische pour deutet aber zweifellos auf lat. pro, wennschon sich im Altfranzösischer öfter pour und par verwechselt finden und auch das Net;-französische in: partir „pour" das ursprünglich kausale poiu' - lenklich scheint bei dieser Herleitung nur (ganz abgesehen von den lautlichen Schwierigkeiten), daß dann eine Präposition vom kausalen auf zeitliches Gebiet übertragen worden wäre, während in der Regel die zeitliche Verwendung direkt aus der Örtlichen herzuleiten ist. Anm. Zu den unter II b. a) angeführten Fällen möchte ich auch pe zur Bezeichnung eines distributiven Verhältnisses in der Zeit rechnen; deutsch: ajif^Jtür (oder durch Adjektiva): ce i s'aü däruit o lefa de 100 taleri pe lunä (= monatlich) (SI. Fr. III, 76, 3). si dece galbeni dau l'^an (= jährlich, fürs Jahr) 112 lei 32 bani (M. Sg. 20, 16). Auch hier bezeichnet pe (s. M.-L., Gr. III, 509) nur den Zeitraum, durch den hindurch eine Handlung ihre Wirkung ausübt; der Begriff des Distributiven liegt dabei in der ganzen Art des Ausdruckes: as cästiga pe lunä (= jeden Monat) 10 galbeni, aber: as cästiga pe o lunä (= für einen M.) 10 galbeni. Die romanischen Sprachen gehen in der Verwendung von per in distributivem Sinne noch weiter als das Rumänische (cf M.-L., Gram. III, 509), das bei nichtzeitlichen Verhältnissen de wählt (s. dort). III. Pe bezeichnet bei Ausdrücken des Schwörens und Beschwörens den Gegenstand oder die Person, bei der man schwört; deutsch: bei: jurä-mi-te pe ascutisul palosului tau (Cr. IV, 23, 23). el jurä pe capul fiului seu'(Sl. Fr. III, 58, 30). altrum.: Eü, pre deu! säntu Jidovinu (= ich bin, bei Gott, ein Jude) (Cod. Vor. 37, 4). arom.: pri pune (= beim Brot!), muma mea ni o featse Ar. II, 30, 27, 4). ° meglen.: anzur pri domnu== ich schwöre beim Herrn Vl.-M. 34) Diese Verwendung von per, die w^ohl ursprünglich instrumentalen Sinn hatte, ist bereits lateinisch und findet sich in sämtlichen romanischen Sprachen wieder (M.-L., Gr. III, 505). IV. Pe bezeichnet die Übereinstimmung, Entsprechung. Gemäßheit mit etwas; deutsch: nach, gemäß, besonders in der Volkssprache: — Asa, deu, mändruta mea, | oi face pe — 544 — voia ta (= nach deinem Willen) (Strig. 199, 9). Dare-ar. bade Dumnedeu, | sä flä pe gändul meu! (Deine, 547, 10). sä facem si acum pe cheful spänului (Cr. IV, 41, 26). ^feV In der Schrittsprache meist nur in bestimmten Wendungen: decät sa le firn pe plac (M. Sg. 5, 21). nu prea ü este pe poftä (id. 50, 7). ii este pe gust (id. 54, 2). altrum.: si Dumnezeu fäcu pre om lui pre obrazü, pre obrazü lu Dumnezeu fäcu ein (Pabea de Orästia 1582. Gast. a. 35, 4). arom,: Armunlu s pnrfun s-Kibp, tut pri tselnik va s-9-adukp (Jb. II, 150, 31) (= ganz wie ein Tschelnik, einem Tschelnik gemäß. Diese Verwendung von pe scheint sich aus der örtlichen im Sinne von „auf" entwickelt zu haben. Es lag der Gedanke zugrunde, daß ein bildsamer Gegenstand, der auf einen bereits vorhandenen festen gelegt wird, sich diesem in der äußeren Form anzupassen, ihm ähnlich zu werden sucht. Diese Vorstellung ist ohne weiteres verständlich, wo es sich um rein örtliche Verhältnisse handelt, wie in dem altrumänischen Beispiele. Später wurde dann dieselbe Vorstellung auch auf nicht örtliche Verhältnisse übertragen. — Im Lateinischen und in den romanischen Sprachen kommt per in der Bedeutung „nach", „gemäß" nicht vor. V. Pe steht im Sinne des deutschen ,, füiv als Entgelt von" bei Verben des Nehmens. Gebens, Verkaufens, Wechseins: si schimbänd pe oau (= für Eier) l-a dat (Gast. b. 360, 24). qu lau doue sute de taleri pe toate aceste = ich nehme nicht 200 Taler für all das (M. Sg. 38, 7). dai cinstea pe rusine (Cr. IV, 11, 26). unde au fost venduti cu grämada pe preturi de batjocurä (== für, zu Spottpreisen) (SI. Fr. III, 504,2)/ Es scheint mir unmöglich, diese Verwendung von pe ms einer der bisher behandelten Bedeutungen, etwa aus der Srtlichen (—auf") abzuleiten. Ich glaube vielmehr, daß wir 3S hier mit einer Fortsetzung von lat „pro" zu tun haben, las also in rum. pe, ebenso wie in ital. per, span. und — 545 — portg. por der Form nach mit lat. per zusammengefallen wäre. Von den romanischen Sprachen scheidet bekanntlich nur das Neufranzösische zwischen per und pro, während im Altfranzösischen beide bereits vielfach verwechselt wurden. Auch das Rumänische hat dann später die schon in urrumänischer Zeit in der Form zusammengefallenen Bedeutungen per und pro wieder geschieden und zwar entwickelte sich im Aromunischen intra (inter) )> tro, im Meglenitischen de > de und im Dakorumänischen pro (per) -h intro > pentru zu der Bedeutung des lateinischen pro, während per > pre, pe und prin ^ i ' ...../• ***** 1,6}. — 546 Pe semne n' ai auzit vorba eeea (Cr. IV, 20. 18). fugend pe intrecute (= um die Wettet cänd pe sus, cänd pe -Jos (id. 82, 4). ear ceT lalti pe vrute pe nevrute eraü tiriti pe aeeasta. eale positivistä (Delavr. Trub. 8, 25 . fI1^ arom.: z duse la ajniroulu pe askumta (Ar. II. 226, 30 ~ er ging heimlich zum Kaiser: chielleslu se sculä pe anariM, anarga (Mostre 11, 40, 20). Ich glaube, daß per hier an lateinische Tradition anknüpft; denn bereits im Lateinischen kommt per in hierher gehörigen Fällen vor: per iniuriam = mit Unrecht, widerrechtlich. Cic, (Georges II, 235), per otium, per ludum jocun,-que, Liv. (Georges Ii. 1387), per fallaciam (Ter. u. Suet. ('Georges I, 2487) per gratiam == gutwillig, Plaut., (Georges 1. 2746 . Derartige Wendungen wurden teils ohne weiteres ins Romanische übernommen, teils wurden nach ihrem Muster nm. Adverbien mit per gebildet. Im Rumänischen gehöret, y,,i fcfruppe dieser jüngeren Bildungen wohl auch Gra und die Zusätze hierzu von Weiland. rt'l, Pe kommt also in folgenden Verwendungen vor: ]. = durch (örtlich) (I a) davon abgeleitet: a) = bei, an (zeitlich) (II a), b) — bei (beim Schwur) (III), c) modal (zur Bildung von Adverbien) (VF: — 547 — II. = auf—umher, über-—hin (im Rumänischen nur noch selten); davon ausgehend: a) = umher, herum (nachgestellt, bei Ortsadverbien) (I ßu b) = etwa um, gegen (zeitlich) (II a Anm.), e) = auf (örtlich) davon abgeleitet: a) = auf, für (zeitlich) (IIb), 0) = nach, gemäß (IV). 7) beim Akkusativ (VII). III. = für (im Sinne von lat, pro) (V). sprt ('arom. stri). 1. Örtlich; und zwar: a zur Bezeichnung der Lage, Bewegung oder Richtung auf oder über eine Person oder Sache; deutsch: auf, über: a) in eigentlichem Sinne: statu Pavelu spre spitä (Cod. Vor. 36. 9), glasul dom-nului spre ape (= über den Wassern) (Psalt. Schei. 28, 3). derese-nie spre cärare dereptate (id. 22, 3). si duhul dom-nului se purta spre apä = und der Geist des Herrn schwebte über dem Wasser (Gast, a. 34, 1). Spre totü pämäntulu esi veastea lorü über die ganze Welt hin ging ihr Ruf (Gast, a. 154. Ps. 18, 4). celor ce stau spre nältimea bunätätilor (Bianu si Hodos, Bibl. rom. I, 123, :b 1642)/ intru amiazä zi sträluci iumirä rnuhä de näprasnä spre meinre (Cod. Vor. 38, Iis si cäzuiu spre pämintu (id. 38, 14). cäutä spre toti cei ce viu in pämintu (Psalt. Sehen, 32, 14). Ploao spre päeätosi cursä, foc si väpae (id. 10, 7). Domnul diin cenu plecä-se pre fii oamerilorü (id. 13, 2). ß) in bildlichem Sinne; besonders nach Ausdrücken des Hoffens, Herrschens, Mitleidhabens u. s. w.: upoväinta aibindu spre dumnezeu = Hoffnung auf Gott habend (Cod. Vor. 61,1;. Qchii tuturora spre tine nädäjduescu (Gast, a. 28, 2). Cä spre mine upuväi si izbävi-voiu elu (Cod. Schei. 90, 13). si ineepu a-i blagovesti laude si inchinäemni, si biruintä spre vräj-masii säiC(= Sieg'über seine Feinde) (Hronograf, 1760, Gast. b. 70. 16). - 54S — I Spre geht etymologisch auf das lateinische super (supra: zurück, mit dem es in der oben angeführten Verwendung auch der Bedeutung nach vollkommen übereinstimmt: ensis super cervice pendet, Hör.; super aspidem assidere, Cic; alii ^ super alios ruentes, Sen.; super armamentarium positus, Curt. i 6, 7 (26\ 22, (Georges II, 2629); dicet sibi placuisse servum et i ideo supra rationes esse positum, Auct. Deelam. 353, inter op. Quint., (Forcellini V, 779). Auch die übrigen romanischen Sprachen verwenden super (supra) in demselben Sinne (s. M,-L, Gr. III, 490). Auffallend erscheint, daß spre in der Bedeutung „auf. über" nur in altdakorumänischen und zwar besonders kirch- ^ liehen Texten vorkommt. Sollte hier ein unmittelbarer Einfluß slavischer Vorlagen mit im Spiele sein? Das moderne Dako- I rumänische kennt im Sinne von „über, auf" nur asupra, j peste und pre, das auch im Altrumänischen bereits mit spre I wechseln konnte (s. unter pe 1). In den Dialekten kommt eine Präposition spre in lebendigem Gebrauche überhaupt nicht vor, daß sie aber auch hier vorhanden gewesen sein muß, be-weist ihr Vorkommen beim Zahlworte: arom. unspridzatse etc. Diese letztere Verwendung muß also bereits urrumänisch sein; Miklosich und andere fassen sie als Typübertragung aus dem Altbulgarischen auf: altbulg. na = auf, über, jedinü na deseti = 1 auf (über) 10. — Auch das lateinische super und ^. das in vulgärlateinischer Zeit oft mit ihm verwechselte supra wurden aber bereits in ganz ähnlicher Weise zur Bezeichnung einer höheren Zahl verwendet: adscitae sunt super Subrium et Sulpicium militares manus (Tac. ann. 15, 50) (Georges II. 2629) und: supra milia viginti = über 20 000, Liv. (Georges II, 2663). Die Grundbedeutung von super = „auf, über" liegt natürlich auch hier zagrunde, indem man von dem Gedanken I ausging, daß beim Vermehren oder Zählen von Gegenständen ^ das neue Exemplar immer auf die alten gelegt wird. Im Aromunischen findet sich dem altrum. spre genau entsprechend in der Bedeutung „auf. über" die Präposition .stri, sti": — 549 — d) in eigentlichem Sinne: fp stri kale, s nu krepprn = komm heraus auf die Straße (Ar. II, 48, Nr. 31, 7). era unü arbure stri na denä (Mostre II, 3, 2). stri fäntäna aeeea era un arbure mare (— über dieser Quelle) (id. 21, 20). s" alinä stri arbure = sie klettert auf den Baum (id. 4, 14). ß) in bildlichem Sinne: Eü de cara escü unü amira sti pricile tute = wenn ich ein Kaiser über alle Tiere bin (id. 5, 28) Meyer-Lübke (Gröbers Ztschr. 22, p. 496) spricht den Wunsch aus, das Verhältnis dieses stri zu arom. pisti (= dkr. peste) aufgeklärt zu sehen, und Moser in seiner Arbeit über die Präpositionen erklärt, diesem Wunsche nachkommend, stri. sti aus lat. extrans (entsprechend dem dakorumänischen strä in sträbat. strämut, strämos). Aus Bedeutungsgründen scheint mir diese Ableitung völlig verfehlt; extrans = „von jenseit her" (s. O. Hamp, in Wölfflins Archiv V, p. 353) hätte unmöglich zu der Bedeutung „auf, über" gelangen können. Ich möchte dieses stri, sti vielmehr aus einem älteren *spri n= dkr. spre) herleiten und zwar in folgender Weise: Neben dem arom. pristi, pisti tu uno skombo (Ar. II. 240, 3). si asi se ascumse dupa im capaeiü (Petr. Mostre, II, 22, 31). * istr.: verits, zupone, dupe skynt = kommt, Bürgermeister an (eig. hinter) den Tisch (Jb. I, I 12 Nr. VI, 19). In dieser Verwendung stimmt dupa der Bedeutung nach genau mit dem lateinischen post überein; dieses wurde in vulgärlateinischer Zeit verdrängt durch das zusammengesetzte ..depost". lat.: Post me erat Aegina ante me Megara, Cic; post nunc consequitur sollerti corde Prometheus, CatulL, (Georges II. 1606). vglt,: quoniam profecti sunt depost me et erant depo st me (Itala, 2. Reg. 21, 15). vacle depost me. Satanas (Ital. Bopp. Marc, 8, 33) (Wölfflins Archiv V, 343). ital: dopo le spalle = post tergum (Diez, Gr. 896). Anm. Bei Dingen, die weder eine Vorder- noch eine Rückseite haben, pflegen wir nicht von ..vor" und „hinter". - 555 — sondern von „diesseits" und „jenseits" zu reden, im Rumänischen findet sich in solchen Fällen bisweilen dupa im Sinne von „jenseits": ■4 v nice dupa däusii sä nu meargä, ca dupa apä (= jenseits n verschiedener sozialer Stellung, die nicht mit, sondern hinter dem Höherstehenden gehen. Im modernen Rumänischen hat man bei dieser Verwendung wohl kaum noch die Vorstellung „hinter". — Andere romanische Sprachen kennen dupa in diesem Sinne nicht. IL Dupa bezeichnet die zeitliche Folge; deutsch: nach (auf die Frage wann?): dracu si-aduse aminte intr'o zi däpä ploaie .... (Gast. b. 261, 12). Dupa cäte-va minute de uehotärire incepu sä citeascä (Delavr. Paraz. p. 3, letzte Z.}. altrum.: Ce dupa mine va veni naintea mea fu (Gast, a. 20, 20). dupa lasarea voroavei chiema Pavelu ucenicii (Cod. Vor. 13, 12). arom.: dupo tsino dzuse (Ar. II, 222, 29). istr.: dupe zolik vreme (Jb. I, 152, Nr. XI, 5). meglen.: Dupu unek vakpt vini matsa (Vl.-M., 62, 7). Dupa in zeitlichem Sinne erklärt sich aus dem örtlichen — 550 — = „hinter") leicht durch Vermittelung des Begriffes der Reihenfolge, da die hinter einer anderen herkommende Person päter ankommt als diese: Am venit numai decat dupä aharia = ich bin sofort hinter (nach) Z. gekommen (Cara-iale, teatru, 119 Mitte). Das Lateinische und die romanischen Sprachen verwenden brigens post, resp. clepost mit dem Rumänischen überein-ümmend ebenfalls zur Bezeichnung der zeitlichen Folge: lat.: post hominum memoriam, Cic; post paucos dies, liaedr. (Georges II, 1607). vglt.: depost hunc die mallationem habeant, Form. 231. S. Wolfflins Arch. V, 343). Anm. 1. In Verbindung mit „ce" wird dupä zur tempn-ilen Konjunktion =•- „nachdem": dkr.: dupa-ee mai scos in apä AL Sg. 3, 20). arom.: dupp tsi s se minduiro = achdem sie sich bedacht hatten (Ar. II, 164, 96, 25). Anm. 2. Das dupa der Reihenfolge deutet bisweilen weniger auf ein zeitliches als auf ein Rangverhältnis hin: eutsch: nächst: tot ce aveau dupa suflet ul lor = alles 'as sie nächst ihrer Seele hatten Gast. b. 353, Imparatul ser-ilor 4). si dupa caii mei nu o nici un om, pe oare se-1 iubesc lai mult decat pe stäpänul meu M. Sg. 65, 28) (= und nächst leinen Pferden gibt es keinen Menschen, den ich mehr liebte ls meinen Herrn), III. Dupa bezeichnet in übertragenem Sinne: a das Ziel, das jemand erreichen will, nach dem jemand ;rebt. besonders bei konkreten Begriffen: deutsch: nach: care mbla dupä milostenie = der nach Almosen (= betteln ing (Cr. IV. 8, 20). ea dupa gateje prin pädure = sie ging ach Reisig durch den Wald (Gast. b. 348, 11\ au scotocit retutindeni dupä comori (SI. Fr. III, 307, 9). altrum.: Iara se cevä dupa altele ceareti — wenn dir ber nach etwas anderem verlangt (Cod. Vor. 13, 1). b) den Grund, warum etwas geschieht oder geschehen ist: eutsch: aus, wegen: Dupä fata ta de doamna | lumea — 557 — iitregä se intoarnä (Doine, 27. 3). Dupä densa stai sä mon id. 65, 14). altrum.: dupa multä necurätie lorü lepedi ei (Psalt. f\ Schei. V, 12). istr.: akmotse iel a kruto fost zolosni dupe mpia = da sind sie sehr traurig um ihre Mutter gewesen dCl, 144, VII, 12). Diese beiden unter III a) und b) angeführten Verwendungen von dupä stehen einander sehr nahe, sodaß es im einzelnen Falle oft schwer zu entscheiden ist, ob das finale oder das kausale Verhältnis vorliegt. Beide erklären sich leicht aus dem örtlichen dupä = „hinter". Den Zweck oder den Grund einer Handlung denkt man sich rein örtlich als ein Ziel, hinter dem man hergeht, dem man nachjagt, um es zu erreichen. Das Lateinische und die romanischen Sprachen bieten hier nichts Vergleichbares, wohl aber ist daran zu erinnern, daß sowohl im Griechischen wie im Deutschen die Präposition der örtlichen und zeitlichen Folge auch in finalem Sinne verwendet wird: nach Wasser schicken = £ Nähe von einem anderen befindet; deutsch: nahe an: Ii s'aü ! alus mai la urmä in masä si niste saläti foarte minunate ; (Cr. IV, 27. 7). Cänd am fost la särutat | buna palmä-am | eapetat .... (Strig. 64. 3). c) einen Zeitpunkt innerhalb eines größeren oder kleineren Zeitabschnittes; deutsch: an, in: Badea m 'a luat la toamnä = der Geliebte hat mich im Herbst genommen (Doine 122, 4). De m 'o striga si la noapte, . . . . | tot sint eu dator c 'o moarte (id. 338, 5). Ia sfäntul asteapta s 'a implinit dorinta 1 ii (Cr. IV. 8, 8). La pläeinte innainte | si la räzboi inapoi (id. 8. 11). — 564 — — 565 — altrum.: cäncl cumpärä dobitoc la zi de trag (Iorga, oc. I, 4, Nr. VII, 8). arom.: Cä la scäpitata a sörelui | se mi '1 vetemä p^ ;el Arumän (Petr. Mostre II, 111, Nr. III, 14). Hierher gehört auch la in Fällen wie: Mai bine azi un u decat la an (= übers Jahr) un bou (Gast. b. 376, 11). La r o cäteva zile dupä aceasta = einige Tage darauf (Cr. 1\ , 2. 16). arom.: so la sase dzple dimniatsp nardze amirp Kilos i lokü (Cod. Dim. 108b, 14) = und in 6 Tagen an einem !onntag geht der Kaiser Kyros an die Grube. In diesen drei Beispielen steht la an u. s. w. prägnant im linne von: ,, am Ende eines Zeitraumes von einem Jahre" u. s. w. ja selbst bezeichnet wie in den übrigen Fällen unter c) den Zeitpunkt. Diese temporalen Verwendungen von la entsprechen iemlich genau den unter I a) c) und d) angeführten lokalen. Vlan stellte sich die Entwickelung in der Zeit als eine Strecke >der Linie im Raum, den Zeitpunkt als einen Punkt auf dieser hnie vor und konnte daher ohne weiteres das ursprünglich •ein örtliche „la" auch auf zeitliche Verhältnisse anwenden. — Ebenso findet sich das einfache ad im Lateinischen und in len romanischen Sprachen in Übertragung auf das zeitliche Grebiet: lat.: te Laodiceae fore ad meum adventum, Cic; ad restatem, Liv.; ad meridiem, Plaut.; ad diem dictum, Cic; ad iempns = zur rechten Zeit, Cic; auch: utrum illuc nunc veniam an ad annos decem (= über 10 Jahn), Cic. (Georges I, 95-. Anm. Wenn Meyer-Lübke (Gr. Iii. 493) für temporales la die, wie er selbst sagt, „merkwürdige Bedeutungsverschiebung" zu „seit" annimmt, so beruht dies auf einer falschen Ubersetzung des einzigen von ihm gegebenen Beispieles: nu vi: seara la mine, | baiär la douä, trei zile (Dome 499, 2). Hier ist „la doua, trei zile" nicht mit „seit 2, 3 Tagen" sondern mit „alle 2, 3 Tage", d. h. „immer nach Ablauf von 2. 3 Tagen" zu übersetzen, das Beispiel schließt sich also den unter VII c) am Schlüsse besprochenen Fällen an. La kommt im ganzen in folgenden Bedeutungen vor: L = zu, nach, auf—hin, auf—los, in (Richtung und Bewegung) davon abgeleitet: a) la zur Bezeichnung des Dativs, b) = zu, für, auf (Ziel, Zweck), c) = auf — hin (kausal), d) = (bis) zu (temporal). II. = an, bei, in, auf (Ruhelage), davon abgeleitet: a) = an. hinsichtlich (limitativ), b) la zur Bezeichnung der unbestimmten Dauer, j c) = an. gegen (ungefähre, annähernde Zahl), | d) = nahe bei. an. in, zu (temporal). , linga. 1. Lingä bezeichnet bei Ruheverben die Lage in unmittelbarer Nähe von etwas, bei Richtungsverben die Bewegung in unmittelbare Nähe von etwas (ohne den Begriff der Berührung): deutsch: neben, bei, an. zu: se aseazä Jos länga cei doi = er setzt sich nieder neben diese zwei (Cr. IV, 89, 3). iata si nevasta veni länga dänsul (= kam zu ihm) (Gast. b. 363. 27 . De drum nai sä te ngrijesti, | nici de ploi sä te seiltest! .... I tot längä drägutä esti! (Doine, 175, 11). Länga munte ! este o punte (Dome, 358, 1). pänä ce ajunse ling V> casä frumoasä (Emin. nuv. 8, 12). fapt-am casa | längä drum (Gast. b. 325, 38). in tabera dela Szamosfalva längä Chi j (= bei Klausenburg) (SI. Fr. III, 54, 8). altrum.: si väzu un maslinü ständu längä mare (Gast. ,.7,2). arom.: (ningp): Tsi stai, feato, ningp mare? (Ar. IL 88. 58, 1). me bogai s iou ningp tine (id. 24, 19, 3). -*'f^ Hier findet sich auch ningp nach dem Verbum (a) se aproka = „sich nähern", das im Dakorumänischen de nach sich hat: si puein cäte pucin aprochiä ningäpat (Petr. Mostre IL 40, 9). s nu te aproke niiigo mine! = und nähere dich mir nicht (Ar. IL 162, 95, 86). - 566 - — 567 — meglen: Ko vini longo pinu — komm zur Fichte v l.-M. 74. V, 8). In den wenigen istrischen Texten findet sich lingä nicht elegt. IL lingä = außer (lat. praeter) (nur altrum.): si le au , cris in cheltuialä multä si cu alti oameni buni incä laino-ä i C C Ol ine (= mit anderen tüchtigen Leuten noch außer ihm) (Paliea | e Orästia 1581, Gast. a. 38, 2); im Neurum. ist in diesem unne nur pe lingä möglich (s. dort). Lingä geht etymologisch auf ein lateinisches *longum au urück. Dieser Ableitung entsprechend bezeichnete es zu- i lachst wohl die Lage ..der Länge nach neben" etwas oder die Bewegung „an der Längsseite" von etwas (= längs). Bereits n romanischer oder urrumänischer Zeit scheint es aber den jeschränkenden Begriff: ..derLänge nach", „an der Längsseite" j ibgestreift zu haben und trat allmählich ganz an die Stelle ! ler schwindenden lateinischen Präpositionen „apud" und „juxta* = neben, bei). Mehr zufällig ist in manchen Beispielen die dte Bedeutung: „der Länge nach neben" noch zu erkennen: jängä ea ai adormit = neben ihr bist du eingeschlafen Dome 515, 8). läng 'olaltä sä ne 'ngroape = neben ein-mder soll er uns begraben (Gast, b. 307, alta cäntare 10\ In den romanischen Sprachen stehen die Ausläufer de* at, *longu der Grundbedeutung im allgemeinen noch näher s. unter dealungul). zum Teil hat sich aber auch hier schon die Bedeutung von „apud und juxta" entwickelt: ital.: un ombra lungo questa, Inf. 10, 53b prov.: lonc se = neben sich (Jfr. 72b), lonc lo rei Artu> 123b), de lonc se (161 a) (Diez, Gr. p. 895). In dem unter II angeführten altrumänischen Beispiel ( oesagt linga auch zunächst nur, daß einer das betreffende — ^ Buch geschrieben hat und „neben" ihm noch andere Leute gesessen haben, die sich mit derselben Arbeit beschäftigten. Da wir im Deutschen mehr Wert darauf legen, daß beide Parteien dieselbe Arbeit tun, als darauf, daß sie sich dabei in örtlicher Nähe befinden, so übersetzen wir lingä in diesem Falle mit „außer". Anm. In übertragener Bedeutung ist häufiger als lingä die zusammengesetzte Präposition „pe linga" (s. dort). — Die Beziehung „neben" wird genauer durch „aläturea cu" ausgedrückt (s. dort). peste. I. Örtlich. a) peste bezeichnet die Bewegung oder Lage in der Längsrichtung über etwas (hin); deutsch: über, über — hin: Mi 1 plesnea peste spinare = er schlug ihm eins über den Rücken vGast. b. 295, 1). peste ochi palme ii stergea (id. 303. 79). Si cänd sä treacä un pod peste o apä mare (Cr. IV. 50, 9). Amu-i varä si ?s Rusale, | punte nouä peste vale (Doine. 371, 5). unde se clädeste podul peste Dunäre (SI. Fr. III, 367, 15)! meglen: li-o dedi pristi kap = er schlug sie auf (über) den Kopf (Vl.-M. 73,'4). Hierher gehört vielleicht auch die Redensart: a da peste eineva = jemand begegnen, (vgl. deutsch: über jem. herfallen): Cänd asi da odatä peste un stäpän cum gändesc eü = wenn ich einmal einen Herrn treffen würde, wie ich mir ihn denke (Cr. IV, 18, 17). nu departe de lasi a dat peste östea noului Domn (SI. Fr. III, 232, 3). b peste bezeichnet die Ausbreitung, Bewegung über etwas hin oder auch einfach die Lage oder Bewegung auf etwas; deutsch: auf, über: peste tot is mese intinse = überall sind Tische aufgestellt (Gast. b. 300, Mihnea-Vodä, Z. 28). si facti ochü roata j peste ostirea toatä (Gast. b. 311, III, 20). a cäruia strälucire se revarsä peste tot rotogoliul pämen-tului (SI. Fr. III, 60, 5). Peste brätele rotunde, | peste pieptul teü frumos, | ca un riü iutunecos | perul ti se varsa n unde (Cosb., Fire de tort, 51). altrum.: ciudatu e numele tau pestre tot pämäntul (Cod. Schei. VIII, 2). — 568 — — 569 — arom.: si noi va-s krepöm pisti lok (Ar. 11,208, 117, 17 , nte va se aravaescä peste elü (Petr. Mostre II, 25, 12). o garp pri sti gura di putsu (Cod. Dim. 107, 11). meglen.: pristi kap = auf dem Kopfe (Vl.-M., 35). c) Peste bezeichnet eine Bewegung über etwas hinaus Ler hinweg; deutsch: über: Sa te-asvärle peste mare (Gast. 338, 2). cu o minciunä boreascä treci peste granita nem- asca (id. 373, 7). am sa zbor.....peste virful muntilor !r. IV, 36, 4). altrum.: si at trecut preste ho tara = und ihr seid )er die Grenze gegangen (Iorga, Doc, I, 48, 63, 8) (a. 1631). arom.: pisti avlie s me arük = über die Hofmauer »11 ich mich schwingen (Ar. II, 4, 1, 5). istr.: Petre, le pemint zoliku si hite preste ko (= über is Pferd) (Jb. I, 138. 23). Hierher gehört auch peste zur Bezeichnung der Lage jenseits" von etwas, indem hier die ..Überschreitung", das Hinausgehen über" bereits in der Vergangenheit liegt: Colo n jos pe Nistru n Jos | peste plaiul cel frumos jast. b. 292). 'ntins-am masa | peste drum = jenseits des v eges, d. h. gegenüber (Gast, b. 325, 40). din sat dela Chitilä, este drum de Nimerilä (Cr. IV. 56, 13). In ganz gleicher Verwendung wie peste kommt im Alt-umänischen eine Präposition ,, p r e s p r e " (p e s p e, p e s p r e) vor: zu b) Cä deu mare Domnul si imparatü maire prespre otü pämäntul (Cod. Schei. 94, 3). zu c) si prespre lege treci = und du überschreitest las Gesetz (Cod. Vor. 46, 11). iarä prespre apä au gräit »amenii cu armasii bogat (Iorga, Doc, 1,10, 20) An f. 17. Jahrh.1. Dieses prespre, das auch in den übertragenen Verwen-lungen (s. dorf) vollkommen mit peste übereinstimmt, erhält :ich (neben diesem) im Dakorumänischen bis um 1650. Dann vird es von preste, peste definitiv verdrängt. Im Aromunischen. strischen und Meglenitischen findet sich nur peste. Daß aber wenigstens im Aromunischen neben pisti (= peste) einmal eine Form prespre oder prispri existiert hat, wird zum mindesten sehr wahrscheinlich gemacht durch das Vorhandensein der Präposition stri (sti) = „auf" im Arom.; die Bedeutung derselben verlangt die Ableitung aus lat, super (dkr. spre), das aromunisch etwa spri oder spi hätte ergeben müssen. Dieses spri existiert nur in der Verbindung „sprima" = „gemäß", im übrigen kommt nur die Form stri (sti) vor. Wir haben also im Aromunischen die 3 Präpositionen pisti, (spri) und sti (stri), und ich nehme nun an, daß sti das ältere spri (nst (s. unter pe und prin), die räumliche Durchdringung der die Verbreitung im Raum. Diese Bedeutung ist auch i den meisten der unter I a), b), c) angeführten Fälle noch eutlich zu erkennen, vielfach, so besonders im Aromunischen nd Meglenitischen, ist sie aber bereits soweit abgeschwächt, aß pisti hier unter Umständen = pi, pe („auf*) geworden d (s. unter b). Ebenso ist in den übertragenen Verwendungen ie Bedeutung des vorgesetzten per vollkommen verblaßt, ueht man von der Vorsetzung dieses per (pre, pe) ab, so issen sich prespre und peste ganz gut auf lateinische Verwendungen zurückführen: Für die unter I c) behandelten rumä-lischen Verwendungen könnte ebensogut ein lat, (*per)extra vie ein lat, (*per)supra (super) das Vorbild gewesen sein (s. >ben die lat. Beispiele), während in den Fällen unter a) und )) dem rum. peste-prespre der Bedeutung nach, wohl sicher an lat. (per)supra (super) entsprach: super aspidem assidere, Cic; domos super se ipsos con-cremaverunt, Liv.; alii super alios ruentes, Sen. (Georges II, 2629); supra segetes navigat (= über die Saaten hin) (Ovid. 1. Met. 295). Ille qui supra nos habitat (Plaut. Pers. 5, 2, 38) (Forcell. Lex. V, 779). — Man sollte nun erwarten, daß dieser Ableitung entsprechend, im Altrumänischen in den Fällen unter a) und b) nur die Form „prespre" « persuper) auftrete; dies ist aber nicht der Fall; peste und prespre waren jedenfalls schon in frühaltrumänischer Zeit der Bedeutung nach auch in den Fällen unter a) und b) und in den davon abgeleiteten Verwendungen zusammengefallen, sodaß dem völligen Verschwinden der einen Form (nämlich prespre, das lautlich unbequemer war) nichts mehr im Wege stand. — Die romanischen Sprachen verwenden zur Bezeichnung der Begriffe „auf, über, über — hinaus, jenseits " meist einfache Präpositionen; vergleichen läßt sich hier höchstens das Spanische, das gelegentlich eine dem rum. prespre entsprechende Zusammensetzung bietet: e eu vos digo que vi asinadarpor sobre a agoa como se fosse madeiro (Graal 7) (M.-L., Gr. III, 163). Anm. Soll der Begriff der Durchdringung oder der Verbreitung im Raum nicht ausgedrückt werden, so entspricht dem deutschen „auf" meist rum. pe, dem deutschen „über" meist rum. (de)asupra (s. dort). II. Zeitlich. a) Peste (prespre) bezeichnet die Zeit, durch deren Verlauf hindurch sich eine Handlung erstreckt; deutsch: über, hindurch (nachgestellt): cautä sä-i tinä pe Polonezi peste varä (= den Sommer hindurch) cu sperante deserte (SI., Fr. III, 126, 5), altrum.: am fäcut ceste cäzanie preste tot anul (1644, Gast. a. 111, 7). Ebenso prespre: cumu cu voi prespre totu anulu fuiu lucrändu domnului (Cod. Vor. 18, 11). datoriu laste a posti miercurea si vinerea prespre tot anulü (Bibl. rom. III, 1) (a. 1640). b) Peste (prespre) bezeichnet einen Zeitpunkt im Verlaufe — 572 — — 573 — eines größeren oder kleineren Zeitabschnittes; deutsch: während, in, bei, an; hierbei handelt es sich im ganzen aber nur um einige feste Verbindungen: Peste di se prea ncäl-desce | si biata prea se negresce! (Strig. 209, 10). Peste noaptea ta boceste cäntecul de cucuvae (Vlach. Poez. 26, 4 , peste noapte lau cälcat hotii = bei Nacht haben ihn die Räuber überfallen (Scurtu). a päräsit peste nöpte tabera credinciosilor sei (SI. Fr. III, 282, 27). meglen.: pristi noapti = mitten in der Nacht (Vl.-M. 35). Ebenso altrum. prespre: luarä Pavelu prespre noapte intru Antipatridi (Cod. Vor. 55, 13). Bereits im Lateinischen wurde „super" zeitlich im Sinne des deutschen „während, bei" gebraucht; super cena loqui. Plaut.; super vinum et epulas, Curt. (Georges, II, 2628). Durch Zusammensetzung mit „per", der Präposition der räumlichen (und zeitlichen) Durchdringung, mußte dann persuper > prespre, ebenso das auch hier damit zusammengefallene peste die unter II a) angegebene Bedeutung „hindurch, über" (nachgestellt) erhalten. Die Beispiele unter b) zeigen, wde peste (prespre) in den besonders häufigen Verbindungen peste zi und peste noapte das Element der zeitlichen Durchdringung abgestreift hat und dann nur die Zeit bezeichnet, innerhalb deren etwas geschieht, — In den anderen romanischen Sprachen findet sich bisweilen das einfache super (supra), wie im Lateinischen, im Sinne von „in, während": span.: hablar sobre mesa (Diez, 897), meist bezeichnet es aber (ähnlich wie rum. spre) einen unbestimmten Zeitpunkt: ital.: sopra sera= „gegen Abend" u. s. w. es Peste (prespre) bezeichnet die Zeit, über die hinaus eine Handlung oder ein Zustand sich erstreckt; deutsch: über (nach oder vor): peste un an = übers Jahr (Borcia). Peste un ceas (= eine Stunde später) eram in cancelarie (Vlach., nov.. 160, 17). Altrum.: Dupä aeeea prespre patruspräzeace aii eu iaräsü mersü la lerusalimä (Gast. a. *15, Praxiul, Cap. 2,1 . Hier schließt sich peste (prespre) unmittelbar an die unter 1 c angeführte örtliche Verwendung an. Der Begriff „über — hinaus" konnte bei der zusammengesetzten Präposition um so leichter auf das zeitliche Gebiet übertragen werden, als bereits das Lateinische und dann ebenso die romanischen Sprachen das einfache supra in demselben Sinne verwenden: lat.: paulo supra hanc memoriam, Caes.; supra septua-gesimum annum, Liv. (Georges II, 2663). ital.: essere sopra la sessantina = über die Sechzig sein (Rigut.-Bulle. p. 800). span.: sobre esto = hierauf (Booeh-Arkossy 1004). portg.: sobre longa consideraeäo = nach langer Uber-legung (Michaelis, p. 662). III. In abstraktem Sinne bezeichnet peste (prespre) das Maß. über das etwas hinausgeht; deutsch: über, mehr als: speriat peste fire = über die Maßen erschreckt (Gast. b. 363, 10). a sustras de la tara sa peste 60000 tal eri = er hat seinem La nde mehr als 60 000 Taler entzogen (Sh Fr. III, 86, 1.9). Ebenso altrum. prespre: ca covrasaste prespre tonte *4** mintile= denn er geht über allen Verstand (Gast. a. 99, 27). Peste schließt sich hier an die unter I c) besprochene Bedeutung „über — hinaus" an. Das Maß, über das etwas hinausgeht (oder nicht hinausgeht), stellte man sich unter dem Bilde einer räumlichen Grenze vor, die man überschreitet, und so findet sich bereits in lateinischer Zeit sowohl das einfache exira, wie das einfache supra und super in dieser Verwendung: extra: exi:ra quotidianam consuetudinem, Caes.; (Georges L 2452). supra: Carthaginiensium cacsa co die supra niilia viginti, Liv. 30, 35: supra modura, Liv. 21,7a med.; supra duos menses, Column. 12, 49 (Forcell. V, 779). super: es tu super omnes beatus, Plin. ep. = glücklicher als alle (Georges II, 2629). Auch in den romanischen Sprachen finden sich ent--I** sprechende Beispiele: ital.: amare qd. sopra ogni altra cosa; sopra a tutto = über die Maßen; essere sopra la sessantina; (Rigut.-Bulle, p. 800); ebenso stra in Kompositis: stracontento = mehr nls zufrieden; sfcrabello = überaus schön (ich p. 833). I — 574 — frz.: (au-clessus de ses forces); alt frz.: cel cop sus tous autres loerent (Ccy. 1729) (Diez, 898). span.: sobre el sol heriiioso = schöner als die Sonne (Booch-Arkossy, 1004b portg.: e sobre minhas foreas (Michaelis, 662). Anm.: Im Deutschen übersetzt man peste in diesem Sinne zuweilen mit „als" oder „gegen, wider"; z. B.: Daca este cä a läsat Dumnezeü sä fim mai mari peste altii (Cr. IV, 25. 23); ebenso altrum. prespre: Cä tu Domnul de susü prespre toti Dumnedei (= stehst höher als alle Götter) (Psalt. Schei. 96, 9). dispositiuni luate de Marele-Vizir peste voia lor (SI. Fr. III, 206, 5) (= wider ihren Willen). IV. Eine Reihe weiterer Verwendungen von peste (prespre) sind nur aromunisch oder altrumänisch belegt, im modernen Dakorumänischen setzt man lieber eine andere Präposition: a) prespre = außer: si prespre toate acealea intre noi si intre voi propaste mare intäri-se = und außer (all)dem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt (Coresi Caz. II, Gast. a. 31, 5). b) peste (prespre) bei Verben sentiendi und dicendi = über, in betreff: nirae sä n'aiba a bantui preste dzisa noasträ (lorga, Doc. I, 5, 4) (1600;. dereptu aceia nime sa n'aibä a-i opri preste cartea domniei mele (Hasdeu. Cuv. I. 117, 8). sä facä judecatä prespre toti (Gast. a. *1.2, 8). Anm. Unerklärlich ist mir „pespe" in instrumentaler Bedeutung (= „durch"), das sich zweimal in der Pravila de Tärgoviste von 1652 findet: hirotoniti de Dumnezeü pespe m a n a a rh i e r e a s c a = von Gott geweiht durch die Hand des Erzbischofs (Gast. a. 157, 5). ca eu ticalosul pespe blagoslo-venia si ertarea sfintiei tale, sa dobändescü ertare multelor meale fumedenit de pacate = damit ich Elender durch den Segen und die Verzeihung deiner Heiligkeit die Vergebung meiner vielen Sünden erlange (Gast. a. 157. 19). Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine falsche Übersetzung der fremden Vorlage. — o/o — Peste kommt im ganzen in folgenden Bedeutungen vor: b = über — hin, über (örtlich) (I a und b) davon abgeleitet: a) zeitlich: a) = über, hindurch (nachgestellt) (II a), ß) = während, in, bei (IIb), b = über (in bildlichem Sinne): nach Ausdrücken des Sagens und Denkens (IV b. altr.). LI. = über — hinaus (örtlich) (I c) davon abgeleitet: a = jenseits (örtlich) (I c), b zeitlich: = über (nach oder vor) (II c), es = über, mehr als (Maß) (III); davon ausgehend: c.) nach Komperativ: = als (III). ß) = gegen, wider (III), d; = außer (IV a, nur altr.). • pespe = durch, (altr.)). I a) Pentru entspricht dem deutschen „für" = „zum Schutze, zum Vorteil, zu Gunsten von": Fugi, urite, d'ängä mine, j c'oi lucra si pentru tine; (Strig. 329, 1). in bunele aplecari ce ai pentru mine (M. Sg. 1, 28). spre a-1 cästiga pentru interesele noastre (ich 6, 7). Toti pentru unul. si unul pentru toti (Vlach. nuv. 184, 12). altrum,: acesta iaste trupul mieu ce-i pentru voi dat (Gast. a. 52, 3). b Pentru entspricht dem deutschen „für" = „als Entgelt von, als Äquivalent von": Vai, mändruto, gura ta | pentru multe nu o-as da: | Pentr'un galben, pentru doi, Pentru doue mit de boi (Dome, 54, 1). Pentr'un Türe care cadea j dece de-afara venea (Jarn., Varia Ii, 76). una pentru alta = eines fürs andere (= Auge um Auge, Zahn um Zahn) (Cr. IV, 15, 6). Pentru ist zusammengesetzt aus pre + intru. Diese Zusammensetzung, die kurze Zeit nach der Trennung der Dialekte und zwar nur im Dakorumänischen eintrat, konnte sieh bilden, da lat. „per" das der Form nach ähnliche, der — 576 — Bedeutung nach aber verschiedene „pro" im Rumänischen immer mehr zurückdrängte aber doch teilweise seine Bedeutung bewahrt hatte (s. pe = „für" unter pe VI). Um die grundverschiedenen Begriffe „auf", „durch"4 auf der einen Seite von „für", „wegen" andererseits erneut zu scheiden entstand im Dkr. die Komposition ..pentru.", entwickelte sich im Aromunischen intra (inter) O tro, tri = „für" trat im Meglenitischen de und dela (s. dort) im Istrischen din (s. dort) an die Stelle des alten lateinischen pro. — In den oben unter a) und b) angeführten Fällen scheint das erste Element der Zusammensetzung pentru. nämlich pro, für die Bedeutung den Ausschlag gegeben zu haben, wenigstens findet sich das einfache pro im Lateinischen in ganz entsprechenden Verwendungen : zu a): dimieare pro pairia, Cic; sive illud pro plebe sive contra plebem est, Liv. zu b): pro tribus corporibus XXX milia talentüm auri accipere, Curt.; (alei) pro meritis gratiam referre, Caes. und iSep. (Georges II, 1723}» res]), p Die romanischen Sprachen haben einfaches pro in diesem Sinne bewahrt: zu a): ital.: färb ogni cosa per voi. frz.: il s'est declare pour le roi. span.: hablare por vos (Diez, Gr. 893). zu b): ital.: comp rare, vendere per mille lire. frz.: ach et er, donner, laisser pour six ecus. span: comp rar, vender, dar por cien doblonos (Diez, 893;. portg.: olho por olho, dente por deute: comprei libros por dez reis (Michaelis, "Wb. 571). IL Pentru bezeichnet: a) ein Ziel oder eine Bestimmung in der Zeit; deutsch: für. auf: s'am lasat aceasta pentru altä-data iVlach. nuv. 160, 7 v. in), programul unei miscari serioase si hotäritoare, ai cärei inceput era lixat pentru a doua zi (id. 191, 1). Steht dieses pentru mit Beziehung auf die Gegenwart, so i-at es mehr pleonastischen Sinn, könnte also ebensogut weg- — 577 — gelassen werden: X'avem noi a face pentru äntaia oara cu D-voasträ = Wir haben nicht (für) das erste Mal mit euch zu tun (Gast, b. 356, 10 basme). inläturänd pentru astä-data pretensiunile ei asupra Moldovü si asupra Munteniei (SI. Fr. III, 477, 22). b) Ziel, Zweck oder Bestimmung in anderen als zeitlichen Verhältnissen; deutsch: zu, für: pornira amändoi pentru acest sfärsit = sie brachen beide zu diesem Zwecke auf c Gast. b. 354; 3). Deci daca vroiti | ca sa ispräviti | sfänta manästire | pentru pomenire (=zur Erinnerung) (id. 289, 4). ceea-ce am hotärit pentru mine = diejenige, die ich für mich bestimmt habe (M. Sg. 23, 25). altrum.: numai pentru curatia cäta-va vreame (vor 1618. Gast, a. 45 XVII, 9). Hierher gehört auch die Konjunktion pentru-ca sa = „damit" und pentru beim Infinitiv. Pentru scheint sich hier aus der unter I a) angegebenen Verwendung entwickelt zu haben; hier wie dort drückt es aus, daß eine Handlung (in übertragenem Sinne) auf etwas gerichtet ist: dort in günstigem Sinne (= zu gunsten, zum Vorteile, für); hier in neutralem. Der Begriff „zu gunsten. zum Vorteile von" läßt sich auch in die meisten der unter II b) angeführten Beispiele noch hineinlegen; er konnte aber um so eher zurücktreten, als der zweite Bestandteil von pentru eine rein örtliche Präposition (intru) ist, die entweder die Ruhe an einem Orte, oder die „Bewegung zu einem Orte hin" bezeichnet. Das Lateinische verwendete in den entsprechenden Fällen das einfache in: zu a) in perpetuum, zu b) in memo-riam, und auch im Aromunischen und Istrischen finden sich zur Bezeichnung des Zweckes örtliche Präpositionen (arom. tro. istr. za (slov.)), die ursprünglich die Bewegung oder Richtung zu etwas hin ausdrücken. — Die anderen romanischen Sprachen verwenden zum Ausdruck des Zweckes, der Bestimmung ebenfalls die Fortsetzungen von lat. pro (per); das Spanische und das Portugiesische stehen mit ihrem para « pro -f- ad) auch der Form nach sehr nahe (cf. Diez 893 u. M.-L., Gram. III, 279, 499). vr•iift-aii'l. 10. Jaliresnerklit. '!~ J r — 578 — — 579 — III. Pentru bezeichnet den Beweggrund; deutsch: wegen Väzuiü raiul incuiat | poate pentr "al meu päcat = ich sah das Paradies verschlossen vielleicht wegen meiner Sünde (Gast. b. 324, 29). pentru ce cam turturezi = Weswegen zitterst du? (id. 307, Cäntec populär 4). Vai de mine! mor si peiü | pentru mändra din Cisteiü (Doine 221, 1). altrum.: vedeti acesta, pri intru elu toatä multimea fudeiloru supärarä-me = da seht ihr den, wegen dessen . . . Der Übergang des „Zweckes" in den Beweggrund" ist so naheliegend, daß pentru aus der Bedeutung ..für" die von wegen" leicht annehmen konnte. Anm. Bisweilen hat sich die kausale Bedeutung dieses pentru soweit abgeschwächt, daß es dem deutschen „was anbetrifft", ..hinsichtlich" entspricht, so namentlich in der Verbindung „cit pentru": ear cät pentru cestiunea de bani, eererea Voivodului e in contradicere cu invoiala f acuta intre el si Dr. Pezz (SI. Fr. III, 23, 18) Pentru kommt also in folgenden Bedeutungen vor: I. = für (= zum Schutze, zum Vorteil von) (I a); davon abgeleitet: a) = für, auf (zeitliches Zieh (II a\ b) = zu (Zweck) (II b), II. = für (als Entgelt, Äquivalent für) .1 b); davon abgeleitet: a) = wiegen (III), h) = was anbetrifft (cit pentru' (III. Anm.). Anm. Im Aromunischen fehlt, wie bereits bemerkt, zum Ausdruck der Begriffe „für, wegen" das im Dkr. übliche pentru; dafür findet sich in fast ganz derselben Verwendung die sonst in keinem Dialekt vorkommende Präposition trp (tp, tri, ti): Cä este ierbä ti noi = denn es ist Kraut für uns (Petr. Mostre II, 113, 13). so spuniä trp Hristolu = und er sprach für Christus (Cod. Dim. 93, 11). Mine nu h vin tri sedeare (= um zu sitzen) (Wg., Ar. II, 92, 32). s o lud ti nveastp = und er nahm sie zur Frau (id. 226, 14). trp vriaria al ü. = aus Liebe zu Gott (Cod. Dim. 103 b. 21). ul vine multp frikp ti p pra dz = es wurde ihm sehr angst wegen des Geldes (Wg., Ar. II, 236, 6). aistu lukru nu easte bun | kama nainte ti kaplu atpu (ganz be-^ sonders wegen deiner selbst) (Wg., Ar. II, 204, 6). s tsudisi multu ti mfntea a amirproänilei = er wunderte sich sehr über die Klugheit der Kaiserin (id. 230, 4). pinä. Pinä kommt als eigentliche Präposition nur vor Adverbien oder adverbial gebrauchten Substantiven vor, sonst hat es mehr den Charakter eines verstärkenden Adverbs, das (ähnlich wie lat. usque) im Prinzip vor alle Präpositionen, am häufigsten vor la und in treten kann; auch diese Fälle sollen im Folgenden mit berücksichtigt werden. — Seiner Bedeutung nach bezeichnet pinä den Endpunkt, die Grenze, bis zu der sich etwas ausdehnt oder bewegt; deutsch: „bis"; und zwar: I. in örtlichem Sinne: a) pinä: se face Spänul pinä jos praf si pulbere (Cr. IV. 86, 19). incepe a purta caü de colo päna colo (Cr. IV, 13, 25). pänä unde merge träsätura aceasta (M. Sg. 46,11). Ese mändra pän 'afarä | si mi aratä-un drum de tearä (Doine, 268, 7). arom.: so kriskü ppnu tsef u (= bis zum Himmel) (Cod. Dim. 97, b 4). pinä in: altrum.: am facut o barbä pänä in brau (lorga, Doc. I, 7, 8; a. 1601). arom.: Dus, me dus punp ii kale (Ar. II, 94, 62. 7). istr : (au mes) pir an Turin si än Rim (Rom. 21, 255, 29). pinä la; deutsch: bis an, bis zu, bis in: Sä nie duc pänä la ea (= bis zu ihr) (Doine, 292, 3). i-a dat pänä la Sibiiü un insotitor sigur (SI. Fr. III, 474, 16) = er gab ihm «w* bis nach Hermannstadt einen sicheren Begleiter. altrum.: Mearserä pre urma lui päinrä la Asiiea (Cod. Vor. 14, 10). arom.: mi dusirp pun la livade (Ar. II, 142, 84, 6). istr.: dus le aw pir la vpme (Jb. I, 146, 2). I — 580 — : meglen.: pon la (örtlich) (Vl.-M., 35). pinä intru; deutsch: „bis an, bis zu, bis in": besonders arom.: Di Armifp pen tu Kpfavp | triku Naki Kokofado (Ar. 11, 182, 102, 1). puntea se araväi pinä tu fundu (Petr, Mostre II, 32, 11). pinä de; deutsch: bis an: besonders arom.: hirdziä ppn di märdzinia di tsitate di Puole (Cod. Dim. 110b. 6). pun di Skodra te alpsas (Ar. II, 142, 84, 6). pinä din; deutsch: bis vor (bis aus): est pinä diu oras = geh' ein wenig vor die Stadt (eig. bis aus der Stadt) (Borcia). pinä afarä (din): deutsch: bis aus heraus, bis vor: si petrecu pe cerb pinä afarä din oras (Ispir., Leg. 116, 29). altrum.: gonha 'i painra afara cetatiloru (Cod. Vor. 76. 4). pina spre; deutsch: bis nach — zu: i-aü lesit pänä spre Adrianopol spre intimpinare (SI. Fr. III, 95, 23). pina stri (arom.): deutsch: bis auf: va se agiumgä pinä stri patü, in sunt culcati si amendoeli = er wird bis auf das Bett ge- Ä^ langen,, wo beide liegen (Petr. Mostre II, 28, 22). b) zeitlich: pinä: Pänä loi dupä Ispas, | sä-mi las lucru reuduit, j sä-nu nie duc cu urit! (Dome, 143, 12). mäncai päpara pänä acum (Cr. IV, 65, 6). altrum.: Deci va hi pän duminecä (Iorga. Doc. I, 61. 82, 18; a. 1637). arom.: Tine ai fapto pimo tora trei lukre slabe (Ar. II, 256, 4). De cäti nä aü incurunata pinä astä-d! (Petr., Mostre II, 33, 25). istr.: ke neka stpie tse prigode, pire verir kose = dai.s diese Angelegenheit bis zum Nachhausekommen bleiben solle 4b. I, 126, 12). pinä a (beim Infinitiv): a) bei positivem Verbum; deutsch: bis: pänä a se ^ stringere ostüo (Gast, a. 72. 22). pänä a sosi Turcii (id. 150. 7). b) bei negiertem Verbum; deutsch: bevor: pinä a nu inträ in curtile (Basnie, 194, 6). — 581 — pinä in; deutsch: bis zu, bis um: D'amiazi pänä in chindie | taiä Novae sapte mie (Gast. b. 304, 5). altrum.: cä pänä in veacü mila lui (Coresi, Caz. I, 1579—80, Gast. a. 28, 9). meglen.: loü ppinan aza, nu vem vizüt üom cu un boü sä arä (Papahagi, Rom. din Megl., 26, 9). pina la: pänä la moarte (M. Sg. 97, 2). Pentr 'o tir de parastas | iti sbiarä [»an* la amiaz (Strig. 352, 5). altrum.: Ascültä lu ein painrä la acesta ciiväntu Cod. Vor. 43, 2). meglen.: (si läfiaü) ancä cot vacpt ari pinä la Carciün Papah., Rom. din Megl., 14, 7). pinä intru: altrum.: care lucru pänä intr 'aceasta vreame oamenii si slugile Märiei Sale lui Vodä 1-au tinut (Iorga, Doc. I, 9, 25). arom.: Chiellesul pinä tu ncurunare vhinea deanver-liga (Petr. Mostre II, 39, 17). pinä de (besonders aromunisch und meglenitisch): so sbufa ku ängilii ppn-di kiroulu, ppnu o lo Iosif xixTcov (Cod. Dim. 99, 15). pinä dupä: amenänd pedepsirea vasalului indäretnic [>änä dupä incheerea in voelii, la care ... (SI. Fr. III, 365, 4). pina pela: cäci nu mai era de chip sä doarmä, cum dormea alte dati, panä pe la ameazä (= bis gegen Mittag) (Cr. IV, 14 u. 15). pinä intre: Si sä-mi urci si sä-mi plimbi turma si cireada de la Sän-Ghieorghie pänä 'ntre Stä-Marii (= bis zwischen die beiden Marientage) (Gast. b. 259, 21). III. Bei Maß- und Zahlbestimmungen: pinä la (de): vre-o 25 000 pänä la 30 000 ömem (SI. Fr. III, 226, 30). arom.: mai marle de tuti era pinä de 16 de anili = der größte von allen war (bis) gegen 16 Jahre (Petr. Mostre 11,18,18). Pina geht lautlich auf ein lateinisches *paene ad zurück; paene hatte die Bedeutung „beinahe", also konnte *paene ad ursprünglich nur die beinahe erreichte Grenze bezeichnen (= beinahe an, beinahe in u. s. w.). Diese Grundbedeutung ist im Rumänischen nur an dem pinä bei Maß- und Zahl- 582 583 beStimmungen noch zu erkennen; im übrigen setzte sich der Begriff der „beinahe erreichten Grenze" im Laufe der Zeit (übertreibender Weise) in den der „wirklich erreichten Grenze" um und pina trat im Rumänischen allmählich in alle Funktionen des lateinischen uscpue ein. Der alte Gebrauch erhielt sich nur in einer Anzahl fester adverbialer Verbindungen. — In den romanischen Sprachen rindet sich nichts Vergleichbares. Anm.: Im Aromunischen findet sich vor Präpositionen wie un, tru, Ia häufig eine Partikel tros, tas und zwar: I. in der Bedeutung ..gerade, eben": tros t u m a r -dzinea di hoaro | aklo s isi no feat afparp = gerade an der Grenze des Dorfes, dort kam ein Mädchen heraus (Ar. II, 154. 94. 7b se aurlo bellu tros un dzeano = der Hund heult C '-" o c auf dem Bergrücken (Ar. II, 11.0, 68, 20\ II. in der Bedeutung ..bis": Dus. me dus tos tru ubo r = ich ging und ging bis in den Hof (Ar. II, 92, 61, 28). Ii spuse tas tu s o n e = er erzählte es ihm bis zu Ende (id. 226, 12). 2. Lebendige Kornpositionsbildung. Wie bereits in der Einleitung hervorgehoben wurde, besitzt das Rumänische, abgesehen von den im vorigen Abschnitte behandelten festen Zusammensetzungen, noch die Möglichkeit, durch Komposition der in lebendigem Gebrauche befindlichen rumänischen Präpositionen jederzeit neue Verbindungen zu schaffen. Am regsten beteiligen sich an dieser Kompositionsbihlung de und pe; diese können im Prinzip» vor p>de rein örtliche (also auch vor eine uneigentliche oder substantivische) Präposition treten und dadurch die Bedeutung derselben in bestimmter Weise nuancieren. Um ein übersichtliches Bild von dieser Art der Kompositionsbildung zw verschaffen, sollen im folgenden unter I Beispiele für die örtliche und zeitliche Verwendung der Zusammensetzungen mit de und pe gegeben werden, und zwar auch von solchen, deren zweites Glied keine eigentliche Präposition ist, (die als«» erst in den folgenden Abschnitten zu behandeln wären); etwaige übertragene Bedeutungen der neuen Präpositionen würden dann unter 11 zu behandeln sein. i i. a) Kompositionen mit de. In örtlicher und zeitlicher Verwendung. a) de fügt zu der ursprünglichen Bedeutung einer Präposition den Begriff der Bewegung oder Richtung ..von e t w a s her", ..von etwas w e g" (in Raum oder Zeit): de cäträ Cergau | vine-un nour greu = von C. her kommt eine schwarze Wolke (Gast, b. 321, 22). de din cale de Bovine | gräim, Doamnä, cäträ Tine (Emin., Poezii cpb 145, 18). cedand presiunilor f acute atät de din launtru, cät si de din afarä (= von außen her) (SI. Fr. III, 501, 23). ea de dinapoea je tu lui ii tinea ochii cu mäinele (= von hinter dem Lehnstuhle her) (Emin. nuv. 93, 7). inima ei il simte de dincolo de bataia ochilor (== von jenseits der Sehweite an) (Vhich. nov. 12, 2). lua mäta. de dupä cuptor = er nahm die Katze hinter dem Ofen hervor (Pop.-Reteg. 50, 10). de la: örtlich: (= von an, von in) == von, von — her: Ba e vent de la sfintit | si rea veste mi-a venit (Jarn., Varia IV, 1). Mergänd, dragä, dela tine, | Plänge inima In mine 'Doine, 234, 1). ei scapä norocos de la Constantinopol in Asia Minor (SI. Fr. 216, 18). altrum.: duceti-va dela mine blästematilor (Gast, a. 1.8. Mar. 25, 19). arom.: Ela, s me askäk dela ursp = Komm, befreie mich von der Bärin (Ar. IL 250, 3), zeitlich: von — an, seit: De la toamna incolea | iu-beascä-te eine a vrea? (Doine, 93, 5). altrum.: Dela Adam 711.5 ab Dela nasterea lui Chr. I 607 ab (Gast. a. 43. 9). de lingä: (eig. = von neben) = von: Fugi, urite d'ängä mine, j C'oi lucra si pentru tine (Strig, 329, 1). — 584 — arom.: Se n" ua alasü de ninga mine == daß ich sie nicht von mir lasse (Petr. Mostre II, 109, 8). de pe — von, von — herab: Du me. Doamne, de p e -aici (Dome 450, 1). Picä frunza de pe nuc = es fallen die Blätter vom Nußbaum (id. 353, 1). arom.: di pre punte so 1 arukäts = werft ihn von der Brücke (Ar. II, 106, 65, 14). de pe la: (eig. = von bei) = von: 11 rugai sa nn culeagä cäntece si snoave de pe la arestanti (Vlach. nuv. 161, 4 v. uo. de peste = von über (her): Iar tinerele-i plete de peste umeri cad | pe piept, si ea le prin de manunchiü in alba-i mäna (Cosb., Bah 14, 4). de prin: = von — umher, aus — umher: Setila sorbea apa de prin bälti si iazuri (Cr. IV. 59, 5). Si me scoate dacä poti ; de prin mäni de pe la hoti Doine. 638, 4). de spre: (eig. von nach—zun = von — her: Eat 'o! Plinä. de spre mimte | ese luna din brädet (Cosb., Bah, 7. 1 . venind despre Marea-Negrä = vom schwarzen Meere her kommend (SI. Fr. Iii, 267, 28). altrum.: si va esi despre laturea mägurei despre niiazä noapte esi-va un omü salbateeü (Gast. a. 65 XXII, b. 11). de stri (arom.): (eig. von — auf) = von — herab: Söriciu de stri arbure ili dieea (= die Maus sagte zu ihm vom Baume herab: . . . .) (Petr. Mostre II, 4, 31). de sub: (eig. von — unter) == unter — hervor: luati toate cäte-o floare de sub a mele picioare = nehmt alle je eine Blume unter meinen Füßen vor (Gast, b. 339 Descäntic 8). marea, a cärei suprafata era rupta pe ici pe colea de cäte un colt de stincä, ce esea de sub apä (= der aus dem Wasser herausragte) (Emin. nuv. 95, 2). meglen.: isp un sarpi di sup ropp = eine Schlange kam unter dem Steine hervor (Vl.-M., 67, 12). din (< de -f- in; eig. = von in) = aus, von (kann schon zu den festen Zusammensetzungen gerechnet werden): Ce naste din pisici, soareci mänäncä (Gast, b. 376, 13\ s a scäpat im ghiem dän mänä (Gast. b. 261. 36). Duce-m'oi de — 585 — •iici din sat (Doine, 405, 9). luändu '"si päläria din cap Cw IV, 51, 13). Fumul alb alene ese | din camin (Cosb.. Bah 6, 9). altrum.: si diin Militu tremise intru Efesu (Cod. Vor. IS. 6). faräme ce cade de in masa bogatului (Gast, a, 30. Luc. XVI, 5). arom.: s pitrets np karte din Sprung (Ar. IL 78, 51, 4'. in z dutse din ppzare? (Ar. II, 194, 109, 2). insusp D. dipuse din tseru (Cod. Dim. 92, 7). istr.: ie vikeit a din nosil = er hat von der Bahre aus gerufen (Jb. I, 154, 21), meglen.: si tatp-su vine diu ppzpristi (Vl.-M., 74, 1). Ebenso temporal: = von an, seit: cä din cruda copi-tärie, slujesc prin strähn (Cr. IV, 18, 11). Si din ceasul icela, aü inceput a vorbi ele in de ele (id. 26, 19). altrum.: si voiu rägäi ascunsele dein tocmeala lumiei = ich will das Verborgene aussprechen von der Erschaffung der Welt an (Gast. a. 17, 11). arom.: si adesta minutä din minuta cändu se treca hillu al Adam (Petr. Mostre IL 7, 22). dinaintea: = von, aus den Augen (s. auch inaintea), peri dinaintea mea = weiche von mir (Gast. b. 303, 10). Lipsesti dinaintea mea. Spänule! = geh weg von mir, Bartloser'(Cr. IV, 87, 6). d i n d e: = aus — heraus (pleonastisch): Esi soare din d e -oare, din capu lui N. N. (Gast, b. 340, Descäntec dinde -oare. 1). dinspre « de + inspre); (eig. = von nach — zu) = von — her (s. auch inspre): Bate-mi ventul din spre munti Doine. 429, 1). Inima mi se bätea, speriaiä la fite-ce zgomot rare venia din spre otelul Neubauer (Delavr., Paraz. 229, 1). dintre: (= von unter, von zwischen) = von, aus: Fugi diochi -dintre ochi = Fliehe, Zauber aus den Augen Gast, b. 338, Descäntece 1). arom.: ia iu agiumse tatäl a feciorilor dintre lemne . Petr. Mostre IL 19, 4—6). \ — 5S6 — dintru « de -f- intru; eig. von in) = aus, von: Sä mäuc cu el dintr' un blid! (Doine, 373, 3). si varsä toatä apa dintr' änsa (Cr. 17, 21, 18). nasfcerea lui dintr' un Domn declarat rebel (SI., Fr. 279, 5). altrum.: Si di inntru voi insi si invätati, innsi 'si scula-se vorn härbati (Cod. Vor. 21, 14). eändu veri veni dintru fnparatie ta (Gast. a. 1, 11). arom. ditru, ditu, dit): s iou mundresku dit ubor = ich sehe von der Hofmauer aus zu (Ar. Ii, 18, 14. 3). dit mgrminte se skulö = er erhebt sich aus den Gräbern (id. 162, 95, 1.3). ili cädu cutitlu ditu tecä = ihm fiel das Messer aus der Scheide Petr. Mostre IL 22, 9). z-dipuse Avraa ditru munte (Cod. Dim. 104. 2). Arom misch auch für dintre: va s te stindzi ditu dzon = du wirst verschwinden (von) unter den Jünglingen : A r. IL 204. 1.14, 15». Zeitlich: = von — an. seit: dintr' aceastä clipa. pleacä d'aei drace (Gast. b. 363, 39). Prea iubitä mi-ai fost mit- i diu er' a ta copilärie (= seit deiner Kindheit) (Doine. :,::o. 2«. ahr-m.: di intru tiinerete diinntru inntäiu = w.,n der frühesten Jugend an (Goch Vor. 74, 2 . bN Seltener bezeichnet de die Herkunft, deutet also an, d; überschritten hatten (Iorga, Doc. I, 40, 54, 17). i din: In afara-i cu mänjalä ] din launtru-i cu ticnealä! Doine 561, 9). Cä din sus | mäsele nu-s | si din jos | dintii i-am scos (Strig. 278, 14). Weiland, 10. Jahresbericht. 38 -4 — 594 — altrum.: unde rästignirä el, si cu nusul si alti doi de ticoace si de incolo (Gast. a. 21, 24). arom.: sade din afoaro (Ar. II, 252, 18). lu akotso rbangellu Michail din-kriastitu = der Erzengel M. ergriff hn am Scheitel (Cod. Dim. 108 b. 2). 11. Übertragene Verwendungen der Composita mit de. De cäträ wird in der Schriftsprache sehr häufig im Sinne ies einfachen de zur Bezeichnung des Urhebers beim Passivum verwendet; deutsch: von, von Seiten: a fost scäpat de->äträ un vas spaniol (M. Sg. 118, 4). e introdus in scaun de cätre Bekir-Aga (Sl. Fr. III, 103, 7). altrum.: ca bine sa stiti cä mare rusine veti pati de cäträ domnie-me (Hasd., Cuv. I, 128, 17). De cäträ erklärt sich hier leicht aus der unter I a) angeführten rein örtlichen Verwendung = „von her". Das einfache de genügte wegen der Mannigfaltigkeit seiner Bedeutungen der nach möglichster Deutlichkeit strebenden Schriftsprache nicht mehr, daher konnte diese Zusammensetzung durchdringen, die etwa unserem „von Seiten" entspricht. Dela, 1. Im Altrumänischen findet sich dela bisweilen zur Bezeichnung des Urhebers beim Passivum: fu un om trimesü dela Dumnezeü (Gast, a, 20, II, 6). dela omu nesocotitä, Tara dela dumnedeu aleasä cinstitä (Cod. Vor. 145, 6). 2, Bisweilen entspricht dela dem deutschen Genitiv: dkr.: mirosul de la tämäe = der Geruch des Weihrauchs (Gast. b. 345,Transilvania22). Ceata noasträ era un amestec de tineri de la Drept, de la Stiinte si de la Litere (Delavr. Trub. 5, 3). arom.: sp-1 duse pon la lakul di-la arsläni (= bis an die Löwengrube) (Cod. Dim. 108 b. 2). istr.: tsespru pntrebpt a lu gospodoru dila more (= den Herrn der Mühle) (Jb. I, 128, 6). ke sode pre grpna dela deble (= auf dem Baumzweige) (id. 154, 3). Dela ist hier in derselben Weise aufzufassen, wie in den unter I c) angeführten Beispielen, d. h. de betont das attributive. 4" — 595 — la das lokale Element des Ausdruckes, nur tritt hier das letztere dem ersteren gegenüber stark zurück, la scheint mehr zur lautlichen Verstärkung hinzugesetzt worden zu sein. Depe hat bisweilen die Bedeutung „wegen": ia-t-o si duceti-ve de pe capul meu (= geht meinetwegen) (Cr. IV, 79, 11). altrum.: di pre aceaia pohtescu pre dumneata sä dai invatäturä oamenilor dumnitale sa nu treaca preste hotar (== daher bitte ich auch . . . .) (lorga, Doc. I, 48, 11) (a. 1631). Hier ist depe = „von — herab" (s. unter I a) in ganz ähnlicher Weise auf kausales Gebiet übertragen worden wie sonst das einfache de = „von — her". Die ursprüngliche, rein Örtliche Auffassung „von — herab" ist wenigstens in dem ersten Beispiel noch zu erkennen. Despre steht sehr häufig bei Ausdrücken des Sagens und Denkens zur Bezeichnung des Gegenstandes, über den gesprochen, resp. geurteilt wird; deutsch: über, von: Vred-nicia despre care ai dat dovedi = die Tüchtigkeit, von der du Beweise gegeben hast (M. Sg. 3, 12). vorbesc despre dinsul = ich spreche über ihn (id. 4, 17). despre aceste nu ve pot da lämurire (id. 39, 13). altrum.: Despre lau da si de folosul psaltirii (Gast. a. 152, LH, 1) (Überschrift). Hierher gehört auch despre in der Verbindung cit despre = „wras angeht", „hinsichtlich": cät despre inima mea (Cr. IV, 18, 6). Cät despre asta n'aveti grije = hinsichtlich dessen habt keine Sorge (Gast. b. 356, 9). Neben despre finden sich in diesem Sinne im Neurumänischen auch „de" = „von" und „asupra" = „über". Es wäre nun denkbar, daß despre eine in rumänischer Zeit entstandene Verschmelzung dieser beiden Begriffe darstellt. Andererseits wäre es aber auch möglich, daß wir despre direkt an das vulgärlateinische desuper anknüpfen dürfen, das sich bereits in derselben Verwendung findet: loquar tecum desuper propitiatorium de medio duorum Cherubim (Exod. 25, 22, Vulg.). desuper propitiatorio, ibid. (C. Hamp, die zu- 38* — 596 — — 597 — samrnengesetzten Präp. im Lat., Wölfflins Archiv V, 359). In den übrigen romanischen Sprachen rindet sich allerdings von dieser Verwendung des lat. desuper keine Spur mehr. din. 1. Din bezeichnet ein Partitivverhältnis, besonders nach Zahlbegriffen; deutsch: von: si din cäti la masa sta in täcere sä üita (Gast. b. 321. Gäntece 9 . Maico din copii tei | toti au casä | toti au masa (Doine, 392, 2). care dän cloi o tese mai subtire (Gast, b. 262, 2). altrum.: si chiemädoioare-earii diin sutasi (Gast.a.*5,19). istr.: verit aw tsia din ie (Jb. I, 154, 19). meglen.: sfaka din voi = jeder von euch (Jb. V, 147,13). Din hat hier dieselbe Bedeutung (— „aus") wie in den unter a) und b) angegebenen Fällen. Man stellt sich den Mengebegriff als eine kompakte Masse vor, aus der heraus ein Teil genommen wird. — Dieses din drückt das partitive Verhältnis stärker aus als das einfache de, das im Deutschen oft gar nicht übersetzt wird. — Dintre konkurriert in diesem Sinne besonders nach Superlativen mit din. 2. Din bezeichnet das Mittel; deutsch: mit: toatä din ciocan lucratä = ganz mit dem Hammer gearbeitet (Gast. b. 293. lovita 6). din aripi sä sbor | colo sä cobor (id. 299, 23 . apoi plesni din coadä (id. 354, 28). incretind din spräncene == mit den Augenbrauen runzelnd (Cr. IV, 12, 7). Dobitoace, care trebuesc tinuti din fräü (id. 26, 5). clätinä din cap = er schüttelte mit dem Kopfe (id. 46, 26\ altrum.: aratä 'mi credinta ta din lucrurele tale (Cod. Vor. 120, 8). arom.: Si din gurä are gritä (Mostreil, 101, 17). Auch in dieser instrumentalen Verwendung erklärt sich din aus der unter I a) angegebenen Grundbedeutung = „aus". Die in Rede stehende Tätigkeit wird als „aus" dem betreffenden Gegenstande, den wir als Werkzeug oder Mittel ansehen, hervorgehend gedacht. Ganz besonders deutlich zeigt sich dies an dem in den Volksballaden so häufigen: Si din gura cuventa . . . , = und aus (mit) dem Munde sprach er . . . wo auch für uns beide Auffassungen möglich sind; aber auch viele der oben gegebenen Beispiele lassen die Grundbedeutung „aus" noch klar erkennen. 3. Din bezeichnet den inneren oder äußeren Grund; deutsch: aus, wegen: Din astä pricinä (= aus diesem Grunde) dän lat si ses ce iera sä hüe s'a scovärdat (Gast. b. 261, 36). numai din astä pricinä (Cr. IV, 33, 8)). Din causa limpedü sale convingeri, cä nimic nu e sigur (Delavr. Trub. 10, 6). 0 diceam din glumä (= aus Spaß) (M. Sg. 69, 12). din lipsa unei mici sume de bani (id. 53, 18). din dispret pentru autori-tatea Imperatului (SI. Fr. III, 16, 6). Sultanul Murad mi-a clat Domnia din mila lui (id. 193, 23). Besonders häufig ist kausales din im Istrischen: din slpbo te ai manpt = wegen Schlechtem (d. h. ohne Grund) hast du dich erzürnt (Jb. I, 148, VIII 12). Din tsästa zbulea lief voi akordeai ke pote veri sus (= wegen dieser Zwiebel) Rom. 21, 252, 34). Auch diesem kausalen din liegt die Bedeutung „aus" zu Grunde; den Zustand oder die Handlung, die das Verbum ausdrückt, stellt man sich, ebenso wie im Deutschen, rein örtlich als „aus" irgend einer Person oder Sache hervorgehend vor. Wir haben es also mit derselben Vorstellung zu tun, wie bei de in kausalem Sinne; nur ist din = „aus" natürlich noch präziser als das einfache de = „von". Bisweilen drückt dieses din mehr die Folge als den Grund aus; deutsch: auf, zu (besonders in der modernen Schriftsprache): Din nenorocirea pentru mine (= zum Unglück für mich) trebuia se-i mai intre in cap si aceastä patimä (M. Sg. 33, 13). a fost arestat din porunca lui Apaffi (= auf Befehl des A.) (SI. Fr. III, 361, 28). Dintru geht seiner Bedeutung nach vollkommen parallel mit din, ebenso wie das einfache intru mit in; auch das Verhältnis von dintru zu din ist dasselbe wie bei intru zu in, printru zu prin. 1. Dintru in partitivem Sinne = von: Cä dintr' o suta s 'o mie | numai una mi place mie (Doine, 216, 29). altrum.: lepädare sufleteloru nece ürulu nu va fi diintru — 598 — — 599 — oi = das Leben keines von euch wird untergehen (Cod. / or. 89, 4). arom.: Uno feato ditu feate | tsi sta minduito = ein iädchen unter den Mädchen, die steht nachdenklich (Ar. II, 80, 99, 1). 2. Dintru in instrumentalem Sinne = mit: Mi 1 strängea lintr 'un därlog = er zügelte ihn mit einem Zügel (Grast, b. 194, 79). Cu mändra de-acum un an | dintr' un mär nie äturam (Doine, 344, 1). ca sai sbori capul dintr'o sin gurä oviturä (Cr. IV, 39, 22). economul, care clipia des numai lintr' un ochiu (Delavr., Paraz. 202, 3). arom.: Ditu ocli läcrämändalui (Petr. Mostre II, 115, 33). 3. Dintru in kausalem Sinne = aus, wegen: Diintru cät i'au induratü Dumnedäu diintru mila sa de ne-au daruitü, läruimü si noi acestü darü limbii romänesti — wie Gott sich c c inserer erbarmt hat aus Gnade und hat uns beschenkt, so ichenken auch wir diese Gabe dem rumänischen Volke (Bibl. *om. 1, 139). sä nu aibä misei domniei meale nevoe ditru >ameni dumitale (lorga, doc. I, 48, 14 a. 1631). Besonders häufig im Meglenitischen: si oäminili dintru sv si kupires ku greli riibi (Vl.-M., 77, VI 16). dintru ko =\veil (Jb. V, 147, 3). Auch hier geht dintru bisweilen schon in finale Bedeutung iber: si astpz im dunäts oa dintru un mari npet (Jb. V, 1.47, 16). dintru ko......so = damit (id. 13). Diese übertragenen Verwendungen von dintru finden ihre Erklärung in ganz derselben Weise wie die von din (s. dort . ß) Kompositionen mit pe. I. In örtlicher und zeitlicher Verwendung. a) pe deutet eine Bewegung in der Längsrichtung an: deutsch: „hin" (auf—hin, über — hin, unter—hin, neben—hin. in — hin = durch u. s. w.). arom.: si asi se nu cutezä vir 'nu se trecä pe apröpe de aclo = und so wagt keiner, dort in der Nähe vorüber- zugehen (Petr. Mostre II, 34, 3). Pe de-o lature de satü (= auf der einen Seite des Dorfes hin) (Dorne, 15, 1). am sä zbor.....Pe de asupra codrilor = ich werde über die Wälder hin fliegen (Cr. IV, 36, 3). Haide mändro, sä fugim | pre din sus de tintirim (= laß uns fliehen oben am Kirchhof entlang) (Doine, 131, 6). pe la: si stergendu-se cu mäna pe la ochi = indem er mit der Hand an den Augen hinwischt (Cr. IV, 86, 27). Cändu-i rrece pe la noi | pentru unu t 'om da doi (Strig. 129, 3). Ba eu nu-s din teara ta, ] fär' asa mi-a fost calea | pe la usa niaicä ta (Doine, 379, 4). arom.: pi la poarta ta tritseäm = an deiner Tür ging ich vorüber (Ar. II, 45, 1). pe lingä: S 'astä noapte peladoi | am trecut pe länga voi Doine, 508,4). Mäi bäditä buze moi, | ia seama cänd vii la noi si nu da pe längä surä, | cä avem o cätea surä (Strig. 160,1). altrum.: eine va trece pre längä tine (Minun. sf. Sisoe. 1550—80, Gast. a. 7, 1). arom.: Tsintsi an ni alpgai | pri ning amare (Ar. II, 90. «30, 1) = 5 Jahre zog ich an der Meeresküste umher. meglen.: pri lango vali = längs des Baches (VI M. 35). pe sub: au si ineeput a curge furnicele cu droaia unele pe sub pämänt, altele pe deasupra pämäntului (Cr. IV, 74,1). Bäte ventul pe sub fagi (= es weht der Wind unter den Buchen hin) | eu me duc, mendra la Blaj (Doine, 242, 1). trecind pe sub ferjeasträ iei (M. Sg. 51, 8). arom.: callea iu va se treaca hillu de amira este pe sum punte (Petr. Mostre II, 25, 7). istr.: si mergu pri su okna lu tsespru Jb. I, 124 I, 2). prin (= in — hin) = durch: örtlich: däncl dävalepän bungeturi (= durch dichte Wälder) (Gast, b. 259, 1). Dar de cänd m'am insurat, | cänd umblu seara prin sat | nu me teme nime 'n lume (Doine, 375, 22). Mai merge el inainte prin codru (Cr. IV, 17, 27). sä dau o raitä prin oras (M. X>g. 31, 22). Bisweilen auch für zu erwartendes printre = zwischen 4^- — 600 — hindurch: si zboarä neväzutä prin cinci sträji = und sie fliegt ungesehen zwischen den 5 Wächtern hindurch (Cr. IV. 76, 15). altrum.: nici oste nu va trece pre in tara vosträ (Leviticus, Gast, a. 4, 5). arom.: Aruiräü-lu isi luä unä cale prin mesea a pädu-rilei (Obed.-Bianu 1, 6). Imna prin pozare = er ging durch (= über) den Markt (Ar. II, 118, 3). ° meglen.: prin badzo = durch den Kamin hindurch Vl.-M. 35 u. 73, 27). Tsista uom z-dusi prin ppzgristi (id. 67, 22). istr.: prin koäse (Jb. VI, 319). zeitlich: Prin timpi de jale-amarä j stramosn se luptara (Albina, V, 577). altrum.: si prin toate dilele intreba-se intru invatä-türi (Cod. Vor. 3, 13). printru (mit prin wechselnd wie intru mit in (s. dort), dintru mit din) (eig. = in — hin) = durch: trecänd printr un codru intime cos (Gast. b. 350, 28). Badiu nalt si sub-tirel | par' cä-i tras printr' un inel (Doine, 90, 1). arom. (pitu, pritu, prit, pit): Gione traptu pitu 'nel, mult e musat tiner (Petr. Mostre II, 107, II, 5). va so n trek pitu amare (= übers Meer) (Ar. II, 49, 5). printre = zwischen — hin(durch): me uit printre gard (Cr. IV, 66, 10). si o iea de-a curmezis: | de la nori cätre soare ] printre lunä si luceferi (Cr. IV, 36, 14). tre-cend cu dänsa printre sträji (id. 78, 11). deülarä printre arme (Vlach. nuv. 204, 14). Lat. per, das ursprünglich die Durchdringung im Baume ausdrückte, schwächte sich im Rumänischen immer mehr zu der Bedeutung „ auf" ab (s. unter pe I b), die Geltung „durch" hat es nur in wenigen Ausdrücken bewahrt (s. unter pe I a). in den weitaus meisten Fällen wurde es zum Ausdruck dieser Beziehung mit in oder intru zusammengesetzt (s. oben). Diese beiden letztgenannten Präpositionen deuten dabei an, daß sich die Handlung des Verbums im Innern von etwas abspielt. — 601 — während per — pe in diesen Kompositionen prin und printru allmählich soweit verblaßte, daß es nur noch die Bewegung in der Längsrichtung von etwas (deutsch: „hin") bezeichnet. Nach dem Muster von prin (printru), das bereits urrumänisch sein muß, da es in allen Dialekten vorkommt, wurden dann andere Zusammensetzungen mit pe gebildet und zwar immer, um anzudeuten, daß eine Bewegung in der Längsrichtung stattfindet. Im Dkr. sind diese Bildungen wiederum viel häufiger als in den Dialekten. Im Lateinischen finden sich außer einem, vielleicht verderbten Beleg für „perin" keine mit per zusammengesetzten Präpositionen: Brunihildis vero saepius ac perin die (den Tag hindurch, den Tag über) peiora subministrabat (Gest. Franc. 38, in Wölfflins Archiv V 366\ Auch die romanischen Sprachen bieten nur ganz gelegentlich etwas Vergleichbares: ital.: una voce per entro le fronde gridä (Dante, Purg. 22, 140). span.: habiendo andado una buena pieza por entre aquellos castanos = nachdem er ein gutes Stück zwischen jenen Kastanien hingegangen war (Don Quij. 1, 20) (M.-L.. Gr. III, 162). b) Pe drückt eine unbestimmte, nicht näher bezeichnete Lage oder Bewegung in Raum oder Zeit aus; deutsch: umher, herum, ungefähr: Si cänd pe aproape de miezul noptei = und als es so nahe um Mitternacht herum ist... (Cr. IV, 76,14). Iar de-o fi vre-o reutate | ti o trimite, bade, carte j pe de laturi, | cu banaturi | in mijloc, | parä de foc (Doine, 298, 8). altrum.: iaste pre dea mai su|s de Tutova = er ist oberhalb (herum) von Z. (Iorga, Doc. I, 39, Nr. 53, 7; a. 1621). Pe de-asupra ochilor | Trasä-i peana corbilor (= so über den Augen) (Doine, 300, 12). Pre de cäträ (wohl nur altrumänisch): cä oste no sänto pre de cäta Suceava = denn es sind keine Heere um S. herum (Iorga, Doc. I, 33, 2; a. 1616); dann auch übertragen = um: sä n avet nece o grije pre de cäträ noi = daß ihr keine Sorge um uns habt (id. 32, 42, 5). — 602 — 603 — Pe din Jos de ochisori | rumeorii obräjori | sint tocmai ca doi bujori (Dorne, 300, 14). Asearä nserai pe coastä | pe din sus de casa noastä (id. 142, 3). Päeurariu suera rässuerä, pe dincolo de mare (Gast. b. 343, Descäntec de obrintit, 1) (= irgendwo jenseits des Meeres). cu ghiga pe dupä gät —mit der Kapuze so hinten am Halse herum (Gast. b. 258, 24). El cineazä dupä masä | eü suspin pe dupä casä! (Dome, 379, 30). Bate-me, Doamne. sä zac j intr'o grädinä cu mac | cu mändra pe dupä cap; (Strig. 82, 1). pe la: örtlich: si 1' ii purta cu nasul pe la soare = und du wirst ihn mit der Nase ungefähr nach der Sonne zu tragen (Cr. IV, 58, 23). ce vä stau cam pe la spate = die euch ungefähr im Rücken stehen (Gast. b. 316, 1). s? ajungem si sa nseräm | pe la bordeele noastre (id. 337, 58). altrum.: multu am inblat pre la toti basii si la cei veziri (lorga, Doc. I, 13, 10, Anf. 17. Jahrh.). arom.: di Ii mpprtsuts pi la bprbäts (Ar. II, 144, 84, 18 . zeitlich: Cind or fost pä la luvat, | pärinti nu 1-0 läsat (AlexicT, Texte 173, 5). pelacäntatul cocosilor = um den Hahnenschrei (Cr. IV, 39, 4). si pe la räsärit de soare a plecat la vänätoare (Gast. b. 311, II, 13). Cändu-i pe la B oboteazä (= wenn es um das Dreikönigsfest ist) (Strig. 279,3). S" astä noapte pe la doi (= gegen 2 Uhr) j am trecut pe längä voi (Doine, 508, 4). pe lingä: esia pe afarä si plängea, ca o nebunä pe längä päreti (= und weinte wie eine Wahnsinnige an den Wänden umher) (Vlach. nuv. 14, 14). Cäte flori pe längä mine (= so um mich herum) | toate vreau a mea peire (Dorne, 408, 5). arom.: fumealile vrem s le adutsem | pi ningo noi s np le aveni (Ar. II, 166, 96, 36). pe sub: Cäte sate-s pe sub munte | ca la noi nu-s fete multe (Gast. b. 309, 1). ear pe sub noi se facuse baltä == aber (so) unter uns entstand eine Pfütze (Cosb., Vers, si Prozä. 113, 11). arom.: pri sum lok askumtp (Jb. II, 190, 84). prin: örtlich: incepe a bojläi prin toate buruienele = er beginnt in allen Kräutern herumzutappen (Cr. IV, 77, 8). vestit prin meleagurile aceste = berühmt in dieser Gegend herum (id. 61, 23). Da ce cauti prin aceste locuri (ich 350, 32). altrum.: se nu invätu voi inntre oameri si priin case (Cod. Vor. 19, 6). ei au luat tot prin munte (= in den Bergen umher) pänä la Cämpul Lungu (lorga, Doc. I, 5, X, 6). arom.: Tsi gaste aistp di tine, tsi te avdu tru tute dzu-lele aurli prin pozare (Ar. II, Nr. 118, 7). meglen.: Aciü j paciü | pri cupaciü | gilngar | mingär prin pimint (Papah., Rom. din Megl. Ii). zeitlich: s'a urdit prin luna August in mijlocul lefe-giilor invinsi o conjuratiune (Sl. Fr. III, 285, 12). Ostirea polo-nezä va porni cam prin August (id. 362, 16). printru (mit prin der Bedeutung nach übereinstimmend): altr.: si sä jurarä, cum nu numai inaintea judecätorilor, sau cäträ alti oameni, ce si pentr' alte täri cä 1 vor mär-turisi cum iaste Vasilicu nepotul lui Dispot (ca, 1650, Gast. a. 144, 25). arom.: fis-fis prit tufis; dzeu-dzeu prit gubzeu (Jb. II, 187, 49). printre: Cä-i un popä printre bradi | si cununa nentre-bati (Doine, 131, 21). Printre ite si fustei | paste-o scroafä cu purcei (Strig. 204, 11). altrum.: si printre aceaste dealure multe, sant sate dease si frumoase (1660—80, Gast. a. 178, 18). Zur Erklärung dieser Verwendung von rumänisch „pe*: ist am besten vom Lateinischen auszugehen. In Sätzen wie: Per herbas aggestumque fron dem prostraverunt corpora = überall auf dem Rasen und dem aufgehäuften Laube legten sie die Leichname nieder (Curt. 8, 10, 17). Unguentatus per vias, ignave incedis (Plaut. Caz. 2, 3, 24) (bei Forcell. IV, 569) hat das lateinische per die doppelte Funktion, die Verbreitung im Räume (überall) und die Lage an einem Orte i — 604 — — 605 — (auf) zu bezeichnen. Im Rumänischen hat sich per = pe, pre in dieser prägnanten Bedeutung nicht gehalten. Entweder hat es den Begriff der Verbreitung verloren und bezeichnet einfach die Lage an einem Orte (s. unter „pe" I b) oder es tritt vor Adverbien (s. unter pe I c) und Präpositionen des Ortes, um deren Bedeutung zu verallgemeinern, ihnen den Begriff der Verbreitung in Raum oder Zeit hinzuzufügen. Wenn nun aber die Lage oder Bewegung eines Gegenstandes ganz allgemein, mit der Möglichkeit der Verbreitung (auf, in, über, unter, neben u. s. w. etwas anderem) angegeben wird, so ist es unbestimmt, wo dieser Gegenstand sich eigentlich befindet, Auf diese Weise kam pe dazu, vor allem eine unbestimmte, nicht näher definierte Lage oder Bewegung in Raum oder Zeit, anzudeuten. Feste Regeln lassen sich hier schwer geben; in vielen der angeführten Beispiele vertritt pe noch mehr den Begriff der Verbreitung, in den weitaus meisten dagegen den Begriff des Unbestimmten; in wieder anderen hat es sich, wie es scheint, soweit abgeschwächt, daß es nur den adverbialen Charakter der betreffenden Wendungen hervorhebt; dahin gehören etwa Fälle wie die folgenden: pe de: Pe de-o parte ti vine a ride si pe de alta iti vine a 1 plinge (Cr. IV, 56, 9). Da de cinä ce-mi vei da? ; — castraveti ca iedera, | pe de asupra (= obendrein) gurita, j sä-ti direagä inima! (Doine, 165, 7). pe din: incuind usa pe din afarä = die Tür von außen verschließend (Cr. IV, 62, 24). Arestantii din camerile de sus se inchiserä pe din läuntru (Vlach. nuv. 194, 10). pe lingä: Pe längä lemnul uscat, arde si cel verde == neben trockenem Holz brennt auch das grüne (Gast.b. 373,19). altrum.: cursemu pre läingä u ostrovü = wir kamen an eine Insel (Cod. Vor. 87, 6). arom.: sedzü pe ningp npsp = er setzte sich neben sie (Ar. II, 254, 4). pe sub: am aflat pe subt minä = ich habe unter der Hand erfahren (M. Sg. 9, 4). Vai de mine, ce-am ajuns! | sä iubesc pe sub ascuns! (Doine 179, 1). Im Lateinischen oder den romanischen Sprachen kommen hierher gehörige Zusammensetzungen mit per nicht vor; die Entwickelung dieses Gebrauches fällt also ganz in rumänische Zeit. Im Aromunischen und Altrumänischen sind die Beispiele noch verhältnismäßig selten; am beliebtesten sind die Kompositionen mit pe in der dakorum. Volkssprache. IL Zusammensetzungen mit pe in übertragener Bedeutung. Pe lingä. 1. Pe lingä steht im Sinne des deutschen „nächst" zur Bezeichnung der Reihenfolge: fortareta......, care pe längä Hu st siOradea-Mare forma cheia Ardelului = die Festung . . . . die nächst Hust und Großwardein den Schlüssel Siebenbürgens bildete (SI. Fr. III, 33, 3). 2. Pe linga steht im Sinne des deutschen außer: pe längä aceste se mai adäuga = außerdem kam noch hinzu ......(SI. Fr. III, 112, 3). promitändu-i pe längä Domnia lui de acum si pe a Munteniei (id. 155, 7). altrum.: pre läinga mine Dumnezei striini sa n' aibi = du sollst keine andern Götter neben mir haben (Gast, a. 33, 1, Paliea de Orästia 1581). Auch diesem Gebrauche (sub 1 u. 2) liegt die Vorstellung der Lage neben etwas zu Grunde, woraus sich ohne weiteres die Bedeutungen „nächst, neben, außer" ergeben. 3. Pe lingä entspricht dem deutschen „trotz" oder „bei" in konzessivem Sinne: si acestea fura plini de osteneli, si trudä cu lucru mult pe längä hranä putinä si slabä (= mit viel Arbeit bei wenig und schlechter Nahrung) (Gast. b. 358, 26). pe längä toatä insistenta amicilor sei politici, n' a vrut se revina asupra abzicerii sale (= trotz alles Drängens seiner Freunde) (Trib. Nr. 46, 1902, 1, 4 Sp.). cä Sultanului ii este pe längä tötä buna-vointa (= selbst beim besten Willen) peste putinta sä cumpere pacea cedänd teri (SI. Fr. III, 415,26). Pelingä bezeichnete auch hier ursprünglich nur, daß zwei Umstände neben einander vorhanden sind; da dieselben ihrer — 606 — Bedeutung nach einander entgegengesetzt sind, übersetzen wir im Deutschen pe lingä hier mit dem adversativen „trotz". Prin (Printru). Prin (printru) wird instrumental gebraucht und zwar sowohl zur Bezeichnung des Mittels und "Werkzeugs wie der Mittelsperson; deutsch: durch: Gerilä potopea padurile prin ardere (Cr. IV, 59, 2). Atunci ei indatä o domolirä prin cele-lalte vorbe ce ü invätase sarpele (Gast. b. 356, 3). ironia celor -lalti bine inteles, cä sfärsia prin a'l intreba .... Delavr. Trub. 11, 8). sä te conving prin mii si mii de dovedi (M. Sg. 2, 25). a preferit a sili Clujul prin bombar-dare, prin mine si prin föme sä capituleze (SI. Fr. III, 73, 12). prin steaoa ce s'au aratat si prin Proroci intelegänd ca sau näscut imparatul Hristos (Gast. b. 332, Irozi 7. Ebenso printru: numai dacä, printr'o minune, uar fi fost asa de ingastä.....(Delavr. Paraz. 206, 2). o primejdie care numai prin o pace seriösä ori printr' un seriös res-boiü ar pute sä fie inläturata (SI. Fr. III, 590, 24). dacä apoi din Viena i s'ar fi cerut fie chiar si numai printr' un copil de Tigan (id. 9, 12). altrum.: prin: Darä pren ce (== wodurch) ne vamu ispäsi? — Pre in credinta dereaptä (Catechismul 1607, Gast, a. 40, 35). sä nu sä opreascä oamenii si negutätorii prin pari si pren datorii (Iorga, Doc. I, 2, IV, 5). printru: pentr' aceasta simtü arätati feciorii lui Dumnezeu si feciorii vrajmasului = dadurch sind offenbar gemacht die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels (ca. 1618, Gast, a. 49, 6). de va peri numai o oae pentru negrija ta (= durch deine Sorglosigkeit) (Bianu-Hodos, Eibl. I, 112, 1) (1640). Anm. 1. Aus der instrumentalen Auffassung heraus erklärt sich auch prin (printru) in folgenden Fällen: a) in modaler Verwendung: a scäpat prin ascuns din Ardel (= er entkam heimlich aus Siebenbürgen (SI. Fr. III, 18, 19). Ibrahim-Pasa a primit, prin urmare (= folglich), insärcinarea.....(id. 49, 11). — 607 — ß) prin(tru) zur Bezeichnung des Urhebers (beim Passivuni) im Altrumänischen: unulü cu tatälä, pre in eine toate fäcute sänt (Cor., Caz. 1580(?), Gast, a, 32, Glaubensbekenntnis, 6). Nu stiti ca veinrerea mare eu ma rästigniiu priintru voi (= daß ich von euch gekreuzigt wurde) (Gast. a. 9, 6; Leg. Dumin. 1550—1600). Anm. 2. Als bloße Verstärkung des einfachen pi ist dagegen das aromunische pitu = „bei" nach Verben des Schwörens aufzufassen: Pitu cosite 'Ii m 'am giurata = bei ihren Zöpfen habe ich geschworen (Petr. Mostre II, 109, 7). Dieses instrumentale prin (printru) erklärt sich leicht aus der unter I a) angeführten Bedeutung ===== durch. Das Mittel wird als ein Gegenstand vorgestellt, durch den man hindurchgehen muß, um zu seinem Ziele zu gelangen. Dieselbe Vorstellung findet sich im Lateinischen und Romanischen, die ganz entsprechend hier das einfache per verwenden: lat. statuerunt injurias per vos ulcisci, Cic; per indutias spem pacis deeipere alqm., Cic; per senatus consultum, Sali. (Georges IL 1387) (cf. Diez, Gram. 891, M.-L., Gram. III, 504). y) Anhang. Lebendige Kompositionen, deren erstes Glied nicht „de" oder „pe" ist. 1. in de im Sinne des deutschen „unter einander", ..gegenseitig": Ne-am prieepe n de noi plänsul, — j eu — cenusä, el — seäntei, (Vlach., Poez. 10, 1). Si din ceasul acela, aü ineeput a vorbi ele in de ele (Cr. IV, 26, 19). altrum.: ca aveti parä in de voi (Gast. a. 46, 33). cät ei in de ei s'au fost täind (Gast, a. 192, 11). in bezeichnet hier die Bewegung „nach — hin", de die Bewegung „von — her", beide sind mechanisch nebeneinander gestellt, um den Begriff des Gegenseitigen anschaulich wiederzugeben. Im Lateinischen und in den anderen romanischen Sprachen ist eine solche Zusammenstellung unmöglich. 4 — 60S — 2. in spre zur Bezeichnung der Richtung oder Bewegung auf etwas zu; deutsch; auf—zu: a) örtlich: care venea inspre dänsii (Cr. IV, 42, 27). si incepurä a säri inspre mine (Delavr. Truh. 26, 4). linia de demarcatiune inspre Moldova si Muntenia (Sl. Fr. III. 638, 11).' b) zeitlich; deutsch: „gegen": deatrimitepesoliimunteni inspre sfirsitul campaniei acasä (Sl. Fr. III, 463, 15). inspre hat nichts zu tun mit der bereits im Vulgärlateinischen vorkommenden Zusammensetzung insuper; das vorgesetzte in hat nur den Zweck, eine Verstärkung des Begriffes „nach — hin" herbeizuführen. Anm. Eine ganz ähnliche Bedeutung hat das nachgesetzte „in" in der nur aromunisch vorkommenden Zusammensetzung kptro n= „nach, zu": ko mine va s fug kotrp n Soruno = ziehe jetzt nach Saloniki (Ar. II, 78, Nr. 49, 14). III. Kapitel. Die uneigentlichen Präpositionen. Afarä de (din). I. Örtlich: a) Afarä din (de) bezeichnet die Bewegung aus etwas hinaus; deutsch: aus (von)— hinaus; auf die Frage wohinV: Ean esi maic, afar' din sat (Dome, 65, 1). afarä de aici. numai'decät! = sogleich hinaus von hier (M. Sg. 10, 27). Mit pinä verbunden: petrecu pe corb pänä afarä din oras (Ispir. Leg. 116, 29). altrum.: cela carele pre voi amü adus afarä de in Eghipet (Gast. a. 4, 16, Levit. 1560). arom.: OKela hrisusitp isi npfparp de amare (Ar. II, 232, 13). istr.: ontrat Ii sa prospit tsikini fpre din hrast (Jb. 1, 132, Nr. III, 6). b) Afarä de (din) bezeichnet die Lage außerhalb von etwas; deutsch: außerhalb; auf die Frage wo?: hotäririle — 609 — Liate afarä de Seraiü (Sl. Fr. III, 204, 17). ca in timpul acesta fostul Voivod sä se stabilescä afarä de Viena (= Aufenthalt nehmen außerhalb Wiens) (id. 329, 14). Ii sä cade |(k a s^ socoti de pe atuncea afarä din lume (= sich als außer- halb der "Welt stehend anzusehen) (Gast. b. 151, letzte Z.). Afarä entspricht hier ziemlich genau dem lateinischen foras, das in derselben Bedeutung auf die Frage wo? oder wohin?, sowohl als Adverbium, wie als Präposition verwendet wurde: zu a): i foras mulier (Plaut. Cas. 2, 2, 34); ire hinc | foras, Ter.; ea tabes si foras corporis prospiravit (Apul. apol. 50). ; zu b): foras cenare (Petr. 30, 3); extra urbem et foras | portam loca sunt, in quibus truncantur capita damnatorum ! (Hier, in Matth. 27, 33) (bei Georges I, 2609). — In vulgär- lateinischer Zeit trat an Stelle des einfachen foras die Zu-; sammensetzung adforas, worauf das rumänische afarä (de) der ; Form nach zurückgeht. Die romanischen Sprachen haben das einfache foras oder andere Komposita desselben in derselben * Bedeutung bewahrt (cf. Diez, Gr. 899; M.-L., Gr. III, 295). | Anm. Afarä wird bald durch de, bald durch din mit | dem folgenden Worte verknüpft. Beide scheiden sich in der Weise, daß der Regel nach de vor Adverbien und in den Fällen unter b), din nur in den Fällen unter a) (außer vor Adverbien) steht. Ausnahmen kommen aber auf beiden Seiten ; vor, man sagt auch: eu sint afarä din oras (neben: eu sint ! afa ra de oras) (Scurtu), andererseits begegnet afarä de für J afarä din bisweilen im Altrumänischen: petrecändu noi toti cu muerile si cu feciorii päinrä afarä de cetate (Cod. Vor. 25, 8). Der Unterschied zwischen din und de ist klar; dieses bezeichnet nur die Trennung „von etwas weg" entsprechend / der unter „de" Ia behandelten Verwendung, jenes die Be- wegung „aus etwas hinaus" (s. unter den Kompositionen mit i I a)- Im älteren Rumänischen kommt auch afara c. Gen. nach Art der substantivischen Präpositionen vor: goniiä h päinrä afara cetatiloru (Cod. Vor. 76, 4). carbi acmu ardea si präda targul de den afara cetätii (Gast, a. 361, 6. Z. v. u.). Weigand, 10. Jahresbericht. :-;n — 610 — II. In übertragener Bedeutung: a) Afarä din bezeichnet in wenigen festen Wendungen das Überschreiten eines Maßes; deutsch: über: visitatorii s'au sporit afarä clin cale === die Besucher haben sich übermäßig vermehrt (SI. Fr. III, 268, 24). care me supera afarä din seamin = der mich übermäßig (ohne Gleichen) ärgert (M. Sg. 16, 7). b) Afarä de steht im Sinne des deutschen „außer", lat. praeter: si mar erau afarä de acesta täiate si drumurile (== außerdem) (Si. Fr. III, 7, 13). ce are, afarä de palaturi, sute de mii de taleri in bani gata (M. Sg. 86, 1). altrum.: si nemicä afarä nu gräescü de cealiea ce prorocii disera (Cod. Vor. 79, 12). Dieser übertragenen Verwendung liegt die örtliche Vorstellung „ außerhalb " zu Grunde. — In derselben übertragenen Bedeutung findet sich foras in den romanischen Sprachen (cf. Diez, Gr. 899). Afarä de kommt also in folgenden Bedeutungen vor: 1. = aus — hinaus; daraus hervorgegangen: = über (vom Maß); 2. = außerhalb; daraus hervorgegangen: = außer (Ausnahme). Aläturea cu (aläturi cm aläture de). I. Örtlich: Aläturea bezeichnet die Lage oder Bewegung neben etwas; deutsch: neben, neben — her, neben — vorbei: Apoi sedu aläturea cu ia si 'ncepu a doini incet (Conv. lit. IV, 309). si furca cädu aläturi cu ea (Emin. nuv. 9, 9). Arä badea cu plugul | Aläturea cu drumul (Strig. 63, 1). Eu me duc uritul vine | tot aläturea cu mine (Doine, 447, 5). altrum.: luat-au pre domnü de o parte, aläturea cu dänsulü mergändü (Gast. a. 334, 22, Grecean, Cronica, 1700). II. Ubertragen; und zwar: a) im Sinne des deutschen neben = außer: Corespondenta urmatä prin ascuns, pe care Curtea din Viena o intretinea aläturea cu cea oficiala cu Lordul Paget (SI. Fr. III, 578, 25). i \ Vi !,, — 611 — b) in Wendungen wie: aläturea cu adeverul — die Wahrheit umgehend, von der W. abweichend, aläturea cu dreptatea, aläturea cu legea u. s. w. Or putea gasi epistolele mele proste, nesarate . . . ., dar nici odata nu le vor putea gäsi aläturi cu adeverul (Ghica 90 bei Tiktin, Wb. 41). Aläturea (aläturi) in örtlichem Sinne entspricht der form und der Bedeutung nach einem lateinischen „ad + latera (lateri)" = „an der Seite", das bereits im nachklassischen Latein im Sinne von „neben" verwendet werden konnte: ad latera cauri circias flare solet (Vitr. 1, 6, 10 im Thes. 1. lat. I, 525); auch andere romanische Sprachen knüpfen zum Ausdruck des Begriffes „neben" in ganz ähnlicher Weise an das lat. latus an: alt frz.: deleiz le roi s'est Rollan acontez (Roh 1227, bei M.-L., Gr. III, 162); lez le costet (Roh 41). prov.: latz e latz de Jaufre (Diez, Gr. 894). In den beiden unter II angeführten übertragenen Verwendungen ist die Grundbedeutung „neben" noch klar zu erkennen: In dem Falle unter a) stellt man sich vor, daß die beiden Korrespondenzen wirklich Örtlich „neben" einander an ihr Ziel befördert werden, und den unter b) gegebenen Beispielen liegt der (euphemistische) Gedanke zu Grunde, daß alles, was sich „neben" der Wahrheit, dem Recht, dem Gesetz befindet, sich nicht mit diesen Dingen deckt, nichts mit ihnen zu tun hat. Anm. 1. Die Präposition cu, durch die aläturea mit dem folgenden Worte verknüpft wird, hebt hervor, daß zwischen den (beiden) in Rede stehenden Dingen oder Personen eine gewisse Gemeinschaft, ein Zusammensein besteht; dies tritt besonders hervor, wenn cu von aläturea getrennt vor dem regierten Worte steht, wie dies bisweilen in Volksliedern vorkommt: A cädut si mäna mea | cu pägän aläturea! .... (Baiada: Movila lui Burcel, bei Hasdeu, Et. in. rom. 691). Ahnlich wie bei fatä (cu) kann an Stelle des cu auch de treten: 39 * — 612 — — 613 — Alaturi de versurile lui Alexandri sant alte doua versuri (Cosbuc, Vers, si Prozä, 146, 2 v. u.). Anm. 2. Aläturea cu (de) ist synonym mit lingä; dieses ist allgemeiner: = „neben, an, bei" (s. dort), jenes, seiner zusammengesetzten Form entsprechend, präziser: = „neben, an der Seite von". Aproape de. Aproape de bezeichnet die Lage oder Bewegung in der Nähe von etwas, oder die Bewegung in die Nähe von etwas; deutsch: nahe (an), nahe bei; und zwar: a) rein örtlich: Sar pune pe o ramurea | aproape de casa mea (Doine, 451, 5). lacrlmile le picuraü, una dupä alta, in cärtile deschise pe cari le tineaü aproape de virful nasului (Delavr. Paraz. 301, 1). altrum.: iuö e aproape de cetatiea Lasi'eei = wo es nahe der Stadt Lasea ist (Cod. Vor. 85, 3). cä era o besereca aproape de sveta Sofia (Gast, a, 60, 23, Moxa, Chronic). meglen.: Tela lant für, cari ra cola prppi di uräciü scuns si dusi (Papah., Rom. din Megl. 26, 5). istr.: prope de = nahe bei (Iv. 5, Grt. 39, 40 N. I). b) in bildlichem Sinne: a putut sa ne ducä aproape de ruinä (Vointa nat. 23. Febr. 1902, p. 1 Sp. 5). altrum.: Chiliile......manastirii, unele s' aü surpat, altele era apröpe de surpat (= dem Einstürzen nahe* (Hasdeu, Et. m. 1376). Aproape de entspricht seiner Bedeutung nach genau dem lateinischen prope = „nahe", das bereits in klassischer Zeit in Verbindung mit ab auch als uneigentliche Präposition gebraucht werden konnte: zu a): In Italia bellum tarn prope a Sicilia, tarnen in Sicilia non fuit (Cic. 7. Verr. 2. sub fin). zu b): Prope abest ab infirmitate, in qua sola sanitas laudatur (Auct. dial. de Orat. 23) (bei Forcellini, Lex. V, 928). Im Vulgärlateinischen trat dann an Stelle des einfachen prope das zusammengesetzte adprope, dem das rumänische aproape | auch der Form nach entspricht: mansionem adprope ipsam j lona quam Lupus quondam tenere visus fuit (bei Pard. 300, anno 642) (in Wölfflins Archiv V). — Im Französischen und Provenzalischen finden sich zum Ausdruck des Begriffes „nahe" ebenfalls die Fortsetzungen des lateinischen prope (propius) oder adprope: prov.: prop de Mauretainha. afrz.: aprop si = chez soi, nfrz.: proche de la ville, proche le palais (neben pres, aupres de) (Diez, Gr. 896). Anm. Das verknüpfende de hat hier seine gewöhnliche Bedeutung = „von, von — her, von — aus"; „aproape de casa mea" heißt also eigentlich: „nahe", von meinem Hause aus gerechnet (betrachtet). * Dincoace de und dincolo de (arom. dinaparte de). I. Dincoace de entspricht dem deutschen „diesseits", auf die Frage wo? oder dem deutschen „über — herüber", auf die Frage wohin?: acestia ii cedeza dincoace de Nipru Kievul si Kaniovul (Sl. Fr. III, 391,11). oaia zbearä res-zbearä dincoace de mare (Gast. b. 343, 11) (== diesseits des Meeres). arom.: Diiikoä de kasa atseä gaste np gprdinp (Ar. IL 246, 4). iL Dincolo de entspricht dem deutschen „jenseits" auf die Frage wo? oder dem deutschen: „über — hinüber" auf die Frage wohin?: pänä ce scäpata dincolo de muche, in valea ceealaltä (Vlach. nov. 25, 7). cä Moscovitii si-aü retras trupele auxiliare dincolo de Nipru (Sl. Fr. III, 385, 26). ei steteaü dincolo de Dunäre = sie standen jenseits der Donau (id. 49, 26). arom. di]naparte de: Naparte di lai amare | n alpvdaro np musato = jenseits des schwarzen Meeres lobte man mir ■<4^y eine Schöne (Ar. II, 8, Nr. 6, 1). Dinaparte di amare | s treatse s np kprvane = jenseits des Meeres zieht eine Karawane (id. 88, Nr. 59, 3). Das aromunische (di)näparte würde etwa einem lat. *(de) in illa parte = „auf jene(r) Seite" entsprechen. Ahnliche — 614 — — 615 - Wendungen im Sinne von „jenseits" sind bereits aus dem späteren Latein überliefert (für das Romanische s.Diez, Gr. p. 896): de illa parte Sequanae (Capit. Gar. 100, 12), in alterum rluvii latus (pass. S. Genesii 3, 561, 37) (bei Thielmann, uls, trans und ultra, Wölfflins Archiv IV, 387). Din jos de und din sus de. 1. Din jos de bezeichnet die Lage oder Bewegung unter-nalb von etwas; deutsch: unterhalb: Mai din jos de vadul lui | e loan (Gast. b. 325, 5). Aleargä din jos de moarä | si mi aiä nasip in poala (Doine, 232, 3). IL Din sus de bezeichnet die Lage oder die Bewegung oberhalb von etwas; deutsch: oberhalb: a sosit la Gliniani, depärtare de patrn öre din sus de L emberg (Sl. Fr. III, 367, 4). altrum. in sus de: de undc-i zic baia Hunod ])änä la Bran in sus de Brasov deabiia sant 40 de mite de loc de lung (Gast. a. 178, 15).' Auch das Französische verwendet deorsus (afr. jus) und sursus (sus, audessus de) zum Ausdruck der Begriffe „unterhalb" und „oberhalb" (Diez, Gr. 898). Anm. 1. Nicht mit in sus de ist in susul mit Genitiv zu verwechsein, das sich in der Bedeutung „aufwärts" im Altrumänischen hndet: cel ce in susulü apii (= stromaufwärts) in silä cät poate caicul urneaste (Gast. a. 327, versu 1). Fata cu (de). Fata cu (de) bezeichnet die Lage oder Bewegung gegenüber von etwas; deutsch: gegenüber; und zwar: a) in rein Örtlichem Sinne: L'a pus fata cu ea (Dame, dich I, 14). Oder mit Umstellung: S'oi sta cu dumnedeu fata (Doine, 409, 14). Bisweilen auch verdoppelt: fatän fatä cu: Si nici apa nu me lasä | sä hu cu el fatä 'n fatä (id. 280, 5). b) in bildlichem Sinne, zur Bezeichnung des Benehmens oder Handelns einer Person gegenüber einer anderen: veti plati cu capul obräznicia ce ati intrebuintat fata cu mine (Cr. IV, 73, 5). in toatä purtarea ei, fatä cu Radu, punea un fei de cäldurä (Vlach. nuv. 17, 7 v. u.). raporturile ei de 1 apropiere fatä de Francia (Trib., XIX, Nr. 55, 1, 3, Sp. 9). Hieraus entwickelte sich: a) fatä cu im Sinne von feindlich „gegen": nu se m-tentiona nici un fei de ostilitate fatä deAustria (Sl. Fr. III, 24, 2). Din opositiune fatä cu regele lor (id. 17^, 11) ß) fatä cu im Sinne des deutschen: „im Vergleich zu": omni acesta este fatä cu mine mult mai tiner = dieser Mensch ist im Vergleich zu mir viel jünger (Scurtu). „Eu stau fatä cu el" heißt eigentlich: ich stehe, das Gesicht mit ihm, ch h. ihm zugewandt; wenn man aber das Gesicht jemandem zugewendet hat, so steht man ihm „gegen-; über". Das Französische drückt den Begriff „gegenüber" auf ganz ähnliche Weise aus durch sein „en face de". Der Grundbegriff „gegenüber" ist auch bei den unter b), a) und ß) angeführten Verwendungen natürlich noch deutlich zu erkennen: Zwei Personen, die gegen einander kämpfen, feindlich ifpfc gegen einander auftreten wollen, müssen sich zunächst „gegen- über", stehen. Ebenso müssen zwei Dinge> die mit einander verglichen werden sollen, zuerst einander gegenübergestellt werden. Anm. 1. Fatä kann durch „cu" oder „de" mit dem folgenden Worte verknüpft werden. Jenes bezeichnet die Gemeinschaft von zwei Dingen oder Personen und scheint mehr im Königreich Rumänien üblich zu sein, dieses bezeichnet den Ausgangspunkt (= von — aus betrachtet) und wird vor allem in Siebenbürgen gebraucht. inainte de. inainte de (auch nainte de, ainte de (altr.) und mai nainte' j|v bezeichnet die Vorzeitigkeit; deutsch: „vor" (auf die Frage wann?): inainte de pornire trebue sa mearga calul tau si cu turturica mea (Cr. IV, 81, 20). Ei nu dejuneaza färä mine si nenea Zaharia nu iese in ainte de dejun (Caragiale. teatru 109, 1). — 616 — Sehr häufig in der Wendung „inainte de toate" = „vor allem, besonders" (vgl. lat. ante omnia, Liv. u. A. bei Georges I, 426\ care om nu tine la viatä innainte de toate? vCr. IV, 23, 14). Mit dem Infinitiv: inainte de a merge mai departe (M. Sg. 6, 26). mal nainte de a fi recurs la fortä SI Fr. III, 107, 20). altrum.: inntelesa amii ainte de tocmela lumiei Cod Vor. 143, 3>. sti tatäl vostru, ce varä trebui ainte incä de cersatul vostru (Gast, a, 54, 11, Evangh. cu tälc, 1619). de in tatäl näscut mainte de toate veacure (id. 32. cred. crest Z. 4, Coresi, Caz. II, 1581). de va hi mai nainte de vähodul cel mare (Gast, a. 161, 6, Pravila de Targ., 1652). Im Aromunischen findet sich „nainte de" und im Istrischen monce^de zi = vor Tag (Jb. I, 152, X, 7). """"" inainte (de) mit seinen Nebenformen knüpft seiner Etymologie nach an das lateinische Adverb ante = „vorher, früher, eher" an (inainte < in + ante, mainte berhalb) Douro (Michaelis, Wb. 662). II. Asupra bezeichnet eine Bewegung uvon oben oder von unten her) auf etwas; deutsch: auf, über: provisiunea de fainä, clin care fie-care caiaret a luat asupra sa un sac (SI. Fr. III, 377, 17). acea ingrijire plinä de gingäsie, ce ai reversat asupra mea (M. Sg. 3, 20). S 'asupra noastra anü pustil trec, ränduri-ränduri (Vlach. Poez. 7, 4). aruncau tötä vina asupra Voivoduliu (SI. Fr. III, 16, 2\ m am plecat asupra raesei. teiul isi incovoaie crengile asupra casei. tin ml na asupra focului (Scurtu). altrum.: nevoia ce va veni si scädena asupra oameni-lorü (Bianu-Hodos, Bibl. rom. I, 157, 8) (a. 1646). Auch in dieser Verwendung ist asupra, wie die Beispiele zeigen, nicht volkstümlich, sondern mehr auf die literarische Sprache beschränkt. Supra und super finden sich im Lateinischen bereits in derselben Bedeutung, ebenso deren Ausläufer in den romanischen Sprachen: lat.: nec exissent unquam supra terram, Cic; (Georges II, 2663); alii super aiios ruentes. 4 Qen. (Georges II, 2629). * ital.: porre la niano sopra la tavola; saltare sopra a una tavola = auf einen Tisch springen (Rigut.-Bulle 809). prov.: jurar sobre sans = auf die Heiligen schwören, frz.: cela roule sur la tote; s' appuyer sur un bäton. span.: subir sobre asno (Diez, Gr. 897). portg.: tomar sobre si = auf sich nehmen (Mich. Wb. 662!. III. Die unter I und II angeführten Verwendungen ven asupra haben sich nach zwei Seiten hin weiter entwickelt: a) asupra findet sich in übertragenem Sinne: und zwar: a) nach Ausdrücken der Herrschaft oder Überlegenheit zur Bezeichnung der Person oder Sache, auf die sich die Machtwirkung richtet; deutsch: auf. über vmit Akkusativ, auf die Frage wohin?): & drepturile Imperatului asupra corönei Ungare (Sf Fr. III, 105, 9). voiesc se iei o putere absoluta asupra ef (M. Sg. 31, 5). vecinicul seu control asupra pänei si asupra vinului. a lemnelor, a sarii si asu]>ra candelelor ie. 65, 22). — 620 — ß) asupra nach Begriffen des Sagens und Denkens zur Bezeichnung der Person oder Sache, über die man sich äußert, über die man nachdenkt u. s. w.; deutsch: über (mit Äkk.): Ea doru ntreg le arätä | si-asuprä-i chibzuira (= und sie dachten nach über ihn) (Familia 38, 115, 3. Strophe). Impro-vizatii epigrame, aprecieri asupra paturilor simäncärilor (Cosb., Vers, si Prozä 145, 7 v. uA te-ai lämurit (= aufgeklärt) asupra averil si asupra fam i Ii ei omului? (M. Sg. 39. 11). altrum.: si päraia tare asupra lui (Gast, a. 351, 30). Der Zusammenhang dieser Fälle mit den unter I und II besprochenen rein örtlichen ist ohne weiteres klar. Im Lateinischen ist super (mit Abb' wenigstens für den unter ß) angeführten Fall schon sehr gebräuchlich: zu ß): lat.: hac super re scribam ad te. Cic; super urbe curas Hör. (Georges II, 2628). ital.: pensare sopra una cosa. frz.: disputer sur une question. span.: disputarse sobre una cosa (Diez 897). portg.: escrever, disputar sobre alg. c. (Michaelis 662). zu frz.: regner sur une nation; avoir de l'influence sur quelqu un (Sachs-Vil. 1, 1482). Anm. Wie die gegebenen Beispiele zeigen, gehört auch diese Verwendung von asupra nur der literarischen Sprache an; volkstümlicher ist für den Fall unter ß) despre (s. dort). b) asupra zur Bezeichnung der Richtung; und zwar: a) in feindlichem Sinne: = gegen, auf (=los): si laträ asupra tuturor (= er bellt alle an) celor ce vreau sa sa atingä de averile lui ((Gast. b. 358, 32). cum a lui sotie intr' atät tiranä asuprä'T sä fie (id. 363, 12). Calul atunci dä nävalä asupra ursului (Cr. IV. 16, 17). altrum.: i au surpat asupra lor (Gast. a. 70, 6). Bisweilen auch mit Umstellung: Intälegänd Stefan Vodä cä adeverat Radul Vodä cu oastea sa ii vine asupra (Ureche, Letop. ca. 1625, Gast. a. 72, 14). Auch das einfache supra findet sich altrum. in diesem — 621 — Sinne: cänd sa apropiia supra mea fäcätorii de rau (Gast. a. 247, Ps. 26, 2, a. 1680). (Vielleicht auch hier asupra zu lesen.) ß) rein örtlich = neutral: = nach — zu, nach — hin Calea Bucurestilor | asupra Scäenilor (= nach Scäeni zu) I mare pulbere zärea (Gast. b. 300, Mihnea Vodä 52). din cänd in cänd o privire repedita asupra profilului unei copile zimbitoare (Emin. nuv. 98, 14). spänul repede isi atinteste privirile asupra lui Harap Alb (Cr. IV, 47, 4). altrum. auch zum Ausdruck der Bewegung nach etwas hin: Tigru aceasta curge asupra Asäri'ie Efratu aceasta curge asupra Indiei si a Persädei (Gast. b. 61, 35). In diesen beiden Verwendungen hat asupra dieselbe Bedeutungsentwickelung genommen, die bereits bei der verwandten Präposition spre (s. dort) besprochen wurde, nur daß asupra heute meist in feindlichem Sinne, spre nur noch in rein örtlichem Sinne gebraucht wird. — Es handelt sich in den beiden Fällen unter d) und ß) um eine Richtung oder Bewegung in der Horizontalebene; die rein horizontale Vor-i Stellung ist dabei aber verloren gegangen; man stellt sich entweder den Ausgangspunkt oder den Zielpunkt als hoher vor, sodaß an Stelle der wagerechten Linie eine „von oben nach unten" oder auch „von unten nach oben" geneigte tritt. Meist handelt es sich wohl um die erstere Auffassung; so denkt man bei der Richtung oder Bewegung in feindlichem Sinne wohl an ein Herabstürzen (nach Art eines Raubtieres) von oben nach unten, ebenso wird bei der Richtung in rein örtlichem Sinne der Ausgangspunkt als erhöht vorgestellt. Bisweilen findet sich aber auch asupra, w^enn eine Bewegung von unten nach oben vorliegt: a inota asupra apei = gegen den Strom schwimmen (Tiktin, Wb. 118). Bereits in vulgärlateinischer Zeit finden sich Belege, daß (das oft mit supra verwechselte) super zur Bezeichnung der Richtung verwendet wurde: zu d): si levavi super pupillum manuni meam (lob. 31. 21). zu ß): super mortuum (= ad cadaver) non ingredietur (Num. 6, 6; bei Forcell. V, 749, Vul-gata). In den übrigen romanischen Sprachen werden dann — 622 — die Ausläufer von super und supra ganz allgemein in diesem Sinne verwandt; s. Diez 897, M.-L. Gr. III 482, 491. IV. Im Altrumänischen findet sich asupra auch in der Bedeutung „über — hinaus"; statt asupra mit dem Genitiv wird in diesem Falle die Form asupra de verwendet: si inrema se inralti asupra de ceriu (Gast, a. 54, 21; a. 1619). Daneben auch pre asupra de: Ca se luo mare cuviintä a ta pre asupra de ceriu (Cod. Schei. VIII, 2). Aus dieser örtlichen Verwendung erklären sich zwei übertragene Bedeutungen von asupra (de), die sich ebenfalls nur altrumänisch finden: a) asupra in komparativischem Sinne: = „über", „in höherem Maße als": iarä nu mai mare asupra celor-1' al ti apostoli (Gast. a. 330, 22, a. 1699) = aber nicht größer als die anderen Apostel. b) asupra im Sinne von „außer": asupra de aceea voiu intorce fata mea in aleanul vostru (Gast. a. 4, 27, Levit. a. 1560). asupra de aceia (Mscr. ca, 1569. H. C. I, 8; bei Tiktin. Wh. 119). In der unter IV angegebenen Bedeutung „über — hinaus" knüpft asupra ohne weiteres an das Lateinische an, wo sich supra bereits in demselben Sinne findet: attolli supra ceteros mortales (Plin.) (Georges II, 2663 . Diese Bedeutung („über — hinaus") konnte leicht auf Fälle wie die unter a) und b) angegebenen übertragen werden, da es sich hier ebenfalls um ein Hinausgehen über eine Grenze allerdings in übertragenem Sinne, handelte; das Lateinische sowohl wie die anderen romanischen Sprachen bieten hier Vergleichbares: lat, zu a): es tu super omnes beatus, Plin. ep. zu b): super ceteros honores, L^v.: super haec = außerdem (Georges II, 2629). ital.: zu a): l'amava sopra la vita sua, zu b): sopra Ia malattia ancora Ia fame. frz. zu a): sur tonte chose. span. zu a): me costö sobre cien reales (Diez, 897). — 623 — portg. zu a): e sobre minhas forcas; estar sobre alg. (= jem. überlegen sein). zu b): sobre isto = außerdem (Michaelis 662). Da diese unter IV. angeführten Verwendungen, in denen sich übrigens auch prespre (s. dort) findet, auf das Altrumänische beschränkt sind, so ist es wohl möglich, daß wir es trotz der Übereinstimmung mit dem Romanischen mit direkten Anlehnungen an slavische Vorlagen zu tun haben. — Das nachfolgende „de" der Form asupra de ist ebenso wie bei inainte de und mai presus de als „de" comparationis aufzufassen. Asupra kommt im ganzen also in folgenden Verwendungen vor: I. = über, örtlich, auf die Frage wo? IL = über, örtlich und übertragen, auf die Frage wohin? davon abgeleitet: asupra zur Bezeichnung der Richtung oder Bewegung; und zwar: a) in feindlichem Sinne = gegen, auf—los. b) in örtlich-neutralem Sinne = nach — zu, nach —hin, III. (altrum.) — über — hinaus (örtlich); davon abgeleitet: a) = mehr als, über. b) = außer. De-alungul. De-alungul bezeichnet eine Bewegung in der Längsrichtung von etwas; deutsch: längs, entlang: lau arunca ochii tei tot de-alungul celei väi (Iarn., Varia, 1, 147). mie insa trecea cäte un fior rece d'alungul spinärei (Delavr. Paraz. 294, 12). De-alungul zidurilor, imprejmuitoare mergean cäräruse pe coasta dealülui (Emin. nuv. 95, 5). Die Bedeutung von de-alungul erklärt sich leicht aus seiner Etymologie: < (de) adlongum. Man geht „längs" einer Mauer z. B., indem man an ihrer langen Seite (adlongum) hingeht. Ganz dieselbe Auffassung liegt dem deutschen „längs" und „entlang", und aus dem Gebiete der romanischen Sprachen dem französischen „le long de" zu Grunde: Chevauchant vont le long dun val (Ren. 23674) (Tobler, Beitr. II, 167). — Über — 624 — das voranstehende „de" ist bereits bei den Zusammensetzungen mit de unter I d) gehandelt worden. In ähnlicher Weise werden auch die der Form nach verwandten Bildungen de-a curmezisul und de a latul (== „quer über", „quer durch", resp. „der Breite nach durch") gebraucht: inaintea mea d'a curmezisul carärii inguste, vedui des-lusit, cum ve ved pe voi acum, doue ghiemuri cu tort inver-tindu-se pe loc (Delavr., Trub. 25. 22). De-asupra. Deasupra bezeichnet die Lage über etwas; deutsch: über: Ca eu de te voi uita | sä me uste Precista | ca firutul paiului de-asupra fumariului (= über dem Rauchfang) (Dome, 527, 15). deasupra capuluT meü ved o multime nenume-ratä de vezute si de nevezute (Cr. IV, 55, 22). zid, In care veghea, de asupra unel candele fumegände, icoana imbrä-catä in argint a maicei durerilor (Emin. nuv. 4, 5). altrum.: Si acolo deasupra SiretuluT (= über dem Seret) la movila cea mare a Tecuciului au odihnit trii zile (Gast. a. 71, 36; ca. 1625). Bisweilen findet sich altrum. auch einfaches de supra: si despärti apele ce era de suptü tärie dela cealea ce era de supra täriei (Gast. a. 34, 7 a. 1582). Das Meglenitische verwendet disupra di: disupra di uräciü, tundi arä, ve un deal nalt = über dem Ackerbauer, wo er pflügte, war ein großer Berg (Papah., Rom. din Megl. 26. 2 . Dieses deasupra, desupra ist durch Vorsetzung von de in rumänischer Zeit aus dem einfachen asupra. resp. supra gebildet wrorden. De erklärt sich dabei in derselben Weise, wie das bei den Kompositionen mit de unter I